Die Schlosserei Aumer Hs.Nr. 41

 

1623/1641: Sölde am Baumgarten - 1691: Kornbau Söldenhäusl - 1760: Pürstenhäusl - 1808: Landstorfer-Hof Hs.Nr. 30 - ab 1838: Hs.Nr. 41

 

 heute August-Schmieder-Str. 25

 

 von Claudia Heigl

 

 

Im Stiftregister von 1623 wird dieses Haus als „Sölde am Baumgarten“ bezeichnet.

Joachim Kornbauer und seine Ehefrau Anna haben darauf das Leibrecht. Der Wert liegt bei 4 Pfund Regensburger Pfennige.

 

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 Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

1641 gehört die Sölde der Dorfgemeinde und dient als Unterkunft für den Hirten.

Als Hirte arbeitet vermutlich Georg Bergmann (Perkhmann), der ab etwa 1642 mit seiner Familie das Haus bewohnt.
Acht Kinder werden von ihm und seiner Ehefrau Susanna, geb. Schulreiter, geboren:
- Simon (*13.12.1642) heiratet 1671 die Weinzierlstochter Maria Pillinger von Hofdorf und lebt bis 1680 als Tagelöhner in Steinach
- Wolfgang (*18.10.1644)
- Georg (*11.04.1647)
- Katharina (*10.10.1652)
- Philipp (*01.05.1655)
- Rosina (*24.02.1658)
- Maria (*27.01.1660)
- Anna (*06.01.1663)

 

 
Bergmann Besitzer

 

 

 

1691 erscheint ein Mathias Dauchner als Besitzer. Er ist mit der Bauerstochter Margaretha Deblinger von Pellham verheiratet.

Drei Kinder kommen in Steinach zur Welt:
- Mathias (*12.08.1687)
- Andreas (*16.11.1688)
- Katharina (*18.04.1690)

Im Stiftregister von 1699 steht bei Mathias Dachner: „gänzliche Armut“.
Das weitere Schicksal der Familie bleibt im Dunkeln.

 

Als nächste Besitzerin folgt Margaretha’s Schwester Ursula Deblinger, die seit 1692 mit dem Bauerssohn Johann Diez von Pürstenberg verheiratet ist.

Dies erklärt auch die Herkunft des Namens „Pürstenhäusl“, wie er im Hofanlagsbuch von 1760 vermerkt ist.1 Über sechs Generationen bleibt die Familie in diesem Anwesen.

 

Daucher Besitzer

 

1727 übernimmt Tochter Katharina Diez das Anwesen, nachdem sie den Bauernsohn Michael Foidl von Agendorf geheiratet hat. Katharinas Bruder Michael Diez erbt vermutlich das sogenannte „Wilhelm-Häusl“ Hs.Nr. 47 (heute Bärnzeller Str. 1, Heimerl) von einer Tante.

Michael und Katharina Foidl haben vier Kinder:
- Ursula (*20.08.1728), Hoferbin
- Maria (*04.05.1732) heiratet 1758 Johann Griessler von Falkenfels
Johann Georg (*14.08.1735) heiratet 1758 die Häuslerswitwe Anna Maria Plötz und zieht nach Schwemm

 

Tochter Ursula Foidl übernimmt 1752 das Gütl und heiratet Adam Steinbauer von Riedelswald.

Wiederum geht der Besitz an eine Tochter über, Margaretha Steinbauer, die sich 1752 mit Sebastian Landstorfer von Willerszell verheiratet.

Der Sohn Simon Landstorfer erbt das Anwesen 1811 und heiratet Katharina Waas, eine Bauerstochter aus Steinach.

 

1822 bricht ein Brand im gegenüberliegenden Haus aus, der wahrscheinlich auch das Anwesen in Mitleidenschaft zieht.

 

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Das Bachl-Haus um 1930

 

1846 geht das Anwesen an Tochter Katharina Landstorfer. Sie heiratet Jakob Echinger von Münster, einen Einwohnerssohn, der zu dieser Zeit das Ansässigmachungsgesetz in Bayern erfüllen muss.

Dieses Gesetz erlaubt Heiraten oder das Ansässigwerden nur Personen mit einem gewissen Grundvermögen und der Zustimmung des Gemeindevorstandes und des Gemeindeausschusses (Bauernfünfer). Da Katharina das Anwesen von ihren Eltern überträgt bekommt und ihr Ehemann über erspartes Geld verfügt, gestattet man beiden die Heirat, und Jakob wird in Steinach sesshaft. Es existiert ein ausführlicher Akt zur Ansässigmachung im Staatsarchiv Landshut.2

1869 stirbt Jakob mit 51 Jahren an einem Nervenfieber. Seine 52-jährige Witwe Katharina heiratet daraufhin Johann Hauser von Giglberg.

 

Steinbauer Besitzer

 

Nach dem Tod seiner Ehefrau entscheidet sich 1844 Johann Hauser dazu, das Anwesen an Alois Bachl, einem Bauerssohn aus dem Bachl-Hof in Steinach, zu verkaufen. Im gleichen Jahr heiratet Alois Bachl die Gütlerstochter Kreszenz Altschäffel von Wolferszell Hs.Nr. 4.
Kreszenz war 44 Jahre als Hebamme in Steinach tätig und half nach eigenen Angaben ca. 3.500 Kinder auf die Welt. Sie galt als resolute und energische Frau.

 

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 Die Hebamme Kreszenz Bachl 
(Bild: Annelies Dietl, München)

 

Der Hebammenberuf war zweifellos anspruchsvoll. Katharina hatte selbst acht Kinder und ein kleines Anwesen zu versorgen und musste bei jeder Tag- und Nachtzeit zur Verfügung stehen. Im Jahr hatte sie im Durchschnitt 50 Geburten alleine in der Pfarrei Steinach zu betreuen.

Die Kinder des Ehepaares:
- Joseph * 1885
- Alois (1887-1968), lebte auf dem Sackhof
- Albert (1888-1969), Postobersekretär in Regensburg. Verfasser der Kindheitserinnerungen "Bei uns dahoam". Seine Tochter Annelies Dietl veröffentlichte ebenfalls ihre Kindheitserinnerungen, die im Buchhandel erhältlich sind3.
- Georg *1890
- Anna (1892-1976) heiratete Franz Xaver Hagenauer von Steinach
- Ferdinand (1893-1975), seit 1927 Binder in Steinach Nr. 96

- Maria *1896, wurde Ordensschwester
- Justina (1898-1983) übernahm das Anwesen

 

Sohn Albert Bachl verfasste seine Kindheitserinnerungen „Bei uns dahoam“ mit knapp 80 Jahren. Seine Erzählungen geben Einblick in das Leben dieser kinderreichen Gütlersfamilie und beschreiben den Jahreszyklus sowie Feste und Bräuche in Steinach um die Jahrhundertwende.

 

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 Die Familie Bachl 1934
Stehend v.l. Joseph, Justina verh. Huber, Maria, Anna verh. Hagenauer, Alois, Ferdinand
vorne v.l.: Albert, Kreszenz u. Alois, Georg
Bild: Familie Schweiger, Steinach

 

 

Die jüngste Tochter Justina erbt das Anwesen und heiratet 1927 Josef Huber von Vorderbuchberg. Josef Huber richtete in der Garage des Anwesens das erste Elektroinstallateur-Geschäft in Steinach ein.
1959 verkaufen das kinderlose Ehepaar Justina und Josef Huber das Elternanwesen und ziehen in das Haus von Justinas Schwester Anna Hagenauer.

 

 

Bachl Huber Besitzerfolge

 

 

Neuer Eigentümer des Anwesens ist Ludwig Aumer, ein Schlosser- und Spenglermeister aus Au b. Ascha. 1958 absolviert er zusätzlich eine Meisterprüfung als Installateur- und Heizungsbauer und führt sein Geschäft in diesem Haus.

 

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 Im Hintergrund das Aumer-Haus
aufgenommen 1968 bei der Fahnenweihe der KuSK Steinach

 

 

1 BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
2 StA Landshut, Patrimonalgerichte 4468
3 Dietl Annelies; Nicht nachweinen: Eine Kindheitsgeschichte, 2004, ISBN 978-3920821405

 

Weitere Quellen:

Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
StA Landshut, Landschaft Unterlands Bd 1183, Steuerregister der Hofmarksuntertanen Steinach 1623
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stiftregister der Hofmark Steinach 1691
Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Landsteuer der Hofmark Steinach 1699
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-4, Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 72, 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-7, Umschreibehefte zum 1. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 – 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-11, Umschreibehefte zum 2. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1-65, 1906 – 1960

 

aktualisiert: 24.04.2025