Das„Bauerngut“ oder "Fischer-Anwesen" Hs.Nr. 12

 

1808: Hs.Nr. 45 1/8 „Lankes-Hof“ - heute August-Schmieder-Str. 5

 

 von Claudia Heigl

 

 

Bei diesem Hof im unteren Dorf handelte es sich um einen sog. 1/8 – Hof.

Eigentümer und Grundherr war bis Anfang des 19. Jahrhunderts immer der jeweilige Hofmarksherr und Schlossbesitzer von Steinach.

 

fo stei 1825

links das Fischer-Anwesen, rechts der "Hilmer-Sieber-Hof"

aufgenommen ca. 1977
(Bild: Familie Fischer)

 

15831 wird das Anwesen als „Hof-Hans-Gut“ bezeichnet. Sixt Widmann besitzt den Hof auf Leibrecht. D.h. er kann den Hof lebenslang nutzen, doch mit seinem Tod fällt das Recht wieder auf den Hofmarksherrn zurück.

16232 hat Hans Thurmair mit seiner Ehefrau Elisabeth das Leibrecht auf dem Hof.

Als Nachfolger wird ein Trimpl genannt.

 

Wahrscheinlich ist die Familie bei dem Schwedeneinfall 1633/1634 vertrieben oder getötet worden.
Im Januar 1641 „besuchten“ die Soldaten Steinach ein zweites Mal.

16413 ist das Leibrecht auf Georg Wagner mit seiner Ehefrau Anna und der vierjährigen Tochter Maria geschrieben. Hier wird der Hof als „Thurmayr Gut“ bezeichnet.

Die Wagner’s hatten auch auf den Nachbarhof das Probsten-Gut Hs.Nr. 14 das Leibrecht.

Ein Jahr nach dem dritten Überfall der Schweden (Juli bis September 1647) stirbt der Bauer Georg Wagner. Die Tochter Maria heiratet 1653 den Bauern Michael Kumpfmüller von Steinach Nr. 29.
Die Witwe Anna Wagner wird mit 59 Jahren am 27.05.1659 zu Grabe getragen.

 

Wagner Besitzer

 

Ab ca. 1670 ziehen mit Dorothea und Johann Meindl neue Bauersleute auf den Hof. Johann Meindl war vorher als Bauer in Wolferszell auf dem dortigen Schmidbauerngut Hs.Nr. 13 ansässig.
Die Familie scheint wieder weggezogen zu sein.

Von den drei Töchtern, die in Steinach geboren werden, ist der weitere Lebensweg unbekannt und auch keine Sterbeeinträge der Eltern sind in Steinach eingetragen:
- Maria *1670
- Walburga *1673
- Barbara *1676

 Meindl Besitzer

 

 

16994 ist ein Andreas Dengler auf dem Hof, der mit 13 Pfund bewertet wird.

Wann und wie Andreas Dengler auf den Hof gekommen ist, lässt sich nicht feststellen. 1697 heiratet sein Sohn Johann die Söldnerswitwe Margaretha Billinger. Er übernimmt aber den Hof nicht.

 

Nachfolger auf dem Hof werden Jakob und Afra Hitzinger. Wann sie genau auf den Hof kamen, lässt sich ebenfalls nicht nachvollziehen. 1689, bei der Taufe des ersten Kindes wird Jakob noch als Tagelöhner bezeichnet. 1697 bei der Taufe des weiteren (bekannten) Kindes als Halbbauer.
Sohn Andreas *1689 heiratet 1715 die Bauerstochter Maria Zeindlmayer von Hoerabach und wird auf dem Wiedenhof Hs.Nr. 30 in Steinach ansässig.

 

Sohn Georg übernimmt ca. 1727 den Hof und verehelicht sich mit der Bauers- und Kramerstochter Maria Walburga Berger vom oberen Dorf (Hs.Nr. 55).

Maria bring zehn Kinder zur Welt, von denen mindesten acht im Kindsalter sterben. Nur von zweien ist kein Sterbeeintrag im Kirchenbuch:
- Andreas *1742
- Walburga *1745
Aber wahrscheinlich überlebte kein einziges Kind. Die 44jährige stirbt im Jahr 1748 und zwischen 1752 und 1755 zieht wieder eine neue Bauersfamilie ein.

 

Hitzinger Besitzer

 

 

Der Hafnerssohn Franz Joseph Lankes ehelicht 1755 die Tagelöhnerstochter Cordula Knott von Münster.

Aus der Ehe entspringen fünf Kinder:
- Michael *1757, Hoferbe
- Maria Anna *1759
- Margaretha *1760 heiratet den Söldner Andreas Feldmayer von Obermotzing
- Jakob *1763
- Joseph *1770

 

Der älteste Sohn Michael übernimmt den Hof und holt sich die Söldnerstochter Maria Anna Schmucker von Münster als Bäuerin auf den Hof.
Es kommen wieder fünf Kinder zur Welt, von denen die drei jüngsten sterben:
- Martin *1786
- Magdalena *1794

 

Sohn Martin übernimmt etwa 1814 das Anwesen und heiratet die Bauerstochter Anna Unger von Hierlbach.
Nachdem Martin Lankes mit 40 Jahren an einem Schlagfluß stirbt holt sich die gleichaltrige Witwe den 60jährigen Joseph Ameismeier von Muckenwinkling als Bewirtschafter auf den Hof.

 

Zehn Jahre später übergeben sie den Hof an Tochter bzw. Stieftochter Maria Anna Lankes, die eine Ehe mit dem Wirtssohn Joseph Petzenhauser von Oberparkstetten eingeht.

 

uraufnahme fischer

Der Hof erhielt die Hs.Nr. 13
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
(Quelle: Bayer. Vermessungsverwaltung München, Bayeratlas)

 

 

1875 übernimmt Sohn Sebastian Petzenhauser das Anwesen, der sich die Bauerstochter Theresia Fellinger vom Scheftenhof bei Parkstetten auf den Hof holt. Ein Bruder von Theresia Fellinger- Ignaz – heiratet fünf Jahre später in den Nachbarhof Hs.Nr. 12 ein.

Mit der Zeit beginnen die Bauerseheleute Grundstücke vom Hof zu verkaufen.

Am 02.03.1891 tauschen Sebastian und Theresia Petzenhauser ihren verkleinerten Hof mit den Immobilienhändler Loibl und Kapfhammer gegen das Anwesen Nr. 13 in Kößnach. Die beiden veräußern nochmals Grundstücke.

 

Lankes Petzenhauser Besitzer

 

 

Im Mai des gleichen Jahres tauscht Katharina Schwaiger auf die Sölde und gibt dafür ihr Anwesen Nr. 9 ½ in Treffling an die Immobilienhändler ab.

1898 kommt es zu einem Brandunglück und die „Schwaigersölde“ brennt ab. Davon kann sie die Eigentümerin finanziell nicht erholen und veräußert das Anwesen 1900 an eine Franziska Loichinger.
Doch bereits zwei Jahre später kauft Katharina Schwaiger den Hof zurück.

 

Im August 1903 erwerben schließlich Maximilian und Kreszenz Fischer das Anwesen. Maximilian war vorher als Wagnermeister in Atzenzell ansässig.

 

Fischer Besitzer

 

 

fo stei 1826

Wagnerei Fischer, rechts vorne Maximilian Fischer
(Bild: Familie Fischer)

 

 

 

1930 übernimmt Sohn Josef Fischer, der die Bauerstochter Franziska Hahn von Steinach Nr. 55 ehelicht.

 

fo stei 1801

 Hochzeit von Franziska Hahn und Josef Fischer 1930

(Bild: Familie Fischer)

 

fo stei 1821

In den 1960er Jahren wurde zu der Wagnerei eine Tankstelle eingerichtet.
(Bild: Familie Fischer)

 

 

 

 

1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
4 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Landsteuer der Hofmark Steinach 1699

 

Weitere Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach 1843 - 1960, Sig.17/42-4, 17/42-7, 17/42-11
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach

 

Stand: 08.05.2024