Das„Probstengut“ oder "Hilmer-Sieber" Hs.Nr. 14

 

1808: Nr. 46 ½ "Foidl Hof“ - heute August-Schmieder-Str. 2

 

 von Claudia Heigl

 

 

Der Hof gehörte zu den zehn großen Höfen in Steinach. Eigentümer und Grundherr war bis Anfang des 19. Jahrhunderts immer der jeweilige Hofmarksherr und Schlossbesitzer von Steinach.

 

fo stei 1774

Der Hof aufgenommen ca.1930
(Bild: Familie Kiermeier)

 

 

15831 wird das Anwesen als Probstgut bezeichnet, benannt nach Leonhard Probst, der auf dem Hof das Leibrecht ausübt. D.h. Probst hat das Nutzungsrecht auf dem Hof solange er lebt. Dann wird der Hof vom Hofmarksherrn wieder neu vergeben. Der Nutznießer musste dieses Recht vom Hofmarksherrn entgeltlich erwerben.

16232 ist das Leibrecht an Mathias Fischer und seinem Sohn Andreas verliehen.

16413 finden wir einen Georg Sprengnagl auf dem Hof. Das Leibrecht ist allerdings auf Georg und Katharina Wagner und deren Tochter Maria geschrieben, die auf dem Nachbarhof Nr. 13 (heute Fischer-Anwesen) sitzen.

Von dem Georg Sprengnagl und seiner Ehefrau Susanna werden zwei Töchter in Steinach getauft, dann verliert sich ihre Spur.
- Katharina *16.10.1642
- Ursula *19.10.1645

Der Hof könnte nach dem Schwedeneinfall in Steinach am 06.07.1647 von den Soldaten abgebrannt worden sein4, den als nächste Bauerseheleute finden wir erst wieder 1668 Georg und Regina Fischer auf dem Anwesen.

Bei den Taufen der ersten beiden Töchter in Steinach wird Georg noch als Tagelöhner bezeichnet, Ähnlich wie beim Martin Fuchs vom Fellingerhof (Hs.Nr. 12) ist auch hier die Schwester der Hofmarksherrin Johanna Maximiliana von Starzhausen Taufpatin der ersten drei Kinder. Dies deutet darauf hin, dass Georg Fischer wohl zunächst für die Schlossherrschaft gearbeitet hat, bevor er den Hof auf Leibrecht erhalten hat.
- Johanna Regina (*12.01.1662) heiratet 1688 den Halbbauern Georg Götz von Steinach Nr. 16
- Johanna Katharina (*02.11.1664  +14.08.1669)
- Maria (*18.12.1668)
- Sebastian (*06.06.1670) heiratet 1699 die Witwe Maria Sieber von Münster Nr. 47
- Adam (*+28.04.1673), von der Hebamme getauft und nach dem erste Bade verstorben
- Maria (*08.10.1674 + 16.01.1675)
- Jakob (*04.01.1676)

Einen Monat nach der Geburt des siebten Kindes stirbt Georg Fischer und die Witwe nimmt Michael Fuchs vom Fellinger-Hof Nr. 12 zum Ehemann. Da Michael noch einen jüngeren Bruder mit dem gleichen Namen hat, wird er zur Unterscheidung als „der Ältere“ bezeichnet.
Ein Sohn namens Jakob Fuchs kommt am 20.07.1681 noch in der Ehe zur Welt.

1693 stirbt auch Regina Fuchs und der 38jährige holt sich die Bauerstochter Katharina Gruber vom benachbarten „Fleischlhof“ Hs.Nr. 11 als nächste Bäuerin auf den Hof. Katharina schenkt nochmals drei Kindern das Leben:
- Maria *1694
- Walburga *1695
- Anna ca. 1696 heiratet 1722 den Schuster Johann Georg Seidl von Steinach Nr. 51

Nach dem Tod von Michael Fuchs im Jahre 1717 übernimmt kein Kind den Hof.

 

 Fischer Besitzer

 

 

17225 wird Dionysius Abensberger6 erstmals als Hofbesitzer genannt. Er ist mit einer Margaretha verheiratet. Die Herkunft des Paares ist unbekannt, aber möglicherweise besteht eine verwandtschaftliche Beziehung zu den Vorgängern.

Vor allem der Familienname gibt ein Rätsel auf. Dionysius‘ Familienname wird in den Kirchenbüchern immer als “Abendsperger“ angegeben. Ebenso wird seine Witwe Anna Maria bei ihrer zweiten Hochzeit so bezeichnet. Bei der Familie Abendsberger handelt es sich aber um ein bayerisches Adelsgeschlecht, das im 15. Jahrhundert ausgestorben ist. Ansonsten kommt der Name in Bayern nicht vor. Evtl. könnte es sich um den Namen Ebensberger handeln, den man in Bayern öfter findet.  

Nachdem Dionysius Abensberger 1736 stirbt, geht seine zweite Ehefrau Anna Maria eine Ehe mit dem Bauerssohn Simon Unger von Unterniedersteinach Nr. 4 ein.
Es kommen drei Unger-Töchter zur Welt, von denen nur eine, namens Anna überlebt.

 

Abendsberger Besitzer

 

Anna Unger erbt als einziges Kind den Hof und vermählt sich 1755 mit Michael Schütz vom Kindlasberg.

 

Wieder erbt eine Tochter- Anna Maria Schütz - das Anwesen und der Name wechselt auf Foidl, nachdem sie 1793 den Bauerssohn Josef Foidl von Agendorf heiratet.

Das Paar hat zwölf Kinder:
- Franz Xaver (*03.12.1793  + 30.05.1803 an Blattern, 9 Jahre)
- Joseph (*19.10.1794  + 08.07.1803 an Blattern, 8 Jahre)
- Anna Maria (*27.12.1795  + 07.06.1803 an Blattern, 7 Jahre)
- Anna (* 06.06.1798)
- Joseph (*09.03.1801  + 10.07.1803 an Blattern, 2 Jahre)
- Katharina (*27.04.1802) heiratet 1827 Jakob Kiefel vom Kapflberg, beide ziehen als Gärtler in die Altstadt Straubing
- Maria (*04.10.1804)
- Maria Theresia (*17.03.1807) heiratet 1835 Michael Grüneisl, Hafner in Steinach Nr. 65
- Josef (*16.12.1809), Hoferbe
- Johann (*08.12.1811)
- Walburga (*31.01.1813)
- Franz (*28.12.1814)

 

1803 sterben innerhalb von sechs Wochen vier ihrer Kinder an Blattern.

Von April bis Juli 1803 trägt man 25 Kinder zwischen dem Alter von einem halben Jahr und neun Jahren, die an dieser Seuche gestorben sind, auf den Steinacher Friedhof. Drei weitere folgen noch bis Ende 1804, dann verschwindet die hochansteckende Krankheit im Dorf wieder. Wie viele an der Infektion erkrankten und überlebten, ist nicht dokumentiert.

 

 

Schtz Foidl Besitzer

 

Sohn Josef übernimmt 1838 den 53 Tagwerk großen Hof von der Mutter und nimmt die Bauerstochter Therese Ebner vom Sackhof zur Ehefrau.

Die Bäuerin bringt wieder zwölf Kinder zur Welt, von denen nur sechs Töchter das Kindsalter überleben:
- Helena *1842
- Maria (1844-1927) heiratet 1876 den Bauern Michael Hahn von Steinach Nr. 18 (heute Heimerl-Hof)
- Franziska (*1847)
- Theresia (*1848)
- Kreszenz (1850-1933), Hoferbin
- Karolina (*1851)

 

Uraufnahme Hilmer Sieber

Der Hof lag am südlichen Ortseingang im unteren Dorf

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Die Hoferbin Kreszenz nimmt 1875 den Bauerssohn Martin Sieber vom Atzlhof in Münster zum Ehemann.

Von den acht Kindern, sterben die ersten fünf Kinder im Säuglingsalter. Die älteren drei Kinder erreichen das Erwachsenenalter:
- Maria (1882-1965) heiratet 1911 Franz Xaver Bachl von Steinach Nr. 8
- Kreszenz (1884-1963) heiratet 1919 den Bäcker Franz Seraph Röckl von Steinach
- Martin (*1843), Hoferbe

 

 fo stei 1191

 Kreszenz Sieber, geb. Foidl
(1850-1933)
(Bild: Familie Ebenbeck)

 

Sohn Martin übernimmt nach dem Tod des Vaters 1909 den Hof. Ein Jahr später heiratet er die Bäckerstochter Magdalena Röckl von Steinach. Der junge Bauer stirbt jedoch bereits mit 29 Jahren im Januar 1915. Er erlebt die Geburt seines vierten Kindes im Juni nicht mehr, dass jedoch ebenfalls kurz danach stirbt. Einen Monat nach dem Tod des Gatten musste die 28jährige Witwe bereits ein Kind mit 2 ¾ Jahren zu Grabe tragen.

 

fo stei 1775

Magdalena Röckl und Martin Sieber

(Bild: Familie Kiermeier)

 

 

1919 heiratet die Witwe Magdalena den Bauerssohn Joseph Hilmer von Bärnzell. Es kommen nochmals drei Töchter zur Welt.

 

hilmer josef

Josef Hilmer

 

 

Foidl Sieber Hilmer Besitzer

 

 

 

 

Im Dorf bekommt der Hof  den Hausnahmen „Hilmer-Sieber“.

 

 

 

1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
4 Am 06.07.1647 haben 62 Reiter das Steinacher Schloss geplündert und den Richter Dietlmayer Albert erschossen. (Pfarrmatrikel Steinach Band 11, S. 36)

5 Er ist Trauzeuge bei der Trauungen am 13.01.1722 von Anna Fuchs mit dem Schuster Johann Georg Seidl. Wahrscheinlich bestand eine verwandtschaftliche Beziehung.
6 Er wird sowohl als Trauzeuge beim Traueintrag 1722 als „Abendsberger“ bezeichnet. Ebenso bei seinem eigenen Hochzeitseintrag 1733 und dann seine Witwe Anna Maria bei ihrer zweiten Trauungen 1736.

 

Weitere Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach 1843 - 1960, Sig.17/42-4, 17/42-7, 17/42-11
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach

 

Stand: 04.05.2024