Der Atzlhof Hs.Nr. 12 - heute Spießl/Sagmeister

 

ab 1890 Haus Nr. 18, heute Chorherrenstr. 2

 

von Claudia Heigl

 

 

Der Atzlhof gehörte mit seinem ursprünglichen 94 Tagwerk Grund zu den drei großen Höfen in Münster.

Grundherr war, wie bei allen Höfen in Münster, das Chorherrenstift St. Tiburtius. Im 17. Jahrhundert finden wir in den Urkunden auch den Namen "Fuxpaurenhof".

 

 uraufnahme atzlhof 1827

Der Atzlhof hatte die alte Hs.Nr. 12
Der „Zinkenhof“ Hs.Nr. 3 und das Wirtsanwesen Hs.Nr. 19 hatten ebenfalls fast 100 Tagwerk Grundbesitz mit dabei.

(Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas)

 

 

 

Als erster Besitzer sind Johann und Anna Kollinger im 17. Jahrhundert bekannt.

1692 kommt Georg Wenninger von Unterparkstetten auf das Anwesen, als er die Kollinger-Witwe Christina, geb. Reichersdorfer heiratet.
Obwohl zwei Kinder aus erster Ehe der Christina und drei Kinder aus zweiter Ehe vorhanden sind, übernimmt keines den Hof.

 

 

Kollinger Besitzer

 

Ca. 1716 erwerben Michael und Magdalena Luttner von Hagnzell den Hof.
Ihr Sohn Martin Luttner folgt ihnen 1727 mit seiner Ehefrau Anna Maria geb. Hreninger als Hofnachfolger. Von den sieben Kindern sterben zwei im Säuglingsalter. Die älteste 21jährige Tochter Anna Maria übernimmt 1751 mit ihrem 16 Jahre älteren Ehemann Johann Färber den Hof, obwohl sie noch vier jüngere Geschwister hat und auch die Eltern auch noch im mittleren Alter sind.

 

1752 wird der Hof im Hofanlagsbuch als halber Hof eingestuft.

 

 

Johann stirbt bereits mit 45 Jahren im Januar 1760 und die 30jährige Witwe vermählt sich im April des gleichen Jahres mit dem 25jährigen Christopher Sieber von Münster Nr. 30 (Kirschner-Hof). Anna Maria bringt 15 Kinder zur Welt – sechs in erster Ehe und neun in zweiter Ehe. Sieben davon sterben im Kleinkindalter.
Von vier Kindern ist der weitere Lebensweg bekannt:
- Johann Georg Färber (* 17.04.1754 + 1794) heiratet 1790 die Witwe des Halbbauern Simon Spießl, Theresia geb. Zeindlmeier und wird Bauer auf den „Kirschner-Hof“ Nr. 30 (Weiherstr. 2) in Münster
- Anna Katharina Färber (*04.09.1755 +1807) heiratet 1784 den Müller Michael Widmann von Kößnach. Ihr Sohn Josef Widmann erwirbt die Saulburger Brauerei.
- Jakob Färber (* 02.01.1757 +1822) wird 1801 Bauer auf dem Geigerhof in Agendorf durch die Heirat der Witwe Magdalena Geiger (heute Spanner-Anwesen, Mitterfelser Str. 20)


Ihr jüngster Sohn Martin Sieber übernimmt 1800 den Hof und heiratet 1802 die Bauerstochter Maria Anna Schneider von Roith. Das Paar hat fünf Kinder:
- Maria Magdalena * 1804 heiratet 1830 den verwitweten Jäger Rupert Zäch (Hs.Nr. 49, Jägergütl, Falkenfelser Str. 1)
- Anna Maria (1806-1845) heiratet 1833 den Söldner Joseph Fischer von Münster Nr. 47 (Fischergut, Falkenfelsener Str. 19)
- Maria *1807 heiratet den Bauern Andreas Schambeck von Auenzell
- Theresia (1809-1861) heiratet 1845 den verwitweten Ehemann ihrer älteren, verstorbenen Schwester Anna Maria Fischer
- Martin *1813 ist der Hoferbe

 

1842 übernimmt Sohn Martin Sieber, der die Wirtstochter Anna Maria Röckl von Münster heiratet. Das Ehepaar hat ebenfalls fünf Kinder:
- Martin (1843-1909) heiratet 1875 die Bauerstochter Kreszenz Foidl von Steinach Nr. 14 (August-Schmieder-Str. 2) und übernimmt den Hof der Schwiegereltern in Steinach
- Anna Maria (1843-1883) heiratet 1875 den Söldner Johann Geier von Münster Nr. 13 (Chorherrenstr. 1)
- Johann Baptist *1848 übernimmt 1878 den elterlichen Hof
- Helena (1849-1917) heiratet 1877 den Söldner Josef Geier von Münster Nr. 31 (Bergstr. 4)
- Kreszenz (1855-1927) heiratet 1878 den Bauern Johann Hien von Steinach Nr. 29 (Götzstr. 9)

 

1878 übernimmt Sohn Johann Baptist Sieber den Hof mit 31,97 ha (≙ 93 Tagwerk) von seinen Eltern.
Bereits 1886 muss er ihn an die Immobilienhändler Jakob Strauss, Mathan Maier und Josef Eppstein um 45.000 Mark verkaufen.Diese zertrümmern den großen Hof, d.h. sie verkaufen die Äcker und Wiesen des Hofes einzeln an verschiedene Bauern. Dies ist lukrativer, als den Hof im Ganzen weiter zu veräußern. U.a. wird durch den Verkauf des ca. 6,7 ha großen Bergfeldes westlich von Münster ein neues Anwesen gebildet (Hs.Nr. 12 1/2, heute Hohlweg 25).

 

 

Luttner Sieber Besitzer

 

 

 

 

 

Am 24.03.1887 tauschen die Nachbarn Helena und Xaver Spießl mit den Immoblienhändlern ihr bisheriges Haus Nr. 6 in Münster (heute Obermayerstr. 11) gegen die Hofstelle des Atzlhofes. Ihre bisherigen Grundbesitz, der zum "Schreinergütl Nr. 6" gehörte, nehmen sie mit, so dass der Hof schließlich wieder 9,93 ha umfasst. Darunter ist auch der Acker mit der Buchberger-Kapelle.

Das Ehepaar hat acht Kinder, von denen sechs das Erwachsenenalter erreichen:
- Josef (1883-1959), wird Gemeindeschreiber in Münster und heiratet in das Brandl-Anwesen Hs.Nr. 4 (heute Obermayerstr. 7) ein.
- Kreszenz (1885-1959) heiratet 1910 Josef Biederer von Münster
- Franz Xaver (1887-1962) übernimmt den Hof
- Franziska (1892-1912) stirbt mit 20 Jahren
- Martin (1897-1918) wird seit der Schlacht bei Monchy-Bapaume/Frankreich vermisst
- August *1903

 

 

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Der Spießl-Hof um 1920
Helena (1860-1938) und Franz Xaver Spießl (1854-1936) mit einem ihrer Söhne
(Bild: Familie Sagmeister, Münster)

 

 

1922 übernimmt Sohn Franz Xaver Spießl den Hof, der sich mit Anna Leiderer von Unterparkstetten vermählt.

 

Spiessl Besitzer

 

 

 

Quellen:

BayHStA München, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1199, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibung Langericht Straubing 1641 – 1799, S. 333
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 248, Hofmark Münster 1752
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1808
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster vom 01.08.1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-5, 17/22-9, 17/22-14,Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster Münster 1843 – 1960
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster

 

 

Stand: 15.01.2022