Dorfkapelle Agendorf

"Zu Ehren der Gottesmutter Maria"

 

von Reinhold Pielmeier

 

 Bild Kapelle

 

Der jüngste und in seiner Form einzigartige Sakralbau in der Pfarrgemeinde Steinach, ist die Kapelle „Zu Ehren der Gottesmutter Maria“ in Agendorf. Erbaut wurde die Kapelle von der Dorfgemeinschaft Agendorf e.V. in den Jahren 2000-2001 im Zuge der Dorferneuerung

Im Frühjahr 2000 einigte sich die Dorfgemeinschaft auf den Entwurf des Architekten, Vetter-Gindele. Sein Plan war, die Bushaltestelle weiter in Richtung Möbel Bemmerl zu versetzen, um hier die Kapelle zu errichten. Auf diesem Platz stand früher ein Backofen, der zum Wirtshaus gehörte.  Dann wurde hier die öffentliche Viehwaage gebaut. Diese wurde Ende der 60ziger Jahre ins alte Feuerwehrhäusl verlegt (da ist sie heute noch), damit Platz für die Bushaltestelle direkt an der Straße war. 

 

FO AGDF 8

aufgenommen Oktober 2018

Bild: Claudia Heigl

 

Folgende Überlegungen führten dazu, daß für die Kapelle der Kreisgrundriß, - der für unsere Gegend eher ungewöhnlich ist – gewählt wurde:

Die Kapelle sollte ein besonderes Gebäude sein, das nicht einer verkleinerten Kirche ähnelt, aber trotzdem als Kapelle erkannt wird. Sie sollte ihrer Funktion als Mittelpunkt gerecht werden, keiner den verschiedenen Zuwegungen und Blickachsen den „Rücken“ zuwenden. Auswirkung hat der Kreisgrundriß auch auf das Nutzungskonzept, z.B. auf die Anordnung der Sitzgelegenheiten. Dadurch ist das Beisammensein der Menschen mehr ein Gruppenerlebnis, wie am sprichwörtlich runden Tisch. Diese Interpretation der christlichen Zusammenkunft hat auch Konsequenzen für die Belichtung. Kleine quadratische Fenster, die in gleichen Abständen, aber wellenförmig in unterschiedlichen Höhen die Außenwand gliedern, ermöglichen den Blick rundherum, ins Dorf. Die Verglasung der Dachspitze garantiert eine optimale Belichtung zu allen Tageszeiten und stellt den Bezug zu Licht und Himmel her.

 

Agendorf Kapelle Innen 1

 

Agendorf Kapelle Innen 2

 Innenansicht im Uhrzeigersinn beim Betreten der Kapelle

aufgenommen 2020

 

Der Baubeginn der Kapelle erfolgte im Juni 2000 nachdem die Dorfgemeinschaft folgendes Finanzierungskonzept vorlegen konnte: Mit Zuschüssen von der Gemeinde Steinach, von der Direktion für ländliche Entwicklung Landau und von der Bischöflichen Finanzkammer, war die Finanzierung zur Hälfte gesichert. Die andere Hälfte wurde von der Dorfgemeinschaft durch Geld- und Sachspenden sowie Eigenleistungen aufgebracht. Das Richtfest konnte im August 2000 gefeiert werden. Beim Richtfest gab Pfarrer Maier das Versprechen, für die Kapelle eine Marienfigur zu stiften, wenn es eine Kapelle zu Ehren Mariens wird. 

 

Am 5.August 2001 wurde die Kapelle beim Dorffest eingeweiht. Den Festgottesdienst feierten Pfarrer Richard Maier, Pfarrer Winfried Lanisch und Pater Dr. Marian Veinayanand aus Rom, in Konzelebration.
Die Kapelle wurde auf den Namen: „Zu Ehren der Gottesmutter Maria“ geweiht.

 

Einweihung 2001

 von links: Pfarrer Winfried Larisch, Pfarrer Richard Maier, Pater Dr. Marian Veinayanand

 

In seiner Predigt legte Pfarrer Maier den Agendorfern ans Herz, daß die neue Kapelle nicht nur örtlicher, sondern auch geistiger Mittelpunkt werden und bleiben sollte.
Er verglich die Kapelle mit der Basilika „Santa Maria Maggiore“ in Rom, steht sie doch auf dem höchsten Punkt des Esquillinhügels. Genauso throne die Agendorfer Kapelle über dem Dorfplatz. Das Datum der heutigen Weihe ist ebenfalls denkwürdig; ist doch die Gottesmutter Pabst Liberius und dem Patrizier Johannes in der Nacht zum 5. August 358 erschienen mit der Eingabe; an dem Ort eine Kirche zu bauen, auf dem bei Tagesanbruch Schnee liegt.

An „Maria Namen“ am 8. September 2001 löste Pfarrer Maier sein Versprechen ein und übergab der Dorfgemeinschaft die Marienfigur.
Die „Maria mit dem segnenden Jesuskind“ hat der Holzbildhauer Wolfgang Schwarzfischer aus Bruck in der Oberpfalz, ein Cousin von Pfarrer Maier, geschaffen.

 

Agendorf Maria

 

Der mächtige Faltenwurf, die gestreckte rechte Hand von Maria, die Handhaltung des Kindes erinnern an die „Madonna mit Kind“ des Bildhauers Johann Kessler, ca.1740 (Oberfranken)

Dies war der letzte Gottesdienst von Pfarrer Richard Maier in der Pfarrei Steinach. Er wurde von der Diözese nach Furth im Wald als Stadtpfarrer berufen.

 

Agendorf Weihe Maria

 

Im September 2003 wurde der Beschluss gefasst, dass ein Glockenturm mit Glocke angeschafft wird. Der Vorschlag, den Glockenturm als stilisierte Stimmgabel zu fertigen, stammte vom Architekten Vetter-Gindele. Der Gedanke, dass mit einer Glocke wie mit einer Stimmgabel ein bestimmter Ton erzeugt werden kann, überzeugte die Mitglieder, deshalb wurde Glockenturm in dieser Form gebaut.

Am 14.November stellte der Steinacher Metallbauer Martin Wolf, den von ihm gefertigten Turm auf. Die Glocke wurde am 26. November 2003 von der Glockengießerei Gugg aus Straubing, in den Turm eingebaut. Die Glocke aus Bronze ist auf den Ton „a²“ gestimmt, hat einen Durchmesser von 42 cm und wiegt 40 kg. In den Guss eingearbeitet ist das „Marienzeichen“, sowie die Inschrift “Dorfgemeinschaft Agendorf  2003“

 

 

Weihe Glocke

Am 6. Dezember 2003 segnete Herr Pfarrer Wolfgang Reischl im Rahmen eines Wortgottesdienstes die Glocke und den Turm. Nach der Segnung ertönte in Agendorf zum ersten Mal der Klang einer Glocke

 

Über einen längeren Zeitraum wurde diskutiert, ob nur ein einfaches Kreuz aus Holz, oder ein Kruzifix hinter dem Altar angebracht werden sollte. Die Anschaffung eines Kruzifixes wurde dann auf der Jahreshauptversammlung 2006 beschlossen. 

Der Holzbildhauer Richard Pernsteiner aus St. Englmar wurde beauftragt, ein Kruzifix anzufertigen. Der Heiland am Kreuz ist nach romanischem Vorbild geschnitzt. Gefaßt wurde der Korpus von Christine Primbs, Ehefrau des Schnitzers. Am 6.August 2006 segnete und weihte Pfarrer Reischl das Kreuz beim Gottesdienst.

 

Agendorf Kreuz 3

 

Im Februar 2010 kurz vor der Fastenzeit, erfolgte die Anschaffung eines Kreuzweges. Die 14 Stationen des Kreuzweges, jeweils 25x19 cm groß, sind aus Bronze im Halbrelief gegossen und wurden vom Bildhauer Walter Mellmann entworfen. Die Stationen sind wie die Fenster in unterschiedlichen Höhen zwischen den Fenstern montiert.

Kreuzweg

 

Die Kapelle hat sich inzwischen zum Mittelpunkt des Dorfes entwickelt.

Das zeigt der zahlreiche Besuch der monatlichen Gottesdienste, beim Kreuzweg, bei den Maiandachten und beim Rosenkranz, der zu verschiedenen Anlässen gebetet wird.

 

 

Impressionen in und um die Kapelle

 

 

 Impressionen

 

 

 

Text und Bilder: Reinhold Pielmeier