Das „Braschengut“ oder “Bachl-Hof“ Hs.Nr. 11
früher auch Brunnenhof
1808: Hs.Nr. 40 1/8 Praschen-Hof - heute Brunnenweg 7
von Claudia Heigl
Der Hof gehörte zu den zehn großen Höfen in Steinach. Eigentümer und Grundherr war bis Anfang des 19. Jahrhunderts immer der jeweilige Hofmarksherr und Schlossbesitzer von Steinach.
Bereit 1280 wird der „Brunnhof“ im Augsburger Salbuch verzeichnet1.
Bis 1784 gab es in ganz Steinach, außer dem Pfarrhof, nur zwei Brunnen. Einer im heutigen Schlossgarten, lt. Schlicht2 105 Schuh tief und in Felsen gehauen (dies entspricht 30, 60 Meter) und den beim Brunnenhof, der direkt am Steinachbach lag. Hier handelte es sich um den sogenannten "Gstettenbrunnen", von dem der Hof seinen Namen erhalten hat.
Der alte Bachl-Hof aufgenommen 1902
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Ausschnitt von FO-STEI_483
15833 hat Hans Schmid darauf das Leibrecht. Dies bedeutet, er hatte sein Leben lang das Nutzungsrecht. Nach seinem Tod fiel der Hof aber wieder an den Hofmarksherrn zurück und wurde gegen ein Entgelt neu vergeben.
16994 ist ein Mathias Trimpl auf dem Hof, der mit nur 5 Pfund bewertet wird.
Warum dieser halbe Hof mit nur dieser geringen Summe angesetzt wird, ist fraglich. Die anderen Höfe in dieser Größe haben das fünffache an Wert.
Wann und wie Mathias und Margaretha Trimpl auf den Hof gekommen sind, lässt sich nicht feststellen. Der Hof könnte ebenfalls im 30jährigen Krieg zerstört worden und einige Jahre brach liegen geblieben sein.
- Tochter Barbara (1680-1724) heiratet 1704 den Halbbauern Georg Billinger von Steinach Nr. 53
Sohn Wolfgang wird Hoferbe und nimmt 1706 die Bauerstochter Rosina Mühlbauer vom Berghof zur Ehefrau.
Von ihren acht Kindern, die zwischen 1712 und 1722 zur Welt kommen, überlebt nur die älteste Tochter Maria Anna (*1712). Sie heiratet 1734 den Tagelöhnerssohn Johann Stoll (Stahl) vom Riemersdorf.
1723 stirbt der 42jährige Halbbauer Wolfgang Trimpl und ein Jahr später, ab 1724 werden Bartholomäus und Maria Zink als Bauerseheleute auf den Hof genannt. Bartholomäus Zink stammt aus einem Hof in Mitterharthausen und war vorher als Tagelöhner in Weiling und Mitterharthausen tätig. Vier Kinder werden in der Pfarrei Feldkirchen getauft.
In der Konskription der Untertanen der Hofmark Steinach von 1752 wird die Sölde mit „sehr schlecht“ bezeichnet. Das erklärte evtl. auch den niedrigen Wertansatz 25 Jahre zuvor. Wunderlich ist jedoch, dass sich in dieser Zeit nichts geändert hat.
Jedenfalls dürfte dies für Bartholomäus Zink die Gelegenheit gewesen sein, zu einem eigenen Hof zu kommen.
Sohn Thomas übernimmt 1751 den Hof und vermählt sich mit der Söldnerstochter Maria Wintermayer von Wolferszell Nr. 9.
Das Ehepaar hat fünf Kinder:
- Anna Maria (*1752) heiratet 1780 den Häusler Jakob Bachmaier von Steinach Nr. 48
- Michael (*1755) Hoferbe
- Theresia (*1756)
- Magdalena (*1759)
- Katharina (*1760)
Der einzige Sohn Michael erhält 1777 den Hof. Er holt sich seine Ehefrau Theresia aus dem Stegbauern-Hof in Reibersdorf.
Zwei Söhne kommen in Steinach zur Welt:
- Jakob (*1788)
- Michael (*1792)
Dann gibt es wieder einen Besitzerwechsel. 1794 wird Lorenz Eberl als Hofbesitzer genannt, der die Halbbauerstochter Anna Maria Unger vom Wiedenhof in Steinach zur Ehefrau nimmt.
Zwischen 1795 und 1802 bringt die Bäuerin fünf Kinder in Steinach zur Welt:
- Lorenz (*1795)
- Walburga (*1797)
- Mathias (*1799)
- Walburga (*1801)
- Jakob (*1802)
Die Familie zieht von Steinach weg und als neue Bauerseheleute ziehen 1802 Mathias und Therese Prasch auf den Hof ein.
Mathias Prasch war vorher als Müller auf der Roßmühle bei Wiesenfelden ansässig
Von dem Ehepaar sind drei Kinder bekannt, die auf der Roßmühle geboren wurden:
- Martin (1784-1840), stirbt unverheiratet auf dem Hof
- Joseph (*1785)
- Anna Maria (1788-1840), Hoferbin
Die Hoferbin Anna Maria nimmt 1812 Josef Sigl von Unterparkstetten zum Ehemann.
Die Abgaben des Hofes
Jahrhundertelang mussten von jedem Hof, neben dem Zehent von der Ernte und der jährlichen Stift (Geldbetrag,) auch Frondienste und Naturalabgaben an die Steinacher Gutsherrschaft geleistet werden, die im Jahr 1838 in Geldbeträge umgewandelt worden waren:
An Abgaben musste vom Hof 18385 sieben Gulden „Scharwerkgeld“ und zwei Gulden „Hundgeld“ bezahlt werden. Dazu kamen noch 8 Gulden 14 Kreuzer an „Mäh- oder Bauernscharwerk“.
Das „Schwarwerkgeld“ dürfte der Ablösebetrag für die Spanndienste4 gewesen sein, die von diesem Hof für die Gutsherrschaft geleistet werden mussten.
Außerdem mussten die größeren Höfe des Ortes Hunde halten und füttern, die für die alljährlichen gutsherrschaftlichen Treibjagden benötigt wurden. Dies wurde durch das „Hundgeld“ abgelöst.
Und schließlich hatten die Bauern des Ortes bei der Ernte und. Heuernte der Gutsherrschaft auszuhelfen. Auch dies wurde durch einen Geldbetrag abgelöst.
Zu diesen Beträgen kam noch die jährliche Stift in Höhe von 2 Gulden 43 Kreuzer.
An Getreideabgaben mussten nur zwei Metzen, zweieinhalb Sechzehntel Gerste abgeliefert werden.
An Küchendienst wurde von diesem Hof zu diesem Zeitpunkt nichts mehr abgegeben.
Der Mesner von Steinach (der zugleich der Schullehrer war) erhielt für seine Dienste von diesem Hof jährlich eine Weizen-, eine Korn- und eine Gerstengarbe. Dies war noch nicht in Geld umgewandelt und musste auch als Naturalabgabe weiterhin geleistet werden.
Bei jedem Besitzwechsel bekam die Gutsherrschaft ein sog. Laudemium, dass für diesen Hof 10 Prozent vom Hofwert waren.
Der Brunnenhof erhielt die Hs.Nr. 8
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
(Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas)
1845 übernimmt die Tochter Therese Sigl, die sich als Bauern Johann Bachl von Bärnzell auf den Hof holt.
Therese bringt zehn Kinder zur Welt:
- Joseph (1846-1870) Als einziges Opfer der Pfarrei Steinach fällt der 24jährige am 6. August 1870 in der Schlacht bei Wörth in Elsass im Deutsch-Französischem Krieg. Eine Gedenktafel, die ursprünglich in der Kirche angebracht war und heute am Kriegerdenkmal hängt, erinnert an den Gefallenen.
- Johann Baptist (1847-1929) heiratet 1873 die Kramerstochter Barbara Schellerer und betreibt mit ihr die Kramerei in Steinach Nr. 62 (heute Schmidbauer-Anwesen, Hafnerstr. 4)
- Walburga (*1849)
- Franz Xaver (*1850) Hoferbe
- Theresia (*1852)
- Alois (1853-1945) heiratet 1884 die spätere Steinacher Hebamme Kreszenz Altschäffel und wird in Steinach Nr. 41 (August-Schmieder-Str. 25) sesshaft.
- Anna Maria (*1856)
- Kreszenz (1857-1940), bleibt unverheiratet auf dem elterlichen Hof
- Karolina (1861-1943) heiratet 1893 den Söldner Joseph Schuhbauer von Wolferszell Nr. 19
- Helena (*1866)
Karolina, geb. Hilmer, Franz Xaver Bachl und seine Schwester Kreszenz Bachl
aufgenommen 1913
(Bild: Familie Ebenbeck)
Sohn Franz Xaver Bachl übernimmt 1881 den elterlichen Hof und vermählt sich mit Karolina Hilmer von Bärnzell.
Aus der Ehe gehen fünf Kinder hervor:
- Franz Xaver (1882-1956) Hoferbe
- Maria (*1884)
- Therese (1885-1968) heiratet 1912 den Söldner Joseph Zollner von Steinach Nr. 66
- Joseph (*+ 1887) stirbt mit zwei Monaten
- Joseph (1888-1976) heiratet 1919 in Münster die Söldnerstochter Kreszenz Wagner und übernimmt mit seiner Ehefrau das Anwesen Nr. 49 in Münster von den Schwiegereltern
Der Bachl-Hof aufgenommen 1913
Haus und Stall wurden 1910 um ein Stockwerk erhöht.
von links: Franz Xaver Bachl sen., Franz Xaver Bachl jun. mit Ehefrau Maria, geb. Sieber und Tochter Maria (*1912)
(Bild: Familie Ebenbeck)
Der Hof hatte ein Nebenhaus, in dem Franz Xaver Bachl, mit seiner Ehefrau Karolina und Schwester Kreszenz wohnten.
aufgenommen 1913
(Bild: Familie Ebenbeck)
Lageplan und Bauplan von 1913 beim Umbau des Hauses und Stall
(Quelle: StA Landshut, Baupläne Steinach Nr. 3706)
Der älteste Sohn Franz Xaver wird Hofnachfolger und geht 1911 eine Verbindung mit der Bauerstochter Maria Sieber von Steinach Nr. 14 ein, aus der fünf Kinder hervorgehen.
Zwei Söhne fallen im zweiten Weltkrieg.
Maria Sieber und Franz Xaver Bachl
(Bild: Familie Ebenbeck)
Maria Bachl, geb. Sieber mit ihrer Schwiegermutter Karolina Bachl, geb. Hilmer und den drei ältesten Kindern Maria, Franz Xaver und Kreszenz
aufgenommen ca. 1915
(Bild: Familie Ebenbeck)
rechts das Bachl-Anwesen
aufgenommen 1956
Mit dem Tod von Sohn Josef Bachl (1919-1992) endet die lange Reihe der Landwirte auf dem Hof.
Das Bachl-Anwesen aufgenommen 1995
(Bild: Familie Ebenbeck)
Ende 2022 wird das Haus und die landwirtschaftlichen Gebäude abgerissen.
Das ehemalige Bauernhaus kurz vor dem Abriss im Oktober 2022.
Bild: Claudia Heigl
1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, S. 91
2 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, S. 109
3 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
4 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Landsteuer der Hofmark Steinach 1699
5 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
6 Der Bauer musste einen Wagen mit Rößer oder Ochsen der Gutsherrschaft eine bestimmte Zeit zur Verfügung stellen.
Weitere Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 248, Konskription der Untertanen der Hofmark Steinach 1752
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach 1843 - 1960, Sig.17/42-4, 17/42-7, 17/42-11
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach
Stand: 22.05.2024