Johann Baptist Schiedermayr

 

 von Hans Agsteiner

 

 

 

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Johann Baptist war am 23. Juni 1779 in Münster als viertes Kind des Schulleiters Johann Georg Schiedermayr und dessen Ehefrau Maria Scholastika, geb. Augustin, geboren.

Von seinem Vater wurde er früh in Singen unterrichtet und kam in seinem neunten Lebensjahr 1788 als Sängerknabe in das Prämonstratenserstift Windberg. Hier wurde er im Gesange ausgebildet und lernte das Klavier spielen, teils von einem gewissen Obergaßner, teils von seinem älteren Bruder Georg, der in Windberg Organist war.
1791 kam er in das Benediktinerkloster nach Oberalteich, wo der Grund zu seiner späteren musikalischen Ausbildung gelegt wurde.
1793 ging er nach Straubing in das kurfürstliche Studienseminar, wo er mit 14 Jahren unter den 24 Schülern der beste Orgelspieler war. Thaddäus Wolfgang Freiherr von Dürnitz, einer der besten Pianospieler seiner Zeit, erteilte ihm Unterricht. Zwei Latein-Lehrer bildeten ihn an den Instrumenten Flöte und Violine aus. Mit 15 Jahren begann er zu komponieren- ein Tantum ergo mit vier Singstimmen, ein Alma – redemtoris mater – und eine Messe in D-Dur für seinen Vater.
1796 verließ er das Seminar, da eine sehr harte Strafe des Musik-Seminarinspektors das Ehrgefühl des 17jährigen tief verletzte. Er ging nach St. Nikola, einem Chorherrenstift bei Passau, wo er anfänglich als Bassist, dann als Organist angestellt wurde.
Schiedermayr wollte eine Priesterlaufbahn einschlagen und hatte bereits das zweite Jahr der Theologiestudien begonnen, als die Aufhebung der Klöster 1802 seinen Entschluss Geistlicher zu werden, mächtig erschütterte. Er bewarb sich auf die vakant gewordene Stelle des verstorbenen Türmermeisters Eggerstorfer in Schärding. Die Vergabe der Stelle war jedoch mit der Bedienung verbunden, einer der drei hinterlassenen Töchter von Eggerstorfer zu heiraten, wobei die Älteste den Vorrang hätte. Trotz seines Vorspiels, dass großen Beifall fand, wurde er abgewiesen, da er sich nicht entschließen konnte die älteste Tochter zur Frau zu nehmen.
Am 24. Februar 1804 kam er nach Linz, wo er unter dem damaligen Dom- und Stadt-Kapellmeister Franz Glöggl in der Kirche, im Theater und bei der damals bestehenden Bürgergarde zu verschiedenen Instrumente verwendet wurde, bis er in der Folge 1810, als der Erste die bisher getrennten Stellen eines Dom- und Stadtpfarr-Organisten in Vereinigung erhielt.
1807 vermählte sich Schiedermayr mit der jüngeren Tochter Eggerstorfers, Barbara, deren Bekanntschaft er bei jenem Probespiel in Schärding gemacht hatte.

Mancherlei Rückschläge, bedingt durch die damaligen kriegerischen Ereignisse und die Teuerung jener Hungersjahre, erschütterten Schiedermayrs Vermögensverhältnisse und brachten die Familie in arge Bedrängnis. In der Sorge um das Fortkommen und um seinen Kindern eine entsprechende Ausbildung geben zu können, bürdete er sich außer vielen privaten Lehrstunden zusätzlich anstrengende Tätigkeiten auf.

Als 1821 die Gesellschaft der Musikfreunde (später Linzer Musikverein) gegründet wurde, erhielt Schiedermayr das Ehrenamt eines „Leiters am Klavier“. Zu gleicher Zeit übernahm er auch den Unterricht an der 1822 gegründeten Musikschule (heute Linzer Bruckner-Konservatorium). Hier wirkte Schiedermayr mit unermüdlichem Eifer für die Ausbildung junger Talente bis zum Jahr 1837. Seine erfolgreiche Tätigkeit wurde mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft gewürdigt. Noch einmal übernahm er auf besonderen Wunsch die Leitung der Gesellschaftskonzerte. Auch als Theaterkapellmeister (von 1835-1839) erwarb er sich große Verdienste, wenn auch diese Stelle mancherlei Unannehmlichkeiten mit sich brachte. Volle Befriedigung gewährte ihm jedoch die Arbeit im Bereich der Kirchenmusik. Seine Meisterschaft im Orgelspiel bestätigten ihm damals anerkannte Persönlichkeiten dieses Fachs.
Mit seinen zahlreichen kirchlichen Kompositionen: Messen, Vespern, Litaneien, Offertorien usw. wollte Schiedermayr vor allem die „Kirchenmusik auf dem Lande“ und bei den einfacheren Chorverhältnissen verbessern und fördern. Haydn und Mozart waren die großen Vorbilder seines kompositorischen Schaffens, wobei er künstlerische Gediegenheit mit Popularität zu vereinen suchte.

Gegen Ende des Jahres 1839 waren die Anzeichen einer schweren Erkrankung festzustellen. Trotzdem versah Schiedermayr an den Weihnachtstagen den gesamten Kirchendienst. Ganz erschöpft musste er nach Hause gebracht werden. Rasch nahmen seine Kräfte ab. „So schnell kann doch der Tod nicht kommen – er muss doch vorher anklopfen“, meinte er, ehe er sich der notwendigen Operation unterzog. Diese verlief zwar glücklich, unvorhergesehene Begleitumstände und ein Schlaganfall machten seinem Leben am 6. Januar 1940 ein Ende.

 

Aus seiner Ehe mit Barbara Eggerstorfer (1783-1858) gingen acht Kinder hervor:

- Johann Baptist Schiedermayr (1807-1878),
studierte Theologie mit der abschließenden Promotion zum Dr. theol., er wurde 1830 zum Priester geweiht. Seit 1845 gehörte er dem Linzer Domkapitel an, wo er zur Würde eines Domdechants und eines infulierten Dompropstes emporstieg;

- Joseph Schiedermayr (1808 - 1819)

- Maria Schiedermayr (1810 - 1889)

- Wilhelm Schiedermayr (1812 - 1855), Amtsvorstand des Bezirksamts und -gerichts in St. Florian

- Barbara Schiedermayr (*1814)

- Rosa Schiedermayr (1816 - 1874)

- Karl Schiedermayr (1818 – 1895)
zeigte schon in frühester Jugend ein bemerkenswertes musikalisches Talent. Sein Vater drängte jedoch auf ein naturwissenschaftliches Studium. Er studierte seit 1837 an der Universität Wien Medizin und erlangte 1843 die Doktorwürde der Medizin. 1845 begab  er sich in seine Vaterstadt Linz, um dort die ärztliche Praxis auszuüben. Sein besonderes Interesse für die Botanik, vorzugweise für die Kryptogamen (= blütenlose Pflanzen) veranlaßte ihm 1849 zur Übersiedlung nach dem Markte Kichrdorf im Kremstal. Er bekleide die Stelle eines Bezirksarztes für Kirchdorf und Steyr, war Korrespondent der meteorologischen Zentral-Anstalt und Mitglieder mehrerer ärztlichen und naturwissenschaftlichen Gesellschaften und Vereine. Außerdem veröffentlichte er größere Abhandlungen und zahlreiche Aufsätze in den einschlägigen Fachzeitschriften. Schiedermayr starb als hochgeschätzter Experte der Botanik.

- Josef Schiedermayr (1821-1874), Advokat

 

 

Quelle:
Agsteiner Hans, Steinach – Eine Heimatgeschichte und Chronik der Gemeinde Steinach mit den Gemeindeteilen Münster, Agendorf und Wolferszell, 1996
Scharnagl A., Johann Baptist Schiedermayr in „Die Musik in Geschichte und Gegenwart“, Band 11 derselbe „Anton Bruckner lernte von ihm“. Johann Baptist Schiedermayr zum 200. Geburtstag, Straubinger Kalender 1979