Der ganze Brähof - heute Heisinger-Hof

 

von Claudia Heigl

 

 

Im Hofanlagsbuch von 17601 wird der heutige „Heisinger-Hof“ als „Littichgut“ bezeichnet.
Im Urkataster von 18082 ist er mit der Hs.Nr. 1 als „der ganze Brehof“ bzw. im Liquidationsprotokoll aus dem Jahr
18383 ist er mit der Haus Nr. 49 als „Der ganze Brähhof“ und mit Hs. Nr. 50 „Nebenhaus“ aufgeführt.

Brähhof bzw. Brehof dürfte vom Namen Bründl abgeleitet worden sein.

 

Uraufnahme Hoefe

rechts der Heisinger-Hof mit der Hs.Nr. 49 und dem Nebenhaus Nr. 50
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungverwaltung München, Bayernatlas

 

Die frühen Besitzverhältnisse des Hofes sind unbekannt. Er dürfte jedoch genauso alt wie der Nachbarhof sein.

14364 ist er im Besitz der Familie Warter von der Wart, den Steinacher Burgherren. (In einer  Urkunde von 1410 wird er nicht aufgeführt.)
Die Brüder Pankratz und Hans Warter zu der Wart und der Neffe Jorg Warter (Sohn des Erasm Warter) verkaufen das Dorf Steinach, ein Gut in Rotham wo der Hansel Hie sitzt, ein Gut genannt Sakkarn, wo Pez Ullmair aufsitzt, ein Gut genannt Perg, wo Pergmair aufsitzt, ein Gut genant Schergenhofen und ein Gut genant Hürenpach wo Anderl Mair aufsitzt.... an Alram Graf von Ortenburg und Frau Agnes geborene von Walpurg.
Ob dieser Kauf überhaupt zu Stande kam, ist nicht nachgewiesen und wird vom Schlossbenefiziaten Schlicht auch bezweifelt, da zwei identische Kaufurkunden im ehemaligen Schlossarchiv von Steinach liegen. (Normalerweise bekam eine Urkunde der Verkäufer und eine der Käufer.)

Am 23. April 1583 verkauft der Steinacher Hofmarksherr Hans Wolfgang von der Wart seinen Besitz in Steinach an  Wiguleus Hund zu Sulzemoos und Lenting. Darunter ist auch der Hof in Herrenpach (Hoerabach).

16235 war der Hof schon nicht mehr im Besitz der Steinacher Hofmarksherren. Die Familie Hundt dürfte  den Hof zwischen 1583 und 1623 an das Kloster Oberalteich verkauft haben.

 

1569 wird ein Michael Feuerl  (andere Schreibweise für Foidl) in Hoerabach genannt. Er dürfte damit er erste bekannte Bauer auf dem Hof sein.
10.01.15696: Steffan Haitzer zu Weingarten verkauft sein Erbrecht auf dem Widemgütl zu Weingarten samt Ackerteilen in der mittern Reudt u.a. an Michael Feurl zu Hörabach und dessen Frau Margaretha.; S: Abt Johann Baptista zu Oberaltaich

 

15787 ist ein Georg Wenzl auf dem Hof im Steuerbuch verzeichnet, der 15838 auch Kirchenprobst von Steinach auftritt, d.h. er verwaltete neben dem Pfarrer das Vermögen der Steinacher Pfarrei.

 

16109 ist ein Michael Wenzl und dessen Ehefrau Walburga auf dem Hof ansässig.


Den Hof übernimmt Sohn Peter Wenzl, der ca. 1638 die Wirtstochter Barbara Schleinkofer von Agendorf heiratet. 
Beim dritten Schwedeneinfall zwischen Juli und September 1647 wird der Hof zerstört. Bis 1647 zahlt hierauf Peter Wenzl noch Steuer, ab dann wird der Hof als „öd“ bezeichnet10. Auch Josef Schlicht, der das Salbuch von Steinach aus dem Jahr 1648 noch eingesehen hatte schreibt hierzu11: „Hörabach, zwei Höfe, der des Wenzl ist ganz verbrennt und meistenteils in Feldern öd.“

Peter Wenzl und seine Ehefrau überleben den Angriff und sind dann weiterhin als Wirtseheleute auf dem Agendorfer Wirtshaus anzutreffen.

 

 

Wenzl

 

 

 

Die Familie Bründl kommt auf den Hof

Nach den verehrenden Verwüstungen im Kloster Oberalteich und in der Umgebung dauerte es meist Jahre die zerstörten Höfe wieder zu vergeben und aufzubauen. Auch der verwüstete Hof in Hoerabach lag ca. 16 Jahre brach.

Erst 1663 werden erstmals Georg und Apollonia Bründl als Bauerseheleute auf dem Hof in Hoerabach (Hierabach) genannt.
Die Bründl’s hatten eine Sölde in Muckenwinkling (alte Hs.Nr. 58, heute Agendorfer Str. 16). Bei den Taufen von drei Kindern (1654,1655 und 1659) werden sie als Söldner in Muckenwinkling aufgeführt. Die Sölde in Muckenwinkling übernimmt Sohn Simon Bründl, während die Eltern  den Hof in Hoerabach wieder aufbauen.
Erstmals wird am 23.10.1663 - bei der Hochzeit des Vitus Zeindlmayer von Parkstetten und der Bauerstochter Maria Kellner von Weidenhofen - bei denTrauzeugen Georg Bründl (Prindl) von Hirabach genannt12
Ca. 1673 übergibt das Ehepaar den Hof in Hoerabach an ihren Sohn Martin und erwirbt in Agendorf ein Gütl, das sog. "Kappengut" (alte Hs.Nr. 39, heute Mitterfelser Str. 5). Nach dem Tod der Eltern kommt das Agendorfer Gut auch in den Besitz ihres Sohnes Martin Bründl. Es bleibt bis 1717 im Besitz der Hoerabacher Bauern.

Von der Familie Bründl hat der Hof in Hoerabach auch seinen Namen erhalten. Drei Generationen der Familie Bründl bewirtschaften ihn. Ihre Nachkommen heiraten in umliegende Höfe ein. Die Familie Bründl aus Niedermenach hat ebenfalls ihren Ursprung in Hoerabach.
Als weitere Schreibweisen des Familiennamens Bründl finden sind in den Urkunden auch zu finden: Pründl, Prindl, Brinel, Prinl

 

 

Bruendl

Heisinger

 

 

Als der Enkel des ersten Hofbesitzers, ebenfalls namens Georg Bründl, 1725 im Alter von 50 Jahren stirbt hinterlässt er fünf unmündige Kinder, die später zum Teil in umliegende Bauernhöfe einheiraten. Die 49jährige Witwe vermählt sich ein Jahr später mit dem 35jährigen Johann Heisinger von Hundldorf.

Nach dem Tod der 65jährigen Bäuerin nimmt der 52jährige Witwer Johann Heisinger knapp ein halbes Jahr später die 20jährige Eva Kandler von Hochstetten zur Frau. Aus dieser Ehe gehen nochmals neun Kinder hervor, von denen fünf das Erwachsenenalter erreichen.

1783 stirbt Johann Heisinger im hohen Alter von 92 Jahren. Die 60jährige Witwe übergibt den Hof den Hof im selben Jahr an ihren Sohn Michael Heisinger und heiratet den Witwer Johann Rothamer von Agendorf. Beide ziehen in das Inhäusl auf den Hof.

Michael Heisinger heiratet ebenfalls noch im selben Jahr die Bauerstochter Barbara Fruhstorfer von Dörfling. Barbara’s Mutter war übrigens eine geborene Bründl von Hoerabach und stammte vom gleichen Hof ab, in der ihre Tochter nun wieder einheiratete. Somit sind die Heisinger durch diese mütterliche Linie auch Nachfahren des ersten Bründl-Hofbesitzers von ca. 1663.

 

 

Bruendl Heisinger

 

 

 

 

Der Hof wird 183813 wie folgt beschrieben:
„Wohnhaus und Stallung unter einem Dache, Stadel, Getreidekasten, Backofen und Hofraum“

Beim Nebenhaus heißt es: „Wohnhaus und Stallung unter einem Dache“.  Dazu gehörte noch ein „Weihergarten mit einem Waschhaus“

 

 

FO HOER 94

Familie Heisinger von Hoerabach ca. 1913
von links: Tochter Therese (*1899) mit Schwester Rosina (1910-1914), Franziska Heisinger, geb. Schreiner, Franziska (*1908), Hofbesitzer Josef Heisinger, Sohn Joseph jun. (*1901) und zwei Dienstleute
Quelle: Familie Heisinger, Hoerabach

 

Die Familie Heisinger bewirtschaftet nun in achter Generation den Hof. Zählt man die Familie Bründl noch mit, so sind es bereits elf Generationen.

 

 Heisinger Hof

der Hof  aufgenommen in den 1970er Jahren
Bild: Familie Heisinger, Hoerabach

 

 

 

Heisinger Nov 2019

rechts der Heisinger-Hof
die Maschinenhalle links vorne gehört noch zum Hof
im Hintergrund Steinach

aufgenommen November 2019
Bild: Daniel Wirth

 

 

 

 

 

 

Quellen:
1 BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 515, S. 96 Hofanlagsbuch des Rentkastenamts Straubing 1760
2 StA Landshut, Rentamt Straubing B130, S.11, Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf incl. Agendorf 1808
3 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Agendorf vom 09.10.1838
4 Schlicht Josef, Steinach ein niederbayerisches Geschichtsbild, 5 u. 6..älteste Schlossurkunde von 1436, veröffentlicht in der Straubinger Zeitung im Jahr 1881 Nr. 34
5 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
6 BayHStA München, Kloster Oberalteich Urkunden 1228
7 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des Kastenamts Straubing 1578
8 Schlicht J., Die Geschichte von Steinach, 1908, S.100 (die Seitenzahl bezieht sich auf den Nachdruck von 1996)
9 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P28, fol.71  Kaufvertrag über zwei Tagwerk Wiesmad vom 10.07.1610
10 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B90, Schmalzbuch des Kastenamt Straubing 1641-1650
11 Schlicht J., Steinach - Ein niederbayerisches Geschichtsbild. veröffentlich im Straubinger Tagblatt 16.01.1882 Nr. 3
12 Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Matrikel Pfarrei Oberalteich, Bd. 1, S.77, FN 8
13 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Agendorf vom 09.10.1838

Die Personendaten wurden alle aus den Pfarrmatrikel Steinach entnommen.