Das 1/16 Webergütl Hs.Nr. 11 in Wolferszell

 

heute Chamer Str. 8, Eich

 

1808: Hs.Nr. 7

 

von Claudia Heigl

 

 

 

1579 bestand das Anwesen in Wolferszell lediglich aus einem kleinen hölzernen Söldenhäusl, zu dem kein Grundbesitz gehörte.
Walburga, Witwe des Michael Zöfel, zahlte dafür an den fürstlichen Kasten in Straubing 12 Regensburger Pfennige Zins.1

 

Weitere Besitzer laut dem Salbuch von 1579 waren:

Paul Vischer

Hans Werle

 

uraufnahme

1838 erhielt das Anwesen die Hs.Nr. 11
Uraufnahme aus dem Jahr 1838
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

Zeit des Dreißigjährigen Krieges

1640 wird Blasius Bach mit seiner Ehefrau Katharina als Besitzer genannt.
Katharina stirbt noch im selben Jahr, und der Witwer heiratet am 29. Mai 1641 die Anna Limer, Witwe des Johann Limer von Stallwang.
Eine Tochter namens Maria wird am 19. Mai 1642 in Wolferszell geboren. Danach verliert sich die Spur der Familie.

 

 

Bach Besitzer

 

 

Wahrscheinlich traf sie das gleiche Schicksal wie viele Bewohner von Wolferszell:
Im Juli 1647 fielen schwedische Truppen in die Gegend ein, blieben drei Monate, verwüsteten die Höfe und töteten oder vertrieben die Bevölkerung.
In den folgenden Jahren lagen viele Höfe brach, Äcker und Wiesen verödeten.2

 

fo wolf 39 ausschnitt

Das "Webergütl" aufgenommen ca. 1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

 

 

Verbindung zum Fischerhof

Das Haus wurde später als Zubau zum Fischerhof Nr. 21 (Mühlenweg 2, Miedaner) genutzt.
Ab etwa 1651 hatte das Söldenhaus die gleichen Besitzer wie der Fischerhof in Wolferszell – und das blieb rund 140 Jahre lang so.

Vermutlich wohnten in dem kleinen Haus die Weberfamilien von Wolferszell, wodurch sich der Name „Webergütl“ etablierte.

 

Die Weberfamilie Stubenhofer als Inwohner

1681 erwarb der Weber Mathias Stubenhofer das Söldenanwesen (Haus Nr. 4, heute Chamer Straße 6) von seinem Schwager Blasius Schmidbauer.
Das Einkommen der Familie reichte kaum zum Leben.


1710 verkaufte sein Sohn Georg Stubenhofer das Anwesen an den Wirt Hans Georg Rieger von Wolferszell.
Die Familie Stubenhofer zog daraufhin als Inwohner in das benachbarte Haus, wo die Brüder Christoph und Georg Stubenhofer gemeinsam das Weberhandwerk ausübten.

Nachkommen der Familie Stubenhofer

Christoph Stubenhofer und Ehefrau Katharina

  •  Ursula (*1713)

Georg Stubenhofer und Ehefrau Susanna

  • Kaspar (1712–1783) – Maurer und Weber in Steinach Nr. 31
  • Florian (*1715) – heiratet 1745 Katharina Holzer, Tochter des Hofbauern Markus Holzer vom Schlossgut Steinach
  • Elisabeth (*1718) – heiratet 1739 Georg Buchner, Bauer von Muckenwinkling Nr. 60
  • Jakob (1721–1772) – bleibt als Weber und Inwohner im Haus, heiratet Katharina Füssl aus Kleinneundling

Nach Jakobs Tod heiratet seine Witwe den verwitweten Weber Mathias Berl von Au bei Ascha (Haus Nr. 38).

 

 

Stubenhofer Einwohner

 

 

 

Wiederabtrennung vom Fischerhof

1791 verkauft der Fischerhof-Bauer Josef Weber das Haus an den Kramer Adam Wiesmüller aus Wetzelsberg.
Die günstige Lage an der Straße zwischen Straubing und Cham brachte dem Kramer gute Kundschaft.

 

 

Wiesmller Besitzer

 

 

1807 verkauft Wiesmüller das Haus und erwirbt dafür das Schuhbauerngut (Haus Nr. 22, heute Chamer Straße 4).
Neuer Eigentümer wird der ledige Schuhmacher Johann Drechsler (1776–1850).

 

1843 kauft Georg Miethaner das Anwesen, verkauft es jedoch 1853 weiter an den Bauerssohn Josef Mauser von Krumbach.
Josef heiratet Therese Solleder vom Wasenhof.

Kinder von Josef und Therese Mauser:

  • Therese (*1854)
  • Josef (1855–1929) – Hoferbe
  • Kreszenz (*1857)
  • Katharina (*1864)

 

 

 

Familie Mauser (Ende 19. bis Anfang 20. Jahrhundert)

1890 übernimmt Josef Mauser jun. das Anwesen.
Er ist Polizeidienstmann und verheiratet mit Walburga Thanner aus Pilling.
Das Ehepaar hat acht Kinder, von denen drei im Säuglingsalter sterben.

Kinder von Josef und Walburga Mauser:

  • Maria (1890–1958) – heiratet 1919 Alfons Bielmeier aus Steinach Nr. 43
  • Johann Baptist (*1892) – heiratet in Regensburg Barbara Mulzer
  • Ludwig (1894–1915) – fällt im Ersten Weltkrieg
  • Kreszenz *(1895) – heiratet 1927 in Regensburg Florian Harlander
  • Franz Xaver (1896–1975) – Polizeibeamter in Fürstenzell

 

fo wolf 184

Josef und Walburga Thanner mit ihren Kindern:
Kreszenz, Johann, Franz Xaver und Maria mit ihrem Ehemann Alfons Bielmeier
der gefallene Sohn Ludwig ist auf dem Bild in der Mitte
aufgenommen ca. 1920
Bild: Familie Kiefel, Irland

 

 

Kurz vor dem Tod von Walburga verkauft die Familie das Anwesen.
Josef Mauser verbringt seinen Lebensabend bei seiner Tochter Maria Bielmeier in Steinach.

 

Mauser Besitzer

 

 

fo wolf 181

Die Familie Mauser 1990 vor dem alten Haus ihrer Großeltern in Wolferszell
Bild: Familie Kiefel, Irland

 

 

Eigentümerwechsel im 20. Jahrhundert

Am 10. März 1927 erwerben Johann und Therese Zink das Anwesen, verkaufen es jedoch bereits 1928 an Jakob und Anna Guggenberger weiter.


1935 geht der Besitz zunächst an die Bayerische Siedlungsbank in München über.


Im selben Jahr kaufen ihn  Schneider Ludwig (1881–1974) und seine Ehefrau Therese, geb. Krottenthaler (1905–1962).

 

Durch spätere Einheirat trägt die Familie schließlich den Namen Eich.

 

 

 

 

 

1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B38, Sal- und Urbarsbuch des Rentkastenamts Straubing, Band II 1579-1807, fol 150‘
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B90, Schmalzbuch des Kasten Straubing 1641-1650

Weitere Quellen:
BayHStA Kurbayern Hofkammer 114, Konskription des Haupkastenamts Straubing von 1752

Rentamt Straubing B138, Häuser- und Rustikalsteuerkataster Wolferszell 1808
Rentamt Straubing B139, Umschreibbuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster Wolferszell 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Agendorf von 1836
StA Landshut, Grundsteuerkataster 9932, Umschreibeheft von Agendorf 1843 - 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 9935 Umschreibeheft von Agendorf 1859 - 1894
StA Landshut, Grundsteuerkataster 9939 Umschreibeheft von Agendorf 1894 - 1960
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach

 

 

Veröffentlicht: 05.11.2025