Das „Braschengütl“ Hs.Nr. 11 in Münster

 

1890 Haus Nr. 16, heute Kirchrother Str. 3

 

von Claudia Heigl

 

 

Im Liquidationsprotokoll von 1838 wird das Anwesen als „1/16 Braschengütl“ mit der Hausnummer 11 geführt.

 

uraufnahme

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 


Die ersten bekannten Besitzer sind um 1650 die Schusterseheleute Georg und Margaretha Mayer. Sie bewirtschaften das Gut auf Leibrecht, eingetragen auf ihren Namen und den ihres Sohnes Michael.1
Von dem Ehepaar sind vier Kinder bekannt:
- Georg (+1696)
- Michael (1650-1699), Hoferbe
- Walburga (1652-1658)
- Georg (*ca. 1654-1724) heiratet 1682 die Häuslerswitwe Walburga Söldner, geb. Resch von Münster Nr. 18

 

1661 verstirbt der etwa 70-jährige Schuster. Zwei Jahre später heiratet die Witwe Johann Haas aus Ascha.
1670 übernimmt Michael Mayer das Anwesen und heiratet er die Wirtstochter Agnes Heilingmayer aus Kirchroth. Auch er übt den Schusterberuf aus. Drei Kinder werden geboren, von denen nur Joseph überlebt.

1704 geht der Hof an Joseph Mayer über. Er vermählt sich mit Eva Sonnenmoser, Mauerstochter aus Münster Nr. 20.
Aus der Ehe gehen neun Kinder hervor, zwei sterben im Säuglingsalter, sieben erreichen das Erwachsenenalter:
- Johann Georg (1705-1773), Hofnachfolger
- Joseph (*1709)
- Maria Anna (1712-1772) heiratet Johann Adam Misslbeck von Münster Nr. 29
- Stephan (*1715)
- Benedikt (*1717)
- Magdalena (*1721)
- Johann (*1724)

 

 

Mayer Besitzer 1

 

 

Um 1731 übernimmt Johann Georg Mayer den Hof. Er ist Schneider wie sein Vater, heiratet insgesamt dreimal und ist Vater von 19 Kinder, von denen höchstens zehn das Erwachsenenalter erreichen.
Seine erste Frau, Walburga Wartner aus Weingarten, stirbt 1732 bei der Geburt ihres ersten Kindes.


Mit seiner zweiten Frau Ursula bekommt er neun Kinder:
- Maria Ursula (*1733)
- Anna (*1735)
- Maria Ursula (1736-1760) heiratet 1756 den Witwer und Häusler Lorenz Gruber von Münster Nr. 5
- Anna (*1738)
- Joseph (*1740)
- Maria Katharina (*1741)
- Martin (*1744)
- Anna (*1746-1752)
- Simon (1749-1751)

Nach Ursulas Tod 1760 heiratet Johann Georg die 28-jährige Magdalena Forstner, Müllerstochter aus Thalstetten. Auch aus dieser Ehe stammen neun Kinder, von denen nur drei das Erwachsenenalter erreichen.

1773 sterben Johann Georg und Magdalena kurz nacheinander und hinterlassen drei unmündige Kinder:
- Magdalena (*1759) 13 Jahre,
- Anton (*1762) 10 Jahre
- Maria Anna (1765.1820) 7 Jahre.

Die Vormünder verkaufen den Hof für 792 Gulden2 an Theresia, die verheiratet ist mit Wolfgang Prasch. Theresia ist die Schwester der verstorbenen Mutter und zieht die Kinder auf. Vom Namen „Prasch“ erhält das Anwesen auch seine Bezeichnung.


Da ihre eigenen Kinder früh sterben, übergeben Theresia und Wolfgang Prasch 1801 den Hof an ihre Pflegetochter Maria Anna Mayer. Diese heiratet Josef Hien, Halbbauerssohn aus Münster Nr. 1.
Von ihren drei Söhnen überleben zwei:
- Joseph (*1804)
- Jakob (*1808)

1820 stirbt Maria Anna. Josef Hien heiratet erneut, diesmal Therese Lanzinger aus Zinzenzell. Von vier weiteren Kindern überlebt nur Sebastian.
Nach Josefs Tod geht Therese eine erneute Ehe mit Joseph Santl aus Maiszell ein.

 

Mayer Besitzer 2

 

1846 übernimmt Sebastian Hien den Hof von seiner verwitweten Mutter und heiratet Katharina Geiger, Gärtnerstocher aus Straubing.
1873 folgt der Sohn Sebastian Hien jun., der den Hof mit  27 Tagwerk Grundbesitz übernimmt.

Bereits zwei Jahre später wird der Hof nach 250 Jahren Familienbesitz versteigert.

 

Hien Besitzer

 

 

 

neg stei 12 kopie

Das Hahn- bzw. Kiefl-Anwesen aufgenommen 1956
Quelle: Archiv f. Heimatgeschichte Steinach, Bestand Luftbildverlag Bertram, München

 


Am 5. Oktober 1875 kaufen Wolfgang und Anna Maria Grotz aus Riedhof bei Miltach den Hof vom Immobilienhändler Rupert Bemmerl. Wolfgang stammt ursprünglich aus Blaibach und hatte 1853 mit seiner Frau ein Anwesen in Riedhof erworben.
Das Ehepaar hat zehn Kinder, von denen zwei im Kindsalter sterben:
- Anna Maria *1851 in Blaibach
- Joseph *1853 in Riedhof, heiratet 1890 die Witwe seines Bruders Martin
- Martin *1857 in Riedhof, Hoferbe
- Katharina *1859 in Riedhof, stirbt 1891 mit 31 Jahren ledig in Münster
- Wolfgang *1862 in Riedhof
- Anton *1867 in Riedhof, Häusler in Parkstetten Nr. 72, ab 1892 Gütler in Münster Nr. 14
- Johann Baptist *1869 in Riedhof
- Barbara *1872 in Riedhof

 

1877, nur zwei Jahre nach dem Kauf, stirbt Wolfgang Grotz. Seine Witwe bleibt mit sechs unmündigen Kindern zurück. Zehn Jahre später übergibt sie den Hof an ihren Sohn Martin Grotz, der Kreszenz Sagmeister vom Berghof heiratet.
Aus der Ehe stammt das einzige KInd Johann Baptist Grotz (*1888).

Nach Martins frühem Tod 1888 heiratet die Witwe seinen älteren Bruder Joseph Grotz. Mit ihm bekommt sie noch eine Tochter Kreszenz (*1896).

Der Sohn Johann Baptist Grotz heiratet 1917 Maria Scheubeck vom Kindlasberg. 1918 erwirbt das Paar das „Schreinergütl“ Nr. 6 in Münster, verkauft es jedoch nach zwei Monaten und zieht nach Mitterfels, wo sie ein Fotoatelier eröffnen – das heutige Fotostudio Eiglsperger. Viele historische Aufnahmen aus Münster und Steinach stammen von Johann Grotz, einem der ersten Fotografen der Region.

1929 übernimmt  Tochter Kreszenz Grotz  den Hof und heiratet Xaver Hahn  aus Kirchroth.

 

 

Grotz Besitzer

 

 

Durch Heirat trägt das Anwesen nun den Familiennamen Kiefl.

 

 

1 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 640 Ia, fol 4   Leibgedingsbrief 1670
2 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 647, fol.133‘   Kaufbrief 792 fl   26.04.1773