Das Weinspach-Anwesen Hs.Nr. 50
heute Bärnzeller Straße 4
von Claudia Heigl
Bei dieser ehemaligen Hofstelle am sogenannten Tonberg handelt es sich um ein uraltes Hafneranwesen.
1583 wird sie als „Fischersölde“ bezeichnet, auf der Hans Imhofer das Erbrecht besitzt.
Die Imhofer finden wir als Hafner auch auf der Imhofer-Sölde (Hs.Nr. 39, heute August-Schmieder-Str. 24, Schmid). 1
1623 zahlt der Hafner Hans Ziflinger auf der „Hafnersölde“ Abgaben, darunter auch das Degelgeld in Höhe von 5 Schilling 25 Reg. Pfennige. Der Wert wird auf 5 Pfund Schilling Pfennige taxiert. Margaretha, die Witwe des Hans Imhofer, und ihre Tochter Katharina haben darauf noch das Leibrecht.2 3
Auch die Ziflinger sind eine alte Hafnersfamilie, die ihren Ursprung wohl auf der „Ziflinger-Sölde“ (alte Hs.Nr. 52, heute August-Schmieder-Str. 35, Prechtl) haben.
In den Wirren des 30jährigen Krieges wird das Anwesen zerstört und ist verwaist.
Erst mit Peter Holmayer (Holmer) ist 16914 wieder ein Besitzer dokumentiert. Er ist ein Bauerssohn von Unterhartberg und hat 1668 die Hirtentochter Apollonia Kiefel von Steinach geheiratet.
Fünf Kinder des Ehepaares sind bekannt:
- Markus (1668-1698) heiratet 1694 Magdalena Schlögl von Rattiszell und verdient seinen Unterhalt als Tagelöhner
- Lorenz (*1669)
- Bartholomäus (*1671)
- Anna (*1674)
- Adam (1681-1717)
Den Besitz übernimmt der jüngste Sohn Adam, der ebenfalls als Tagelöhner tätig ist. Er heiratet 1705 die Tagelöhnerstochter Maria Häberl von Steinach Nr. 38.
Das Ehepaar hat acht Kinder, von denen mindestens eines im Kindsalter stirbt:
- Wolfgang (*1706)
- Markus und Mathias (*1707)
- Simon (*1708)
- Maria (*1711)
- Maria (*1712)
- Apolonia (*+ 1715)
- Maria Anna (*1716) heiratet 1745 den Tagelöhnerssohn Mathias Wirth von Gschwendt
Nächste Besitzer könnten Markus Holzer und seine Ehefrau Maria, geb. Lankes gewesen sein. 1717 heiratete der Steinburger die Steinacher Zimmermannstochter.
Ein Bruder von Markus, Christoph Holzer hatte 1713 die Bauerstochter Maria Foidl von Agendorf geheiratet und arbeitet dort als Tagelöhner.
Uraufnahme von 1827 und heutige Bebauung
Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
1739 heiratete der 23jährige Steinacher Halbbauerssohn Joseph Billinger ihre Tochter Maria Eva Holzer und machte sich als Schuster sesshaft.
Tochter Walburga kommt im September 1740 zur Welt.
Nach zwei Jahren Ehe später stirbt der junge Ehemann und hinterlässt eine schwangere Ehefrau. Die Witwe vermählt sich drei Monate später mit dem Halbbauerssohn Joseph Schindlmayer von Eggerszell und bringt im Dezember ihre zweite Tochter zur Welt (Anna Maria Billinger *1741).
Aus der zweiten Ehe gehen nochmals sieben Kinder hervor.
Nach dem Tod des Vaters, übernimmt der älteste Sohn Johann Schindlmayer das Häusleranwesen und übt das Schneidergewerbe aus. Er heiratet die Halbbauerstochter Walburga Thanner von Kapflhof bei Haselbach.
Von den sechs Kinder überleben nur die beiden ältesten:
- Joseph (*1776) übernimmt das Anwesen
- Katharina (1779-1859) heiratet 1810 den Wagner Georg Prasch von Kirchroth
Sohn Joseph übernimmt 1799 das Häusleranwesen und nimmt die Krämerstochter Walburga Wiesmüller von Wolferszell zur Ehefrau. Von den drei Kinder überleben ebenfalls nur zwei:
- Michael (*1806) erbt das Haus
- Walburga (1810-1878) heiratet 1832 den Häusler Martin Speiseder von Münster
Nach dem Tod der 30jährigen jungen Ehefrau holt sich Joseph die Steinacher Kufnerstochter Walburga Haindl als Mutter für seine zwei kleinen Kinder ins Haus.
Zwei weitere Kinder werden noch geboren, die jedoch nicht das Säuglingsalter überleben.
1860 übernimmt der einzige Sohn Michael Schindlmayer im Alter von 54 Jahren das Anwesen von seiner Stiefmutter und heiratet die Bauerstochter Maria Dengler von Kienberg. Sie stirbt jedoch bald und der Witwer nimmt die Bauerstochter Anna Maria Heigl von Biberbach zur zweiten Ehefrau.
Als der kinderlose Schneider Michael Schindlmayer 1868 im Alter von 62 Jahren das zeitliche segnet, heiratet die 45jährige Witwe sechs Monate später den 37jährigen Nachbarssohn Johann Sachenbacher vom Schreineranwesen.
Nach zehnjähriger Ehe stirbt Maria Sachenbacher 1879 im Alter von 51 Jahren an Mutterkrebs.
Johann’s unverheiratete Schwester Elisabeth Sachenbacher zieht in das Haus ihres Bruders und übernimmt den Haushalt.
Elisabeth Sachenbacher (1829-1913) mit den Kindern ihrer Nichte Cäcilia Handwerker -
Maria (verh. Schwanzer) und Cäcilia (verh. Weinspach)
aufgenommen ca. 1913
(Bild: Familie Dafelmair, München)
1908 übergibt Johann Sachenbacher das Haus seiner Nichte Cäcilia Sachenbacher, die den Söldnerssohn Joseph Handwerker vom Schwarzholz heiratet.
Joseph Handwerker arbeitet mit seinem Schwager Johann Sachenbacher in dessen Schreinerei mit.
Das Haus mit Backofen um 1940
(Bild: Cilli Fuchssteiner, Steinach)
Joseph Handwerker und Cilli Handwerker, geb. Sachenbacher mit den beiden Kindern Maria und Georg
um 1930
(Bild: Cilli Fuchssteiner, Steinach)
Dieser Schrank wurde 1907 von Joseph Handwerker gefertigt, der ebenfalls als Schreiner tätig war.
(Privatbesitz)
Das Haus erbt die Tochter Cäcilia, die sich 1936 mit Georg Weinspach von Speyer vermählt.
Das Haus ist heute noch fast unverändert.
aufgenommen 2018
(Bild: Claudia Heigl)
1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 StA Landshut, Landschaft Unterlands Bd 1183, Steuerregister der Hofmarksuntertanen Steinach 1623
4 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stiftregister der Hofmark Steinach 1691
Quellen:
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel Pfarrei Steinach
BayHStA München, Hofanlagsbuchhaltung 514, Hofmark Steinach 1760
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster Steinach Umschreibehefte 1843-1960, Sig. 17-42/4, 17-42/7, 17-42/11
bearbeitet: 19.04.2025