Die Hof- und Dorfkapelle in Wolferszell

 

von Claudia Heigl

 

 

Die Hofkapelle beim Gasthaus Schmid in Wolferszell wurde 1822 vom Wirt Michael Bergmaier aufgrund deines Gelübdes errichtet.
Nachdem seine Ehefrau Thekla 26 Wochen schwer krank darniederlag, versprach er im Falle ihrer Genesung eine Kapelle zu bauen.

 

Kapelle aussen

Hofkapelle beim Gasthof Schmid
aufgenommen 2017
Bild: Claudia Heigl

 

Der Bau der Kapelle führte jedoch zu einem Streit, der schließlich vor dem Landgericht Straubing ausgetragen wurde[1].

Da die Kapelle ohne Genehmigung errichtet worden war, stellte sich die Frage, ob sie wieder abgerissen werden müsse.

Besonders der Pfarrer von Steinach, Joseph Krieger, störte sich am aufgestellten Opferstock, da dieser „der Pfarrkirche und der Kapelle am Kapflberg zum Nachteil gereiche“.

Sogar das bischöfliche Ordinariat in Regensburg wurde eingeschaltet. In seiner Antwort erklärte das Ordinariat, dass die Kapelle keiner „Benediction“ (Weihe) bedürfe, da sie nicht für kirchliche Gottesdienste bestimmt sei.
Es führte weiter aus: „Dafür sie aber auch zur solchen Zwecke errichtet, und könnte sie, wie sie nicht wohl kann, dazu bestimmt werden; so könnte die Ermächtigung zur Benediction dem Pfarrer nicht erteilt werde, bevor nicht:
a) die polizeiliche Einwilligung zum Bestehen der Kapelle und
b) eine Urkunde zum Ausweis eines hinlänglichen Fonds zur Erhaltung der Kapelle in gutem baulichen Stande
– beide in legaler und authentischer Form – vorher vorgelegt worden sein würde.“

Bergmaier war sich vermutlich nicht bewusst, dass er für den Bau auf seinem eigenen Grund eine Genehmigung benötigte. Die Einnahmen aus dem Opferstock wollte er „zu frommen Zwecken spenden“.

Am 19. Oktober 1822 entschied das Landgericht Straubing, dass die Kapelle zwar bestehen bleiben dürfe, der Opferstock jedoch entfernt und die Kapelle für die Öffentlichkeit geschlossen werden müsse.

 

 

Die Wirtsfamilie Bergmaier hatte schwere Schicksalsschläge zu verkraften.
Von ihren zwölf Kindern lebten 1822 nur noch zwei - der 17-jährige Joseph und die 12-jährige Anna Maria. Die übrigen Kinder waren entweder im Säuglings- oder Kindesalter verstorben.

Als Johann Michael Bergmaier am 14.02.1831 im Alter von 68 Jahren starb, vermerkte der Pfarrer im Sterbebuch „geläutert in seinem ärgsten Leiden wie das Gold im Feuerofen hat er sich zuletzt Gott zugewendet“.
Seine Witwe Thekla, eine Müllerstochter von Walkenstetten bei Schierling, starb am 2. April 1835 im Alter von 65 Jahren. Zuvor musste sie noch ihren inzwischen 28-jährigen Sohn Joseph beerdigen, der am 3. Juli 1834 nach langer, schwerer Krankheit verstorben war. Ihre Tochter Anna Maria hatte 1827 bereits in das Gschwendtner Wirtshaus eingeheiratet.
Das Wolferszeller Wirtshaus wurde verkauft.

 

1840 wurde die Kapelle von dem Nachfolger Joseph Schreiber renoviert, wie eine Inschrift im Inneren der Kapelle verrät.

Die letzte umfassende Renovierung fand 2015 durch die Familie Schmid statt, die auch die Kapelle weiterhin liebevoll pflegt.

In der Kapelle befinden sich Totenbretter zum Gedenken an die Familie Schmid und dem Wirt Josef Hilmer (1846-1919).

 

 

Kapelle innen

 Kapelle innen
aufgenommen 2017
Bilder: Claudia Heigl

 

 

 

[1] StA Landshut, Landgericht ä.O. Straubing 1006