Der Metzger in Münster

 

ab 1890: Hs.Nr. 27, heute Kirchplatz 2

 

 

von Claudia Heigl

 

 

Direkt gegenüber dem Wirtshaus bei der Kirche befand sich in Münster jahrhundertelang das Metzgeranwesen.

Auf dem Anwesen lag die „Metzgergerechtigkeit“. Das bedeutet, dass nur auf diesem Anwesen das Metzgergewerbe ausgeübt werden durfte.

Eine Handwerksgerechtigkeit wurde in der Regel vom Grundherrn verliehen. In Münster war dies das Kollegiatstift St. Tiburtius. Dieses Recht konnte vererbt und verkauft werden und war meist eng mit einem Anwesen verbunden.

In Altbayern entstand das Handwerk ab dem 8. Jahrhundert. Zu den frühesten Handwerksberufen zählten auch die Metzger.

Wann genau die Metzgerei in Münster entstand, lässt sich nicht nachvollziehen.

Bereits 1529 wird der „Fleischmann“ Max Schändel in Münster urkundlich erwähnt. Sein Anwesen hatte einen Wert von 13 Pfund. Daneben gab es noch einen „Meister Fleischmann“ namens Erhard Storker, dessen Anwesen mit 7 Pfund Pfennige bewertet wurde.1

 

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Das Metzgeranwesen lag direkt neben der Kirche
aufgenommen im Juli 2023
Bild: Claudia Heigl

 

Bei dem späteren Metzgerhaus neben der Kirche könnte es sich ursprünglich um ein Wohnhaus für einen Chorherren gehandelt haben, dass dann im Rahmen des Umzuges des Kollegiatstiftes nach Straubing im Jahr 1581 verkauft wurde.

Im Stiftregister von 1685 musste der damalige Metzger Georg Stein für das Haus 2 Gulden 17 Kreuzer und 1 Heller jährlich an Stift zahlen. Zum Vergleich: Für gewöhnliche Häuser waren lediglich Zahlungen von etwa 10 bis 30 Kreuzer fällig.2

 

1635 heiratet der verwitwete Metzger Johann Trägl von Münster die Wirtswitwe Ursula Bergmaier von Münster. Die Metzgerei dürfte ihm noch auf Leibrecht verliehen worden sein. D.h. mit seinem Tod erlischt das Nutzungsrecht für die Familie.

Zwei Kinder aus erster Ehe sind von ihm bekannt:
- Markus wird 1639 Metzger und Halbbauer auf den Anwesen Hs.Nr. 40 (Schiedermeierplatz 5) in Münster
- Eva heiratet 1641 in Kirchroth Christopher Hainz von Niedersteinach.

 

Bei der Hochzeit schließen die beiden Brautleute einen Ehevertrag ab, der im Kirchenbuch notiert wird:3
Der Bräutigam bringt 50 Gulden in die Ehe ein, während die Braut ihm ebenfalls 50 Gulden sowie ihre Sölde in Wolferszell (Hs.Nr. 4) als Gegenleistung zusichert. Beide haben zu Lebzeiten das Recht, die Güter des jeweils anderen zu nutzen. Nach dem Tod eines Ehepartners darf der Überlebende dessen Besitz jedoch nur für ein weiteres Jahr in Anspruch nehmen. Anschließend sind 10 Gulden sowie die drei besten Halskleider an die Erben des Verstorbenen zu übergeben.

 

Doch bereits am 27.02.1641 stirbt Johann Trägl in Straubing. Wahrscheinlich hat die Familie sich in Straubing vor den erneuten Schwedenüberfällen in der befestigten Stadt in Sicherheit gebracht.
Seine Witwe Ursula Trägl wird 1647 noch in den Urkunden genannt.4

 

Traegl Besitzer

 

1676 erwirbt der Metzger Mathias Baumann das Erbrecht auf der Behausung neben der Tafern, mit drei Gärten und der an der Friedhofsmauer stehenden Fleischbank um 20 Gulden. Dazu gehören noch fünf Bauhölzer und ein Schüttelbaum5. 6

Baumann dürfte das Metzgeranwesen bereits vorher seit mindestens 1661 auf Leibrecht besessen haben und erwarb nun das vorteilhaftere Erbrecht, wofür der nochmals 20 Gulden zahlen musste. Dies bedeutete, dass er das Nutzungsrecht auf dem Anwesen nun auch weitervererben bzw. verkaufen konnte und nicht mehr mit seinem Ableben endete.
Von ihm und seiner Ehefrau Anna kommen in Münster acht Kinder zur Welt:
- Anna Jakob *+1661
- Georg *1663
- Michael *1664
- Susanna *1667
- Maria Clara *1669
- Maria Clara *1671
- Johann *1673
- Bartholomäus *1676

 

 

 

 

 

1685 wird Georg Stein als Metzger in Münster benannt. Er zahlt 1685 von der Behausung mit der Fleischbank und den drei Grundstücken insgesamt 6 Gulden jährliche Stift an das Kollegiatstift Straubing.7

Georg stammt aus Viechtach. 1681 hatte er die Bauerstochter Maria Permayer (Bergmaier) aus Münster geheiratet und war zunächst als Wagner tätig.
Fünf Kinder des Ehepaares kommen bis 1690 in Münster zur Welt, dann verliert sich ihre Spur.
- Adam *+1681
- Barbara *1682
- Johann *1685
- Maria *1687
- Johann *1690

 

Stein Besitzer

 

 

1693 heiratet der Wirtssohn Adam Ingerl von Ascha die Bauerstochter Rosina Solleder von Pillnach und lässt sich als Metzger in Münster nieder.
Eine Tochter namens Katharina kommt am 24.02.1694 in Münster zur Welt.

Aber bereits am 12.04.1695 stirbt der Metzger in seinem 27. Lebensjahr.

 

Ingerl Besitzer

 

Die Witwe veräußert das Metzgeranwesen in Münster am 21.01.1696 an den Wirtssohn Georg Adam Brunner der sich im Februar mit der Bauerstochter Walburga Zollner von Dietersdorf vermählt.

Die Witwe Rosina Ingerl heiratet am 1. März 1696 in Mitterfels Georg’s 28-jährigen Bruder Johann Georg Brunner. Das Ehepaar lässt sich als Wirtseheleute in Au vorm Wald nieder.

Vier Kinder von Georg und Walburga Brunner kommen in Münster zur Welt:
- Katharina *1701
- Johann Georg *1704
- Maria *1706 + 1709
- Anton *1708

 

Einen Monat vor der Geburt des vierten Kindes stirbt der Metzger am 21.04.1708 im Alter von 35 Jahren.

 

Brunner Besitzer

 

 

Die Witwe veräußert ein Jahr später das Metzgeranwesen an die Söldnerseheleute Hans Georg Holzer und dessen Ehefrau Maria Regina von Leiblfing um 200 Gulden.8

 

Bereits zwei Jahre später, am 08.09.17109 verkaufen sie die Erbrechtsbehausung mit der Fleischbank und den zwei Gärten und einem Tagwerk Wiesmath an den Metzger Andreas Dietl.

 

Andreas ist mit einer Maria verheiratet. Die Herkunft des Ehepaares ist unbekannt. 1712 ist die Hochzeit seines Sohnes, ebenfalls ein Andreas, im Münsterer Kirchenbuch vermerkt. Als Braut ist die Wirtstochter Maria Spielberger von Mintraching eingetragen.

 

Dietl Besitzer

 

Die Familie Dietl scheint aber auch wieder von Münster weggezogen zu sein, denn am 17.08.1714 ist die Taufe des Metzgersohnes Johann Joseph Lökher in den Kirchenbüchern verzeichnet.

Die Metzgerseheleute Johann und Walburga Lökher waren seit 1710 in Kirchroth auf dem Kapitelwirtshaus als Wirtsleute ansässig. 1718 werden sie wieder dort als Wirtsleute verzeichnet. Die Metzgerei in Münster müssen sie also nur kurz besessen haben.

 

Loekher Besitzer

 

 

Metzgerfamilie Braun

 

Mit Andreas und Cordula Braun ziehen 1729 wieder neue Metzgerseheleute in Münster ein. Diese Familie bleibt nun vier Generationen als Metzer in Münster.

 

Andreas ist ein Wirtssohn von Roding, seine Braut Maria Cordula Höcherl eine Müllerstochter von der Angermühl bei Roding. Beide heiraten noch in Roding, bevor sie nach Münster ziehen. die Metzgersfrau bringt insgesamt neun Kinder zur Welt.

Andreas Braun stirbt unerwartet in Bielhof mit 38 Jahren.
Er hinterlässt vier Kinder zwischen 14 und 2 Jahren:
- Benedikt (*1730)
- Anton (*1733)
- Anna (*1740)
- Walburga (*1742)

 

Die Witwe erhält die Erbrechtsbehausung mit der Fleischbank und dem Grundbesitz. 1744 geht sie eine erneute Ehe mit dem Straubinger Metzger Johann Jakob Mauerer ein.
Cordula und ihr zweiter Ehemann betreiben wohl dann beide Metzgereien, die in Straubing und in Münster. Evtl. ist in Münster die Metzgerei auch verpachtet.
Von ihrem zweiten Ehemann hat Cordula nochmals drei Kinder, die in Straubing zur Welt kommen:
- Mauerer Maria Theresia (*1745)
- Mauerer Joseph (*1747)
- Mauerer Maria Franziska (*1749)

 

1753 übergibt das Ehepaar die Metzgerei in Münster an Sohn bzw. Stiefsohn Anton Braun, der die Mesnerstochter Maria Anna Schmid von Roding ehelicht[10]. Das Bischöfliche Ordinariat erteilt hierzu einen Dispens wegen Blutverwandtschaft dritten Grades zwischen den Brautleuten.
Von den insgesamt zehn Kinder sterben fünf bereits im Kindsalter:
- Maria Katharina (*1755) heiratet 1781 den Schreiner Mathias Hitzinger von Münster Nr. 6
- Theresia (*1758)
- Johann Michael (*1761)
- Franz Anton (1767-1814), Nachfolger
- Joseph (*1772)

 

Sohn Anton übernimmt 1790 das Metzgeranwesen und nimmt die Schmiedstochter Barbara Köck von Falkenfels zur Ehefrau.
Sieben Kinder kommen in der Ehe zur Welt, von denen nur drei überleben:
- Joseph (*1792). 1822 bringt die Weberstochter Theresia Hösl von Münster eine uneheliche Tochter namens Theresia zur Welt, bei der Joseph als Vater angegeben wird.
- Anton (1793-1849), Nachfolger
- Peter (*1798). Von Peter und der ledigen Anna Maria Weinzierl, kommen zwischen 1822 und 1826 fünf uneheliche Kinder zur Welt. Davon am 08.10.1824 die Drillinge Philipp, Dionysius und Jakob. Keines der Kinder wird jedoch älter als acht Monate. Anna Maria war eine Tochter der Höpflhof-Bäuerin Anna Ramsauer, geb. Gierl, verw. Weinzierl.


1814 stirbt der Metzger Anton Braun im Alter von 47 Jahren an der Lungensucht.

 

 

Am 20.12.1819 ersteigert Sohn Anton Braun jun. um das Meistgebot von 1.400 Gulden das elterliche Anwesen. Sechs Tage später heiratet er die Halbbauerstochter Theresia Weber von Münster.
Aus der Ehe gehen zehn Kinder hervor, von denen nur fünf das Erwachsenenalter erreichen:
- Maria Anna (*1822)
- Jakob (*1823)
- Karl (*1824)
- Anna Maria (*1827)
- Joseph (*1832)

 

1849 stirbt der Metzger mit 55 Jahren an Abzehrung.

 

Braun Besitzer

 

 

Metzgersfamilie Schneider

 

Sechs Jahre später veräußert die Witwe das Metzgeranwesen an Jakob Schwarzensteiner, der es zwei Jahre später, im Jahr 1859, an die Metzgerseheleute Josef und Kreszenz Schneider von Aufroth weiterverkauft.

 

Die Metzgerseheleute Schneider waren vorher in Aufroth Hs.Nr. 15 ansässig.
Dort kommt auch der Sohn Josef zur Welt. Weitere acht Kinder werden in Münster geboren, von denen zwei im Kindsalter sterben.
- Josef (1857-1925), Hoferbe
- Franz Xaver (1860-1920) heiratet 1894 in Münster die Irlbacher Kramerstochter Anna Gassenhuber. Anna war die Schwester des Münsterer Bäckers Joseph Gassenhuber und der Wirtin Maria Solleder, geb. Gassenhuber. Das Ehepaar betreibt eine Metzgerei in Hornstorf. 1907 erbauen sie sich ein Haus (Nr. 107) in der Parkstettener Str. 6 in Münster.
- Ludwig (*1863)
- Karolina (1864-1874)
- Anton (*1866)
- Johann Baptist (*1867)
- Michael (1870-1895) heiratet 1894 in Münster Maria Ettl von Münster Nr. 3. Am 17.08.1895 erleidet der Gütler und Viehhändler aus Kagers bei einer Rauferei in Münster einen Schädelbruch und stirbt mit knapp 25 Jahren.

 

1887 übernimmt der älteste Sohn Josef Schneider die Metzgerei und nimmt die Metzgerstochter Kreszenz Baumgartner von Stallwang zur Ehefrau.

Elf Kinder kommen in der Ehe zur Welt:
- Maria (1888-1973), ledig
- Joseph (1890-1908),
- Franz Xaver (1891-1973), ledig
- Kreszenz (1892-1974), ledig
- Therese (*1893)
- Xaver (*1894)
- Anna (1895-1896), 7 Monate
- Anna (*1897), Anwesenserbin
- Karolina (*1898)
- Amalia (*1899)
- Ludwig (*1901)

 

1926 heiratet die Tochter Anna den Metzgerssohn Ludwig Meier von Griesau und übernimmt die elterliche Metzgerei von den Geschwistern.

Die Metzgerei Meier hatte noch eine Zweigstelle in Saulburg, die sie mit Fleisch- und Wurstwaren belieferte.

Zur Bewirtschaftung der Grundstücke standen sechs Ackerpferde im Stall, sowie etliche kleine Rennpferde waren in einem Stall beim Wiedenhof untergebracht.

 

Schneider Besitzer

 

 

Die unverheirateten fünf Geschwister der Anna Schneider verh. Meier,  Maria, Franz Xaver, Kreszenz, Therese und Ludwig erwerben 1940 das Haus in der Parkstettener Str. 6, das von ihrem Onkel Xaver Schneider erbaut worden war und in der Zwischenzeit eine Reihe von verschiedenen Eigentümer hatte. Die Schwestern Maria und Kreszenz betreiben dort bis Anfang der 1960er Jahre eine kleine Gemischtwarenhandlung.

 

Um 1961 wird die Metzgerei von dem Ehepaar Meier verpachtet:

Bekannte Pächter sind:
- Karl

- Heinrich Bauer aus Niederachdorf

- Schellerer aus Wiesent

- Emmeram

- Georg Kraus

 

 

Um 1977/78 wird die Metzgerei endgültig geschlossen. Damit endete der jahrhundertalte Metzgerbetrieb in Münster.

 

Das inzwischen verkaufte Haus wurde von den neuen Eigentümern um die Jahrtausendwende umfangreich saniert und ist heute ein markantes Gebäude neben Kirche und Wirtshaus.

 

 

 

1 StA Landshut, Landschaft Unterlands (Rep. 286) Nr. 1180/II, Steuerregister der Hofmark des Stift Pfaffmünster bei Straubing 1529
2 Ein Gulden entspricht 60 Kreuzer.
3 Pfarrmatrikel Kirchroth Bd. 1/12 S. 61 und Bd.1/13 S. 63
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P54 I,  fol. 57  Übergabsbrief vom 08.10.1647
5 Bei einem Schüttelbaum handelte es sich um einen Nutzbaum, dessen Früchte von mehreren Berechtigten geerntet werden durften. Typischerweise waren Schüttelbäume, Bäume die auf Allmenden (gemeinsame Nutzflächen) oder Wegen standen. Die Rechte zur Nutzung dieser Bäume waren häufig klar geregelt, und mehrere Dorfbewohner hatten das Recht, von diesen Bäumen zu ernten.
6 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 640 Ib, fol 125    Erbrechtskauf 05.05.1676
7 BayHStA München, Straubing Kollegiatstift St. Jakob und Tiburtius KL 3, Zins- und Stiftbuch, fol. 127‘

8 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 641, fol 88  Kaufbrief 26.April 1709
9 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 641, fol 115  Schüttung 8.09.1710
10 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 II, fol.222   Übergabe 550 fl 03.12.1753

 

 
Weitere Quellen:
Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 248, Hofmark Münster 1752
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1808
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Münster von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster, Umschreibehefte Münster 10279, 10283, 10288

Mündliche Auskunft von Hans Agsteiner und Hans Luttner

 

Stand: 14.10.2024