Das„halbe Richtergut“ oder "Fellinger-Hof" Hs.Nr. 12

 

1808: Hs.Nr. 44 ½ „Fuchsen-Hof“ - heute August-Schmieder-Str. 4

 

 von Claudia Heigl

 

 

Der Hof gehörte zu den zehn großen Höfen in Steinach. Eigentümer und Grundherr war bis Anfang des 19. Jahrhunderts immer der jeweilige Hofmarksherr und Schlossbesitzer von Steinach.

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 Das Fellinger-Anwesen ca. 1930
Ignaz Fellinger sen. mit Sohn Ignaz jun. und dessen Ehefrau Regina und zwei ihrer Töchter
links Albert Christoph (Dienstbote)
(Bild: Familie Altendorf)

 

 

Familie Fuchs – mindestens 230 Jahre Hofbesitzer

15831 wird das Anwesen als Fuchsgut bezeichnet. Sebastian Fuchs besitz auf dem Hof das Erbrecht. D.h. er kann das Nutzungsrecht auf dem Hof an seine Nachkommen weitervererben bzw. auch veräußern.

 

16232 ist Wolfgang Fuchs der Bauer auf dem Hof. Er dürfte mit einer Katharina verheiratet gewesen sein3.

Ihm können wohl drei Söhne zugeschrieben werden, auch wenn es hierfür keinen urkundlichen Nachweis gibt:
- Bartholomäus (1611-1687), wird ab 1641 als Söldner auf der „Sölde beim Hopfengarten“ genannt.

- Wolfgang (1613-1687), Hoferbe

- Martin (1625-1695) heiratet am 04.02.16544 in Steinach Margaretha Ecker (+12.09.1692). Martin ist als Tagelöhner wahrscheinlich im Schloss tätig gewesen.
Interessant ist, dass bei seinem ersten Sohn Johann Ferdinand Fuchs (geboren am 09.07.1654) der erst acht Monate alte Sohn des Hofmarksherrn Johann Ferdinand Leopold von Hörwarth (*06.11.1653) als Taufpate eingetragen ist. Bei der Tochter Maria Magdalena Fuchs (*17.11.1656) ist die Hofmarksherrin Maria Magdalena Franziska von Hörwarth selbst Taufpatin. Bei der nächsten Tochter Maria Rosina, die Schwester der Hofmarksherrin, Johanna Maximiliana von Starzhausen und beim vierten Kind Leopold (*15.04.1662) wieder der gleichnamige kleine Sohn des Hofmarksherrn.

 

Nach dem ersten Einfall der Schweden (November 1633 bis April 1634) ließ Christoph Hörwarth von Hohenburg die Feldflur der Hofmark Steinach neu vermarchen. Dieses geschah durch den kurfürstlichen Gerichtsschreiber Georg Görzer von Mitterfels und die sechs Feldgeschworenen: Adam Schiller, Bader; Georg Kulzer und Andrä Schretter Bauern, Wolfgang Schmidt Wirt, "angesessene" Steinacher und die Gebrüder Bartholomä und Wolfgang Fuchs, zwar noch ledig aber doch schon "vogtbar", das heißt volljährig5.

 

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Aquarell vom Fellinger-Hof
gezeichnet 1948 von Lehrer Pöpperl
(Familie Fellinger)

 

 

16386 übernimmt Sohn Wolfgang Fuchs den Hof. Wolfgang ist zweimal verheiratet.
In erster Ehe mit einer Apollonia mit der er drei Kinder hat:
- Georg *1642
- Maria (1645-1714) heiratet 1685 den Witwer und Weber Wolfgang Schmidbauer von Steinach Nr. 51
- Michael *+1647

In zweiter Ehe mit einer Maria, die sieben Kinder zu Welt bringt.
- Johann *1647
- Johann *1649 heiratet 1672 in Steinach die Bauerstochter Eva Wollerstorfer von Wolferszell. Eine Tochter namens Maria kommt am 06.11.1674 in Steinach zur Welt. Hier werden die Eltern als Einwohner bezeichnet, dann verliert sich die Spur der Familie.
- Michael *1651
- Eva (1652-1654)
- Michael (1655-1717), der Ältere, heiratet ca. 1676 die Bauerswitwe Regina Fischer vom Nachbarhof Nr. 14
- Wolfgang (1657-1658)
- Michael (1659-1719), Hoferbe

 

Sohn Michael Fuchs übernimmt 1686 den Hof vom Vater und heiratet die Bauerstochter Barbara Berger von Untermannbach.

Zur Unterscheidung zu seinem älteren Bruder Michael, der den gleichen Vornamen trägt und auf dem Nachbarhof wohnt, wird er als „Michael Fuchs der Jüngere“ oder „Juniorbauer“ bezeichnet7.

Barbara’s Halbbruder Kaspar Berger ist schon seit 1658 als Kramer in Steinach Nr. 55 ansässig und ihre Schwester Walburga heiratete 1681 den Weber Paul Leutner von Steinach Nr. 398.
Barbara’s Vater Michael Berger war dreimal verheiratet. Er war vorher Bauer auf dem Piehlhof bei Stallwang9 und seit 1636 Bauer in Untermannbach. Jeder seiner neun Kinder aus zweiter und dritter Ehe bekam 52 Gulden als Heiratsgut.

Vier Kinder kommen in der Ehe zu Welt.
- Maria *1687
- Margaretha *1688
- Simon *1692
- Ursula *1693

 

Nach dem Tod er ersten Ehefrau geht der Witwe nochmals eine Ehe mit der verwitweten Anna Unger geb. Pösl von Oberniedersteinach ein, in der nochmals fünf Kinder zur Welt kommen:
- Simon (1695-1742), Hoferbe
- Thomas *1697
- Maria *1700
- Sebastian *1704
- Ursula (1706-1783) heiratet 1732 in Steinach den Bauerssohn Stephan Trimpl von Schwachshofen. Das junge Ehepaar lässt sich in Ascha nieder, wo Stephan Trimpl als Zimmermann arbeitet.

 

Fuchs Wolfgang Besitzer

 

Simon Fuchs erbt den Hof nach dem Tod des Vaters und holt sich 1722 die Bauerstochter Anna Maria Kirschner vom Ammerbauerngut in Steinach als Bäuerin auf den Hof.

 

Hofnachfolger wird Sohn Kaspar Fuchs, der sich 1752 mit der Bauerstochter Elisabeth Fürst von Eiserszell verheiratet.

Von ihren acht Kindern sterben fünf im Kindsalter, von Tochter Anna Maria ist der weitere Lebensweg unbekannt:
- Johann Georg (1756-1806), Hoferbe
- Anna Maria *1762
- Walburga (1768-1844) heiratet 1786 den Bauern Joseph Erndl von Pellham.

 

Sohn Johann Georg übernimmt mit ca. 30 Jahren den Hof und vermählt sich 1786 mit der 19jährigen Häuslerstochter Maria Anna Eberl von Steinach. Dies ist ungewöhnlich, da sich die Vorgänger immer ihre Bräute aus größeren Bauernhöfen geholt haben.
Maria Anna bekommt erst 1801, nach 15jähriger Ehe, das erste Kind, dem folgt ein Jahr später nochmals ein Sohn. Beide kleine Buben sterben aber im Säuglingsalter.

Der Bauer Johann Georg Fuchs stirbt im April 1806 mit knapp 50 Jahren. Mit ihm endet die lange Reihe der Fuchs-Bauern auf dem Hof, die mindestens sieben Generationen den Hof bewirtschafteten.

1807 später bringt die Bauerswitwe Anna Maria Fuchs eine uneheliche Tochter namens Anna zur Welt, die jedoch ebenfalls klein stirbt.

1812 heiratet die Witwe Johann Richter von Niederachdorf. Von ihm erhält das Anwesen auch seinen späteren Namen „Richtergut“.

Am 07.12.182110 zertrümmert Richter Johann den halben Hof und zieht von Steinach weg.

  • Zwei Äcker gehen an Johann Förg zu Steinach Nr. 24
  • Ein Acker an Jakob Seidl zu Münster
  • Ein Acker an Martin Spießl zu Münster
  • Ein Acker an Georg Holl zu Steinach
  • Ein Acker und ein Holzgrund an Franz Hartmann am Helmberg
  • Der Holzgrund am Singberg an Müller Groll zu Kay
  • die Wohn- und Ökonomiegebäude mit 24 Tagwerk Grund gehen an einen Georg Kufner

 

Fuchs Simon Besitzer

 

 

uraufnahme fellinger

Das "Richter-Gut" hatte die Hs.Nr. 12
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Am 30.05.1836 verkauft Georg Kufner das Anwesen an Jakob Thanner von Plenting um 2.100 Gulden.


Jakob Thanner stammte aus Thalstetten und hatte in den elterlichen Hof seiner ersten Ehefrau Barbara Schütz von Plenting eingeheiratet. In zweiter Ehe war er mit Theresia Reindlmeier von Frath verheiratet.

Den Hof übernimmt 1857 Sohn Michael Thanner aus erster Ehe. Der holt sich als Braut die Müllerstochter Kreszenz Lang von Wolferszell.

Das Paar hat zwei Kinder:
- Josef (1860-1931) ist zunächst als Hausmeister in Straubing tätig und ist ab 1908 Wirt in Steinach (Thanner-Wirtshaus)
- Kreszenz (1862-1937) Hoferbin

 

Tochter Kreszenz heiratet 1881 den Bauerssohn Ignaz Fellinger vom Scheftenhof bei Parkstetten und übernimmt das elterliche Anwesen. Ignaz‘ Schwester Theresia hatte fünf Jahre zuvor bereits auf den Nachbarhof (Fischer-Anwesen Nr. 13) eingeheiratet.

Die Bäuerin bringt nun die nächsten 24 Jahre 15 Kinder zur Welt:
- Maria *1882
- Ignaz *+1883, 3 Wochen alt
- Kreszenz *1884
- Karolina *1885 heiratet 1919 Joseph Niklas
- Anna *1887 heiratet 1919 Sebastian Deimel
- Theresia *1888 heiratet 1919 Franz Xaver Petzenhauser vom Nachbarhof Hs.Nr. 13
- Ottilia *1890 heiratet 1927 Franz Xaver Zollner
- Franz Xaver *1891 heiratet 1919 Maria Schemel
- Ignaz *1893, Hoferbe
- Mathilde *1895 heiratet 1919 den Söldner Franz Xaver Simmel von Steinach Nr. 33 (August-Schmieder-Str. 18)
- Bertha 1896-1897, 1 Jahr, stirbt an Brechdurchfall
- Joseph *1899 heiratet 1929 in München
- Bertha *+1901, 4 Monate, stirbt an Fraisen
- Max *1903 heiratet 1932 in München
- Johann Baptist *1906, zweimal verheiratet

 

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Ignaz Fellinger und Kreszenz, geb. Thanner
(Bild: Familie Fellinger)

 

 

1922 übernimmt Sohn Ignaz Fellinger den Hof und vermählt sich mit Regina Meier von Aufroth.

 

Thanner Fellinger Besitzer

 

 

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Ignaz und Regina Meier mit ihren vier Töchtern Maria, Regina, Ottilia und Rosa
(Bild: Familie Fellinger)

 

 

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der Fellinger-Hof
aufgenommen Fronleichnam 2017
(Bild: Claudia Heigl)

 

 

 

 

1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Katharina Fuchs wird bei ihrem Sterbeeintrag als Witwe von Steinach bezeichnet. Sie war vermutlich die Ehefrau des Wolfgang Fuchs und die Mutter der Söhne Bartholomäus, Wolfgang und Martin.
4 KB Steinach Bd.9/29, S. 48 Martin wird nur als „ledig von Steinach“ bezeichnet. Als Trauzeuge tritt Wolf Fuchs und Hans Rainer von Steinach auf.
5 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, S.104
6 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
7 Im 17. Jahrhundert war es nicht ungewöhnlich, dass zwei lebende Kinder eines Ehepaares den gleichen Vornamen trugen. Die Namen der Kinder wurden meist in Koseformen gerufen, so dass hier eine Unterscheidung im Alltag sehr einfach war. z.B. Mich, Miche, Michl, Micherl für Michael. In offiziellen Dokumenten wurde der Zusatz „der jüngere“ bzw „der ältere“ hinzugefügt.
8 Michael Berger, Bauer auf dem Piehlhof bei Stallwang,  war in erster Ehe mit einer Margaretha verheiratet. Er verkauft den Piehlhof an seinen Schwager Michael Wagner und heiratet 1636 die Witwe seines Vorgängers Katharina Unkover von Untermannbach. Aus der zweiten Ehe hatte er vier Kinder. 1650 heiratete er nochmals eine Katharina, mit der er nochmals fünf Kinder bekam. Jeder seiner neun Kinder aus zweiter und dritter Ehe bekam jeweils 52 Gulden als Heiratsgut. (Quelle: Holzgartner Karl, Chronik von Loitzendorf, 1934, S. 435)
9 Michael Berger war in erster Ehe mit einer Margaretha verheiratet. Er verkauft den Piehlhof an seinen Schwager Michael Wagner und heiratet 1636 die Witwe seines Vorgängers Katharina Unkover von Untermannbach. Aus der zweiten Ehe hatte er vier Kinder. 1650 heiratete er nochmals eine Katharina, mit der er nochmals fünf Kinder bekam. (Quelle: Holzgartner Karl, Chronik von Loitzendorf, 1934, S. 435)
10 StA Landshut, Rentamt Straubing B79_1814-1843 Umschreibbuch zum Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl. Steinach

 

Weitere Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach 1843 - 1960, Sig.17/42-4, 17/42-7, 17/42-11
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach

 

Stand: 08.05.2024