Das Weinspach-Anwesen Hs.Nr. 50

heute Bärnzeller Straße 4

 

von Claudia Heigl

 

 

Etwa zur gleichen Zeit, wie das Nachbaranwesen Hs.Nr. 49 wurde auch dieses Häusl gebaut. Außer dem Garten beim Haus gehörten keine weiteren Grundstücke zu dem kleinen Anwesen. Der Hausinhaber hatte lediglich noch das Recht seine Tiere auf den Gemeindegründen weiden zu lassen. Um Überleben zu können, verdienten sich die Häusler noch als Schuster oder Schneider etwas zum Lebensunterhalt dazu.

 

 Uraufnahme LuftaufnahmeUraufnahme von 1827 und heutige Bebauung
Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

1739 heiratete der 23jährige Steinacher Halbbauerssohn Joseph Billinger die Einwohnerstochter Maria Holzer von Steinach und machte sich als Schuster hier sesshaft.
Tochter Walburga kommt im September 1740 zur Welt.

Nach zwei Jahren Ehe später stirbt der junge Ehemann und hinterlässt eine schwangere Ehefrau. Die Witwe vermählt sich drei Monate später mit dem Halbbauerssohn Joseph Schindlmayer von Eggerszell und bringt im Dezember ihre zweite Tochter zur Welt (Anna Maria Billinger *1741).
Aus der zweiten Ehe gehen nochmals sieben Kinder hervor.

Nach dem Tod des Vaters, übernimmt der älteste Sohn Johann Schindlmayer das Häusleranwesen und übt das Schneidergewerbe aus. Er heiratet die Halbbauerstochter Walburga Thanner von Kapflhof bei Haselbach.

Von den sechs Kinder überleben nur die beiden ältesten:
- Joseph (*1776) übernimmt das Anwesen
- Katharina (1779-1859) heiratet 1810 den Wagner Georg Prasch von Kirchroth

 

Sohn Joseph übernimmt 1799 das Häusleranwesen und nimmt die Krämerstochter Walburga Wiesmüller von Wolferszell zur Ehefrau. Von den drei Kinder überleben ebenfalls nur zwei:
- Michael (*1806) erbt das Haus
- Walburga (1810-1878) heiratet 1832 den Häusler Martin Speiseder von Münster

 

Nach dem Tod der 30jährigen jungen Ehefrau holt sich Joseph die Steinacher Kufnerstochter Walburga Haindl als Mutter für seine zwei kleinen Kinder ins Haus.
Zwei weitere Kinder werden noch geboren, die jedoch nicht das Säuglingsalter überleben.

1860 übernimmt der einzige Sohn Michael Schindlmayer im Alter von 54 Jahren das Anwesen von seiner Stiefmutter und heiratet die Bauerstochter Maria Dengler von Kienberg. Sie stirbt jedoch bald und der Witwer nimmt die Bauerstochter Anna Maria Heigl von Biberbach zur zweiten Ehefrau.

Als der kinderlose Schneider Michael Schindlmayer 1868 im Alter von 62 Jahren das zeitliche segnet, heiratet die 45jährige Witwe sechs Monate später den 37jährigen Nachbarssohn Johann Sachenbacher vom Schreineranwesen.

 

 

Billinger Schindlmayer Besitzer

 

Nach zehnjähriger Ehe stirbt Maria Sachenbacher 1879 im Alter von 51 Jahren an Mutterkrebs.
Johann’s unverheiratete Schwester Elisabeth Sachenbacher zieht in das Haus ihres Bruders und übernimmt den Haushalt.

 

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 Elisabeth Sachenbacher (1829-1913) mit den Kindern ihrer Nichte Cäcilia Handwerker - 
Maria (verh. Schwanzer)  und Cäcilia (verh. Weinspach)
aufgenommen ca. 1913
(Bild: Familie Dafelmair, München)

 


1908 übergibt Johann Sachenbacher das Haus seiner Nichte Cäcilia Sachenbacher, die den Söldnerssohn Joseph Handwerker vom Schwarzholz heiratet.
Joseph Handwerker arbeitet mit seinem Schwager Johann Sachenbacher in dessen Schreinerei mit.

 

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 Das Haus mit Backofen um 1940
(Bild: Cilli Fuchssteiner, Steinach)

 

 

 

Handwerker Familie Joseph Handwerker und Cilli Handwerker, geb. Sachenbacher mit den beiden Kindern Maria und Georg
um 1930
(Bild: Cilli Fuchssteiner, Steinach)

 

 

handwerker josef

Dieser Schrank wurde 1907 von Joseph Handwerker gefertigt, der ebenfalls als Schreiner tätig war.
(Privatbesitz)

 

 

Das Haus erbt die Tochter Cäcilia, die sich 1936 mit Georg Weinspach von Speyer vermählt.

 

 

Handwerker Weinspach Besitzer

 

 

 

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 Das Haus ist heute noch fast unverändert.
aufgenommen 2018
(Bild: Claudia Heigl)

 

 

 

 

Quellen:

BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel Pfarrei Steinach
BayHStA München, Hofanlagsbuchhaltung 514, Hofmark Steinach 1760
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster Steinach Umschreibehefte 1843-1960, Sig. 17-42/4, 17-42/7, 17-42/11



 Stand: 15.07.2022