Der Atzlhof Hs.Nr. 12 - heute Spießl/Sagmeister

 

ab 1890 Haus Nr. 18, heute Chorherrenstr. 2

 

von Claudia Heigl

 

 

Der Atzlhof gehörte mit seinem ursprünglichen 94 Tagwerk Grund zu den drei großen Höfen in Münster.

Grundherr war, wie bei allen Höfen in Münster, das Chorherrenstift St. Tiburtius. Im 17. Jahrhundert finden wir in den Urkunden auch den Namen "Fuxpaurenhof".

 

 uraufnahme atzlhof 1827

Der Atzlhof hatte die alte Hs.Nr. 12
Der „Zinkenhof“ Hs.Nr. 3 und das Wirtsanwesen Hs.Nr. 19 hatten ebenfalls fast 100 Tagwerk Grundbesitz mit dabei.

(Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas)

 

 

 

Als erster Besitzer sind Johann und Anna Kollinger im 17. Jahrhundert bekannt.

1692 kommt Georg Wenninger von Unterparkstetten auf das Anwesen, als er die Kollinger-Witwe Christina, geb. Reichersdorfer heiratet.
Obwohl zwei Kinder aus erster Ehe der Christina und drei Kinder aus zweiter Ehe vorhanden sind, übernimmt keines den Hof.

 

 

Kollinger Besitzer

 

Ca. 1716 erwerben Michael und Magdalena Luttner von Hagnzell den Hof.
Ihr Sohn Martin Luttner folgt ihnen 1727 mit seiner Ehefrau Anna Maria geb. Hreninger als Hofnachfolger. Von den sieben Kindern sterben zwei im Säuglingsalter. Die älteste 21jährige Tochter Anna Maria übernimmt 1751 mit ihrem 16 Jahre älteren Ehemann Johann Färber den Hof, obwohl sie noch vier jüngere Geschwister hat und auch die Eltern auch noch im mittleren Alter sind.

 

1752 wird der Hof im Hofanlagsbuch als halber Hof eingestuft.

 

 

Johann stirbt bereits mit 45 Jahren im Januar 1760 und die 30jährige Witwe vermählt sich im April des gleichen Jahres mit dem 25jährigen Christopher Sieber von Münster Nr. 30 (Kirschner-Hof). Anna Maria bringt 15 Kinder zur Welt – sechs in erster Ehe und neun in zweiter Ehe. Sieben davon sterben im Kleinkindalter.
Von vier Kindern ist der weitere Lebensweg bekannt:
- Johann Georg Färber (* 17.04.1754 + 1794) heiratet 1790 die Witwe des Halbbauern Simon Spießl, Theresia geb. Zeindlmeier und wird Bauer auf den „Kirschner-Hof“ Nr. 30 (Weiherstr. 2) in Münster
- Anna Katharina Färber (*04.09.1755 +1807) heiratet 1784 den Müller Michael Widmann von Kößnach. Ihr Sohn Josef Widmann erwirbt die Saulburger Brauerei.
- Jakob Färber (* 02.01.1757 +1822) wird 1801 Bauer auf dem Geigerhof in Agendorf durch die Heirat der Witwe Magdalena Geiger (heute Spanner-Anwesen, Mitterfelser Str. 20)


Ihr jüngster Sohn Martin Sieber übernimmt 1800 den Hof und heiratet 1802 die Bauerstochter Maria Anna Schneider von Roith. Das Paar hat fünf Kinder:
- Maria Magdalena * 1804 heiratet 1830 den verwitweten Jäger Rupert Zäch (Hs.Nr. 49, Jägergütl, Falkenfelser Str. 1)
- Anna Maria (1806-1845) heiratet 1833 den Söldner Joseph Fischer von Münster Nr. 47 (Fischergut, Falkenfelsener Str. 19)
- Maria *1807 heiratet den Bauern Andreas Schambeck von Auenzell
- Theresia (1809-1861) heiratet 1845 den verwitweten Ehemann ihrer älteren, verstorbenen Schwester Anna Maria Fischer
- Martin *1813 ist der Hoferbe

 

1842 übernimmt Sohn Martin Sieber, der die Wirtstochter Anna Maria Röckl von Münster heiratet. Das Ehepaar hat ebenfalls fünf Kinder:
- Martin (1843-1909) heiratet 1875 die Bauerstochter Kreszenz Foidl von Steinach Nr. 14 (August-Schmieder-Str. 2) und übernimmt den Hof der Schwiegereltern in Steinach
- Anna Maria (1843-1883) heiratet 1875 den Söldner Johann Geier von Münster Nr. 13 (Chorherrenstr. 1)
- Johann Baptist *1848 übernimmt 1878 den elterlichen Hof
- Helena (1849-1917) heiratet 1877 den Söldner Josef Geier von Münster Nr. 31 (Bergstr. 4)
- Kreszenz (1855-1927) heiratet 1878 den Bauern Johann Hien von Steinach Nr. 29 (Götzstr. 9)

 

1878 übernimmt Sohn Johann Baptist Sieber den Hof mit 31,97 ha (≙ 93 Tagwerk) von seinen Eltern.
Bereits 1886 muss er ihn an die Immobilienhändler Jakob Strauss, Mathan Maier und Josef Eppstein um 45.000 Mark verkaufen.Diese zertrümmern den großen Hof, d.h. sie verkaufen die Äcker und Wiesen des Hofes einzeln an verschiedene Bauern. Dies ist lukrativer, als den Hof im Ganzen weiter zu veräußern. U.a. wird durch den Verkauf des ca. 6,7 ha großen Bergfeldes westlich von Münster ein neues Anwesen gebildet (Hs.Nr. 12 1/2, heute Hohlweg 25).

 

 

Luttner Sieber Besitzer

 

 

 

 

 

Am 24.03.1887 tauschen die Nachbarn Helena und Xaver Spießl mit den Immoblienhändlern ihr bisheriges Haus Nr. 6 in Münster (heute Obermayerstr. 11) gegen die Hofstelle des Atzlhofes. Ihre bisherigen Grundbesitz, der zum "Schreinergütl Nr. 6" gehörte, nehmen sie mit, so dass der Hof schließlich wieder 9,93 ha umfasst. Darunter ist auch der Acker mit der Buchberger-Kapelle.

Das Ehepaar hat acht Kinder, von denen sechs das Erwachsenenalter erreichen:
- Josef (1883-1959), wird Gemeindeschreiber in Münster und heiratet in das Brandl-Anwesen Hs.Nr. 4 (heute Obermayerstr. 7) ein.
- Kreszenz (1885-1959) heiratet 1910 Josef Biederer von Münster
- Franz Xaver (1887-1962) übernimmt den Hof
- Franziska (1892-1912) stirbt mit 20 Jahren
- Martin (1897-1918) wird seit der Schlacht bei Monchy-Bapaume/Frankreich vermisst
- August *1903

 

 

fo muen 227

Der Spießl-Hof um 1920
Helena (1860-1938) und Franz Xaver Spießl (1854-1936) mit einem ihrer Söhne
(Bild: Familie Sagmeister, Münster)

 

 

1922 übernimmt Sohn Franz Xaver Spießl den Hof, der sich mit Anna Leiderer von Unterparkstetten vermählt.

 

Spiessl Besitzer

 

 

 

Quellen:

BayHStA München, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1199, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibung Langericht Straubing 1641 – 1799, S. 333
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 248, Hofmark Münster 1752
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1808
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster vom 01.08.1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-5, 17/22-9, 17/22-14,Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster Münster 1843 – 1960
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster

 

 

Stand: 15.01.2022

 

Das Schreinergütl Hs.Nr. 6 in Münster

 

1890 Haus Nr. 10, heute Obermayerstr. 11

von Claudia Heigl

 

 

Als erster Besitzer dieses Anwesens an der Obermayerstraße ist Georg Agsteiner bekannt. Am 26.07.1685 erwirbt er das Erbrecht auf dem Besitz.
Georg Agsteiner stammt von Hohenzell bei Ried im Innviertl/Österreich. Wahrscheinlich ist er auf der Wanderschaft an der Donau heraufgezogen.
1683 heiratet er die Söldnerstochter Maria Bugl und wird in Münster sesshaft.
Das Ehepaar hat sieben Kinder, von denen drei im Kindsalter sterben:
- Jakob (*1684) heiratet 1704 die Hirtentochter Eva Haimerl von Münster und macht sich auf der Hs.Nr. 44  (Tassilostr. 9) in Münster sesshaft, auf der die Familie Agsteiner noch heute anzutreffen ist.
- Johann (*1689), Hoferbe
- Adam (*1698)
- Thomas (*1700) wird 1733 als Knecht bei der Klosterbrauerei Oberalteich genannt.

17101 übergeben er und seine Ehefrau das Anwesen an den noch ledigen Sohn Johann Agsteiner, der sich 1711 mit Magdalena Heitzer von Hötzelsdorf vermählt.

 

Agsteiner Besitzer

 

 

 

Am 02.12.17502 übernimmt Sohn Bartholomäus Agsteiner den Besitz, der mit der Halbbauerstochter Katharina Färber von Münster verheiratet ist.
Das Ehepaar hat sechs Kinder, von denen drei im Kindsalter sterben.
- Johann Michael (1755-1830), Einwohner und Schuster in Münster heiratet 1796 Ursula Spießl von Münster
- Maria Katharina (*1758)
- Anna Maria (1763-1803), ledig

Kurz nach dem Tod des Ehemannes  verkauft die verwitwete 48jährige Katharina Agsteiner am 08.10.17713 das Häusl an den Steinacher Schreiner Mathias Hitzinger und dessen Ehefrau Katharina geb. Bornschlegl. Sie selbst behält sich das Hinterstübl als Ausnahmswohnung.

Von ihm stammt auch der Haus-Name "Schreinergütl". So wird er Besitz im Liquidationsprotokoll von 1838  bezeichnet.

 

 

Uraufnahme Schreinerguetl(Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas)

 

 

Katharina Bornschlegl stammt vom Nachbarhaus Nr. 7 in Münster ab. Das Paar hat nur ein Söhnlein, Johann Georg, der am 1. Mai 1772, 12 Tage nach seiner Geburt, stirbt. Katharina Hitzinger stirbt ein Jahr später im Alter von 32 Jahren. Den Grund kennt man nicht, es könnte jedoch wieder die Folge einer Schwangerschaft oder Geburt gewesen sein.

Mathias Hitzinger heiratet noch dreimal. Seine zweie Ehefrau Lucia Artmann aus Breitenfeld, schenkt ihm zwei Kinder, die jedoch auch als Säuglinge sterben (1775 und 1776).
Seine dritte Ehefrau bringt  zwei Kinder zur Welt, die beide nicht überlebensfähig sind. Zwölf Tage nach der zweiten Geburt stirbt auch die 37jährige an den Folgen der Entbindung.
Die vierte Ehefrau Katharina Braun, eine Metzgerstochter aus Münster, bringt nochmals zwei Töchter zur Welt, die nun endlich das Erwachsenenalter erreichen:
- Magdalena (1787-1866), erbte das Gütl
- Maria Eva (1790-1843) heiratete 1814 den Wagner Jakob Völkl von Münster Nr. 25

Nach der Säkularisation des Choherrenstiftes St. Tiburtius in Straubing1803 kaufen Mathias und Katharina Hitzinger Grundstücke des ehemaligen Stiftskapitel. Darunter auch der „innere Buchbergacker“, auf dem die Buchberger Kapelle steht.

 

 Hitzinger Besitzer

 

1812 übernimmt die älteste Tochter Magdalena das Anwesen und heiratet Martin Spießl, einen Bauerssohn vom Wiedenhof.
Das Paar hat drei Kinder:
- Josef (1812-1878) bleibt ledig und stirbt mit 65 Jahren
- Martin (1819-1883), der Hoferbe
- Maria Anna (*1824) heiratete 1849 Bartholomäus Bugl von Münster Nr. 20

 

Sohn Martin Spießl jun. übernimmt 1849 den 24 Tagwerk großen Hof und heiratet die Bauerstochter Maria Gierl von Unterzeitldorn. Sie ist die Enkeltochter des berühmten Sossauer Drei-Höfe-Bauern Paul Gierl, der auch die Sossauer Wallfahrtskirche gekauft und dadurch vor dem Abbruch gerettet hat.
Maria schenkt ihrem Ehemann vierzehn Kinder, wovon nur drei das Erwachsenenalter erreichen. Alle anderen werden nicht älter als ein Jahr.
- Franz Xaver (1854-1936), Hoferbe
- Franziska (1856-1913) heiratet 1878 den Häusler Johann Färber von Münster Nr. 20 1/2
- Anna (*1871)

 

Sohn Franz Xaver übernimmt 1882 den Hof mit 26 Tagwerk ( 9 ha) und heiratet Helena Maurer von Öbling. 1886 tauschen Xaver und Helena ihren bisherigen Hof mit der Hofstelle des gegenüberliegenden Atzlhofes (Hs.Nr. 12, Chorherrenstr. 2). Der große Atzlhof war von den Immobilienhändlern Mathans Maier, Jakob Strauss und Josef Eppstein aufgekauft und zerschlagen worden.
Die bisher zum Schreinergütl gehörigen Grundstücke übertragen Xaver und Helena Spießl auf den Atzlhof. Darunter auch der Acker mit der Buchberger Kapelle.

 

Spiessl Besitzer

 

 

Die Immobilienhändler, die mit Grundstücken von diversen Höfen in Münster handeln, vertauschen schließlich das Haus des ehemaligen Schreinergütl, zusammen mit 2,496 ha Grundbesitz, 1887 mit Xaver und Therese Biller gegen deren Besitz in Großpinning Nr. 2.

Zwölf Jahr später, am 19.08.1891, vertauschen Xaver und Therese Biller das Münsterer Anwesen mit Alois und Maria Biller gegen deren Anwesen Nr. 50 in Affa.

Am 10.09.1891 erwirbt das Anwesen Josef Kiesel, der es am 01.06.1892 weiterveräußert an Johann und Theres Heibl.
Als Therese 1909 stirbt, erben der Witwer und die neun Kinder: Johann, Franziska, Therese, Anna, Maria, Josef, Kreszenz, Ludwig, Xaver.

 Heibl Besitzer

 

Am 31.10.1910 kauft Xaver Geith die Hofstelle mit 2,196 ha Grund um 10.000 Mark und erwirbt von der Darlehenskasse Münster ebenfalls noch Grund.

Am 14.10.1918 kaufen Grotz Johann und Maria geb. Scheubeck das Anwesen mit 3,374 ha Grund um 18.500 Mark. Johann Grotz stammt vom Braschengütl Nr. 11 (Kirchrother Str. 3). Er ist Fotograf und zieht später nach Mitterfels. Viele alte Aufnahmen von Münster und Steinach stammen von ihm.

Am 23.12.1918 erwerben Martin und Katharina Soller das Anwesen mit 2,458 ha Grund.

Am 23.06.1919 erwerben Alois und Monika Brandl das Anwesen.

Am 20.09.1921 erwerben Jakob und Anna Limmer das Anwesen um 20.000 Mark.

Am 31.03.1936 übergeben sie es an Jakob Limmer jun.

 

 

1 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 641, fol 126  Übergabebrief 17.12.1710
2
BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 I, fol.162   Übergabe 02.12.1750
3
BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 647, fol.29  
Kaufbrief 725 fl   08.10.1771

 

 

Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1199, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibung Langericht Straubing 1641 – 1799, S. 333
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 248, Hofmark Münster 1752
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1808
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster vom 01.08.1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-5, 17/22-9, 17/22-14,Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster Münster 1843 – 1960
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster

 

 

Stand: 01.04..2023

Die Poststelle

 

von Claudia Heigl

 

 

1934 erwerben der Gemeindesekretär Ludwig und Sophie Handwerker das Grundstück an der August-Schmieder-Straße von der Familie Landstorfer und errichtet dort ein Einfamilienhaus, das die Hausnummer 102 (heute August-Schmieder-Str. 45) erhält.
Vorher war die Familie in der Bärnzeller Str. 2 (alte Hs.Nr. 47 1/2)  in Steinach ansässig.

 

fo stei 1309

aufgenommen ca. 1942
Bild: Max Hiegeist, Hoerabach

 

Ihre Tochter Sophie Handwerker betreibt ab den 1940er Jahren in dem Haus die Poststelle in Steinach. Bis 1984 ist sie in dem Haus untergebracht.

 

 

Handwerker Besitzer

 

 Handwerker Sophie

Sophie Handwerker

 

 


Dann wird sie geschlossen und in dem Lebensmittelgeschäft Altschäffel eine kleine Geschäftsstelle der Post eingerichtet.

Seit November 2004 ist die Postfiliale in Steinach im Lebensmittelmarkt EDEKA Röckl untergebracht.

 

 


Der Hällingmeierhof


bzw.

Der ganze Stubenhofer-Hof in Gschwendt

 

von Cornelia Landstorfer

 

 kirche gschwendt

Der Stubenhofer-Hof hatte die alte Hs.Nr. 7
aufgenommen 2018
(Bild: Claudia Heigl)

 

 

Vor fast 650 Jahren, im Jahr 1381, wird der Hof, dessen Inhaber zu dem genannten Zeitpunkt Heinrich der Rausch war, erstmals in einem Kaufbrief erwähnt.

Die Witwe Anna Poxauer, die den Besitz in Gschwendt von ihrem Vater Konrad dem Sattelboger als Heiratgut erhalten hatte, veräusserte damals zusammen mit ihrem Sohn Kaspar ihre Güter in Gschwendt an das Stift der alten Kapelle in Regensburg. Die Herren von Sattelbogen waren eines der mächtigsten und angesehensten Rittergeschlechter des Bayerischen Waldes.

Als im Jahr 1435 das Heilig-Geist-Spital in Straubing die Hofmark Gschwendt mit Gericht, Gütern und Gülten von Christoph Schönsteiner zum Schönstein und seiner Frau Balburg erwarb,[1] hat Friedrich Rauscher[2] das genannte Anwesen bewirtschaftet.

In dem 1429 angelegten Salbuch des Bürgerspitals in Straubing wird der Hof nach dem Erwerb 1435 als „Hällingmairisches Gütl“ eingetragen[3]. Dieser Hofname hat seinen Ursprung sehr wahrscheinlich im dort nachgewiesenen Salzhandel. Es war das „hällingische“ Salz aus Hallein, das über die Donau mit Treidelzügen nach Straubing transportiert wurde und von dort mit Pferden und Wagen oder Karren ins Umland und nach Böhmen verteilt wurde. Für den Zeitraum von 1615 bis 1759 lässt sich der mündlich überlieferte Fuhrhandel auf diesem Anwesen sicher nachweisen.

1553 ist Thoman Babst[4] auf dem Hof.

Ca. 1570 ist vermutlich Hans Mair[5] Inhaber.

Aus einem Gerichtsstreit geht hervor, dass vor 1609 Hans Haaß auf dem Anwesen war.[6]

1609 bis 1613 ist Michael Hällingmayr mit seiner Ehefrau Anna nachgewiesen.

 

 Haellingmair Besitzer

 

 

Am 7. März 1613 kauft der Salz- und Hopfenhändler Georg Stubenhofer, der etwa 1607 die Wirtstochter Ursula Pichlmayr aus Gschwendt geheiratet hatte, den „ganzen“ Hällingmayer-Hof um die Summe von 900 Gulden von Anna Hällingmayer, Witwe des Bauern Michael Hällingmayer aus Gschwendt.[7] Die Herkunft von Georg Stubenhofer ist leider nicht bekannt, es ist aber davon auszugehen, dass seine Vorfahren aus Stubenhofen bei Stallwang stammen.

 

KO WOLF 2 Hs.Nr. 7 ist der Hällingmayrhof
die Hs.Nr. 9 ist das Wirtshaus, das auch im Eigentum des Georg Stubenhofer war.
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Im Salbuch des Bürgerspitals Straubing von 1630 ist zu lesen, dass zu dem Hof ein Haus, ein Pferdestall, ein Stadel mit einer Tenne und Viehställe gehörten. Im Hofraum befand sich ein Ausnahmhaus mit Balkon. Beschrieben sind auch ein großer Schafstall, ein Hennenkobel sowie ein Brunnen. Alle Gebäude waren gezimmert und befanden sich in gutem Zustand. Vor dem Haus gab es einen befestigten Platz. Teilweise schützte ein Zaun, teilweise boten Planken dem Gehöft Schutz. An Nutztieren sind zwei Pferde, vier Kühe, drei Jungtiere, drei Schweine und 20 Schafe verzeichnet:

 Salbuch 1630

 

 

 

Der Wirt und Handelsmann Georg Stubenhofer aus Gschwendt war dreimal verheiratet. Seine erste Ehefrau Ursula Pichlmayer war die Tochter der Wirtsleute Wolfgang und Elisabeth Pichlmayer in Gschwendt.

 

Die Stubenhofers hielten sich während des 30jährigen Krieges zeitweise in Straubing auf, um Schutz vor den Schweden zu finden. Im Gegenzug mussten Geld und Wertgegenstände abgeführt werden. Georg Stubenhofer aus Gschwendt ist im sog. Ranzion-Register von 1633 (das Verzeichnis der für die von den Schweden 1633 nach der Übergabe der Stadt geforderte Brandschatzung gesammelten Beträge an Geld und Edelmetall) aufgeführt: Georg Stubenhofer, Wirt zu Gschwendt, 46 fl.
Im Jahr 1634 herrschte in der Stadt Straubing die Pest. Eventuell ist auch Georg Stubenhofers erste Ehefrau Ursula an dieser Seuche gestorben.

 

Die Familie Stubenhofer war sehr wohlhabend. Das Salbuch des Bürgerspitals in Straubing verzeichnet an Grundbesitz neben dem genannten Hof die „Tafern“, die Schneidersölde, den Thurmayrhof, das Lohaus mit Krämergerechtigkeit, das Khellerhäusl, vier Weiher, sowie Bach- und Fischwasser.

Die zweite Ehefrau Eva Fläckl, Tochter der Bauerseheleute Wolfgang und Elisabeth Fläckl in Rotham, bringt die Mühle in Wolferszell mit dem benachbarten Erbrechtshof, das Schankrecht und das Bäckerrecht mit in die Ehe. Eva war in erster Ehe mit dem Müller, Wirt und Bäcker Melchior Grimm verheiratet. Ihr zweiter Ehemann war der Müller Vitus Pichlmayr in Wolferszell. Als dritter Ehemann folgt Georg Stubenhofer. Georg und Eva Stubenhofer waren mit Abstand die reichsten Bauerseheleute in der Gegend.

Als Eva Stubenhofer 1647 stirbt, folgt Margaretha, die mehr als 40 Jahre jünger war als ihr Ehemann, als dritte Gattin. Dass diese Verbindung keine gute Entscheidung war, belegt eine Rechnung des Gschwendter Gerichts aus dem Jahr 1651.[8] Margaretha musste mit 30 Gulden eine sehr hohe Strafe zahlen, weil sie ein Verhältnis mit dem Ehemann ihrer Stieftochter Ursula, der Tochter ihres Ehemannes aus dessen erster Ehe, hatte.

 

Aus den drei Ehen des Georg Stubenhofer gehen sieben bekannte Kinder hervor, jedoch erleben nur die fünf Kinder aus erster Ehe das Erwachsenenalter:
- Georg, der Ältere (1608-1687), übernimmt den Hällingmayrhof vom Vater
- Johann (+ um1654) heiratet die Wirtstochter Barbara Bergmaier und übernimmt mit ihr das Wirtshaus in Münster von den Schwiegereltern
- Ursula (*ca. 1614) heiratet in erster Ehe Georg Rosenhamer (+1664), Wirt in Ascha und in zweiter Ehe am 26.01.1665 den reichen Witwer und Handelsmann Christopher Wagner (1602-1672), Stifter der Kirche St. Christopherus in Gschwendt
- Georg, der Jüngere (1617-1682) heiratet 1643 die Bauerstochter Walburga Frankl von Wolferszell. Er ist ebenfalls Hopfenhändler und zunächst Bauer in Wolferszell Nr. 15, dann in Nr. 12 und schließlich Söldner in Gschwendt Nr. 1
- Thomas Georg (+1677), übernimmt das elterliche Wirtshaus in Gschwendt


Stubenhofer Georg 1

 

Sohn Georg der Ältere heiratet 1640 Rosina Krieger aus Konzell. Bevor er ca. 1661 den Hällingmayrhof in Gschwendt übernimmt, war Georg Wirt in Wolferszell, Agendorf und Loitzendorf. Als einträgliches Nebengewerbe betreibt er wie sein Vater Salz- und Hopfenhandel. 1670 ist Georg Stubenhofer bei der „Corporus Christi Bruderschaft“ in Steinach unter den „Consultores“, die sich aus einigen wohlhabenden Herren zusammensetzten, als „der ersame und bescheidene Georg Stubenhofer Paur und Handelsmann zu Gschwendt“ genannt. 

 

Von den zwölf Kindern aus der Ehe des Georg Stubenhofer und der Rosina Krieger ist Sohn Adam als Bauer in Höfling und Rogendorf erwähnt, bevor er den elterlichen Hof in Gschwendt ca. 1688 zusammen mit seiner Ehefrau Anna, geb. Willmayr, übernimmt.

Kinder:
- Ursula *1641
- Adam, Hoferbe
- Georg (*1650), Weber in Felling
- Rosina (1654-1738) heiratet 1680 den Bauern Bartholomäus Wirth (1662-1702) aus Gschwendt Nr. 17 und in 2. Ehe 1703 den Bauerssohn Michael Hilmer aus Altenhof
- Johann Baptist (1654-1695) heiratet 1683 die Bauerstochter Maria Pösl (*1660) aus Oberniedersteinach Nr. 8 und lässt sich als Hafner in Falkenfels nieder.
- Michael (1656-1687) bleibt ledig
- Maria (*1659)
- Georg Adam (1661-1675) stirbt mit 14 Jahren
- Johann (*1663) heiratet 1688 Walburga Träxl und wird als Söldner und Kramer in Ascha sesshaft.
- Walburga (*1666)

Aus der Ehe von Adam und Anna Stubenhofer gehen sechs Kinder hervor, von denen fünf das Erwachsenalter erreichen:
- Johann (1667-1695), bleibt ledig
- Benedikt (*1669), Bauer in Frommried
- Georg (1670-1733), Hoferbe
- Vitus (1677-1747), heiratet 1706 die Wirtstochter Maria  Pielmeier aus Roßhaupten und übernimmt das Wirtshaus der Schwiegereltern
- Rosina (1682-1752) heiratet 1702 den Müller Georg Hallmayr aus Gschwendt

 Stubenhofer Adam

 

Nach 1702 folgt deren Sohn Georg Stubenhofer, er nahm am 05.10.1699 in Steinach Barbara Söldner aus Bärnzell zur Frau.
Neun Kinder werden in der Ehe geboren, von denen drei im Kindsalter sterben:
- Johann (1701-1733) heiratet 1728 die Halbbauerstochter Anna Maria Deblinger aus Steinach Nr. 27 und wird dort Bauer
- Simon (1702-1742), Hoferbe
- Peter (*1706)
- Michael (1707-1746) heiratet 1736 die Bauerstochter Maria Zeindlmayer aus Agendorf und macht sich als Bauer in Hof bei Stallwang ansässig.
- Christoph (*1709)
- Anna Barbara (*1720)

 

1734 heiratet Sohn Simon die Wirtstochter Katharina Walchshauser aus Zinzenzell und führt mit ihr das Anwesen. Das Paar hatte drei Kinder, von denen jedoch nur der älteste Sohn Michael überlebt. Simon Stubenhofer ist 1742 mit nur 39 Jahren gestorben. Seine Witwe Katharina heiratet im selben Jahr Daniel Löffler aus Thurasdorf, mit dem sie weitere vier Kinder hatte:
- Matthias Löffler (1744-1773), Bauer in Wolferszell Nr. 15
- Anna Maria Löffler (*1746), heiratet 1774 den Halbbauerssohn Johann Geiger aus Agendorf Nr. 41. Beide machen sich in Furth sesshaft.
- Maria Löffler (*1749) heiratet 1778 den Bauern Johann Georg Söldner aus Bärnzell 
- Josef Löffler (*1753)

 

Zu dieser Zeit wurden auf dem Hof noch immer Handelsreisen nach Böhmen unternommen. Daniel Löffler ist 1743[9] und 1759 als Fuhrmann, der nach Böhmen reist, erwähnt[10].

Löffler war laut diversen Gerichtsprotokollen ein rauer Geselle, der nicht nur mit Männern körperliche Auseinandersetzungen hatte, sondern auch zu Frauen äußerst gewaltsam war, wie beispielsweise 1754 im Gschwendter Gericht dokumentiert ist:  
„Vorkommen den 31. Dezember 1754: Ursula Seidlin lediges Dienstmönsch von Herrnfehlburg hat Daniel Löffler Paur zu Gschwendt von darumben anheut zur Klage citiern lassen, weillen derselbe sie dergestalten mit Schlägen traktiert, dass die Armb und Füss groß verschwollen, dann blau und blutmahlig unterlaufen gewesen.“[11]

 Stubenhofer Simon

 

 

Nach dem Tod von Daniel Löffler übernimmt  1764 Johann Michael Stubenhofer als einzig überlebendes Kind von Simon Stubenhofer den Hof. Seine Ehefrau Regina war die Tochter von Georg Brandstetter, Bauer in Bruckhof bei Haselbach und seiner Frau Anna Maria, geb. Lanzinger aus Machtenhof bei Rattiszell.

Sieben Kindern schenken Michael Stubenhofer und seine Frau Regina das Leben, von denen jedoch nur zwei überleben:
- Jakob, der Hoferbe
- Mathias (*1770) wird Weißgerber in Straubing

 

1792 übergeben sie an den ältesten Sohn Jakob, der am 17.07.1798 Maria Katharina Foidl, Tochter der Bauerseheleute Martin und Anna Maria Foidl aus Agendorf, heiratet und mit ihr sechs Kinder hat:
- Magdalena (*1799) verh. Gmeinweiser, Gärtlerin in Straubing
- Martin (*1801) heiratet 1829 Maria Pellkofer vom Thanhof und wird Bauer in Thurnhof bei Parkstetten
- Anna Maria * (*1803) heiratet den Bauern Johann Wolf vom Sackhof, beide verkaufen 1831 den Sackhof und ziehen nach Haidenkofen b. Wallersdorf
- Theresia (*1805) heiratet 1829 den Bauern Georg Pellkofer (1809.1837) vom Hörmannsberg und 1838 in 2. Ehe Joseph Sagstetter (*1803) von Obermenach. Sie ist Bäuerin auf dem Hörmannsberg.
- Joseph (1808-1884), Hoferbe
- Katharina (*1810-1883) heiratet 1839 den Bauern Johann Ebner (1812-1881) vom Sackhof. 1850 verkaufen auch sie den Sackhof und ziehen nach Haader bei Laberweinting.

Jakob Stubenhofer baute im Jahr 1800 ein Wohnhaus mit Stallungen. Folgende Aufschrift war auf einer Tafel am Haus angebracht:

 

"Jakob Stubenhofer bin ich genannt.
Ich hab gebaut, Gott sei´s gedankt.
Von ehrlichen Eltern bin ich geboren
und von ihnen christlich aufgezogen,
bin Besitzer meines Vaterhauses geworden."

 landstorfer 1910

aufgenommen 1942

 landstorfer hof 1970

 Das Bild aus den 1970er Jahren  und die Aufnahme von 1942  zeigen das im Jahr 1800 von Jakob Stubenhofer erbaute Haus. 1977 wurde das Haus abgerissen.

 

 

 

1831 übernimmt Sohn Joseph Stubenhofer den Hof um 3500 Gulden von der Mutter Katharina. Joseph ist dreimal verheiratet. Seine erste Ehe geht er am 25.07.1831 in Steinach mit Theres Hilmer, Tochter von Wolfgang und Theres Hilmer aus Wiesenzell, ein. Theres, die fünf Kinder zur Welt bringt, stirbt 1838 mit nur 36 Jahren.
Von den fünf Kindern erreicht nur Sohn Michael (1833-1902) das Erwachsenenalter. Er bleibt unverheiratet. Er vermachte der Kirche von Gschwendt 1000 Gulden und läßt sie auch renovieren.

Der Witwer Joseph Stubenhofer heiratet im selben Jahr Katharina Hiegeist, Tochter von Franz Paul Hiegeist und Theresia Lehner aus Hoerabach. Katharina überlebt 1848 mit 35 Jahren ihre sechste Geburt nicht und nimmt das Kind mit ins Grab. Von den fünf vorher geborenen Kindern überleben nur drei:
- Katharina (1839-1866) heiratet 1858 den Bauern Michael Rothamer aus Rotham
- Karolina (*1840) heiratet 1865 den Bauern Josef Straßmayer aus Hagnberg
- Joseph (1845-1906) wird Hoferbe in Gschwendt

 

Am 21.05.1851 geht Joseph die Ehe mit Anna Maria Hiegeist, der Schwester seiner zweiten Ehefrau Katharina ein. Obwohl keine Blutsverwandtschaft mit seiner Schwägerin besteht, musste Joseph für die Genehmigung dieser Ehe ein Gesuch beim Pfarrer, der es dann bis zum Bischof bringt, einreichen:

 

Dispens 1851

 

Von den sechs Kindern der dritten Ehe überlebt nur Sohn Wolfgang (*1853), der später Gastwirt in Moosbach bei Prackenbach wird.

 

 

 Todesanzeige Stubenhofer Maria

Straubinger Tagblatt 1873, Todesanzeige der dritten Ehefrau Anna Maria Stubenhofer, geb. Hiegeist

 

 

 

 

1874 wird Sohn Joseph aus der zweiten Ehe mit Katharina Hiegeist Nachfolger auf dem Bauernanwesen in Gschwendt. Er ist zweimal verheiratet. Am 27.11.1874 nimmt er Maria, die Tochter des Bauern Joseph Zollner aus Denkzell und seiner Frau Barbara, geb. Schollerer, zur Gattin.

Aus dieser Ehe gehen sechs Töchter hervor. Die letzten beiden Mädchen sind Zwillinge und sterben. Auch Maria stirbt nach der Geburt, weil die Hebamme nur eines der Mädchen zur Welt bringt und nicht erkennt, dass die arme Frau Zwillinge erwartet. Die Frau stirbt nach drei Tagen mit dem zweiten Kind im Bauch.
- Theresia (1875-1902) heiratet 1895 den Bauern Joseph Niemair aus Unterniedersteinach Nr. 5  
- Anna (*1877) heiratet den Schlossbrauereibesitzer Adolf Schauer aus Sattelpeilnstein
- Maria (*1878) heiratet den Bauern Johann Binder aus Ried bei Stallwang
- Helena (*1881) heiratet den Bauern Georg Thanner aus Machtenhof

 stubenhofer josef maria

Joseph Stubenhofer mit seiner ersten Ehefrau Maria, geb. Zollner (1874)

 

Joseph Stubenhofer ist auch Bürgermeister in Gschwendt.

 

 stubenofer maedchen

Die Töchter aus erster Ehe des Joseph Stubenhofer mit Maria: Theresia, Anna, Maria und Helena

 

Am 07.10.1884 heiratet der Wittwer Katharina Baier, Tochter des Söldners Anton Baier aus Schwarzholz bei Steinach/Rotham und seiner Frau Anna, geb. Niemeier aus Unterniedersteinach.  
Von den vier Kindern aus der Ehe mit Katharina sterben zwei im Babyalter, Sohn Joseph fällt im ersten Weltkrieg, nur Tochter Katharina überlebt.

 

stubenhofer familie

Joseph Stubenhofer und seine zweite Ehefrau Katharina, geb. Baier mit den vier Töchtern aus erster Ehe.
v. l.: Maria, Anna, Theresia, Helena,
aufgenommen wahrscheinlich zwischen 1895 und 1898

 

stubenhofer josefGedenktafel für Joseph Stubenhofer in der Kirche St. Christopher in Gschwendt

 

 Stubenhofer Josef

Am 14.11.1917 geht Katharina Stubenhofer die Ehe mit Peter Landstorfer aus Trudendorf bei Bogen ein. Peter ist Sohn der Bauerseheleute Franz Xaver und Kreszenz Landstorfer, letztere eine geborene Karl aus Rammersberg.

 

 landstorfer stubenhofer

 Peter Landstorfer und Katharina Stubenhofer
aufgenommen 1917

 

 

landstorferhof 1920

 Der Landstorfer-Hof in den 1920er Jahren.

 

 

 

 

[1] Stadtarchiv Straubing, Salbuch fol. 864-870; vgl. Urkundenbuch Straubing, Nr. 356, S. 280.
[2] Solleder, Fridolin: Urkundenbuch der Stadt Straubing, 1911-1918, S. 280, Urkunde 356.
[3] Vgl. Laschinger Johannes: Geschichte der Spitalstiftungen in Straubing, in: JHVS 87 (1985), Straubing 1986, S. 244, Vgl. auch Stadtarchiv Straubing, Salbuch 1630, fol. 654
[4] StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B157, Sal- und Stiftbuch der St. Michaels-Pfarrkirche in Steinach mit Abschriften der Kaufbriefe, fol. 8.
[5] Spitalrechnung ca. 1570, aufgrund der Besitzgült und Beschreibungen ziemlich sicher, dass Hans Mair auf diesem Anwesen war (Wiesgült, Khünbach)
[6] 1609-1611,1620: Das Kollegiatstift zur Alten Kapelle in Regensburg gegen das Spital Straubing wegen strittiger Grundherrschaft über zwei Sölden in der Hofmark Gschwendt
[7] Vgl. Stadtarchiv Straubing, Salbuch 1630 von Gschwendt, fol. 654.
[8] Stadtarchiv Straubing, Rechnung Bürgerspital 1651
[9] StALa, Kommunalarchive, Rep. 219, Verhörsprotokoll der Straubinger Spitalh0fmark, fol. 6‘
[10] BZAR, Pfarrakten Steinach, Nr. 34
[11] StALa, Kommunalarchive (Rep. 219) 1609, fol 67

Haus Nr. 15 1/2 in Steinach

heute August-Schmeider-Str. 7a

 

von

Claudia Heigl

 

 

Auf dem Grundstück stand ursprünglich die Schmiedwerkstätte der unteren Schmiede, während die Hofstelle des Schmieds auf der gegenüberliegenden Seite des Baches lag.

Dadurch war die Schmiedwerkstatt mit ihrem gefährlichen Funkenflug etwas entfernt von den Wohngebäuden, die früher aus Holz gebaut waren und zum Teil auch mit Stroh eingedeckt wurden. Außerdem hatte der Schmied hier einen einfacheren Zugang zum Wasser, das zum Abkühlen der beschlagenen Eisen benötigt wurde.

 

Uraufnahme

Die Hs.Nr. 15 war das Schmied-Wohnhaus, während die Werkstatt gegenüber auf Gemeindegrund lag.
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

Der Schmied Ignaz Handl erwirbt die Schmiede 1868. Nur fünf Jahre später veräussert er den Hof wieder an Jakob und Helena Almer. Die gegenüberliegende Schmiedwerkstätte behält er jedoch in seinem Besitz und verkauft ihn am 05.03.1874 an Franz Grüneisl, einem Hafnerssohn von Steinach.

Drei Jahre später, am 05.03.1874, kauft in Ignaz Handl das kleine Haus zurück und veräussert es noch am gleichen Tag an die Stattlerseheleute Anton und Therese Scherm, die hier ihre Sattlerei einrichten.

1887 veräußern sie das Haus und erwerben hierfür das ehemalige Wagner-Haus im oberen Dorf.
Das Haus kaufen Josef und Therese Wittmann, 1888 folgen Josef und Katharina Herber als weitere Eigentümer.

Am 02.03.1892 erwerben es die Schmiedseheleute Jakob und Katharina Hierl (von der oberen Schmiede Hs.Nr. 53 1/2) als Ausnahmshaus. Die Schmiede im oberen Dorf übergeben sie an ihren Sohn Joseph Hierl.

 

Hierl Jakob Besitzer

 

Sieben Jahre nach dem Tod des Ehemannes verkauft die Witwe das Haus am 12.01.1901 an den Hafner Ludwig Stahl von Rattiszell. Am 20.August 1901 reicht er einen Plan1 zur Errichtung einer Werkstätte mit Brennofen ein, die er an das Haus anbauen will.

 

Ortsplan 187d

Ortsplan von Steinach Nr. 187d
Quelle: Vermessungsamt Straubing

 

 

Bereits sieben Jahre später verkauft der Hafner das Haus an Johann Alt, der es ein Jahr später, am 15.01.1909, an Joseph Hierl von Stallwang und seiner Braut Rosina Riederer weiterveräußert.

 

 Hierl Josef Besitzer

 

 

 Seitdem ist das Anwesen im Besitzer der Familie Hierl/Fischer.

 

fo stei 566

 Das Haus um 1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

 

 

1 StA Landshut, Rep. 162-17 Sch. 33 Nr. 3787

 

 

 

Das Kutscher Stechl Häusl oder Haseneder-Hof Hs.Nr. 46

 

August-Schmieder-Str. 34

 

ab 1903

die Poststelle in Steinach

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Dieses Anwesen befand sich in einer Reihe von kleinen Häusler-Häusern die sich an der ehemaligen „Herrenstrasse“ (heute obere August-Schmieder-Straße) zwischen Kirche und Schloss reihten.
Ursprünglich dürften diese Häuser alle für Bedienstete des Schlossgutes oder kleine Handwerker gebaut worden sein.
Aufgrund der verbrannten Unterlagen im Staatsarchiv Landshut lassen sich die Besitzer im 17. Jahrhundert nur schwer zuordnen.

 

 46 uraufnahme

 Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

Erst im 18. Jahrhundert lässt sich dieses Anwesen als „Kutscher Stechl Häusl“ identifizieren, dessen Besitzer 1752 ein Jakob Späth war[i]. Ein Kutscher namens Stechl wird vorher in den Kirchenbüchern nicht erwähnt.

 

fo stei 1476

Die obere August-Schmieder-Strasse ca. 1920
links das sog. Schermhaus (ehem. Wagner-Anwesen), Kramerei Altschäffel und die alte Poststelle Gössl/Röckl (alte Hs.Nr. 46)
Bild: Familie Meier, Agendorf

 

 

Der Wirtssohn Jakob Späth von Falkenfels war mit der Schneiderstochter Theresia Ortner verheiratet. Er hat wahrscheinlich zusammen mit seiner Ehefrau das Anwesen von seinen Schwiegereltern Christoph und Walburga Ortner bei seiner Heirat übernommen und auch das Schneider-Handwerk seines Schwiegervaters weitergeführt.

 

 Spaeth Besitzer

 

 

Ca. 1769 finden wir den Maurer Vitus Haseneder auf dem Haus. Ihm folgen sein Sohn Johann und der Enkel Ferdinand Haseneder nach.

 

Haseneder Besitzer

 

Am 13.04.1898 kaufen die Nachbarn und Kramerseheleute Josef und Anna Altschäffel das Anwesen Nr 46 mit dem großen Garten..

 

 

Uraufnahme ueberlappend

Das Altschäffel-Haus war ursprünglich ein Nebenhaus des Wagner-Anwesens.
Durch den Zukauf konnte der Garten erweitert werden.

 

 

 

Die alte Poststelle

 

1903 erwirbt Josef Altschäffel’s Schwester Maria Gössl und ihr Ehemann Otto Gössl einen kleinen Teil vom vorderen Grundstück und errichten hierauf ein neues zweistöckiges Haus. Die Wirtsleute Gössl verkaufen 1904 ihr Wirtshaus im oberen Dorf (heute Landhaus Krone), in der auch die Poststelle mit dem Poststall untergebracht war, an die Brauerei Lang.

Die Poststelle nimmt das Ehepaar mit in das neue Haus und betreibt diese weiter.

 ak stei 92

linkes Bild: rechts vorne das Gasthaus Krone mit dem Poststall
rechtes Bild: von links das Scherm-Haus, die Kramerei Altschäffel und die neu erbaute Poststelle

 Auszug aus einer Ansichtskarte gelaufen 1912

 

Das Haus erbt Rosa Gössl, eine Nichte von Otto Gössl. Sie heiratet 1928 den Bäckerssohn Joseph Röckl von Steinach. Beide betreiben die Poststelle bis in die 1940er Jahre in dem Haus weiter.

 

Goessl Besitzer

 

 

 

fo stei 243

 Hochzeitsgesellschaft von Rosa Gössl und Josef Röckl am 14.02.1928
hintere Reihe v.l.: Philomena Schwarz, Huber Justine, geb. Bachl, Kraus Lena, geb. Altschäffel, Schwarzfischer Anna geb. Röckl, Sieber (Hilmer) Magdalena, geb. Röckl, Zacherl Maria, geb. Röckl,  Bachl Ferdinand
Mitte v.l.: Barbara Schuster,geb. Gössl, Theres Gössl, Anna Stadler geb. Gössl [Schwestern d. Braut] Braut Gössl Rosa, Bräutigam Röckl Josef, Röckl Therese (später verh. Hilmer), Brandl Ottilie, geb. Röckl, Kimberger Hedwig, geb. Röckl, Fleischmann Helene, geb. Wenninger [Stieftochter von Maria Gößl]
vorne v.l.: Altschäffel Josef, Gössl Ludwig (Vater d. Braut), Röckl Karl (Bruder d. Bräutigam), Gössl Otto mit Maria geb. Altschäffel (Onkel d. Braut) , Röckl Franz (Bruder d. Bräutigam), Bachl Georg
Bild: Familie Röckl, Steinach

 

 

 

fo stei 1167

 Rosa Röckl mit ihren Zwillingsmädchen Rosa (1932-2012) und Barbara (1932-1944)
In der Poststelle war auch die Unfall-Meldestelle untergebracht.
Bild: Familie Ebenbeck, Steinach

 

 fo stei 1151

 Das Haus um 1950
Bild: Famiie Ebenbeck, Steinach

 

 

In den 1940er Jahren wurde die Poststelle in die August-Schmieder-Str. 45 (alte Hs.Nr. 102) verlegt und von Sophie Handwerker geführt.

 

Dort blieb sie bis 1984. Nachdem Sophie Handwerker in Rente ging, wurde in dem Lebensmittelgeschäft Altschäffel ein kleine Postfiliale eingerichtet.
Seit November 2004 ist die Postfiliale im Lebensmittelmarkt EDEKA Röckl untergebracht.

 

 

 

 

[i] BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 248, Hofmark Steinach 1752 und Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 514, Hofmark Steinach 1760

 

Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-4, Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 72, 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-7, Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 - 1906
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach

 

Die Schreinerei Laumer-Bierl in Steinach

 

von

Claudia Heigl

 

 

Bei dem Anwesen handelte es sich ursprünglich um ein kleines Häuschen in unmittelbarer Nähe des Schlosses ohne großen Garten oder sonstigem Grundbesitz. Es dürfte für einen Bediensteten des Gutsherrn gebaut worden sein.

 

Uraufnahme

Das Anwesen hatte 1808 die Hausnummer 37

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung, Bayernatlas

 

 

Erster bekannt Besitzer ist 1763 ein Sebastian Riederer, der als Weber seinen Lebensunterhalt verdiente. Seine Ehefrau Magdalena war als Hebamme tätig.
Vielleicht hatte das Ehepaar aus diesem Grund auch dieses Häuschen vom Schlossherrn erhalten. Hebammen waren in einer Dorfgemeinschaft unentbehrlich und auch der Hofmarksherr hatte ein Interesse daran, dass sich eine solche im Dorf niederließ.

Nach seinem Tod heiratete die Witwe den Nachbarn Georg Trägl (siehe Hs.Nr. 36)
Das Haus erben die Tochter ihres zweiten Ehemannes, Walburga Trägl und ihr Ehemann Lorenz Raith. Raith übte, wie sein Schwiegervater, ebenfalls das Weberhandwerk aus. Das Haus wird innerhalb der Familie an die Söhne weitervererbt, die auch wieder Weber sind.

 

Riederer Besitzer

Raith Besitzer

 

 

 

1886 heiratet der Steinacher Wagner Joseph Wurst die Raith-Tochter Katharina und übernimmt mit ihr das Haus. Er richtet sich hier eine Wagner-Werkstätte ein, nachdem die alte Wagnerei von seinem ehemaligen Lehrherrn verkauft wird.

Nachdem Joseph Wurst 1910 im Alter von 53 Jahren stirbt, erben die Witwe Katharina Wurst mit ihren fünf Töchtern Katharina (23 J.), Elisabeth (19 J.), Berta (15 J.), Therese (11 J.) und Maria (11 J.) das Haus.

 

Zwei Jahre später, am 10.06.1912, verkauft sie die Wagnerei an Joseph Laumer von Agendorf.
Katharina Wurst verdient sich ihren Lebensunterhalt als Arbeiterin im Schloss Steinach.

 

fo stei 1506

rechts Josef Laumer auf der Walz
Bild: Familie Maschke, Steinach

 

 

 Laumer Besitzer

 

Sieben Monate später nimmt Joseph Laumer die Landwirtstochter Maria Bornschlegl von Wolferszell zur Ehefrau.

 

Laumer

Josef und Maria Laumer

 

fo stei 1497

Wagnerei Laumer um 1920
rechts das Wohnhaus, links die Wagnerwerkstätte
links Karl Heimerl, daneben der Schreiner Josef Laumer. Auf dem Wagen die Kinder Josef und Therese Laumer
Bilder: Familie Maschke, Steinach

 

Ihr Sohn Josef Laumer jun. übernimmt 1948 die Wagnerei und heiratet 1950 die Steinacher Wirtstochter Irmingard Lutz.

 

Nachdem die Wagnerei durch die Industrialisierung immer mehr an Bedeutung verliert, stellt Josef Laumer jun. seine Werkstatt nach der Übernahme in einen Karosseriebau um und stellt Omnibusse her.

1955 wechselt er in den Betrieb einer Schreinerei, die er mit Hilfe seiner Ehefrau laufend erweiterte und modernisierte.

 

 fo stei 574

 Schreinerei Laumer um 1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

Seit 1987 führen sein Schwiegersohn Franz Bierl und seine Ehefrau Josefine Laumer-Bierl den Betrieb, die das Unternehmen ebenfalls immer weiter vergrößerten und erweiterten.

 

 fo stei 1524

 aufgenommen im September 2021
Bild: Claudia Heigl

 

 

 

 

 

Quellen:
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-4, Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 72, 1843-1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-7, Umschreibehefte zum 1. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 – 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-11, Umschreibehefte zum 2. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1-65, 1906 – 1960
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach
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Bärnzell

 

von Claudia Heigl

 

 

Ca. 1 km nördlich von Steinach liegt der Weiler Bärnzell, der zum Gemeindegebiet von Ascha gehört.

 fo baern 12Der Weiler Bärnzell, im Hintergrund Steinach
aufgenommen im Oktober 2022
(Bild: Claudia Heigl)

 


Bei Bärnzell handelte sich ursprünglich um einen Ministerialsitz der Grafen von Bogen.

Bereits in einer alten Traditionsurkunde des Oberalteicher Klosters, die von Cornelia Mohr auf die Zeit um 1119/20 datiert wird, werden in der Zeugenreihe u.a. ein „Heinrich und Pernhart de Perncelle“ aufgeführt1. Dies ist die erste urkundliche Nennung von Bärnzell.
In der gleichen Urkunde werden auch Rudolf und Odalschalk von Steinach und Englmar von Gschwendt als Zeugen aufgeführt.

Der kleine Ort lag an einer alten Handelsstraße, die sich von Straubing über Steinach nach Cham zog.

 

 

Uraufnahme Baernzell

 Uraufnahme von Bärnzell aus dem Jahr 1827
(Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas)

 

 

Die Familie Pernzeller

Die Pernzeller werden um 1119/20 erstmals urkundlich in Bärnzell erwähnt1. Höchstwahrscheinlich handelte es sich in Bärnzell zuerst um einen großen Besitz, von dem Teile dann durch div. Schenkungen an das Chorherrenstift Münster und ggf. durch Verkauf an die Warter kam.

1446 verpflichtet sich ein „Michel Pernzeller zu Pernzell“ jährlich ein Pfund Wachs an die Pfarrkirche St. Michael zu geben, die sein seliger Vater gestiftet hat, als er ihm die Gilt auf der Hofwiese und Hofmühle in Gschwendt vermacht hat2.

14443 finden wir auch einen Martin Pernzeller und seine Ehefrau Agnes als Besitzer von Grundbesitz in Rotham, für das sie an das Augsburger Domkapitel Abgaben entrichten.

Ein Hans Pernzeller stiftet zusammen mit seiner Ehefrau Margareth und seiner Tochter Anna um 1496 eine Jahrtagsmesse in der Pfarrei Steinach. Das Kaplanhaus in Steinach gehörte ihnen und als Stiftung brachten sie ihre Steinachische Sölde und das Bernzeller Holz ein (siehe hierzu auch Schlossbenefizium Steinach).

Die Pernzeller werden auch als Hausinhaber und Bürger in Straubing genannt. Im Stadtsteuerbuch von 1462 besitzen sie ein Haus im 3. Viertel4. 1501 wird hier ein Thomas Pernzeller namentlich genannt. Er war mit der Tochter der Straubinger Bürger Hans und Margareth Preu verheiratet5.

 

 

 

 

Die Höfe in Bärnzell

In Bärnzell finden wir jahrhundertelang drei Höfe6:

- die „Seidl-Sölde“war im 13. Jahrhundert im Besitz der Steinacher Burgherren, der Warter von der Wart und kam dann über die reiche Straubinger Handelsfamilie Zeller in das Eigentum des Karmelitenkloster Straubing

- der „ganzen Foidlhof“ gehörte spätestens im 16. Jahrhundert zum Chorherrenstift St. Tiburtius nach Münster

- der ganzen Söldnerhof“ blieb freilediges Eigentum. D.h. die Bauersfamilie Söldner hatte den Hof als wirkliches Eigentum und der Hof gehörte keinem Grundherrn. Sie könnten Nachfahren der Pernzeller gewesen sein.
Zu dem Hof gehörte noch eine „Zubausölde“, die auch im Eigentum des Chorherrenstifts St. Tiburtius war.

 

 

hilmer hof

Die drei Höfe in Bärnzell um 1842:
gelb: die Seidl-Sölde mit etwa 32 Tagwerk ( 10 ha) Grundbesitz
grün: der ganze Foidl-Hof mit 121 Tagwerk ( 41 ha) Grundbesitz
rot: der Söldner-Hof mit ca. 302 Tagwerk ( 102 ha) Grundbesitz, davon 168 Tagwerk Wald
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas und StA Landshut, Grundsteuerkataster 1/4 Band 1, Urkataster Bärnzell 1842

 

 

 

Pfarrzugehörigkeit bis 1854 zu Parkstetten

Interessanterweise gehörten die drei Höfe seelsorgerisch zur Pfarrei Parkstetten. Erst 1854 wurde der Weiler in die Pfarrei Steinach umgefparrt, zu der er auch heute noch gehört7.

Das bedeutete, dass die Bärnzeller ihre Kinder in Parkstetten taufen lassen mussten, dort heirateten und auch auf dem Parkstettener Friedhof zur letzten Ruhe gebettet wurden.
Dabei mussten sie das viel näher gelegene Steinach durchqueren, um in die etwa 6,5 km entfernte südlich gelegene Pfarrkirche nach Oberparkstetten zu kommen.

Da es einfach praktischer war, wurden einige Kinder auch in Steinach getauft und sind in den dortigen Kirchenbüchern eingetragen. Jedoch hatte der Parkstettener Pfarrer schon ein Eigeninteresse, dass die kirchlichen Sakramente bei ihm stattfanden und er die Stolgebühren hierfür einnahm.

Diese uralte Pfarrzugehörigkeit zu Parkstetten könnte damit zusammenhängen, dass auch Oberparkstetten Besitz der Grafen von Bogen war8, während Steinach zum bayerischen Herzogsgut gehörte und Bruno, der Herzogssohn und Bischof von Augsburg, 1029 seinen Besitz dem Domkapitel Augsburg vermachte.

 

Gemeinde Bärnzell

1808 wurde Bärnzell in den Steuerdistrikt Falkenfels einverleibt.

Schließlich entstand 1821 die eigenständige Gemeinde Bärnzell, durch Teilung des Steuerdistrikts Falkenfels und unter Einbeziehung eines Teiles aus dem Steuerdistrikt Ascha9.

Zur Gemeinde Bärnzell gehörten folgende Gemeindeteile:
- Bärnzell (bis 1854 Pfarrei Parkstetten, dann Pfarrei Steinach)
- Deglholz (Pfarrei Ascha)
- Edenhofen  (Pfarrei Ascha)
- Hagnzell  (bis 1827 Pfarrei Kirchroth, dann Pfarrei Ascha)
- Herrnberg  (Pfarrei Ascha)
- Kienberg  (bis 1827 Pfarrei Kirchroth, dann Pfarrei Ascha)
- Kumpfmühl  (Pfarrei Ascha)
- Oberascha  (Pfarrei Ascha)
- Oberniedersteinach  (bis 1849 Pfarrei Kirchroth, dann Pfarrei Steinach)
- Thanhof  (bis 1849 Pfarrei Kirchroth, dann Pfarrei Steinach)
- Unterniedersteinach  (bis 1849 Pfarrei Kirchroth, dann Pfarrei Steinach)
- Willersberg  (Pfarrei Ascha)

 

 

Im Rahmen der Gebietsreform verlor die Gemeinde Bärnzell 1971 ihre Eigenständigkeit und wurde in die Gemeinde Ascha eingegliedert.

 

Schulisch gehören die vier Orte – Oberniedersteinach, Unterniedersteinach, Thanhof und Bärnzell -  auch heute noch, zum Schulsprengel Steinach.

 

 

 

1 Mohr C., Die Traditionen des Klosters Oberalteich, 1979, S.115, Urkunde Nr. 54
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B157, fol. 19, Sal- und Stiftbuch der St. Michaels-Pfarrkirche in Steinach mit Abschriften der Kaufbriefe u.a. Urkunden der Kirche undatiert
3 Jahresbericht des historischen Vereins f. Straubing u. Umgebung, 65. Jhg. 1962, S. 45, Straubinger Salbuch des Augsburger Domkapitels von 1444, fol. 39b von Dr. Jos. Keim
4 Jahresbericht des Hist. Vereins für Straubing und Umgebung, 54. Jhg. 1951, S. 31, Die Stadtsteuerbücher von 1462 und 1501 von Dr. Jos. Keim
5 Solleder Fridolin, Urkundenbuch der Stadt Straubing, 1911-1918, Urkunde Nr. 657
6 Die Hofnamen wurden aus dem Liquidaitonsprotokoll der Steuergemeinde Bärnzell von 1839 entnommen.
7 Bistum Regensburg (Hrsg.), Matrikel des Bistums Regensburg, 1997
8 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B38, Salbuch des Rentkastenamt Straubing 1579
9 Historischer Atlas von Bayern, Das Pfleggericht Mitterfels und Schwarzach, 2002

Die Seidl-Sölde - heute Retzer-Hof

 

von Claudia Heigl

 

 

 

fo baern 14 2

Der Retzer-Hof aufgenommen ca. 1905
Kreszenz Retzer, geb. Leibl mit ihren Kindern Maria, Franziska, Franz Xaver und Joseph
(Bild: Familie Retzer, Bärnzell)

 

1405 kauft der Steinacher Burgherr Erasmus von der Wart von seinem Schwager Fridrich der Ramsberger zu Ramsberg die Sölde in Bärnzell und weitere Güter in der Umgebung von Steinach (den Berghof, den Sackhof, den Hof in Unterniedersteinach, den Hof in Wolferszell und ein Gut in Zachersdorf) zurück, die seine Schwester als Mitgift erhalten hatte1. Die Warter dürften also schon viel früher die Sölde in Bärnzell in ihrem Besitz gehabt haben.

Nachdem die Warter in finanzielle Schwierigkeiten kommen, verkaufen sie all diese o.g. Güter an den reichen Straubinger Handelsmann Hermann Zeller.

Die Sölde in Bärnzell erhält Hermann’s Sohn Erasmus Zeller übertragen. Denn als der 1458 stirbt, bestätigen die Karmeliten am 13. März 1458, dass Erasmus 3 Pfund Ewiggeld aus vier Sölden für drei ewige Wochenmessen gestiftet hat, zu der auch die Sölde in Bärnzell gehörte. Später besserte der Vater Hermann Zeller die Stiftung noch auf und aus den Wochenmessen wurde eine „tägliche“ ewige Messe2.

Ab diesem Zeitpunkt gehörte die Sölde mit der Grundherrschaft zum Karmelitenkloster in Straubing und blieb in ihrem Eigentum bis zur Säkularisation im Jahr 1802.

 

1525 wird erstmals ein Besitzer namentlich genannt. Georg Seldner zu Bärnzell und seine Ehefrau Katharina verkaufen ihr Erbrecht auf der Sölde an Wolfgang Hofer, Pfarrer zu Steinach3.

1538 zahlt ein Michl Ploster auf „des Pfarrers Sölde“ Steuer4.

1548-1575 wird ein Leonhard Grim (auch Grym, Krym, Grimb) als Bewirtschafter der Sölde genannt5 6 7. 1586 wird ein Wolf Grimb als Söldner erwähnt.

1593 folgt ein Jakob Pfliegel (Pflügl) als Söldner8. Am 27. April 1608 zahlt ein Michael Schürle (auch Schiesel), der die Witwe des Jakob Pfliegel geheiratet hat, das Laudemium in Höhe von 7 1/3 Pfund Reg. Pfg. an das Kloster9. Diese Abgabe fällt bei jedem Besitzerwechsel an den Grundherren an. In diesem Fall sind das 5 % vom geschätzten Wert der Sölde von 15 Pfund Reg. Pfg.
Dieser Michael Schürle wird bis 1632 in den Büchern des Karmelitenklosters geführt10.
1612 besitzt Schürlel 1 Kuh, 1 Jungrind, 7 alte Schafe und zwei junge Lämmer11.

1633 bewirtschaftet ein Matthias Permayer den Hof12. Er dürfte vom benachbarten „Foidlhof“ abstammen, auf dem ebenfalls Permayer anässig waren.

Von 1634 – 1640 werden jedoch von dem Hof keine Abgaben mehr abgeführt. Im November 1633 war das Kloster Oberalteich von den schwedischen Soldaten überfallen und geplündert worden und die Stadt Straubing hatte sich dem schwedischen Heeresführer Bernhard von Weimar ergeben. Die Soldaten machten seitdem das Umland unsicher und plünderten, ermordeten und vertrieben die Bauern.

Auch die Familie Permayer wurde vertrieben oder getötet, während die Familie Söldner auf dem dritten Hof in Bärnzell überlebte.

Am 31.10.1640 verleiht der Prior des Karmelitenklosters dem Bärnzeller Bauern Hans Söldner und dessen Ehefrau Anna auch das Erbrecht auf ihrer Sölde in Bärnzell13. Elf Jahre später, am 03.11.1651, verkaufen beide, mit Einwilligung des Klosters ihr Erb- und Baurecht an den Vater und Schwiegervater Georg Khürdorffer (Kirchdorfer) und dessen Ehefrau Dorothea von Müetting (=Matting?)14.

 

1664 wird schließlich Simon Seidl und seine Ehefrau Magdalena als Söldnerseheleute auf dem Anwesen genannt15.
Von den fünf Kindern, überleben vier das Säuglingsalter:
- Johann *1663
- Georg *1667
- Walburga *1669
- Katharina *1672

 

 

Seidl Besitzer

 

 

Am 20.03.1676 verkauft Simon Seidl die Sölde um 160 Gulden an den Steinacher Schuster Gregor Schwarz16. 1681 sind Simon und Magdalena Seidl verstorben und die Vormünder verteilen das Erbe abzüglich der Schulden an die vier unmündigen Kinder, wobei jedem Kind nur 9 Gulden 30 Kreuzer Erbteil verbleibt. Diese Schulden dürften auch der Grund für den Verkauf der Sölde gewesen sein.

 

Schwarz Besitzer

 

Wahrscheinlich ist Gregor Schwarz die Kaufsumme noch schuldig geblieben und um das Erbe der Kinder ausbezahlen zu können, verkauft der die Erbrechtssölde am 16.09.1681 an Johann Unger von Unterniedersteinach17, der im gleichen Jahr noch Anna Schmid von Radmoos heiratet.

Ab 1689 werden Georg und Anna Wieser auf dem Hof genannt. Georg könnte ggf. die Witwe Anna Unger geheiratet haben. Leider ist weder ein Sterbe- oder Heiratseintrag, noch ein Ehevertrag diesbezüglich zu finden. Die Kirchenbücher des 17. Jahrhunderts weisen jedoch meist einige Lücken auf.

 

Wieser Besitzer

 

 

1689 stirbt Anna Wieser und der Witwer vermählt sich drei Monate später erneut mit Lenghes (Lankes?) Katharina von Haunkenzell. 1694 stirbt zuerst im Mai Georg Wieser und im Oktober seine Witwe Katharina. Bereits am 11. November des gleichen Jahres verkaufen die Vormünder der Kinder Georg Unger von Unterniedersteinach und Georg Haas von Zachersdorf die Sölde in Bärnzell um 150 Gulden an den ledigen Johann Georg Färber von Wolferszell18.

Der 22jährige vermählt sich kurz später mit der Gschwendt‘ner Bauerstochter Margaretha Fuchs. Nach zwei Jahren stirbt jedoch der junge Bauer und die Witwe heiratet einen Thomas Duschl. Ca. 1728 übernimmt Sohn Simon Duschl den Hof. Die nächsten Besitzerwechsel erfolgen dann immer durch Tod und Wiederverheiratung der Witwe oder des Witwers und der Familienname ändert sich in Hainz und Reiser. Schließlich übernimmt 1804 Andreas Reiser die Sölde und 1831 dessen Sohn Joseph Reiser. 1842 umfasst der Hof 37 Tagwerk Grundbesitz, davon sind 4 Tagwerk Zukäufe vom zertrümmerten „Foierlgut“ Hs.Nr. 2.

 

 

Duschl Reiser Besitzer

Reiser Besitzer

 

 

1858 heiratet Joseph Geiger von Oberwalting die Reiser-Tochter Theresia und übernimmt den Hof, der jetzt 51 Tagwerk umfasst. Aber bereits 1860 kauft ihn sein Schwager Johann Leiderer vom Dexenhof von ihm ab. Der behält ihn allerdings auch nur zwei Jahre und am 21.07.1862 erwerben schließlich Joseph und Maria Retzer das Anwesen. Sohn Franz Xaver Retzer übernimmt den Hof 1879 und Enkel Franz Xaver folgt 1919 als neuer Eigentümer.

 

 

Retzer Besitzer

 

 

 

Franz Xaver und Maria Retzer stocken um 1938 das bestehende Wohnhaus auf und veräußern das angrenzende Ausnahmshaus an Josef und Maria Knott von Münster. Das Knott-Anwesen erhält die Hs.Nr. 1 1/2.

 

 

Heute ist die ehemalige Seidl-Sölde im Besitz des Enkels Franz Retzer.
Nach Aufgabe des Trabergestüts in Unterniedersteinach richtet Franz Retzer auf dem Hof 1992 bis 2002 eine Zuchtstation für Traberpferde ein. Heute wird die Zucht noch im kleinen Rahmen weiterbetrieben. Außerdem bietet der Hof Einstellplätze für Gnadenbrotpferde die in der Idylle ihren Lebensabend genießen dürfen.

 

 

 

 

1 Schlicht Josef, Steinach Ein niederbayerisches Geschichtsbild, 1881
2 Solleder F., Urkundenbuch der Stadt Straubing, veröffentl. Jahresber. HV Straubing 20 Jhg. 1917 Nr. 435
3 BayHStA, Karmelitenkloster Straubing, Urkunden 218
4 BayHStA, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1124, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibungen des Kurpfalzbayrischen Landgerichts Mitterfels, Steuer und Anlagregister Landgericht Mitterfels 1538, S. 52
5 BayHStA, KL Straubing 78, Karmelitenkloster Straubing Sal- und Urbarsbuch von 1548, fol. 10
6 StA Landshut, Landschaft Unterlands Nr. 1181/3, Untertanen im Landgericht und Kasten Mitterfels 1558
7 BayHStA, KL Straubing 44, Karmelitenkloster Straubing Sal- und Urbarsbuch von 1563 (fortgeführt bis 1575), fol. 19
8 BayHStA, KL Straubing 45, Karmelitenkloster Straubing Sal- und Urbarsbuch von 1593 (fortgeführt bis 1616), fol. 69
9 ebda.
10 BayHStA, KL Straubing 46, Karmelitenkloster Straubing Sal- und Urbarsbuch von 1617 (fortgeführt bis 1642), fol. 119
11 StA Landshut, Landschaft Unterlands Nr. 1224, Steuerbuch LG Mitterfels 1612, fol 2
12 ebda.
13 BayHStA, Karmelitenkloster Straubing, Urkunden 402
14 BayHStA, Karmelitenkloster Straubing, Urkunden 431
15 StA Landshut, Pfleggericht Mitterfels B28, Anlageregister für die Türkensteuer im Pfleggericht Mitterfels 1664 und StA Landshut, Pfleggericht Mitterfels, B4, Scharwerksbuch 1665
16 StA Landshut, Pfleggericht Mitterfels , P10, fol 35  Einfacher Vertrag vom 26.04.1681
17 BayHStA, Karmelitenkloster Straubing Urkunden 490 und  492
18 StA Landshut, Pfleggericht Mitterfels, P23, fol. 18, Vertrag vom 11.11.1694

Der Foidl-Hof - heute Neidl-Hof

 

von Claudia Heigl

 

 

Dieser Hof wird 1538 erstmals urkundlich erwähnt. Er ist zu diesem Zeitpunkt im Eigentum des  Chorherrenstift St. Tiburtius in Pfaffmünster und sollte auch bis zur Säkularisation dort bleiben, auch wenn das Chorherrenstift 1581 nach Straubing umzieht.

 

Lt. dem Steuerregister zahlt 1538 ein Jorg Sparmair 6 Schilling Pfennige an Steuer1.

15582 finden wir einen Wolfgang Grimm als Bauern und 15863 einen Hans Eykhl.

16044 ist ein Georg Permayr als Bauer verzeichnet. 1612 besitzt er vier Rößer, zwei Fohlen, sieben Kühe, fünf Jungrinder und sechs Frischlinge.

Wie schon bei der Nachbarsölde (Nr. 1) scheint die Familie Permayr im 30jährigen Krieg verschwunden zu sein.

Erst 1664 finden wir mit Johann und Rosina Herpauer wieder Bauerseheleute als Bewirtschafter auf dem Hof. Tochter Elisabeth Herpauer übernimmt 1676 das Anwesen mit ihrem Ehemann Wolfgang Greindl von Trudendorf. 1683 stirbt jedoch der 32jährige junge Bauer und die Witwe holt sich den Bauerssohn Paul Käpel vom Sackhof als neuen Ehemann auf den Hof.

Als sie selbst 1686 stirbt heiratet Paul Käpel die Witwe des Christopher Söldner. Christopher war ein Bruder des Bärnzeller Bauern Christopher Söldner, gleichen Namens und als Tagelöhner auf dem Auhof und in Bärnzell tätig.

Den Hof übernimmt Adam Käpel, wahrscheinlich ein Sohn aus erster Ehe des Paul.

 

Herpauer Kaepel Besitzer

 

 

 

1711 erwerben schließlich Wolfgang Foidl und dessen Ehefrau Katharina Elisabeth von Rotham das Anwesen. Wolfgang hatte bis zum Tod seines Vaters Simon Foidl auf dem elterlichen Hof in Rotham mitgearbeitet. Nach dessen Tod übernimmt der jüngere Bruder Andreas Foidl den Rothamer Hof und Wolfgang macht sich in Bärnzell ansässig.
Er und seine Ehefrau Elisabeth haben mind. neun Kinder:
- Markus *1703 in Rotham
- Markus (1705-1786) in Rotham heiratet 1735 die Bauerswitwe Magdalena Klingeisen, geb. Scherer, von Münster Nr. 41 und wird dort Bauer.
- Maria *1709 in Rotham
- Georg +1711 in Rotham
- Georg *1711 heiratet 1765 die Steinacher Schusterstochter Maria Seidl
- Barbara (1717-1772) heiratet 1737 den Steinacher Wagner Johann Georg Wurst
- Maria Elisabeth *1720
- Peter *ca. 1722, Hoferbe
- Vitus heiratet 1751 die Tagelöhnerstochter Walburga Häberl von Münster

 

Sohn Peter übernimmt ca. 1757 den Hof in Bärnzell und heiratet die Bauerstochter Anna Maria Groß von Mitterschida.
Zwei bekannte Söhne:
- Lorenz,*1758  Hoferbe
- Michael heiratet 1801 die Bauerswitwe Anna Wacker von Reibersdorf

 

Lorenz Foidl übernimmt ca. 1778 den Erbrechtshof und heiratet die Bauerstochter Ursula Bach vom Berghof. Doch bereits zwei Jahre später stirbt der 22jährige. Er hinterlässt zwei Töchter:
- Katharina Foidl (1778-1853) heiratet 1803 den Bauerssohn Kaspar Foidl von Münster Nr. 41, den Enkel des o.g. Markus Foidl (*1705)
- Anna Maria Foidl (*1781)

Die Witwe Ursula Foidl geht eine zweite Ehe mit Bauerssohn Vitus Baier von Vorderbuchberg ein, aus der nochmals vier Kinder hervorgehen:
- Walburga Baier *1782 +
- Walburga Baier *1785 , Hoferbin
- Anna Baier (1788-1823) heiratet 1810 den Bauern Joseph Bachl von Trudendorf Nr. 71
- Maria Magdalena Baier (*1790)

Der Hof geht 1810 an dieTochter Walburga Baier. Sie heiratet im gleichen Jahr den Bauerssohn Joseph Bachl von Unterparkstetten Nr. 30.
Aus der Ehe gehen fünf Kinder hervor:
- Magdalena Bachl *1811
- Johann Baptist Bachl (1813-1899), heiratet 1845 die Söldnerstochter Theres Sigl von Steinach Nr. 8 und übernimmt den Hof der Schwiegereltern
- Joseph *1815, Hoferbe
- Katharina (1818-1887), ledig
- Walburga (1822-1900) heiratet 1845 den Söldner Joseph Pellkofer von Steinach Nr. 55

 

Joseph Bachl übernimmt 1846 den Hof von der verwitweten Mutter Walburga Bachl mit insgesamt 120 Tagwerk Grund und vermählt sich mit der Bauerstochter Theresia Zollner von Wolferszell. Drei Kinder werden noch in Bärnzell geboren:
- Katharina *1848
- Theresia *1849
- Joseph *1851

 

Foidl Besitzer

 

 

Am 28.05.1852 verkaufen die Eheleute den Hof um 13.100 Gulden an einen Johann Faistl und ziehen nach Ittling. Faistl zertrümmert den Hof und tauscht den Restkomplex mit 38 Tagwerk Grundbesitz und einer Geldaufgabe von 8.800 Gulden mit Joseph Karl gegen die Ziermühl, der in zweiter Ehe mit einer Anna Buchner verheiratet ist.

 

Karl Besitzer

 

Ein Jahr später, am 03.09.1853, tauscht Joseph Karl den Hof in Bärnzell mit Joseph Schartenbrunner gegen dessen Hof in Hagnberg.

Am 11.04.1855 erwerben Andreas Baumann und seine Ehefrau Katharina, geb. Strasser, den Hof mit 35 Tagwerk von Schartenbrunner.
1861 übernimmt Sohn Johann Baumann, der sich mit der Söldnerstochter Magdalena Wolf von Kesselboden vermählt5.

Am 17.12.1861 tauscht Wolfgang Fruhstorfer sein Anwesen in Ohmühl bei Bogen mit dem Bauernhof in Bärnzell ein. 1865 stirbt die junge Ehefrau Helena mit 24 Jahren an einer Gedärmentzündung und der Witwer heiratet die Bauerstochter Maria Loichinger von Unterzeitldorn.
Drei Kinder werden in Bärnzell geboren:
- Markus *1865
- Anton *1867
- Kreszenz *1869

 

 

Fruhstorfer Besitzer

 

 

Dann verkauft das Ehepaar am 16.03.1870 den Hof wieder an Joseph und Therese Hager.

Schließlich erwerben am 10.04.1874 Joseph und Anna Neidl den Hof um 7.700 Gulden.
Sohn Joseph (*1867) erwirbt 1896 den ehemaligen Lanzinger-Hof in Oberniedersteinach Nr. 10.
Sohn Michael übernimmt 1907 den elterlichen Hof in Bärnzell und heiratet die Bauerstochter Franziska Heitzer von Haunkenzell.

Die Familie ist heute noch in Bärnzell ansässig.

 

 

Neidl Besitzer

 

 

 

 

 

1 BayHStA, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1124, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibungen des Kurpfalzbayrischen Landgerichts Mitterfels, Steuer und Anlagregister Landgericht Mitterfels 1538, S. 52
2 StA Landshut, Landschaft Unterlands Nr. 1181/3, Untertanen im Landgericht und Kasten Mitterfels 1558
3 BayHStA, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1124, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibungen des Kurpfalzbayrischen Landgerichts Mitterfels, Scharwerksregister 1586, S. 282
4 BayHStA, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1125, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibungen des Kurpfalzbayrischen Landgerichts Mitterfels 1600-1660, fol. 163‘
5 Heirat am 11.02.1861 in Steinach (KB Steinach, Band 10 S. 11). Magdalena ist die Tochter des Thomas Wolf und dessen Ehefrau Anna Maria, geb. Eichinger.