Das ehemalige Hausmeisterhäusl Hs.Nr. 36
- später Schlossbrennerei
von Claudia Heigl
An der Stelle der 1905 errichteten Schlossbrennerei, direkt neben der alten Schlossscheune, stand ursprünglich ein kleines Häusleranwesen, das sog. "Hausmeisterhäusl".
Es dürfte Anfang des 18. Jahrhunderts auf dem ehemaligen Schlossgrund errichtet worden sein. 1880 wurde auf der Wiese, die ursprünglich als Bleichgarten diente und auf der auch das Waschhaus stand, die Schlossscheune errichtet.
Die Uraufnahme aus dem Jahr 1827 mit der Gegenüberstellung des heutigen Baubestandes von 2022
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Im Hofanlagsbuch von 1752 wird ein Stephan Eginger (frühere Schreibweise des Familiennamens Echinger) als Besitzer genannt1.
1760 ist es im Besitz von Jakob Eginger. Hier wird es auch als "Hausmeisterhäusl" bezeichnet2.
Der Schneider ist mit Katharina Rösl von Rammersberg verheiratet. Aber der junge Ehemann stirbt bereits mit 24 Jahren und die Witwe heiratet in zweiter Ehe den Weber Georg Trägl. Neben dem Sohn Jakob aus erster Ehe, bringt Katharina nochmals vier Kinder zur Welt:
- Andreas Trägl *29.11.1762
- Johann Georg Trägl * 31.07.1765
- Apollonia Trägl *26.03.1769 heiratet 1794 Johann Georg Billinger, Schuster in Steinach Nr. 47
- Walburga Trägl heiratet 1795 Lorenz Raith, Weber in Steinach Nr. 37
Georg Trägl heiratet nach dem Tod von Katharina Trägl 1798 die verwitwete Nachbarin und Hebamme Magdalena Riederer und zieht in das Nachbarhaus Nr. 37 (August-Schmieder-Str. 23, heute Schreinerei Laumer-Bierl), dass später seine Tochter Walburga und deren Ehemann Lorenz Raith erben.
Ca. 1783 übernimmt Sohn Jakob Echinger aus erster Ehe das kleine Häusleranwesen und heiratet die Zimmermannstochter Anna Maria Zelker von Steinach.
Das Ehepaar hat zwei Kinder:
- Sebastian *1784
- Anna Maria *1790 heiratet 1823 den Häusler Johann Neuberger auf dem Berghof Nr. 2
Am 10. Oktober 1809 übernimmt Sohn Sebastian Echinger das Anwesen, welches mit einem Wert von 200 Gulden veranschlagt wird. Er heiratet die Häuslerstochter Katharina Holzer von Steinach, deren drei Kinder das Säuglingsalter nicht überleben.
Am 11.06.1851 verkauft das kinderlose Ehepaar das kleine Anwesen um 725 Gulden an Joseph Simmel, einem Häuslerssohn von der Schwemm bei Wiesenfelden. Der heiratet vier Tage später Franziska Gütlhuber von Kasparzell.
Das Haus teilweise aus Stein und teilweise aus Holz erbaut wurde 1905 abgerissen.
Bild: Nachlass Ludwig Niggl, Archiv für Heimatgeschichte Steinach
Das Ehepaar Simmel bekommt fünf Kinder, von denen drei das Erwachsenenalter erreichen:
- Franz Xaver *1853, Hoferbe
- Helena 1856-1902 heiratet 1881 Johann Kürzinger von Woppmannszell, 1884-1907 Häusler in Steinach und ab 1910 Gütlerseheleute in Münster
- Joseph 1865-1890, war Bräugehilfe in Steinach und starb im Alter von 24 Jahren an einem Lungenleiden.
Am 18.09.1884 übernimmt der älteste Sohn Franz Xaver Simmel an Anwesen von seinen Eltern. Zwei Jahre später heiratet er die Gütlerstochter Maria Eyerer von Gschwendt.
Maria Simmel bringt fünf Kinder zur Welt:
- Helena *1887 heiratet 1913 Gottfried Huber, Schmied in Rettenbach b. Deggendorf
- Franz Xaver *1888, Hoferbe des neuen Anwesens
- Johann Baptist 1890-1965, erlernt das Sattlerhandwerk und macht sich als Sattlermeister in Steinach Nr. 94 ansässig
- Maria 1891-1968, ist zunächst als Küchenmädchen und ab 1927 als selbständige Köchin im Neuen Schloss Steinach bis 1930 tätig. Nach der Stilllegung des Neuen Schlosses wird sie Köchin in München.
- Josef 1893-1917, fällt im Ersten Weltkrieg mit 23 Jahren in Frankreich
1895 stirbt Maria Simmel mit 33 Jahren an einer Lungenentzündung und hinterlässt fünf Kinder im Alter zwischen acht und eineinhalb Jahren. Der Witwer heiratet nicht erneut.
Familie Simmel 1905 vor dem ihrem Anwesen.
Bild: Nachlass Ludwig Niggl, Archiv für Heimatgeschichte Steinach
1904 bietet der Gutsverwalter Ludwig Niggl - im Auftrag des Schlossherrn August von Schmieder - Franz Xaver Simmel an, sein Anwesen zu kaufen. Er soll dafür nicht weit entfernt an anderer Stelle (Hs.Nr.33, heute August-Schmieder-Str. 18) ein Grundstück bekommen, auf dem ein neues Haus errichtet wird. Der Familienvater willigt ein und die Familie ist noch heute dort ansässig.
Die alten Gebäude werden 1905 abgerissen und an dieser Stelle die neue Schlossbrennerei und eine Werkstatt errichtet.
1 BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 248 Hofmark Steinach 1752
2 BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 514 Hofmark Steinach 1760
Weitere Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster Bd. 17/42-4, Umschreibehefte Steinach 1843 - 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster Bd. 17/42-5, Umschreibehefte Steinach 1859 - 1906
BZAR, Pfarrmatrikel Steinach
Niggl Ludwig, Die Geschichte von Schloßgut und Dorf Steinach 1904 - 1956