Das Pugl-Gütl Hs.Nr. 20

 

heute Kirchplatz 3 - Feuerwehrhaus

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Direkt neben dem Wirtshaus "Grüner Kranz" (Nr. 19) in Münster befand sich das sog. Pugl-Gütl“ mit der Hs.Nr. 20.

 

Es dürfte sich hierbei ebenfalls um eines der ursprünglich acht Chorherrenhäuser gehandelt haben, das zweifellos bereits aus Stein erbaut wurde.

Laut dem Stiftbuch von 1685 musste der Besitzer Benedikt Sonnenmoser für das Haus und den dazugehörigen Garten jährlich 7 Gulden an das Kollegiatstift Straubing entrichten1.
Zum Vergleich: Für gewöhnliche Häuser waren lediglich Zahlungen von etwa 10 bis 30 Kreuzer fällig2.

 

 

 

Uraufnahme Puglguetl
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bayer. Vermessungverwaltung München, Bayernatlas

 

Etwa 1679 dürfte der Maurer Benedikt Sonnenmoser sich auf dem Anwesen ansässig gemacht haben. Der Maurer ist vom Tegernsee zugewandert. Sein Vater Christopher Sonnenmoser wird als Alpenführer bezeichnet.
Ein Bruder von ihm, der Badergeselle Kaspar Sonnenmoser,  wird ebenfalls 1683 in Münster getraut. Von ihm und seiner Braut Eva Kleinmüller kommt ein Kind in Münster zur Welt, doch dann verliert sich die Spur der beiden wieder.

Als Benedikt Sonnenmosers erste Ehefrau Anna, geb. Hofreiter 1705 stirbt, vergleicht sich der Witwer mit seinen vier Kindern aus erster Ehe wegen dem Erbe3:
- Eva (*1682) heiratet 1704 den Schneider Joseph Mayer von Münster Nr. 11
- Nikolaus (*1688)
- Maria (*1692)
- Anna Maria (*1696)

 

1715 übernimmt seine Tochter Maria den Besitz, die sich mit dem Maurer Bartholomäus Staudinger von Niederwinkling vermählt. Durch Tod und Wiederverheiratung kommt Georg Weinzierl und Michael Lehner auf das Anwesen, die sich ihren Lebensunterhalt ebenfalls als Maurer verdienen.

 

 

Besitzerfolge Sonnenmoser

 

Johann Georg Bugl vom Nachbarhof Hs.Nr. 21 kommt schließlich 1774 durch Einheirat auf das Gütl. Auf seinem Elternhof Nr. 21 (heute Kirchplatz 4), das als „1/6 Buggelgütl“ bezeichnet wird, ist die Familie Bugl schon seit ca. 1661 ansässig.

Als Johann Georg Bugl mit 50 Jahren stirbt, heiratete seine 40jährige Witwe 1786 den 12 Jahre jüngeren Johann Primbs von Bogen. Vier Wochen vor seinem Tod übergibt Johann Primbs am 13.01.1812 den Besitz an seinen Stiefsohn Johann Bugl. Als Bartholomäus Bugl den Hof am 12.02.1849 von seinem Vater übernimmt, gehören zum Anwesen 16 Tagwerk Grund.

 Besitzerfolge Bugl

 

Am 06.08.1857 verkaufen Bartholomäus und Anna Maria Bugl das Gütl mit 10 Tagwerk Grundbesitz an den Nachbarn und Wirt Johann Röckl um 3.400 Gulden. Seitdem gehört der Besitz zum Wirtsanwesen und wird mit diesem immer zusammen veräußert. Das alte Bugl-Wohnhaus wird 1883 abgerissen und ein Stadel für das Wirtshaus errichtet.

Durch Kauf kommt schließlich der gesamte Wirtshauskomplex 1931 in den Besitz der Brauerei Gebrüder Röhrl.

 

obermeier 1

Aussicht vom Wirtshaus in den hinteren Garten (ehem. Bugl-Anwesen) mit dem Teich
Im Hintergrund sind die Ökonomiegebäude des Obermeier-Anwesens zu sehen.
Bild: Familie Schubert

 

1977 erwirbt die Gemeinde einen kleinen Teil des Grundstückes und errichtet darauf das neue Feuerwehrhaus. 2007 wird von der Gemeinde nochmals Grund von der Brauerei Röhrl erworben, um einen Schulungsraum an das Feuerwehrhaus anbauen zu können, der im September 2013 feierlich eingeweiht wird.

2013 kauft die Gemeinde Steinach auch das Wirtshaus von der Brauerei. Der untere Teil des früheren Bugl-Gartens wird von der Röhrl Grundstücksverwaltung Straubing privat verkauft.

 

 

fo muen 202

Vorne das Wirtshaus aufgenommen im März 2021
Der hintere Garten mit dem Feuerwehrhaus und dem rechts darunter liegenden Garten bis zur Obermayerstr. hinunter war
das ursprüngliche Bugl-Anwesen.
Bild: Claudia Heigl

 

 

 

1BayHStA München, Straubing Kollegiatstift St. Jakob und Tiburtius KL 3, Zins- und Stiftbuch, fol. 121
2 Ein Gulden entspracht 60 Kreuzer.
3 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 641, fol 14 Vertrag 06.09.1706

 

 

 

Quelle:
Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 248, Hofmark Münster 1752
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1808
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Münster von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster, Umschreibehefte Münster 17/22-5, 17/22-9, 17/22-14

 

Aktualisiert: 06.10.2024