Das Ingerlgütl in Münster Hs.Nr. 48

 

ab 1890: Hs.Nr. 81, heute Berghofstr. 2

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Erster bekannter Besitzer des Anwesens ist der Schreiner Johann Guggenberger. Am 04. Juli 1694 wird sein kleiner Sohn Sebastian im Alter von fünf Monaten in Münster zu Grabe getragen. In dem Sterbeeintrag wird Johann Guggenberger als Schreiner und Schullehrer bezeichnet – die erste Erwähnung eines Schreiners seit Beginn der Kirchenbücher in Münster im Jahre 1641.

 

Uraufnahme Ziegelstadel Muenster

Das Riedl-Anwesen hatte die Hs.Nr. 48
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Neben seiner Schreinerarbeit übernimmt Guggenberger auch die Aufgaben des Mesners und des Schullehrers. Er folgte damit dem Lehrer Georg Fronberger nach, der bereits 1691 gestorben war. Wahrscheinlich unterrichtete er die Kinder noch in seinem Haus. Das Schulhaus neben der Kirche dürfte erst später errichtet worden sein.

Von ihm und seiner Ehefrau Maria sind vier Kinder bekannt:
- Ursula heiratet 1725 Kaspar Knott Bauerssohn von Pichsee
- Sebastian + 04.07.1694 in Münster
- Kaspar *28.08.1695 in Münster, übernahm das elterliche Schreineranwesen und wird nur noch als Schreiner bezeichnet.
- Anna Maria *25.09.1697 heiratet 1720 Mathias Kiefel, Mesner in Gschwendt und 1742 in zweiter Ehe Gregor Freundorfer, Metzger in Mitterfels

 

1731 übernimmt Sohn Kaspar Guggenberger das Schreineranwesen, der ebenfalls als Schreiner tätig ist.
Das Schullehrer- und Mesneramt übt der Vater Johann wohl bis kurz vor seinem Tod aus. 1740 wird er von dem Lehrer Georg Augustin abgelöst.

Als Kaspar Guggenberger 1744 stirbt, beabsichtigt die Witwe ihren Gesellen Johann Georg Riedl von Pettenreuth zu heiraten. Wegen des Todes des Ehemannes und dem damit verbundenen Besitzübergang ist ein Laudemium in Höhe von 7,5 % des Objektwertes an das Kollegiatstift St. Jakob und St. Tiburtius fällig, dass das Obereigentum besitzt. Das Anwesen wird auf 200 Gulden geschätzt.

Doch aufgrund er „harten Zeiten und auch weil die Obstbäume durch den nahestehenden herrschaftlichen Ziegelofen einige Jahr schon Schaden gelitten hatten“, wird ihr der Betrag auf 10 Gulden herabgesetzt. Da sie das Geld nicht aufbringen können, verkaufen Georg und Juliana Riedl dafür einen kleinen Teil des Grundstücks an das Chorherrenstift1.
Riedl erhält das Miteigentum an dem Anwesen und widerlegt dies mit 34 Gulden. Das Geld hatte er der Witwe zum Teil bereits vorgestreckt.

1750 verkauft das Ehepaar Riedl nochmals wegen ihrer „schweren Schuldenlast“ den unteren Teil des Gartens. Der Grund wird für den Ziegelstadel des Chorherrenstifts gebraucht2.

 

 

Guggenberger Besitzer

 

 

Als Georg Riedl 1758 stirbt veräußert die Witwe Juliana schließlich die Erbrechtsbehausung an das Kollegiatstift Straubing um 182 Gulden. Im oberen Stübl behält sie ihr Wohnrecht3.

Zwei Monate später erwirbt der ledige Schreinerssohn Johann Veith Peringer von Stamsried das Anwesen4.

 

Peringer Besitzer

 

Im März 1768 veräußert der Schreiner Veith Peringer das Anwesen wieder an das Kollegiatstift, die es im Oktober 1769 an Franz und Anna Söldner von Münster weiterveräußern. Juliana Riedl lebt zu diesem Zeitpunkt noch und hat nach wie vor ihr Wohnrecht in dem Anwesen5. Ab diesem Zeitpunkt dürfte auch das Schreinerhandwerk nicht mehr auf dem Anwesen ausgeübt worden sein. Wahrscheinlich haben die Bewohner für den benachbarten Ziegelstadel gearbeitet.

 

Soeldner Besitzer

 

Im Mai 1782 veräußern Franz Söldner und seine zweite Ehefrau Genofeva, geb. Leiderer, das Anwesen an den ledigen Halbbauerssohn Johann Zellerer von Riederszell und dessen angehende Ehefrau Anna Hollmer von Ascha6. Allerdings verkauft das junge Ehepaar das Gütl noch im gleichen Jahr weiter an den Bauerssohn Georg Ingerl von Fischerdorf und seiner Braut Maria Anna Pielmayer von Wiesenfelden7. Von ihm erhält das Anwesen auch seinen Namen.

 

Inger Besitzer 

 

Als 1791 der 35jährige stirbt, vermählt sich die Witwe Maria Anna Ingerl mit dem Hafner Anton Wiesinger aus Ascha.
Anton stammt aus einer alten Hafnersfamilie, die ihren Ursprung in Steinach hat. Von 1785 bis 1788 hatte Anton die Hafnerwerkstätte des Mathias Grüneisl in Wolferszell Nr. 5 betrieben. Nun konnte er sich als Hafner in Münster ansässig machen. Anton war wahrscheinlich, wie schon seine Vorgänger, auch für das Brennen der Ziegel zuständig.
1795 heiratet Anton, nach dem Tod von Maria Anna, die Tagelöhnerstochter Anna Maria Zäch von Münster.

Nach dem Tod von Anton Wiesinger (+1817) veräußert die Witwe das Anwesen 1820 an den Hafner Thomas Platzer
Bei seiner Hochzeit 1820 in Hengersberg wird er bereits als Hafner in Pfaffmünster bezeichnet.

 Platzer Besitzer

 

 

Platzer verkauft 1827 den Ingerl-Hof an einen Johann Wagner von Unterholzen und errichet für sich im Dorf ein neues Haus (Hs.Nr. 44 1/2, heute Tassilostr. 13).
Johann Wagner ist dreimal verheiratet:
- 1. Ehe 1827 mit Katharina Traidmayer von Meisenthal

- 2. Ehe 1834 mit Anna Maria Papp von Hauptenberg

- 3. Ehe 1838 mit Maria Buchs von Dammersdorf

 

Wagner Besitzer

 

1843 kauf Joseph Zens von Münster das Anwesen, der die Müllerstochter Josepha Schütz von der Fahrmühl heiratet.

1866 übernimmt Sohn Joseph Zens jun. das Anwesen. 1869 heiratet er Anna Leiß von Münster.

Ihr gehört bereits ein Haus (Nr. 1) in Münster. Um 1871 richtet das Ehepaar in dem Haus ein Wirtshaus (unterer Wirt, das spätere Jobst-Wirtshaus) ein und ziehen dorthin. Den ehemaligen Ingerl-Hof verkaufen sie 1871 an Theresia Schütz.

 

 

Zens Besitzer

 

 

1877 erwirbt Sebastian Schütz das Anwesen mit 5 Tagwerk Grundbesitz, der 1878 das Wohnhaus neu erbaut.  Der ehemalige Müller auf der Fahrmühl (1821-1902) ist der Bruder o.g. Josepha Schütz.

1902 erbt seine Tochter Maria Schütz das Anwesen.

1906 erwirbt eine Therese Sieber den Besitz.

 

1922 kaufen es schließlich der Wirtssohn Johann Solleder vom unteren Wirt in Münster und seine Braut Maria Geier.

 

 Solleder Besitzer

 

 

 

 

 

 

1 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 I, fol 47‘  Vorkommen 29.05.1744
2 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 I, fol.150‘   Kauf  100 fl. 05.09.1750
3 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 II, fol.322‘   Kaufbrief 182 fl 20.05.1758
4 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 II, fol.324‘   Kaufbrief 190 fl. 14.07.1758
5 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 646 fol. 135‘    Kaufbrief 400 fl  12.10.1769
6 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 648 b, fol.50   Kaufbrief 430 fl 18.05.1782
7 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 648 b, fol.68   Kaufbrief 430 fl 31.08.1782

 

Weitere Quellen:
BayHStA München, Hofanlagsbuchhaltung 248, Steuerkonskription der Hofmark Münster 1752
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster von 1838
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser u Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach rev Duplikat 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibbuch zum Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1814-1843
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-5, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 3-59 von 1843 – 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-10, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 70 bis Ende von 1859-1893
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-14, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 82 von 1893 – 1960
Bischöfliche Zentralrarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster

 

Stand: 12.02.2024