Das „Ammerbauerngut“ Hs.Nr. 32
1760: 2/8 Richterhof - 1808: Hs.Nr. 57 „Knotten Hof“ - heute Götzstr. 12
von Claudia Heigl
Der Hof gehörte zu den zehn großen Höfen in Steinach. Eigentümer und Grundherr war bis Anfang des 19. Jahrhunderts immer der jeweilige Hofmarksherr und Schlossbesitzer von Steinach.
Der Hof liegt im unteren Dorf, in der sog. „Götzgasse“ (heute Götzstraße). Von hier aus konnten die dazugehörigen fruchtbaren Felder südlich und östliche des Dorfes mit dem Fuhrwerk gut erreicht werden.
Die damalige Götzgasse (heute Götzstraße) endete bei diesem Hof und verengte sich dann auf einen schmalen Fußweg, der zwischen dem späteren Kiefel-Anwesen und Foidl-Anwesen in die alte „Herrengasse“ (heute August-Schmieder-Straße) mündete.
Das Ammerbauerngut erhielt die Hs.Nr. 32
Der breite Weg endete bei diesem Hof.
quelle: Bayer. Vermessungsverwaltung München, BayernatlaQ
15831 wird das Anwesen als Vilsergut bezeichnet. Andrä Hagn hat darauf das Leibrecht, d.h. das Nutzungsrecht endet mit dem Tod der Person auf die das Leibrecht ausgestellt ist und wird dann wieder neu vergeben.
16232 ist Bartholomäus Göz auf dem Anwesen als Bauer ansässig. Das Leibrecht läuft aber noch auf Wolf Hagn zu Münster und Barbara Inkofer, Metzgerin in Straubing. Hier dürften es sich um die Kinder des Andrä Hagn gehandelt haben, auf denen das Nutzungsrecht noch geschrieben und nun an Bartholomäus Göz „verstiftet“ worden war.
Die Götzgasse, spätere Götzstraße, hat auch von diesem Bartholomäus Göz ihren Namen bekommen.
16413 finden wir auf der „Hagn Sölde“ Mathias und Ursula Pizelmayr, die darauf ebenfalls das Leibrecht besitzen.
Zwei Kinder des Ehepaares sind bekannt:
- Hieronymus (*26.09.1642) heiratet 1667 die Bauerstochter Maria Rothamer. Er lässt sich als Müller und Bäcker zunächst in Wolferszell, dann in Gschwendt und schließlich ab 1678 in Rißmannsdorf nieder.
- Walburga (*25.08.1644) heiratet 1664 den verwitweten Kramer Georg Bergmaier von Münster.
Als nächste Bauerseheleute ziehen Andreas und Maria Wirth (Würth) auf den Hof ein. Andreas stammt aus der „Regener Pfarrei“ und heiratet 1653 Maria Zimmermann von Ascha. Der junge Mann dürfte nach den Wirren des 30jährigen seine Heimat in Steinach gefunden haben.
Fünf Kinder des Paares sind bekannt:
- Johann (*1656)
- Wolfgang heiratet 1679 die Bauerstochter Magdalena Deblinger von Pellham und übernimmt mit ihr den Hof in Pellham.
- Magdalena (*1661)
- Johann (1663-1695), Hoferbe
- Ursula (*1665) heiratet 1690 den Bauerssohn Johann Apoiger von Niedermenach
Hoferbe Johann Wirth nimmt 1691 die Kramerstochter Magdalena Berger von Hs.Nr. 55 in Steinach zu Ehefrau.
Zwei Töchter kommen zur Welt:
- Anna Magdalena (*1691)
- Anna Elisabeth (*1693) heiratet 1719 den Weber Andreas Schmidbauer von Au bei Ascha und lässt sich mit ihrem Ehemann in Steinach nieder.
1695 stirbt der 31jährige Bauer und die Witwe holt sich als neuen Ehemann den Bauerssohn Stephan Kirschner von Geßmannszell auf den Hof. Der Familienname Kirschner dürfte eine Abwandlung von „Gürster“ sein.
Vier Kirschner-Kinder kommen nochmals zur Welt:
- Katharina (*1696), Hoferbin
- Anna Maria (*1698) heiratet 1722 den Bauern Simon Fuchs von Steinach Nr. 12
- Jakob (*1699) heiratet 1721 die Bauerstochter Barbara Geith von Münster Nr. 30 und übernimmt den Hof der Schwiegereltern
- Ursula (*1704) heiratet 1728 den Bauerssohn Johann Artmann von Dunk und lässt sich mit ihrem Ehemann in Steinach Nr. 39 nieder
Nachdem Stephan Kirschner 1717 mit 50 Jahren stirbt heiratet 1719 die älteste Tochter Katharina den Bauerssohn Joseph Pösl von Unterniedersteinach und übernimmt mit ihm den Hof.
Sie hat mit ihrem Bräutigam bereits eine vorehelich geborene Tochter und bringt in der Ehe nochmals sechs Kinder zur Welt:
- Anna Maria (*1718) in Oberniedersteinach
- Barbara (*1719) als Kind verstorben
- Johann Georg (*1721)
- Johann (*1822)
- Joseph (1725-1772) heiratet 1758 die Tagelöhnerstochter Therese Holzer von Schönstein und erwirbt ein Häusleranwesen in Steinach Nr. 5
- Georg (*1731)
- Maria Magdalena (*1732)
Das Ehepaar scheint in finanzielle Schwierigkeiten gekommen zu sein, denn 1738 finden wir Andreas Kirschner auf dem Hof. Auch er stammt von Geßmannszell. Wahrscheinlich war er ein Cousin der Katharina Pösl. Der neue Besitzer nimmt die Bauerstochter Maria Eva Reichersdorfer von Steinach Nr. 17 zur Ehefrau.
Von ihren fünf Kindern entspringen der Ehe:
- Mgdalena (*1738)
- Anna Maria (*1741)
- Therese (*1741), Hoferbin
- Johann Michael (*1747)
- Johann Michael (*1756)
Ihre Tochter Therese wird die Hoferbin, die 1770 eine Verbindung mit dem Bauerssohn Wolfgang Knott von Altenhof eingeht.
Die Bäuerin schenkt fünf Kindern das Leben, von denen eines im Kindsalter stirbt:
- Maria Theresia (*1774)
- Joseph (*1778)
- Michael (*1781)
- Peter (*1786), Hoferbe
Hofnachfolger wird 1806 der jüngste Sohn Peter Knott, der Katharina Wolf von Weingarten zur Ehefrau nimmt.
Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor:
- Martin (1814-1910), der Hoferbe
und die neun Jahre jüngere Tochter Anna Maria (1823-1892) Sie heiratet 1841 in Kirchroth den Bauern Joseph Leibl von Unterniedersteinach Nr. 6
Die Abgaben des Hofes
Jahrhundertelang mussten von jedem Hof, neben dem Zehent von der Ernte und der jährlichen Stift (Geldbetrag,) auch Frondienste und Naturalabgaben an die Steinacher Gutsherrschaft geleistet werden, die im Jahr 1838 in Geldbeträge umgewandelt worden waren:
An Abgaben musste vom Hof 1838[4] sieben Gulden „Scharwerkgeld“ und zwei Gulden „Hundgeld“ bezahlt werden. Dazu kamen noch 8 Gulden 14 Kreuzer an „Mäh- oder Bauernscharwerk“.
Das „Schwarwerkgeld“ dürfte der Ablösebetrag für die Spanndienste[5] gewesen sein, die von diesem Hof für die Gutsherrschaft geleistet werden mussten.
Außerdem mussten die größeren Höfe des Ortes Hunde halten und füttern, die für die alljährlichen gutsherrschaftlichen Treibjagden benötigt wurden. Dies wurde durch das „Hundgeld“ abgelöst.
Und schließlich hatten die Bauern des Ortes bei der Ernte und. Heuernte der Gutsherrschaft auszuhelfen. Auch dies wurde durch einen Geldbetrag abgelöst.
Zu diesen Beträgen kam noch die jährliche Stift in Höhe von 5 Gulden.
An die Pfarrkirche Steinach war der Pfennigzins in Höhe von 2 Kreuzer 3 Heller jährlich fällig.
Und der Mesner von Steinach (der zugleich der Schullehrer war) erhielt für seine Dienste von diesem Hof jährlich zwei Weizen- und zwei Korngabe. Die war noch nicht in Geld umgewandelt und musste als Naturalabgabe weiterhin geleistet werden.
Bei jedem Besitzwechsel bekam die Gutsherrschaft ein sog. Laudemium, dass für diesen Hof 10 Prozent vom Hofwert waren.
Sohn Martin übernimmt 1844 das Anwesen und ehelicht Anna Maria Zwickenpflug von Wolferszell Nr. 6, die sieben Kinder das Leben schenkt, von denen zwei im Säuglingsalter sterben:
- Martin (1845-1913), Hoferbe
- Helena (*1846 + 26.06.1872), ledig
- Anna (*1848)
- Therese (*1850)
- Joseph (*+1852)
- Kreszenz (*1854 +29.07.1872), ledig
- Michael (*+1861)
Fünf Jahre später brennt der Hof nieder. Mit ihm werden noch weitere drei Höfe und eine Sölde in der Götzstraße ein Raub der Flammen.
Martin und Anna Maria Knott bauen den Hof neu auf. 1869 wird das Anwesen wie folgt beschrieben:
Wohnhaus Umfassung Stein, Dach Taschen, gemauerter Schweinestall, Stadel u. Holzlege Umfassung Bretter, Dach Taschen, Backofen mandatmässig
Im August 1872 stirbt die Bäuerin im Alter von 50 Jahren an Typhus. Kurz vorher hat man bereits ihre beiden Töchter Helena, 26 Jahre und Kreszenz 18 Jahre wegen der gleichen Todesursache auf den Friedhof getragen. Auslöser hierfür könnte ein verseuchtes Brunnenwasser gewesen sein. Der Gutsverwalter Niggl bemängelt dies Jahrzehnte später, was zu einer zentralen Wasserversorgung in Steinach führt.
Martin erreicht das hohe Alter von 95 ½ Jahren und dürfte damit der ältesten Einwohner in Steinach gewesen sein.
Der Ammerbauernhof aufgenommen 1956
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte Steinach
Sohn Martin jun. übernimmt 1877 den 55 Tagwerk großen Hof und heiratet die Bauerstochter Kreszenz Hiegeist von Hoerabach.
Ein Sohn namens Alois kommt 1881 zur Welt. Die beiden weiteren kleinen Söhne, die auf den Namen Franz Xaver getauft werden, sterben 1883 und 1884.
1908 übernimmt Alois Knott das Anwesen, der die Söldnerstochter Maria Amann von Steinach Nr. 66 aus Bäuerin auf den Hof holt.
Vier Kinder kommen in Steinach zur Welt, von denen nur zwei überleben:
- Ignaz *1912
- Maria Kreszenz *1921
Der Pferdestall des Hofes
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Nachlass Ludwig Niggl
1926 veräußern die Bauerseheleute das Anwesen an Josef und Therese Griesbeck. Ein Jahr wird die Bayerische Siedlungs- und Landesbank in München neue Eigentümerin, nachdem die Griesbeck den Hof gegen ein Anwesen in Neuhofen (Hs.Nr. 13) eingetauscht haben.
Schließlich erwerben 1928 Max und Rosa Bachner den Besitz, indem sie ihren bisherigen Hof Nr. 51 in Pilling dafür eintauschen.
1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
4 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
5 Der Bauer musste einen Wagen mit Rößer oder Ochsen der Gutsherrschaft eine bestimmte Zeit zur Verfügung stellen.
Weitere Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach 1843 - 1960, Sig.17/42-4, 17/42-7, 17/42-11
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach
Stand: 26.05.2024