Der Burschenverein "Einigkeit"

 

und

KLJB Steinach

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Gründung des Buschenvereins "Einigkeit"

Wahrscheinlich wurde bereits 1897 ein Burschenverein in Steinach gegründet. Leider gibt es hierzu keinerlei Unterlagen, aber die Jahreszahl auf der Fahne lässt diese Vermutung zu.

Im April 1907 wird der Vorstand Ludwig Bachl bei dem Steinacher Pfarrer Albert Lang vorstellig und teilt ihm mit, dass der Burschenverein eine Fahne anschaffen wolle. Er bittet um einen Zuschuss und um die Weihe der neuen Fahne, die das Bild des Hl. Michael tragen soll.

Nach Rücksprache mit dem bischöflichen Ordinariat in Regensburg, darf Pfarrer Lang jedoch die Weihe der neuen Fahne nur vornehmen, wenn sich der Verein dem „Dachverband Burschenvereine des Königreichs Bayern“ anschließe und deren Satzung annimmt.

Die geistlichen Seelsorger nutzten die Gelegenheit, die männliche Jugend nach ihrer Schulentlassung, entsprechend den Idealen der Kirche, positiv zu beeinflussen. Um eine einheitliche Struktur zu schaffen, wurde 1903 der Dachverband zur Organisation der bayerischen Burschenvereine gegründet. Oftmals wehrten sich die freien und wilden Burschen gegen die neue Ordnung. Aufgrund der überregionalen Struktur und besseren Organisation setzten sich aber schnell die katholischen Burschenvereine durch.

Zögerlich stimmen die Steinacher Burschen der neuen Satzung ebenfalls zu, da eine ungeweihte Fahne von den kirchlichen Feierlichkeiten ausgeschlossen worden wäre.
Am 6. Juni 1907 unterschreiben der Vorstand Ludwig Bachl und die weiteren Mitglieder des Vorstandes - Franz Röckl, Joseph Bogner, Joseph Billinger, Xaver Gerstl, Joseph Hien - die Statuten.


Zweck des Vereins ist unter der männlichen Jugend

  • Glaube und Sitte
  • Berufstüchtigkeit und Heimatliebe
  • Frohsinn und Scherz

zu erhalten und zu pflegen.
Die Mitglieder des Vereins müssen monatlich an einer Versammlung teilnehmen.

Am 16. Juni 1907 findet schließlich die Fahnenweihe der neuen Fahne des „Burschenverein Einigkeit“ in der Pfarrkirche Steinach statt.

 

fahne

 

 

Ab 01.05.1910 ist als Vorstand bekannt:
1. Vorstand: Josef Brunner
Kassier: Josef Simmel
Schriftführer: Josef Heigl
Ausschußmitglieder: Michael Heubeck, Ignaz Fellinger, Alois Hartberger
Fahnenjunker: Josef Hartberger

 

fo stei 358 aufgenommen 1912

 hintere Reihe v.l.: Röckl Joseph, Bogner Ludwig, Hahn Anton, ?, Räß Johann Baptist
mittlere Reihe v.l.: Röckl Adam, ?, Leserer Joseph, Fellinger Ignaz, Simmel Josef, Fischer Max
sitzend v.l.: Bachl Ferdinand, Billinger Xaver, Handwerker Ludwig, Thanner Max, Pfarrer Jakob Diepold, Brunner Joseph, Hierl Xaver, ?

 

 

 

Theateraufführungen

Neben vielen diversen Feierlichkeiten, wie Feste und Christbaumversteigerungen richteten die Burschen  Theateraufführungen aus, deren Texte u.a. vom Steinacher Schlossbenefiziaten Josef Schlicht geschrieben worden waren:

fo thea 11

 1910: „Da Kletzenwabi sei Friedl“
sitzend links Maria Bachl (verh. Bemmerl), mitteJosef Brunner,, rechts oben Ferdinand Bachl

 

fo thea 10

 1915 „Das verwunschene Moos“

 

fo thea 25

 sitzend 2. von rechts Maria Bachl, verh. Bemmerl

 

fo thea 30

 

 

 

Zwischen den Kriegen

Im ersten Weltkrieg werden die Reihen der Mitglieder arg gelichtet. Im Januar 1919 löst sich der Burschenverein kurzzeitig auf.  Pfarrer Strohhofer vermerkt hierzu „... da die Mehrzahl der Burschen z.Z. dem Tanzvergnügen mehr huldigen will.“.
Nach dem ersten Weltkrieg und dem Ende des Königreich Bayerns wollen die jungen Männer sich nicht mehr alles vorschreiben lassen.

Nach und nach finden sich jedoch wieder neue Mitglieder zum Verein zusammen.

 

fo stei 1325

 aufgenommen 1926
v.l. Karl Ertl, Pfarrer Lehner Adolf, Xaver Brunner, Anton Hahn

 

 

fo stei 359

35jähriges Jubiläum im Jahr 1932

sitzend v.l.: ?, ?, Max Hiegeist, Xaver Brunner, Pfarrer Stephan Müller, Karl Ertl, ?, ?

 

 

Ab 1936 werden zunehmend auf überörtlicher Ebene die katholischen Verbände verboten und aufgelöst, darunter auch die Burschenvereine. Die bereits bestehenden Jugendorganisationen standen vor allem dem Aufbau der Hitler-Jugend im Wege, zu denen Anfangs die Jugend nur zögerlich beitrat.

 

 

Vereinsleben nach dem 2. Weltkrieg

Im 2. Weltkrieg kommen wieder viele junge Männer ums Leben. Nach dem Krieg werden die Gasthäuser mit den Flüchtlingen belegt, so dass hier keine Veranstaltungen gehalten werden können. Auch lassen die traumatischen Kriegserlebnisse bei den jungen Burschen den Frohsinn und die Geselligkeit nicht wieder so schnell aufkommen.  Nachdem langsam wieder Ruhe und Ordnung einkehrt und im ehemaligen Pferdestall des Pfarranwesens eine Jugendheim eingerichtet werden kann, wird der katholische Burschenverein durch Pfarrer Johann Gnogler wieder ins Leben gerufen.

Am 16. Mai 1951 finden sich im Pfarrjugendheim Steinach 39 Burschen zusammen und beschließen die Neugründung des kath. Burschenverein Steinach1.

Vorstand: Johann Bogenberger
Kassier: Karl Bachner
Schriftführer: Gerhard Langer
Fahnenjunker: Josef Rohrmüller
Begleiter: Josef Prechtl und Peter Neumeier
Ausschuß: Adolf Zollner, Ludwig Handwerker, Josef Leibl

 

Die eingestickte Jahreszahl 1953 auf der Fahne lässt annehmen, dass zwei Jahre nach der Neugründung die Fahne restauriert und nochmals geweiht worden ist.

 jugend steinach

 Jugendheim im Pfarrhof ca. 1962
linkes Bild: Sieber Hans, ?, Hans Maxreiter, Martin Sieber, Hans Beck, Siegfried Altmann, Heinz Brunner

 

tanzkurs

 ... mit Pfarrer Ludwig Gnogler.

 

 

Unter der Leitung von Pfarrer Gnogler finden in der Folgezeit viele Theateraufführungen statt, die vom Burschenverein aufgeführt werden. Teils findet sogar zweimal jährlich eine Aufführung statt:

- 1951 „Der Loder von Lindham“
- 1952 „Junggesellenfeier“
- 1953 „Wunderdoktor“ und „Aus dunklen Nächten“
- 1954 „Zwischen Liebe und Pflicht“ und „Gockelstreit“
- 1955 „Trauringl“ und „Liesl das edle Kind der Berge“
- 1956 „Fatale Verwechslung“ und Saudieb von Unterland“
- 1957 „Abendglöcklein“ und „Steffel und die Vroni beim Fotograf“
- 1958 „Heimweh am Wolgastrand“ und „Kindstauf“
- 1959 „Blinde Förster“ und „Die blamierten Brautwerber“
- 1959 „Der arme Weber“
- 1960: „Erbliche Belastung“ und „Steffel und Veroni auf Hochzeitsreise“
- 1961: „Die zwei Halbschönen“
- 1961: „Hast du noch ein Mütterlein“ und „Die mißglückte Kur“ und „Steffeln und sein Hausdrache“
- 1963: „Wo die Heimatwälder rauschen“ und „Eine tolle Verwandschaft“
- 1963: „Weihnachten an Wildbachhof“ und „Gemeinderatssitzung“
- 1964: „Edelweiß“

 

 

 theater 1

links: "Zwischen Liebe und Pflicht" 1954
(hinten v.l.: Foidl Hermine, ?, Leibl Centa, Kieninger Josef, Jobst Adolf, Meier Xaver, Schneider Josef, vorne v.l. Stautner Willi, Röckl Rosa, Langer Gerhard)
rechts: "Liesl das edle Kind der Berge", 1955
(v.l. Rohrmüller Josef, Fischer Fanny, ?, Stautner Willi, Stegbauer Josef, Ertl Rosa, Fischer Josef, Heimerl Ferdinand, vorne v.l. Hien Ludwig, Langer Gerhard, Leibl Centa)

 

 

theater 2

links: "Der Saudieb vom Unterland" 1956
(v.l. Xaver Meier, Rosa Ertl, Willi Stautner, Centa Leibl, Gerda Handwerker, Hans Ameismeier)

rechts: "Heimweh am Wolgastrand" 1958
(v.l. Rosa Braun, Handwerker Burgl, ?, Xaver Meier, Helmut Schuster, Elisabeth Bogenberger, Hans Ameismeier, Stegbauer Josef, Centa Leibl, Stautner Willi)

 

 

theater 3

 links: "Die zwei Halbschönen", 1961
(v.l. Popp Max, Spanner Theo, Bogenberger Elisabeth, Heimerl Rosalinde, Centa Leibl, Schollerer Hans, Stegbauer Josef)

rechts: "O hast du noch ein Mütterlein"
(v.l.?, Schollerer Johann, Leibl Centa, Vogl Hans, Heimerl Wolferszell, Hien Renate, ? Popp Max, Furchner Gerda, ?)

 

 

 

 

Umwandlung zur KLJB Steinach

1949 ist schon die KLJB Bayern als Zusammenschluss der auf dem Land lebenden jung-Männer und Mädchen gegründet worden. 1953 findet das erste Landestreffen in Altötting statt.

Es lässt sich nicht mehr genau nachvollziehen, wann genau der Steinacher Burschenverein in die KLJB Steinach umgewandelt wurde. Es dürfte jedoch in den 1960er Jahre gewesen sein.

Dadurch wird es nun auch den Mädchen möglich beizutreten und mitzuwirken.

 

fo kljbs 11

 Die KLJB Steinach im Jahr 2005
(Bild: Fotostudio Bosl)

 

Die alte Burschenfahne gerät in Vergessenheit. Sie wird von Daniela Haberl hinter der Couch, im KLJB-Raum, im Keller des Rathauses entdeckt und gesichert. 2004 kommt die Frage nach einer eigenen Fahne für die KLJB auf. Ihr Bruder Martin erinnert sich an das alte Stück und man entschließt sich, die alte Fahne wieder herrichten zu lassen. Vor allem auf die Initiative von Robert Heimerl, Alexander Schweiger und Martin Schmidbauer wird die Fahne wieder restauriert.

Im Rahmen der 900-Jahr-Feier der Gemeinde Steinach weiht am Festsonntag, den 17. Juli 2005 Pfarrer Reischl die restaurierte Fahne.

 

fo kljbs 5 24

 

fo kljbs 5 29

 Fahnenträger Martin Schmidbauer mit Alexander Schweiger und Robert Heimerl
bei der Weihe der Fahne

 

Nachdem die KLJB Steinach im Jahr 2020 stillgelegt wurde, findet im November 2021 die Wiederbelebung statt. 
Die Mitglieder der KLJB sind seitdem wieder bei vielen Aktionen der Kirche und im Dorf aktiv mit vertreten.

 

 fo kljbs 15

 Die "neue" KLJB richtet  im Dezember 2022 den "Weihnachtszauber" im Alten Schulhof aus.

 

 

 

 

 

1 Pfarrarchiv Steinach, Gründungsversammlung des kath. Burschenvereins Steinach am 16. Mai 1951

weitere Quellen:
Pfarrarchiv Steinach, Aufzeichnungen zum Katholischen Burschenverein 1907 - 1961
Gemeindebote Steinach 2005

Bilder:
Archiv für Heimatgeschichte Steinach
Robert Heimerl
KLJB Steinach

 

 

Stand: 09.04.2023