Max von Schmieder

 

von Dr. Thomas Grundler

 

 

 

Die Jugend und Schulzeit
Max von Schmieder wird am 1.4.1908 in München als einziger Sohn von August von Schmieder und dessen Ehefrau Mary geboren, wächst im Neuen Schloss Steinach auf und wird dort bis zum 14. Lebensjahr (1922) von Privatlehrern unterrichtet. Seine hohen sportlichen und auch musischen Talente werden anscheinend bestens gefördert, wie sein weiterer Lebensweg zeigt.

 

Max Schmieder 8Max von Schmieder im Alter von etwa 8 Jahren

 

Obwohl sein Vater und seine Mutter gute Reiter sind und im Gestüt viele Pferde gehalten werden, ist Max von Schmieder von jungen Jahren an nicht für den Pferdesport oder gar das Reiten zu begeistern. Er liebt das Motorrad- und Autofahren.

 


Max Schmieder 16

 Max von Schmieder mit seinem geliebten BMW Motorrad um 1924

 

Ab 1922 besucht Max von Schmieder das Gymnasium und Internat in Schondorf am Ammersee, wo er 1927 mit dem Abitur abschließt.

 

Ausbildung und Studium
1927 und 1928 absolviert Max von Schmieder seine landwirtschaftliche Lehre bei Herrn Cornelius auf der Domäne Hainsburg in Sachsen, seit dieser Zeit kann er perfekt „Sächseln“, was er zum Gaudium in Gesellschaft manchmal macht.

1929 nimmt Max von Schmieder das Studium der Landwirtschaft zunächst für ein Semester an der Universität Göttingen auf, dann wechselt er an die Technische Universität Freising-München nach Weihenstephan, wo er 1931 das Studium der Agrarwissenschaften mit dem Titel des Diplomlandwirtes erfolgreich abschließt.

1933 promoviert Max von Schmieder am Lehrstuhl für Agrikulturchemie bei Prof. Dr. Niklas zum Dr. agr. mit einer Dissertation zum Thema: „Kritische Untersuchungen über das Wesen, die Anwendbarkeit und Übereinstimmung einiger Schnellmethoden zur Feststellung der Phosphorsäurebedürftigkeit des Ackerbodens“.

 

Max Schmieder Student
Max von Schmieder als Student

 

 

Max von Schmieders Münchner Zeit
Nach der Promotion zieht es den frischgebackenen Doktor der Agrarwissenschaften allerdings nicht direkt zurück nach Steinach in die große elterliche Landwirtschaft und die im Aufbau befindliche Saatzucht. Durch seinen Vater und durch Ökonomierat Ludwig Niggl sind die „Führungspositionen“ in Steinach fest besetzt. Zudem bindet Max von Schmieder sein großes sportliches Engagement an München. Er spielt sehr erfolgreich Tennis beim Münchner Renommierclub „Iphitos“, wo er zu dieser Zeit in der ersten Mannschaft steht, 1931 Südbayerischer Mannschaftsmeister wird und somit zu den besten bayerischen Tennisspielern zählt.

Max von Schmieder geht seinen künstlerischen Fähigkeiten nach und betreibt ein Büro für Werbegrafik und Design in München1,2.

Beim Tennis lernt er seine erste Frau kennen, die Krefelderin Edith Pobell, ebenfalls eine gute Tennis- und vor allem Hockeyspielerin. Am 3.5.1934 heiraten die beiden in Krefeld und wohnen anschließend vorrangig in München, haben aber im Alten Schloss in Steinach eine kleine Wohnung, die sie nutzen, wenn sie sich in Steinach aufhalten3. Erst 1937 zieht Max von Schmieder mit seiner Frau, seinem Vater und seiner Schwester Berta wieder ganz nach Steinach ins Alte Schloss. Max und Edith von Schmieder beziehen den 1. Stock mit dem wunderbaren, von außen uneinsehbaren Garten. Für August von Schmieder und seine Tochter Berta wird im 2. Stock Wohnraum geschaffen, in dem der große, nach Süden raus liegende Saal in mehrere kleinere Räume unterteilt wird.

Ludwig Niggl, der mit seiner Familie seit der Fertigstellung des Neuen Schlosses im Alten Schloss wohnt, zieht in das gerade fertig gestellte eigene Haus im Kirchweg3.

Max Schmieder Hochzeit

Hochzeit Dr. Max von Schmieder und Edith Pobell, 1934 in Krefeld
von links: Max von Schmieder, Karl August von Schmieder, Edith Pobell, ?, Hilde Pobell, Mary von Schmieder, Alexander Pobell, ?, Hildegard Pobell, Werner Pobell, Martha Schmieder
vorne sitzend: Ernestine von Schmieder, Berta von Schmieder, Ilse Pobell

 

Die Militärzeit
1937 meldet sich Max von Schmieder freiwillig zur Luftwaffe, wo er als Flakschütze ausgebildet wird. 1939 nimmt er am Polenfeldzug teil und ist – wie aus seinem Wehrpass hervorgeht - bis zum 11.3.40 bei der Fliegerhorstkompanie in Lodsch stationiert1,2.

1938 und 1939 werden die beiden Söhne Carlmax und Wolfgang von Schmieder in Straubing geboren.

Am 12.3.1940 wird Max von Schmieder als Feldwebel aus der Wehrmacht entlassen und „UK“ gestellt. Er erhält im Reichsnährstand eine sehr interessante Aufgabe: Als Leiter der neu geschaffenen „Beratungsstelle für Futterpflanzensämereien“ des „Reichsverbandes der Deutschen Pflanzenzucht“ organisiert er in den deutschen Ostgebieten und im angeschlossenen Österreich die Produktion von Futterpflanzensaatgut. Auch damals wird ein Großteil des Futterpflanzensaatgutes, wegen der besseren klimatischen Bedingungen, im Ausland produziert. Abgeschnitten von den Importen aus Übersee ist es zwingend notwendig, in Deutschland selbst ausreichend Saatgut guter Qualität zu produzieren. Für Max von Schmieder ein Glücksfall. So reist er durch die Lande, berät landwirtschaftliche Betriebe im durchaus diffizilen Anbau von Futterpflanzen zur Saatgutproduktion, muss keinen Kriegsdienst verrichten und kann zudem in regelmäßigen Abständen nach Steinach zu seiner Familie zurückkehren.  Als allerdings 1941 sein Vater überraschend verstirbt, ist er gerade irgendwo im Osten Europas unterwegs und schafft es nicht rechtzeitig zur Beerdigung nach Steinach zu gelangen.

Im Sommer 1944 befürchtet Max von Schmieder, dass die Rote Armee bis nach Niederbayern vorstößt. Edith von Schmieder und ihre Schwester Hilde Schorsch, die zuhause in Düsseldorf ausgebombt worden ist und nun mit ihrer Kindern Marina (geb. 1935) und Philipp (geb. 1938) in Steinach lebt, beginnen Lebensmittel einzudosen und Kleidung etc. zu packen. In einer Nacht im Oktober 1944 bringt Max von Schmieder seine Frau, seine beiden 6 und 7 Jahre alten Söhne Wolfgang und Carlmax sowie Hilde Schorsch mit ihren beiden Kindern aus Sicherheitsgründen auf die eigene Jagdhütte „Gschwand“ bei Oberammergau. Die beiden Frauen und die Kinder bleiben dort 9 Monate (!) bis in den September 1945.

 

Edith Schmieder

 Carlmax, Edith und Wolfgang von Schmieder um 1946

 

Zerstörung des Neuen Schlosses
In das 1939 von der Rechsautobahn erworbene und seitdem als Arbeitsdienstlager genutzte Neue Schloss Steinach wird ab 1943 die NSDAP-Parteizentrale aus München verlegt. Am 23.April 1945 stecken die noch verbliebenen Wachmannschaften – wohl in Panik vor den schnell heranrückenden Amerikanern – das Schloss in Brand. Da keine Löschversuche unternommen werden dürfen, brennt das Schlossgebäude völlig aus. Die Ruine steht bis 1955, dann werden die Keller zugeschüttet, die Wände abgetragen und zu Ziegelsplitt verarbeitet. Als 1960 die Bundesautobahn das Gelände zum Verkauf ausschreibt, will Max von Schmieder  „das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen“ und gibt kein Gebot ab. Den Park und die noch stehenden, von einigen Flüchtlingsfamilien bewohnten Gebäude erwirbt Robert Sporn aus Straubing.

Neues Schloss Ruine

Ruine des Neuen Schlosses in Steinach um 1950

 

Die Nachkriegszeit
Beim Zusammenbruch im Mai 1945 ist Max von Schmieder bereits in Steinach. Da das Alte Schloss der amerikanischen Besatzungsmacht als Kommandantur dient, wohnt er – seine Familie bleibt bis September 1945 auf der „Gschwandhütte“- kurzzeitig im sog. „Haus 105“ in der heutigen Straubinger Strasse in Steinach.

Sein Schwager Ewald Grundler, der 1943 die jüngere Schwester von Edith von Schmieder Ilse Pobell geheiratet hatte, trifft im Juli 1945, gerade aus der Gefangenschaft entlassen, in Steinach ein. Max von Schmieder beauftragt ihn – da er selbst wegen einer schweren Gelenksentzündung das Bett hüten muss – auf dem Gut Einhausen, das Max von Schmieder für seinen noch minderjährigen Sohn Wolfgang bewirtschaftet, nach dem Rechten zu sehen. Dort haben sich fremde Personen breit gemacht, die „durch die Konjunktur hier hereingekommen sind“, wie mein Vater in seinem Tagebuch vermerkt4. Erst mit Hilfe der Militärpolizei können sie zum Verlassen des Gutes gezwungen werden. Ewald Grundler bleibt auf dem nun verwaisten Gut in Einhausen und als 2 Tage später am 9.Juli 1945 seine Frau Ilse, auf der Suche nach ihm eintrifft, übernimmt er zunächst den Wiederaufbau von Gut Einhausen, um dann ab den Fünfziger Jahren auch leitende Aufgaben in der Saatzucht Steinach übertragen zu bekommen.

Zusammen mit seinem Schwager Ewald Grundler baut Max von Schmieder die Saatzucht wesentlich aus, gewinnt neue Vermehrer von Saatgut in Westdeutschland, vor allem in Unterfranken und Schleswig-Holstein. Er ist in allen wichtigen Gremien und Verbänden der Deutschen Pflanzenzüchtung tätig und wird für seine Verdienste um die Deutsche Pflanzenzüchtung 1958 mit der Bayerischen Staatsmedaille in Silber geehrt.

Kreativ sucht Max von Schmieder neue Geschäftsfelder. Man beginnt in Steinach ab 1950 mit der gezielten Züchtung von Rasengräsern. Max von Schmieder bekommt als erster deutscher Züchter 1955 mit der Sorte „Rasengold“ eine Rasensorte zugelassen.
Daneben wird in den „Baumschulen Steinach“ die Produktion und Züchtung der schnell wachsenden Baumarten Pappeln, Baumweiden und Aspen neu aufgenommen.

 

Nochmals sportliche Erfolge
Auch nach dem Krieg ist Max von Schmieder weiterhin ein sehr erfolgreicher Sportler. Sein geliebtes Tennisspiel betreibt er nun für Rot-Weiss in Straubing, wo er in der 1. Mannschaft auf Platz 1 steht. 1953 und 1954 wird Max von Schmieder mit immerhin 45 bzw. 46 Jahren Straubinger Stadtmeister im Herren Einzel.

Max Schmieder 1953
Max von Schmieder als Tennisspieler bei Rot-Weiss Straubing, ca. 1953

 

Als hervorragender Schrotschütze findet Max von Schmieder großen Gefallen an dem von den Amerikanern nach dem Krieg nach Deutschland gebrachten Skeetschießen. Max von Schmieder bestreitet viele nationale und internationale Skeet-Wettkämpfe. Mehrfach gelingt es ihm von den 100 Tontauben im Wettkampf 99 zu treffen. Seine größten Erfolge im Skeet feiert Max von Schmieder in den Jahren 1960 bis 1962:

  • Deutscher Mannschaftmeister 1960



Max Schmieder 1960
Deutscher Mannschaftsmeister in Skeet 1960
von links: Herr Sigl(?), Konrad Wirnhier, Walter Skersies, Max von Schmieder



  • 1. Platz Schwäbische Meisterschaften 1960
  • 2. Platz Deutsche Meisterschaften 1961
  • Internationaler Österreichischer Staatsmeister 1961
  • Süddeutscher Meister 1961
  • Teilnahme an der Weltmeisterschaft Oslo 1961
  • 10. Platz Europameisterschaft Bern 1961
  • Bronzemedaille mit der Mannschaft, Europameisterschaft Bern 1961
  • 1. Platz im Qualifikationsschießen für die Weltmeisterschaften Kairo 1962
  • Süddeutscher Meister 1962
  • Bayerischer Meister 1962
  • Niederbayerischer Meister 1962
  • 2. Platz im Länderkampf Deutschland – USA 1962
  • 1. Platz Internationales Wurftaubenschießen München 1963

Mit diesen Erfolgen ist Max von Schmieder bis dahin Steinachs erfolgreichster Sportler.
Mit Recht ist er besonders stolz darauf, dass er Conny Wirnhier, den späteren Weltmeister und Olympiasieger von 1972 in München, für diesen Sport begeistert und dessen erster Lehrmeister ist.

 

Verleihung der Ehrenbürgerwürde
Anläßlich seines 50. Geburtstages erhält Dr. Max von Schmieder 1958 die Ehrenbürgerwürde der Gemeinde Steinach verliehen.



Max Schmieder 50Dr. Max von Schmieder an seinem 50. Geburtstag 1958 mit seiner Mutter und einer Reihe von Mitarbeitern
1. Reihe: Mary von Schmieder, Dr. Max von Schmieder, Xaver Kapfer, Frau Student
2. Reihe: Max Kapfer, Josef Ried, Walter Knobloch, Lotte Schötzau (verdeckt), Herr Stalter, Georg Oswald
3. Reihe: Karl Lauterbach, Traudl Niggl, Irmgard Geiger
4. Reihe: Leonhard Kameter, Urban Zimmermann, Paul Matthießen, Erich Frank, Fritz Theumer

 

Der Verkauf von Schlossgut Steinach
1963 entscheidet sich Max von Schmieder Schloss, Gutsbetrieb und Saatzucht Steinach zu verkaufen.
Im gleichen Jahr noch wird die Ehe von Max und Edith von Schmieder geschieden. Edith von Schmieder zieht 1964 nach Gut Einhausen und später ins Schloss Saulburg, das ihr Sohn Wolfgang von Schmieder 1965 kauft und renoviert. Edith von Schmieder verstirbt am 1.März 1982 und wird in Saulburg zu Grabe getragen.

Max von Schmieder erwirbt in der Nähe des Chiemsees den „Göttfriedhof“ in Meisham bei Eggstätt. Dort beginnt er mit seiner zweiten Frau Liane von Bressensdorf, die er im Januar 1964 heiratet, in ausgedehnten, von ihm neu erbauten Glashausflächen eine Rosenzucht und beliefert Blumengeschäfte in München und in der näheren Umgebung täglich mit frischen Schnittrosen.

Nach wie vor pflegt er seine sportlichen Hobbys, zum Tennis ist der Golfsport gekommen. Lange Jahre hält er ein „einstelliges Handicap“ und noch mit 82 Jahren gewinnt er die Clubmeisterschaft in seinem Golfclub in der Altersklasse „über 55“.

Im Sommer 1998 kommt er zum letzten Mal mit seiner Frau Liane nach Steinach, besucht das Familiengrab, fährt mit mir durch die Saatzucht, zum Schanzlweiher, ins Gestüt , zum Riedhaus (aber nicht zum Neuen Schloss), zum Helmberg und zum Schluss spaziert er mit Saatzuchtleiter Philipp Berner durch „seinen“ Zuchtgarten.

Am 23.Januar 1999 verstirbt Dr. Max von Schmieder im hohen Alter von fast 91 Jahren auf seinem Wohnsitz in Meisham.



Max Schmieder Portrait
Max von Schmieder im Alter von ca. 80 Jahren

 

 

Bilder:
Alben Mary von Schmieder, Hubertus Meckel, München
Liane von Schmieder, Meisham

 

Quellen:

  1. Carlmax von Schmieder, 2005: Mündliche Mitteilung
  2. Liane von Schmieder, 2005: Mündliche Mitteilung
  3. Traudl Niggl, Steinach 2005: Mündliche Mitteilung
  4. Ewald Grundler, 1944-45: Tagebuch