Das Lohaus Hs.Nr. 9 1/2 in Gschwendt

 

von Cornelia Landstorfer

 

 

„Ein Haus zu Gschwendt, Lohaus genannt“

Das sogenannte Lohaus erscheint bereits im Jahr 1630 in den Aufzeichnungen des Bürgerspitals Straubing und wird dort ausdrücklich als zum Wirtshaus gehörig bezeichnet. Es befand sich gegenüber dem Wirtshaus auf einem Wiesengrund, unweit des damals bestehenden Backofens. Auf dem Gebäude ruhte eine Krämergerechtigkeit. Das Haus umfasste zu dieser Zeit eine Stube, zwei Kammern und ein Obergeschoss. Zum zugehörigen Besitz zählten ferner ein Stadel sowie ein kleiner Stall.

 1630: „Georg Stubenhofer Würth hat ein Lerhaus gleich gegenüber der Tafern das Lohaus genannt.
Ein Haus zu der Tafern gehörig, so das Lohaus genannt, Georg Stubenhofer hat ein Ploß laß Haus liegt gleich gegenüber der Tafern. Das Lohaus genannt steht mitten in des Wirtes Gründen und Wies.
Zu negst bey seinem Packofen, gleich daran die Kuglstatt, gehört zu obbemelter Taferne, hat ain Stuben, zwei Kömmern, ein Poden, ain Städel und Ställel, hat Gerechtigkeit auf ein Crämerei, aber ist kein Brief vorhanden.“
1

Das in den Quellen als Lohhaus, Lohaus oder Lonhaus bezeichnete Gebäude erhielt seinen Namen von der angrenzenden Flur Lohfeld. Der Flurname leitet sich sehr wahrscheinlich vom althochdeutschen loh für ein lichtes Waldstück oder eine Rodungsfläche ab. Das Lohhaus war demnach das Haus „am Lohfeld“, also ein zum Wirtshaus gehöriges Nebengebäude, das in dieser Flur lag. Vereinzelt wird das Gebäude auch als Ploßhaus bezeichnet, eine mundartliche Variante, die ebenfalls auf eine offene, unbewaldete Fläche hinweist.

 

uraufnahme

Das Lohhaus erhielt nach der Abtrennung vom Wirtshaus die Hs.Nr. 9 1/2 
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

Mit dem zum Wirtshaus gehörenden Lohaus waren stets die jeweiligen Gastwirte zugleich Inhaber dieses Hauses (siehe hierzu auch Wirtshaus in Gschwendt:

1656: Thomas Georg, Sohn des Handelsmannes Georg Stubenhofer, wird als Wirt in Gschwendt genannt. Nach dem Tod seiner Ehefrau Anna Sabina Nißl heiratet er 1667 Magdalena Thanner aus Haselbach. Noch im selben Jahr verstirbt Thomas Georg; seine Witwe heiratet 1669 Peter Ludsteck aus Reibersdorf.
1706: Die Tochter Maria Ludsteck heiratet Wolfgang Seidl aus Neumark in Böhmen. In der Ehe werden vier Kinder geboren: Johann Stefan, Andreas, und Magdalena.
1731: Das Wirtshaus samt Lohhaus fällt an deren ältesten Sohn Stefan Seidl, der Klara Elena Klugmann, Tochter des Wirtes Johann Klugmann von Au heiratet.2
1742: Nach dem Tod Stefans heiratet die Witwe Klara Seidl Franz Thanner aus Gonnersdorf. Nach dem Tod von Klara heiratet Franz Thanner im Jahr 1745 Maria Catharina Probst aus Eggenfelden.
1768: Die Wirtstochter Walburga Thanner übernimmt mit ihrem Ehemann Lorenz Brandstetter aus Bruckhof das Anwesen, einschließlich Bier- und Branntweinausschank sowie Kram- und Metzgergerechtigkeit. Zu den Besitzungen zählen das Thurmaiergütl, das Lohrhäusl und insgesamt neun Weiher.3 Walburga stirbt 1776 und hinterlässt ein Kleinkind mit 3 ½ Jahren und einen Säugling mit ¼ Jahr.
1777: Der Witwer Lorenz Brandstetter heiratet Margaretha Sämer aus Furth im Wald; aus dieser Ehe geht ein Sohn hervor, ebenfalls Lorenz genannt.

 

Am 23. Januar 1782 stellt Lorenz Brandstätter einen Stiftbrief aus, durch den er Jakob Späth für die Dauer von vier Jahren die Metzger- und Kramgerechtigkeit sowie die Behausung auf dem „Bütlhof“ überlässt. Der Bütlhof muss das Lohhaus gewesen sein, da es bei einem späteren Stiftbrief wieder als solches bezeichnet wurde. Späth hat im Rahmen dieser Verleihung die üblichen Abgaben zu entrichten, darunter das herkömmliche Schutzgeld, die Inleutsteuer sowie die Herdstättengelder.4

Offenbar wurde der Vertrag vor Ablauf der vorgesehenen Frist beendet, denn bereits am 25. Mai 1784 wurde ein weiterer Stiftsbrief ausgestellt. Darin überträgt Lorenz Brandstätter die Metzger- und Kramgerechtigkeit samt der Behausung nun an Georg Kufner aus Viechtach, und zwar für die festgesetzte Dauer von sechs Jahren.5

Am 1. Juni 1799 verstiftet der Tafernwirt Lorenz Brandstetter die Metzger- und Krämersgerechtigkeit sowie das sogenannte Lohnhaus an Michael Praun, einen verheirateten Metzgerssohn aus Münster, der zu dieser Zeit das Metzgerhandwerk in Bogen ausübte.6

Am 20. September 1803 verstiftet Lorenz Brandstetter dem ledigen Metzgerknecht Anton Schneider, angehender Söldner zu Rattiszell, seine Metzger- und Krämergerechtigkeit sowie die Behausung auf dem sogenannten Lohnhaus. Die Verleihung gilt für die Dauer von drei Jahren, also bis 1806. Als Zeugen treten der Amtsschreiber Johann Michael Schuegraf sowie Josef Zeitlmayr, beide aus Gschwendt, auf.7

Am 9. August 1823 übernimmt Lorenz Brandstetter, der erst neunzehnjährige Sohn des Wirtes, das gesamte Anwesen von seinem Vater um den Betrag von 9.300 Gulden. Im Jahr 1827 vermählt er sich mit Anna Maria Bergmaier.8

1871 erbt Ludwig Brandstetter mit dem Wirtshaus auch das zugehörige Lohhaus.9

1888 übernimmt Sohn Lorenz. Dieser vermählt sich im Jahr 1890 mit Therese Landstorfer.

 

wirtshaus 1935 kopie

Jahrhundertelang gehörte das Lohhaus zum Wirtshaus
Links im Bild das Deuschl-Anwesen, rechts das Wirtshaus,
aufgenommen ca. 1935.



 

Das Lohhaus kommt vom Wirtshaus weg

Im Jahr 1908 wird das Lohhaus erstmals als eigenständige Hausnummer geführt. Inhaberin ist Maria Reifner; das Anwesen wird beschrieben als „Lohhaus mit Stall unter einem Dach, Wagenremise und Hofraum“.

 

1909 erwerben Michael Weber und Franziska, geb. Sieber von Thal bei Traitsching den Besitz.

1913 erfolgt die Übergabe an deren Sohn Josef und seine Frau Anna, geb. Ring.10

 

Weber Besitzer

 

1914 verkauft das Ehepaar Josef und Anna Weber das Anwesen an den Witwer und Metzger Jakob Baumgartner aus Stallwang.

 

Im August 1914 tauschen Johann und Franziska Krottenthaler, letztere eine geborene Stelzl, das kleine Anwesen gegen ihren Besitz in Loitzendorf. Dieser lässt das Wohnhaus erhöhen.11

 

plan lohhaus

Bauplan Johann Krottenthaler in Gschwendt über die Erhöhung des Wohnhauses, Oktober 1914.
Quelle: StALa, Baugenehmigungsakten BezA/LRA Bogen 2369

 

lohhaus 1970 1 kopie

So hat das Bauernhaus nach der Aufstockung ausgesehen.
Bild: aufgenommen ca. 1970

 

 

Krottenthaler Besitzer

 

 

Franz Xaver Deuschl, Landwirt in Hagnberg Nr. 39 und seine Ehefrau Maria, geb. Fuchs erwerben am 19.06.1928 den Hof für 15 000 Goldmark.

Franz-Xaver Deuschl ist am 17.03.189612 in Hagnberg als Sohn von Johann und Josefa, geb. Scheubeck aus Buchberg, zur Welt gekommen. Sein Bruder Johann Deuschl, geb. 26.12.1890, ist am 17.06.1917 im ersten Weltkrieg gefallen. Maria Fuchs wurde am 27.08.1898 als Tochter des Bauern Michael Fuchs aus Hinterbuchberg und dessen Ehefrau Franziska Zollner geboren.13

Xaver Deuschl war ab ca. 1948 bis in die 1960er Jahre Bürgermeister in Gschwendt.

 

Deuschl Besitzer

 

deuschl 1950

rechts außen Xaver Deuschl
aufgenommen ca. 1950 in Ascha

 deuschl ehgartner jagd

Links Franz Xaver Deuschl, daneben Ehgartner, dritter von links Theo Hölzl aus Ascha, rechts Josef Haimerl aus Gschwendt, kniend Paul Ammer
nach der Jagd
aufgenommen ca. 1960

 

jagdbild

Rechts hinten Franz-Xaver Deuschl, 3. von links hinten: Merl (Au).

 

 

lohhaus 1970 2 kopie

Das Haus ist inzwischen abgerissen.
aufgenommen ca. 1970

 

  

1 Stadtarchiv Straubing, Salbuch 1630 von Gschwendt, fol. 812.
2 StALa, Kommunalarchive, Rep. 219 (1586).
3 StALa, Kommunalarchive, Rep. 219 (1589).
4 StALa, Kommunalarchive, Rep. 219 (1589).
5 StALa, Kommunalarchive Rep. 219 (1591), Stiftsbrief auf 6 Jahr 25. Mai 1784.
6 StALa, Kommunalarchive Rep. 219 (1594), Stiftskontrakt 75fl.
7 StALa, Kommunalarchive Rep. 219 (1596), Stiftskontrakt.
8 StALa, Grundsteuerkataster 208.
9 StALa, Grundsteuerkataster 214.
10 StANürnberg, Notariatsurkunde Nr. 46, Mitterfels.
11 StALa, Grundsteuerkataster 214.
12 https://data.matricula-online.eu/de/deutschland/regensburg/mitterfels/Mitterfels004/?pg=190.
13 https://data.matricula-online.eu/de/deutschland/regensburg/mitterfels/Mitterfels004/?pg=204.