Wolfsdrüssel
von Claudia Heigl
Bei der Einöde Wolfsdrüssel, die zwischen Steinach und Münster liegt, handelt es sich um eine Ansiedlung am Anfang des 19. Jahrhunderts.
Das Anwesen gehört in die Gemarkung Steinach, ist jedoch seelsorgerisch der Pfarrei Pfaffmünster zugewiesen.
Die Einöde Wolfsdrüssel
aufgenommen im Juni 2022
Bild: Claudia Heigl
Die Ortsbezeichnung Wolfsdrüssel dürfte sich vom althochdeutschen „drüzzel“ ableiten. Dies bedeutet Gurgel, Schlund, Kehle. Ggf. weist die Bezeichnung auf eine Wolfsschlucht hin.
Tatsächlich liegt die Lichtung in einer Senke zwischen dem bewaldeten Helmberg und Singberg. Hier könnten sich früher Wölfe aufgehalten haben.
Nördlich von Münster finden wir öfters Flurbezeichnungen, die auf Wolfsvorkommen hinweisen.
(Karte: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas, Uraufnahme von 1827)
Das Grundstück gehörte ursprünglich zum Wieden- bzw. Schrötterhof in Steinach Hs.Nr. 30 (Götzstr. 10, Hien-Anwesen).
Am 08.04.1817 verkauft Elisabeth Hilmer, die Witwe des Schröttenhof-Bauern Franz Hilmer fünf Tagwerk an Ackerfläche, zwei Tagwerk an Mooswiesen und einem Hölzl an den Steinacher Häusler Johann Laubner (auch Laumer) (alte Hs.Nr. 43, heute August-Schmieder-Str. 29, Kiefel)1. Darunter auch den Acker in Wolfsdrüssel.
Nach dem frühen Tod von Johann Laumer heiratet die 37jährige Witwe Anna Maria Laumer 1819 Georg Holl von Obermotzing.
Georg und Anna Maria Holl beginnen auf ihrem Grund in Wolfsdrüssel zwischen Steinach und Münster ein neues Haus zu errichten.
Am 21.07.1826 veräussert das Ehepaar ihr Haus in Steinach an Lorenz Riedl und zieht mit der Familie in das neu erbauten Anwesen nach Wolfsdrüssel.
In der Karte zum Liquidationsprotokoll von 1838 der Steuergemeinde Steinach
sieht man genau den Grenzverlauf zwischen den Steuergemeinden Steinach und Münster
Quelle: Vermessungsamt Straubing
Bei dem neuen Hof handelt es sich um ein einstöckiges Wohnhaus mit Stallung und Stadel unter einem Dach. Außerdem sind noch ein Getreidekasten und ein Backofen vorhanden.
Da das Grundstück zur Steuergemeinde Steinach zählt, erhält es die fortlaufende neue Hausnummer 73.
Seelsorgerisch wird der Hof der Pfarrei Pfaffmünster zugewiesen, wozu auch schon der benachbarte Helmberger Einödhof und der Hof am Singberg gehören.
Der Hof liegt direkt an der Straße zwischen Steinach und Münster.
aufgenommen ca. 1950
(Bild: Familie Holmer, Wolfsdrüssel)
Am 23. Januar 1834 übergeben Anna Maria und Georg Holl das Anwesen an ihre Tochter bzw. Stieftochter Anna Maria Laumer, die kurz darauf Josef Hien vom Bielhof zum Ehemann nimmt.
1870 heiratet Johann Scherer von Altenhof bei Kirchroth in das Anwesen in Wolfsdrüssel ein.
1897 übernimmt Josef Scherer den Hof von seinen Eltern, der sich mit Maria Schollerer von Dunk vermählt. 1906 kommt der erst 37jährige Josef Scherer ums Leben und hinterlässt drei Kinder zwischen sechs und vier Jahren und eine schwangere Ehefrau. Das fünfte Kind, ein kleiner Sohn, kommt im September zur Welt, stirbt jedoch bereits nach vier Wochen an der gefürchteten Frais, die häufigste Todesursache bei Säuglingen.
Drei Jahre später heiratet die 33jährige Witwe den Söldnerssohn Michael Wolf aus Untermiethnach. Aus dieser Ehe gehen keine Kinder mehr hervor.
Maria mit ihrem zweiten Ehemann Michael Wolf, Sohn Josef Scherer jun. und einer ihrer Töchter um 1930
Bild: Familie Holmer, Wolfsdrüssel
Das neu erbaute Schloss Steinach grenzt ab 1904 direkt an dem Anwesen an.
Oben Anwesen Scherer/Holmer darunter das ehemalige Kutschenhaus und Pförtnerhaus des Neuen Schloss Steinach.
aufgenommen 1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach
Josef Scherer, der einzige Sohn aus erster Ehe, folgt seinem Stiefvater und seiner Mutter als Hofbesitzer nach. Er verheiratet sich mit Maria Kinzkofer aus Landorf.
Eine Tochter aus der Ehe übernimmt den Hof und durch ihre Heirat ändert sich der Familienname auf Holmer.
Der Hof um 1960
Bild: Familie Holmer, Wolfsdrüssel
Das Anwesen auf der gegenüberliegenden Seite der Kreisstraße am Helmberg liegt im Gebiet der Gemarkung Münster. Es wurde Mitte des 20. Jahrhunderts erbaut und gehört nicht zur Einöde Wolfsdrüssel.
aufgenommen im Juni 2022
Bild: Claudia Heigl
1 StA Landshut, Rentamt Straubing B79_1814-1843 Umschreibbuch zum Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach
Weitere Quellen:
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach 1838
StA Landshut, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster der Steuergemeinde Steinach 1843 - 1960, Sig. 17/42-4, 17/42-7, 17/42-8, 17/42-12