Das Gewerbegebiet in Rotham
von Claudia Heigl
Kfz-Werkstätte mit Tankstelle Schuster
Bereits 1939 hatte Karl Schuster, Maurermeister von der Spek (bei Steinach), Interesse an einem Grundstück in Rotham direkt an der alten B20, dass zu den Pfarrpfründen der Steinacher Kirche gehörte1. Doch das Schicksal wollte es anders.
1942 fällt der 29jährige in Rußland und das Grundstück erwerben 1950 sein jüngerer Bruder Fritz Schuster (1918-1987) und dessen Ehefrau Rosina geb. Kagermeier (1916-2007), auf Erbbaurecht von der Pfarrpfründestiftung Steinach.
Das Ehepaar erbaut auf dem Grundstück zunächst ein Wohnhaus mit Werkstatt, das die neue Hausnummer 87 erhält2.
Das neue Wohnhaus der Familie Schuster 1950
(Bild: Familie Schuster, Rotham)
1952 eröffnet der gelernte Schmied Fritz Schuster eine Kfz-Werkstatt mit Tankstelle an der strategisch günstig gelegenen Bundesstraße.
Die Kfz-Werkstätte Fritz Schuster
(Bild: Familie Schuster, Rotham)
Das Geschäft floriert und die Werkstatt wird bald erweitert.
(Bild: Familie Schuster, Rotham)
Kurt Freudel mit seiner Sachs in der Werkstatt
Schuster Fritz sen. kniend bei der Reparatur um 1952
(Bild: Fotoalbum Freudel, Archiv für Heimatgeschichte Steinach)
aufgenommen 1956
(Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach)
1972 wird das Wohnhaus umgebaut und erweitert. Das Erbbaurecht wird von Fritz Schuster sen. in den 1970er Jahren von der Kirche abgelöst.
(Bild: Claudia Heigl, aufgenommen April)
1984 übernimmt Sohn Fritz Schuster jun. die Werkstatt und Tankstelle und führt sie mit seiner Ehefrau Brigitte bis Januar 2019 weiter.
Polstermöbel und Möbelhaus Fürst
Kurz nachdem sich Fritz und Rosina Schuster in Rotham angesiedelt hatten, erwerben auch Max Fürst von Oberniedersteinach und seine Ehefrau Irene, geb. Kirnstetter, 1952 von der Pfarrpfründestiftung Steinach eine Grundfläche auf Erbbaurecht. Auch sie lösen das Erbbaurecht später ab.
Das erste Wohnhaus (Hs.Nr. 89) mit den Ausstellungsräumen und der Polsterwerkstatt entsteht 1952
(Bilder: Familie Neumaier, Wolfsberg, Nachlass Fürst)
Max Fürst hat seine Ausbildung beim Steinacher Sattlermeister Johann Simmel gemacht. Das Ehepaar betreibt zunächst vor allem die Herstellung und Aufarbeitung von Polstermöbel und Matratzen. Das Seegras für die Füllung trocknen sie vor der Werkstatt.
(Bilder: Familie Neumaier, Wolfsberg, Nachlass Fürst)
(Bild: Auszug aus einer Ansichtskarte, Archiv für Heimatgeschichte Steinach)
Durch den Wirtschaftsaufschwung nach dem Krieg expandiert die Firma schnell und es kommen eine größere Fläche für Ausstellungsräume hinzu.
Max und Irene Fürst
1960 wird das erste große Möbelhaus mit „70 Schaufenstern“ gebaut und der Vertrieb von Möbel wird zum Hauptgeschäft.
Der Bau eines neuen Wohnhauses erfolgt einige Zeit später.
In den 1970er Jahren erweitern Max und Irene Fürst die Ausstellungsfläche nochmals wesentlich
und bauen ein zweites großes Gebäude an die bestehende Ausstellungsfläche an.
Auch das alte Wohnhaus mit den ersten Ausstellungsräumen muss in den 1970er Jahren weichen.
Möbel Fürst
aufgenommen ca. 1990
Max Fürst (1929 – 1990) und Irene Fürst (1926-2010)
(alle Bilder: Familie Neumaier, Wolfsberg, Nachlass Fürst)
Nach dem Tod von Max Fürst führt die Witwe das Möbelhaus für kurze Zeit noch alleine weiter.
1994 übernimmt die Firma Polstermöbel Fischer aus Winhöring das Möbelhaus.
Als Irene Fürst 2010 stirbt wird auch das Wohnhaus verkauft.
2014 wird das Möbelhaus nochmals total umgebaut und auf über 10.000 m2 Ausstellungsfläche erweitert3.
aufgenommen April 2020
(Bild: Claudia Heigl)
Ein neues Gewerbegebiet entsteht
Durch die rasche Aufwärtsentwicklung der Gemeinde und der sehr guten Verkehrsanbindung plante der Gemeinderat der Gemeinde Steinach eine Vergrößerung des Gewerbegebietes.
1986 wird der Flächennutzungsplan genehmigt und drei Jahre später liegt der genehmigte Bebauungsplan vor. Die Erschließung des 1. Bauabschnittes erfolgt 1991/924.
Als erstes Gewerbe im neuen Baugebiet siedelt sich das Autohaus Artmeier an.
aufgenommen im September 1991
(Bilder: Pfarrarchiv Steinach, Pfarrer Gerhard Mass+)
Zwischen 1989 und 1994 werden alle Gewerbeparzellen im „Gewerbegebiet Rotham“ verkauft. 1996 sind neunzehn Betriebe in dem Gewerbegebiet angesiedelt.
Gewerbegebiet Rotham 2008
(Bild: Claudia Heigl)
aufgenommen im April 2020
(Bild: Claudia Heigl)
1 Pfarrarchiv Steinach
2 Rotham gehörte bis Juni 1974 zur Gemeinde Agendorf. Die Hausnummern wurden im gesamten Gemeindegebiet Agendorf/Wolferszell je nach Baujahr als laufende Nummer vergeben. Hs.Nr. 86 war in Agendorf, Hs. Nr. 88 in Wolferszell, Hs.Nr. 90 auf dem Wolfsberg.
3 Homepage: https://www.polster-fischer.de/unternehmen/geschichte/ abgerufen 20.11.2021
4 Agsteiner Hans, Eine Heimatgeschichte und Chronik der Gemeinde Steinach mit den Gemeindeteilen Münster, Agendorf und Wolferszell, 1996, S. 280