Das Berghof-Gütl Hs.Nr. 63

 

ab 1891: Hs.Nr. 74, heute Tassilostr. 17

 

 von Claudia Heigl

 

 

 

Dieses „Gütl am Berg“ wurde am 14.07.1747 von Johann und Katharina Bauer vom Chorherrenstift St. Tiburtius und St. Jakob käuflich erworben. Wann genau das Haus errichtet wurde, lässt sich in den Quellen nicht mehr feststellen. Ggf. gehörte das Grundstück vorher zum sog. „Gregorigütl“ Hs.Nr. 44 (heute Tassilostr. 11).

 

uraufnahme berghofguetl

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatals

 

1750 übergeben sie ihrem Sohn Johann die Erbrechtsbehausung, Stadel und Garten für eine Übergabesumme von 140 Gulden1.

 

 Bauer Besitzer

 

 

Am 28.09.1761 erwirbt der ledige Schuhmachersgeselle Paul Sieber das Anwesen, der sich einen Monat später mit der Schmiedstochter Margaretha Kreuzer von Apoig vermählt2.

 

Sieber Besitzer

 

1772 begibt sich Paul Sieber mit seiner Ehefrau und seinen drei Kindern ins Ausland, wohl ohne Zustimmung des Straubinger Stiftskapitels. Denn am 26.04.1773 verkauft der Straubinger Probst die „verlassene Lehrbehausung samt Gärtl“ dem „ehrbahren ledigen Leonhard Ludsteck“, Bauerssohn von Untermotzing3.
Der angehende Häusler heiratet noch im Juni die Bauerstochter Margaretha Fuchs von Oberholzen.

 

Ludsteck Besitzer

 

 

Vier Jahre später veräußern Leonhard und Margaretha Ludsteck am 27.05.1777 das Gütl um 540 Gulden an den Halbbauerssohn Joseph Mayr von Hornstorf, der die Bauerstochter Anna Maria Krebl von Mitteröbling zur Ehefrau nimmt4.

 Mayr Besitzer

 

1802 heiratet der Ziegelmeister Michael Hartmannsgruber von Steinach in das Anwesen ein. Als seine Ehefrau Anna Maria, geb. Mayr, 1804 an den Folgen einer Geburt stirbt, vermählt sich der Witwer erneut mit der 20 Jahre älteren Schusterstochter Anna Maria Scherzer von Münster. Nach deren Tod heiratet der 50jährige die sechs Jahre jüngere Barbara Oelmann von Falkenstein.

Michael Hartmannsgruber wird zeitweise als Besitzer des benachbarten „Gregori-Gütl“ Hs.Nr. 44 (Tassilostr. 11) geführt. Dies dürfte er von Mathias Siebenhärl erworben haben und verkauft es 1808 an Wolfgang Gregori, von dem das Anwesen später dann seinen Namen erhält.

Michael’s Vater, Mathias Hartmannsgruber stammte von Mühlbogen bei Perasdorf und war in Steinach als Ziegelmeister in der Steinacher Ziegelhütte tätig. Sein Sohn erlernte ebenfalls das Ziegelbrennen und lies sich in Münster nieder.

Eigentümer der Ziegelhütte in Münster war das Straubinger Chorherrenstift St. Jakob und St. Tiburtius. Nach dem verheerenden Straubinger Stadtbrand im Jahr 1780 war ein erhöhter Bedarf an Ziegel vorhanden, der von der stiftseigenen Ziegelei ebenfalls abgedeckt werden sollte.

 

Schambeck Besitzer

 

Kurz vor 1828 kommt das Ehepaar Andreas und Barbara Schambeck auf das Anwesen. Die tauschen das Anwesen jedoch mit Michael Agsteiner, gegen das ehemalige Gemeindehirtenhaus. (alte Hs.Nr. 51, Falkenfelser Str. 15).

Michael ist mit der Einwohnerstochter Margaretha Wagner vom Sackhof verheiratet. Von ihren sechs Kindern erreichen nur zwei Söhne das Erwachsenenalter:
- Joseph *1825
- Johann Baptist *1832

Der älteste Sohn Joseph übernimmt 1856 das elterliche Anwesen mit 9,49 Tagwerk Grundbesitz. Im gleichen Jahr heiratet er die Metzgerstochter Johanna Esterl aus Neukirchen b. Hl. Blut.
1858 erwerben beide das Anwesen Hs.Nr. 14 in Neukirchen b. Hl.Blut und lassen sich in der Heimat der Ehefrau nieder5.

1862 verkauft er sein Gütl in Münster an seinen Bruder Johann Baptist Agsteiner. Johann beginnt eine Beziehung mit der bereits verheirateten Anna Reisach von Münster und gerät dadurch mit Pfarrer und Obrigkeit in Konflikt.
(Siehe hierzu die Geschichte von Hans Agsteiner: „Der Obrigkeit die Stirn geboten“ … „oder wo die Liebe hinfällt“. Erschienen im Gemeindeboten Steinach, Ausgabe Juni 2023)

1870 wird das Anwesen versteigert und Johann Agsteiner zieht nach Neukirchen b. Hl. Blut. Dort erwirbt er das Anwesen Nr. 18. 1881 erbt dies sein Bruder Josef und eröffnet in dem Haus im Schlossgraben eine „Braunbierschenke“.

 

Agsteiner Besitzer

 

Das Anwesen in Münster ersteigern Johann und Margaretha Kufner, die es 1877 an ihren Sohn Joseph übergeben.

 

Kufner Besitzer

 

1888 erwerben Josef und Franziska Probst das Anwesen.

 

Probst Besitzer

 

 

Die nächsten Jahre geht das Anwesen auf dem Berg durch verschiedene Besitzer-Hände:

Am 12.10.1904 ersteigert von Xaver Schneider, Lederhändler in Straubing

Am 21.02.1905 Kauf durch Ruber Georg und Kreszenz von Oberhof

Am 04.08.1909 Tausch des Anwesens mit Schleinkofer Kreszenz gegen deren Anwesen Nr. 42 in Rankam

Am 21.08.1909 Kauf durch Josef und Franziska Brandl.
04.05.1917:
Erbengemeinschaft Brandl Franziska durch Tod des Ehemannes (Josef + 07.02.1917, 76 J.) und die Söhne Wolfgang und Sebastian Brandl.

12.02.1919: Kauf durch Färber Xaver und Agnes

29.03.1928: Kauf durch Poiger Johann und Ottilie

25.04.1932: Kauf d. Maria Streck von Katzbach, verehel. Bösl

 

fo muen 235

Das "Berghof-Gütl" aufgenommen im Frühjahr 2023
Foto: Hans Agsteiner, Münster

 

 

 

 

1 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 I, fol.139   Übergabsbrief fl. 140 04.04.1750
2 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 II, fol.378   Kaufbrief 225 fl   28.09.1761
3 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 647, fol.133‘   Kaufbrief 792 fl   26.04.1773
4 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 648, fol.64‘   Kaufbrief 400 fl 27.05.1777
5 Baumann Ludwig: Markt Neukirchen b. Hl. Blut - Bürger und ihre Häuser; Band 1, Erstes und zweites Viertel, Hausnummern 1 bis 76, August 2007, S.95, 128, 417

 

Weitere Quellen:
BayHStA München, Hofanlagsbuchhaltung 248, Steuerkonskription der Hofmark Münster 1752
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster von 1838
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser u Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach rev Duplikat 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibbuch zum Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1814-1843
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-5, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 3-59 von 1843 – 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-9, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 69 von 1859-1893
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-14, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 82 von 1893 – 1960