Das Webergütl  in Wolferszell

 

von Claudia Heigl

 

 

Bei dem Webergütl handelte es sich ursprünglich nur um ein Gemeindegrundstück auf dem 1557 ein Häusl gebaut wurde. Erst im Laufe der Zeit sind durch Zukauf Grundstücke dazugekommen. Da über 100 Jahr das Werberhandwerk auf dem Anwesen ausgeübt wurde, bekam es die Bezeichnung "Webergütl".

 

Uraufnahme Weberguetl

1827 erhielt das Anwesen die Hs.Nr. 7
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung  München, Bayernatlas

 

Im Salbuch von 1579 heißt es hierzu1: 1579 „Georg Kayser gibt von der Hofstatt, darauf er ein hölzernes Häusl mit Genehmigung der Gemeinde erbauten durfte, und einen Erbbrief von den Obleuten der Gemeinde hat, ausgestellt von Andrean Preuen, fürstl. Rat und Rentmeister zu Straubing im Jahr 1557, Grundgeldt an das fürstl. Renthaus Straubing  4 Regensburger Pfennige

Weitere Besitzer werden: Kaspar Märchl, Sigmund Grimm, Stephan Khakger (Kager?) und schließlich Kaspar Grineisen.

Dieser Kaspar Grineisen/Grüneisl war höchstwahrscheinlich der Sohn des Schmieds Michael Grieneisen von Hs.Nr. 6. Er verdiente seinen Lebensunterhalt als Tagelöhner und war nachweislich dreimal verheiratet.

Das Häusl ging an Sohn Georg Grüneisl. Dieser starb jedoch drei Monate, nachdem er seine zweite Ehe mit der Witwe Maria Ecker eingegangen war und hinterließ drei Kinder, von denen die jüngste Tochter Christina erst 12 Jahre alt war. Die Stiefmutter kümmerte sich um die Kinder und Christina Grüneisl erhielt bei ihrer Hochzeit das Häusl. Diese heiratete den Bauerssohn Adam Krieger von Heubeckengrub. Nach dem Tod seiner Ehefrau war Adam nochmals mit einer Katharina verheiratet. Er hatte insgesamt 11 Kinder, sechs aus erster Ehe und fünf aus zweiter Ehe, von denen jedoch nur drei überlebten. Keines der Kinder bekam jedoch das Häusl. Sohn Johann (*1712) wurde Mesner und Schneider auf dem Kapflberg.

 

Grueneisl Besitzer

 

Jakob Lindmayer erwarb 1727 das kleine Gütl und übte das Schneiderhandwerk aus. Das Anwesen ging nun über Heiraten und Übergaben an die nächsten Besitzer. Am 04.12.1806 übergab Nikolaus Straßmayer das Gütl um 400 Gulden an seinen Stiefsohn Joseph Weichselgartner. Als Nikolaus am 15.06.1818 an Altersschwäche  im Alter von 80 Jahren starb, schrieb der Pfarrer ihm  Sterbeeintrag: „Ein gegen 10 Jahre erblindeter Mann von echt christlichen Sinne und vieler Gottesfurcht.“

 

 Lindmeier Weichselgartner Besitzer

 

 

Am 26.09.1874 kaufte das inzwischen 13 Tagwerk große Gütl, eine Franziska Landstorfer um 5.200 Gulden. Am 06.04.1878 tauschte sie es mit Wolfgang Wagner von Oberöbling, gegen sein dortiges Gütl Nr. 65.  Der veräußerte das Wolferszeller Anwesen am 15.07.1878 gleich wieder an Martin und Franziska Stern um 7000 Mark. Diese behielten es aber auch nicht lange und verkauften es am 16.11.1881 an Xaver Ankerl und Franziska Fuchs um 8672 Mark.

 

Am 12.07.1886 erwarb es schließlich Johann Bornschlegl aus Maiszell. Johann stammte aus dem Bauernhof in Maiszell Nr. 1. Im gleichen Jahr heiratete er die Baderstochter Kreszenz Hagenauer von Steinach. Von ihren neun Kindern starb eins im Kindsalter.

 

Bornschlegl Besitzer

 

 

Sohn Joseph Bornschlegl übernahm das Anwesen und vermählte sich mit Maria Knott von Thalstetten. Ihre Tochter Rosa erbte es von den Eltern und heiratete Michael Schmidbauer von Steinach.

 

fo wolf 38 ausschnitt

 aufgenommen ca. 1956
Vor dem Anwesen ging damals noch ein Gangsteig vorbei.

 

 

 

1 StaLa, Rentkastenamt Straubing B38, Sal- und Urbarsbuch des Rentkastenamts Straubing, Band II 1579-1807, fol 155‘

 

Weitere Quellen:
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Pfarrei Steinach
StA Landshut, Rentamt Straubing B138, Häuser- und Rustikalsteuerkataster Wolferszell 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B139, Umschreibebuch zum Häuser- und rustikalsteuerkataster Wolferszell 1814-1843
StA Landshut, Grundsteuerkataster Agendorf 17/2-7, 17/2-10, 17/2-14

 

Stand: 02.09.2023