Kindlasberg

 

ältere Schreibweise: Cullinzgsperg, Chundlingsperg, Kundelsperg, Khindlasperg 
weitere Schreibweise: Voitlberg

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Als 1029 der Sohn des bayerischen Herzogs Heinrich II - Bruno Bischof von Augsburg - das Gut Straubing dem Domkapitel Augsburg vermacht, gehört neben der Stadt Straubing, die Dörfer Steinach und  Agendorf, die Bruckmühle, die Weiler Pellham, Rotham und  Hoerabach, der Berghof, der Sackhof und auch der Kindlasberg zu diesem Besitz.

1535 verkauft das Domkapitel die Rechte an der Stadt Straubing und div. Güter, u.a. auch von dem Dorf Agendorf und Kindlasberg, an Herzog Ludwig X. von Bayern. Seitdem wird der Grundbesitz vom Kastenamt Straubing verwaltet und als als "propsteiische Güter" bezeichnet.

 

Kindlasberg OrtskarteOrtskarte von 1938
Quelle: Vermessungsamt Straubing, Agendorf Nr. 174f

 

 

 

Der Bauernhof auf dem Kindlasberg

Bei dem Hof auf dem Kindlasberg handelte es sich um einen Einödhof auf einem höhergelegenem Plateau an der Landstraße zwischen Agendorf und Mitterfels.

 

Um 13241 wird "Cullinzgsperg" erstmals urkundlich erwähnt. Ein Hertwich Curtz hat vom Augsburger Domkapitel eine halbe Hube als Lehen erhalten.

14442 besitzt ein Ruger Chundlingsperger auf dem Chundlingsperg und dessen Hausfrau Barbara und Erben .. eine ganze Hube Baues zu Chundlinsperg, hergekommen von Andre dem Churtzen, nun gebaut auf dem Chundlinsperg. Er zahlt an Martini 1/2 Pfund 20 Pfennige an den Probst.

14583: Hans Kündlinsperg hat zu Lehen genommen von Probst von Augsburg ein Viertel Wiesmath die Pronerlin von der Mill.

15294 werden auf dem Kundelsperg zwei Anwesen genannt:
Ein Paul Foierl gibt bei seinem Gut auf dem Kundelsperg als Wert 21 Pfund Pfennige an und zahlt dafür an Steuer 5 Schilling 18 Pfennige.
Ein Erhart Foierl besitzt ein kleineres Gut mit einem Wert von 8 Pfund Pennige und zahlt 2 Schilling 4 Pfennige an Steuer.

15785 besitzt ein Andreas Feurl auf dem Kindlasperg einen Hof mit einem Wert von 30 Pfund Pfennige. Als Dienstboten werden ein "Pub" und ein "Dirndl" mit aufgeführt.

15796 wird in einem Salbuch der gleiche Andre Feürls auf dem Kindlsperg genannt, der aufgrund eines alten Kaufbriefes aus dem Jahr 1497, der sich auf Erbrecht lehnt, den Hof besitzt. Zu dem Hof gehört eine hölzerne Behausung, ein Stadel mit einer Tenne, Stall und ein Backofen, alles mittelmässig erbaut. Davon zinst er an den fürstlichen Kasten Straubing jährlich mit 4 Pfund 20 Pfennige.

15997 besitzt ein Sebastian Feürl den Hof auf dem Khindlasperg, der mit einem Wert von 75 Pfund Pfennige angegeben wird. Er zahlt 3 Pfund 6 Schilling Pfennige an Steuer. Dazu besitzt er 2 Rößer, 2 Kühe und 1 Jungrind.

16028 besitzt ein Thomas Luettner einen ganzen Erbrechtshof auf dem Khindlasperg. Er dürfte die Witwe des Sebastian Feürl geheiratet haben.

1630 und 16329 wird Michael Foyerl (Foidl) von Khindlasperg als Bürge genannt. Hier handelte es sich mit ziemlicher Sicherheit um einen Sohn des o.g. Sebastian Feürl.

 

 Foidl

 

 

Zerstörung des Hofes durch die Schwedischen Soldaten

Im November 1633 fällt das schwedische Heer von Regensburg kommend in unsere Gegend ein, belagern Straubing und vertreiben und plündern die Landbevölkerung. Am 22. November 1633 wird Straubing zur Kapitulation gezwungen und nur durch eine hohe Lösegeldzahlung von der Plünderung und Zerstörung verschont. Auch im Kloster Oberalteich beziehen mehr als 1.000 Reiter ihr Quartier, von wo sie aus die nächsten Monate die Landbevölkerung terrorisieren, bis sie im April 1634 wieder abziehen.
Der Hof auf dem Kindlasberg wird von den Soldaten komplett zerstört und liegt die nächsten Jahre völlig verödet da10.

Michael Foyerl, der 1630 und 1632 als Bauer auf dem Kindlasberg genannt wird, scheint den Überfall der Schweden überlebt zu haben und heiratet wahrscheinlich die Witwe Barbara seines Halbbrudern Thomas Luttner jun. Dieser war als  Bauer in Agendorf  (Hs.Nr. 38, heute Kettl-Hof) ansässig. Michael Foyerl bewirtschaftet dann dessen Hof in Agendorf.

Als er am 15.11.1640 stirbt, vermählt sich die Witwe 1641 mit Melchior Dellinger (Döllinger). Fünf Monate später stirbt auch Barbara Dellinger. 1643 verkauft Melchior Dellinger den Agendorfer Hof an Georg Schäffler und zieht mit seiner zweiten Ehefrau wieder auf den Kindlasberg. Der Hof auf dem Berg dürfte inzwischen wieder aufgebaut worden sein. Seine vier Kinder kommen ab 01.05.1644 dort zur Welt.  Als seine zweite Ehefrau Anna Dellinger 1651 stirbt, wird sie als „Bäuerin im Voitelhof“ bezeichnet.

 

 

Foierl Besitzer

 

 

 Melchior heiratet 1651 ein drittes Mal und hat aus dieser Ehe nochmals zwei Kinder. 1654 verkaufen er und seine dritte Ehefrau den Hof um 175 Gulden an Mathias und Margaretha Prem11, die dafür ihren Hof in Wolferszell hergeben.

 

 

Prem Schuetz Kaiser Besitzer

 

 

Sieben Generationen der Familie bleiben auf dem Kindlasberger-Hof, auch wenn sich durch Heirat die Familiennamen ändern in Schütz und Kaiser.

 

Uraufnahme Kindlasberg

Der Hof auf dem Kindlasberg erhält die Hs.Nr. 47 und gehört zur Steuergemeinde Agendorf
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas, Uraufnahme 1827

 

Am 18.06.1873 verkaufen schließlich Joseph und Katharina Kaiser den 80 Tagwerk großen Hof um 14.900 Gulden an Georg und Katharina Tremmel von Loitzendorf.

 

 Tremmel Miedaner Besitzer

 

 

Am 17.07.1890 verkaufen Xaver und Franziska Miedaner den Hof mit 73 Tagwerk Grund an Wolfgang und Barbara Wanninger von Janahof bei Cham.

 

 

Wanninger Besitzer

 

Sohn und Schwiegertochter Joseph und Therese Wanninger behalten den Hof nur sechs Jahre. Am 28.04.1898 erwirbt ihn ein Andreas Pummer, der ihn am 19.06.1899 an Joseph und Margaretha Scheubeck von Buchhof weiterverkauft.

 

 

Scheubeck Besitzer

 

 

 1919 übernimmt ihn Sohn Joseph Scheubeck und 1956 dessen Tochter Barbara Scheubeck, die sich mit Karl Bucher vermählt.

 

Der Einödhof wird von der Familie verkauft und auf der Fläche 1981 die  Standortmunitionsniederlage 661/4 Steinach-Agendorf der Graf-Aswin-Kaserne errichtet, die am 30.09.2001 wieder aufgelöst wird.

Die Einöde Kindlasberg wird als Gemeindeteil aufgehoben und die Ortsbezeichnung nicht mehr geführt.

 

Heute ist das ehemalige Munitionsdepot wieder Privatbesitz.

 

Luftbild Kindlasberg

Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas, Luftbild 2019

 

 

 

 

 

 

 

1 Jahresbericht des Hist. Vereins für Straubing u. Umgebung, Band 8. Jhg. 1905, S.44 Rechte und Besitz des Domkapitels Augsburg in und um Straubing am Anfang des XIV. Jahrhundert, f. 14b (um 1324)
2 Jahresbericht des historischen Vereins f. Straubing u. Umgebung, 65. Jhg. 1962, S. 45 Straubinger Salbuch des Augsburger Domkapitels von 1444, fol. 39b
3 BayHStA München, Kurbayern Äußeres Archiv 4777, Salbuch Augsburg von 1458
4 StA Landshut, Landschaft Unterlands (Rep.186) Nr. 1180 III, Steuerregister über die Hofmarken im Rentkastenamt Straubing 1529
5 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1578
6 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, B39 „Register des Saal- und  Urbarsbuch über die Probsteiischen Lehensgüter beim churftl. Kasten Straubing, 1579“, fol. 79
7 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B101, Steuerbuch des Kastenamt Straubing 1599
8 BayHStA Kurbayern Geh. Landesarchiv 1198,  Grenz-, Güter- und Volksbeschreibungen des Kurpfalzbayrischen Landgerichts Straubing 1478-1640, fol. 378’
9 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P45, fol. 137 Bürgschaftsbrief vom 07.12.1630 und StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P47, fol.61 Bürgschaftsbrief über 100 R vom 16.11.1632
10 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B90, Schmalzbuch des Kastenamts Straubing 1641-1650 und Salbuch der Pfarrei Steinach erstellt von Pfarrer Kasper Neumiller am 06.01.1648 (J.Schlicht Straubinger Tagblatt v. 23.10.1882, Nr. 43)
11 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P55,  fol.103  Kaufbrief vom 14.03.1654

 

Weitere Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17-2/7 Umschreibehefte Agendorf 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17-2/10 Umschreibehefte Agendorf 1859-1894
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17-2/14 Umschreibehefte Agendorf 1894-1960

Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach

 

Detaillierte Angaben zu den Familien liegen im Archiv für Heimatgeschichte Steinach und können dort eingesehen werden.