Der „Geigenbauernhof“ oder “Gmeinwiesergut“ Hs.Nr. 27

später „Bachner-Anwesen“

 

1760: ½ Götzhof  -  1808: Hs.Nr. 53 „Bogner Hof“  - heute Straubinger Str. 23

 

 

von Claudia Heigl

 

 

Der Hof gehörte zu den zehn großen Höfen in Steinach. Eigentümer und Grundherr war bis Anfang des 19. Jahrhunderts immer der jeweilige Hofmarksherr und Schlossbesitzer von Steinach.
Wie auch bei vielen anderen Höfen, ist in  der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Verkäufe etwas an Grundbesitz abgegangen.

 

Der Hof lang ursprünglich ebenfalls im unteren Dorf, in der sog. „Götzgasse“ (heute Götzstraße). Von hier aus konnten die dazugehörigen fruchtbaren Felder südlich und östliche des Dorfes mit dem Fuhrwerk gut erreicht werden.

 

uraufnahme geigenbauernhof

 Der Hof hatte die alte Hs.Nr. 27
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
(Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas)

 

Nach einer Brandkatastrophe im Jahr 1848, bei dem noch weitere drei Höfe und eine Sölde in der Götzstraße abbrennen, wird der Hof außerhalb des Ortes wieder aufgebaut.

 

uraufnahme 1827

 

 

 

fo stei 247

Rechts der ausgesiedelte Bogner-Hof.
Die linke große Wiese mit den vielen Heuhütten gehörte zum Schlossgut - Bognerwiese genannt.
Heute befindet sich hier der Sportplatz.
Bild: Archiv für Heimatgeschichte, Nachlass Ludwig Niggl

 

 

15831 wird das Anwesen als Gmeinwieserhof bezeichnet. Paul Gmeinwieser hat darauf das Erbrecht, d.h. er kann das Nutzungsrecht am Hof an seine Nachkommen weitervererben.

 

16232 hat ein Wolf Gmeinwieser darauf das Erbrecht.

 

16413 finden wir Georg Trägl auf dem Anwesen. Wahrscheinlich sind die Vorgänger beim Schwedenüberfall 1637 getötet oder vertrieben worden.

Dieser Georg Trägl ist einer der wohlhabendsten Dorfbewohner von Steinach.

 

Traegl Besitzer

 

Lt. dem Giltregister aus dem Jahr 1641 besitzt er das Erbrecht auf drei Höfe im Dorf:
- dem Gmeinwieserhof (Hs.Nr. 27)
- der „Pihelmayr Sölde“ (Hs.Nr. 17) (heute Bachstr. 4)
- der „Sölde dieshalb des Baches unter den Linden“ Hs.Nr. 18 (heute August-Schmieder-Str. 8, Heimerl-Anwesen)

 

Der Sohn des Steinacher Metzgers Andreas Trägl war in Münster ebenfalls als Metzger ansässig.

Aus erster Ehe hat er zwei bekannte Kinder:
- Eva Trägl heiratete 1641 in Kirchroth Christopher Hainz von Niedersteinach. Das Ehepaar wohnte in Münster.
- Markus Trägl wird ab 1641 als Metzger und Halbbauer in Münster genannt.

 

1635 hatte Georg Trägl die Wirtswitwe Ursula Bergmaier von Münster geheiratet. Im Kirchenbuch von Kirchroth finden wir neben dem Hochzeitseintrag auch einen Ehevertrag4. Hier vereinbaren die Brautleute, dass sie jeweils 50 Gulden mit in die Ehe bringen. Desweiteren haben beide das Nutzungsrecht der jeweiligen Güter5 des anderen, auch noch bis ein Jahr nach dem jeweiligen Tod des Partners. Stirbt einer der Eheleute, so erhalten seine Erben zehn Gulden und die besten zwei Halskleider des Verstorbenen. Die Immobilienbesitztümer erhalten die jeweiligen Kinder des verstorbenen Partners.

1636 übergibt Ursula das Wirtshaus an die Tochter bzw. Stieftochter Barbara Bergmaier, die sich mit dem Wirtssohn Johann Stubenhofer von Gschwendt vermählt.

Georg zieht mit seiner Ehefrau Ursula nach Steinach und ist die nächsten Jahre hier als Metzger tätig.

 

1641 übernimmt er auch noch die Hoftafern in Steinach, nachdem die Hofwirtin Elisabeth Schmid im Mai 1641 stirbt.

 

Zwischen 1644 und 1656 treten Georg Trägl und seine Ehefrau bei 13 verschiedenen Familien als Paten von deren Kindern auf und ist etliche Male Trauzeuge bei Hochzeiten.

 

 

1653 veräußert er das Erbrecht des Gmeinwieser-Hofes an Kaspar und Ursula Kratzer. Das Ehepaar war vorher in Wolferszell Nr. 22 (heute Chamer Str. 4, Haimerl-Anwesen) ansässig.

Das Ehepaar Kratzer hat drei Töchter, die das Erwachsenenalter erreichen:
- Margaretha (1640-1663)
- Maria (1643-1682) heiratet 1666 den Bauern Wolfgang Grimm von Steinach Nr. 30
- Ursula (1651-1691), die Hoferbin

Nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau heiratet Georg Trägl die inzwischen ebenfalls verwitwete Ursula Kratzer.

 

Den Hof erbt die jüngste Tochter bzw. Stieftochter Ursula Kratzer, die 1678 den Bauerssohn Georg Rothamer von Rotham zum Ehemann nimmt.

Sechs Kinder kommen in der Ehe zur Welt:
- die Zwillinge Georg *1679 und Michael *1679
- Maria (1681-1691)
- Anna (1683-1691)
- Georg (*1685)

 

Nach dem Tod des 35jährigen Bauern geht die Witwe 1686 erneut eine Ehe mit dem Bauerssohn Jodokus Deblinger von Pellham ein.

Es kommen nochmals drei Kinder zur Welt:
- Walburga Deblinger *1687
- Johann Deblinger *+1688
- Martin Deblinger (*1689) heiratet 1727 Walburga Billinger von Steinach Nr. 53. Beide wirtschaften auf der Helmbrecht-Sölde Hs. Nr. 45

 

1691 stirbt die 40jährige Bäuerin und der verwitwete Jodokus Deblinger nimmt die 20jährige Bauerstochter Maria Schuhbauer von Wolferszell Nr. 8 zur zweiten Ehefrau.
Die junge Bäuerin bringt nochmals sieben Kinder zur Welt:
- Maria (1683-1773) heiratet 1711 den Hafner Christopher Miller von Steinach Nr. 69
- Maria Magdalena (1693-1758) heiratet 1722 den Kramer und Halbbauern Johann Georg Berg von Steinach Nr. 55
- Kaspar (*1695)
- Magdalena (*1698)
- Anna Maria (1701-1742) Hoferbin
- Katharina (*1703)
- Maria Eva (*1707) +

 

 

Kratzer Besitzer

 

 

Tochter Anna Maria aus zweiter Ehe erbt den Hof und holt sich 1728 den Bauerssohn Johann Stubenhofer von Gschwendt als Ehemann auf den Hof.

Johann zeugt drei Kinder. Die Geburt des dritten Kindes erlebt der 31jährige jedoch nicht mehr.
- Anna Maria (*11.05.1728 +10.11.1762) heiratet 1750 den Bauern Simon Hien von Steinach Nr. 17
- Sebastian (* 08.08.1729) stirbt als Säugling
- Maria Katharina (*05.05.173 +03.06.1794) heiratet 1755 in Münster den Bauern Martin Wolf von Pürstenberg.

 

Sechs Wochen nach der Geburt der Tochter heiratet die Witwe Johann Georg Geiger von Agendorf Nr. 41.

 

Als Anna Maria Geiger mit 41 Jahren stirbt, geht der Witwe erneute eine Ehe mit der Söldnerstochter Maria Katharina Aichinger von Steinach Nr. 56 ein.

 

Hoferbin wird Walburga Geiger, die Tochter aus der zweiten Ehe. Sie nimmt 1774 den Bauerssohn Mathias Bogner von Rotham zum Ehemann.
Sieben Kinder kommen in der Ehe zur Welt:
- Anna Maria (1774-1842) heiratet 1802 den Bauern Andreas Foidl von Rotham Nr. 33
- Anna Maria (1756-1832) heiratet 1800 den Halbbauern Joseph Waas von Steinach Nr. 55
- Maria Walburga (1779-1844) heiratet 1794 den Halbbauern Sebastian Hien von Steinach Nr. 29
- Joseph (1781-1856), Hoferbe in Steinach
- Mathias (1784-1803)
- Maria Magdalena (*1789) heiratet 1817 den Söldner Joseph Schirmbrand von Agendorf Nr. 39
- Maria Theresia (*1792) heiratet 1820 den Bauerssohn Anton Wolf von Kruckenberg und erbt den Hof in Rotham

 

Mathias Bogner übernimmt auch den elterlichen Kirchhof in Rotham. Nach dem Tod seiner Mutter übergibt er am 09.06.1800 den Hof in Steinach an seinen ältesten Sohn Joseph und zieht mit der restlichen Familie nach Rotham.

Wahrscheinlich war der zweite Sohn Mathias als Hoferbe in Rotham vorgesehen. Als dieser jedoch 1803 mit 18 Jahren stirbt, übernimmt 1820 die jüngste Tochter Maria Theresia den Kirchhof in Rotham.

 

 

Joseph Bogner heiratet 1806 die Bauerstochter Katharina Wolf vom Sackhof.
Die Ehe ist mit acht Kindern gesegnet:
- Johann Evangelist (*1807)
- Joseph (1808-1886), bleibt ledig
- Mathias (*1810)
- Sebastian (*1813)
- Anna Maria (1815.1878) heiratet 1843 den Müllerssohn Johann Georg Fischl von der Bruckmühle und wird mit ihrem Ehemann in Agendorf Nr. 46 1/3 ansässig.
- Georg (1817-1898), stirbt als lediger Einwohner in Wolferszell
- Magdalena (1820-1882), bleibt ledig
- Michael (1823-1883), Hoferbe

 

 

Stubenhofer Bogner Besitzer

 

Die Abgaben des Hofes

Jahrhundertelang mussten von jedem Hof, neben dem Zehent von der Ernte und der jährlichen Stift (Geldbetrag,) auch Frondienste und Naturalabgaben an die Steinacher Gutsherrschaft geleistet werden, die im Jahr 1838 in Geldbeträge umgewandelt worden waren:
An Abgaben musste vom Hof 18386 sieben Gulden „Scharwerkgeld“ und zwei Gulden „Hundgeld“ bezahlt werden. Dazu kamen noch 8 Gulden 14 Kreuzer an „Mäh- oder Bauernscharwerk“.

Das „Schwarwerkgeld“ dürfte der Ablösebetrag für die Spanndienste7 gewesen sein, die von diesem Hof für die Gutsherrschaft geleistet werden mussten.
Außerdem mussten die größeren Höfe des Ortes Hunde halten und füttern, die für die alljährlichen gutsherrschaftlichen Treibjagden benötigt wurden. Dies wurde durch das „Hundgeld“ abgelöst. Und schließlich hatten die Bauern des Ortes bei der Ernte und. Heuernte der Gutsherrschaft auszuhelfen. Auch dies wurde durch einen Geldbetrag abgelöst.

Zu diesen Beträgen kam noch die jährliche Stift in Höhe von 5 Gulden 49 Kreuzer 4 Heller und diverse Getreideabgaben von Weizen, Korn, Gerste und Hafer, die inzwischen auch mit Geld abgegolten wurden.

Und nicht fehlen durfte der Küchendienst. Hier hatte vom Hof jährlich sechs Hühner und 12 ½  Pfund Schmalz an die Gutsherrschaft abgeliefert werden müssen. Dies entsprach 1838 umgerechnet eine jährliche Summe von 5 Gulden 4 Kreuzer.

Und der Mesner von Steinach (der zugleich der Schullehrer war) erhielt für seine Dienste von diesem Hof jährlich zwei Weizen- und zwei Korngaben. Die war noch nicht in Geld umgewandelt und musste als Naturalabgabe weiterhin geleistet werden.

Bei jedem Besitzwechsel bekam die Gutsherrschaft ein sog. Laudemium, dass für diesen Hof 10 Prozent vom Hofwert waren.

 

Wie damals üblich übernimmt 1848 der jüngste Sohn Michael den Hof. Er heiratet die Wirtstochter Katharina Bayer von Oberparkstetten. Katharinas Vater, Peter Bayer, hatte 1838 den Kirchhof in Rotham von Michaels Tante und Onkel Maria Theresia und Anton Wolf erkauft und ist seit ca. 1842 als Wirt in Oberparkstetten ansässig.

1849 kommt es zu einer Brandkatastrophe. Vier Höfe und eine Sölde brennen in der Götzstraße ab. Darunter ist auch der Bogner-Hof. Die jungen Bauerseheleute bauen „außerhalb“ des Dorfes, auf ihrem Grund, die Hofstelle wieder auf. Durch die Bautätigkeit in den letzten Jahrzehnten, liegt der Hof inzwischen wieder innerhalb der Dorfgrenzen.

Aus der Ehe gehen zehn Kinder hervor, von denen sechs im Säuglingsalter sterben:
- Helena (*1852)
- Joseph (*1854)
- Kreszenz (*1859)
- Michael (1863-1915), Hoferbe

 

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Das ursprüngliche Wohnhaus mit Stall wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts aufgestockt und war vorher niedriger.
(Bild: Familie Bachner-Hahn, Steinach)

 

 


Im Oktober 1882 bringt die erst 16jährige Bauerstochter Theresia Hartmann vom Helmberg einen Sohn von dem 19jährigen Bauerssohn Michael Bogner zur Welt. Nachdem Michael Bogner sen. im Mai 1883 mit knapp 60 Jahren stirbt, kann der jüngste Sohn Michael den Hof übernehmen und heiratet im Juli 1883 seine junge Braut.

Die Bäuerin bringt noch weitere 16 Kinder zur Welt. Von den insgesamt 17 Kindern erreichen acht das Erwachsenenalter:
- Joseph (*1882) heiratet 1912 in Steinach Rosina Hien von Moos und wird Wirtspächter in Falkenfels
- Michael (*1888)
- Franz Xaver (*1892) heiratet 1920 Maria Wagner von Obermotzing und wird Wirtspächter in Steinach
- Ludwig (1896-1952), Hoferbe
- Ferdinand (1897-1918) vermisst in der Schlacht südl. von Soissous/Frankreich
- Theresia (1900-1970) heiratet 1926 Konrad Lutz, Gastwirt in Steinach
- Johann Evangelist (*1903)
- Karl (1904-1968) heiratet Franziska Ring von Oberhof und wird bei Bärnzell sesshaft.

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Michael und Theresia Bogner mit ihren Kindern Joseph, Michael, Franz Xaver, Ludwig, Ferdinand, Theresia, Johann, Karl und Max (1907-1909)
aufgenommen ca. 1908

 (Bild: Familie Bachner-Hahn, Steinach)

 

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Rechts die Brüder Josef und Michael Bogner mit dem Pferdegespann des Hofes. Der zweite Mann von links mit dem Maßkrug der Vater Michael Bogner
Auf dem Zugschlitten steht aufrecht ein Laubbaum samt einem großen gefrorenen Wurzelballen.
Der Baum war mühsam ausgegraben worden und war für den Park des Neuen Schlosses bestimmt - eine lukrative Winterarbeit.
aufgenommen ca. 1910
 (Bild: Familie Bachner-Hahn, Steinach)

 

bogner Besitzer

 

Den Hof übernimmt Ludwig Bogner, der eine Ehe mit Maria Heigl von Bayerichbühl eingeht.

 

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 Ludwig und Maria Bogner mit Tochter Dorothea
 (Bild: Familie Bachner-Hahn, Steinach)

 

 

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 Das Bauernhaus wurde 2016 abgerissen.
Hier kurz vor dem Abriss.

 (Bild: Familie Bachner-Hahn, Steinach)

 

 

Der Hof wurde seit 1653 durch Heirat oder Übergabe in der Familie weitergegeben. Die jetzigen Hofbesitzer können ihre Vorfahren bis 1733 sin direkter Linie auf den Hof zurückverfolgen.

 

 

 

1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
4 Kirchenbuch Kirchroth Bd.1/12, S. 61 und Bd.1/13, S. 63 Sponsalia 12.12.1635
5 Ursula Bergmaier, geb. Grimm war eine Müllerstochter von Wolferszell und besaß noch eine Sölde in Wolferszell.
6 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
7 Der Bauer musste einen Wagen mit Rößer oder Ochsen der Gutsherrschaft eine bestimmte Zeit zur Verfügung stellen.

 

Weitere Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach 1843 - 1960, Sig.17/42-4, 17/42-7, 17/42-11
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach

 

Stand: 25.05.2024