Das „Wastlbauerngut“ Hs.Nr. 29

 

1760: 2/8 „Gez-Hof“ - 1808: Hs.Nr. 29 „Hien Hof“ -  heute Götzstr. 9

 

von Claudia Heigl

 

Der Hof gehörte zu den zehn großen Höfen in Steinach. Eigentümer und Grundherr war bis Anfang des 19. Jahrhunderts immer der jeweilige Hofmarksherr und Schlossbesitzer von Steinach.

Der Hof liegt im unteren Dorf, in der sog. „Götzgasse“ (heute Götzstraße). Von hier aus konnten die dazugehörigen fruchtbaren Felder südlich und östliche des Dorfes mit dem Fuhrwerk gut erreicht werden.

 

uraufnahme wastlhof

Der Hof erhielt die Hs.Nr. 29
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bayer. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

15831 wird das Anwesen als Omasmairgut bzw. Ortbauernsölde bezeichnet. Balthasar Omasmaier hat darauf das Erbrecht, d.h. er kann das Nutzungsrecht am Hof an seine Nachkommen weitervererben.

 

16232 hat ein Hans Haydauer darauf das Erbrecht.

 

16413 finden wir Georg Pächl auf dem Anwesen. Hier wird der Hof auch als „Khornprobstenhof“ bezeichnet.   Wahrscheinlich sind die Vorgänger beim Schwedenüberfall 1637 getötet oder vertrieben worden.

Georg Bachl und seine Ehefrau Maria, geb. Schmidbauer, waren vorher als Bauersehelaute in Hoerabach (Hiegeist-Hof) und von 1638 bis 1639 auf dem Geiger-Hof Nr. 41 (heute Spanner) in Agendorf ansässig. Aus dem Agendorfer Hof stammte Maria Schmidbauer ursprünglich ab4.

1640 erwerben sie das Erbrecht auf der Sölde in Steinach.

Zwei Kinder des Ehepaares sind bekannt:
- Maria (*07.12.1640)
- Johann (*25.05.1642)

 Bachl Besitzer

 

 

Die Spuren der Familie Bachl verlieren sich und erst ca. 1653 zieht mit Michael Kumpfmüller wieder Leben in den Hof ein. Am 05.02.1653 heiratet er die Bauerstochter Maria Wagner vom Richtergut (heute Fellinger-Anwesen). Doch bereits zwei Monate später trägt man den 24jährigen Bauern auf den Friedhof. Er hinterlässt seine Witwe mit einem ungeborenen Kind. Maria heiratet bereit im Juni des gleichen Jahres Bartholomäus Schweikl von Mundlfing.

Im Oktober bringt sie einen Sohn des verstorbenen ersten Ehemannes zur Welt, der auf den Namen Kaspar getauft wird. Der kleine Bub stirbt aber bereits nach wenigen Tagen.

Es folgend noch weitere neun Schweikl-Kinder:
- Ursula (*1655), erste Hoferbin
- Katharina (*1657)
- Maria (*1661)
- Georg (*1663), Hoferbe
- Andreas (*1666)
- Philipp (*1668)
- Christopher (*1671)
- Johann (*1674)
- Paul (*1678)

 

 

ak stei 118

 Das Wastlbauerngut aufgenommen ca.1903
Ansichtskarte gelaufen 1903

 

 

Die älteste Tochter Ursula heiratet 1686 den Bauerssohn Wolfgang Rothamer von Rotham und übernimmt zunächst den Hof mit ihrem Ehemann.

Drei Töchter kommen zur Welt:
- Katharina (*1687) heiratet 1712 in Hunderdorf Simon Kurz
- Magdalena (*+ 1691)
- Anna (*1691)

Im April 1692 stirbt Wolfgang Rothamer im Alter von 39 Jahren und die Witwe geht sechs Wochen später mit dem verwitweten Bauern Andreas Bielmeier von Riglberg eine neue Ehe ein.

 

Den Hof in Steinach erwirbt nun ihr Bruder Georg Schweikl, der sich mit der Wirtstochter Barbara Schink von Wolferszell vermählt.
Zwei Söhne entspringen der Verbindung:
- Johann (*03.02.1694) heiratet 1759 in Steinach die Maurerstochter Maria Echinger
- Lorenz (*05.07.1695), Hoferbe

 

Die Geburt des zweiten Sohnes erlebt der junge Bauer nicht mehr. Auch er wird im April 1695 zu Grabe getragen. Im Oktober desselben Jahres ehelicht die Witwe Michael Höpfl von Blumern.

 

Den Hof übernimmt 1718 Lorenz Schweikl, ein Sohn aus erster Ehe. Der holt sich als Braut Maria Dietl von Unterniedersteinach Nr. 6 auf den Hof.

Von den vier Kindern überleben zwei:
- Anna Maria *1723
- Michael *1725

 

Nach dem Tod der ersten Ehefrau nimmt Lorenz die Bauerstochter Maria Weinfurtner von Reibersdorf zur Ehefrau.

Aus der Ehe dürften nochmals zwei Kinder das Erwachsenenalter erreicht haben:
- Maria (1731-1767)
- Jakob (*1735)

 

Ca. 1742 veräußern Maria und Lorenz Schweikl das Erbrecht auf ihren Hof und erwerben hierfür das Bäckeranwesen Nr. 21 (später Gasthaus Thanner) in Steinach.

 

Kumpfmueller Schweikl Besitzer

 

 

 

Als neue Hofinhaber ziehen Kaspar und Anna Habrunner/Hanbrunner ein. Die Herkunft der beiden ist leider nicht feststellbar.

 

1746 heiratet ihr Sohn Johann Georg die Häuslerstochter Elisabeth Strasser von Oberniedersteinach und übernimmt das Anwesen. Als man den Bauern 1769 mit 53 Jahren auf den Friedhof trägt, nimmt die Witwe Martin Rauscher von Zirnberg zum zweiten Ehemann.

Die Bäuerin hat acht Habrunner-Kinder zur Welt gebracht:
- Johann Georg (*ca. 1741, evtl. vorehelich geboren),  heiratet 1785 die Bauerswitwe Katharina Krieger von Steinach Nr. 53
- Joseph (*1748)
- Anna Maria (1756-1794), Hoferbin
- Maria Eva (*1759)
- August (*1762)
- Katharina (*1764), Hoferbin nach der Schwester Anna Maria
- Magdalena (*1766)
- Theresia (1768-1831) heiratet 1808 den Weber Wolfgang Rösl von Steinach Nr. 31

 

 

Den Hof übernimmt 1782 zunächst die Tochter Anna Maria, die eine Ehe mit dem Bauerssohn Andreas Gmeinwieser von Herrnberg eingeht.
Die Eheleute sterben im Dezember 1793 und Januar 1794 kurz hintereinander.

Daraufhin übernimmt 1794 die Schwester Katharina Habrunner und ihr Bräutigam Sebastian Hien von den Erben den Hof um 1.200 Gulden.

Sebastian Hien stammt von dem Hien-Hof in Münster Nr. 1. Nach ihm bekommt der Hof auch den Namen „Wastlbauerngut“.

Katharina bringt eine Tochter namens Katharina zur Welt (*1797), die 1828 den Häusler Georg Knott von Kragenroth heiratet und sich mit ihm in Steinach Nr. 47 niederlässt.

1808 stirbt Katharina und Sebastian Hien und es zieht die Nachbarstochter Walburga Bogner von Steinach Nr. 27 als neue Bäuerin ein.

Diese schenkt nochmals sechs Kindern das Leben:
- Walburga (*1810)
- Johann Baptist (1811) als Kind verstorben
- Anna Maria (1812-1871) heiratet 1839 den Weber Bartholomäus Gstettenbauer von Steinach Nr. 31
- Maria Anna (*1815)
- Jakob (*1817) Hoferbe
- Magdalena (*1820)

 

Habrunner Hien Besitzer

 

Die Abgaben des Hofes

Jahrhundertelang mussten von jedem Hof, neben dem Zehent von der Ernte und der jährlichen Stift (Geldbetrag,) auch Frondienste und Naturalabgaben an die Steinacher Gutsherrschaft geleistet werden, die im Jahr 1838 in Geldbeträge umgewandelt worden waren:
An Abgaben musste vom Hof 18385 sieben Gulden „Scharwerkgeld“ und zwei Gulden „Hundgeld“ bezahlt werden. Dazu kamen noch 8 Gulden 14 Kreuzer an „Mäh- oder Bauernscharwerk“.

Das „Schwarwerkgeld“ dürfte der Ablösebetrag für die Spanndienste6 gewesen sein, die von diesem Hof für die Gutsherrschaft geleistet werden mussten.
Außerdem mussten die größeren Höfe des Ortes Hunde halten und füttern, die für die alljährlichen gutsherrschaftlichen Treibjagden benötigt wurden. Dies wurde durch das „Hundgeld“ abgelöst.

Und schließlich hatten die Bauern des Ortes bei der Ernte und. Heuernte der Gutsherrschaft auszuhelfen. Auch dies wurde durch einen Geldbetrag abgelöst.

Zu diesen Beträgen kam noch die jährliche Stift in Höhe von 2 Gulden 8 Kreuzer 4 Heller und diverse Getreideabgaben von Weizen, Korn, Gerste und Hafer, die inzwischen auch mit Geld abgegolten wurden.

Und nicht fehlen durfte der Küchendienst. Hier hatte vom Hof jährlich sechs Hühner und 12 ½  Pfund Schmalz an die Gutsherrschaft abgeliefert werden müssen. Dies entsprach 1838 umgerechnet eine jährliche Summe von 5 Gulden 4 Kreuzer.

An die Pfarrkirche Steinach war der Pfennigzins in Höhe von 27 Kreuzer 1 Heller jährlich fällig.

Und der Mesner von Steinach (der zugleich der Schullehrer war) erhielt für seine Dienste von diesem Hof jährlich zwei Weizen- und zwei Korngaben. Die war noch nicht in Geld umgewandelt und musste als Naturalabgabe weiterhin geleistet werden.

Bei jedem Besitzwechsel bekam die Gutsherrschaft ein sog. Laudemium, dass für diesen Hof 10 Prozent vom Hofwert waren.

 

1842 übernimmt Jakob Hien den Hof vom Vater zum Anschlag von 2.000 Gulden. Ein Jahr später heiratet er die Häuslerstochter Walburga Wartner von Steinach Nr. 38.
Zwei Kinder sind aus der Ehe bekannt:
- Johann Baptist (1851-1936)
- Kreszenz (1858-1897) heiratet 1879 den Gütler Sebastian Holmer von Steinach Nr. 74

 

1849 gibt es einen großen Brand in der Götzstrasse und es brennen 4 Höfe und 1 Sölde komplett nieder, darunter auch der Hien-Hof.

Der Hof wird neu aufgebaut. 1869 wird er wie folgt beschrieben7: Wohnhaus Umfassung Stein, Dach Taschen,  gemauerter Schweinestall, Stadel u. Holzlege Umfassung Bretter, Dach Taschen, Backofen mandatmässig.

 

 

Im April 1878 übernimmt Sohn Johann Baptist den Hof mit 50 Tagwerk Grundbesitz zum Anschlag von 22.564 Mark. Einen Monat später geht er eine Ehe mit der Bauerstochter Kreszenz Sieber vom Atzlhof in Münster ein.

Vier Kinder sind von dem Ehepaar bekannt:
- Maria
- Johann Baptist (1880-1917), Wirt in Münster, Johann erwirbt mit seiner Ehefrau Kreszenz, geb. Heigl das Wirtshaus in Münster, verkauft es jedoch1914 an die Eltern. Johann stirbt an den Folgen des Krieges und seine Ehefrau betreibt in ihrem Elternhaus eine Kramerei in Steinach.
- Ludwig (1886-1974) heiratet 1912 die Nachbarstochter Anna Schlenger und übernimmt den Wiedenhof-Hof Nr. 30 der Schwiegereltern
- Otto (1890-1865), Wirt in Münster

 

Als 1914 der Sohn Johann zum Wehrdienst wegen des Krieges eingezogen wird, verkauft er das Wirtshaus in Münster an seine Eltern. Die veräußern im Gegenzug das Anwesen in Steinach.

 

Hien Besitzer

 

 

 

Am 10.02.1914 kaufen Hastreiter Alois u. Katharina den Hof um 5.600 Mark. und tauschen ihn im gleichen Jahr mit der Bay. Zentraldarlehenskasse

Am 06.10.1914 tauschen Schreiner Maria und Jakob ihr Anwesen Nr. 817 1/82 in Straubing für den Hof ein. Die Schreiners waren vorher als Bauerseheleute auf dem Oberhartberg ansässig.

Am 02.05.1919 kaufen schließlich den Hof mit 21 Tagwerk Grund Max und Franziska Maxreiter.

 

Maxreiter Besitzer

 

 

 fo stei 577 ausschnitt

 Der Maxreiter-Hof aufgenommen  1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

 

1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
4 BZA Regensburg, Dekanatsakten Pondorf P7, Pfarrei Steinach, Trauung am 12.02.1635 in Steinach
5 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
6 Der Bauer musste einen Wagen mit Rößer oder Ochsen der Gutsherrschaft eine bestimmte Zeit zur Verfügung stellen.
7 Gemeinde Steinach: Baulinien-Plan von Steinach, Blatt 2. Erstellt am 5. März 1869 vom Königlichen Bezirksamt Straubing

 

 

Weitere Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach 1843 - 1960, Sig.17/42-4, 17/42-7, 17/42-11
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach

 

Stand: 25.05.2024