Die Besitzer der Haus Nummer 17 - Herrnberger

Bachstraße 4 in Steinach

(Rest des ehemaligen Dietl-Hofes)

 

von Claudia Heigl

 

 

1900 wird der ehemalige 100 Tagwerk große Dietl-Hof in Steinach komplett zertrümmert.

Übrig bleibt die Hofstelle am südlichen Rand von Steinach. Diese wird 1902/1903 nochmals in drei Parzellen aufgeteilt - Stadler, Loichinger/Neumeier und Herrnberger.

 

 

Franziska Hartberger war die Witwe des Müllers Alois Hartberger von  Aichmühl bei Steinach. 1895 heiratete sie den Schmiedssohn Karl Herrnberger von Wolferszell.
Um 1902 verkauft Franziska Herrnberger die Aichmühl und erwirbt hierfür am 07.01.1902 das Wohnhaus des ehemaligen Dietl-Hofes.

Ihr Sohn Ludwig Herrnberger lässt sich zunächst als Wirt in Puchhof nieder und übernimmt dann 1938 mit seiner Ehefrau Maria das Haus in Steinach, dass er zu einem Wirtshaus mit kleiner Krämerei umfunktioniert.

 

 Herrnberger Besitzer

 

1963 übernimmt Sohn Erwin Herrnberger das Wirtshaus von seiner Mutter. Nach dessen frühen und plötzlichen Tod im Jahr 1977 wird das Haus veräußert.

 

 fo stei 566 ausschnitt

 Das Herrnberger-Wirtshaus um 1956
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Ausschnitt aus einer Luftaufnahme

 

 

fo stei 566 ausschnitt

 

 

 

 

Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-7, Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 - 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-11, Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 65, 1906 - 1960

Die Besitzer der Haus Nummer 17 1/2 - Stadler

Bachstraße 5 in Steinach

(Rest des ehemaligen Dietl-Hofes)

 

von Claudia Heigl

 

 

1900 wird der ehemalige 100 Tagwerk große Dietl-Hof in Steinach komplett zertrümmert.

Übrig bleibt die Hofstelle am südlichen Rand von Steinach. Diese wird 1902/1903 nochmals in drei Parzellen aufgeteilt - Stadler, Loichinger/Neumeier und Herrnberger.

Josef Stadler stammt vom Geiselhöring und war, bevor er um 1900 als Schweizer auf den Steinacher Gutshof kam, auf dem Gut in Eglsee tätig.

 

fo gut 37

 Josef Stadler (1863-1935) als Oberschweizer im Sommer 1915 auf den Steinacher Gutsweiden
Bild: Nachlass Ludwig Niggl, Steinach

 

stadlerJosef Stadler (1863-1935) mit Ehefrau Kreszenz, geb. Berger (1862-1948) mit ihren Kindern
Sophie Berger (*1888) und Josef Stadler (*1898) und Maria Stadler (*1894)
Bild: Familie Stadler, Steinach

 

 

 Stadler Besitzer

 

 

 

1927 übernimmt Sohn Josef Stadler jun. (1898-1967) das Anwesen. Josef Stadler war, wie sein Vater, ebenfalls als Schweizer im Schlossgut tätig.

Er und sein Vater erweitern durch Zukäufe vom Gutshof die Hofstelle.

 

1935 baut Josef Stadler jun. den Stadel mit Hochtenne (damals eine Besonderheit) und verlegt den Stall in den Stadel. Den alten Stall reißt er ab und baut auf den Fundamenten 1947 ein neues Wohnhaus.

 

stadlerhaus 2 20

Das 1947 neu erbaute Wohnhaus
Quelle: Familie Stadler, Steinach

 

ak stei 43 ausschnittrechts das Stadler-Anwesen mit dem  Stall und Stadel mit Hochtenne
Quelle: Auszug aus einer Ansichtskarte von 1956

 

 

 

 

Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-7, Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 - 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-11, Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 65, 1906 - 1960

 

 

 

 

 

 

 

Die Besitzer der Haus Nummer 17 1/3 - Neumeier

Straubinger Straße 9 in Steinach

(Rest des ehemaligen Dietl-Hofes)

 

von Claudia Heigl

 

 

1900 wird der ehemalige 100 Tagwerk große Dietl-Hof in Steinach komplett zertrümmert.

Übrig bleibt die Hofstelle am südlichen Rand von Steinach. Diese wird 1902/1903 nochmals in drei Parzellen aufgeteilt - Stadler, Loichinger/Neumeier und Herrnberger.

 

Franziska Loichinger hatte mit ihrem Ehemann Ludwig das heutige "Thanner-Wirtshaus" in Steinach gepachtet. Als der 40jährige an den Folgen eines Unfalls stirbt,
hinterlässt er eine schwangere Ehefrau und vier kleine Kinder im Alter von 14 bis zwei Jahre:
- Theresia (*1886) heiratet 1910 Ludwig Popp von Wolferszell und zieht mit ihrem Ehemann nach Nied bei Frankfurt
- Hedwig (*1891) hat mit Johann Bornschlegl (1888-1915) von Wolferszell eine ledige Tochter namens Hedwig (*1911). Beide ziehen ebenfalls nach Nied. Johann fällt jedoch im 1. Weltkrieg und Hedwig vermählt sich mit einem anderen Ehemann.
- Ottilie (1898-1973) heiratet den Steinacher Gutsarbeiter Joseph Jobst.
- Franziska (1899-1918) ist als Dienstmagd in Geltolfing tätig, stirbt jedoch mit 19 Jahren an einer Lungenentzündung
- Vier kleine Söhne sind bereits verstorben und auch Ludwig, der sieben Monate nach den Tod des Vaters geboren wird, stirbt mit zwei Monaten.

Das Gasthaus wird neu verpachtet und Franziska muss sich mit ihrer Familie eine neue Wohnung suchen.

Im März 1903 erwirbt Franziska Loichinger einen Bauplatz von Franziska Herrnberger und läßt darauf ein neues Wohnhaus mit der Hausnummer 17 1/3 errichten.

1905 heiratet sie den Maurer Peter Neumeier. Aus der Ehe geht noch Sohn Karl hervor.

 

 

 

 Neumeier Besitzer

 

 

fo stei 1486

Das Neumeier-Wohnhaus 1903 erbaut.
Quelle: Familie Neumeier, Steinach

 

ak stei 43 ausschnitt

vorne das Neumeier-Wohnhaus
Auszug aus einer Ansichtskarte von 1956
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

 

 

Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-7, Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 - 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-11, Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 65, 1906 - 1960

 

 

Die Besitzer des "Englbergerhof" oder "Dietl-Hof" Hs.Nr. 17

heute drei Anwesen in der Bachstraße in Steinach

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

An der Bachstraße, am südlich Rand vom ursprünglichen Dorf, lag einst einer der größten Höfe der Hofmark Steinach, der sog. „Dietl-Hof“. Als 1898 die Familie Dietl den Hof verkaufte und nach Rotham zog, wurde der Hof von einem Immobilienhändler komplett zertrümmert und die Hofstelle schließlich in drei Häusern aufgeteilt.

Der ehemalige Dietl-Hof in Steinach bestand wahrscheinlich aus der Zusammenlegung von vier uralten kleineren Höfen, die alle im unteren Dorf an der heutigen Bachstraße lagen.

 

Auf den drei Sölden werden 1583 und 1623 jeweils drei Weinzierl-Familien genannt, die teilweise keine Abgaben entrichten müssen, das sie die Arbeit auf den 24 Tagwerk Weinberge verrichten.

 

 

 

Uraufnahme Englberger Hof

Nr. 1 war ein Hopfengarten des Schlossgutes.
In unmittelbarer Nähe lagen die "Sölde beim Hopfengarten", die Sölde "das Bräuhaus" genannt, die Wurzersölde und der Engelbergerhof

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Der große Hof entsteht

15831 hat auf dem „Englbergergut“ Wolfgang Eckmann das Leibrecht. Ihm folgt ein Melchior Wolf nach.
Das Leibrecht bedeutet, dass der jeweilige Bauer das Nutzungsrecht für den Hof nur auf seine Lebenszeit von der Schlossherrschaft überschrieben bekommen hatte. Im Gegensatz zum Erbbrecht, das er weitervererben und verkaufen konnte. Auch beim Leibrecht konnte der Nutznießer sein Nutzungsrecht auf dem Hof "weiterverkaufen", dass aber mit seinem Tod endete.


16232 ist das Leibrecht auf eine Anna Dinzl (Dünzl) von Schoppühl geschrieben, bewirtschaftet wird der Hof jedoch von einem Hans Pichelmayr.


16413 wird der Hof als „Pihelmayr Hof“ bezeichnet, auf dem Georg Bachl und seine Ehefrau Maria das Leibrecht haben. Georg Schürzinger bewirtschaftet jedoch den Hof. Der Hofname leitet sich vom Namen des Vorgängers ab.


16914 wird ein Wolf Hitzinger als Bauer auf dem „Englberger Gut“ aufgeführt.

 

Hitzinger Wolf Besitzer

 

16995 sitzt dann Thomas Ecker auf dem Hof, der wieder im Landsteuer-Register unter dem Namen „Pichlmayer Hof“ geführt wird und sein Wert mit 25 Gulden angegeben wird.
Dieser Thomas Ecker besaß seit 1684 die „Sölde beim Hopfengarten“, die seine Ehefrau Ursula, geb. Fuchs, mit in die Ehe brachte und die Sölde „das Bräuhaus“ genannt.

Als Ecker den „Pichlmayer Hof“ bzw. „Englbergerhof“ 1699 erwarb, verkauft er die „Sölde am Hopfengarten“ an Andreas Hitzinger.
Seine „Bräuhaus-Sölde“ legt er mit dem „Englbergerhof“ zusammen.

 

 Ecker Weihnmayer Besitzer

 

 

17096 übergibt er den Englbergerhof an seine Tochter Eva und deren Ehemann Johann Paul Weihnmayer und heiratet die Bauerswitwe Maria Schinagl von Unterzeitldorn.


Wahrscheinlich als Andreas Hitzinger, der Bauer auf der Sölde am Hopfengarten, 1716 stirbt, erwerben Johann Paul und Eva Weihnmayer auch das Erbrecht auf dieser Sölde und legen sie ebenfalls mit ihrem Hof zusammen.

Ca. 1718 verkaufen Eva und Johann Paul Weihnmayer den Hof in Steinach an Adam und Maria Reichersdorfer von Münster.
Ihren Hof in Münster Hs. Nr. 28 (heute Weiherstraße 3) hatten die Eheleute Reichersdorfer im gleichen Jahr mit Johann und Walburga Klein von Steinach vertauscht, die bisher die Wurzersölde in Steinach besaßen.

Diese Wurzersölde legen Adam und Maria Reichersdorfer nun auch mit dem Englberger-Hof zusammen.

 

 Reichersdorfer Besitzer

 

Am 25.10.17497 verkaufen die Reichersdorfer den großen Englberger-Hof an Hien Simon und Anna Maria  um 1.560 Gulden und ziehen nach Treffendorf.

Zu dem Hof wurden auch die Felder des ehemaligen Lehmoos-Hofes dazugeschlagen. Wann dies passierte, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Im Hofanlagsbuch von 1752 wird der „Englbergerhof“ jedoch auch als Lehmoos-Hof bezeichnet (näheres unter Lehmoos).
Der Bauer Josef Dietl (*1812) erzählte dem Steinacher Schlossbenefziaten und Heimatforscher Josef Schlicht  „dass er selbst die ursprüngliche Hofstelle mitten im Dietlfeld noch gekannt und den Hügel und Urbau in vielen hundert Wagenladungen abgefahren hatte.“8

Durch diese laufenden Zukäufe entsteht der stattliche Englberger-Hof mit knapp 100 Tagwerk Grund, der zu dieser Zeit zu den größten Höfen in Steinach zählt.

 

Die Dietl's kommen auf den Hof

Simon Hien stammt von dem großen Pellhamer Hof Nr. 27 (heute Wolf) und seine Braut Anna Maria Stubenhofer von dem ebenfalls großen Deblinger-Hof  Nr. 27 (heute Bachner-Hahn) in Steinach. Beide dürften eine dementsprechende Mitgift mitbekommen haben, um so den Hof von den Reichersdorfer zu erwerben.

Anna Maria Hien stirbt drei Monate nach der Geburt ihres siebten Kindes mit 34 Jahren und der Witwer heiratet die Bauerstochter Ursula Hunger von Hornstorf.

Die Kinder aus erster Ehe werden abgefunden und die einzige Tochter aus dieser zweiten Ehe, Margaretha Hien übernimmt am 06.08.17939 mit nur 15 Jahren den Hof von ihren Eltern. Noch im gleichen Monat heiratet sie den 32jährigen Bauerssohn Andreas Dietl, von Unterniedersteinach Hs.Nr. 4 (heute Gestüt). Drei Jahre später kommt Tochter Walburga zur Welt. Bei der Geburt ihres zweiten Kindes stirbt jedoch die 21ährige junge Bäuerin und der Witwer nimmt sich vier Monate später die 22jährige Anna Maria Scherer von Thalstetten zur Frau.

 

Hien Dietl Besitzer

 

 

1838 übernimmt Sohn Joseph Dietl aus zweiter Ehe den 91 Tagwerk (= 31 ha) großen Hof von seinen Eltern und heiratet die Steinacher Bäckerstochter Karolina Röckl.
Ihre Kinder heiraten alle in große Höfe und tauschen dann diese teilweise untereinander:
- Georg Dietl (*1840) heiratet 1863 die Bauerstochter Maria Zeindlmaier von Agendorf Hs.Nr. 38 (heute Kettl) und übernimmt den Hof seiner Schwiegereltern. 1878 verkauft er den Hof an u.g. Bruder und Schwägerin Johann u. Barbara Dietl und baut ein Haus im Kirchweg in Steinach.
- Karolina Dietl (*1843) heiratet 1870 den Bauer Johann Foidl von Rotham. 1878 verkaufen sie den Hof in Rotham und erwerben hierfür den Hof Nr. 38 in Agendorf von o.g. Bruder und Schwägerin Georg und Maria Dietl.
- Johann Dietl (*1848) heiratet 1878 die Bierbrauerstochter Barbara Widmann von Saulburg. 1878 kauft er den Hof seines o.g. Schwagers und Schwester Johann und Karolina Foidl in Rotham. 1898 verkauft er den Hof wieder an Bruder Joseph Dietl aus Steinach und zieht als Wirt nach Aufroth.
- Joseph Dietl (*1853) übernimmt den elterlichen Hof in Steinach. 1898 erwirbt er den Hof seines Bruders Johann Dietl in Rotham.
- Maria Dietl (*1862) heiratet 1881 den Bauer Xaver Hilmer von Bärnzell.

 

Am 18.12.1879 übergeben die Eheleute den Hof an ihren noch unverheirateten Sohn Joseph Dietl, der sich 1881 mit der Bauerstochter Theresia Baier von Vorderbuchberg vermählt. Von den fünf Kindern stirbt der älteste Sohn mit elf Jahren an einer Darmentzündung. Seine vier weiteren Geschwister überleben das Säuglingsalter nicht.
Als Theresia Dietl mit 31 Jahren an der Lungensucht stirbt, nimmt sich Joseph Dietl die Bauerstochter Katharina Fuchs von Englberg als zweite Ehefrau. Von den fünf Kindern aus der zweiten Ehe sterben ebenfalls zwei Kinder im Säuglingsalter.
Am 17.01.1898 veräußert das Ehepaar den 30 ha großen „Engelbergerhof“ in Steinach an den Immobilienhändler Adolf Stein und erwirbt hierfür den heutigen „Dietl-Hof“ in Rotham von Joseph’s Bruder und Schwägerin Johann und Barbara Dietl.
Katharina Dietl, geb. Fuchs erlebt das neue Zuhause in Rotham nicht mehr lange, denn im April 1898 erliegt sie mit 32 Jahren ebenfalls der Lungenschwindsucht.

 dietl joseph

 Der letzte Bauer auf dem Dietl-Hof in Steinach - Joseph Dietl (1853-1930)
Bild: Familie Dietl, Rotham

 

 

Der Hof wird zertrümmert

Der Immobilienhändler Stein trennt gleich 10 ha ab und errichtet südlich von Steinach eine neue Hofstelle mit Wohnhaus, Stall, Stadel, Backofen und Brunnen. Das neue Anwesen erhält die Hs.Nr. 90 und ab 1961 die Bezeichnung Moos 3.

Außerdem verkauft er weitere Grundstücke bis auf einen Rest von 14,389 ha. Den Restkomplex tauscht er im Januar 1899 mit Johann und Katharina Gilch gegen deren Anwesen Nr. 35 in Lauterbach. Im Dezember 1899 tauschen dieses das Anwesen in Steinach mit Jakob und Carolina Fürst gegen deren Haus Nr. 940 in Straubing und weiteren Besitz in Alburg und Kagers.

Die Fürst verkaufen die restlichen Grundstücke an die Steinacher Bauern und veräußern schließlich am 16.08.1900 die Hofstelle/Wohnhaus an der Bachstraße (0,665 ha Grund) um 2.800 Mark Jakob Simmel von Großgeraszell.

Am 04.01.1902 erwirbt die Wirtswitwe Franziska Loichinger, geb. Simmel, höchstwahrscheinlich eine Schwester des Jakob Simmel, das Anwesen von ihrem Bruder, die es jedoch im April gleich wieder an Herrnberger Franziska, geb. Daiminger, weiterverkauft.

 

 

Auch die restliche Hofstelle wird aufgeteilt

 

Uraufnahme ueberlagert

Die Uraufnahme aus dem Jahr 1827 überlagert mit dem Baustand von 2021
unten rechts rot eingezeichnet, die alte Hofstelle des Dietl-Hofes
Quelle: Bayer. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas, ergänzt von Claudia Heigl

 

 

fo stei 566 ausschnittlinks das Stadler-Anwesen, recht Herrnberger, dahinter Neumeier
aufgenommen ca. 1956
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

Im September 1902 kauft der Schweizer Josef Stadler und seine Ehefrau Kreszenz das Nebenhaus des Hofes, das nun die Haus Nummer 17 ½ erhält. Stadler erwirbt später noch vom Schlossgut ein Teil des ehemaligen Hopfengartens dazu. Hierauf errichtet er ein neues Haus für seine Familie.

 

Im März 1903 erwirbt die Witwe Franziska Loichinger einen Bauplatz von Franziska Herrnberger und errichtet darauf ein neues Wohnhaus mit der Haus Nummer 17 1/3 .  Franziska Loichinger hatte mit ihrem ersten Ehemann Ludwig Loichinger das Thanner-Wirtshaus gepachtet. Nach dessen frühen Unfalltod, gab sie das Wirthaus auf und zog mit ihren vier Kindern hierher. 1905 heiratet sie in zweiter Ehe den Maurer Peter Neumeier.

 

Das ursprüngliche Wohnhaus des Dietl-Hofes behalten Franziska und Karl Herrnberger. Ihr Sohn Ludwig betreibt ab 1938 ein Wirtshaus mit kleiner Kramerei in dem Haus. Die Wirtschaft wird von  Sohn Erwin Herrnberger bis zu dessen frühen Tod im Jahr 1977 weitergeführt.

 

Herrnberger Stadler Neumeier

 

 

 

 

1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, S. 96
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Giltregister von 1691
4 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stiftregister der Hofmark Steinach 1691
5 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Landsteuer 1699
6 StA Landshut, Hofmark Steinach 405, Verhörprotokoll 1705 - 1711 fol. 63
7 Pfarrarchiv Steinach, Karton 20.12 Quittung vom 18.03.1750
8 Schlicht Josef, Steinach - Ein niederbayerisches Geschichtsbild, veröffentlich im Straubinger Tagblatt am 08.08.1881 Nr. 32
9 Pfarrarchiv Steinach, Karton 20.12 Übergabevertrag vom 06.08.1793

Weitere Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-4, Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 72, 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-7, Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 - 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-11, Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 65, 1906 - 1960

Die Besitzer der "Wurzer- oder Träglsölde"

aufgegangen in den Englberger-Hof bzw. Dietl-Hof


heute drei Anwesen in Steinach

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

An der Bachstraße, am südlich Rand vom urpsprünglichen alten Dorf, lagen einst drei Sölden und ein großer Hof:

 

Alle wurden im 17. Jahrhundert mit dem Englbergergut zusammengelegt - dem späteren Dietl-Hof in Steinach.

 

 

 

Uraufnahme Englberger Hof

Nr. 1 war ein Hopfengarten des Schlossgutes.
In unmittelbarer Nähe lagen die "Sölde beim Hopfengarten", die Sölde "das Bräuhaus" genannt, die Wurzersölde und der Engelbergerhof

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

15831 wird die Sölde als "Wurzersölde" bezeichnet, auf dem der Weinzierl Philipp Wurzer das Leibrecht besaß.
Das Leibrecht bedeutet, dass der jeweilige Bauer das Nutzungsrecht für den Hof nur auf seine Lebenszeit von der Schlossherrschaft überschrieben bekommen hatte. Im Gegensatz zum Erbbrecht, das er weitervererben und verkaufen konnte. Auch beim Leibrecht konnte der Nutznießer sein Nutzungsrecht auf dem Hof "weiterverkaufen", dass aber mit seinem Tod endete.


16232 hat auf der Wurzersölde Wolf Trägl mit seiner Ehefrau Katharina das Leibrecht hat die Witwe des Weinzierl Wolf Weber, Margaretha. Er braucht keien Abgaben an die Hofmarksherrschaft zahlen, da er "die Weingarten bearbeitet".


16413  hat auf der Wurzer- oder Träglsölde ein Paul Khötterl mit seiner Ehefrau Maria das Leibrecht.

 Ketterl Besitzer

 

 


16914 wird ein Hans Klein als Söldner auf der „Träglsölde“ genannt.

 

Klein Besitzer

 

Drei Generationen der Familie Klein bewirtschaftet die Sölde, bis Johann Klein  1717 seinen Hof mit dem Hof von Adam Reichersdorfer in Münster tauscht.

Es handelte sich um das spätere "Weiherhilmergut" in Münster Hs.Nr. 28, heute Weiherstraße 3.

 

 Nachdem die Reichersdorfer auch den Englberger-Hof gekauft hatten, legten sie die Wurzersölde mit diesem zusammen.

Uraufnahme Englberger Hof ueberlagert

 Uraufnahme aus dem Jahr 1827, überlagert mit der Topographischen Karte von 2021
Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, S. 96
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Giltregister von 1691
4 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stiftregister der Hofmark Steinach 1691

Die Besitzer der "Sölde, das Bräuhaus genannt"

aufgegangen in den Englberger-Hof bzw. Dietl-Hof


heute drei Anwesen in Steinach

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

An der Bachstraße, am südlich Rand vom urpsprünglichen alten Dorf, lagen einst drei Sölden und ein großer Hof:

 

Alle wurden im 17. Jahrhundert mit dem Englbergergut zusammengelegt - dem späteren Dietl-Hof in Steinach.

 

 

 

Uraufnahme Englberger Hof

Nr. 1 war ein Hopfengarten des Schlossgutes.
In unmittelbarer Nähe lagen die "Sölde beim Hopfengarten", die Sölde "das Bräuhaus" genannt, die Wurzersölde und der Engelbergerhof

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

15831 wird die Sölde als "Das Brohaus" bezeichnet, auf dem der Weinzierl Wolfgang Hagn das Leibrecht besaß.
Das Leibrecht bedeutet, dass der jeweilige Bauer das Nutzungsrecht für den Hof nur auf seine Lebenszeit von der Schlossherrschaft überschrieben bekommen hatte. Im Gegensatz zum Erbbrecht, das er weitervererben und verkaufen konnte. Auch beim Leibrecht konnte der Nutznießer sein Nutzungsrecht auf dem Hof "weiterverkaufen", dass aber mit seinem Tod endete.


16232 ist auf der "Sölde, das Bräuhaus genannt" das Leibrecht auf den bereits verstorbenen Weinzierl Wolf Weber geschrieben. Seine Witwe Margaretha teilt sich nun das Leibrecht mit ihren Schwägerinnen Elisabeth Fuchs und Anna, Ehefrau des Hans Prindl zu Alburg. Margaretha Weber braucht jedoch keine Abgaben an die Schlossherrschaft zu entrichten, "da sie die Arbeit auf den 24 Tagwerk Weinberg verrichtet".

Nachfolger wird Simon Hagn


16413  hat auf der Sölde ein Hans Eggert bereits das vorteilhaftere Erbrecht.

Ecker Johann Besitzer

 


16914 wird ein Thomas Egger als Söldner auf der „Prey Sölde“ genannt. Wahrscheinlich handelt es sich hier um eine Verwandtschaft des Johann bzw. Mathias Ecker.

 

Ecker Thomas Besitzer

 

 

Als Thomas Ecker ca- 1699 den Englberger-Hof erwirbt, legt er wahrscheinlich die Bräusölde mit diesem zusammen.

 

Uraufnahme Englberger Hof ueberlagert

 Uraufnahme aus dem Jahr 1827, überlagert mit der Topographischen Karte von 2021
Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, S. 96
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Giltregister von 1691
4 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stiftregister der Hofmark Steinach 1691

Die Besitzer der "Sölde zum Hopfengarten"

aufgegangen in den Englberger-Hof bzw. Dietl-Hof


heute drei Anwesen in Steinach

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

An der Bachstraße, am südlich Rand vom urpsprünglichen alten Dorf, lagen einst drei Sölden und ein großer Hof:

 

Alle wurden im 17. Jahrhundert mit dem Englbergergut zusammengelegt - dem späteren Dietl-Hof in Steinach.

 

 

 

Uraufnahme Englberger Hof

Nr. 1 war ein Hopfengarten des Schlossgutes.
In unmittelbarer Nähe lagen die "Sölde beim Hopfengarten", die Sölde "das Bräuhaus" genannt, die Wurzersölde und der Engelbergerhof

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

15831 wird die Sölde "beim Hopfengarten" bezeichnet, auf dem der Weinzierl Georg Weber das Leibrecht besaß.
Das Leibrecht bedeutet, dass der jeweilige Bauer das Nutzungsrecht für den Hof nur auf seine Lebenszeit von der Schlossherrschaft überschrieben bekommen hatte. Im Gegensatz zum Erbbrecht, das er weitervererben und verkaufen konnte. Auch beim Leibrecht konnte der Nutznießer sein Nutzungsrecht auf dem Hof "weiterverkaufen", dass aber mit seinem Tod endete.


16232 besitzt das Leibrecht auf die "Sölde beim Hopfengarten"  der Schuster Georg Aignmaier mit seiner Ehefrau Barbara

Nachfolger wird ein Leonhard Paur


16413  hat auf der "Sölde beim Hopfengarten, Larkhensölde genannt",  ein Martin Sedlmayr bereits das vorteilhaftere Erbrecht.

 

Sedlmayr Ecker Besitzer


16914 wird ein Andre Hitzinger als Söldner auf der „Sodlmir Sölde“ genannt. Der Name leitet sich vom Vorgänger "Seldmayr" ab.

 

 Hitzinger Wolf Besitzer

 

 

Als Thomas Ecker ca- 1699 den Englberger-Hof erwirbt, legt er wahrscheinlich die Bräusölde mit diesem zusammen.

 

Uraufnahme Englberger Hof ueberlagert

 Uraufnahme aus dem Jahr 1827, überlagert mit der Topographischen Karte von 2021
Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, S. 96
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Giltregister von 1691
4 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stiftregister der Hofmark Steinach 1691

Das verschwundene Anwesen Hs.Nr. 90, später Moos Nr. 3

 

von Claudia Heigl

 

 

Mitten im neuen Gewerbegebiet Steinach-Süd an der Autobahn A3 befand sind rund 100 Jahre lang ein Bauernhof, von dem heute keine Spuren mehr sichtbar sind.

Das Grundstück, auf dem der Hof errichtet wurde, gehörte ursprünglich zum Dietl-Hof Hs.Nr. 17 in der heutigen Bachstraße, in Steinach. Als Josef und Theresia Dietl ihren Steinacher Hof am 17.01.1898 an den Immobilienhändler Adolf Stein verkaufen, trennt der Kaufmann ca. 10 ha Grundbesitz von dem Dietl-Hof ab und errichtet darauf südlich von Steinach ein neues Wohnhaus mit Stall, Keller, Stadel, Backofen und Brunnen. Das neue Anwesen erhält die Hs.Nr. 90 und gehörte zur Gemarkung Steinach1. 1961 bekommt es die Bezeichnung Moos 3.

 

Ortskarte Steinach

Das Anwesen wurde später noch erweitert.
Vermessungsamt Straubing, Ortskarten von Steinach Nr. 173 u. 173b

 

 

Lange hält sich jedoch vorerst keiner auf dem Hof. Im Laufe der Jahre wechselte die Hofstelle oftmals den Eigentümer:

Am 01.08.1898 tauschen Reiter Johann und Maria ihr Anwesen in Zulling Nr. 45 gegen das neu geschaffene Steinacher Anwesen ein.

Am 01.12.1901 tauschen Kammermaier Josef und Josefa ihr Anwesen in Thalham Nr. 31 hierfür ein.

Am 01.07.1902 tauschen Müller Franz und Anna ihr Anwesen Nr. 918 1/81 in Straubing dagegen.

Am 10.09.1902 kauft Mandl Johann von Hagenau das Anwesen um 12.000 Mark mit 10,285 ha. Grund.
Am 27.02.1903 verkauft Johann Mandl das Anwesen jedoch wieder und erwirbt hierfür 1905 den Hof in Pellham, auf dem die Familie noch heute lebt.

 

Neue Eigentümer sind Xaver und Kreszenz Holmer, die den Hof mit 10,285 ha um die gleiche Summe von 12.000 Mark erwerben.  Die Holmer waren vorher auf dem Singberg ansässig. 1902 kaufte August von Schmieder ihre dortige Hofstelle mit 6,455 ha Grund um 11.975 Mark. Der alte Holmer-Hof war Teil des Grundstückes, auf dem das Neue Schloss errichtet werden sollte. Da der Steinacher Gutsbesitzer den Hof der Familie Holmer unbedingt haben wollte, gab der neue Schlossherr der Familie Holmer damit den Anreiz, ohne Aufzahlung eine größere Hofstelle in guter Lage zu erwerben.

 

Holmer Besitzer

 

 

Am 03.04.19122 kauft schließlich Josef Schambeck von Salmannsgrub das Anwesen um 27.000 Mark und Xaver und Kreszenz Holmer ziehen mit ihrer jüngsten Tochter Amalia nach Straubing.

 

Schambeck Riedl Besitzer

 

 

Als Josef Schambeck mit 53 Jahren stirbt, vermählt sich dessen Witwe mit Karl Himmelstoß von Kleingeraszell.
Nach dem Tod von Therese Himmelstoß, geb. Riedl, erbt 1945 das Anwesen Max Riedl, Gastwirt in Sattelbogen.

Ab 1948 bis 1956 wohnt eine Familie Wanninger, wohl Verwandte der Riedl’s, auf dem Hof.

Am 16.01.1952 übergibt Max Riedl das 10,9 ha große Anwesen an seine Tochter Frieda Riedl und deren Ehemann Josef Landstorfer. Josef stammt aus dem Landstorfer-Hof in Gschwendt. Da Josef durch einem Motorradunfall ein verkürztes und steifes Bein hatte, konnte er die Landwirtschaft nicht mehr betreiben.
Als die Planung für die Trasse der neuen Autobahn A3 nahe am Hof vorbeigeht, verkaufen die Landstorfer’s ca. 1972 die landwirtschaftlichen Grundstücke rund um den Hof an die Autobahndirektion und bauen hierfür ein Sechs-Familienhaus in Straubing. Schließlich veräußern sie auch noch die Hofstelle an den Steinacher Gastwirt Erwin Herrnberger und ziehen in ihr Haus nach Straubing, wo Frieda Landstorfer ein Jahr später im Alter von 44 Jahren stirbt.

 

 

Landstorfer josef frieda

Frieda (1929-1973) und Josef Landstorfer (1925-1992)
Bild: Cornelia Landstorfer

 

Die Felder, die nicht vom Autobahnbau betroffen waren, werden im Rahmen der Flurbereinigung an die Landwirte der Gemeinde Steinach und Agendorf später neu verteilt.

Da Erwin Herrnberger die Hofstelle, zusammen mit seinem Neffen Peter Meier, als Stallung für Western-Pferde nutzt, bekommt sie die Bezeichnung „die Ranch“. Peter Meier ist übrigens der geistige Vater und Mitbegründer der späteren Westernstadt Pullman City in Eging am See.

 

moos3 1991

 Das Anwesen in Moos 3 aufgenommen im September 1991
Quelle: Pfarrarchiv Steinach, Luftbilder Pfarrer Mass

 

Nach dem frühen Tod von Erwin Herrnberger (+1977), wechselt das Haus später noch mehrmals den Besitzer, bis es schließlich die Gemeinde Steinach erwirbt und die Gebäude abreißt, da es inmitten des neu geplanten Gewerbegebietes liegt.

 

 gewerbegebiet 2019

Die aufgelassene Hofstelle inmitten des zukünftigen Gewerbegebietes im Jahre 2019.
Im Hintergrund Steinach.
Bild: Claudia Heigl

 

 

2020 errichtet die Firma Sennebogen auf dem früheren Areal dieses Aussiedler-Hofes ihr neues Customer Service Center.

 

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Inmitten der Sennebogen-Baustelle erkennt man am oberen Rand noch die Grundrisse des alten Hofes
aufgenommen April 2020
Bild: Claudia Heigl

 

 

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 Die Sennebogen-Baustelle aufgenommen November 2020
Bild: Claudia Heigl

 

 

 

 

1 StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-8, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 56 – Ende Steinach, 1859 - 1906
2 StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-12, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 66 – Ende Steinach, 1906 - 1960

 

Der verschwundene „Lehmoos-Hof“

weitere Schreibweisen: Leimos, Lehmoos, Lemmeshof, Hof im Lehmoos

 

von Claudia Heigl

 

 

In der viertältesten Urkunde des ehemaligen Schlossarchivs von 1410 wird der Hof im „Leimos“ bereits erwähnt, der im Eigentum der Warter von Steinach war1.
Er war nach Schloss und Pfarrhof, das drittgrößte Anwesen in Steinach.

Der stattliche Hof lag an der Grenze zum Steinacher Moos, inmitten des fruchtbaren Lössbodens südlich von Steinach, „etwa eine 1/8 Stunde vom Dorf entfernt“, wie Josef Schlicht schreibt.

15832 wird er als  Lemmeshof oder Hof im Lehmoos bezeichnet, auf dem ein Hans Schuhbauer Leibrecht hat.
Schuhbauer dient jährlich mit 2 Schaff Weizen,  2 Schaff Korn, 2 Schaff Gerste, 2 Schaff Hafer, Wiesengilt 25 kr 2 Pfg, 2 Gänse, 10 Händl, 30 Eier und einem Kalb an die Steinacher Schlossherrschaft.

16233 hat ein Michael Wolf, der Stiefsohn von Wolf Schuhbauer das Leibrecht auf dem Hof. Bewirtschaftet wird er jedoch von einem Hans Haas. Der Bauer zahlt Steuer für ein Roß, vier Ochsen, drei Kühe, einem Fohlen und vier Schweine.

 

 

Steinach LehmoosDie rot eingezeichneten Felder werden höchstwahrscheinlich zum Lehmoos-Hof gehört haben
Beim "Lehmosgartenfeld" dürfte der Standort der Hofstelle gewesen sein.
Quelle: Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

Danach wird der Hof in keinem Steuerregister mehr erwähnt.

Vermutlich sind die Besitzer bereits beim ersten Schwedeneinfall im November 1633 umgekommen und der Hof wurde zerstört.
Nachdem das Schwedenheer dreimal in der Gegend waren – 1633, 1641, 1647 – und dabei viele Höfe zerstört und ihre Bewohner getötet haben, dauerte es Jahrzehnte bis die Höfe wieder alle bewohnt waren und die Felder wieder bewirtschaftet werden konnten.

Der Name erscheint erst wieder im Hofanlagsbuch von 17524. Jedoch bei einem Hof an ganz anderer Stelle – nämlich bei dem Hof des Simon Hien am Ortsrand von Steinach (alte Hs.Nr. 17, an der Bachstraße)

 

Schaut man sich das Liquidationsprotokoll von 18385 an, so findet man bei diesem Hof u.a. auch die Felder mit den Flurnamen:

  • Lehmosacker (Fl.Nr. 424-426)
  • Lehmoswiese (Fl.Nr. 481)
  • Lehmosgartenfeld (Fl.Nr. 482) (Hier könnte der Standort der Hofstelle gewesen sein.)
  • Lehmosacker (Fl.Nr. 483)
  • Lehmoosflecken (Fl.Nr. 484)
  • unteres Lehmosfeld (Fl. Nr. 493a)

 

Wie es scheint, wurde die alte Hofstelle im Lehmoos nicht mehr aufgebaut und die Felder dem späteren Dietl-Hof in Steinach Nr. 17 zugeschlagen

Ein Nachfahre des Simon Hien, Josef Dietl (*1812) erzählte dem Steinacher Schloßbenefiziaten und Heimatforscher Josef Schlicht noch, „dass er selbst die ursprüngliche Hofstelle mitten im Dietlfeld noch gekannt und den Hügel und Urbau in vielen hundert Wagenladungen abgefahren hatte.“

 

Nach dem 30jährigen Krieg (1618 – 1648) sind in Steinach, gerade im unteren Dorf, einige Hofstellen verschwunden, bzw. verwaist gewesen.

Damit wurde der Dietl-Hof, wie er später genannt wurde, einer der größten Höfe in Steinach, der 1838 die Haus Nr. 17 erhielt.

 

2020 benannte die Gemeinde Steinach die neue Straße von der Kreisstraße SR 8 zum Gewerbegebiet Steinach Süd „Zum Lehmoos“, zur Erinnerung an die uralte Hofstelle und Flurbezeichnung.

 

 

 

lehmoos mit strassenZur besseren Orientierung die ursprüngliche Hofstelle, überlappt mit einer aktuellen Karte und den heutigen Straßenverläufen.

Quelle: Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

1 Schlicht Josef, „Steinach – ein niederbayerisches Geschichtsbild“, veröffentlicht im Straubinger Tagblatt Nr. 39 am 01.08.1881, Lfd.Nr. 9 der Reihe, Hans von Warter verkauft seinen Anteil vom Schlossgut an seinen Bruder Ersasmus von Warter. Dazu gehörter auch der Hof zu Leimos
2 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, S. 96
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
4 BayHStA München, Hofanlagsbuchhaltung 248, Hofmark Steinach 1752
5 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach 1838

 

 

Das Nebenhaus des Wirtshauses in Agendorf

neue Anwesen Hs.Nr. 46

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Das heutige Anwesen in der Mitterfelser Str. 10 in Agendorf gehörte ursprünglich zum Wirtsanwesen in Agendorf.

 

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 Links vom Wirtshaus das ehemalige Nebenhaus und heutige Stautner-Anwesen
aufgenommen Oktober 2018
Bild: Claudia Heigl

 

 

Die Bierbrauerseheleute Hedwig und Jakob Dietl von Straubing erwerben 1876 das Wirtsanwesen von Anna Maria und Franz Xaver Stierstorfer mit insgesamt 76 Tagwerk Grundbesitz.

 

1876 wird aus der Fl.Nr. 5 eine Teilfläche weggemessen und die Fl.Nr. 5 ½ gebildet, worauf die Dietl’s ein neues zweistöckiges Wohnhaus errichten – dass die neue Hs.Nr. 46 erhält.

 

 

Ortsplan Agendorf174bRechts vom Wirtshaus das Nebenhaus
Quelle: Vermessungsamt Straubing, Ortsplan Agendorf Nr. 174b

 

Es diente als Wohnung für Dienstboten. Das neue Haus hatte mit dem Wirtshaus gemeinsame Rechte: Brunnenrecht, Backofenrecht, und eine gemeinsame Ein- und Ausfahrt mit dem Wirtsanwesen Nr. 45.

 

fo agdf 161 Das Stautner-Anwesen um 1940
(Bild: Familie Stautner, Agendorf)

 

 

Am 06.07.1880 verkaufen die Bierbrauerseheleute das Haus zusammen mit 8 Hektar Grundbesitz um 16.457 Mark an Michael und Franziska Stautner von Grafenkirchen.

Bei dem Anwesen handelte es sich um das zweistöckige Wohnhaus mit Stallung unter einem Dache und Stadel.  1889 kommt noch ein neuer Kuhstall hinzu.


1908 übernimmt Josef Stautner den Grundbesitz von seinen Eltern. 1910 vermählt er sich mit der Bauerstochter Theres Alt von Grafenkirchen.

 

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Besitzer Stautner

 

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Josef und Theres Stautner um 1915
(Bild: Familie Stautner, Agendorf)

 

 

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Josef Stautner mit Tochter Therese (*1912) auf dem Gäuwagerl
aufgenommen ca. 1915
(Bild: Familie Stautner, Agendorf)

 

 

 

 

 

Quellen:
Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep. 127), Sig. 17/2-10, Umschreibeheft zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1859 - 1894
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep. 127), Sig. 17/2-14, Umschreibeheft zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1894 - 1960

 

Stand:
23.05.2021