Der ganze Söldnerhof - heute Hilmer

 

von Claudia Heigl

 

 

Wahrscheinlich handelt es sich bei diesem Hof um den Rest des ursprünglichen Ministerialsitzes der Grafen von Bogen, die den „Pernzeller“ verliehen worden waren und auf dem 1446 noch die Familie Pernzeller saß.

1446 verpflichtet sich ein Michael Pernzeller von Bärnzell jährlich ein Pfund Wachs an die Pfarrkirche St. Michael zu geben, die sein seliger Vater gestiftet hat, als er ihm die Hofwiese und Hofmühle in Gschwendt vermacht hat1.

15252 wird die Familie Söldner erstmals urkundlich in Bärnzell genannt. Der Familienname leitet sich von dem Bewirtschafter einer „Sölde“ ab.

Sie könnten ggf. Nachfahren der Pernzeller gewesen sein, denn der große Hof in Bärnzell war „freilediges“ Eigentum. D.h. es war ein freies voll nutzbares Eigentum und von keinem Grundherrn abhängig. In ganz Ober- und Niederbayern waren nur 4 % der Höfe freieigen. Diese Bauern wurden auch „Freisassen“ genannt. Das war für Bauernfamilien sehr ungewöhnlich und dürfte noch auf die ursprünglichen „Ministeriale“ der Grafen von Bogen zurückgehen.

Der große Hof umfasste in etwa 265 Tagwerk an Grundbesitz, davon waren in etwa 168 Tagwerk Wald.
Neben diesem freien Hof, hatten die Söldner noch
- eine Zubausölde auf Erbrecht vom Chorherrenstift Pfaffmünster verliehen bekommen. Es hatte ein Innhaus und umfasste nochmals ca. 30 Tagwerk an Grundbesitz.
- Dazu kamen noch ein „Holzwachs“, also ein Wald, am Haidenberg und
- 7 Tagwerk Wiese, die beide dem Chorherrenstift in Münster gehörten.
Die Söldner bewirtschafteten also insgesamt 300 Tagwerk Grundbesitz. Dies war mit Abstand der größte Hof im ganzen Umkreis.

 

 

fo baern 5

 Das Hilmer-Anwesen aufgenommen ca. 1965
(Bild: Familie Hilmer, Bärnzell)

 

 

1525 verkaufen Georg und Katharina Söldner ihr Erbrecht auf der Sölde in Bärnzell (hier ist die Seidl-Sölde Hs.Nr. 1 gemeint) an den Steinacher Pfarrer Wolfgang Hofer.

1558 besitzt ein Hans Söldner den großen Hof, der mit einem Wert von 60 Regensburger Pfennige veranschlagt wird. Dazu gehört noch die Zubausölde mit einem Wert von 10 Reg. Pfg.
Im Vergleich: Die Seidlsölde (Hs.Nr. 1) in Bärnzell hat einen Wert von 14 Reg.Pfg. und der benachbarte Foidl-Hof (Hs.Nr. 2) einen Wert von 30 Pfg.


15733 und 15734 zahlt wieder ein Hans Söldner (evtl. der gleiche oder ein Sohn?) Steuer für die Sölde, für 7 Tagwerk Wiese und dem Wald am „Haidenberg“ an das Chorherrenstift.

1586 sitzt ein Wolf Söldner (Söllner) auf dem Hof5.
16126 wird der Hof mit einem Wert von 140 Pfund Pfg. bewertet. Wolf Söldner besitzt sechs Rösser, zwei Fohlen, sieben Kühe, drei Jungrinder, sechs alte Schafe, vier junge Lämmer und zwei Frischlinge.
Desweiteren besitzt er noch die Sölde, den Wald am Haidenberg und sieben Tagwerk Wiese.

Nachfolger wird ein Andreas Söldner, der 1636 bereits verstorben ist. Er hatte die Witwe Maria Kropf geheiratet, die den „Kirchhof“ in Rotham zunächst in die Ehe mitbringt. 1636 übergibt sie ihrer Tochter Eva Kropf aus erster Ehe und deren Ehemann Michael Hien den Hof in Rotham7.

 

Soeldner Georg Besitzer

 

1640 sind Johann Söldner und dessen Ehefrau Walburga, geb. Sauer Hofbesitzer8. Sie bekommen vom Prior des Karmelitenklosters zusätzlich zu ihrem umfangreichen Besitz auch noch die verwaiste „Seidlsölde“ in Bärnzell auf Erbrecht verliehen.


Beide haben einen Sohn:
- Johann *27.01.1640 heiratet 1672 die Söldnerstochter Walburga Resch von Münster Nr. 30 und wird dort zwischen 1672 und 1678 als Tagelöhner genannt9.

Um 1645 ist Johann mit Anna Kirchdorfer von Matting verheiratet. Aus dieser Ehe gehen nochmals sechs Kinder hervor:
- Barbara *1646
- Christoph (1650-1712), Hofnachfolger
- Maria heiratet 1672 den Weber und Söldner Christopher Fuchs von Gschwendt Nr. 10
- Ursula *1656
- Georg *1658
- Christopher heiratet 1683 die Pellhamer Bauerstochter Elisabeth Deblinger. Er ist als Tagelöhner in Auhof und Bärnzell anzutreffen. Nach einjähriger Ehe stirbt Christoph 1684 und die Witwe verheiratet sich mit dem Söldner Paul Käpel von Bärnzell Nr. 2

 

Im 17. Jahrhundert war es nicht ungewöhnlich, dass ein Ehepaar mehrere lebende Kinder gleichen Namens hatte. Ausschlaggebend war hier der Taufpaten, dessen Vorname die Kinder immer erhielten. Bei den Söldner-Kindern war der wohlhabende Gschwendter Handelsmann Christoph Wagner und seine Ehefrau Barbara Taufpaten.

1651 verkaufen Hans und Anna Söldner die „Seidlsölde“ in Bärnzell wieder an Anna’s Eltern Georg und Dorothea Kirchdorfer10.

 

 

Sohn Christopher Söldner übernimmt etwa 1673 den Hof von den Eltern. Er heiratet die Bauerstochter Maria Foidl von Agendorf.
Das Ehepaar hat mind. sechs Kinder:
- Maria (1674-1736) heiratet 1694 den Rothamer Bauern Georg Hien
- Barbara (1677-1742) heiratet 1699 den Gschwendter Bauern Georg Stubenhofer
- Simon (*1679) heiratet 1708 in Stallwang die Bauerswitwe Lanzinger Maria, geb. Landstorfer von Reichersdorf und wird dort Bauer
- Magdalena (*1682)
- Mathias (*1688) Hoferbe
- Ursula (+1727) heiratete 1716 den Bauern Johann Pösl von Oberniedersteinach Nr. 8

 

Es folgt ca. 1712 Mathias Söldner, der sich als Bäuerin die Bauerstochter Eva Geiger vom Unterharthof auf den Hof holt.
Das Ehepaar hat mind. neun Kinder, von denen vier das Erwachsenenalter erreichen:
- Georg Joseph (1714-1718)
- Anna Maria heiratet 1736 den Bauern Wolfgang Haimerl von Rattiszell
- Walburga (*1716) heiratet den Hornstorfer Bauern Wolfgang Loichinger
- Andreas (*1718)
- Andreas (1719-1720)
- Katharina (*1721)
- Maria Eva (*1723) heiratet 1745 den Bauern Franz Hartberger von Steinach Hs. Nr. 24
- Michael Georg (1724-1797), Hoferbe
- Anna (*1725)

 

Soeldner Johann Besitzer

 

Michael Georg Söldner übernimmt ca. 1750 den Hof und vermählt sich mit Magdalena Eberl von Grabmühl. Aus der Ehe gehen mind. vier Kinder hervor:
- Anna Maria (*1748)
- Simon (*1751)
- Johann Georg (*1756) Hoferbe
- Anna Maria (1777-1850) heiratet 1802 den Müller Martin Lang von Wolferszell

 

Es folgt Johann Georg Söldner ca. 1778 seinem Vater als Hofnachfolger nach. Als Ehefrau nimmt er die Gschwendtner Bauerstochter Maria Löffler zur Frau.
Das erste Kind kommt bereits zwei Monate nach der Hochzeit zur Welt. Weitere sechs folgen:
- Johann Michael (*14.03.1778)
- Georg heiratet 1804 die Agendorfer Bauerstochter Anna Maria Zeindlmeier (1776-1822) und wird als Bauer in Wolferszell Nr. 15 sesshaft.
- Walburga (1783-1809) heiratet Martin Hien, den lebenslustigen Berghofbauern, der schließlich den ganzen Berghof durchbringt. Die junge Bäuerin stirbt jedoch bereits nach sechs Jahren Ehe an Wassersucht.
- Joseph (*1788)
- Anna (*1790)
- Martin (*1791) heiratet Katharina Hierl von der Kumpfmühl b. Konzell und erwirbt 1825 dem „1/2 Gmeinwieserhof“ in Unterzeitldorn. 1835 vermählt er sich in zweiter Ehe mit Anna Ittlinger aus Mallersdorf.
- Jakob (*1794), Hoferbe

 

Am 15.11.1821 übergibt Georg Söldner den insgesamt 300 Tagwerk großen Hof an seinen Sohn Jakob Söldner, der zwei Wochen später Walburga Rothamer von Rotham zur Frau nimmt.
Es kommen insgesamt elf Kinder in Bärnzell zur Welt:
- Martin (*1822)
- Jakob (*1823)
- Magdalena (*1824)
- Anna Maria (*1826)
- Walburga (1828-1901) heiratet 1855 den Bauern Johann Baptist Heisinger von Hoerabach
- Joseph (*1830)
- Franz Xaver (*1831 +)
- Johann Evangelist (1831-1832)
- Johann Georg (*1833)
- Franz Xaver (1835-1836)
- Theresia (*1840)

 

Am 31.08.1841 verkaufen Georg und Walburga Söldner ihren ganzen Besitz in Bärnzell um 43.000 Gulden dem Steinacher Schloss- und Gutsbesitzer Eduard Freiherr von Berchem und erwerben hierfür einen Hof in Schambach.
Damit endet die jahrhundertelange Geschichte der Familie Söldner in Bärnzell.

 

 Soeldner Michael Besitzer

 

 

Am 17.02.1848 verkauft der Gutsbesitzer die Hofstelle, zusammen mit 46 Tagwerk Grund an Hilmer Johann Georg und Therese, geb. Obermayer. Den gesamten umfangreichen Waldbesitz (das sog. Söldnerholz) behält der Baron jedoch für das Gut Steinach zurück. Der spätere Gutsbesitzer August von Schmieder wird ihn zusammen mit weiterem Waldgrundstücken an den Wittelsbacher Ausgleichsfond verkaufen.

Georg Hilmer stammt von dem Bauernhof aus Wiesenzell und seine Ehefrau Theresia Obermayer von dem Hof auf dem Herrnberg bei Ascha. Beide hatten 1842 geheiratet und von da ab den Hof in Bärnzell bewirtschaftet. 1848 können sie ihn von dem Gutsherrn kaufen.
Zwölf Kinder gehen aus der Verbindung hervor, die alle in Bärnzell geboren sind:
- Theresia (*1843 +)
- Theresia (*1844)
- Joseph (1846-1919) heiratet 1879 die Wirtstochter Kreszenz Loichinger von Wolferszell und übernimmt das Wirtshaus der Schwiegereltern
- Helena (1847-1915) heiratet 1878 den Hafner Jakob Echinger von Steinach Nr. 65
- Anna Maria (*1849)
- Karolina (1851-1935) heiratet 1881 den Söldner Franz Xaver Bachl von Steinach Nr. 8
- Maria (*1853)
- Xaver (1855-1917), Hoferbe
- Anna Maria (*+1857)
- Anna Maria (1861-1861)
- Anna Maria (*1862)
- Johann Baptist (*1865) heiratet 1892 die Baderstochter Helena Hagenauer von Steinach und erwirbt mit ihr das sog. Schneidergütl Hs.Nr. 8 in Wolferszell

 

Hilmer Besitzer

 

 

Sohn Xaver übernimmt 1879 den Hof in Bärnzell und heiratet die Steinacher Bauerstochter Maria Dietl.

Das Ehepaar hat zehn Kinder:
- Joseph (1881-1957) heiratet 1919 in den Hof der Witwe Magdalena Sieber von Steinach Nr. 14 ein.
- Franz Xaver (*+1882)
- Maria (1884-1952) heiratet den Nachbarn Franz Xaver Retzer von Bärnzell
- Theresia (*1885)
- Franz Xaver (*1886)
- Johann Baptist (*1889)
- Karl (*1890), Hoferbe
- Theodor (*1892)
- Katharina (1897-1972) heiratet 1928 den Steinacher Schmied Xaver Hierl
- Ludwig (1898-1936), blieb ledig auf dem Hof

 

 hilmer xaver maria

Maria Hilmer und Xaver Hilmer mit seinem Ochsen- und Pferdegespann
(Bilder: Familie Hilmer, Bärnzell)

 

 

1928 übernimmt Sohn Karl Hilmer den Hof, der die Bauerstochter Therese Heisinger von Hoerabach heiratet.

 fo baern 4

 Therese und Karl Hilmer
(Bild: Familie Edenhofer, Steinach)

 

 fo baern 1

v.l. Karl Hilmer, Therese Hilmer (geb. Heisinger), Maria Retzer (geb. Hilmer), Katharina Hierl (geb. Hilmer), ?,?, Ludwig Hilmer
vorne liegend Xaver Hierl, Schmied in Steinach
aufgenommen ca. 1930
(Bild: Familie Edenhofer, Steinach)

 

 

fo baern 6

 Der Hilmer-Hof aufgenommen 1980
(Bild: Familie Hilmer, Bärnzell)

 

 

 

 

1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B157, fol. 19, Sal- und Stiftbuch der St. Michaels-Pfarrkirche in Steinach mit Abschriften der Kaufbriefe u.a. Urkunden der Kirche undatiert
2 BayHStA, Karmelitenkloster Straubing, Urkunden 218
3 BZA Regensburg, KL 5 Nr. 111, Salbuch des Chorherrenstifts St. Tiburtius zu Pfaffmünster 1573, fol 6
4 BZA Regensburg, KL 5 Nr. 110, Salbuch des Chorherrenstifts St. Tiburtius zu Pfaffmünster 1578, fol 17
5 BayHStA, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1124, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibungen des Kurpfalzbayrischen Landgerichts Mitterfels, Scharwerksregister 1586, S. 282
6 StA Landshut, Landschaft Unterlands Nr. 1224, Steuerbuch LG Mitterfels 1612, fol 1‘
7 StA Landshut, Regierung Straubing A3983, Michael Hien, Bauer zu Rotham, gegen das Kastenamt Straubing bzw. Georg Brindl, Bauern ebenda, wegen Blumbesuchs für einen ganzen Hof, in der Akte  Übergabebrief des Khropf-Hof in Rotham vom 29.03.1636
8 BayHStA, Karmelitenkloster Straubing, Urkunden 402
9 Taufen der Kinder Maria *1672, Christina *1673, Ursula *1676; Kunigunde *1678
10 BayHStA, Karmelitenkloster Straubing, Urkunden 431

 

 

Die Aichmühl

frühere Schreibweisen: Aimühl, Aymühl und Aumühl

 

von Claudia Heigl

 

 

Entlang der Kinsach, finden wir in unserem Gemeindebereich die Mühle in Wolferszell und die Bruckmühle. Dazwischen liegt die Aichmühl, die jedoch interessanterweise zur Gemeinde Mitterfels gehört und dort an deren äußersten Gemeindegrenze liegt. Seelsorgerisch gehört die Einöde zur Pfarrei Steinach.
Die Mahlmühle wurde Mitte des 20. Jahrhunderts eingestellt, das dazugehörige Sägewerk ist heute noch in Betrieb.

 

Bis zum 30jährigen Krieg bewirtschaftete der Aichmüller auch den höher gelegenen Hof auf dem Pürstenberg. Mühle und Hof scheinen zusammengehört zu haben.

 

aichmuehl puerstenberg 2020

Im Vordergrund die Aichmühl, dahinter auf dem Berg der Hof auf dem Pürstenberg
aufgenommen im November 2020
Bild: Claudia Heigl

 

 

Am 30. September 1465 verkauft Martin Sattelbogener zu Lichteneck die Aichmühl mit Vogtei, Scharwerk und aller Gerechtigkeit an das Kloster Oberalteich[1]. Die Sattelbogener waren Ministeriale der Grafen von Bogen und dies lässt daher auch den Schluss zu, dass sowohl der Pürstenberger Hof, wie auch die Mühle in das Herrschaftsgebiet der Grafen von Bogen gehörten. In den Salbüchern des Augsburger Domkapitel werden beide Besitzungen nicht aufgeführt.

Den Hof auf dem Pürstenberg finden wir 1478 im Besitzer einer Straubinger Patrizerfamilie, während die Aichmühl bis zur Säkularisation im Eigentum des Oberalteicher Klosters bleibt.

 

Die Mühle gehörte früher zur Pfarrei Pfaffmünster

Wie der Pürstenberger Hof, gehörte die Aichmühl zur Pfarrei Pfaffmünster und wurde erst 1862 in die Pfarrei Steinach umgepfarrt, zu der sie auch heute noch gehört.
Die Aichmüller mussten also ihre Kinder in Münster taufen lassen, dort heiraten und wurden auch auf dem Münsterer Friedhof beerdigt. Dabei mussten sie, um in die Pfarrkirche Münster zu gelangen, das viel näher gelegene Dorf Steinach durchqueren. Wobei aber einige frühe Tauf- wie Sterbeeinträge, aufgrund der Nähe, auch in der Pfarrei Steinach zu finden sind.

 

uraufnahme aichmuehl

Der Verlauf der Gemeindegrenze zwischen Steinach und Mitterfels an der Aichmühl um 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas, Uraufnahme

 

 

 

Die Müller auf der Aichmühl und die Bauern auf dem Pürstenberg

1488 fungiert ein Hans Aichmüller zu der Aichmühl als Schöffe bei einem Prozess zwischen den beiden Steinacher Jörg Fleischmann und Peter Pekh[2].

In den Sal- und Steuerbücher finden wir auf der Aichmühl und auf dem Pürstenberg immer die gleiche Familie:

1538 zahlt ein Andreas Mülner (auch Andreas Engl) auf sein „Erb(recht) aufm Pirschenperg“ und für die „Gerechtigkeit auf der Mühl“ Steuer[3].
1545 dient Andre Aichmüller von der Mühl mit 6 Schilling Reg. Pfennige und zwei Stifthennen und von dem Hof auf dem Berg 6 Schilling 8 Reg. Pfennige[4].
Dieser Andreas wird abwechselnd als Müller, Engl und Aichmüller genannt. Hier dürfte es sich um die identische Person handeln.

 

1558 zahlt Jorg Aumüllner vom Hof und für die Mühle Steuer[5].

1586 hat ihn Andreas Rosenhamer als Lehen empfangen[6]. Ein Kaspar Rosenhamer ist um diese Zeit auch auf der Bruckmühle zu finden.

1593 dient ein Veit Rosenhamer von der Mühle 6 Schilling Reg. Pfg. und Stiftgelt 4 Reg. Pfg.[7] an das Kloster Oberalteich.

1612 bewirtschaftet der Müller Erasm Aufleger neben der Aichmühle auch den Pürstenberger Hof, auf dem er Erbrecht hat und dafür an die Bruderschaft Straubing zinst[8].  Der Pürstenberger Hof wird mit einem Wert von 53 Pfund Reg. Pfg. angesetzt und die Mühle mit einem Wert von 88 Pfund Reg. Pfg.
Der Müller besitzt zwei Rösser, vier Kühe und 4 Jungrinder.

 

Es finden sich keine Hinweise ob die Aichmühle, wie auch die benachbarte Mühle in Wolferszell und die Bruckmühle, 1633 bzw. 1641 von den schwedischen Soldaten im Laufe des 30jährigen Krieges geplündert bzw. zerstört wurde. Dies ist jedoch sehr wahrscheinlich.

 

Ab ca. 1639 bis 1642 finden wir die Eheleute Johann und Jakobe Schöffleitner (Scheffleutner) als Müllerseheleute auf der Aichmühle, sowie als Bauerseheleute auf dem Pürstenberg.
In den Steinacher Taufbüchern sind zwei Kinder verzeichnet (Johann *+ 1639 und Eva *+1642), die jedoch nach ein paar Wochen sterben.
Lediglich von einem Sohn namens Georg Schöffleitner findet sich am 04.07.1670 in Kirchroth ein Heiratseintrag, als der Barbara Landsdorfer von Thurasdorf b. Wiesenfelden heiratet. 1671 stiftet er die Wolferszell Mühle, d.h. er pachtet sie auf Zeit.  Aber bereits ein Jahr später zieht er weiter und lässt sich als Wirt in Höhenberg b. Perasdorf nieder.

Am 23.12.1643 stirbt Johann Schöffleitner. Bei seinem Sterbeeintrag steht nur noch „von Pürstenberg“.   Evtl. ist die Mühle zu diesem Zeitpunkt schon wieder zerstört.

Die Witwe Jakobe Schöffleitner heiratet vier Monate später im April 1644 den Witwer Sixtus Widmann von Oberparkstetten, der jedoch nur noch als Bauer auf dem Pürstenberg wirtschaftet.

Die Mühle wird von nun an separat bewirtschaftet.

.

 

Schoeffleitner Besitzer

 

 

 

aichmuehl 1958

Die Aichmühl 1958
links vom Mühlgraben das Sägewerk, rechts die Mahlmühle mit dem Wasserrad und dem Wohnhaus
Bild: Familie Breu

 

 

Die Müller auf der Aichmühl

Im Mai 1643 wird Georg Kagermaier bereits auf der Aichmühl genannt[9].  Von ihm und seiner Ehefrau Anna sind fünf Kinder bekannt:
- Wolfgang (*02.04.1644)
- Barbara (*1645) heiratet 1671 den Steinacher Bäcker Ägid Riederer.
- Adam (1650-1685) heiratet 1676 die Söldnerstochter Apolonia Reicherstorfer von Münster. Er wohnt zunächst mit seiner Familie auf der Aichmühl, wo auch drei Kinder zur Welt kommen und wird dann Müller in Socka bei Falkenfels. Seine Witwe heiratet nach seinem Tod 1687 den Schuhmacher Sebastian Ring von Falkenfels.
- Maria heiratet 1674 in Münster den Tagelöhner Johann Schreyer von Furth
- Adam (*1659) übernimmt die Aichmühl

 

Kagermaier Besitzer

 

 

Sohn Adam Kagermaier übernimmt die Mühle und nimmt 1687 die Bauerstochter Margaretha Fuhrmann von Sossau zur Ehefrau. Aus der Ehe gehen sieben Kinder hervor von denen nur bei zwei der weitere Lebensweg bekannt ist:
- Maria (*1689) heiratet 1720 Mathias Rorck
- Ursula heiratet 1731 in Kirchroth den Bauern und Witwer Johann Pösl von Unterniedersteinach Nr. 5

 

 

1720 ist Adam Kagermaier bereits verstorben und 1728 ist ein Paul Zankl Müller auf der Aichmühl[10].

1735 ist ein Johann Georg Schlierff auf der Mühle als Müller anzutreffen. Von ihm und seiner Ehefrau Magdalena sind neun Kinder bekannt:
- Johann Christopher (1732-1789) übernimmt die Mühle
- Magdalena (*1735) heiratet 1762 den Steinacher Jäger Joseph Pentinger
- Theresia (*1737)
- Johann Georg (*1738)
- Franz (*1741)
- Anna Maria (1743-1781) heiratet 1775 den Steinacher Schuster Johann Nepomuk Fuchs
- Josef (*1744)
- Johann Georg (*1747)
- Katharina (*1749)

 

Die Mühle übernimmt der älteste Sohn Christopher Schlierff, der die Bauerstochter Magdalena Bauer von Kirchroth heiratet. Als die junge zweifache Mutter im Alter von 29 Jahren stirbt, holt sich der Witwer die Steinacher Metzgerstochter Anna Maria Zeiler als zweite Ehefrau auf die Mühle.

Sohn Martin Schlierff aus erster Ehe übernimmt ca. 1789 die Mühle und vermählt sich mit der Wirtstochter Ursula Lohr von Oberparkstetten. Als der Müller mit 33 Jahren stirbt, heiratet die Witwe 1796 den Müllerssohn Johann Baptist Kötterl von Mitteröbling.
In Kötterl’s Zeit fällt 1803 die Säkularisation des Klosters Oberalteich, bei der der Müller die Grundherrschaft des Klosters ablöst. Ab diesem Zeitpunkt ist die Aichmühle „Ludeigen“ und nicht mehr von einem Grundherrn abhängig.
Der Müller lebt nicht in guter Nachbarschaft mit dem Pürstenberger Bauern Mathias Wolf. Es scheint zu Gewalttätigkeiten gegenüber dem Bauern gekommen zu sein, die vor Gericht untersucht werden[11].

 

 

Schlierff Koetterl Besitzer

 

 


Wie die Untersuchung ausgeht ist nicht bekannt, die Müllersfamilie Kötterl zieht jedoch dann weg und es folgen 1807 Martin und Anna Maria Solleder von Schambach[12].
Von dem Ehepaar sind drei Kinder bekannt:
- Anna Maria (*1801 in Schambach) heiratet 1819 Sebastian Bachmaier von Steinach Hs.Nr. 18 und 1822 Johann Hahn.
- Joseph (*1804 in Schambach) folgt dem Vater nach
- Theresia (*1805 in Ittling) heiratet 1838  den Kramer Martin Färber von Münster (den Bruder ihrer Schwägerin Anna Maria Färber)

1812 stirbt die 40jährige Müllerin an Mutterentzündung und der Witwer vermählt sich drei Monate später mit der Müllerstochter Justina Fürnstein von Mundlfing.

 

1827 heiratet Sohn Joseph Solleder die Bauerstochter Anna Maria Färber von Agendorf die bereits zwei voreheliche Kinder von ihm zur Welt gebracht hat. Weitere fünf Kinder werden auf der Aichmühl geboren, von denen vier bald versterben.

 

Solleder Besitzer

 

1834 verkaufen die Müllerseheleute die Mühle an den Wolferszeller Bauern Michael Hartberger und ziehen nach Unterzeitldorn Hs.Nr. 7, später Nr. 9. Hier kommen nochmals acht Kinder des Ehepaares Solleder zur Welt. 1848 errichten beide eine Neuansiedlung in Friedenhain[13].

Michael Hartberger ist der Sohn des Steinacher Bauern Johann Michael Hartberger (1763-1810) und der Bauerstochter Maria Anna geb. Rothamer. Nachdem der Vater starb, als der kleine Junge fünf Jahre alt war, heiratete seine Mutter den Bauern Johann Michael Dietl von Wolferszell Nr. 19.  1822 übernimmt Michael den Hof des Stiefvaters in Wolferszell, den er 1834 verkauft und dafür die Aichmühl erwirbt.
Er ist mit der Bauerstochter Anna Dietl von Steinach Nr. 17 verheiratet. Mit ihr hat er zwölf Kinder, von denen sechs in Wolferszell und sechs auf der Aichmühl geboren werden.
Sechs der Kinder erreichen das Erwachsenenalter:
- Anna (*1827)
- Franziska (*1832)
- Johann Baptist (*1833)
- Michael (1834-1893) bleibt ledig und stirbt im Alter von 59 Jahren an einem Lungenleiden
- Karolina (1836-1876) bleibt ebenfalls ledig und stirbt mit 39 Jahren an einem Herzschlag
- Theresia (*1839)

Im Alter von 40 Jahren stirbt Anna Hartberger an „zurückschreitender Gicht“.

Der Witwer heiratet ein Jahr später die Rothamer Bauerstochter Margaretha Foidl, die ihm nochmals sieben Kinder schenkt:
- Johann Baptist (*1847)
- Alois (1848-1893), Nachfolger
- Josef (*1850)
- Katharina (*1851) heiratet 1879 den Wagner Joseph Köppl von Steinach Nr. 44
- Die Zwillinge Georg und Maria (*12.11.1852) sterben kurz hintereinander nach der Geburt
- Johann Georg (*1854)

 

 

 

Michael Hartberger ist auch 1840 der Erbauer der Kapelle bei der Aichmühl.
1984 wurde die Kapelle aufwendig renoviert und am 30. September 1984 durch BGR Ludwig Dotzler eingesegnet. Dabei wurde fast alles erneuert, ohne dass die Grundform verändert wurde.
Von der alten Ausstattung ist das Armenseelenbild im Antependium erhalten geblieben.

 

kapelle aichmuehle

 Die Aichmühler Kapelle aufgenommen im Februar 2022
Bild: Claudia Heigl

 

 

 

Mühle und Sägewerk

Wann genau neben den Mahlgängen auch eine Schneidsäge in der Mühle installiert worden ist, lässt sich nicht genau nachvollziehen. Im Grundsteuerkataster von 1842 wird das Mühlanwesen wie folgt beschrieben: Wohnbau, Mahlmühle mit radizierter Mahlmühlgerechtigkeit unter einem Dache, Schneidsäge, Stall und Stadl unter einem Dache, Hofraum mit Pumpbrunnen[14]. Wahrscheinlich dürfte die Säge jedoch schon viel länger vorhanden gewesen sein. Auf der Uraufnahme von ca. 1827 ist sie ebenfalls schon eingezeichnet.

In der näheren Umgebung finden wir nur noch in Gschwendt eine Schneidsäge, alles andere waren reine Mahlmühlen.

 

 muehlgraben

 Das Wasserrad im ehemaligen Mühlgraben wurde durch Turbinen ersetzt, die Strom erzeugen und auch das Sägewerk antreiben.

 

saegemuehle 2022

 Das Sägewerk

 

 

muehlbach kinsach

Hinter dem Sägewerk laufen die Kinsach (links) und der Mühlgraben (rechts) wieder zusammen.

 

 

wehr aichmuehle

Der Wasserzulauf des Mühlgrabens durch die Kinsach kann mittels eines Wehr oberhalb der Mühle reguliert werden.
links das Bachbett der Kinsach, rechts der künstliche Mühlgraben
Bilder: Claudia Heigl, Februar 2022

 

 

Sohn Alois Hartberger übernimmt 1873 die Mühle von den Eltern. Ein Jahr später heiratet er Franziska Bachmaier von Biel, die acht Kinder zur Welt bringt, von denen die ersten beiden bereits im Säuglingsalter versterben:
- Kreszenz (*1878)
- Franziska (*1880), erwirbt 1901 die Mühle von der Stiefmutter und verkauft sie 1903 wieder.
- Theresia (*1881)
- Franz Xaver (1882-1885) ertrinkt mit zwei Jahren im Mühlbach
- Joseph, Zwilling (1884-1890) stirbt mit fünf Jahren an einer Lungenentzündung
- Franz Xaver, Zwilling (*1884) heiratet 1909 in Zwiesel Waltraud Kuchler von Langdorf

1886 stirbt Franziska Hartberger nach einer Fehlgeburt im Alter von 38 Jahren. Fünf Monate später holt der Müller Franziska Daiminger von Trebersdorf für seine kleinen Kinder eine neue Mutter ins Haus.

Die junge Frau bringt nochmals fünf Kinder zur Welt, von denen nur die jüngsten beiden Söhne überleben:
- Joseph (1891-1969) heiratet 1919 Franziska Sieber von Steinach und lässt sich in Steinach Nr. 18 nieder.
- Alois (1892-1969) heiratet 1921 die Schweizerstochter Maria Stadler von Steinach und wird Bahnschlosser in Simbach/Inn.

Alois Hartberger stirbt 1893 im Alter von 45 Jahren und hinterlässt seiner Witwe, die auch die Mühle erbt, die zwei eigenen kleinen Kindern und die vier unmündigen Stiefkinder.

 

Zwei Jahre später heiratet die Witwe Franziska Hartberger den Schmiedsohn Karl Herrnberger von Wolferszell. Das Paar bleibt noch bis 1902 auf der Aichmühl, dann verkauft Franziska Herrnberger die Mühle am 18.09.1901 an ihre 21jährige Stieftochter Franziska Hartberger. Karl und Franziska Herrnberger erwerben in Steinach das Haus des ehemaligen Dietl-Hofes Hs.Nr. 17 und ziehen dorthin.

 

 

Hartberger Besitzer

 

 

Franziska Hartberger veräußert die Mühle schließlich am 07.01.1903 an Johann Paulus von Thurau, der die 39jährige Maria Stelzl von Agendorf heiratet. Als seine Ehefrau nach 10jähriger Ehe stirbt, heiratet der Witwer ihre 14 Jahre jüngere Schwester Kreszenz Stelzl. Aus dieser Ehe gehen fünf Kinder hervor.

 

 

Paulus Besitzer

 

 

Die jüngste Tochter Kreszenz übernimmt 1953 die Mühle, die mit ihrem Ehemann Emmeram Breu das Anwesen weiterbewirtschaftet.
In diesem Jahr wird auch der Betrieb der Mahlmühle aufgegeben.

1960 wird zur Stromerzeugung und zum Betreiben des Sägewerkes eine Turbine eingebaut und damit das alte Mühlrad abgelöst.
1972 wird ein neuer Stall mit angebauter Scheune außerhalb des Grenzbaches errichtet.
1979 wird das Wohnhaus neu gebaut und ein Jahr später das alte Haus mit der Mühle abgerissen, um einen Lagerplatz und eine größere Zufahrt für das Sägewerk zu schaffen.

 

1984 übernimmt Sohn Emmeram Breu jun. den Hof, der eine neue Maschinenhalle errichtet und das Sägewerk in mehreren Schritten umbaut und vergrößert.

 aichmuehl 2020

 Die Aichmühl
Bild: Familie Breu

 

 

[1] BayHStA München, Kloster Oberalteich Salbuch 1616-1658
[2] Lachner Max, 800 Jahre Geschichte um Mitterfels, 2. Auflage, 1988, S.56
[3] BayHStA, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1124, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibungen des Kurpfalzbayrischen Landgerichts Mitterfels, Steuer und Anlagregister Landgericht Mitterfels 1538, S. 52
[4] BayHStA, KL Oberalteich 32, Salbuch Kloster Oberalteich 1545, fol 1r
[5] StA Landshut, Landschaft Unterlands Nr. 1181/3, Untertanen im Landgericht und Kasten Mitterfels 1558
[6] BayHStA, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1124, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibungen des Kurpfalzbayrischen Landgerichts Mitterfels, Scharwerksregister aller dem Gericht und Kastenprobstamt Mitterfels unerworfenene Höfe, Lehen, Sölden und Kleiner Häusl 1586, S. 282
[7] BayHStA München, Kloster Oberalteich
[8] StA Landshut, Landschaft Unterlands Nr. 1224, Steuerbuch Landgericht Mitterfels 1612, fol. 1
[9]  BayHStA, Kloster Oberalteich Urkunden 1502, Kaufurkunde über den Hof auf dem Kienberg vom 05.05.1643. Ein Georg Khagermayer zu der Aichmühl wird hier als Zeugen genannt.
[10] KB Pfarrmünster, Bd.2, S.283, FN 37, Trauzeuge bei Mathias Strohmayer, Bauer in Pürstenberg
[11] StALa, Landgericht ä.O. Mitterfels 2908, 1803-1806 Untersuchung gegen Johann Ketterl, Müller auf der Aichmühl, wegen Mißhandlung des Mathias Wolf, Halbbauers am Pürstenberg
[12] Chronik der Aichmühle, Familie Breu, Aichmühl
[13] Landstorfer Cornelia, Häuserchronik von Unterzeitldorn
[14] StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I -2, Urkataster Gemarkung Mitterfels Band 2 1842, Hs.Nr. 78

 

Der Hof auf dem Pürstenberg

 

(alte Schreibweisen auch: Bürstenberg oder Pirschenberg)

 

 von Claudia Heigl

 

 

 

puerstenberg 1991

Der Hof auf dem Pürstenberg
aufgenommen im September 1991
Bild: Pfarrarchiv Steinach, aufgenommen von Pfarrer Gerhard Mass

 

 

Westlich von Steinach oberhalb der Aichmühl liegt die Einöde Pürstenberg.
1811 wurde der Einödhof dem Steuerdistrikt Mitterfels einverleibt und ist heute noch ein Gemeindeteil vom Markt Mitterfels. Seelsorgerisch gehört die Einöde zur Pfarrei Steinach.

 

uraufnahme aichmuehl puerstenberg

Uraufnahme ca. 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Die frühe Geschichte des Hofes liegt im Dunkeln. Lt. Johannes Mondschein könnte es sich hier um das alte Ruizzinnesperge handeln[1].

Interessant ist auch, dass sowohl die Aichmühle, wie auch der Pürstenberger Hof seelsorgerisch bis 1862 zur Pfarrei Pfaffmünster gehört haben. Erst dann wurden sie in die viel näher gelegene Pfarrei Steinach umgepfarrt, wo sie auch heute noch dazugehören.
Das bedeutete für die ansässigen Familien, dass sie zu den Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen in die Pfarrkirche nach Münster mussten und dabei das viel näher gelegen Steinach durchquerten. Eine „Umgehungstraße“ gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Bis 1862 finden wir fast alle Kirchenbucheinträge in den Pfarrbüchern von Pfaffmünster. Gelegentlich fanden Taufen auch in Steinach statt.

Mühle und Hof scheinen zusammengehört zu haben, denn bis zum 30jährigen Krieg bewirtschaften die Müller der Aichmühl auch den Hof auf dem Berg.

 

aichmuehl puerstenberg 2020

Im Vordergrund die Aichmühl, dahinter auf der Anhöhe der Pürstenberger Hof
aufgenommen im November 2020
(Bild: Claudia Heigl)

 

 

Im Salbuch des Klosters Oberalteich ist vermerkt, dass 1465 Martin Sattelbogener zu Lichteneck die Aichmühle an das Kloster Oberalteich verkaufte[2].
Evtl. gehörte der Hof auf dem Berg auch dem Sattelbogener und wurde an einen anderen Eigentümer verkauft, denn 1478 finden wir eine Straubinger Bürgersfamilie als Eigentümer des Hofes.

 

Die Sattelbogener waren Ministeriale der Grafen von Bogen, somit ist anzunehmen, dass sowohl Aichmühle, wie auch der Pürstenberg zum Herrschaftsgebiet der Grafen gehörten, wie auch Wolferszell mit Kapflberg, Gschwendt und Bärnzell.

 

Am 20.02.1478 verkaufen Hans Hartlieb, Bürger zu Regensburg, und Margreth, des Meister Jakob Rosenzweig Witwe, Bürgerin zu Straubing ein Pfund Regensburger Pfennig Ewiggeld aus ihrem Erb und Gut zu Pirstenberg an ihren Schwager und Schwiegersohn Peter Jnkover, Bürger zu Straubing[3].
Am 16.04.1478 verkaufen Peter Ynnkofer und seine Ehefrau Otilia, das Ewiggeld am Pürstenberg weiter an Ulrich Salman, Bürger von Straubing[4].

 

 

Die Müller auf der Aichmühle und die Bauern auf dem Pürstenberg

1488 fungiert ein Hans Aichmüller zu der Aichmühl als Schöffe bei einem Prozess zwischen den beiden Steinachern Jörg Fleischmann und Peter Pekh[5].

1538 zahlt ein Andreas Mülner (auch Andreas Engl) auf sein Erb(recht) aufm Pirschenperg und Gerechtigkeit auf der Mühl Steuer[6].
1545 dient Andre Aichmüller von der Mühl mit 6 Schilling Reg. Pfennige und zwei Stifthennen und von dem Hof auf dem Berg 6 Schilling 8 Reg. Pfennige[7].
Dieser Andreas wird abwechselnd als Müller, Engl und Aichmüller genannt. Hier dürfte es sich um die identische Person handeln.

1558 zahlt Jorg Aumüllner vom Hof und für die Mühle Steuer[8].

1586 hat ihn Andreas Rosenhamer als Lehen empfangen[9]. Ein Kaspar Rosenhamer ist um diese Zeit auch auf der Bruckmühle zu finden.

1593 dient ein Veit Rosenhamer von der Mühle 6 Schilling Reg. Pfg. und Stiftgelt 4 Reg. Pfg.[10] an das Kloster Oberalteich.

1612 bewirtschaftet der Müller Erasm Aufleger neben der Aichmühle auch den Pürstenberger Hof, auf dem er Erbrecht hat und dafür an die Bruderschaft Straubing zinst[11].  Der Pürstenberger Hof wird mit einem Wert von 53 Pfund Reg. Pfg. angesetzt und die Mühle mit einem Wert von 88 Pfund Reg. Pfg. Der Müller besitzt zwei Rösser, vier Kühe und 4 Jungrinder.

 

Es finden sich keine Hinweise ob die Aichmühle, wie auch die benachbarte Mühle in Wolferszell und die Bruckmühle, 1633 bzw. 1641 von den schwedischen Soldaten im 30jährigen Krieg geplündert bzw. zerstört wurde. Dies ist jedoch sehr wahrscheinlich.

 

Ab ca. 1639 bis 1642 finden wir die Eheleute Johann und Jakobe Schöffleitner (Scheffleutner) als Müllerseheleute auf der Aichmühle, sowie als Bauerseheleute auf dem Pürstenberg.
In den Steinacher Taufbüchern sind zwei Kinder verzeichnet (Johann *+ 1639 und Eva *+1642), die jedoch nach ein paar Wochen sterben.
Lediglich von einem Sohn namens Georg Schöffleitner findet sich am 04.07.1670 in Kirchroth ein Heiratseintrag, als der Barbara Landsdorfer von Thurasdorf b. Wiesenfelden heiratet. 1671 stiftet er die Wolferszell Mühle, d.h. er pachtet sie auf Zeit.  Aber bereits ein Jahr später zieht er weiter und lässt sich als Wirt in Höhenberg b. Perasdorf nieder.

Am 23.12.1643 stirbt Johann Schöffleitner. Bei seinem Sterbeeintrag steht nur noch „von Pürstenberg“.   Evtl. ist die Mühle zu diesem Zeitpunkt schon wieder zerstört.
Die Witwe Jakobe Schöffleitner heiratet vier Monate später im April 1644 den Witwer Sixtus Widmann von Oberparkstetten, der jedoch nur noch als Bauer auf dem Pürstenberg wirtschaftet.

Die Mühle wird von nun an separat bewirtschaftet.

 

Schoeffleitner Besitzer

 

 

 

Die Bauern auf dem Pürstenberg

Als 1664 ein Register für die Abführung der sog. Türkensteuer angelegt wird, ist die Hans Engl’s Weib als Besitzerin des Hofes aufgeführt[12].

Bereits 1645 sind Simon und Barbara Diez als Bauerseheleute auf dem Hof. Auffallend ist hier, dass der Hof als „Eigen“ bezeichnet wird. Dies bedeutet, dass der Hof keinen anderen Grundherrn mehr hat. Mit der Vogtei, also der Gerichtsbarkeit, untersteht er jedoch direkt dem Landgericht Mitterfels.
Barbara könnte die o.g. Witwe des Hans Engl gewesen sein, dies lässt sich jeder nicht nachweisen, da weder in Münster noch in Steinach ein Heiratseintrag vorhanden ist.

Simon’s Vater war Hofmeister auf dem Haushof in der Windberger Pfarrei. Er und seine Ehefrau Apollonia sterben beide bei ihrem Sohn auf dem Pürstenberg[13].

Simon Diez hat insgesamt 14 Kinder von drei Ehefrauen:
Mit Barbara neun Kinder, von denen zwei im Kindsalter sterben:
- Johann (*1667) heiratet 1692 in Steinach die Bauerstochter Ursula Deblinger von Pellham und lässt sich als Einwohner in Steinach nieder.
- Simon (1669)
- Johann (1671-1694), stirbt ledig mit 23 Jahren
- Georg (*1673)
- Katharina (*1675) heiratet 1711 in Steinach den Weber Christoph Stubenhofer von Wolferszell
- Jakob (*1677)
- Vitus (*1711) heiratet 1711 in Münster Magdalena Hieninger, Einwohnerstochter von Pürstenberg


Mit Elisabeth Pellkofer von Hörmannsberg vier Kinder, von denen zwei klein sterben:
- Anna *1689 heiratet 1713 in Steinach den Tagelöhner Michael Gaissinger von Wolferszell
- Franz (*1693)
Mit Katharina Wintermayer noch eine Tochter: Barbara (*1696)

 Diez Besitzer

 

 

Doch keines der Kinder scheint den Hof übernommen zu haben.

1727 zieht mit Mathias Strohmayer ein neuer Bauer auf den Hof, der die Bauerstochter Margaretha Altmann von Grün heiratet. Bei seiner Hochzeit wird er als „Witwer von Berglmayer zur Zeit Hofmeister in Pürstenberg“ bezeichnet.

Das Ehepaar bleibt jedoch nicht lange und 1733 erwirbt der Bauer Christoph Bergmaier aus Unterniedersteinach den Hof, der seinen alten Familienbesitz dort veräußert hat.
Nach 13 Jahren verkauft Christoph Bergmaier den Pürstenberger Hof ebenfalls wieder und macht sich als Wirt in Wolferszell sesshaft.

 

Bergmaier Besitzer

 

Ihm folgen 1746 Johann Wolf und dessen Ehefrau Walburga geb. Lohringer. Beide hatten bereits sieben Jahre den Hof auf dem Helmberg bewirtschaftet und ziehen nun auf den Pürstenberg.
Drei Kinder des Ehepaares sind bekannt:
- Maria Walburga (*1728) heiratet 1745 den Steinacher Schuster Johann Georg Fuchs
- Martin (*1730) übernimmt den Hof
- Johann (*1732)

 

Sohn Martin Wolf übernimmt 1755 den Hof und heiratet die Steinacher Bauerstochter Maria Katharina Stubenhofer.
Sieben Kinder kommen in der Ehe zur Welt:
- Anna (*1756) heiratet 1791 den Bauerssohn Georg Gmeinwieser von Pellham, der aber nicht den elterlichen Hof übernimmt.
- Anna Maria (* 1759)
- Martin (*1763) stirbt als Kind
- Katharina (*1766)
- Mathias (*1768) Hoferbe
- Anna Maria (*1771) heiratet 1795 in Steinach den Bauerssohn Simon Geiger von Agendorf. Beide machen sich als Söldnerseheleute in Mengkofen sesshaft.
- Katharina heiratet 1803 den Söldner Andreas Reiser von Bärnzell Nr. 1

Ihm folgt Sohn Mathias Wolf, der sich 1794 mit der Agendorfer Bauerstochter Rosina Theresia Faltl vermählt. Das Ehepaar hat acht Kinder.

 

Wolf Johann Besitzer

 

Der jüngste Sohn Josef Wolf übernimmt den Hof der Eltern und nimmt die Schmiedstochter Theresia Zwickenpflug von Wolferszell zur Ehefrau. Sieben Kinder kommen in der Ehe zur Welt. 
- Theresia (*30.06.1843 +11.08.1843) stirbt mit zwei Monaten an Fraisen
- Johann Georg (*18.08.1844 +20.09.1844) stirbt mit einem Monat an Darmgicht
- Anna Maria (*1846) heiratet 1867 den Bauern Johann Schollerer von Dunk
- Josef (*1848)
- Therese (*1849)
- Georg (*1850)
- Walburga (*06.05.1851 + 06.05.1851) stirbt 16 Stunden nach der Geburt an Schwäche

Elf Tage nach der Geburt der jüngsten Tochter stirbt am 17.05.1851 die 30jährige Bäuerin an Blattern. Auch der dazu geholte Dr. Albrecht von Mitterfels kann ihr nicht mehr helfen.

 

Eine alte Grabtafel der Pürstenberger Bäuerin Therese Wolf von 1851 und drei ihrer Kinder befindet sich heute noch an der Pfarrkirche von Münster.

 Wolf Muenster

 

Zwei Monate später holt sich der Bauer Magdalena Geiger von Scheftenhof als zweite Ehefrau auf den Hof. Sie schenkt ihm nochmals sechs Kinder.
- Alois (*1852)
- Helena (*1853) heiratet 1878 den Söldner Franz Xaver Wenninger von Münster Nr. 5
- Franz Xaver (*1855) Hoferbe
- Johann Baptist (*22.07.1856 + 11.08.1856) stirbt mit 20 Tagen an Fraisen
- Rupert (*1858)
- Johann Evangelist (*1862)

 

Franz Xaver Wolf folgt als Hofnachfolger nach und heiratet 1878 Barbara Engl von Scheiblsgrub.
Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor:
- Alois (*1884) übernimmt den Hof
- Barbara (*1886) heiratet 1919 den Bauern Joseph Scheubeck vom Kindlasberg
- Xaver (*1894) heiratet 1919 die Bauerstochter Rosina Attenberger von Pellham und wird dort Bauer.

 

Sohn Alois heiratet 1919 die Bauerstochter Therese Baier von Vorderbuchberg.

 

Wolf Josef Besitzer

 

 

Durch Heirat der Tochter Maria Wolf mit Michael Nißl von Zachersdorf  ändert sich der Name auf dem Anwesen, dass nun in achter Generation von der Familie bewirtschaftet wird.

 

 

 [1] Mondschein, Die Ortsnamen der Straubinger Gegend, II. Bezirksamt Bogen, veröffentlich in Jahresber. d. Hist. Ver. Straubing und Umgebung 6, 1904, S. 62
[2] BayHStA München, Kloster Oberalteich Salbuch 1616-1658
[3] Solleder Fridolin, Urkundenbuch der Stadt Straubing 1911-1918, Urkunde Nr. 550
[4] Solleder Fridolin, Urkundenbuch der Stadt Straubing 1911-1918, Urkunde Nr. 555
[5] Lachner Max, 800 Jahre Geschichte um Mitterfels, 2. Auflage, 1988, S.56
[6] BayHStA, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1124, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibungen des Kurpfalzbayrischen Landgerichts Mitterfels, Steuer und Anlagregister Landgericht Mitterfels 1538, S. 52
[7] BayHStA, KL Oberalteich 32, Salbuch Kloster Oberalteich 1545, fol 1r
[8] StA Landshut, Landschaft Unterlands Nr. 1181/3, Untertanen im Landgericht und Kasten Mitterfels 1558
[9] BayHStA, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1124, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibungen des Kurpfalzbayrischen Landgerichts Mitterfels, Scharwerksregister aller dem Gericht und Kastenprobstamt Mitterfels unerworfenene Höfe, Lehen, Sölden und Kleiner Häusl 1586, S. 282
[10] BayHStA München, Kloster Oberalteich
[11] StA Landshut, Landschaft Unterlands Nr. 1224, Steuerbuch Landgericht Mitterfels 1612, fol. 1
[12] StA Landshut, Pfleggericht Mitterfels B28, Anlagsregister Türkensteuer Mitterfels 1664
[13] BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster Bd.1, S. 519 Sterbeeintrag am 14.12.1677 von Apollonia Diez, Eheweib des Friedrich Diez, Hofmeister auf dem Haushof Windberg Pfarr, derzeit bei ihrem Sohn auf dem Pürstenberg wohnhaft und Bd. 1, S. 376 Sterbeeintrag am 02.1694 von Friedrich Diez. Dieser wird als Bauer auf dem Pürstenberg bezeichnet, 88 Jahre alt.

 

 

Stand: 23.09.2022

 

Das ehemalige Schreineranwesen Hs.Nr. 49

(auch Fuchsenhäusl)

in der Bärnzeller Straße (heute nicht mehr vorhanden)

 

 

von Claudia Heigl

 

 

In Steinach waren alle gängigen Handwerksbetriebe vertreten, zu denen auch das Schreinergewerbe gehörte.

Der damalige Steinacher Hofmarksherr Franz Adam Graf von Hörwarth siedelte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts viele neue Gewerbe in Steinach an, nachdem das Dorf im 30jährigen Krieg durch die Überfälle sehr gelitten hatte. Hierzu gehörte auch ein Schreiner, den es bis dahin im Dorf nicht gab.

 

Als erster bekannter Schreiner lässt sich Jakob Schreiner von Zell 1738 im Dorf nieder, der zufällig auch diesen Familiennamen trägt.

 

 

fo stei 1620

Das ehemalige Schreiner-Anwesen, auch "Fuchsenhäusl" genannt.
Gemalt von Georg Weinspach um 1950
Bild: Familie Dafelmair, München

 

Das neue Schreiner-Haus lag im oberen Dorf hinter den Hafneranwesen an dem Verbindungsweg zwischen der heutigen Hafnerstraße und der Bärnzeller Straße. Während im unteren Dorf vor allem die großen Höfe angesiedelt waren, lagen im oberen Dorf die kleineren Häusleranwesen mit den verschiedenen Gewerben.

Der Hofmarksherr verleiht dem Anwesen die Schreinergerechtigkeit. D.h. der Besitzer des Anwesens hatten das (alleinige) Vorrecht das Schreinergewerbe im Dorf auszuüben. Dieses Recht war fest verbunden mit dem Anwesen und ging bei Besitzerwechsel, gleich welcher Art, mit dem Erwerb des Anwesens auf den neuen Hausherrn über, ohne dass es eine neue Verleihung bedurfte.
Witwen oder Töchter konnten, mit Zustimmung der Gutsherrschaft, Schreiner heiraten, denen dann die Niederlassung erlaubt wurde und die das Gewerbe auf dem Anwesen weiterführten. Für Handwerksgesellen war dies oft die einzige Möglichkeit, sich als Meister niederzulassen. Gewerbefreiheit in Bayern gab es erst seit 1868 und ohne Einwilligung des Hofmarksherren durfte sich kein Gewerbetreibender im Ort niederlassen. Meist wurde eine bestimmte Gewerbekonzession (Gerechtigkeit) nur einem Anwesen verliehen. Dieses Monopol diente auch zum Schutz des Handwerkers, der die Einkünfte für die Ernährung seiner Familie benötigte.

Dem Schreiner bzw. Tischler war die Herstellung bestimmter Werkstücke vorbehalten. Dazu gehörten Fenster, Türen, Möbel, Wand- und Deckenverkleidungen. Aber auch Särge wurde von ihm hergestellt.

Neben dem kleinen Gartengrundstück rund um das Haus, gehörte noch ein kleines schmales Wiesengrundstück am Steinachbach zu dem Anwesen. Außerdem durfte der Schreiner seine (meist wenigen) Tiere auf den Gemeindegründen weiden lassen.

 

 

Uraufnahme Luftbild

Uraufnahme von 1827 und heutige Bebauung.
Das Haus stand etwas oberhalb des heutigen Bogenberger-Hauses und hatte die alte Hs.Nr. 49
Quelle: Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

Jakob Schreiner stirbt bereits 1757 mit 39 Jahren und die Witwe Anna Maria Schreiner vermählt sich erneut mit dem Bauerssohn Johann Ernst von Kager bei Windberg. Durch den frühen Tod der jeweiligen Ehepartner wechseln nun die Besitzer durch Einheirat häufig. Ein Wolfgang Schmid von Englmar und Andreas Plätl von Wetzelsberg folgen als Schreiner nach.

 

 

Schreiner Besitzer

 

Am 28.10.1821 heiratet die 23jährige Tochter des Wolfgang Schmid, Anna Schmid, den Schreiner Anton Sachenbacher. Der 39jährige stammt von Laingruben (heute Benediktbeuern) und ist wohl auf seiner Wanderschaft in Steinach gelandet.

Das Ehepaar hat zehn Kinder, von denen drei im Kindsalter sterben:
- Anton (* 13.11.1821) kommt ein Monat nach der Hochzeit zur Welt
- Maximilian (*11.10.1822)
- Katharina (1824-1827) stirbt mit drei Jahren an Flecken
- Anna (*+1826) stirbt mit einem Monat an Keuchhusten
- Anna (1827-1828) stirbt mit neun Monaten an Fraisen
- Elisabeth (1829-1913) bleibt ledig und wohnt bei ihrem Bruder Johann Baptist
- Johann Baptist (1832-1926), heiratet 1869 die verwitwete Nachbarin Maria Schindlmayer von Hs.Nr. 50
- Joseph (1835-1887) heiratet 1875 die Schusterstochter Karolina Billinger von Steinach Nr. 33. Karolina bringt ihre 20jährige uneheliche Tochter namens Franziska Billinger (*1855) mit in die Ehe. Der Vater ist der Steinacher Hofmarksjäger Johann Baptist Hafenbrädl (1806-1856). Er stammte aus der Glasherrendynastie Hafenbrädl und war der Sohn der Glashüttenbesitzer Joseph und Elisabeth Hafenbrädl von Seewiesen.
Die zwei weiteren kleine Söhne mit Joseph Sachenbacher sterben im Säuglingsalter.
- Johann Georg (1838-1914), Nachfolger
- Aloys (1842-1866) stirbt mit 23 Jahren an Abzehrung

 

Von dem ehemaligen Schreiner Anton Sachenbacher ist noch eine Grabplatte an der Wand des Steinacher Friedhofes vorhanden, die jedoch bereits stark verwittert ist.

 Grabtafel

 

 

Sohn Johann Georg Sachenbacher übernimmt 1873 das elterliche Schreineranwesen und heiratet Katharina Fürst von Euersdorf.

1882 erwirbt das Schreinerehepaar Sachenbacher das neuere Anwesen Hs.Nr. 69 ½ an der Hafnerstraße von Martin Urban und betreibt dort die Schreinerei weiter.

 

Sachenbacher Besitzer 49

 

 

 

schrank

Der Schrank links wurde 1841 von Anton Sachenbacher gefertigt. Der rechte Schrank 1857 von seinem Sohn Georg Sachenbacher.
Privatbesitz

 

 

 

1884 verkauft Georg Sachenbacher das alte Schreineranwesen an die Schusterseheleute Johann und Franziska Kirmer.

 

Kirmer Besitzer

 

 

Die Kirmer-Familie bleibt 14 Jahre in dem Haus und veräußert es 1898 an Joseph und Franziska Zeindlmeier von Mitterharthausen. Nach dem Tod seiner Ehefrau heiratet der verwitwete Joseph Zeindlmeier die ebenfalls verwitwete Katharina Weber von Hs.Nr. 67 (heute Hafnerstr. 10) und zieht zu ihr.

 

Zeindlmeier Besitzer 49

Er veräußert das ehemalige Schreiner-Haus 1917 an die Bauerseheleute Joseph und Therese Fuchs vom Krähhof, die es als Ausnahmshaus nutzen.
Diese neuen Eigentümer sind auch Namensgeber für die Bezeichnung "Fuchsenhäusl".

 

Ihre Tochter Franziska ist dem Thanhof-Bauern Josef Bogenberger verheiratet. Nach dem Tod der Eltern erbt sie das Haus und verkauft es 1951 an die Nachbarn Johann und Rosa Bogenberger.

 

 

Fuchs Besitzer 49

 

 

Die Bogenberger’s reißen das Haus ab und nehmen den Grund zu ihrer Hofstelle mit dazu.

Somit verschwindet das ehemalige Schreiner-Anwesen nach 200 Jahren wieder aus dem Ortsbild.

 

fo stei 147

 Die Nachbarskinder Cilli und Hilde Weinspach vor dem "Fuchenshäusl" um 1950.
Quelle: Fuchssteiner Cilli, Steinach

 

 

 

 

Quellen:

BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel Pfarrei Steinach
BayHStA München, Hofanlagsbuchhaltung 514, Hofmark Steinach 1760
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster Steinach Umschreibehefte 1843-1960, Sig. 17-42/4, 17-42/7, 17-42/11



 

 

Stand: 15.07.2022

 

Das Weinspach-Anwesen Hs.Nr. 50

heute Bärnzeller Straße 4

 

von Claudia Heigl

 

 

Etwa zur gleichen Zeit, wie das Nachbaranwesen Hs.Nr. 49 wurde auch dieses Häusl gebaut. Außer dem Garten beim Haus gehörten keine weiteren Grundstücke zu dem kleinen Anwesen. Der Hausinhaber hatte lediglich noch das Recht seine Tiere auf den Gemeindegründen weiden zu lassen. Um Überleben zu können, verdienten sich die Häusler noch als Schuster oder Schneider etwas zum Lebensunterhalt dazu.

 

 Uraufnahme LuftaufnahmeUraufnahme von 1827 und heutige Bebauung
Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

1739 heiratete der 23jährige Steinacher Halbbauerssohn Joseph Billinger die Einwohnerstochter Maria Holzer von Steinach und machte sich als Schuster hier sesshaft.
Tochter Walburga kommt im September 1740 zur Welt.

Nach zwei Jahren Ehe später stirbt der junge Ehemann und hinterlässt eine schwangere Ehefrau. Die Witwe vermählt sich drei Monate später mit dem Halbbauerssohn Joseph Schindlmayer von Eggerszell und bringt im Dezember ihre zweite Tochter zur Welt (Anna Maria Billinger *1741).
Aus der zweiten Ehe gehen nochmals sieben Kinder hervor.

Nach dem Tod des Vaters, übernimmt der älteste Sohn Johann Schindlmayer das Häusleranwesen und übt das Schneidergewerbe aus. Er heiratet die Halbbauerstochter Walburga Thanner von Kapflhof bei Haselbach.

Von den sechs Kinder überleben nur die beiden ältesten:
- Joseph (*1776) übernimmt das Anwesen
- Katharina (1779-1859) heiratet 1810 den Wagner Georg Prasch von Kirchroth

 

Sohn Joseph übernimmt 1799 das Häusleranwesen und nimmt die Krämerstochter Walburga Wiesmüller von Wolferszell zur Ehefrau. Von den drei Kinder überleben ebenfalls nur zwei:
- Michael (*1806) erbt das Haus
- Walburga (1810-1878) heiratet 1832 den Häusler Martin Speiseder von Münster

 

Nach dem Tod der 30jährigen jungen Ehefrau holt sich Joseph die Steinacher Kufnerstochter Walburga Haindl als Mutter für seine zwei kleinen Kinder ins Haus.
Zwei weitere Kinder werden noch geboren, die jedoch nicht das Säuglingsalter überleben.

1860 übernimmt der einzige Sohn Michael Schindlmayer im Alter von 54 Jahren das Anwesen von seiner Stiefmutter und heiratet die Bauerstochter Maria Dengler von Kienberg. Sie stirbt jedoch bald und der Witwer nimmt die Bauerstochter Anna Maria Heigl von Biberbach zur zweiten Ehefrau.

Als der kinderlose Schneider Michael Schindlmayer 1868 im Alter von 62 Jahren das zeitliche segnet, heiratet die 45jährige Witwe sechs Monate später den 37jährigen Nachbarssohn Johann Sachenbacher vom Schreineranwesen.

 

 

Billinger Schindlmayer Besitzer

 

Nach zehnjähriger Ehe stirbt Maria Sachenbacher 1879 im Alter von 51 Jahren an Mutterkrebs.
Johann’s unverheiratete Schwester Elisabeth Sachenbacher zieht in das Haus ihres Bruders und übernimmt den Haushalt.

 

FO STEI 1619

 Elisabeth Sachenbacher (1829-1913) mit den Kindern ihrer Nichte Cäcilia Handwerker - 
Maria (verh. Schwanzer)  und Cäcilia (verh. Weinspach)
aufgenommen ca. 1913
(Bild: Familie Dafelmair, München)

 


1908 übergibt Johann Sachenbacher das Haus seiner Nichte Cäcilia Sachenbacher, die den Söldnerssohn Joseph Handwerker vom Schwarzholz heiratet.
Joseph Handwerker arbeitet mit seinem Schwager Johann Sachenbacher in dessen Schreinerei mit.

 

fo stei 160

 Das Haus mit Backofen um 1940
(Bild: Cilli Fuchssteiner, Steinach)

 

 

 

Handwerker Familie Joseph Handwerker und Cilli Handwerker, geb. Sachenbacher mit den beiden Kindern Maria und Georg
um 1930
(Bild: Cilli Fuchssteiner, Steinach)

 

 

handwerker josef

Dieser Schrank wurde 1907 von Joseph Handwerker gefertigt, der ebenfalls als Schreiner tätig war.
(Privatbesitz)

 

 

Das Haus erbt die Tochter Cäcilia, die sich 1936 mit Georg Weinspach von Speyer vermählt.

 

 

Handwerker Weinspach Besitzer

 

 

 

 fo stei 165

 Das Haus ist heute noch fast unverändert.
aufgenommen 2018
(Bild: Claudia Heigl)

 

 

 

 

Quellen:

BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel Pfarrei Steinach
BayHStA München, Hofanlagsbuchhaltung 514, Hofmark Steinach 1760
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster Steinach Umschreibehefte 1843-1960, Sig. 17-42/4, 17-42/7, 17-42/11



 Stand: 15.07.2022

 

 

Das Schwanzer-Anwesen Hs.Nr. 69 1/2

heute Hafnerstraße 15 in Steinach

 

von Claudia Heigl

 

 

Als der Hafnerssohn Anton Ring sich mit 1869 mit der Therese Penker von Schalk vermählt, baut er neben seinem Elternhaus ein neues Haus, dass die Hausnummer 69 ½ erhält.

 

ortskarte 187b steinach

Vermessungsamt Straubing, Ortskarte Steinach Nr. 187b

 

 

Anton lebt mit seiner Ehefrau zehn Jahre in dem Haus und ist als Metzger in Steinach tätig. 1879 tauscht das kinderlose Ehepaar das Haus gegen ein Anwesen in Gottfrieding und zieht von Steinach weg.

 

Ring Besitzer

 

Im August 1879 erwerben Georg und Maria Haber das Haus, die sich damit finanziell übernehmen. Im Juli 1880 ersteigert es Martin Urban von Unteraigen b. Schorndorf. Zwei Jahre später heiratet er die Söldnerstochter Katharina Müller von Großhöfling.

Am 12.09.1882 verkauft das Ehepaar Urban das Anwesen und errichtet in Wolferszell Nr. 78 (Kreuzstr. 8, heute Kinzkofer) ein neues Haus.

 

 

Urban Besitzer

 

 

Das Haus in Steinach erwerben die Schreinerseheleute Georg und Katharina Sachenbacher, die vorher auf dem Hs.Nr. 49 (heute nicht mehr vorhanden) in Steinach ansässig waren.

Das Ehepaar hat drei Kinder – Johann, Maria und Cäcilia -, die nach dem Tod von Georg Sachenbacher das Anwesen erben. Schließlich übernehmen die unverheirateten Geschwister Johann und Maria Sachenbacher das Haus.

 

fo stei 152
Das Haus war am Ortsende von Steinach Richtung Wolferszell
Auf dem Bild ist Johann Sachenbacher (1874-1940) mit seiner Schwester Cäcilia und ihrem Ehemann Joseph Handwerker zu sehen.
Sowohl Johann Sachenbacher und sein Schwager Joseph Handwerker arbeiteten in der Schreinerwerkstatt.
aufgenommen ca. 1915
(Bild: Familie Schwanzer, Steinach)

 

 

Johann Sachenbacher ist ebenfalls als Schreiner tätig. Nach seinem Tod erbt die Nichte Maria Handwerker das Haus, die mit Ludwig Schwanzer vom Kapflberg verheiratet ist.

 

Sachenbacher Schwanzer Besitzer

 

 

Ludwig Schwanzer ist als Kraftfahrer im Schlossgut von Steinach tätig. Alle ersten motorisierten landwirtschaftlichen Geräte des Musterbetriebes werden von ihm bedient.

 

 fo stei 151

Der erste Traktor vom Schlossgut Steinach ca. 1930
gefahren von Ludwig Schwanzer
(Bild: Cilli Fuchssteiner, Steinach)

 

fo gut 159

 Ludwig Schwanzer auf einem Traktor Derigs mit Hackapparat  ca. 1935
(Bild: Archiv für Heimatgeschichte, Nachlass Ludwig Niggl)

 

 

 

 

Quellen:

BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel Pfarrei Steinach
StA Landshut, Grundsteuerkataster Steinach Umschreibehefte 1843-1960, Sig. 17-42/8, 17-42/12



 Stand: 15.07.2022

 

 

Das Anwesen "Höpflgarten" Hs.Nr. 62 1/2

 

 ab 1890 Hs.Nr. 34, heute Aufrother Str. 8

 

 

von Claudia Heigl

 

 

Am Fuße des Höpfelhofes liegt ebenfalls ein einzelner Hof, der Mitte des 20. Jahrhunderts als "Höpflgarten" bezeichnet wird.

 

hoepflhof 5

aufgenommen im Juli 2009
Bild: Claudia Heigl

 

1874 erwirbt der Ausnahmsbauer des Höpflhofes, Josef Geith, dieses Grundstück von Johann Dietl (Hs.Nr. 62 in Münster) und errichtet hierauf einen Neubau. Den Höpflhof selbst hatten die Eltern bereits ihrer ältesten Tochter Therese 1871 übergeben. Das neue Anwesen erhält die Hausnummer 62 ½ und wird auch als „Höpflgarten“ bezeichnet.

1883 übergeben Josef und Theres Geith ihrem jüngsten Sohn, auch Josef Geith genannt, das kleine Anwesen. Ein Jahr später vermählt er sich mit Franziska Müller von Holzhaus.

Tochter Balbina Geith übernimmt 1921 das Anwesen und heiratet den Söldnerssohn Josef Aumer von Weihern.

Das kinderlose Ehepaar übergeben 1947 das Anwesen an Josef’s jüngerem Bruder Karl Aumer und dessen Ehefrau Maria Weinzierl. Beim Verkauf des höher gelegenen Höpflhofes erwerben beide einen Großteil von dessen Feldern.

 

 

Geith Aumer Besitzer

 

 

 

hoepflhof 3

Blick vom Höpflhof auf den darunter gelegenen Höpflgarten (heute Reitanlage). Dahinter liegt Münster.
aufgenommen im Juni 2022
Bild: Hans Agsteiner

 

 

Karl Aumer, der als junger Mann in die Wehrmacht eingezogen wurde, gelobte eine Kapelle zu errichten, wenn er aus dem Krieg lebend und gesund heimkommt. In den 1970er Jahren errichtete er auf dem Berg, in der Nähe des Höpflhofes, eine Marien-Kapelle nach russischem Vorbild. Sie ist als Aumer-Kapelle bekannt.

 

Der Hof im "Höpflgarten" wurde in eine Reitanlage umgebaut und ist inzwischen in den Händen neuer Eigentümer.

 

 

Quellen:
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Pfaffmünster
StA Landshut, Grundsteuerkataster von Münster von 1843 - 1960, Sig. 17/22-6, 17/22-9, 17/22-14

 

 

Der Höpflhof

 

(alte Hausnummer 64, aber 1890 Hs.Nr. 35, heute Aufrother Str. 10)

 

 

von Claudia Heigl

 

 

Auf einer Anhöhe zwischen Münster und Aufroth liegt die Einöde Höpflhof, der auch unter dem Hausnahmen „Machthof“ bekannt ist.

 

 hoepflhof 5

 aufgenommen im Juli 2009
Bild: Claudia Heigl

 

 

Zur Entstehung des Höpflhofes können wir in der Chronik des Münsterer Pfarrers Peter Knott folgendes nachlesen:

„Höpflhof: dieser Ort war 1790 noch ein Wald. Der letzte (Straubinger) Stiftsdechant Hoeber baute sich in den 1790er Jahren ein Sommerhaus ins Höpflholz. Daraus entstand der Name Höpflhof.“1

Höpfl leitet sich wohl von dem althochdeutschen Wort „hopfo“ = Hopfen ab2. Evtl. wurde auf dem Berg einmal Hopfen angebaut. Vielleicht früher auch Wein, denn auf einer alten Karte von 1571 ist zwischen Thalstetten und Pfaffmünster ein Berg mit einem Weingarten eingezeichnet3.

Johann Kaspar Höber entstammt dem Straubinger Lebzeltergeschlecht der Höber, die von 1685 – 1895 im heutigen Krönner-Anwesen am Stadtplatz beheimatet waren4. Er war der letzte Straubinger Stiftsdechant des Chorherrenstifts St. Tiburtius und St. Jakob, das bis 1581 in Münster ansässig war und umfangreichen Grundbesitz in und um Münster hatte.

Neben dem Sommerhaus besaß Höber 1808 noch vier Aufrother Weiherwiesen und ein Holzgrundstück aus dem ehemaligen Stiftswald. In dem Häuser- und Rustikalsteuerkataster von 1808 wird die neue Ansiedlung als „1/8 Höpfel Neubauhof“ aufgeführt5. Der Besitz ist „ludeigen“, d.h. er untersteht keinem Grundherrn mehr und ist frei verfügbares Eigentum. Der Einödhof erhält die Hausnummer 64 in der Steuergemeinde Münster.

 

AK MUEN 13 Ausschnitt

aufgenommen ca. 1930
Auszug aus einer Ansichtskarte (Hist. Verein Straubing Nr. 312)

 

Nach dem Tod von Johann Kaspar Höber im Jahr 1814, veräußern die Erben den Hof an den Bauern Paul Gierl jun. von Sossau.
Paul hatte 1812 von seinem Vater Paul Gierl sen. den Wörthhof in Sossau incl. 60 Tagwerk Grundbesitz übernommen. 1817 heiratet er die Müllerstochter Anna Potzler von der Ödmühle bei Aiterhofen und erwirbt den Höpflhof bei Münster. Den ererbten Besitz in Sossau verkauft er an den Bruder seines Vaters, Dr. Xaver Gierl6.

Paul und Anna Gierl leben jedoch nicht glücklich miteinander und wirtschaften den Hof ab. Schließlich verkauft Paul Gierl den Hof ca. 1819 an seine Schwester und seinen Schwager Anna und Mathias Ramsauer und lebt fortan getrennt von seiner Ehefrau.

1829 übergibt Mathias Ramsauer seinem Stiefsohn Sebastian Weinzierl den Hof mit 36 Tagwerk Grundbesitz, der sich mit Anna Maria Poiger von Oberzeitldorn vermählt.

 

 Gierl Weinzierl Besitzer

 

 

1852 erwirbt ein Johann Brem das Anwesen. Er ist mit einer Anna Maria Schreiber von Nanzing verheiratet.

 

Brem Besitzer

 

 

1861 tauscht Brem den Hof gegen das kleinere „Geithengütl“ Hs. Nr. 60 in Münster (heute Falkenfelser Str. 2) ein. Josef und Theresia Geith müssen noch 2.150 Gulden für das größere Anwesen auf dem Berg drauflegen.
1873 übernimmt ihre Tochter Theresia Geith den 36 Tagwerk großen Höpflhof und holt sich als Bauer Lorenz Enghofer von Frauenthal auf den Hof. Ein Jahr später erwerben die Eltern Josef und Theresia Geith ein Grundstück am Fuße des Höpflhofes und errichteten hierauf einen Neubau, der auch „Höpflgarten“ bezeichnet wird. 1883 übergeben sie dieses kleinere Anwesen an ihren jüngsten Sohn Josef Geith.

Enkofer Otto

 

 

1904 übernimmt Sohn Otto Enghofer den Höpflhof, der die Bauerstochter Franziska Schütz von Schwaigersried zur Ehefrau nimmt. Im Rahmen der Mobilmachung wird Otto Enghofer 1915 gemustert und am 12. Juli 1916 nach Frankreich an die Front geschickt, wo er 2 Monate später, am 28. September in der Sommeschlacht  im Alter von 39 Jahren fällt7.

Auf der Ehrentafel der Soldaten des 1. Weltkrieges wird er als Otto Enkofer aufgeführt. Das Sterbedatum ist lt. den Kriegsstammrollen am 28.9.1916.

 

 

 

 

 

 

Nach dem Tod ihres Schwiegervaters 1919 heiratet die Witwe Franziska Enghofer Xaver Wagner von Münster. 1921 verkaufen beide den Hof an Franziska und Luitpold Buchner und ziehen nach Münster, wo sie ein kleines Anwesen erwerben. Zwei Jahre später stirbt die 40jährige Franziska Wagner an den Folgen einer schweren Geburt und der Witwer vermählt sich erneut mit Anna Zens von Münster.

 

Geith Wagner Besitzer

 

 

Die Buchner’s bleiben nur ein Jahr und veräußern den Hof im April 1922 an Josef und Therese Schedlbauer. Doch schon ein Jahr später stirbt der 44jährige Bauer an einer Blutvergiftung. Die Witwe wirtschaftet noch vier Jahre weiter und verkauft dann 1927 an Hans Plagge.

 

Fünf Jahre später, im Februar 1933 erwerben Johann und Kreszenz Siglmüller  den Einödhof, die ihn ein Jahr später im Mai 1934 an Max und Franziska Macht weiterveräußern. Der Hausname „Machthof“ ist vielen Münsterer heute noch im Gedächtnis. Als Max Macht 1955 im Alter von 71 Jahren verstirbt, verpachtet die Tochter Maria Siedersbeck den Hof, denn sie bereits 1949 von ihren Eltern überschrieben bekommen hatte.

1961 erwerben schließlich Dr. August Scharnagl und seine Ehefrau Luise  die Hofstelle des Höpflhofes.
Ein Großteil des Grundbesitzes erwerben Karl und Maria Aumer vom sog. Höpflgarten.

 

Inzwischen ist der Hof auf dem Berg wieder in der Hand von neuen Eigentümern.

 

 

 

 

1 Agsteiner Hans, Steinach – Eine Heimatgeschichte und Chronik der Gemeinde Steinach mit den Gemeindeteilen Münster, Agendorf und Wolferszell. (Vielen Dank an Hans Agsteiner für den Hinweis.)
2 Mondschein J., Die Ortsnamen der Straubinger Gegend veröffentlicht im Jahresbericht des Hist. Vereins f. Straubing und Umgebung 5. Jg. 1902, Straubing 1903
3 BayHStA Plansammlung 2792
4 Aufzeichnungen von Hans Agsteiner, Münster (aus Rohrmayr, Häusergeschichte der Stadt Straubing).
5 StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1808, Besitz Nr. 147
6 Fendl Edda, Der historische Ortskern des Klosterdorfes Sossau, 2010, S. 120
7 Bay. Hauptstaatsarchiv München, Kriegsstammrollen des Königreichs Bayern, 1. Weltkrieg 1914-1918, Abteilung IV Kriegsarchiv

 

 

Weitere Quellen:
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Pfaffmünster
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Münster von 1838

StA Landshut, Umschreibbuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster Münster 1814-1843
StA Landshut, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster Münster 1843-1960 Bd. 17/22-6, 17/22-9, 17/22-14
Bild Otto Enghofer aus der Ehrentafel der Soldaten des 1. Weltkrieges, Gasthaus Münster

 

 

Die Besitzer des Hauses Hs.Nr. 89

- heute Riedstr. 11

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Außerhalb von Steinach, an der ehemaligen Verbindungsstraße zwischen Steinach und Münster (Riedstraße) wurde um 1892 ein kleines Anwesen errichtet.
Durch die rege Bautätigkeit am Kellerberg in den letzten Jahrzehnten grenzt das Anwesen nun fast an das Siedlungsgebiet an.

 

 

ak stei 103

 Auszug aus einer Ansichtskarte von 1950
(Archiv für Heimatgeschichte Steinach)

 

 

Das Grundstück gehörte ursprünglich zum Anwesen Hs. Nr. 13 in Steinach (heute August-Schmieder-Str. 5), dass 1891 von den Immobilienhändlern Loibl und Kapfhammer zerschlagen wurde.

1891 kaufen Bemmerl Rupert und Amalie einen Grundstücksteil von 859 qm und errichten hierauf ein Wohnhaus mit Stall und Stadel das die neue Hs.Nr. 89 erhält. Ihr bisheriges Haus (mit dem kleineren Grundstück) in der Wittelsbacher Str. 4 verkaufen sie 1895 an Georg Bachl.

 

 

Bemmerl Besitzer

 

 

Am 14.07.1914 erwirbt Leibl Kreszenz das Anwesen um 8.000 Mark. Kreszenz stammt aus dem Leibl-Hof in Oberniedersteinach Nr. 9 und war die Tochter von Maria Leibl, die 1897 ihre fünf Kinder verließ um zu ihrem Schwarm nach Amerika durchzubrennen. Diese filmreife Geschichte wurde von Josef Schlicht in seinem Aufsatz „Mutterlos“ festgehalten.

 

 

fo stei 1609

 Kreszenz und Ludwig Gierl mit drei ihrer Kinder
aufgenommen 1929
(Bild: Familie Mühlbauer)

 

1915 heiratet Kreszenz den Wirtspächtersohn Ludwig Gierl von Gschwendt.
Das Ehepaar bekommt neun Kinder, von denen der vorehelich geborene kleine Sohn und die letztgeborene Zwillingtochter das Säuglingsalter nicht überleben.
Als Kreszenz mit 61 Jahren stirbt, heiratet der Witwer ein Jahr später die Witwe Franziska Braun.

Nach dem Tod von Ludwig Gierl vermählt sich seine 2. Ehefrau Franziska Gierl 1962 nochmals und veräußert das Anwesen an die heutigen Eigentümer.

 

 

 Gierl Besitzer

 

 

 

 

Quellen:
StA Landshut, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster Steinach 1843 - 1960,  Bd. 17-42/4, 17-42/7, 17-42/11
BZAR, Pfarrmatrikel Steinach

 

 

 

Die Bürgermeisterin und Bürgermeister der Gemeinde Steinach

 


hammerschick christine

 

seit 2020

Christine Hammerschick

CWG

 

 

 

 

 

 

 

 
muehlbauer karl

 

1995 - 2020

Karl Mühlbauer

CWG

 

 

 

 

 

 

 

 

schneider josef

 

1966 - 1995

Josef Schneider (1927-1995)

CSU


Josef Schneider war vor und nach der Gebietsreform (Eingemeindung von Agendorf 1974 und Münster 1978) Bürgermeister von Steinach.

 

 

 

 

 

 
lehner ludwig

 

1948 - 1966

Ludwig Lehner (1890-1970)

 

 

 

 

 

 

 

 

echinger karl

 

1945 - 1948 
Karl Echinger (1889-1972)

 

 

 

 

 

 

 

 


niggl ludwig

 

1936 - 1945

Ludwig Niggl (1875-1971)

 

 

 

 

 

 



 

1933 - 1936
Franz Herrnberger (1903-1990)

 

 


bachl xaver

 

1930 - 1933

Xaver Bachl (1882-1956)

 

 

 

 

 

 

 

 

hagenauer eduard

 

1919 - 1929
Eduard Hagenauer (1868-1943)

 

 

 

 

 

 



bugl simon

 

1900 - 1919

Simon Bugl (1868-1939)

 

 

 

 

 

 

 

 

bachl franz xaver

 

1896 - 1899

Franz Xaver Bachl (1850-1929)

 

 

 

 

 

 

 

 

hahn franz xaver

 

 

1894 - 1896
Franz Xaver Hahn (1858-1938)

 

 

 

 

 

 

 

 

1882 - 1893
Johann Dietl

 

1875 - 1881
Joseph Helmbrecht (1834-1923)

 

1872 - 1875
Michael Bogner (1823-1883)

 

 

Bürgermeister der ehemaligen Gemeinde Münster bis 1978

1978 wurde die ehemalige politische Gemeinde Münster aufgelöst und im Rahmen der Gebietsreform in die Gemeinde Steinach eingemeindet.


dengler martin

 

1966 - 1978

Martin Dengler (1921-2003)

 

 

 

 

 

 

 

 

faerber ferdinand

 

 

1948 - 1966

Ferdinand Färber (1888-1969)

 

 

 

 

 

 

 

 

1946 - 1948
Johann Janker  (1897-1977)

 

1929 - 1945
Josef Biederer  (1883-1963)

 

1928 - 1929
Josef Gabler
(1857-1937)

 

1919 - 1927
Johann Ettl (*1869)

 

1907 - 1919
Johann Bauer  (1869-1957)

 

1866 - 1907
Platzer/Geier

 

1863 - 1866
Sieber

 

1860 - 1863
Weber

 

Gemeindevorsteher nach der Chronik des Pfarrer Knott:

1839             Dengler Alois

1837 - 1839 Gierl Josef

1836 - 1837 Schwarzensteiner

1830 - 1836 Platzer Thomas

1824 - 1830 Prommersberger Michael

1818 - 1824 Sieber Martin

 

Bürgermeister der ehemaligen Gemeinde Agendorf bis 1974

Zur ehemaligen Gemeinde Agendorf gehörten die Gemeindeteile Agendorf, Bruckmühle, Hoerabach, Kapflberg, Kindlasberg, Muckenwinkling, Pellham, Rotham, Trudendorf und Wolferszell.
Zum 1.7.1974 wurde die Gemeinde lt. Gemeinderatsbeschluß aufgelöst. Muckenwinkling und Trudendorf kamen in die Gemeinde Oberalteich, alle anderen Gemeindeteile wurden in die Gemeinde Steinach eingemeindet.


kettl sebastian

 

1960 - 1974

Sebastian Kettl (1900-1991)
Agendorf

 

 

 

 

 

 

 

 

1947 - 1960
Peter Landstorfer (1885-1964)
Trudendorf

 

leibl rupert

 

 

1945 - 1947

Rupert Leibl   (1887-1964)
Agendorf

 

 

 

 

 

 

 1918 - 1945
Xaver Spanner (1907-1983)
Agendorf

 

hiegeist xaver

 

1900 - 1917

Xaver Hiegeist (1857-1936)
Hoerabach

 

 

 

 

 

 

 

1896 - 1899
Xaver Landstorfer (1848-1899)
Trudendorf

 

1894 - 1896
Michael Bachl (1858-1896)
Agendorf

1880 - 1894
Johann Heisinger (1833-1896)
Hoerabach

 

1876 - 1880
Franz Xaver Meier (1821-1880)
Agendorf

 

1872 - 1875
Georg Dietl (1840-1906)
Agendorf

 

Quellen:
Beschlussbücher der Gemeinden Steinach, Agendorf und Münster
Agsteiner Hans, Steinach - Eine Heimatgeschichte und Chronik der Gemeinde Stenach mit den Gemeindeteilen Münster, Agendorf und Wolferszell

Die Rolle des Gemeindevorstehers bzw. Bürgermeister/Bürgermeisterin

 

 

Gemeindevorsteher ab 1808

Die Gemeindeversammlung hatte nur ein Vorschlagsrecht für das Amt des Gemeindevorstehers, der eine staatliche Bestätigung bedurfte.

 

Gemeindevorsteher ab 1818

Nach dem Gemeindeedikt von 1818 entstanden die Gemeinden Agendorf, Münster und Steinach. Der Gemeindevorsteher und Gemeindeausschuss wurde in der Gemeindeversammlung gewählt.

 

Bürgermeister ab 1869

Der Bürgermeister wurde unmittelbar von den wahlberechtigten Gemeindebürger gewählt. Als Vorstand des Gemeindeausschusses war er für die Geschäftsverteilung und den Vorsitz der Sitzungen zuständig.

 

Bürgermeister 1919 - 1927

Nach dem Selbstverwaltungsgesetz von 1919 war der gewählte Stadtrat bzw. Gemeinderat das alleinige Vertretungs- und Verwaltungsorgan der Gemeinde. Der Bürgermeister führte lediglich den Vorsitz. Die 1919 definierte Rolle des Bürgermeisters bewährte sich in der Praxis nicht, so dass seine Rechte trotz des Einkammersystems schon in der Gemeindeordnung von 1927 wieder gestärkt wurden.

 

Bürgermeister 1935 - 1945

Die Deutsche Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 übertrug, dem Führerprinzip folgend, die gesamte Verantwortung dem Bürgermeister als autoritärem Leiter der Gemeinde. Kandidaten für das Bürgermeisteramt wurden seit 1935 von NSDAP-Beauftragten ausgewählt und der Aufsichtsbehörde zur Berufung vorgeschlagen, worauf die Ernennung in der Gemeinde folgte.

Bürgermeister 1945 - 1952

Nach Kriegsende 1945 ersetzte die amerikanische Besatzungsmacht die nationalsozialistischen Bürgermeister durch politisch unbelastete Personen. Gestaffelt nach Gemeindegrößen fanden schon im Januar, April und Mai 1946 auf Drängen der Amerikaner wieder demokratische Kommunalwahlen statt, wodurch die Gemeinderäte wieder die führende Stellung als Verwaltungsorgane in den Gemeinden erlangten. Die Bürgermeister wurden von der wahlberechtigten Bevölkerung gewählt.

 

Bürgermeister seit 1952

Nach dem bis in die Gegenwart geltenden, in der Gemeindeordnung von 1952 grundgelegten Kommunalrecht sind der Gemeinderat und der erste Bürgermeister Hauptorgane der Gemeinde. Der Bürgermeister vertritt die Gemeinde nach außen. Er ist Vorsitzender des Gemeinderats und als selbständiges Organ zugleich Chef der Gemeindeverwaltung. Die direkte Wahl durch die Gemeindebürger (Urwahl) ermöglicht ihm/ihr eine weitgehend parteiunabhängige Amtsführung.

 

Quelle: Emma Mages, Bürgermeister (19./20. Jahrhundert), publiziert am 11.05.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns