Die untere Schmiede Hs.Nr. 15
(heute Bachstr. 1
von Claudia Heigl
Der Schmied gehört zu den alten Gewerbebetrieben in Steinach. So wird bereits 1583 ein Veit Endres als Schmied in Steinach aufgeführt. Sein Grundherr war der Schloßherr in Steinach.
Die Arbeit eines Schmieds war für das tägliche Leben im Dorf unentbehrlich. Während sich in den Städten der Schmied zum Kunstschmied, Goldschmied, Silberschmied, Waffenschmied usw. spezialisierte, war er im ländlichen Bereich ein Universalhandwerker.
So hatte ein Dorfschmied Pferdehufe zu beschlagen, Wagenräder zu Bereifen, Eisenteile für die Wagen und Schlitten zu erstellen, Pflugscharen und andere Ackergeräte zu reparieren. Verlor z.B. ein Pferd ein Hufeisen, so wurde das Pferd direkt von der Arbeit zum Schmied gebracht, um dann gleich wieder einsatzbereit zu sein.
Bis 1873 war der Schmied im unteren Dorf ansässig. Durch den Bachzugang im unteren Dorf war genügend Wasser vorhanden, dass für die Schmiede benötigt wurde.
Die „Schmiedsölde“, früher Haus Nr. 15 (heute Bachstr. 1), wird im Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach am 21.08.1838 wie folgt beschrieben: „Wohnhaus, Stallung und Wagenschupfe unter einem Dache mit Hofraum, Schmiedwerkstätte“.
Bei dem Hof Nr. 15 handelt es sich um die frühere Schmiedsölde.
Während sich die Hofstelle sich auf der einen Seite des Baches befand, war die Schmiedwerkstatt, wohl wegen der Feuergefahr, auf der gegenüberliegenden Seite im ausreichenden Abstand von den Holzgebäuden.
Karte: Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Bay. Vermessungsverwaltung München
1618 wird ein Michael Prändl als Schmied aufgeführt. 1623 besitzen Starck Erhard und Margaretha die Schmiede auf Leibrecht
Auch Grieneisen Sebastian und Maria haben die Schmiede 1641 auf Leibrecht. Sebastian war der Sohn des Michael Grieneisen, Schmied in Wolferszell. Sein Bruder Anton ist Schmied in Münster und später in Kößnach. (Grieneisen ist eine alte Form des Familiennamens Grüneisl. Eine weitere Schreibweise des Namens ist auch "Krieneisen".1)
Ab 1738 folgt die Schmiedsfamilie Brandl. Michael Brandl stammt aus Elisabethszell und heiratet die Bauerstochter Magdalena Hien von Pellham. Er besitzt die Schmiede bereits auf Erbrecht.
Die Schmiede in Steinach übernimmt Sohn Andreas, während der jüngere Sohn Jakob (*1751) in die Münsterer Schmiede Landlsperger einheiratet.
1802 heiratet der Müllersohn Michael Oswald von der Stegmühl in die Steinacher Schmiede ein. Der 46jährige Sohn Jakob Oswald übernimmt sie 1856.
Er ist nicht verheiratet und übergibt die Schmiede 1858 seiner Nichte Kreszenz, die sich mit Martin Resch verheiratet. Auch er ist als Schmied tätig.
10 Jahre später, am 04.04.1868, erwirbt der Schmied Ignaz Handl das Anwesen mit 19 Tagwerk Grundbesitz.
1873, fünf Jahre später, verkauft er die Hofstelle an Jakob und Helena Almer und errichtete für sich auf dem gegenüberliegenden Grund der Schmiedwerkstätte ein Haus (Hs.Nr. 15 1/2, heute August-Schmieder-Str. 7), dass er 1874 ebenfalls weiterveräußerte.
Helena Almer stammt von dem Nachbarhof der Petzenhauser.
1887 ist Helena Almer verwitwet. Sie erbaut in diesem Jahr das Haus neu. Am 02.04.1891 tauscht sie ihr Anwesen in Steinach gegen das Anwesen Nr. 41/42 in Hofweinzier um 22.400 Mark mit Baumgartner Karl und Josef Primbs. Diese verkaufen das Anwesen am 20.07.1891 um 1.200 Mark an Johann und Barbara Lang von Tragenschwand.
Ihre Nachkommen sind heute noch auf dem Hof.
1 Das altdeutsche Wort Krinne" bedeutet Kerbe, Einschnitt oder Rinne. Der Familienname Krieneisen/Grüneisen/Grüneisl dürfte ein alter Schmied-Name sein.
Bilder: Archiv für Heimatgeschichte / Familie Edenhofer
Quellen:
Archiv für Heimatgeschichte, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
Archiv für Heimatgeschichte, Stiftregister 1641
StA Landshut, Rentamt Straubing B78 dund B79; Häuser- u. Rustikalsteuerkataster Münster incl. Steinach 1808 und 1814-1843
StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 17/42-4, 17/42-8, 17/42-11, Steuergemeinde Steinach 1843-1960,
Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Kirchenbücher Pfarrei Steinach
Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach erschienen in der Unterhaltunsbeilage im StraubingerTagblatt 1881-1883