Der verschwundene „Kirchhof“ Hs.Nr. 29 in Rotham
von Claudia Heigl
In Rotham waren seit Urzeiten drei Höfe vorhanden. Als der sog. "Kirchhof" 1842 zertrümmert wird, werden auch die Gebäude des Hofes komplett abgetragen.
Heute erinnert nichts mehr von der Existenz dieses alten Bauernhofes.
Der Kirchhof in Rotham hatte die Hs.Nr. 29
Die Zahlen auf den Flurstücken sind die Hs.Nr. des jeweiligen Hofes zu dem sie gehörten.
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermssungsverwaltung München, Bayernatlas
Die Sölde in Rotham gehörte zum Einzugsgebiet des Domkapitel Augsburg und wurde ursprünglich den Steinacher Burgherren Warter von der Wart als Lehen verliehen.
14411 verkaufen Wolfgang, Jörg, Christoph, Max und Wandula von der Wart die viertel Sölde in Rotham an das Gotteshaus St. Michael in Steinach. Diese Sölde war ein Erbstück der Mume sel. Katharina Witwe des Leopold von Buchberger. Von da ab wird der Hof auch als „Kirchhof“ bezeichnet.
Familie Krapf und Hien
1449 kommt die Familie Krapf (weitere Schreibweisen Khrapf, Kropf, Chropf) auf den Hof, der die nächsten 300 Jahre in der Familie bleiben sollte 2.
14583 nimmt Linhard Krapf (auch Kropf) vom Augsburger Probst ein Viertl Bau zu Lehen, das von Hansen Pauerl herkommt. Dieser Linhard (Liendl) Krapf liefert 1471 auch zusammen mit seinem Nachbarn Andre zu Rotham 14 Hennen und 3 Hähne zu den domkapitlischen Mahlzeiten nach Straubing, die dort jährlich abgehalten werden.4
15365 finden wir einen Ulrich Krapf in den Steuerbüchern.
15716 führt ein Hans Krapff von Roitham, zusammen mit dem Straubinger Bürger Peter Stainhover und ihren Gesellen, diverse Handelsfuhren durch und zahlen hierfür in Straubing Steuern. Neben Getreide, Flachs, Schmalz ist die Hauptware vor allem Salz was sie befördern. Die Salzlieferungen in das salzlose Böhmen ist eine sehr lukrative Einkommensquelle. Das Salz kommt donauaufwärts mit den Schiffszügen und wird in Straubing zwischengelagert. Von dort fahren es Händler nach Böhmen und verdienen damit ein Vermögen. (Siehe hierzu auch "Der Salz-Fuhrhandel" .)
15847 versteuert "Hans Chropf" und seine Gesellen nochmals 50 Scheiben Salz im Mautamt Bogen und 15878 finden wir ihn erneut im Steuerbuch des fürstlichen Kastenamts Straubing.
1579 wird der Hof in Rotham im Sal- und Urbarsbuch wie folgt beschrieben9:
Hanns Kropf hat innen ein viertl Bau vermög eines Erbbriefes, von weilandt Georg Erber Pfarrer zu Steinach, Steffan Pielsteiner und Hanns Prikhel, Kirchbrosten daselbst. Im Jahr 1449 verfertigt. Ist ein durchgehender Erbbrief zu solchem Viertl Bau gehört eine hölzerne Behausung, ein Stadl mit einer Tenne, Stall und ein Backofen, alles mittelmässig erbaut.
Hans Kropf besitzt außerdem noch einen Acker mit 65 Bifang im „Pruckfeld, der an die Pabst Bruck stösst“ und sieben Tagwerk Wiese in der „Praittenwißsstatt“ bei Pellham.10
161811 wird ein Melchior Kropf als Bauer auf dem Hof in Rotham verzeichnet.
Um 1630 stirbt der Bauer und hinterlässt neben der Witwe Maria drei unmündige Töchter: Eva, Barbara und Maria. Die Witwe Maria Kropf heiratet den Bärnzeller Bauern Andreas Söldner und verkauft den Hof in Rotham an Wolfgang und Elisabeth Fläckl von Pellham um 1400 Gulden. Neben der Witwe bekommen ihre drei Töchter davon zusammen 900 Gulden und ein Georg Kropf zu Unterparkstetten (wahrscheinlich ein Bruder des Melchior Kropf) 200 Gulden 12.

Sechs Jahre später ist Wolfgang Fläckl bereits gestorben. Sein Tod könnte mit dem ersten Einfall des Schwedenheeres, das von November 1633 bis April 1634 unsere Gegend gewütet hat, zu tun haben. Denn Wolfgang Fläckl war noch 600 Gulden vom Kaufpreis schuldig und zu diesem Preis, gibt nun seine Tochter Eva, verheiratet mit Georg Stubenhofer von Gschwendt, den Hof in Rotham 1636 wieder an die Familie Kropf zurück. Die Mutter Maria Söldner und ihre Tochter Maria Kropf übergeben daraufhin den Hof an ihre Tochter bzw. Schwester Eva13. Durch die schwedischen Verwüstungen lagen viele Höfe verödet da und hatten nur noch einen Bruchteil ihres Wertes.

Eva Kropf ist mit Michael Hien von Gschwendt verheiratet. Das Ehepaar hat acht Kinder, von denen vier das Erwachsenenalter erreichen:
- den Hoferben Andreas Hien
- Georg Hien heiratet 1666 in den Resch-Hof in Oberniedersteinach Hs.Nr. 10 ein
- Maria Hien (*1640) heiratet 1661 Johann Rothamer, Bauer in Agendorf Nr. 38 (heute Kettl)
- Anna Maria Hien (*1652) heiratet 1674 Georg Bründl vom Nachbarhof in Rotham Nr. 33
Am 10. März 1678 übernimmt Andreas Hien den Hof in Rotham von seiner verwitweten Mutter Eva14. Der älteste Sohn hatte bereits 1658 die Münsterer Bauerstochter Katharina Sieber geheiratet und war bis 1668 als Bauer in Münster Nr. 3 ansässig. Von ca. 1670 bis zur Übernahme des elterlichen Hofes in Rotham bewirtschaftete er einen Hof in Thalstetten.
Andreas Hien war dreimal verheiratet und hatte aus diesen Ehen insgesamt 13 Kinder die bekannt sind. Viele Hien-Nachkommen aus unserer Gegend stammen von ihm ab.
- Maria oo 1686 Adam Huber, Bauer in Wolferszell Nr. 13
- Michael (1662-1663)
- Margaretha (*1664) 3 x verheiratet, Bäuerin in Pellham Nr. 28 (heute Mandl)
- Georg (*1665)
- Ursula (*1666) heiratet 1697 Wolfgang Grimm, Bauer in Steinach Nr. 30
- Agatha (*1668)
- Georg (*ca. 1672) , Hoferbe in Rotham
- Adam (*ca. 1675) heiratet 1699 in den Riedl-Hof in Agendorf Nr. 38 ein (heute Kettl)
- Johann heiratet 1695 die Bauerswitwe Schmidbauer Maria von Wolferszell Nr. 13
- Barbara (*1678) heiratet 1713 den Bauern Thomas Ecker von Unterzeitldorn und 1716 in 2. Ehe Jakob Brunner
- Anna (*1680)
- Christoph (*1681), übernimmt 1707 den Hof in Pellham Nr. 27 von seinem Vater
- Thomas (*1683) heiratet 1708 Eva Häberl, Tochter des Georg Häberl, Schlossbauern (Vorsteher vom Gutshof) und wird Tagelöhner in Steinach
Am 22. November 169315 übergibt Andreas Hien den Hof in Rotham an seinen Sohn Georg aus zweiter Ehe und erwirbt dafür den Hof in Pellham Nr. 27 (heute Wolf). Georg vermählt sich mit der Bauerstochter Maria Söldner von Bärnzell. Aus der Ehe gehen acht Kinder hervor, von denen bei vier der weitere Lebensweg bekannt ist:
- Maria (*+1696)
- Maria Eva (+1697)
- Ursula (*1699) heiratet 1719 den Bauern Johann Dirnfellner von Hundsschweif
- Georg (*1701)
- Walburga (*1706) heiratet 1727 den Bauern Nikolaus Luttner von Hagnzell Nr. 13
- Johann Georg (*1709) heiratet 1738 die Berghof-Erbin Walburga Mühlbauer
- Katharina (*1712)
- Jakob (*1716), Hoferbe in Rotham
1737 übernimmt Sohn Jakob Hien den Hof. Der Hoferbe heiratet zunächst die Wirtstochter Cäcilia Walchshauser von Zinzenzell. Als diese mit nur 26 Jahren stirbt nimmt er 1740 die Bauerstochter Margaretha Namer von Weiher zur Frau.
Von zwei Söhnen aus dieser zweiten Ehe sind die weiteren Lebenswege bekannt:
- Jakob (*1746) heiratet 1770 die Hoferbin Katharina Aman von Neudau. Nach dem Tod seiner Ehefrau nimmt er 1772 die Bauerstochter Anna Maria Wenninger von Geltolfing zur Ehefrau. Die Hien von Bielhof und von Neudau stammen von ihm ab.
- Kaspar übernimmt den Hof in Oberharthof
Die Ära der Familie Bogner
Ca. 1750 verkaufen Jakob und Margaretha Hien ihren „halben Hof“ in Rotham an Mathias und Maria Bogner und erwerben dafür den ganzen Hof in Oberharthof.
Während ganze Höfe in unserer Gegend ca. 100 Tagwerk Grundbesitz umfassten, hatten die „halben Höfe“ nur etwa die Hälfte. Dies war also eine Verbesserung für die Familie Hien.
Die Herkunft von Mathias und Maria Bogner konnte bisher nicht nachgewiesen werden.
Sohn Mathias Bogner heiratet 1774 die Steinacher Bauerstochter Walburga Geiger. Das junge Paar übernimmt den Geiger-Hof in Steinach Nr. 27 von den Eltern bzw. Schwiegereltern. 1787 bekommt Mathias auch seinen elterlichen Hof in Rotham von seiner Mutter übergeben und die Familie zieht nach Rotham, bewirtschaftet aber den Steinacher Hof ebenfalls weiter.
Das Paar hat sieben Kinder die alle das Erwachsenenalter erreichen und größtenteils in Bauersfamilien der Umgebung einheiraten:
- Anna Maria (*1774) heiratet 1802 den Nachbarn Andreas Foidl von Rotham
- Anna Maria (*1776) heiratet 1800 den Steinacher Halbbauern Joseph Waas (Hs.Nr. 55)
- Maria Walburga (*1779) heiratet 1808 den Halbbauern Sebastian Hien von Steinach Nr. 29
- Joseph (*1781) übernimmt 1800 den Bauernhof Nr. 27 in Steinach
- Mathias (1784-1803). Der junge Mann stirbt mit knapp 19 Jahren und war wohl als Hoferbe für Rotham vorgesehen gewesen.
- Maria Magdalena (*1789) heiratet 1817 den Söldner Joseph Schirmbrand von Agendorf Nr. 39 (heute Leibl)
Die jüngste Tochter Maria Theresia (*1792) übernimmt 1820 den Hof in Rotham und geht eine Ehe mit dem Bauerssohn Anton Wolf von Kruckenberg ein. Die Ehe bleibt kinderlos und 1838 verkaufen beiden den Kirchhof um 5.450 Gulden und erwerben hierfür ein Haus in Straubing.

Der Kirchhof wird zertrümmert
Käufer des Besitzes sind Peter und Walburga Bayer. Peter stammte ursprünglich aus Zachersdorf und kaufte 1828 den Pfarrhoftrakt in Sossau von Florian Gierl, nachdem er vorher in Edersdorf bei Schwarzach ansässig war16.
Bereits vier Jahre später, am 05.04.184217 verkauft Peter Bayer die Hofstelle des „halben Kirchhofes“ Hs.Nr. 29 in Rotham, zusammen mit 20 Äcker und Wiesen von insg. 33,85 Tagwerk, an den Nachbarn Johann Rothamer. Dieser bricht die Gebäude ab und übernimmt die Grundstücke in seinen Besitz.
Die Eheleute Walburga und Peter Bayer gehen als Wirtsleute nach Oberparkstetten.
Der uralte Hof in Rotham verschwindet von der Karte und die Hs.Nr. 29 wird vorerst aufgelöst.


Die alte Karte von 1827 überlagert mit dem Baubestand (grau) von 2018
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermssungsverwaltung München, Bayernatlas
Beim Verkauf behält sich Peter Bayer etwa 25 Tagwerk an Grundbesitz zurück. Ca. 1850 errichtet er auf seinem Acker beim Schwarzholz ein neues Wohnhaus mit Stall, Stadel und Schupfe, dass wieder die Hs.Nr. 29 (Familie Handwerker) erhält und trotz der 2 km Entfernung zum Weiler Rotham gezählt wird. Siehe hierzu „Schwarzholz“.
Quellen:
1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B157, Sal- und Stiftbuch der St. Michaels-Pfarrkirche in Steinach mit Abschriften der Kaufbriefe u.a. Urkunden der Kirche undatiert (Mitte des 16. Jg., Besitzvermerk der Pfarrei Steinach von 1618) mit Nachträgen bis Ende 18. Jh. (Anm: vor 1572), fol. 28 Urkunde Nr. 16
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 70
3 BayHStA München, Kurbayern Äusseres Archiv 4777, Salbuch Domkapitel Augsburg 1458, S.66 und 67
4 Jahresbericht des historischen Verins f. Straubing und Umgebung 64 Jhg. 1961, S. 27 Domkapitlische Mahlzeiten in Straubing
5 BayHStA, GL Straubing 22 „Anlag Register von den Hofmarchen auf den Kasten Straubing gelegent“ 1536
6 StA Landshut, RMA Straubing Rep. 197-2 Nr. 4793 Hauptmautamtsrechnung Straubing 1571
7 RMA Straubing Ämterrechnung Nr. 1781 Mautamt Bogen 1583
8 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des fürstl. Kastenamts Straubing 1578
9 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 70
10 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 48, 69
11 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B157, Sal- und Stiftbuch der St. Michaels-Pfarrkirche in Steinach mit Abschriften der Kaufbriefe u.a. Urkunden der Kirche undatiert (Mitte des 16. Jg., Besitzvermerk der Pfarrei Steinach von 1618) mit Nachträgen bis Ende 18. Jh
12 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P45, fol. 7‘ Kaufbrief von 1630
13 StA Landshut, Regierung Straubing A3983, Michael Hien, Bauer zu Rotham, gegen das Kastenamt Straubing bzw. Georg Brindl, Bauern ebenda, wegen Blumbesuchs für einen ganzen Hof, in der Akte Übergabebrief des Khropf-Hof in Rotham vom 29.03.1636 an Eva Hien
14 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P64 Briefprotokoll 1678-1681, fol. 33', Verteilung vom 10.03.1678
15 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P 68, fol. 366 Übergabebrief vom 22.11.1693
16 Fendl Edda; Der historische Ortskern des Klosterdorfes Sossau, 2010, S. 87
17 Landshut, Rentamt Straubing B131, Umschreibbuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf 1814 – 1843, lfd.Nr. 79
Weitere Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster Agendorf 17/2-6, 17/2-10, 17/2-14
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach
Kindlasberg
ältere Schreibweise: Cullinzgsperg, Chundlingsperg, Kundelsperg, Khindlasperg
weitere Schreibweise: Voitlberg, Foierlberg
von Claudia Heigl
Als 1029 der Sohn des bayerischen Herzogs Heinrich II - Bruno Bischof von Augsburg - das Gut Straubing dem Domkapitel Augsburg vermacht, gehört neben der Stadt Straubing, die Dörfer Steinach und Agendorf, die Bruckmühle, die Weiler Pellham, Rotham und Hoerabach, der Berghof, der Sackhof und auch der Kindlasberg zu diesem Besitz.
1535 verkauft das Domkapitel die Rechte an der Stadt Straubing und div. Güter, u.a. auch von dem Dorf Agendorf und Kindlasberg, an Herzog Ludwig X. von Bayern. Seitdem wird der Grundbesitz vom Kastenamt Straubing verwaltet und als als "propsteiische Güter" bezeichnet.
Ortskarte von 1938
Quelle: Vermessungsamt Straubing, Agendorf Nr. 174f
Der Bauernhof auf dem Kindlasberg
Bei dem Hof auf dem Kindlasberg handelte es sich um einen Einödhof auf einem höhergelegenem Plateau an der Landstraße zwischen Agendorf und Mitterfels.
Um 13241 wird "Cullinzgsperg" erstmals urkundlich erwähnt. Ein Hertwich Curtz hat vom Augsburger Domkapitel eine halbe Hube als Lehen erhalten.
14442 besitzt ein Ruger Chundlingsperger auf dem Chundlingsperg und dessen Hausfrau Barbara und Erben .. eine ganze Hube Baues zu Chundlinsperg, hergekommen von Andre dem Churtzen, nun gebaut auf dem Chundlinsperg. Er zahlt an Martini 1/2 Pfund 20 Pfennige an den Probst.
14583: Vayd Kündlinsperger hat den Hof vom Probst von Augsburg zu Lehen genommen

Curia auf dem Kündlasperg Vayd Kündlasperger
nun Jörg, darüber Hans [als Nachträge]
[Nachtrag] Erhart Foierl halben Hof, Paul sein Son auch halben Hof
Item Vayer (durchgestrichen, darüber als Nachtrag Hans) Kundlinsperger hat zu Lehen genomen vom Probst von Augsburg ein ganze
Hub Baus zu Chulenperg mit aller Zugehörung herkomen von Andre dem Curzen
und nu gepaud wird auf dem Kündlingsperg, davon sol er järlich dienen Martini
Quelle: BayHStA München, Kurbayern Äußeres Archiv 4777, fol. 64', Salbuch des Domkapitel Augsburg 1458 mit Nachträgen bis 1534
Der Ursprung der Familie Foierl bzw. Foidl auf dem Kindlasberg?
Die Schreibweise "Vayer", für den Vornamen Veit, lässt die Überlegung zu, ob nicht etwa der später Familienname "Voyerl" sich hiervon ableitet. Die nachfolgenden Generationen waren Nachfahren des "Voyerl" und hängten eigene Vornamen daran. Der Herkunftsort Kindlasberger wurde weggelassen.
Damit würden alle Foyerl/Foidl auf diesen "Vayer Kindlasberger" zurückgehen. Neben dem bis heute gebräuchlichen Familiennamen Foierl, hat sich in den verschiedenen Familienzweigen die Schreibweise des Namens in Foidl verändert.
Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts wird der Kindlasberg in den Kirchenbüchern auch als "Voitlberg" bezeichnet, als Hinweis auf die Familie Foierl/Foidl.
15294 werden auf dem Kundelsperg zwei Anwesen genannt:
Ein Paul Foierl gibt bei seinem Gut auf dem Kundelsperg als Wert 21 Pfund Pfennige an und zahlt dafür an Steuer 5 Schilling 18 Pfennige.
Ein Erhart Foierl besitzt ein kleineres Gut mit einem Wert von 8 Pfund Pennige und zahlt 2 Schilling 4 Pfennige an Steuer.
15785 besitzt ein Andreas Feurl auf dem Kindlasperg einen Hof mit einem Wert von 30 Pfund Pfennige. Als Dienstboten werden ein "Pub" und ein "Dirndl" mit aufgeführt.
15796 wird in einem Salbuch der gleiche Andre Feürls auf dem Kindlsperg genannt, der aufgrund eines alten Kaufbriefes aus dem Jahr 1497, der sich auf Erbrecht lehnt, den Hof besitzt. Zu dem Hof gehört eine hölzerne Behausung, ein Stadel mit einer Tenne, Stall und ein Backofen, alles mittelmässig erbaut. Davon zinst er an den fürstlichen Kasten Straubing jährlich mit 4 Pfund 20 Pfennige.
15997 besitzt ein Sebastian Feürl den Hof auf dem Khindlasperg, der mit einem Wert von 75 Pfund Pfennige angegeben wird. Er zahlt 3 Pfund 6 Schilling Pfennige an Steuer. Dazu besitzt er 2 Rößer, 2 Kühe und 1 Jungrind.
16028 besitzt ein Thomas Luettner einen ganzen Erbrechtshof auf dem Khindlasperg. Er dürfte die Witwe des Sebastian Feürl geheiratet haben.
1630 und 16329 wird Michael Foyerl (Foidl) von Khindlasperg als Bürge genannt. Hier handelte es sich mit ziemlicher Sicherheit um einen Sohn des o.g. Sebastian Feürl.
Zerstörung des Hofes durch die Schwedischen Soldaten
Im November 1633 fällt das schwedische Heer von Regensburg kommend in unsere Gegend ein, belagern Straubing und vertreiben und plündern die Landbevölkerung. Am 22. November 1633 wird Straubing zur Kapitulation gezwungen und nur durch eine hohe Lösegeldzahlung von der Plünderung und Zerstörung verschont. Auch im Kloster Oberalteich beziehen mehr als 1.000 Reiter ihr Quartier, von wo sie aus die nächsten Monate die Landbevölkerung terrorisieren, bis sie im April 1634 wieder abziehen.
Der Hof auf dem Kindlasberg wird von den Soldaten komplett zerstört und liegt die nächsten Jahre völlig verödet da10.
Michael Foyerl, der 1630 und 1632 als Bauer auf dem Kindlasberg genannt wird, scheint den Überfall der Schweden überlebt zu haben und heiratet wahrscheinlich die Witwe Barbara seines Halbbrudern Thomas Luttner jun. Dieser war als Bauer in Agendorf (Hs.Nr. 38, heute Kettl-Hof) ansässig. Michael Foyerl bewirtschaftet dann dessen Hof in Agendorf.
Als er am 15.11.1640 stirbt, vermählt sich die Witwe 1641 mit Melchior Dellinger (Döllinger). Fünf Monate später stirbt auch Barbara Dellinger. 1643 verkauft Melchior Dellinger den Agendorfer Hof an Georg Schäffler und zieht mit seiner zweiten Ehefrau wieder auf den Kindlasberg. Der Hof auf dem Berg dürfte inzwischen wieder aufgebaut worden sein. Seine vier Kinder kommen ab 01.05.1644 dort zur Welt. Als seine zweite Ehefrau Anna Dellinger 1651 stirbt, wird sie als „Bäuerin im Voitelhof“ bezeichnet.

Melchior heiratet 1651 ein drittes Mal und hat aus dieser Ehe nochmals zwei Kinder. 1654 verkaufen er und seine dritte Ehefrau den Hof um 175 Gulden an Mathias und Margaretha Prem11, die dafür ihren Hof in Wolferszell hergeben.

Sieben Generationen der Familie bleiben auf dem Kindlasberger-Hof, auch wenn sich durch Heirat die Familiennamen ändern in Schütz und Kaiser.

Der Hof auf dem Kindlasberg erhält die Hs.Nr. 47 und gehört zur Steuergemeinde Agendorf
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas, Uraufnahme 1827
Am 18.06.1873 verkaufen schließlich Joseph und Katharina Kaiser den 80 Tagwerk großen Hof um 14.900 Gulden an Georg und Katharina Tremmel von Loitzendorf.

Am 17.07.1890 verkaufen Xaver und Franziska Miedaner den Hof mit 73 Tagwerk Grund an Wolfgang und Barbara Wanninger von Janahof bei Cham.

Sohn und Schwiegertochter Joseph und Therese Wanninger behalten den Hof nur sechs Jahre. Am 28.04.1898 erwirbt ihn ein Andreas Pummer, der ihn am 19.06.1899 an Joseph und Margaretha Scheubeck von Buchhof weiterverkauft.

1919 übernimmt ihn Sohn Joseph Scheubeck und 1956 dessen Tochter Barbara Scheubeck, die sich mit Karl Bucher vermählt.
Der Einödhof wird von der Familie verkauft und auf der Fläche 1981 die Standortmunitionsniederlage 661/4 Steinach-Agendorf der Graf-Aswin-Kaserne errichtet, die am 30.09.2001 wieder aufgelöst wird.
Die Einöde Kindlasberg wird als Gemeindeteil aufgehoben und die Ortsbezeichnung nicht mehr geführt.
Heute ist das ehemalige Munitionsdepot wieder Privatbesitz.

Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas, Luftbild 2019
1 Jahresbericht des Hist. Vereins für Straubing u. Umgebung, Band 8. Jhg. 1905, S.44 Rechte und Besitz des Domkapitels Augsburg in und um Straubing am Anfang des XIV. Jahrhundert, f. 14b (um 1324)
2 Jahresbericht des historischen Vereins f. Straubing u. Umgebung, 65. Jhg. 1962, S. 45 Straubinger Salbuch des Augsburger Domkapitels von 1444, fol. 39b
3 BayHStA München, Kurbayern Äußeres Archiv 4777, Salbuch Augsburg von 1458, fol. 64'
4 StA Landshut, Landschaft Unterlands (Rep.186) Nr. 1180 III, Steuerregister über die Hofmarken im Rentkastenamt Straubing 1529
5 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1578
6 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, B39 „Register des Saal- und Urbarsbuch über die Probsteiischen Lehensgüter beim churftl. Kasten Straubing, 1579“, fol. 79
7 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B101, Steuerbuch des Kastenamt Straubing 1599
8 BayHStA Kurbayern Geh. Landesarchiv 1198, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibungen des Kurpfalzbayrischen Landgerichts Straubing 1478-1640, fol. 378’
9 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P45, fol. 137 Bürgschaftsbrief vom 07.12.1630 und StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P47, fol.61 Bürgschaftsbrief über 100 R vom 16.11.1632
10 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B90, Schmalzbuch des Kastenamts Straubing 1641-1650 und Salbuch der Pfarrei Steinach erstellt von Pfarrer Kasper Neumiller am 06.01.1648 (J.Schlicht Straubinger Tagblatt v. 23.10.1882, Nr. 43)
11 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P55, fol.103 Kaufbrief vom 14.03.1654
Weitere Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17-2/7 Umschreibehefte Agendorf 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17-2/10 Umschreibehefte Agendorf 1859-1894
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17-2/14 Umschreibehefte Agendorf 1894-1960
Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach
Detaillierte Angaben zu den Familien liegen im Archiv für Heimatgeschichte Steinach und können dort eingesehen werden.
Die Besitzer der Haus Nummer 17 - Herrnberger
Bachstraße 4 in Steinach
(Rest des ehemaligen Dietl-Hofes)
von Claudia Heigl
1900 wird der ehemalige 100 Tagwerk große Dietl-Hof in Steinach komplett zertrümmert.
Übrig bleibt die Hofstelle am südlichen Rand von Steinach. Diese wird 1902/1903 nochmals in drei Parzellen aufgeteilt - Stadler, Loichinger/Neumeier und Herrnberger.
Franziska Hartberger war die Witwe des Müllers Alois Hartberger von Aichmühl bei Steinach. 1895 heiratete sie den Schmiedssohn Karl Herrnberger von Wolferszell.
Um 1902 verkauft Franziska Herrnberger die Aichmühl und erwirbt hierfür am 07.01.1902 das Wohnhaus des ehemaligen Dietl-Hofes.
Ihr Sohn Ludwig Herrnberger lässt sich zunächst als Wirt in Puchhof nieder und übernimmt dann 1938 mit seiner Ehefrau Maria das Haus in Steinach, dass er zu einem Wirtshaus mit kleiner Krämerei umfunktioniert.

1963 übernimmt Sohn Erwin Herrnberger das Wirtshaus von seiner Mutter. Nach dessen frühen und plötzlichen Tod im Jahr 1977 wird das Haus veräußert.

Das Herrnberger-Wirtshaus um 1956
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Ausschnitt aus einer Luftaufnahme

Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-7, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 - 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-11, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 65, 1906 - 1960
Die Besitzer der Haus Nummer 17 1/2 - Stadler
Bachstraße 5 in Steinach
(Rest des ehemaligen Dietl-Hofes)
von Claudia Heigl
1900 wird der ehemalige 100 Tagwerk große Dietl-Hof in Steinach komplett zertrümmert.
Übrig bleibt die Hofstelle am südlichen Rand von Steinach. Diese wird 1902/1903 nochmals in drei Parzellen aufgeteilt - Stadler, Loichinger/Neumeier und Herrnberger.
Josef Stadler stammt vom Geiselhöring und war, bevor er um 1900 als Schweizer auf den Steinacher Gutshof kam, auf dem Gut in Eglsee tätig.

Josef Stadler (1863-1935) als Oberschweizer im Sommer 1915 auf den Steinacher Gutsweiden
Bild: Nachlass Ludwig Niggl, Steinach
Josef Stadler (1863-1935) mit Ehefrau Kreszenz, geb. Berger (1862-1948) mit ihren Kindern
Sophie Berger (*1888) und Josef Stadler (*1898) und Maria Stadler (*1894)
Bild: Familie Stadler, Steinach

1927 übernimmt Sohn Josef Stadler jun. (1898-1967) das Anwesen. Josef Stadler war, wie sein Vater, ebenfalls als Schweizer im Schlossgut tätig.
Er und sein Vater erweitern durch Zukäufe vom Gutshof die Hofstelle.
1935 baut Josef Stadler jun. den Stadel mit Hochtenne (damals eine Besonderheit) und verlegt den Stall in den Stadel. Den alten Stall reißt er ab und baut auf den Fundamenten 1947 ein neues Wohnhaus.

Das 1947 neu erbaute Wohnhaus
Quelle: Familie Stadler, Steinach
rechts das Stadler-Anwesen mit dem Stall und Stadel mit Hochtenne
Quelle: Auszug aus einer Ansichtskarte von 1956
Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-7, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 - 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-11, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 65, 1906 - 1960
Die Besitzer der Haus Nummer 17 1/3 - Neumeier
Straubinger Straße 9 in Steinach
(Rest des ehemaligen Dietl-Hofes)
von Claudia Heigl
1900 wird der ehemalige 100 Tagwerk große Dietl-Hof in Steinach komplett zertrümmert.
Übrig bleibt die Hofstelle am südlichen Rand von Steinach. Diese wird 1902/1903 nochmals in drei Parzellen aufgeteilt - Stadler, Loichinger/Neumeier und Herrnberger.
Franziska Loichinger hatte mit ihrem Ehemann Ludwig das heutige "Thanner-Wirtshaus" in Steinach gepachtet. Als der 40jährige an den Folgen eines Unfalls stirbt,
hinterlässt er eine schwangere Ehefrau und vier kleine Kinder im Alter von 14 bis zwei Jahre:
- Theresia (*1886) heiratet 1910 Ludwig Popp von Wolferszell und zieht mit ihrem Ehemann nach Nied bei Frankfurt
- Hedwig (*1891) hat mit Johann Bornschlegl (1888-1915) von Wolferszell eine ledige Tochter namens Hedwig (*1911). Beide ziehen ebenfalls nach Nied. Johann fällt jedoch im 1. Weltkrieg und Hedwig vermählt sich mit einem anderen Ehemann.
- Ottilie (1898-1973) heiratet den Steinacher Gutsarbeiter Joseph Jobst.
- Franziska (1899-1918) ist als Dienstmagd in Geltolfing tätig, stirbt jedoch mit 19 Jahren an einer Lungenentzündung
- Vier kleine Söhne sind bereits verstorben und auch Ludwig, der sieben Monate nach den Tod des Vaters geboren wird, stirbt mit zwei Monaten.
Das Gasthaus wird neu verpachtet und Franziska muss sich mit ihrer Familie eine neue Wohnung suchen.
Im März 1903 erwirbt Franziska Loichinger einen Bauplatz von Franziska Herrnberger und läßt darauf ein neues Wohnhaus mit der Hausnummer 17 1/3 errichten.
1905 heiratet sie den Maurer Peter Neumeier. Aus der Ehe geht noch Sohn Karl hervor.


Das Neumeier-Wohnhaus 1903 erbaut.
Quelle: Familie Neumeier, Steinach

vorne das Neumeier-Wohnhaus
Auszug aus einer Ansichtskarte von 1956
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte Steinach
Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-7, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 - 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-11, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 65, 1906 - 1960
Die Besitzer des "Englbergerhof" oder "Dietl-Hof" Hs.Nr. 17
heute drei Anwesen in der Bachstraße in Steinach
von Claudia Heigl
An der Bachstraße, am südlich Rand vom ursprünglichen Dorf, lag einst einer der größten Höfe der Hofmark Steinach, der sog. „Dietl-Hof“. Als 1898 die Familie Dietl den Hof verkaufte und nach Rotham zog, wurde der Hof von einem Immobilienhändler komplett zertrümmert und die Hofstelle schließlich in drei Häusern aufgeteilt.
Der ehemalige Dietl-Hof in Steinach bestand wahrscheinlich aus der Zusammenlegung von vier uralten kleineren Höfen, die alle im unteren Dorf an der heutigen Bachstraße lagen.
- das Englbergergut
- die Sölde beim Hopfengarten
- die Sölde „das Bräuhaus“ genannt
- die Wurzersölde
Auf den drei Sölden werden 1583 und 1623 jeweils drei Weinzierl-Familien genannt, die teilweise keine Abgaben entrichten müssen, das sie die Arbeit auf den 24 Tagwerk Weinberge verrichten.

Nr. 1 war ein Hopfengarten des Schlossgutes.
In unmittelbarer Nähe lagen die "Sölde beim Hopfengarten", die Sölde "das Bräuhaus" genannt, die Wurzersölde und der Engelbergerhof
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Der große Hof entsteht
15831 hat auf dem „Englbergergut“ Wolfgang Eckmann das Leibrecht. Ihm folgt ein Melchior Wolf nach.
Das Leibrecht bedeutet, dass der jeweilige Bauer das Nutzungsrecht für den Hof nur auf seine Lebenszeit von der Schlossherrschaft überschrieben bekommen hatte. Im Gegensatz zum Erbbrecht, das er weitervererben und verkaufen konnte. Auch beim Leibrecht konnte der Nutznießer sein Nutzungsrecht auf dem Hof "weiterverkaufen", dass aber mit seinem Tod endete.
16232 ist das Leibrecht auf eine Anna Dinzl (Dünzl) von Schoppühl geschrieben, bewirtschaftet wird der Hof jedoch von einem Hans Pichelmayr.
16413 wird der Hof als „Pihelmayr Hof“ bezeichnet, auf dem Georg Bachl und seine Ehefrau Maria das Leibrecht haben. Georg Schürzinger bewirtschaftet jedoch den Hof. Der Hofname leitet sich vom Namen des Vorgängers ab.
16914 wird ein Wolf Hitzinger als Bauer auf dem „Englberger Gut“ aufgeführt.

16995 sitzt dann Thomas Ecker auf dem Hof, der wieder im Landsteuer-Register unter dem Namen „Pichlmayer Hof“ geführt wird und sein Wert mit 25 Gulden angegeben wird.
Dieser Thomas Ecker besaß seit 1684 die „Sölde beim Hopfengarten“, die seine Ehefrau Ursula, geb. Fuchs, mit in die Ehe brachte und die Sölde „das Bräuhaus“ genannt.
Als Ecker den „Pichlmayer Hof“ bzw. „Englbergerhof“ 1699 erwarb, verkauft er die „Sölde am Hopfengarten“ an Andreas Hitzinger.
Seine „Bräuhaus-Sölde“ legt er mit dem „Englbergerhof“ zusammen.

17096 übergibt er den Englbergerhof an seine Tochter Eva und deren Ehemann Johann Paul Weihnmayer und heiratet die Bauerswitwe Maria Schinagl von Unterzeitldorn.
Wahrscheinlich als Andreas Hitzinger, der Bauer auf der Sölde am Hopfengarten, 1716 stirbt, erwerben Johann Paul und Eva Weihnmayer auch das Erbrecht auf dieser Sölde und legen sie ebenfalls mit ihrem Hof zusammen.
Ca. 1718 verkaufen Eva und Johann Paul Weihnmayer den Hof in Steinach an Adam und Maria Reichersdorfer von Münster.
Ihren Hof in Münster Hs. Nr. 28 (heute Weiherstraße 3) hatten die Eheleute Reichersdorfer im gleichen Jahr mit Johann und Walburga Klein von Steinach vertauscht, die bisher die Wurzersölde in Steinach besaßen.
Diese Wurzersölde legen Adam und Maria Reichersdorfer nun auch mit dem Englberger-Hof zusammen.

Am 25.10.17497 verkaufen die Reichersdorfer den großen Englberger-Hof an Hien Simon und Anna Maria um 1.560 Gulden und ziehen nach Treffendorf.
Zu dem Hof wurden auch die Felder des ehemaligen Lehmoos-Hofes dazugeschlagen. Wann dies passierte, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Im Hofanlagsbuch von 1752 wird der „Englbergerhof“ jedoch auch als Lehmoos-Hof bezeichnet (näheres unter Lehmoos).
Der Bauer Josef Dietl (*1812) erzählte dem Steinacher Schlossbenefziaten und Heimatforscher Josef Schlicht „dass er selbst die ursprüngliche Hofstelle mitten im Dietlfeld noch gekannt und den Hügel und Urbau in vielen hundert Wagenladungen abgefahren hatte.“8
Durch diese laufenden Zukäufe entsteht der stattliche Englberger-Hof mit knapp 100 Tagwerk Grund, der zu dieser Zeit zu den größten Höfen in Steinach zählt.
Die Dietl's kommen auf den Hof
Simon Hien stammt von dem großen Pellhamer Hof Nr. 27 (heute Wolf) und seine Braut Anna Maria Stubenhofer von dem ebenfalls großen Deblinger-Hof Nr. 27 (heute Bachner-Hahn) in Steinach. Beide dürften eine dementsprechende Mitgift mitbekommen haben, um so den Hof von den Reichersdorfer zu erwerben.
Anna Maria Hien stirbt drei Monate nach der Geburt ihres siebten Kindes mit 34 Jahren und der Witwer heiratet die Bauerstochter Ursula Hunger von Hornstorf.
Die Kinder aus erster Ehe werden abgefunden und die einzige Tochter aus dieser zweiten Ehe, Margaretha Hien übernimmt am 06.08.17939 mit nur 15 Jahren den Hof von ihren Eltern. Noch im gleichen Monat heiratet sie den 32jährigen Bauerssohn Andreas Dietl, von Unterniedersteinach Hs.Nr. 4 (heute Gestüt). Drei Jahre später kommt Tochter Walburga zur Welt. Bei der Geburt ihres zweiten Kindes stirbt jedoch die 21ährige junge Bäuerin und der Witwer nimmt sich vier Monate später die 22jährige Anna Maria Scherer von Thalstetten zur Frau.

1838 übernimmt Sohn Joseph Dietl aus zweiter Ehe den 91 Tagwerk (= 31 ha) großen Hof von seinen Eltern und heiratet die Steinacher Bäckerstochter Karolina Röckl.
Ihre Kinder heiraten alle in große Höfe und tauschen dann diese teilweise untereinander:
- Georg Dietl (*1840) heiratet 1863 die Bauerstochter Maria Zeindlmaier von Agendorf Hs.Nr. 38 (heute Kettl) und übernimmt den Hof seiner Schwiegereltern. 1878 verkauft er den Hof an u.g. Bruder und Schwägerin Johann u. Barbara Dietl und baut ein Haus im Kirchweg in Steinach.
- Karolina Dietl (*1843) heiratet 1870 den Bauer Johann Foidl von Rotham. 1878 verkaufen sie den Hof in Rotham und erwerben hierfür den Hof Nr. 38 in Agendorf von o.g. Bruder und Schwägerin Georg und Maria Dietl.
- Johann Dietl (*1848) heiratet 1878 die Bierbrauerstochter Barbara Widmann von Saulburg. 1878 kauft er den Hof seines o.g. Schwagers und Schwester Johann und Karolina Foidl in Rotham. 1898 verkauft er den Hof wieder an Bruder Joseph Dietl aus Steinach und zieht als Wirt nach Aufroth.
- Joseph Dietl (*1853) übernimmt den elterlichen Hof in Steinach. 1898 erwirbt er den Hof seines Bruders Johann Dietl in Rotham.
- Maria Dietl (*1862) heiratet 1881 den Bauer Xaver Hilmer von Bärnzell.
Am 18.12.1879 übergeben die Eheleute den Hof an ihren noch unverheirateten Sohn Joseph Dietl, der sich 1881 mit der Bauerstochter Theresia Baier von Vorderbuchberg vermählt. Von den fünf Kindern stirbt der älteste Sohn mit elf Jahren an einer Darmentzündung. Seine vier weiteren Geschwister überleben das Säuglingsalter nicht.
Als Theresia Dietl mit 31 Jahren an der Lungensucht stirbt, nimmt sich Joseph Dietl die Bauerstochter Katharina Fuchs von Englberg als zweite Ehefrau. Von den fünf Kindern aus der zweiten Ehe sterben ebenfalls zwei Kinder im Säuglingsalter.
Am 17.01.1898 veräußert das Ehepaar den 30 ha großen „Engelbergerhof“ in Steinach an den Immobilienhändler Adolf Stein und erwirbt hierfür den heutigen „Dietl-Hof“ in Rotham von Joseph’s Bruder und Schwägerin Johann und Barbara Dietl.
Katharina Dietl, geb. Fuchs erlebt das neue Zuhause in Rotham nicht mehr lange, denn im April 1898 erliegt sie mit 32 Jahren ebenfalls der Lungenschwindsucht.

Der letzte Bauer auf dem Dietl-Hof in Steinach - Joseph Dietl (1853-1930)
Bild: Familie Dietl, Rotham
Der Hof wird zertrümmert
Der Immobilienhändler Stein trennt gleich 10 ha ab und errichtet südlich von Steinach eine neue Hofstelle mit Wohnhaus, Stall, Stadel, Backofen und Brunnen. Das neue Anwesen erhält die Hs.Nr. 90 und ab 1961 die Bezeichnung Moos 3.
Außerdem verkauft er weitere Grundstücke bis auf einen Rest von 14,389 ha. Den Restkomplex tauscht er im Januar 1899 mit Johann und Katharina Gilch gegen deren Anwesen Nr. 35 in Lauterbach. Im Dezember 1899 tauschen dieses das Anwesen in Steinach mit Jakob und Carolina Fürst gegen deren Haus Nr. 940 in Straubing und weiteren Besitz in Alburg und Kagers.
Die Fürst verkaufen die restlichen Grundstücke an die Steinacher Bauern und veräußern schließlich am 16.08.1900 die Hofstelle/Wohnhaus an der Bachstraße (0,665 ha Grund) um 2.800 Mark Jakob Simmel von Großgeraszell.
Am 04.01.1902 erwirbt die Wirtswitwe Franziska Loichinger, geb. Simmel, höchstwahrscheinlich eine Schwester des Jakob Simmel, das Anwesen von ihrem Bruder, die es jedoch im April gleich wieder an Herrnberger Franziska, geb. Daiminger, weiterverkauft.
Auch die restliche Hofstelle wird aufgeteilt

Die Uraufnahme aus dem Jahr 1827 überlagert mit dem Baustand von 2021
unten rechts rot eingezeichnet, die alte Hofstelle des Dietl-Hofes
Quelle: Bayer. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas, ergänzt von Claudia Heigl
links das Stadler-Anwesen, recht Herrnberger, dahinter Neumeier
aufgenommen ca. 1956
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte Steinach
Im September 1902 kauft der Schweizer Josef Stadler und seine Ehefrau Kreszenz das Nebenhaus des Hofes, das nun die Haus Nummer 17 ½ erhält. Stadler erwirbt später noch vom Schlossgut ein Teil des ehemaligen Hopfengartens dazu. Hierauf errichtet er ein neues Haus für seine Familie.
Im März 1903 erwirbt die Witwe Franziska Loichinger einen Bauplatz von Franziska Herrnberger und errichtet darauf ein neues Wohnhaus mit der Haus Nummer 17 1/3 . Franziska Loichinger hatte mit ihrem ersten Ehemann Ludwig Loichinger das Thanner-Wirtshaus gepachtet. Nach dessen frühen Unfalltod, gab sie das Wirthaus auf und zog mit ihren vier Kindern hierher. 1905 heiratet sie in zweiter Ehe den Maurer Peter Neumeier.
Das ursprüngliche Wohnhaus des Dietl-Hofes behalten Franziska und Karl Herrnberger. Ihr Sohn Ludwig betreibt ab 1938 ein Wirtshaus mit kleiner Kramerei in dem Haus. Die Wirtschaft wird von Sohn Erwin Herrnberger bis zu dessen frühen Tod im Jahr 1977 weitergeführt.

1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, S. 96
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Giltregister von 1691
4 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stiftregister der Hofmark Steinach 1691
5 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Landsteuer 1699
6 StA Landshut, Hofmark Steinach 405, Verhörprotokoll 1705 - 1711 fol. 63
7 Pfarrarchiv Steinach, Karton 20.12 Quittung vom 18.03.1750
8 Schlicht Josef, Steinach - Ein niederbayerisches Geschichtsbild, veröffentlich im Straubinger Tagblatt am 08.08.1881 Nr. 32
9 Pfarrarchiv Steinach, Karton 20.12 Übergabevertrag vom 06.08.1793
Weitere Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-4, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 72, 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-7, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 - 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-11, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 65, 1906 - 1960
Die Besitzer der "Wurzer- oder Träglsölde"
aufgegangen in den Englberger-Hof bzw. Dietl-Hof
heute drei Anwesen in Steinach
von Claudia Heigl
An der Bachstraße, am südlich Rand vom urpsprünglichen alten Dorf, lagen einst drei Sölden und ein großer Hof:
- das Englbergergut
- die Sölde beim Hopfengarten
- die Sölde „das Bräuhaus“ genannt
- die Wurzersölde
Alle wurden im 17. Jahrhundert mit dem Englbergergut zusammengelegt - dem späteren Dietl-Hof in Steinach.

Nr. 1 war ein Hopfengarten des Schlossgutes.
In unmittelbarer Nähe lagen die "Sölde beim Hopfengarten", die Sölde "das Bräuhaus" genannt, die Wurzersölde und der Engelbergerhof
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
15831 wird die Sölde als "Wurzersölde" bezeichnet, auf dem der Weinzierl Philipp Wurzer das Leibrecht besaß.
Das Leibrecht bedeutet, dass der jeweilige Bauer das Nutzungsrecht für den Hof nur auf seine Lebenszeit von der Schlossherrschaft überschrieben bekommen hatte. Im Gegensatz zum Erbbrecht, das er weitervererben und verkaufen konnte. Auch beim Leibrecht konnte der Nutznießer sein Nutzungsrecht auf dem Hof "weiterverkaufen", dass aber mit seinem Tod endete.
16232 hat auf der Wurzersölde Wolf Trägl mit seiner Ehefrau Katharina das Leibrecht hat die Witwe des Weinzierl Wolf Weber, Margaretha. Er braucht keien Abgaben an die Hofmarksherrschaft zahlen, da er "die Weingarten bearbeitet".
16413 hat auf der Wurzer- oder Träglsölde ein Paul Khötterl mit seiner Ehefrau Maria das Leibrecht.

16914 wird ein Hans Klein als Söldner auf der „Träglsölde“ genannt.

Drei Generationen der Familie Klein bewirtschaftet die Sölde, bis Johann Klein 1717 seinen Hof mit dem Hof von Adam Reichersdorfer in Münster tauscht.
Es handelte sich um das spätere "Weiherhilmergut" in Münster Hs.Nr. 28, heute Weiherstraße 3.
Nachdem die Reichersdorfer auch den Englberger-Hof gekauft hatten, legten sie die Wurzersölde mit diesem zusammen.

Uraufnahme aus dem Jahr 1827, überlagert mit der Topographischen Karte von 2021
Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, S. 96
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Giltregister von 1691
4 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stiftregister der Hofmark Steinach 1691
Die Besitzer der "Sölde, das Bräuhaus genannt"
aufgegangen in den Englberger-Hof bzw. Dietl-Hof
heute drei Anwesen in Steinach
von Claudia Heigl
An der Bachstraße, am südlich Rand vom urpsprünglichen alten Dorf, lagen einst drei Sölden und ein großer Hof:
- das Englbergergut
- die Sölde beim Hopfengarten
- die Sölde „das Bräuhaus“ genannt
- die Wurzersölde
Alle wurden im 17. Jahrhundert mit dem Englbergergut zusammengelegt - dem späteren Dietl-Hof in Steinach.

Nr. 1 war ein Hopfengarten des Schlossgutes.
In unmittelbarer Nähe lagen die "Sölde beim Hopfengarten", die Sölde "das Bräuhaus" genannt, die Wurzersölde und der Engelbergerhof
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
15831 wird die Sölde als "Das Brohaus" bezeichnet, auf dem der Weinzierl Wolfgang Hagn das Leibrecht besaß.
Das Leibrecht bedeutet, dass der jeweilige Bauer das Nutzungsrecht für den Hof nur auf seine Lebenszeit von der Schlossherrschaft überschrieben bekommen hatte. Im Gegensatz zum Erbbrecht, das er weitervererben und verkaufen konnte. Auch beim Leibrecht konnte der Nutznießer sein Nutzungsrecht auf dem Hof "weiterverkaufen", dass aber mit seinem Tod endete.
16232 ist auf der "Sölde, das Bräuhaus genannt" das Leibrecht auf den bereits verstorbenen Weinzierl Wolf Weber geschrieben. Seine Witwe Margaretha teilt sich nun das Leibrecht mit ihren Schwägerinnen Elisabeth Fuchs und Anna, Ehefrau des Hans Prindl zu Alburg. Margaretha Weber braucht jedoch keine Abgaben an die Schlossherrschaft zu entrichten, "da sie die Arbeit auf den 24 Tagwerk Weinberg verrichtet".
Nachfolger wird Simon Hagn
16413 hat auf der Sölde ein Hans Eggert bereits das vorteilhaftere Erbrecht.

16914 wird ein Thomas Egger als Söldner auf der „Prey Sölde“ genannt. Wahrscheinlich handelt es sich hier um eine Verwandtschaft des Johann bzw. Mathias Ecker.

Als Thomas Ecker ca- 1699 den Englberger-Hof erwirbt, legt er wahrscheinlich die Bräusölde mit diesem zusammen.

Uraufnahme aus dem Jahr 1827, überlagert mit der Topographischen Karte von 2021
Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, S. 96
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Giltregister von 1691
4 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stiftregister der Hofmark Steinach 1691
Die Besitzer der "Sölde zum Hopfengarten"
aufgegangen in den Englberger-Hof bzw. Dietl-Hof
heute drei Anwesen in Steinach
von Claudia Heigl
An der Bachstraße, am südlich Rand vom urpsprünglichen alten Dorf, lagen einst drei Sölden und ein großer Hof:
- das Englbergergut
- die Sölde beim Hopfengarten
- die Sölde „das Bräuhaus“ genannt
- die Wurzersölde
Alle wurden im 17. Jahrhundert mit dem Englbergergut zusammengelegt - dem späteren Dietl-Hof in Steinach.

Nr. 1 war ein Hopfengarten des Schlossgutes.
In unmittelbarer Nähe lagen die "Sölde beim Hopfengarten", die Sölde "das Bräuhaus" genannt, die Wurzersölde und der Engelbergerhof
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
15831 wird die Sölde "beim Hopfengarten" bezeichnet, auf dem der Weinzierl Georg Weber das Leibrecht besaß.
Das Leibrecht bedeutet, dass der jeweilige Bauer das Nutzungsrecht für den Hof nur auf seine Lebenszeit von der Schlossherrschaft überschrieben bekommen hatte. Im Gegensatz zum Erbbrecht, das er weitervererben und verkaufen konnte. Auch beim Leibrecht konnte der Nutznießer sein Nutzungsrecht auf dem Hof "weiterverkaufen", dass aber mit seinem Tod endete.
16232 besitzt das Leibrecht auf die "Sölde beim Hopfengarten" der Schuster Georg Aignmaier mit seiner Ehefrau Barbara
Nachfolger wird ein Leonhard Paur
16413 hat auf der "Sölde beim Hopfengarten, Larkhensölde genannt", ein Martin Sedlmayr bereits das vorteilhaftere Erbrecht.

16914 wird ein Andre Hitzinger als Söldner auf der „Sodlmir Sölde“ genannt. Der Name leitet sich vom Vorgänger "Seldmayr" ab.

Als Thomas Ecker ca- 1699 den Englberger-Hof erwirbt, legt er wahrscheinlich die Bräusölde mit diesem zusammen.

Uraufnahme aus dem Jahr 1827, überlagert mit der Topographischen Karte von 2021
Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, S. 96
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Giltregister von 1691
4 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stiftregister der Hofmark Steinach 1691
Das verschwundene Anwesen Hs.Nr. 90, später Moos Nr. 3
von Claudia Heigl
Mitten im neuen Gewerbegebiet Steinach-Süd an der Autobahn A3 befand sind rund 100 Jahre lang ein Bauernhof, von dem heute keine Spuren mehr sichtbar sind.
Das Grundstück, auf dem der Hof errichtet wurde, gehörte ursprünglich zum Dietl-Hof Hs.Nr. 17 in der heutigen Bachstraße, in Steinach. Als Josef und Theresia Dietl ihren Steinacher Hof am 17.01.1898 an den Immobilienhändler Adolf Stein verkaufen, trennt der Kaufmann ca. 10 ha Grundbesitz von dem Dietl-Hof ab und errichtet darauf südlich von Steinach ein neues Wohnhaus mit Stall, Keller, Stadel, Backofen und Brunnen. Das neue Anwesen erhält die Hs.Nr. 90 und gehörte zur Gemarkung Steinach1. 1961 bekommt es die Bezeichnung Moos 3.

Das Anwesen wurde später noch erweitert.
Vermessungsamt Straubing, Ortskarten von Steinach Nr. 173 u. 173b
Lange hält sich jedoch vorerst keiner auf dem Hof. Im Laufe der Jahre wechselte die Hofstelle oftmals den Eigentümer:
Am 01.08.1898 tauschen Reiter Johann und Maria ihr Anwesen in Zulling Nr. 45 gegen das neu geschaffene Steinacher Anwesen ein.
Am 01.12.1901 tauschen Kammermaier Josef und Josefa ihr Anwesen in Thalham Nr. 31 hierfür ein.
Am 01.07.1902 tauschen Müller Franz und Anna ihr Anwesen Nr. 918 1/81 in Straubing dagegen.
Am 10.09.1902 kauft Mandl Johann von Hagenau das Anwesen um 12.000 Mark mit 10,285 ha. Grund.
Am 27.02.1903 verkauft Johann Mandl das Anwesen jedoch wieder und erwirbt hierfür 1905 den Hof in Pellham, auf dem die Familie noch heute lebt.
Neue Eigentümer sind Xaver und Kreszenz Holmer, die den Hof mit 10,285 ha um die gleiche Summe von 12.000 Mark erwerben. Die Holmer waren vorher auf dem Singberg ansässig. 1902 kaufte August von Schmieder ihre dortige Hofstelle mit 6,455 ha Grund um 11.975 Mark. Der alte Holmer-Hof war Teil des Grundstückes, auf dem das Neue Schloss errichtet werden sollte. Da der Steinacher Gutsbesitzer den Hof der Familie Holmer unbedingt haben wollte, gab der neue Schlossherr der Familie Holmer damit den Anreiz, ohne Aufzahlung eine größere Hofstelle in guter Lage zu erwerben.

Am 03.04.19122 kauft schließlich Josef Schambeck von Salmannsgrub das Anwesen um 27.000 Mark und Xaver und Kreszenz Holmer ziehen mit ihrer jüngsten Tochter Amalia nach Straubing.

Als Josef Schambeck mit 53 Jahren stirbt, vermählt sich dessen Witwe mit Karl Himmelstoß von Kleingeraszell.
Nach dem Tod von Therese Himmelstoß, geb. Riedl, erbt 1945 das Anwesen Max Riedl, Gastwirt in Sattelbogen.
Ab 1948 bis 1956 wohnt eine Familie Wanninger, wohl Verwandte der Riedl’s, auf dem Hof.
Am 16.01.1952 übergibt Max Riedl das 10,9 ha große Anwesen an seine Tochter Frieda Riedl und deren Ehemann Josef Landstorfer. Josef stammt aus dem Landstorfer-Hof in Gschwendt. Da Josef durch einem Motorradunfall ein verkürztes und steifes Bein hatte, konnte er die Landwirtschaft nicht mehr betreiben.
Als die Planung für die Trasse der neuen Autobahn A3 nahe am Hof vorbeigeht, verkaufen die Landstorfer’s ca. 1972 die landwirtschaftlichen Grundstücke rund um den Hof an die Autobahndirektion und bauen hierfür ein Sechs-Familienhaus in Straubing. Schließlich veräußern sie auch noch die Hofstelle an den Steinacher Gastwirt Erwin Herrnberger und ziehen in ihr Haus nach Straubing, wo Frieda Landstorfer ein Jahr später im Alter von 44 Jahren stirbt.

Frieda (1929-1973) und Josef Landstorfer (1925-1992)
Bild: Cornelia Landstorfer
Die Felder, die nicht vom Autobahnbau betroffen waren, werden im Rahmen der Flurbereinigung an die Landwirte der Gemeinde Steinach und Agendorf später neu verteilt.
Da Erwin Herrnberger die Hofstelle, zusammen mit seinem Neffen Peter Meier, als Stallung für Western-Pferde nutzt, bekommt sie die Bezeichnung „die Ranch“. Peter Meier ist übrigens der geistige Vater und Mitbegründer der späteren Westernstadt Pullman City in Eging am See.

Das Anwesen in Moos 3 aufgenommen im September 1991
Quelle: Pfarrarchiv Steinach, Luftbilder Pfarrer Mass
Nach dem frühen Tod von Erwin Herrnberger (+1977), wechselt das Haus später noch mehrmals den Besitzer, bis es schließlich die Gemeinde Steinach erwirbt und die Gebäude abreißt, da es inmitten des neu geplanten Gewerbegebietes liegt.

Die aufgelassene Hofstelle inmitten des zukünftigen Gewerbegebietes im Jahre 2019.
Im Hintergrund Steinach.
Bild: Claudia Heigl
2020 errichtet die Firma Sennebogen auf dem früheren Areal dieses Aussiedler-Hofes ihr neues Customer Service Center.

Inmitten der Sennebogen-Baustelle erkennt man am oberen Rand noch die Grundrisse des alten Hofes
aufgenommen April 2020
Bild: Claudia Heigl

Die Sennebogen-Baustelle aufgenommen November 2020
Bild: Claudia Heigl
1 StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-8, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 56 – Ende Steinach, 1859 - 1906
2 StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-12, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 66 – Ende Steinach, 1906 - 1960
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