Der halbe „Forsterhof“ in Unterhartberg

 

 

 1827: Hs.Nr. 67;  1842: Hs.Nr. 73, später Hs.Nr. 198, heute Unterhartberg 8

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Jahrhundertelang gehörten die drei Höfe in Oberhartberg und Unterhartberg zur Pfarrei Steinach, bis sie 1838 in die Pfarrei Mitterfels umgepfarrt wurden.

 

In Unterhartberg finden wir bis ca. 1858 zwei halbe Höfe:

Den „Forsterhof“ Hs.Nr. 73 (spätere Hs.Nr. 198), heute Unterhartberg 8

und den „Niederharthof“ Hs.Nr. 74 (spätere Hs.Nr. 202), heute Unterhartberg 6

 

Hoefe Unterhartberg

In der Uraufnahme hatte der "halbe Forsterhof" die Hs.Nr. 67
Uraufnahme ca. aus dem Jahr 1830
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Bei dem Forsterhof handelte es sich um ein „Kammerauisches Beutellehen“. Gerichtlich war er dem Landgericht Straubing unterstellt.

Wie alle drei Höfe in Ober- und Unterhartberg, musste auch dieser Hof noch zusätzlich Abgaben an das Steinacher Benefizium abführen.

 

 

15871, 16022  und 16103 finden wir auf dem Hof einen Sigmund Hardtperger, der den Hof auf Erbrecht besitzt.

 

 

Bei der Inventur des Nachlasses des Steinacher Benefiziaten Eggenhover wird 1612 aufgeführt, dass „Hans Hartberger zu Unter-Hartberg“ Schulden für den Zehentausstand von 10 Vierling Korn in Höhe von 5 1/2 Gulden hat4.

 

16235 erhält Georg Primbs das Gut zu Unterhartberg zu Lehen, das dieser von den Curatoren (Verwalter) des verstorbenen Hans Hartberger – Wolf Schmidt und Michael Hunger – gekauft hat.

 

Im März 1649 wird ein Vertrag aufgesetzt in dem die Witwe Magdalena des verstorbenen Bauern Georg Hurtner von Hartberg den Hof übernimmt und ihrer 4jährigen Tochter Maria ihr väterliches Erbteil vertraglich zugesichert wird6.
Im Mai heiratet daraufhin Magdalena Hurtner den ebenfalls verwitweten Michael Holmer von Dießenbach.

 

 Hurtner Besitzer

 

1654 kommt Bartholomäus Schuhbauer auf den Hof. Er war vorher als Bauer in Scheibelsgrub ansässig und heiratete um 1642 als Witwer die Bauerstochter Eva Pummer von Eisenhart7.

Eva’s Mutter war wohl ebenfalls eine geborene Hurtner und hatte eine Verbindung zu Unterhartberg.

 

 

Schuhbauer Besitzer

 

Nach dem Tod des Vaters 1662 übernimmt Tochter Anna Schuhbauer den Hof und verheiratet sich mit Michael Engl von Weingarten.
Von dem Ehepaar sind elf Kinder bekannt, von denen vier als Kleinkinder sterben.

 

Sohn Wolfgang Engl übernimmt 1702 das Anwesen und nimmt die Bauerstochter Maria Groß von Mitterschida zur Ehefrau. Die Ehe des Ehepaares bleibt kinderlos und sechs Jahre später stirbt die Bäuerin.

 

Engl Gross Besitzer 

 

Ca. 1744 folgt Wolfgang’s Bruder Urban Engl als Hofnachfolger. Er und seine Frau Eva waren vorher in Scheibeslgrub ansässig. Als Urban Engl 1751 stirbt, erbt 1752 der Neffe der Schwägerin Maria Engl, geb. Groß, den Hof.

 

Johann Paul Groß war der Sohn der Bauerseheleute Groß in Vorderschida. Er verheiratet sich mit der Bauerstochter Anna Geyer von Muckenwinkling.
Vier Kinder des Ehepaares sind bekannt. 1820 stirbt Paul Groß mit 89 Jahren in Unterhartberg.

 

1826 werden Rabenbauer Johann und Franziska, geb. Plötz als Besitzer genannt.

 

Am 15.06.1835 erwirbt Andreas Lehner den Hof mit insgesamt 97 Tagwerk Grundbesitz. Davon sind knapp 30 Tagwerk Ausbrüche aus dem zertrümmerten benachbarten „Niederharthof“.
Er ist verheiratet mit Walburga Groß, Bauerstochter vom benachbarten „Niederharthof“.

 

Sohn Johann Lehner übernimmt 1850 den Besitz und vermählt sich mit Theresia Pellkofer von Hörmannsberg.

 

Lehner Besitzer

 

 

 

Nächster Eigentümer wird ca. 1863 sein Sebastian Halg und 1869 ein Johann Wolf. Die Immobilienmakler zertrümmern den Hof.

 

Es entstehen die neuen Anwesen:

 

- Hs.Nr. 74 1/4 a,  Unterhartberg 3
  1865 bauen Theresia und Michael Richter ein neues Wohnhaus auf den erworbenen Grundstücken.
  weiterer Besitzer: Raith

 

- Hs.Nr. 73 ½ (Hs.Nr. 199), Oberhartberg 3
  1870 kaufen Georg und Walburga Wieser Grundstücke von Johann Wolf und errichten ein Haus
  1893 heiratet Kräh Jakob aus Scheibelsgrub Nr. 12 die Wieser-Tochter Maria, es folgt anschließend die Familie Rosenhamer

 

- Hs.Nr. 73 1/3 (Hs.Nr. 200), Unterhartberg 1
 1869 erwerben Jakob und Franziska Gschwendtner Grundstücke und errichten ein Haus
  Nächste Besitzer sind: Fischer, Schweinberger, Kufner, Achatz, Bornschlegl, Reisinger

 

 

 

1871 erwerben Jakob und Anna Gall den Rest-Hof mit 47 Tagwerk von ihm.

 

Englmaier, Plötz und Wittmann sind als nächste Eigentümer aufgeführt.

 

 

 

1 BayHStA München, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1198, fol. 162, Scharwerkbuch der propsteiischen Untertanten 1587
2 BayHStA München, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1198, fol. 376, Scharwerkbuch Kastenamt Straubing 1602
3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P28, fol.72  Schuldbrief von 1610 und fol. 108 Bürgschaftsbrief vom 6.11.1610
4 Schlicht Josef, Steinch ein niederbayerisches Geschichtsbild, Nr. 39
5 StALa, Urkundensammlung (Niederbayern) U 437
6tA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P54 II,  fol. 162  Vertrag  vom März 1649

7 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P59,  fol.65  Vertrag vom 23.06.1662

 

 

Weitere Quellen:
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-2, Urkataster Mitterfels 1842
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-6, Umschreibehefte zum Urkataster 1842 - 1858
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-7, Renovierter Kataster Mitterfels 1858
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-9, Umschreibehefte zum Kataster 1858 - 1876
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-10, Renovierter Kataster Mitterfels 1876
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-15 und 16, Umschreibehefte Mitterfels 1876 - 1960
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach
Bzar Regensburg, Pfarrmatrikel Mitterfels

 

Stand: 22.10.2023

 

Das Webergütl  in Wolferszell

 

von Claudia Heigl

 

 

Bei dem Webergütl handelte es sich ursprünglich nur um ein Gemeindegrundstück auf dem 1557 ein Häusl gebaut wurde. Erst im Laufe der Zeit sind durch Zukauf Grundstücke dazugekommen. Da über 100 Jahr das Werberhandwerk auf dem Anwesen ausgeübt wurde, bekam es die Bezeichnung "Webergütl".

 

Uraufnahme Weberguetl

1827 erhielt das Anwesen die Hs.Nr. 7
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung  München, Bayernatlas

 

Im Salbuch von 1579 heißt es hierzu1: 1579 „Georg Kayser gibt von der Hofstatt, darauf er ein hölzernes Häusl mit Genehmigung der Gemeinde erbauten durfte, und einen Erbbrief von den Obleuten der Gemeinde hat, ausgestellt von Andrean Preuen, fürstl. Rat und Rentmeister zu Straubing im Jahr 1557, Grundgeldt an das fürstl. Renthaus Straubing  4 Regensburger Pfennige

Weitere Besitzer werden: Kaspar Märchl, Sigmund Grimm, Stephan Khakger (Kager?) und schließlich Kaspar Grineisen.

Dieser Kaspar Grineisen/Grüneisl war höchstwahrscheinlich der Sohn des Schmieds Michael Grieneisen von Hs.Nr. 6. Er verdiente seinen Lebensunterhalt als Tagelöhner und war nachweislich dreimal verheiratet.

Das Häusl ging an Sohn Georg Grüneisl. Dieser starb jedoch drei Monate, nachdem er seine zweite Ehe mit der Witwe Maria Ecker eingegangen war und hinterließ drei Kinder, von denen die jüngste Tochter Christina erst 12 Jahre alt war. Die Stiefmutter kümmerte sich um die Kinder und Christina Grüneisl erhielt bei ihrer Hochzeit das Häusl. Diese heiratete den Bauerssohn Adam Krieger von Heubeckengrub. Nach dem Tod seiner Ehefrau war Adam nochmals mit einer Katharina verheiratet. Er hatte insgesamt 11 Kinder, sechs aus erster Ehe und fünf aus zweiter Ehe, von denen jedoch nur drei überlebten. Keines der Kinder bekam jedoch das Häusl. Sohn Johann (*1712) wurde Mesner und Schneider auf dem Kapflberg.

 

Grueneisl Besitzer

 

Jakob Lindmayer erwarb 1727 das kleine Gütl und übte das Schneiderhandwerk aus. Das Anwesen ging nun über Heiraten und Übergaben an die nächsten Besitzer. Am 04.12.1806 übergab Nikolaus Straßmayer das Gütl um 400 Gulden an seinen Stiefsohn Joseph Weichselgartner. Als Nikolaus am 15.06.1818 an Altersschwäche  im Alter von 80 Jahren starb, schrieb der Pfarrer ihm  Sterbeeintrag: „Ein gegen 10 Jahre erblindeter Mann von echt christlichen Sinne und vieler Gottesfurcht.“

 

 Lindmeier Weichselgartner Besitzer

 

 

Am 26.09.1874 kaufte das inzwischen 13 Tagwerk große Gütl, eine Franziska Landstorfer um 5.200 Gulden. Am 06.04.1878 tauschte sie es mit Wolfgang Wagner von Oberöbling, gegen sein dortiges Gütl Nr. 65.  Der veräußerte das Wolferszeller Anwesen am 15.07.1878 gleich wieder an Martin und Franziska Stern um 7000 Mark. Diese behielten es aber auch nicht lange und verkauften es am 16.11.1881 an Xaver Ankerl und Franziska Fuchs um 8672 Mark.

 

Am 12.07.1886 erwarb es schließlich Johann Bornschlegl aus Maiszell. Johann stammte aus dem Bauernhof in Maiszell Nr. 1. Im gleichen Jahr heiratete er die Baderstochter Kreszenz Hagenauer von Steinach. Von ihren neun Kindern starb eins im Kindsalter.

 

Bornschlegl Besitzer

 

 

Sohn Joseph Bornschlegl übernahm das Anwesen und vermählte sich mit Maria Knott von Thalstetten. Ihre Tochter Rosa erbte es von den Eltern und heiratete Michael Schmidbauer von Steinach.

 

fo wolf 38 ausschnitt

 aufgenommen ca. 1956
Vor dem Anwesen ging damals noch ein Gangsteig vorbei.

 

 

 

1 StaLa, Rentkastenamt Straubing B38, Sal- und Urbarsbuch des Rentkastenamts Straubing, Band II 1579-1807, fol 155‘

 

Weitere Quellen:
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Pfarrei Steinach
StA Landshut, Rentamt Straubing B138, Häuser- und Rustikalsteuerkataster Wolferszell 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B139, Umschreibebuch zum Häuser- und rustikalsteuerkataster Wolferszell 1814-1843
StA Landshut, Grundsteuerkataster Agendorf 17/2-7, 17/2-10, 17/2-14

 

Stand: 02.09.2023

Der Wagner in Gschwendt

früher Hs.Nr. 6

 

 

von Cornelia Landstorfer

 

 

Wagner produzierten und reparierten Speichenräder, Wagen, Karren und Kufenschlitten verschiedener Art sowie landwirtschaftliche Geräte wie Pfluggestelle, Eggen, Deichseln, Leitern und Werkzeugstiele. Sie stellten aber auch Kutschen, Anhänger und Aufbauten her. Zum Aufgabengebiet gehörte auch die Anfertigung der benötigten Zeichnung. Hauptsächlich arbeiteten diese Handwerker mit Holz, das sie je nach Anwendungsfall sorgsam auswählten. Wagner waren vielfach auf die Zusammenarbeit mit anderen Handwerkern wie Schmieden, Riemern und Sattlern angewiesen. Der Name Wagner kommt vom althochdeutschen wagan – das Sichbewegende. Heute ist dieser Beruf fast ausgestorben oder kommt nur noch bei speziellen Anfertigungen wie beispielsweise der Restauration historischer Gefährte zum Einsatz.

 

Die Tatsache, dass sich Gschwendt an einer Handelsstraße befand und das Wirtshaus eine Säumerraststätte war, brachte dem Wagner sicher die ein oder andere Reparaturarbeit ein, wenn die Wagen und Fuhrwerke auf der Durchreise schnell wieder fahrtüchtig sein mussten. 1887/88 sind sogar zwei Wagnerbetriebe in der Gewerbeliste von Gschwendt eingetragen.

 

Mit Bärtlme Willermaier ist 1651 die erste Nennung eines Wagners in Gschwendt dokumentiert. 1657 wird Willermaier auf dem Erbrecht-Hiengütl erwähnt. 1685 gab es den Wagner Sebastian Fux in Gschwendt. 1702 erfahren wir vom Tod der Wagnerin Eva Hiermann. Auf welchen Hausnummern sich diese Wagnersleute befanden, konnte bisher nicht festgestellt werden.

Erst 1761 ist der Standort des Wagnerbetriebes in Gschwendt auf der Hausnummer 6 nachweisbar, wo bereits 1630 im Salbuch des Bürgerspitals Straubing das sog. „Kellerhäusl“ beschrieben wird.

 

 uraufnahme wagner

Uraufnahme ca. 1827
Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

Neben dem Wirtshaus und dem Hällingmayerhof gehörte auch dieses Haus, das neben dem Wirtshaus am Bach lag, um 1630 zu den Besitztümern des Wirtes Georg Stubenhofer. Das Gebäude war teilweise gezimmert und zum Teil gemauert. Im Wohngebäude befand sich ein Wohnraum und eine kleine Kammer. Zum Anwesen gehörten eine Schupfe und ein Stadel1:

 Salbuch 1630

 

Das „Kellerhäusl“ war ludeigen, es gehörte keinem Grundherrn, sondern war Eigenbesitz.

 

 luftaufnahme 1990

Bild: Luftaufnahme Gschwendt, Martina Landstorfer um 1990

 

 

 

Die Besitzerfolge

 

Inwohner

Georg Stubenhofer hat das Anwesen vermutlich einer „Inwohnersfamilie“ (Mieter) überlassen. 1630 sind beim Wirt die „Inleith“ Hans Lehner (Zimmermann), Marx Freinfurtner (in der Schneidersölde), Hans Preu, Christoph Freindorfer und Bärtlme Hueber verzeichnet.

1743 ist der Metzger Gregor Freundorfer auf dem Kelnerhäusl erwähnt.

 

Freundorfer Inwohner

 

 

Besitzer

1761 erwirbt der Wagner Thomas Rösl, der mit Anna Maria Staudinger aus Reibersdorf verheiratet war, das Anwesen. Es ist die erste Nennung eines Wagners auf diesem Haus. Vor 1760 bringt Anna Rösl ein Kind mit Namen Wolfgang zur Welt, 1760 folgt Sohn Michael. Der 1763 geborene Johannes verstirbt mit vier Jahren. 1765 folgt Simon, 1768 wird Sohn Jakob geboren, der später in die Schmiede in Pfelling einheiratet2. 1771 kommt Tochter Regina zur Welt, Tochter Anna Maria folgt 1774.

Am 19.05.1794 übergibt das Ehepaar Rösl an Tochter Regina:

„Thomas Rösl, Häusler und Wagner zu Gschwendt und Maria, dessen Eheweib bekennen hiermit, dass sie ihr vermög Briefs vom 28. Januar 1761 durch Kauf an sich gebrachtes frei eigentümliches Häusl zu Gschwendt und einem kleinen Tagwerk Wismat, der Tochter Regina, vogtbaren Stands um die Summe von 238 Gulden übergeben.
Den noch vorhandenen sechs Kindern wird die Summe von 100 Gulden ausgezahlt:
„Wolfgang Rösl, Häusler zu Steinach 10fl
Michael Rösl, Dienstknecht zu Kößnach 20 fl
Simon Rösl, Dienstknecht zu Pihling 20 fl
Jakob Rösl, Schmied zu Pfelling 20 fl
Anna Maria Rösl, Dienstmagd zu Pfelling 30 fl“ 3

 

1794 heiratet der Müllerssohn Johann Lang von der Höllmühl Regina Rösl, Tochter von Thomas und Anna Maria Rösl.

„Regina Rösl, ledige Häuslers- und Wagnerstochter zu Gschwendt hat sich ehelich verlobt mit dem ehrengerechten Johann Lang, lediger Müllerssohn von der Höllmühl/Hofmark Hagen. Der Hochzeiter hat ein Heiratgut von 300 Gulden in Geld und an Werkzeugen und Gerätschaften auf 100 Gulden angeschlagen, zuzubringen. Zu Vergleichung bringt sie ihm ihr durch Übergab heutigen Datums an sich gebrachtes Häusel und Wagnergerechtigkeit entgegen. 19.05.1794“

1795 wird in der Ehe die Tochter Anna Maria geboren. 1796 kommt Tochter Anna zur Welt, die jedoch verstirbt. 1799 folgt Sohn Georg, 1802 Johann, 1806 Joseph, 1813 Jakob.
Im Jahr 1803 sterben zwei Kinder des Ehepaares im Alter von ½ und 6 ½ Jahren an den „Blattern“.

 

1836, fünf Jahre nach dem Tod von Johann Lang, ersucht dessen Sohn Jakob die Regierung um Anerkennung seiner Wanderjahre, um das Wagnergewerbe in Gschwendt weiterführen zu können. Er hatte die vorgeschriebene Zeit der Wanderschaft nicht einhalten können, da er „sich selbst fortbringen und seine alte gebrechliche Mutter unterstützen“ musste. Zwei Wagnermeister bestätigten, dass Jakob nach seiner Lehrzeit je ein halbes Jahr bei ihnen gearbeitet hat. Auch die Gemeinde Gschwendt war interessiert an der Fortführung des Gewerbes, um zu vermeiden, dass sie die kranke Mutter unterstützen muss und stellte Jakob Lang ein Zeugnis aus, um die Geschicklichkeit des Wagners zu bestätigen:

 Gesuch 1836

 

 

Die Königliche Regierung des Unterdonaukreises bezweifelte allerdings, dass die Lehrjahre wie beschrieben im elterlichen Betrieb absolviert worden sind, da der Vater schon fünf Jahre gestorben war. Dem entgegnete die Gemeinde Gschwendt in einem weiteren Schreiben, dass Jakob Lang schon als 12jähriger Knabe von seinem Vater als Lehrling des Wagnerhandwerks in dessen Werkstätte genommen worden ist.

Schließlich gab die Regierung nach und erteilte die Erlaubnis zur Ausübung des Wagnergewerbes4.

 

1837 übernimmt Jakob schließlich die Wagnerei von der Mutter Regina Lang und heiratet im selben Jahr Katharina Kiefel, Tochter des Schneiders Johann Baptist Kiefel aus Steinach und dessen Ehefrau Anna Maria Aigner.

1838 wird das Anwesen im Liquidationsprotokoll beschrieben: „Haus-Nr. 6 beim Wagner Jakob Lang. Das 1/16 Kelnergütl zu Dorf. Wohnhaus, Stall und Stadel unter einem Dach, dann Hofraum.“

Jakob Lang wird 1846 als Gemeindepfleger genannt.

1867 übernimmt Walburga Lang die Wagnerei von den Eltern und heiratet im selben Jahr Jakob Eyerer, Sohn des Söldners Lorenz Eyerer und dessen Ehefrau Katharina Ecker aus Gschwendt Nr. 19.
Folgende Kinder werden in der Ehe geboren:
- 1868 Rupert übt, wie sein Vater, das Wagner-Gewerbe aus und erwirbt 1895 die alte Schmiede in Gschwendt.
- 1870 Katharina
- 1871 Ludwig, Nachfolger auf dem Anwesen
- 1873 Kreszenz
- 1877 Maria
- 1878 Katharina
- 1880 Rosina
- 1882 Karl

 

Nachfolger Ludwig erlernt ebenfalls das Handwerk des Wagners.

Eintrag in der Gewerbeliste von Gschwendt:Februar 1898: Wagnerei ohne Gehilfe5

 

 Roesl Lang Besitzer

 

 

Ludwig Eyerer heiratet 1903 Katharina Kartmann, Tochter des Bauern Andreas Kartmann aus Höfling bei Mitterfels und dessen Ehefrau Katharina, geb. Zollner und übernimmt das Anwesen:

„Vorstehenden Gesamtbesitz nebst 1/1 Gemeinderecht erwerben, wie neben bemerkt: Der Sohn Eyerer Ludwig und dessen Braut Kartmann Katharina.“

1904 kommt Tochter Anna zur Welt, die an Lungenentzündung verstirbt. 1906 folgt Sohn Ludwig, 1907 Katharina, 1908 Theodor (Häusler in Steinach Nr. 84), 1910 Sohn Michael, 1912 Sohn Karl.

1935 wurde das Wohnhaus neu erbaut.

1943 stirbt Katharina, der Witwer Ludwig erbt den Wagnerbetrieb und übergibt diesen 1949 an Sohn Karl (2012-2002), der wie sein Vater Wagnermeister war als Wagner und Landwirt mit seiner Ehefrau Therese (1925-2023) auf seinem Hof gewirkt hat.

 

 wagner anwesen

Bild aus Zirngibl Willi: Geschichte und Geschichten vom alten Ascha

 

 

 

 

1 Stadtarchiv Straubing, Salbuch 1630 von Gschwendt, fol. 813
2 Die Witwe Barbara, des Andreas Ammering, geb. Krebl, heiratete einen gewissen Schmied Jakob Resl, geb. 1769, zu Gschwänd, Sohn des Jakob Thomas Resl und der Anna Maria Staudinger
3 Vgl. StALa, Kommunalarchive (Rep. 219) 1593
4 StALa, Landgericht älterer Ordnung, Nr. A2330
5 Gewerbeliste von Gschwendt ab 1898

 

Die Besitzer des Haus Hs.Nr. 55 ½

 

ab 1890: Hs.Nr. 66, heute Tassilostr. 10 und 12

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 Ortskarte 186b

 Vermessungsamt Straubing, Ortskarte Münster Nr. 186b

 

 

Das Grundstück gehörte früher zum benachbarten „Badergütl“ Hs.Nr. 55. Um 1864 errichten Joseph und Anna Sagstetter neben dem alten Baderhaus ein neues Wohnhaus mit der Hs.Nr. 55 ½ und verkaufen das „alte Haus“ am 31.07.1869 an Alois und Anna Kager.

 Sagstetter Besitzer

 

Am 05.03.1870 verkaufen Josef und Anna Sagstetter ihr neues Haus mit 0,119 ha Grund um 1.279 Gulden an Franziska, Anna und Maria Schoettl und ziehen nach Aiterhofen.

 

Die Familie Schoettl vertauschen das Haus am 11.03.1902 mit Eidenschink Josef und Anna gegen deren Haus Nr. 100 (heute Parkstettener Str. 5) in Münster.

 

 Eidenschink Besitzer

 

Am 13.04.1912 kaufen Falter Otto und Veronika das Haus.

 

Am 10.10.1913 verkaufen sie es bereits wieder an Simmel Ferdinand und Cäcilie Schmid von Roßhaupten.

 

 

 

 

Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-9, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 69 von 1859-1893
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-14, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 82 von 1893 – 1960
Bischöf. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster

 

Das Badergütl in Münster Hs.Nr. 55

 

ab 1890: Hs.Nr. 70, heute Tassilostr. 14

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

 

Wie in vielen Dörfern, war in Münster ein eigener Bader ansässig. Damit ist nicht der später als „Bader“ bezeichnet Friseur gemeint, sondern der einfache Landarzt.

Das Baderanwesen befand sich in unmittelbarer Nähe des Pfarrhauses. Ob dies ein Zufall war, oder mit dem Sittlichkeitsgedanken zusammenhing, lässt sich nicht nachvollziehen.

 

Uraufnahme Baderguetl

Das Badergütl mit der Hs.Nr. 55 fand sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Pfarrhauses Nr. 56

Uraufnahme ca. aus dem Jahr 1827
Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Seit alters her galten die Badstuben als die “Herbergen der Leichtfertigkeit”, was auf die heidnischen Ursprünge des rituellen gemeinsamen Bades zurückgeht. Allerdings versuchte die Kirche alte religiöse Gebräuche abzudrängen, die in vorchristlicher Zeit mit der Ausübung bestimmter Berufe eng verbunden waren. Die Bader, Henker, Abdecker, Müller und Hirten, aber auch noch eine Reihe anderer Berufe, wurden als „Unehrenhaft“ für lange Zeit in ein gewisses gesellschaftliches Abseits verbannt. Zum anderen war das mittelalterliche Badhaus in der Tat Schauplatz mannigfacher erotischer Abenteuer. In den Städten, ja selbst in den Dörfern war die Badehütte der Freiplatz für Liebespaare oder Gelegenheit zur Anknüpfung von Bekanntschaften. Die Literatur ist voll von höchst anstößigen Beispielen und Berichten, die bis in die Goethezeit zu finden sind. “Baderstöchter” hatten zumeist ebenso einen schlechten Ruf wie “Müllerstöchter”. Man hielt sie leicht für Prostituierte und nicht selten waren sie es auch.

 

Neben der Badstube besorgten die Bader im Mittelalter das Haarschneiden, Barbieren und den Aderlaß, der nach dem medizinischen Verständnis der Zeit so etwas wie eine Art körperlicher Reinigung war; die Befreiung des Leibes von verdorbenen Säften und Körperdünsten.

Der Beruf entwickelte sich immer mehr zu einer Art ländlichem Volksarzt zweiter Klasse. Und wenn er geschickt war, macht er den ausgebildeten Wundärzten unliebsame Konkurrenz. Der Bader behandelt Brüche und Verrenkungen, kuriert Wunden und Geschwüre und schient die gebrochenen Glieder. Er setzt Schröpfköpfe und nimmt den Aderlaß vor, er besieht Aussätzige und Erschlagene und versorgt die Leichen. Auch bei schwierigen Geburten, bei denen die Hebamme nicht weiterkam, wurden sie oftmals gerufen.

Für ihre Ausbildung gab es jedoch noch keine Schulen, sie erlernen ihren Beruf voneinander wie ein Handwerk. Die besseren unter ihnen nennen sich bald Chyrurgus (Chirurgen) und in stetiger Kleinarbeit verbessern sie ihr Ansehen.

Bis weit ins 18. Jahrhundert sind sie die einzig erreichbaren ärztlichen Helfer und Ratgeber der kleinen Leute. Damit wachsen ihre Kenntnisse ebenso wie ihr Ansehen. Die Ausbildung wird nun amtlich geregelt und überwacht.

Im 19. Jahrhundert benötigte der Bader eine Approbation (= staatliche Zulassung).

Nach der Bader-Ordnung von 1899 darf nur derjenige den Titel „Bader“ führen, welcher die Approbation (= staatl. Zulassung) als Bader erlangt hat.

Nach einer dreijährigen Lehrzeit und einer Vorprüfung hat der Badergehilfe ein Jahr als Gehilfe in einem Badergeschäft tätig zu sein und anschließend noch an einen Unterrichtskurs in einem Krankenhaus, der fünf Monate dauert, teilzunehmen. Im Anschluß daran ist die Approbationsprüfung abzulegen.

Die Befugnisse des Baders umfassen u.a.:
- Die Behandlung einfacher Wunden, Abszesse und Geschwüre
- das Reinigen und Ausziehen von Zähnen
- die Behandlung der Leichdorne (Hühneraugen) und eingewachsener Nägel, mit Ausschluß blutiger Operationen
- das Setzen von Klastieren (Einläufe), sowie von Schöpfköpfen (zum Aderlaß) und Senfteigen
- die Unterstützung der Ärzte bei Ausübung der Heilkunde
- die ersten Vorkehrungen im Erkrankungs- und sonstigen Notfällen
- die Leichenschau und Hilfeleistungen bei Leichenöffnungen.

 

In Bayern gab es 1928 insgesamt 1688 staatlich anerkannte Bader.

 

baderhaeusl

 Das alte Baderhaus
aufgenommen 2019

 

 

Die Bader auf dem Badergütl

 

Als erster bekannter Bader in Münster wird ein Georg Scheffner genannt. Er hat zwei Söhne, die ebenfalls das Baderhandwerk erlernen:

- Mathias, übernimmt das Anwesen in Münster
- Peter (*29.06.1641 +26.03.1722) heiratet 1668 in Pondorf Barbara Eggmann (+1676) und in zweiter Ehe am 13.10.1676 die Rothamer Bauerstochter Anna Rothamer (1649-1712). Er lässt sich als Bader in Oberzeitldorn nieder.

 

Georg Scheffner hat das Leibrecht auf das sog. „Badergütl“ in der heutigen Tassilostraße.

Nach dem Tod des Vaters folgt  Mathias Scheffner als Bader in Münster nach. 1644 heiratet er Anna Springer aus der Oberpfalz.
Nach seinem Tod 1668 vermählt sich die Witwe mit dem Weber Mathias Supper von Münster.

 

 Scheffner Besitzer

 

 

Als Nachfolger kommt 1668 ein Andreas Gänger nach Münster. 1672 verkauft Gänger das Badergütl, auf dem immer noch Peter Scheffner von Oberzeitldorn und die ehemalige Witwe Anna Scheffner, das Leibrecht haben, einem Nikolas Pecher1.

 

Pecher bleibt jedoch nicht lange und veräußert noch im gleichen Jahr die Baderbehausung an  Georg Rampauer2. Georg ist mit einer Anna verheiratet. Er löst wohl auch die Leibgerechtigkeit der Vorgänger ab.

 

1677 verkauft der Bader Georg Rampauer dem ledigen Bader Johann Paul Trägl die Leibsgerechtigkeit auf dem Badhaus um 48 Gulden3.

Paul Trägl ist der Sohn der Münsterer Bauerseheleute Markus und Magdalena Trägl und hat das Baderhandwerk bei seinem Bruder Michael Trägl (*1641) gelernt. 1677 lässt er sich als Bader in Münster nieder.

 

Traegl Besitzer

 

 

1693 kaufen Franz und Magdalena Feist von ihm das Baderanwesen und übergeben am 06.07.1709 die Erbrechtsbehausung ihrem Sohn Johann Feist und dessen angehenden Ehefrau Elisabeth Frankl von Tiefenbach4.

Der Bader stirbt um 1713 in Saulburg an einer Seuche. Seine Witwe heiratet 1715 den Bader Johann Karrer aus Mainburg.

 

Im September 1741 übergibt die verwitwete Baderin Elisabeth Karrer die Baderbehausung samt den vorhandenen Garten an ihre „liebe Tochter Maria Anna und ihrem angehenden Ehemann Johann Simon Knaup5.“
Das Knaup-Ehepaar hat zehn Kinder von denen vier das Erwachsenenalter erreichen:
- Cordula (*1744)
- Maria Katharina (1745-1824) heiratet 1789 den Witwer und Häusler Johann Wühr von Münster Hs.Nr. 46

- Johann Georg (*1753 + 1791, ledig)
- Bartholomäus (*1758) Nachfolger

 

1788 übernimmt Sohn Bartholomäus Knaup das Baderanwesen und heiratet die Wagnerstochter Katharina Völkl von Münster.
Aus der Ehe gehen acht Kinder hervor, von denen vier im Kindsalter sterben:
- Johann Georg *1791
- Joseph *1793
- Franz Xaver *1794, stirbt am 08.02.1871 als lediger Inwohner in Münster
- Anna Maria *1796
Katharina Knaup stirbt mit 41 Jahren.
Der Witwer heiratet in zweiter Ehe drei Monate später die Schusterstochter Anna Maria Kiefel von Steinach, mit der er nochmals sechs Kinder zeugt, darunter zwei Zwillingspärchen. Alle Kinder sterben jedoch im Kindsalter.

 

 

Feist Knaup Besitzer

 

Am 10.10.1839 verkaufen die Erben des Bartlmä Knaup, Bader zu Münster, den 1/16 Baderhof mit dem Acker hinter dem Sieberbaum und dem Holz um 1.200 Gulden an Josef Pacher, Chirurg von Bogen.

 

Pacher Besitzer

 

 

Am 26.03.1852 erwirbt Wolfgang Bachmaier das 7,91 Tagwerk große Gütl von Josef Pacher. Dieser zieht wieder nach Bogen.

Pacher war der letzte Bader, der in dem Haus sein Handwerk ausübte. Als sein Nachfolger kommt ein Johann Nepomuk Grill nach Münster. Der erwirbt von der Gemeinde ein Grundstück an der heutigen Bergstraße und errichtet dort sein Haus, dass die Haus Nr. 34 ½ erhält.

 

 

Weitere Eigentümer des Anwesens:

 

Am 31.03.1854 kauft Wolfgang Probst das Gütl um 2.300 Gulden von Wolfgang Bachmaier, der es am 04.07.1862 an Anna Leiderer übergibt.

 

Joseph und Anna Sagstetter errichten neben dem alten Haus ein neues Wohnhaus, dass die neue Hs.Nr. 55 ½ erhält.

 

Sagstetter Besitzer

 

 

Am 31.07.1869 verkaufen sie das „alte Haus“ an Alois und Anna Kager mit 0,98 ha Grund um 1.475 Gulden. Sie selbst bleiben im neuen Haus Nr. 55 ½ wohnen.

 

Am 18.07.1872 erwerben Adam und Barbara Wiesmüller das Anwesen um 2.380 Gulden mit 3,08 ha.

Am 07.03.1883 tauschen sie mit Josef Moosmüller gegen das Anwesen in Dürnhardt Nr. 100 1/3. Der tauscht im gleichen Jahr, am 02.10.1883, mit Wolfgang und Theres Klingeis gegen deren Anwesen Nr. 17 in Münster.
Ihnen folgend 1904 Sohn Johann Klingeis und dessen Ehefrau Anna geb. Dengler, als Eigentümer des Anwesens nach.

 

 

Klingeis Besitzer

 

Schließlich übernimmt 1943 Tochter Hedwig das Anwesen zusammen mit ihrem Ehemann Albert Prommersberger.

 

 

Ca. 2021 wurde das alte Baderhaus abgerissen.

 

 

1 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 640 I b, fol 25   Kauf 1672
2 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 640 I b, fol 30   Kauf 1672
3 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 640 I b, fol 144  Kaufbrief 03.02.1677
4 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 641, fol 91‘  Übergabsbrief 06.07.1709
5 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645, fol 38  Übergabebrief 20.09.1741

 

Weitere Quellen:
BayHStA München, Hofanlagsbuchhaltung 248, Steuerkonskription der Hofmark Münster 1752
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser u Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach rev Duplikat 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibbuch zum Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster von 1838

StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-5, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 3-59 von 1843 – 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-9, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 69 von 1859-1893
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-14, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 82 von 1893 – 1960
Bischöf. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster



 

Stand: 30.07.2023

Das Baderanwesen in Münster Hs.Nr. 34 1/2

 

ab 1890: Hs.Nr. 48, heute Bergstr. 14

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

 

Nachdem der Chirurg Josef Pacher das Badergütl Hs.Nr. 55 im Jahr 1852 an Wolfgang Bachmaier verkauft  und wieder nach Bogen zieht, ist kein Bader mehr in Münster ansässig.

 

1860 erwirbt der Bader Johann Nepomuk Grill ein Grundstück „auf dem Berg“ von der Gemeinde und errichtet darauf ein Haus. Somit ist wieder ein "Chirurg" in Münster beheimatet.

 

AK MUEN 8 Ausschnitt

 Ansichtskarte von Münster gelaufen 30.01.1918
Im Hintergrund das "neue" Baderanwesen auf dem Berg.
Hier hatte man einer wunderschöne Aussicht über Münster auf die Stadt Straubing.

 

Karte 186b 1864

 Vermessungsamt Straubing, Ortskarte Münster Nr. 186b

 

Johann Grill war vorher als Bader in Saulburg ansässig. Er ist mit einer Therese Flasser verheiratet.

Das Anwesen geht in die Hände von Tochter Magdalena Grill. Magdalena ist als Hebamme ausgebildet. Mit Sicherheit hat sie bereits ihre Hebammenausbildung in München gemacht.
Sie wird 1877 die Ehefrau des Baders Claudius Scheitzach.
In Falkenfels finden wir ebenfalls die Familie Scheitzach als Bader, allerdings sind die Eltern von Claudius dort nicht vermerkt.


Der Bader stirbt bereits 1880 mit 31 Jahren kinderlos. Die Witwe vermählt sich drei Jahre später mit dem Schuhmacher Karl Höchbauer. Zwei Zwillingssöhne sterben kurz nach der Geburt.
Eine Tochter erreicht das Erwachsenenalter, die - ebenfalls wie ihre Mutter -, eine Hebammenausbildung macht.
Seit dem Tod von Claudius Scheitzach im Jahr 1880 ist in Münster kein eigener Bader mehr ansässig.

 

Grill Besitzer

 

Katharina Höchbauer übernimmt 1907 mit 22 Jahren die Hebammentätigkeit von ihrer Mutter. 1919 heiratete sie Heinrich Weber von Flanitz. Sie ist bis 1945, also 38 Jahre Hebamme in Münster, danach hilft sie gelegentlich noch mit aus. Ihre letzte Geburtshilfe ist im Oktober 1957.
Katharina Weber stirbt am 09.07.1962 im Alter von 76 Jahren in Münster.

 

 weber katharina

 Heinrich Weber mit seiner Ehefrau Katharina, geb. Höchbauer
Bild:  "Heuernte- eine uralte Tradition - bis heute erhalten geblieben" von Lydia Ebenbeck,
veröffentlicht im Gemeindeboten Steinach September 2006

 

 

 

 

Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-5, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 3-59 von 1843 – 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-9, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 69 von 1859-1893
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-14, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 82 von 1893 – 1960
Bischöf. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster

 

 

Stand: 30.07.2023

Das Baderanwesen in Münster Hs.Nr. 34 1/3

 

ab 1890: Hs.Nr. 47, heute Bergstr. 18

 

 

von Claudia Heigl

 

 

Karte 186g

Vermessungsamt Straubing, Ortskarte Münster 186g

 

 Dieses Hauses war ursprünglich als Nebenhaus vom Baderanwesen Hs.Nr. 34 1/2 errichtet worden.

Nachdem 1860 Johann Nepomuk Grill das Grundstück von der Gemeinde Münster erworben hatte, trennte er er ein Teil des Grundstückes ab und errichtete dort ein Nebenhaus.
1872 übernimmt die Tochter Theresia Grill das Haus.

 

Grill Besitzer Nebenhaus

 

1892 kauft Katharina Schwarzer. geb. Grill, das Haus um 680 Mark.

 

 

Schwarzer Besitzer

 

 

1922 stirbt Katharina Schwarzer und das Haus geht auf eine Erbengemeinschaft Listl über.

1931 ersteigert eine Theres Schwarzer das Haus.

 

 

 

Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-9, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 69 von 1859-1893
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-14, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 82 von 1893 – 1960
Bischöf. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster

 

Stand: 30.07.2023

Trudendorf

 

 

von Claudia Heigl

 

 

trudendorf 14072023Trudendorf
aufgenommen im Juli 2023
Bild: Claudia Heigl

 

Der kleine Weiler gehörte seit Urzeiten zur Pfarrei Steinach.
1838 wurde die Ortschaft, zusammen mit Muckenwinkling und den Schida-Höfen in die Pfarrei Oberalteich umgepfarrt.

 

 

Trudendorf war an der alten Handelsstraße nach Böhmen gelegen und gehörte zum Besitz des Domkapitels von Augsburg.

Als ältere Schreibweise finden wir auch Druidendorf. Was möglicherweise auf die keltischen Druiden zurückgeht1.

Das Gebiet um Agendorf und Hoerabach ist uraltes Siedlungsgebiet. Hügelgräber zwischen Muckenwinkling und Hoerabach beweisen, dass hier bereits in der Bronzezeit vor etwa 3 500 Jahren Menschen lebten2.

 

1029 vermacht der Sohn des bayerischen Herzogs Heinrich II - Bruno Bischof von Augsburg - das Gut Straubing  (zu dem auch die Stadt Straubing u.a. mit Steinach, Agendorf, Kindlasberg, Bruckmühle, Pellham, Rotham, Hoerabach, Berghof, Sackhof, Muckenwinkling und Trudendorf gehörten) dem Domkapitel Augsburg.

 

1311 wird der Weiler erst erstmal im Niederbayerischen Salbuch mit der Bezeichnung „Trurendorf“ aufgeführt3. Dies ist auch die erste urkundliche Nennung des Ortes.

 

1458-15344 werden in „Truttendorf“ folgende Besitzer aufgeführt, die an das Domkapitel Augsburg Abgaben zahlen müssen:

Wenzel Lewbl
nun Hansl Lewbl und Katharein sein Muter
Peter Lewbel
Paul Lewbl 2 Viertel Bau von seinem Bruder erkauft
nun Paul Leyttner, Amtmann aht 1 Viertel empfangen das von Pauls Leubl erkauft hat

Ebenso hat Wenzel Lewbl und Andre Kern haben zu Lehen genommen vom Probst von Augsburg ein Hub Bau genannt die Schön Linden mit allen zugehörung

Andre Kern und Hausfrau Barbara
Pesel Leublens Paulsen Witwe

 

Hans Haindel hat zu Lehen genommen vom Probst von Augsubrg ein halbes Viertel Bau das von Pelheim den Permair an sie kommen ist, davon zahlt er an an Martini 20 Pfenng
Andre Schneider kauft
Hans Schneider

 

Andre Grym hat zu Lehen genommen vom Probst von Augsburg ein halben Viertel Bau mit allem zugehören herkommen von Rudolf Danon sol jährlich dienen an Martin 20 Pfg.
Thomas Grym sein Sohn
Andre Grym
Hans Grim

Item Andre Grym hat auch zu Lehen genommen vom Probst von Augsburg ein halbes Viertel Bau mit keinem zugehör das er von Ulrichen dem Voilem kauft hat. Davon sol er dienen an Martini 20 Pfennig

Item Andre Grym hat zu Lehen genomen vom Probst von Augsburg ein viertel Bau mit seinem zugehören. das im von Hansen Grymen seinem Vater zugestanden ist davon soll er jährlich dienen an Martini 30 Pfennig.

Thomas Grim sein Sohn
Hansen Grim

 

Hänsel Albrecht hat zu Lehen genommen vom Probst von Augsburg ein halbes viertel Bau mit keinem Zughör das mit Käufen an in komen ist. davon soll er jährlich dienen an Martini 20 Pfennig
nun Wenzel Tann von Wolferszell
nun Wenzl Eitenharter
Urban Kuffer sein Sun

 

Ulrich Blaser von Pogen hat zu Lehen genommen vom Probst von Augsburg ein halbes viertel Bau mit keinem Zugehör das er von Peters dem Prunmairen kauft hat. davon sol er jährlich dienen an Martini 20 Pfennig
nun Margaret dessen Ehefrau und Pangraz Mersing
nun Konrad Merg
Steffel Merg

 

Ulrich Pawr zu Menach hat zu Lehen genommen vom Probst von Augsburg ein Viertel Bau mit keinem Zugehör das von Andre dem Wünder von Hartperg an ihn kommen ist, Davon soll er jährlich dienen an Martini 30 Pfennig
nun Paul Chunzt Merg
Steffel Merg

 

Andrew Wünder hat zu Lehen genommen vom Probst von Augsburg ein halbes viertel Bau von keinem Zughör das von seinem Vater Hainrichen Wünder zugestanden ist. Davon sol er jährlich dienen an Martini 20 Pfennig
Michel Krapf Mayer
Hans Wünder er erbt und kauft von sein Schweiger
Steffan Wirg

 

 

1535 verkaufte das Domkapitel Augsburg die Rechte an der Stadt Straubing und div. Güter, u.a. auch den Weiler Rotham, an Herzog Ludwig X. von Bayern. Seitdem wurde der Grundbesitz, zu dem auch Trudendorf gehörte, vom Kastenamt Straubing verwaltet und als "propsteiische Güter" bezeichnet.

 

 

trudendorf uraufnahme

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

Im 16. Jahrhundert werden fünf Höfe in Trudendorf aufgeführt. Deren Hofstellen bis heute so bestehen blieben5.

 

- Hs.Nr. 69 „Der halbe Semmelmann-Hof“

- Hs.Nr. 70 „Der halbe Ingerl-Hof“

- Hs.Nr. 71 „Der halbe Bachl-Hof“

- Hs.Nr. 72 „Der 3/8 Bachl-Hof“

- Hs.Nr. 73 „Der halbe und 1/8 Bachl-Hof“ (Engl-Gut)

 

- Hs.Nr. 74 gehört zu Nr. 73

- Hs.Nr. 75 Gemeinde

 

 

Trudendorf im 30jährigen Krieg

 

Im November 1633 überfielen die Schweden das nahegelegene Kloster Oberalteich. Die umherziehenden Soldaten plünderten und verwüsteten die nächsten fünf Monate alle umliegenden Ortschaften. Davon wurde auch Trudendorf schwer getroffen. Im Januar 1641 zogen sie nochmals durch die Gegend und zwischen Juli und September 1647 kamen sie schließlich ein drittes Mal und vernichteten dabei die komplette Ernte, bzw. verhinderten, dass diese eingebracht werden konnte. Der dritte Überfall war so folgenschwer, dass im darauffolgenden Jahr von keinem der fünf Höfe eine Abgabe entrichtet werden konnte.

In den Briefprotokollen können wir immer wieder Hinweise darauf finden, wie die Schweden die Bauern drangsaliert und verschleppt haben und teilweise ihre Höfe und Felder zerstörten:

So z.B. haben 1633 das „anwesende Kriegsvolk“ die Tochter der Bauerseheleute Wolfgang und Barbara Fux (Hof Nr. 69) entführt. 1637 verkaufen die Vormünder der Erbin den Hof, da die Tochter nicht wieder aufgetaucht ist6.

Auffallend ist, dass es in dieser Zeit vermehrten Besitzerwechsel der Höfe in fremde Hände gab. Teilweise lagen die Höfe völlig verödet da und wechselten für einen geringen Betrag den Besitzer, der die Aufgabe hatte die Anwesen wiederaufzubauen.

 

1808 wurde durch das organische Edikt die Gemeinde Agendorf gebildet, zu der auch Trudendorf, Muckenwinkling, Hoerabach und Wolferszell zugeteilt wurden.

 

Bei der Auflösung der Gemeinde Agendorf am 1. Juli 1974 kamen deren Gemeindeteile Muckenwinkling und Trudendorf zu Oberalteich. Agendorf, Hoerabach und Wolferszell wurden in die Gemeinde Steinach eingegliedert.

 

Mit der Gebietsreform in Bayern verlor die ehemalige Gemeinde Oberalteich die Eigenständigkeit und wurde am 1. Januar 1978 in die Stadt Bogen eingegliedert, zu der auch seitdem Trudendorf als Ortsteil gehört.

 

trudendorf 17042021

Trudendorf
aufgenommen im April 2021
Bild: Claudia Heigl

 

 


1 Historischer Entwurf des Klosters Oberalteich durch P. Aemilianum Hemauer, 1731 notiert in den Pfarrbüchern von Parkstetten, Band 4 Scan S. 5
2 Agsteiner Hans, Eine Heimatgeschichte und Chronik der Gemeinde Steinach mit den Gemeindeteilen Münster, Agendorf und Wolferszell, 1996, S. 241
3 BayHStA München, Kurbayern Äußeres Archiv 4744/2, Niederbayerisches Salbuch 1311, S. 64

4 BayHStA, Kurbayern Äußeres Archiv 4777, S. 72,  Sal- und Urbarbuch es Liebfrauenstift Augsubrg 1458
5Die Hofnamen sind dem Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf von 1808 entnommen. (Quelle: StA Landshut, Rentamt Straubing B130, Häuser und Rustikalsteuerkataster Trudendorf 1808)
6StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P50,  fol. Kaufvertrag vom 18.04.1637

 

 

Stand: 23.07.2023

 

Das halbe Englgut oder Semmelmann-Hof

 

alte Hs.Nr. 69, heute Trudendorf 9

 

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

 

Im Steuerbuch des Kasten Straubing ist 1578 ein Michael Feuerl aufgeführt. Der Hof wird mit 30 Pfund Reg.Pfg. bewertet1. Er hat Erbrecht auf zwei Viertlbau, vermög eines Kaufbriefes aus dem Jahr 1565.

Dazu gehört eine hölzerne Behausung mit einem Stall, Stadel mit einer Tenne und einem Backofen, alles mittelmäßig erbaut. Davon dient er jährlich an den fürstlichen Kasten nach Straubig an Geld mit 2 Schilling 15 Pfennige2.

 

Es handelte sich also um einen halben Hof. Dies entsprach ca. 50 bis 60 Tagwerk Grundbesitz.

 

Ihm folgen nachstehende Besitzer:

1587 Sebastian Herzog3

 

1597 - 1602 Sebastian Klöpfer4 5
Dieser besitzt 1597 zwei Rößer, vier Kühe und zwei Jungrinder. Der Hof hat schon einen Wert von 75 Pfund Reg. Pfg.

 

Hans Poiger

Lorenz Poiger

 

Am 19.11.16226 verkauft Hans Menauer und seine Ehefrau Margaretha, dem Wolf Fux von Kohlham (Hofmark Pürgl) die Erbgerechtigkeit auf dem Hof um 400 Gulden. Dazu kommt noch „das Holz an der Straß gelegen“, welches freies Eigentum ist und diverses Inventar um 250 Gulden.

 

Im November 1633 wird Oberalteich von dem schwedischen Soldaten überfallen und die Wochen danach durchstreifen die Männer die umliegenden Höfe. Dabei wird Maria, die Tochter der Bauerseheleute Wolf und Barbara Fux von dem „anwesenden Kriegsvolk entführt“ und die Eltern wahrscheinlich getötet.
Erbin ist die überlebende minderjährige Schwester Ursula der Mutter Barbara Fux.

Nachdem der Hof wohl einige Jahre öd gelegen war, verkaufen 1637 die Vormünder (Hans Prindl und Wolf Perger von Muckenwinkling) der unmündigen Schwester der Mutter und Erbin, den Hof an Georg und Eva Pächl von Trudendorf Hs.Nr. 737.

 

Das Ehepaar besitzt bereits einen Hof in Trudendorf. Bis 1647 bewirtschaften sie beide Höfe.

1641 führen sie kein Schmalzgeld von diesem Hof ab. Was bedeute, dass beim Schwedenüberfall im Januar 1641 der Hof wieder in Mitleidenschaft gezogen sein dürfte. 1642 sind es 2 ½ Gulden Schmalzgeld und in den Folgejahren dann 10 Gulden jährlich.

Allerdings dürfte 1647 der Hof wieder von den schwedischen Reitern schwer heimgesucht worden sein, da in diesem Jahr und im Folgejahr kein Schmalzgeld mehr abgeführt wird. 1649 wird ein kleiner Steuerbetrag in Höhe von 1 ½ Gulden bezahlt. Ab 1650 wieder die normalen 10 Gulden jährlich8.

 

Der Hof kommt dann wohl in andere Hände.

1668 verkaufen Wolfgang und Maria Hofstetteter den Hof an Georg und Eva Prindl von Muckenwinkling um 275 Gulden9.

 

Hofstetter Besitzer

 

 

Brndl Besitzer

 

Von dem Ehepaar finden wir acht Taufen von Kindern, die in Trudendorf geboren wurden, in dem Kirchenbuch von Steinach:
- Elisabeth *1671 heiratet 1696 Durmayr (Thurmayer) von vom Thanhof
- Katharina *+ 1671
- Maria *1673 heiratet 1696 in Steinach den Bauern Georg Löffler von Zachersdorf
- Rosina *1675 heiratet 1699 Johann Bogner, Tagelöhner in Gschwendt und Bärnzell
- Adam *1678
- Wolfgang 1680
- Ursula *1682
- Christoph *1684

 

 

1683 tauschen Georg und Eva Prindl den Hof mit Paul und Anna Eginger (Egner oder Aigner) von Gschwendt10. Hier ist der Thurnhof in Gschwendt Hs.18 gemeint.

Vier Kinder kommen in Trudendorf zur Welt, dann vertauschen die Eginger’s 1690 ihren Hof erneut mit dem Hof von Hans und Maria Pichelmayr in Reibersdorf11.

 

Piechlmayer Besitzer

 

 

1703 heiratet Johann Groß von Unterhartberg in den Hof ein.

 

Ab 1729 finden wir Peter Pogner von Dörfling und seine Ehefrau Gertrud, geb. Geyer von Unteröbling auf dem Hof.

 

Bogner Gross Besitzer

 

1755 heiratet der Bauerssohn Mathias Groß von Vorderschida die Pogner-Tochter Barbara und übernimmt mit ihr den Hof. Als Barbara 1762 stirbt, holt sich der Witwer die Bauerstochter Maria Wacker von Reibersdorf als zweite Ehefrau ins Haus.

1764 ziehen Mathias und Maria Groß auf den Scheftenhof und Hans und Walburga Semmelmann folgen als nächste Bauerseheleute auf den Trudendorfer-Hof.

 

1817 übernimmt Sohn Georg Semmelmann den halben Hof und heiratet die Bauerstochter Anna Maria Ring von Edenhofen.

 

1849 folgt Sohn Lorenz, der sich mit Anna Schindlmayer vom Dunkhof vermählt.

 

Semmelmann Besitzer

 

Das Ehepaar bewirtschaftet den Hof jedoch nur zehn Jahre, dann erwirbt 1859 ein Joseph Weber das Anwesen.

 

1918 kaufen Josef Engl (+27.03.1924 mit 52 Jahren) und Maria geb. Bergbauer, von Obergrub bei Haibach den Besitz.

 

 

 

 

 

 

 

1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1578
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 89
3 BayHStA München, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1198, fol. 162, Scharwerkbuch der propsteiischen Untertanten 1587
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B 100, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1597
5 BayHStA München, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1198, fol. 376, Scharwerkbuch Kastenamt Straubing 1602
6 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, 39, fol.84‘  Kaufvertrag vom 19.11.1622
7 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P50,  fol. Kaufvertrag vom 18.04.1637
8 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B90, Schmalzbuch Kastenamt Straubing 1641-1650
9 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing P60 II, fol 215‘, Briefprotokolle 1667-1669, Kaufvertrag vom 26.11.1668
10 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P65 II, fol. 109  Tauschbrief vom 20.03.1683
11 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P67 I, fol. 13  Tauschbrief vom 01.04.1690

 

 

Stand: 23.07.2023

Der halbe Ingerl- oder Landstorfer-Hof

 

alte Hs.Nr. 70, heute Trudendorf 8

 

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

trudendorf 70

Der Landstorfer-Hof in Trudendorf

aufgenommen um 1910

 

Im Steuerbuch des Kasten Straubing finden wir 1578 ein Gilg Schneider als Besitzer von zwei Viertelbau. Er hat den Hof von seinem Vater erkauft und wird mit 28 Pfund Reg.Pfg. bewertet1.

Darauf hat er Erbrecht vermög eines Übergabebriefs aus dem Jahr 1558.

Dazu gehört eine hölzerne Behausung mit einem Stall, Stadel mit einer Tenne und einem Backofen, alles mittelmäßig erbaut2.

 

 

15973 wird Gilg Schneider im Steuerbuch noch aufgeführt. Der Hof wird mit 70 Pfund Reg. Pfennige bewertet. Außerdem besitzt er ein Pferd, ein Fohlen und zwei Kühe.

 

15994 hat den Hof aber bereits ein Kaspar Hartberger erkauft.

1640 werden Georg und Ursula Gruber auf den Hof als Besitzer geführt. 1642 treffen wir die gleichen Grubers in Steinach auf dem Gerstl-Hof Hs.Nr. 11 an.

 Gruber Besitzer

 

 

1643 folgen Simon und Eva Hartberger als Hofbesitzer. Ggf. besteht hier eine verwandtschaftliche Verbindung zu den Vorgängern. Sechs Kinder kommen von dem Ehepaar in Trudendorf zu Welt, von denen nur bei der Tochter Barbara der weitere Lebensweg bekannt ist:
* Barbara *1643 heiratet 1669 in Steinach Lorenz Bründl von Münster und beide werden als Tagelöhner in Agendorf ansässig.

Nach dem Tod der Ehefrau heiratet Simon Hartberger 1668 Margaretha Klein von Hunderdorf. Auch in dieser Ehe kommen nochmals drei Kinder zur Welt.

 

Hartberger Besitzer

 

 

Ca. 1670 kommen Jakob und Ursula Engl auf den Hof. Das Ehepaar war vorher in Muckenwinkling ansässig. Ursula ist eine Bauerstochter von Reibersdorf.

Den Hof übernimmt 1687 die Tochter Maria Engl, die sich als Bauer den bereits verwitweten Mathias Wacker von Furth auf den Hof holt. Höchstwahrscheinlich stammt Mathias ebenfalls von Reibersdorf ab.

Nach einem Jahr Ehe stirbt jedoch der 32jährige und die junge Witwe heiratet Michael Schießl vom Thurnhof.

Der Sohn aus erster Ehe, Kaspar Wacker, heiratet 1711 eine Katharina Karl von Kanetsberg (Oberkanetsberg) und wohnt als Saliter die nächsten Jahre in Trudendorf.

 

Auch der zweite Ehemann stirbt bereits nach sechs Jahren und Maria verheiratet sich ein drittes Mal mit dem Nachbarssohn Martin Lehner. Dem Paar ist jedoch kein Glück beschieden, denn bereits nach einem knappen Jahr stirbt Maria selbst mit 36 Jahren.

Martin heiratet in zweiter Ehe Maria Hofmann von Taußersdorf.

Aus der Ehe gehen fünf bekannte Kinder hervor:
- Ursula *1707 Hoferbin
- Sebastian *1708, übernimmt 1729 den Hof Hs.Nr. 72 in Trudendorf von seiner Großmutter Eva Lehner.
- Peter *1711
- Joseph *1716
- Katharina heiratet 1739 in Münster den Häusler Mathias Jagendeufl

 

Nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau geht Martin Lehner 1726 eine dritte Ehe mit der Bauerstochter Katharina Wurm von Breitenweinzier ein.

 

Den Hof übernimmt 1727 Ursula Lehner, eine Tochter aus der zweiten Ehe des Martin und heiratet Mathias Haslbeck, der vom Schwaigbauern in Aholfing abstammt.

 

 

Engl Lehner Besitzer

 

 

1738 kommen Christopher und Katharina Ingerl auf den Hof. Christopher stammt von Unteröbling ab und seine Ehefrau Katharina ist eine geborene Engl von Unteröbling.

Vier Kinder kommen in Trudendorf zur Welt, bis Christopher 1745 im Alter von 50 Jahren stirbt. Die Witwe heiratet zwei Monate später den Bauerssohn Johann Georg Streißl von Sollach.

Katharina bringt nochmals fünf Kinder zur Welt, von denen drei im Kindsalter sterben:
- Maria *1747
- Anna *1749, Hoferbin

 

Den Hof übernimmt die jüngste Tochter Anna, die 1779 eine Ehe mit dem Bauerssohn Sebastian Landstorfer von Thurasdorf b. Wiesenfelden eingeht.

 

Ingerl Landstorfer Besitzer

 

 

1803 folgt Sohn Johann Landstorfer als Hofnachfolger, der sich mit Anna Maria Stadler von Niederwinkling vermählt.

 

1838 übernimmt den Hof Michael Landstorfer, der mit der Bauerstochter Anna Maria Pellkofer von Sand verheiratet ist.

Das Ehepaar hat drei Söhne:
- Joseph *1836 heiratet 1867 Kreszenz Kellner von Freundorf und übernimmt mit seiner Ehefrau den Hof der Schwiegereltern in Freundorf. Einer ihrer Söhne, Johann Landstorfer (1883-1949) wird Priester. Von ihm stammen die ersten Veröffentlichungen über den Mühlhiasl in der Straubinger Zeitung vom 28. Februar 1923.
- Michael *1842 Für seinen zweitältesten Sohn kauft Michael Landstorfer sen. 1858 den Nachbarhof Hs.Nr. 71. 1867 übernimmt Michael jun. den Hof und vermählt sich mit Anna Weber von Sollach.
- Franz Xaver *1848, Hoferbe

 

1874 geht der Hof an Sohn Franz Xaver Landstorfer, der Kreszenz Karl von Rammersberg heiratet.

 

1920 übergibt die Mutter Kreszenz Landstorfer den Hof an ihren Sohn Michael, der eine Ehe mit der Bauerstochter Rosina Groß von Mitterschida eingeht.
Sein Bruder Peter (*1883) heiratet in den Stubenhofer-Hof in Gschwendt ein.
Rosina Landstorfer ist 1929 Fahnenmutter bei der Fahnenweihe der Feuerwehr Agendorf.

 

 

landstorfer michael rosina

Michael und Rosina Landstorfer

 

Michael Landstorfer stirbt bereits 1932 mit 45 Jahren und die Witwe bewirtschaftet mit ihren Kindern den Hof alleine weiter.

 

Letzte Hofbesitzer sind Xaver und Anna Landstorfer, dann wird der Hof in andere Hände verkauft.

 

 

1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1578
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 89
3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B 100, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1597
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B 101, fol. 80, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1599

 

Stand: 18.04.2024