Das Kutscher Stechl Häusl oder Haseneder-Hof Hs.Nr. 46
August-Schmieder-Str. 34
ab 1903
die Poststelle in Steinach
von Claudia Heigl
Dieses Anwesen befand sich in einer Reihe von kleinen Häusler-Häusern die sich an der ehemaligen „Herrenstrasse“ zwischen Kirche und Schloss reihten.
Ursprünglich dürften diese Häuser alle für Bedienstete des Schlossgutes oder kleine Handwerker gebaut worden sein.
Bei diesem Anwesen handelte es sich um die sog. „Pabstsölde“.
1583 wurde die Sölde freistiftsweise an einen Eberhard Krendl verliehen.1 Freistift ist ähnlich einem Mietvertrag gleichzusetzen. Das Nutzungsrecht wurde vom Hofmarksherrn nur für eine begrenzte Zeit vergeben.
1623 haben Christoph Schmidt und seine Ehefrau Margaretha bereits das Leibrecht auf der Pabstsölde, d.h. sie haben das Nutzungsrecht ihr Leben lang.2
Ihnen folgt ein Hans Schmidt. 3
1641 hat ein Hans Händl darauf das Erbrecht, damit kann er das Anwesen auch weitervererben.4
1691 zahlt ein Michael Prickl für das Anwesen Abgaben an den Hofmarksherrn.5
Er ist seit 1680 mit der Zimmermannstochter Walburga Lengfelder verheiratet und hat mit ihr fünf Kinder:
- Georg (*24.03.1681)
- Maria (*15.04.1683)
- Wolfgang (*05.02.1685)
- Jodokus (*10.06.1688)
- Magdalena (*1692 + 06.08.1694)
1699 besitzt das Söldenhäusl der Schneider Christoph Orth (auch Ortner).6
Christoph Ortner hatte 1696 die Bauerstochter Walburga Schilder geheiratet. Er stammt von Bogen und war der Sohn der Schusterseheleute Jakob und Elisabeth Ortner. Seine Schwester ist seit 1698 mit dem Steinacher Metzger Blasius Zeiler verheiratet.
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Im 18. Jahrhundert wird dieses Anwesen als „Kutscher Stechl Häusl“ bezeichnet. 7
Die obere August-Schmieder-Strasse ca. 1920
links das sog. Schermhaus (ehem. Wagner-Anwesen), Kramerei Altschäffel und die alte Poststelle Gössl/Röckl (alte Hs.Nr. 46)
Bild: Familie Meier, Agendorf
Der Wirtssohn Jakob Späth von Falkenfels heiratet 1725 Theresia Ortner. Er übernimmt zusammen mit seiner Ehefrau das Anwesen von seinen Schwiegereltern und führt auch das Schneider-Handwerk weiter.
Ca. 1769 finden wir den Maurer Vitus Haseneder auf dem Haus. Ihm folgen sein Sohn Johann und der Enkel Ferdinand Haseneder nach.
Am 13.04.1898 kaufen die Nachbarn und Kramerseheleute Josef und Anna Altschäffel das Anwesen Nr 46 mit dem großen Garten..
Das Altschäffel-Haus war ursprünglich ein Nebenhaus des Wagner-Anwesens.
Durch den Zukauf konnte der Garten erweitert werden.
Die alte Poststelle
1903 erwirbt Josef Altschäffel’s Schwester Maria Gössl und ihr Ehemann Otto Gössl einen kleinen Teil vom vorderen Grundstück und errichten hierauf ein neues zweistöckiges Haus. Die Wirtsleute Gössl verkaufen 1904 ihr Wirtshaus im oberen Dorf (heute Landhaus Krone), in der auch die Poststelle mit dem Poststall untergebracht war, an die Brauerei Lang.
Die Poststelle nimmt das Ehepaar mit in das neue Haus und betreibt diese weiter.
linkes Bild: rechts vorne das Gasthaus Krone mit dem Poststall
rechtes Bild: von links das Scherm-Haus, die Kramerei Altschäffel und die neu erbaute Poststelle
Auszug aus einer Ansichtskarte gelaufen 1912
Das Haus erbt Rosa Gössl, eine Nichte von Otto Gössl. Sie heiratet 1928 den Bäckerssohn Joseph Röckl von Steinach. Beide betreiben die Poststelle bis in die 1940er Jahre in dem Haus weiter.
Hochzeitsgesellschaft von Rosa Gössl und Josef Röckl am 14.02.1928
hintere Reihe v.l.: Philomena Schwarz, Huber Justine, geb. Bachl, Kraus Lena, geb. Altschäffel, Schwarzfischer Anna geb. Röckl, Sieber (Hilmer) Magdalena, geb. Röckl, Zacherl Maria, geb. Röckl, Bachl Ferdinand
Mitte v.l.: Barbara Schuster,geb. Gössl, Theres Gössl, Anna Stadler geb. Gössl [Schwestern d. Braut] Braut Gössl Rosa, Bräutigam Röckl Josef, Röckl Therese (später verh. Hilmer), Brandl Ottilie, geb. Röckl, Kimberger Hedwig, geb. Röckl, Fleischmann Helene, geb. Wenninger [Stieftochter von Maria Gößl]
vorne v.l.: Altschäffel Josef, Gössl Ludwig (Vater d. Braut), Röckl Karl (Bruder d. Bräutigam), Gössl Otto mit Maria geb. Altschäffel (Onkel d. Braut) , Röckl Franz (Bruder d. Bräutigam), Bachl Georg
Bild: Familie Röckl, Steinach
Rosa Röckl mit ihren Zwillingsmädchen Rosa (1932-2012) und Barbara (1932-1944)
In der Poststelle war auch die Unfall-Meldestelle untergebracht.
Bild: Familie Ebenbeck, Steinach
Das Haus um 1950
Bild: Famiie Ebenbeck, Steinach
In den 1940er Jahren wurde die Poststelle in die August-Schmieder-Str. 45 (alte Hs.Nr. 102) verlegt und von Sophie Handwerker geführt.
Dort blieb sie bis 1984. Nachdem Sophie Handwerker in Rente ging, wurde in dem Lebensmittelgeschäft Altschäffel ein kleine Postfiliale eingerichtet.
Von November 2004 bis Dezember 2024 war die Postfiliale im Lebensmittelmarkt EDEKA Röckl untergebracht.
1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 StA Landshut, Landschaft Unterlands Bd 1183, Steuerregister der Hofmarksuntertanen Steinach 1623
4 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
5 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stiftregister der Hofmark Steinach 1691
6 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Landsteuer der Hofmark Steinach 1699
7 BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 248, Hofmark Steinach 1752 und Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 514, Hofmark Steinach 1760
Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-4, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 72, 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-7, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 - 1906
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach
aktualisiert: 23.04.2025