Der Metzger in Münster

 

ab 1890: Hs.Nr. 27, heute Kirchplatz 2

 

 

von Claudia Heigl

 

 

Direkt gegenüber dem Wirtshaus bei der Kirche befand sich in Münster jahrhundertelang das Metzgeranwesen.

Auf dem Anwesen lag die „Metzgergerechtigkeit“. Das bedeutet, dass nur auf diesem Anwesen das Metzgergewerbe ausgeübt werden durfte.

Eine Handwerksgerechtigkeit wurde in der Regel vom Grundherrn verliehen. In Münster war dies das Kollegiatstift St. Tiburtius. Dieses Recht konnte vererbt und verkauft werden und war meist eng mit einem Anwesen verbunden.

In Altbayern entstand das Handwerk ab dem 8. Jahrhundert. Zu den frühesten Handwerksberufen zählten auch die Metzger.

Wann genau die Metzgerei in Münster entstand, lässt sich nicht nachvollziehen.

Bereits 1529 wird der „Fleischmann“ Max Schändel in Münster urkundlich erwähnt. Sein Anwesen hatte einen Wert von 13 Pfund. Daneben gab es noch einen „Meister Fleischmann“ namens Erhard Storker, dessen Anwesen mit 7 Pfund Pfennige bewertet wurde.1

 

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Das Metzgeranwesen lag direkt neben der Kirche
aufgenommen im Juli 2023
Bild: Claudia Heigl

 

Bei dem späteren Metzgerhaus neben der Kirche könnte es sich ursprünglich um ein Wohnhaus für einen Chorherren gehandelt haben, dass dann im Rahmen des Umzuges des Kollegiatstiftes nach Straubing im Jahr 1581 verkauft wurde.

Im Stiftregister von 1685 musste der damalige Metzger Georg Stein für das Haus 2 Gulden 17 Kreuzer und 1 Heller jährlich an Stift zahlen. Zum Vergleich: Für gewöhnliche Häuser waren lediglich Zahlungen von etwa 10 bis 30 Kreuzer fällig.2

 

1635 heiratet der verwitwete Metzger Johann Trägl von Münster die Wirtswitwe Ursula Bergmaier von Münster. Die Metzgerei dürfte ihm noch auf Leibrecht verliehen worden sein. D.h. mit seinem Tod erlischt das Nutzungsrecht für die Familie.

Zwei Kinder aus erster Ehe sind von ihm bekannt:
- Markus wird 1639 Metzger und Halbbauer auf den Anwesen Hs.Nr. 40 (Schiedermeierplatz 5) in Münster
- Eva heiratet 1641 in Kirchroth Christopher Hainz von Niedersteinach.

 

Bei der Hochzeit schließen die beiden Brautleute einen Ehevertrag ab, der im Kirchenbuch notiert wird:3
Der Bräutigam bringt 50 Gulden in die Ehe ein, während die Braut ihm ebenfalls 50 Gulden sowie ihre Sölde in Wolferszell (Hs.Nr. 4) als Gegenleistung zusichert. Beide haben zu Lebzeiten das Recht, die Güter des jeweils anderen zu nutzen. Nach dem Tod eines Ehepartners darf der Überlebende dessen Besitz jedoch nur für ein weiteres Jahr in Anspruch nehmen. Anschließend sind 10 Gulden sowie die drei besten Halskleider an die Erben des Verstorbenen zu übergeben.

 

Doch bereits am 27.02.1641 stirbt Johann Trägl in Straubing. Wahrscheinlich hat die Familie sich in Straubing vor den erneuten Schwedenüberfällen in der befestigten Stadt in Sicherheit gebracht.
Seine Witwe Ursula Trägl wird 1647 noch in den Urkunden genannt.4

 

Traegl Besitzer

 

1676 erwirbt der Metzger Mathias Baumann das Erbrecht auf der Behausung neben der Tafern, mit drei Gärten und der an der Friedhofsmauer stehenden Fleischbank um 20 Gulden. Dazu gehören noch fünf Bauhölzer und ein Schüttelbaum5. 6

Baumann dürfte das Metzgeranwesen bereits vorher seit mindestens 1661 auf Leibrecht besessen haben und erwarb nun das vorteilhaftere Erbrecht, wofür der nochmals 20 Gulden zahlen musste. Dies bedeutete, dass er das Nutzungsrecht auf dem Anwesen nun auch weitervererben bzw. verkaufen konnte und nicht mehr mit seinem Ableben endete.
Von ihm und seiner Ehefrau Anna kommen in Münster acht Kinder zur Welt:
- Anna Jakob *+1661
- Georg *1663
- Michael *1664
- Susanna *1667
- Maria Clara *1669
- Maria Clara *1671
- Johann *1673
- Bartholomäus *1676

 

 

 

 

 

1685 wird Georg Stein als Metzger in Münster benannt. Er zahlt 1685 von der Behausung mit der Fleischbank und den drei Grundstücken insgesamt 6 Gulden jährliche Stift an das Kollegiatstift Straubing.7

Georg stammt aus Viechtach. 1681 hatte er die Bauerstochter Maria Permayer (Bergmaier) aus Münster geheiratet und war zunächst als Wagner tätig.
Fünf Kinder des Ehepaares kommen bis 1690 in Münster zur Welt, dann verliert sich ihre Spur.
- Adam *+1681
- Barbara *1682
- Johann *1685
- Maria *1687
- Johann *1690

 

Stein Besitzer

 

 

1693 heiratet der Wirtssohn Adam Ingerl von Ascha die Bauerstochter Rosina Solleder von Pillnach und lässt sich als Metzger in Münster nieder.
Eine Tochter namens Katharina kommt am 24.02.1694 in Münster zur Welt.

Aber bereits am 12.04.1695 stirbt der Metzger in seinem 27. Lebensjahr.

 

Ingerl Besitzer

 

Die Witwe veräußert das Metzgeranwesen in Münster am 21.01.1696 an den Wirtssohn Georg Adam Brunner der sich im Februar mit der Bauerstochter Walburga Zollner von Dietersdorf vermählt.

Die Witwe Rosina Ingerl heiratet am 1. März 1696 in Mitterfels Georg’s 28-jährigen Bruder Johann Georg Brunner. Das Ehepaar lässt sich als Wirtseheleute in Au vorm Wald nieder.

Vier Kinder von Georg und Walburga Brunner kommen in Münster zur Welt:
- Katharina *1701
- Johann Georg *1704
- Maria *1706 + 1709
- Anton *1708

 

Einen Monat vor der Geburt des vierten Kindes stirbt der Metzger am 21.04.1708 im Alter von 35 Jahren.

 

Brunner Besitzer

 

 

Die Witwe veräußert ein Jahr später das Metzgeranwesen an die Söldnerseheleute Hans Georg Holzer und dessen Ehefrau Maria Regina von Leiblfing um 200 Gulden.8

 

Bereits zwei Jahre später, am 08.09.17109 verkaufen sie die Erbrechtsbehausung mit der Fleischbank und den zwei Gärten und einem Tagwerk Wiesmath an den Metzger Andreas Dietl.

 

Andreas ist mit einer Maria verheiratet. Die Herkunft des Ehepaares ist unbekannt. 1712 ist die Hochzeit seines Sohnes, ebenfalls ein Andreas, im Münsterer Kirchenbuch vermerkt. Als Braut ist die Wirtstochter Maria Spielberger von Mintraching eingetragen.

 

Dietl Besitzer

 

Die Familie Dietl scheint aber auch wieder von Münster weggezogen zu sein, denn am 17.08.1714 ist die Taufe des Metzgersohnes Johann Joseph Lökher in den Kirchenbüchern verzeichnet.

Die Metzgerseheleute Johann und Walburga Lökher waren seit 1710 in Kirchroth auf dem Kapitelwirtshaus als Wirtsleute ansässig. 1718 werden sie wieder dort als Wirtsleute verzeichnet. Die Metzgerei in Münster müssen sie also nur kurz besessen haben.

 

Loekher Besitzer

 

 

Metzgerfamilie Braun

 

Mit Andreas und Cordula Braun ziehen 1729 wieder neue Metzgerseheleute in Münster ein. Diese Familie bleibt nun vier Generationen als Metzer in Münster.

 

Andreas ist ein Wirtssohn von Roding, seine Braut Maria Cordula Höcherl eine Müllerstochter von der Angermühl bei Roding. Beide heiraten noch in Roding, bevor sie nach Münster ziehen. die Metzgersfrau bringt insgesamt neun Kinder zur Welt.

Andreas Braun stirbt unerwartet in Bielhof mit 38 Jahren.
Er hinterlässt vier Kinder zwischen 14 und 2 Jahren:
- Benedikt (*1730)
- Anton (*1733)
- Anna (*1740)
- Walburga (*1742)

 

Die Witwe erhält die Erbrechtsbehausung mit der Fleischbank und dem Grundbesitz. 1744 geht sie eine erneute Ehe mit dem Straubinger Metzger Johann Jakob Mauerer ein.
Cordula und ihr zweiter Ehemann betreiben wohl dann beide Metzgereien, die in Straubing und in Münster. Evtl. ist in Münster die Metzgerei auch verpachtet.
Von ihrem zweiten Ehemann hat Cordula nochmals drei Kinder, die in Straubing zur Welt kommen:
- Mauerer Maria Theresia (*1745)
- Mauerer Joseph (*1747)
- Mauerer Maria Franziska (*1749)

 

1753 übergibt das Ehepaar die Metzgerei in Münster an Sohn bzw. Stiefsohn Anton Braun, der die Mesnerstochter Maria Anna Schmid von Roding ehelicht[10]. Das Bischöfliche Ordinariat erteilt hierzu einen Dispens wegen Blutverwandtschaft dritten Grades zwischen den Brautleuten.
Von den insgesamt zehn Kinder sterben fünf bereits im Kindsalter:
- Maria Katharina (*1755) heiratet 1781 den Schreiner Mathias Hitzinger von Münster Nr. 6
- Theresia (*1758)
- Johann Michael (*1761)
- Franz Anton (1767-1814), Nachfolger
- Joseph (*1772)

 

Sohn Anton übernimmt 1790 das Metzgeranwesen und nimmt die Schmiedstochter Barbara Köck von Falkenfels zur Ehefrau.
Sieben Kinder kommen in der Ehe zur Welt, von denen nur drei überleben:
- Joseph (*1792). 1822 bringt die Weberstochter Theresia Hösl von Münster eine uneheliche Tochter namens Theresia zur Welt, bei der Joseph als Vater angegeben wird.
- Anton (1793-1849), Nachfolger
- Peter (*1798). Von Peter und der ledigen Anna Maria Weinzierl, kommen zwischen 1822 und 1826 fünf uneheliche Kinder zur Welt. Davon am 08.10.1824 die Drillinge Philipp, Dionysius und Jakob. Keines der Kinder wird jedoch älter als acht Monate. Anna Maria war eine Tochter der Höpflhof-Bäuerin Anna Ramsauer, geb. Gierl, verw. Weinzierl.


1814 stirbt der Metzger Anton Braun im Alter von 47 Jahren an der Lungensucht.

 

 

Am 20.12.1819 ersteigert Sohn Anton Braun jun. um das Meistgebot von 1.400 Gulden das elterliche Anwesen. Sechs Tage später heiratet er die Halbbauerstochter Theresia Weber von Münster.
Aus der Ehe gehen zehn Kinder hervor, von denen nur fünf das Erwachsenenalter erreichen:
- Maria Anna (*1822)
- Jakob (*1823)
- Karl (*1824)
- Anna Maria (*1827)
- Joseph (*1832)

 

1849 stirbt der Metzger mit 55 Jahren an Abzehrung.

 

Braun Besitzer

 

 

Metzgersfamilie Schneider

 

Sechs Jahre später veräußert die Witwe das Metzgeranwesen an Jakob Schwarzensteiner, der es zwei Jahre später, im Jahr 1859, an die Metzgerseheleute Josef und Kreszenz Schneider von Aufroth weiterverkauft.

 

Die Metzgerseheleute Schneider waren vorher in Aufroth Hs.Nr. 15 ansässig.
Dort kommt auch der Sohn Josef zur Welt. Weitere acht Kinder werden in Münster geboren, von denen zwei im Kindsalter sterben.
- Josef (1857-1925), Hoferbe
- Franz Xaver (1860-1920) heiratet 1894 in Münster die Irlbacher Kramerstochter Anna Gassenhuber. Anna war die Schwester des Münsterer Bäckers Joseph Gassenhuber und der Wirtin Maria Solleder, geb. Gassenhuber. Das Ehepaar betreibt eine Metzgerei in Hornstorf. 1907 erbauen sie sich ein Haus (Nr. 107) in der Parkstettener Str. 6 in Münster.
- Ludwig (*1863)
- Karolina (1864-1874)
- Anton (*1866)
- Johann Baptist (*1867)
- Michael (1870-1895) heiratet 1894 in Münster Maria Ettl von Münster Nr. 3. Am 17.08.1895 erleidet der Gütler und Viehhändler aus Kagers bei einer Rauferei in Münster einen Schädelbruch und stirbt mit knapp 25 Jahren.

 

1887 übernimmt der älteste Sohn Josef Schneider die Metzgerei und nimmt die Metzgerstochter Kreszenz Baumgartner von Stallwang zur Ehefrau.

Elf Kinder kommen in der Ehe zur Welt:
- Maria (1888-1973), ledig
- Joseph (1890-1908),
- Franz Xaver (1891-1973), ledig
- Kreszenz (1892-1974), ledig
- Therese (*1893)
- Xaver (*1894)
- Anna (1895-1896), 7 Monate
- Anna (*1897), Anwesenserbin
- Karolina (*1898)
- Amalia (*1899)
- Ludwig (*1901)

 

1926 heiratet die Tochter Anna den Metzgerssohn Ludwig Meier von Griesau und übernimmt die elterliche Metzgerei von den Geschwistern.

Die Metzgerei Meier hatte noch eine Zweigstelle in Saulburg, die sie mit Fleisch- und Wurstwaren belieferte.

Zur Bewirtschaftung der Grundstücke standen sechs Ackerpferde im Stall, sowie etliche kleine Rennpferde waren in einem Stall beim Wiedenhof untergebracht.

 

Schneider Besitzer

 

 

Die unverheirateten fünf Geschwister der Anna Schneider verh. Meier,  Maria, Franz Xaver, Kreszenz, Therese und Ludwig erwerben 1940 das Haus in der Parkstettener Str. 6, das von ihrem Onkel Xaver Schneider erbaut worden war und in der Zwischenzeit eine Reihe von verschiedenen Eigentümer hatte. Die Schwestern Maria und Kreszenz betreiben dort bis Anfang der 1960er Jahre eine kleine Gemischtwarenhandlung.

 

Um 1961 wird die Metzgerei von dem Ehepaar Meier verpachtet:

Bekannte Pächter sind:
- Karl

- Heinrich Bauer aus Niederachdorf

- Schellerer aus Wiesent

- Emmeram

- Georg Kraus

 

 

Um 1977/78 wird die Metzgerei endgültig geschlossen. Damit endete der jahrhundertalte Metzgerbetrieb in Münster.

 

Das inzwischen verkaufte Haus wurde von den neuen Eigentümern um die Jahrtausendwende umfangreich saniert und ist heute ein markantes Gebäude neben Kirche und Wirtshaus.

 

 

 

1 StA Landshut, Landschaft Unterlands (Rep. 286) Nr. 1180/II, Steuerregister der Hofmark des Stift Pfaffmünster bei Straubing 1529
2 Ein Gulden entspricht 60 Kreuzer.
3 Pfarrmatrikel Kirchroth Bd. 1/12 S. 61 und Bd.1/13 S. 63
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P54 I,  fol. 57  Übergabsbrief vom 08.10.1647
5 Bei einem Schüttelbaum handelte es sich um einen Nutzbaum, dessen Früchte von mehreren Berechtigten geerntet werden durften. Typischerweise waren Schüttelbäume, Bäume die auf Allmenden (gemeinsame Nutzflächen) oder Wegen standen. Die Rechte zur Nutzung dieser Bäume waren häufig klar geregelt, und mehrere Dorfbewohner hatten das Recht, von diesen Bäumen zu ernten.
6 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 640 Ib, fol 125    Erbrechtskauf 05.05.1676
7 BayHStA München, Straubing Kollegiatstift St. Jakob und Tiburtius KL 3, Zins- und Stiftbuch, fol. 127‘

8 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 641, fol 88  Kaufbrief 26.April 1709
9 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 641, fol 115  Schüttung 8.09.1710
10 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 II, fol.222   Übergabe 550 fl 03.12.1753

 

 
Weitere Quellen:
Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 248, Hofmark Münster 1752
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1808
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Münster von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster, Umschreibehefte Münster 10279, 10283, 10288

Mündliche Auskunft von Hans Agsteiner und Hans Luttner

 

Stand: 14.10.2024

 

Die "Einöde Bielhof"

 

weitere Schreibweise: Bühlhof, Piehlhof, Pühelhof

 

von Cornelia Landstorfer

 

 

 

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 Bielhof 2023
(Bild: Cornelia Landstorfer)

 

 

Die Einöde Bielhof, früher Pühel oder Pühelhof genannt, hat ihren Namen von einer Erhebung (Bühel) im Gelände und war früher ein Ortsteil der Gemeinde Unterzeitldorn. Nach der Auflösung der Gemeinde im Jahr 1976 kam der Bielhof zur Gemeinde Parkstetten.

Seelsorgerisch gehörte Bielhof jahrhundertelang zur Pfarrei Sossau, die um 1140 an das Kloster Windberg gekommen war. 1805 wurde Bielhof nach der Aufhebung der Pfarrei Sossau in die Pfarrei Pfaffmünster umgepfarrt. 1921 wurde die Einöde Bielhof wieder in die 1835 errichtete Expositur Sossau (Pfarrei St. Jakob Straubing) zurückverlegt.

 

 

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Bielhof 1966

 

Die Grundherrschaft auf dem Bielhof übte das Kloster Windberg aus. Ein Urbar dieses Grundherrn aus dem 12. Jahrhundert listet neben Sossau und Hornstorf den Ort „Puhel“ erstmals auf.1 Im Urbar des Amtes Straubing aus der Zeit 1280 und 1310 ist in Pühel ein Hof mit einer Steuer von drei Pfund erwähnt.2

1305 verzeichnet ein weiteres Windberger Steuerbuch in „Puhel 2 curie“ (Ista pertinent ad parochia [..] in sazzaw vbi z recipim decimam).3 Auch eine Urkunde des Klosters Windberg vom 12. September 1341 nennt zwei Anwesen bei einem Vergleich.4 Ursprünglich befanden sich somit zwei Höfe in Bielhof.

1411 sind „Sneydär von Puhel“ und „Jacob Strobl zu Puhl“ nachgewiesen.5

1528 befindet sich „Elsbeth Pauerin“, Witwe von Peter Paur, auf einem der Anwesen.6

Peter Gundzkover und Stephan Sedlmayr sind 1541 an diesem Ort genannt.7

1555 bekommen Sebastian Sedlmair und seine Ehefrau Margareth einen der beiden Höfe „verliehen“.8

1556 findet man Sebastian und Stefan Sedlmair auf den Bauernhöfen.9

1579 ist auf einem der Höfe Stefan Hofmeister, der zweite Hof gehörte Michael Sedlmayr.10

1590 ist Georg Zierlmayr nachgewiesen.

1602 sind Leonhard Englberger und Stefan Hoffmeister Besitzer der Höfe.11 Erwähnt wird in dem Jahr auf dem Bielhof noch der Name Heilingmeier.

Im Steuerbuch des Landgerichts Mitterfels aus dem Jahr 1612 ist vermerkt, dass Leonhard Englberger wegen seiner Armut in diesem Jahr weniger Steuer zahlte, nämlich 3 Pfd 2 Schilling Regensburger Pfennige. Ausserdem waren zwei Pferde, drei Kühe, ein Jungrind und vier Schafe zu versteuern.
Auf dem zweiten Gut in Bielhof war Paulus Haas, dessen Hof einen Wert von 85 Pfund Pfennige hatte. Auf diesem Hof waren drei Pferde, vier Kühe, ein Jungrind und vier Schafe.

1633 verkaufen Leonhard und Anna Englberger den Hof in Pühel auf Wiederkauf an den Straubinger Fleischhacker Melchior Appoiger und seine Frau Barbara um 200 Gulden Schuldverschreibung.12

Bei dem Durchzug der schwedischen Truppen 1633 wurde einer der Höfe niedergebrannt, der Inhaber Wolf Aman und seine Frau sind bei dem Überfall umgekommen.
Das Kloster Windberg verkauft daraufhin 1643 das Grund- und Baurecht auf dem ruinierten und verschuldeten „Amannschen öden Hof zu Pihel“ an den Metzger Leonhard Widmann und dessen „Ehewirtin“ Barbara aus Straubing.13  Aus diversen Steuerbüchern und Briefprotokollen geht hervor, dass sich die Bewohner von Bielhof und das ebenfalls schwer kriegsgeschädigte Unterzeitldorn auch Jahre nach Kriegsende von den Folgen der Überfälle und Einquartierungen nicht erholt hatten. Viele Plünderungen, Brände und Todesopfer sind verzeichnet, zahlreiche Einwohner verarmten in Folge der Überfälle.
Auch im Schmalzbuch aus dem Jahr 1641 ist der Hof der Amanns als „ödt“ eingetragen. Beide Höfe in Bielhof waren damals im Besitz des Leonhard Widmann aus Straubing.

 

Spätestens seit 1656 war Adam Gräsl (auch Graßl) mit seiner Ehefrau Katharina Inhaber von einem der Höfe auf dem Bielhof. 1665 besitzt das Ehepaar beide Höfe,14 welche das Ehepaar von dem Bürger und Fleischhacker Leonhard Widmann aus Straubing erworben hat.15
Adam Gräsl könnte ein Sohn des Bauern Kaspar Gräsl aus Unterzeitldorn gewesen sein, von dem vier Kinder bekannt sind.
Möglich wäre auch, dass die Wirtsleute Wolf und Magdalena Gräsl, die 1633 bei dem Schwedeneinfall ebenfalls ums Leben kamen, seine Eltern waren. Sie waren seit 1628 auf dem Wirtsanwesen in Zeitldorn. 
Auch Sebastian Gräsl, der 1602 in Unterharthof genannt wurde, könnte als Vater in Betracht kommen.
Auch auf dem Gollauhof war ab ca. 1640 eine Familie Gräsl ansässig, die 1648 verarmte und wegziehen musste.
Aufgrund der verschiedenen Gräsl-Familien gestaltet sich die Rekonstruktion der Herkunft des Bielhofbauern Adam Gräsl schwierig.

Adam Gräsl ist um 1632 geboren, da er in einem Seelenstatus von 1660 mit einem Alter von 28 Jahren eingetragen ist. Katharina war damals 23 Jahre alt. Erwähnt werden auf dem Hof damals auch die Bediensteten, nämlich der 17-jährige Oberknecht Andreas Wäsl, der 13-jährige Andreas Sieber, Katharina Greinmueth, 23 Jahre alt, Maria Schefflinger, 17 Jahre und Margaretha Lermer, 13 Jahre alt.16

Aus der Ehe der Gräsls gehen sieben Kinder hervor:
- Barbara (*1656)
- Johann (*1661)
- Katharina (*1663)
- Simon (*1664)
- thomas (*1665)
- Georg (*1671), Hoferbe
- Maria (*1674)

Adam und Katharina Gräsl verkaufen die Gilt aus beiden Höfen, von denen jedoch einer abgebrannt ist, 1665 an den Bürger und Bierbräu Simon Rist und seine Frau Maria in Straubing.17 Der von den Schweden abgebrannte Hof war demnach auch nach drei Jahrzehnten nicht wieder aufgebaut. 1695 stirbt Katharina, 1698 folgt ihr Adam Gräsl ins Grab.

Adam hatte sich nach dem Tod von Katharina mit der Witwe Anna Brunner, geb. Schöffthaler, vermählt.

 

 

Grassl Besitzerfolge

 

 

Sohn Georg aus erster Ehe übernimmt den Hof und heiratet 1699 Maria Spießl von Wiedenhof bei Münster.
Das Paar bekam fünf Kinder:
- Maria (*1699)
- Bartholomäus (*1700 +)
- Johann (*1703) heiratet 1740 in Pfaffmünster die Bauerstochter Maria Bogenberger aus Thalstetten. Hier wird er als Bauersknecht in Hundsschweif und Sohn des Georg Gräßl, einst Bauer in Piehelhof und dessen Ehefrau Maria, bezeichnet.
- Mathias (*1708)
- Jakob (*1710)

Um 1712 zieht die Familie Gräßl weg. Ggf. ziehen sie nach Hundsschweif. Bei der Hochzeit des Sohnes Johann im Jahr 1740 wird dieser als Bauersknecht in Hundsschweif bezeichnet.
1726 stirbt eine Maria Gräßl in Hundsschweif und 1738 der Tagelöhner Johann Gräßl. Ob es sich hier um die o.g. beiden ehemaligen Bauerseheleute handelt kann nur vermutet werden.

 

1712 ist Georg Wolf, der zuvor Bauer in Aufroth war, als Bauer auf dem Bielhof genannt. Georg stammt aus Öd bei Wiesenfelden. Der Bauer Johann Wolf von Pürstenberg ist ein Bruder von ihm.
Mit seiner ersten Gattin, der Witwe Magdalena Eigenstetter, geb. Hilmer, sind sechs Kinder bekannt, die in Aufroth geboren sind:
- Johann (*1698) heiratet 1725 in Sossau Maria Magdalena Gräsl (Graßl) aus Unterzeitldorn Nr. 4. Johann bewirtschaftet den zweiten Hof in Bielhof
- Georg (*1700)
- Georg (*1701) heiratet 1739 in Sossau Maria Aumer von Ackerhof b. Straßkirchen und lässt sich als Bauer in Fischerdorf b. Parkstetten nieder.
- Joseph (*1708 Zwilling)
- Magdalena (*1708 Zwilling)
- Jakob (*1709)

 

1717 vermählt sich der Witwer Georg Wolf nach dem Tod seiner Ehefrau Magdalena mit Veronika Kern aus Fischerdorf und hat mit ihr elf Kinder:
- Bartholomäus (1718-1726)
- Vitus (1720-1801) heiratet 1747 in Kirchroth die Bauerswitwe Maria Walburga Foidl vom Sackhof und wird dort Bauer
- Anna Maria (*+ 1723)
- Johann Georg (*1725), Hoferbe
- Maria Magdalena (1728-1763) heiratet 1755 den Müller Urban Schuster von der Scheftenmühle
- Lorenz (*1730)
- Anna Maria (*1733) heiratet 1756 in Oberalteich den Bauern Nikolaus Bründl aus Niedermenach
- Maria Barbara (1734-1736)
- Jakob (*+1735)
- Barbara (*1936)

 

Auf dem zweiten Hof in Bielhof war damals Johann Wolf, der 1725 Magdalena Gräsl in Unterzeitldorn Nr. 4 heiratete. Johann war der Sohn von Georg Wolf aus dessen erster Ehe.

 

1738 stirbt Georg Wolf. Die Witwe Veronika heiratet im Jahr 1739 Balthasar Aumer aus Ackern (Ackerhof bei Straßkirchen).
Aus dieser Verbindung ging 1741 der Sohn Mathias hervor.  1744 wurde Balthasar Aumer vom Bielhof beerdigt.

Die Witwe nahm 1745 in dritter Ehe Wolfgang Lermer aus Haimbuch zum Ehemann. 1753 ist Wolfgang Lermer noch als Bauer in Bielhof genannt.

 

1764 vermählt sich Johann Georg Wolf mit Maria Köhl aus Oberpiebing.
Aus der Ehe gehen vier Kinder hervor:
- Maria (*1764)
- Nikolaus Johann Michael (1767-1767)
- Maria Theresia (1769-1842) heiratete 1788 den Bauern Joseph Johann Geiger von Unterharthof (den jüngsten Bruder ihres Stiefvaters) und 1802 in zweiter Ehe Martin Hien von Neudau
- Johann (*+1772)

 

Als Johann Georg Wolf um 1772 stirbt, nimmt die Witwe Anna Maria den ältesten Sohn den Unterharthofer Bauern. Kaspar Geiger, zum Ehemann.

Laut Pater Wieselhuber erbaute Geiger das Wohnhaus 1795 neu.

Sechs Kinder werden in der Ehe geboren:
- Anna Maria (*1773)
- Alois (*+1775)
- Maria Magdalena (*1776)
- Maria Anna (*+1778)
- Johann Michael (*+1779)
- Anna Maria (1781-1858), Erbtochter

 

 

Wolf Besitzerfolge

 

 

Der Hofname ändert sich auf Hien

Im Jahr 1802 kommt Josef Hien, Sohn von Jakob Hien und Anna Maria Wanninger aus Neudau, auf den Hof. (Sein Vater Jakob Hien stammt vom Hien-Hof in Rotham ab.)
Josef hatte 1802 die Hoferbin Anna Maria Geiger geheiratet.
Acht Kinder werden in der Ehe geboren:
- Josef (1804-1873) heiratet 1834 Anna Maria Laumer von Wolfsdrüssel
- Georg (1805-1875), heiratet 1837 in Sallach in die Kramerei (Hs.Nr. 63) der Witwe Walburga Fellner ein.
- Franz Xaver (1807-1884), Hoferbe
- Anna Maria (*1809) heiratet 1837 in Ascha den Gütler und Maurer Johann Evangelist Dengler von Oberhof Nr. 56
- Maria Magdalena (1814-1873), heiratet 1842 in Pondorf den Häusler Joseph Schütz von Saulburg
- Sebastian (*+1816)
- Anna Maria Theresia (1817-1900) heiratet 1841 in Münster den Häusler Josef Geith von Münster Nr. 60, später Söldner auf dem Höpflhof
- Peter (*1820)

 

Eine Aufstellung in den Pfarrakten von Sossau aus dem Jahr 1803 nennt 16 Personen auf dem Bielhof:

Bauer Josef Hien und seine Ehefrau Anna Maria
Oberknecht Josef Holzer
Zweiten Knecht Han
Bämer Kaspar Zächerl
Hütbub Lorenz Märl
Oberdirn Anna Unger
Zweite Dirn Anna Maria Weber
Dritte Dirn Theresia Weichselgärtner
Hausmensch Anna Maria Holzer

In Ausnahm lebte dort Kaspar Geiger mit Ehefrau Anna Maria

Im Inhaus waren Sebastian Lehner und seine Ehefrau Ursula mit den Kindern Anna Maria und Ursula.

 

Josef Hien starb 1854 im Alter von 75 Jahren.
Stammhalter Franz Xaver Hien ging 1836 die Ehe mit der Bauerstochter Anna Maria Leibl aus Unterniedersteinach ein.
Aus dieser Verbindung gehen zehn Kinder hervor, von denen sieben im Kindsalter sterben:
- Florian (*+1837)
- Franz Xaver (1838-1872), heiratet 1867 die Bauerstochter Helena Ammer von Kößnach und wurde dort Bauer.
- Joseph (*+1839)
- Joseph (*+1841)
- Anna (*+1842)
- Theresia (1843-1876) heiratet 1865 in Straßkirchen den Bauern Joseph Preller von Stetten
- Anna (*+1844)
- Anna Maria (*+1846)
- Joseph (1847-1900), Hoferbe
- Karolina (*+1849)

 

Im Liquidationsprotokoll von 1838 ist folgende Beschreibung zu lesen:18
„Ortschaft Bühlhof/Einöde. Xaver Hien Bauer.
Gebäude: Wohnhaus, Stallung, Getreide- und Heustadel, Schaf- und Schweinestall, Holzschupfe, Backofen und Nebenhaus und Wurzgärtchen.
Laut Brief vom 21. Juli 1836 vom Vater Josef Hien um 7000 Gulden übernommen.“

1858 stirbt Anna Maria Hien im Alter von 59 Jahren.
(1863 ist auf dem Bielhof ausserdem der Inwohner Georg Gmeinwieser und seine Ehefrau Anna, geb. Scheitzach aus Falkenfels, genannt).

 

1870 erfolgte die Übergabe des Hofes an den Sohn Josef Hien und dessen Gattin Maria, geb. Lermer aus Alburg. 1883 verblutet die Bielhofbäuerin bei der Geburt des elften Kindes im Alter von 34 Jahren.
Sie hinterlässt den Ehemann und sechs kleine Kinder:
- Helena (*+1871)
- Josef (1872-1940), Hoferbe
- Maria (*+1873)
- Franz Xaver (*+1874)
- Helena (*+1876)
- Johann Baptist (1877-1958), heiratete Viktoria Kellner und wurde Söldner in Roith
- Xaver (*1878), heiratet Kreszenz Geiger und wurde Landwirt in Bogen
- Martin (1879-1914) heiratet 1908 Kreszenz Zimmermann und wurde Söldner in Unterparkstetten Nr. 24. Er fiel 1914 um Arras bei La Targette.
- Alois (1881-1952) verheiratet mit Anna Lehner, wird Söldner in Niederharthausen
- Helena (*+1882)
- Ludwig (*1883) heiratet 1910 Anna Meier von Geltolfing und wurde Bäcker in Straubing

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Maria Hien, geb. Lermer (1849-1883)

 


Im selben Jahr heiratet der Witwer die Bauerstochter Theresia Bachl aus Kößnach, mit der er weitere fünf Kinder hat:
- Helena (*+1885)
- Anna (*1885)
- Therese (1887-1936) heiratete 1919 den Landwirt Florian Ferdinand Färber von Münster Nr. 2
- Otto (1888-1915)  fällt am 15.07.1915 im Feld bei Pietobrie
- Helena (1890-1891)

 

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 Therese Hien, geb. Bachl (1851-1938)
Sie starb bei ihrer Tochter Therese verh. Färber in Münster.

 

 

1900 stirbt Josef mit 52 Jahren an einer Lungenkrankheit.

 

 

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Bielhof 1902
Laut Pater Gerard Wieselhuber umfasste der Bielhof im Jahr 1878 
272 Tagwerk, die sich in 160 Tagwerk Acker, 24 Tagwerk Wiesen und 88 Tagwerk Wald und Weiden aufteilten.

 

 

Im Jahr 1901 übernimmt Sohn Josef den Bielhof und heiratet im selben Jahr Therese Wintermeier von Leimbühl bei Haselbach.

 

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Hochzeit Therese Wintermeier und Josef Hien 1901

 

 

Aus dieser Verbindung gehen 14 Kinder hervor:
- Josef (1902-1974) Hoferbe

- Therese (1903-1977), ledige Pfarrhaushälterin
- Anna (*1905)
- Maria (*1906)
- Johann Baptist (1907-1943), gefallen im 2. Weltkrieg
- Alfons (*1909)
- Lina (*1910)
- Otto (*1912)
- Rosa (*1913)
- Mathilde (*1915)
- Sofia (*1917)
- Xaver (1918-1982)
- Alois (*1920)
- Elisabeth (*1924)

 

 

 

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Familie Hien ca. 1911
von links: Otto (1888-1915, Bruder des Bauern Josef Hien ), unbekanntes Mädchen mit Alfons auf dem Arm, Therese Hien mit Lina auf dem Arm, Josef Hien
vorne von links: Johann, Anna, Maria, Therese

 

 

 

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Josef IIII. Hien erwarb im Jahr 1928 als einer der ersten Bauern der Umgebung einen Lanz-Bulldog,
den er auf einer Messe in Regensburg vorgeführt bekam.

 

 

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Motorpflugführerkurs 1928 in Weihenstephan

 

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Therese und Josef Hien in den 1930er Jahren
mit ihren vierzehn Kindern.

 

fo umkr 217Therese Hien 1960

 

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Das alte Bauernhaus aus dem Jahr 1795 wurde 1980 abgerissen
Der Taubenschlag im Hof stammte aus dem Jahr 1962

 

 Hien Besitzer

 

 

 

 

Die Bielhoflinde - ein ehemaliges Naturdenkmal

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Bielhof-Linde 1936
Bei dem Baum hatte es sich um ein Naturdenkmal gehandelt. Ihr Alter wurde auf 400 Jahre geschätzt:
Mit einer Höhe von rund dreißig Metern und einem Stammumfang von 5,80 Meter gehörte sie zu den schönsten Linden des Landkreises.


 

 

 

 

Reichsarbeitdienstlager

Im Jahre 1938 verpachtet Josef Hien dem Reichsarbeitsdienst einen Teil der Grundstücke 182 und 181 zur Errichtung eines Reichsarbeitsdienstlagers (R.A.D.-Abteilung 6/298 Zeitldorn), das bis 1945 bestand hatte.

 

fo umkr 198

fo umkr 199

R. A. D. Lager Abteilung 6/298 in Zeitldorn/Bielhof

 

fo umkr 202

Speisesaal des R. A. D. Lagers in Zeitldorn/Bülhof

 

1 BSB Clm 22237, 12. Jahrhundert.
2 Vgl. Keim Josef: Alte Urbare des Straubinger Gebietes, in: JHVS 31 (1929), Straubing 1928, S. 76.
3 BayHStA, Kloster Windberg AUA 156, fol. 54.
4 BayHStA, Kloster Windberg Urkunde 89.
5 BayHStA, Kloster Windberg Urkunde 334.
6 BayHStA, Kloster Windberg, AUA 6, Register des Klosters Windberg über Erbgerechtigkeiten in den Gerichten Viechtach und Straubing, fol. 294´´.
7 BayHStA, Kloster Windberg, AUA 160, Urbar 1541.
8 BayHStA, Kloster Windberg, AUA 6, Register des Klosters Windberg über Erbgerechtigkeiten in den Gerichten Viechtach und Straubing, fol. 260‘‘.
9 BayHStA, Kloster Windberg, AUA 168, Stift- und Gültregister 1550, fol. 102
10 BayHStA, Conservatorium Camerale 245, fol. 606.
11 BayHStA, Kloster Windberg, AUA 321, Zehntbeschreibung 1602.
12 BayHStA, Kloster Windberg, AUA 396, Briefprotokolle, fol. 34.
13 BZAR, KL Windberg OA13, Nr. 18, fol. 3.
14 StALa, Pfleggericht Mitterfels B4 Scharwerkbuch anno 1665.
15 BZAR, KL Windberg OA13, Nr. 17, fol. 313.
16 vgl. Alfons Huber: Ein namentlicher Personalstatus der Pfarrei Sossau aus dem Jahre 1660, in: JHVS 107 (2005), Straubing 2006, S. 202.
17 BZAR, KL Windberg OA13, Nr. 17, fol. 313.
18 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle Unterzeitldorn.

 

Alle Bilder, soweit nicht anders angegeben, stammen von der Familie Hien / Gürster Kirchroth.

 

Weitere Quellen:
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarreien Sossau und Pfaffmünster

 

Stand: 10.10.2024

 

Das Hilmer-Gütl Hs.Nr. 36

 

ab 1890: Hs.Nr. 52, heute Chorherrenstr. 5

 

von Claudia Heigl

 

 

 

 

 

 uraufnahme

Das Chorherrenhaus erhielt 1838 die Hs.Nr. 36

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

In Münster gab es einst acht Chorherrenhäuser und zwei Gebäude für Benefiziaten. In Folge der Stiftsverlegung nach Straubing im Jahr 1581 wurden die Gebäude verkauft.
Neben dem bekannten Propsthaus (heutiges Pfarrhaus) ist nur noch das sog. „Kaplan-Haus“ erhalten geblieben.


Es liegt direkt gegenüber der Kirche. Nach einer alten Überlieferung soll einst ein hölzerner Steg über die Straße geführt haben, damit der Chorherr bequem die Kirche erreichen konnte.

 

Spätgotische Fensterlaibungen – von der Scheune her sichtbar und nun zugemauert – künden noch von einstiger Stiftsherrlichkeit. In seiner Kernsubstanz ist das Gebäude danach rund 500 Jahre alt1.

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 Das ehemalige Kaplan-Haus bzw. Hahn-Anwesen
aufgenommen ca. 1950

Bild: Familie Hahn, Münster

 

Als erster Besitzer ist ein Wolfgang Gschöpf bekannt. 1676 vergibt das Stiftskapitel in Straubing „dem Wolfen Schöpf die Erbgerechtigkeit auf der Caplanbehausung und Garten, so bishero Leibrechtsweis ingehabt um 15 fl Kaufschilling“2

Dieser Wolfgang Gschöpf ist seit 1666 mit der Hafnerstochter Walburga Bachmaier (Bämer) von Gaishausen verheiratet und Sohn der Münsterer Bauerseheleute Jakob und Anna Gschöpf.


Zunächst hatte er das Haus nur auf das Leibrecht erworben. D.h. das Nutzungsrecht war nur auf ihn und wahrscheinlich seine Ehefrau geschrieben und konnte nicht weitervererbt werden. Das wesentlich günstigere Erbrecht kostete ihm nochmals zusätzlich 15 Gulden. Somit konnte er jedoch das Haus an eines seiner Kinder weitervererben.
Am 08.01.1684 stirbt der Vater von fünf Kindern. Vier weitere Kinder sind bereits ebenfalls klein verstorben.
- Maria (*1667), Hoferbin
- Mathias (*1670)
- Katharina (*1673)
- Michael (1678-1704) stirbt als lediger Schuster im Alter von knapp 26 Jahren
- Barbara (*1680)
Die Geburt seiner letzten Tochter am 11. April erlebt er nicht mehr. Das kleine Mädchen wird aber auch nur sechs Wochen alt.

 

Lt. dem Zins- und Stiftbuch muss „Wolf Gschöpfens Witwe“ folgende Steuer zahlen3:
vom Haus 3 Schilling 30 Kreuzer
vom Acker 1 Schilling
von der Wismadt  45 Kreuzer

 

 

Im August 1684 heiratet die Witwe den Maurer Martin Norkpauer von Motzing.

Das Anwesen erbt die älteste Tochter Maria, die 1697 den Kufner Peter Sailer zum Ehemann nimmt.
Nach dem Tod von Maria geht der Witwer 1717 nochmals eine Ehe mit Maria Ruess von Thalstetten ein.

 

1730 geht das Anwesen an Maria Magdalena Sailer, einem Kind aus erster Ehe. Sie ist mit Vitus Waldmann von Münster verheiratet.

 

1753 übergibt Vitus Waldmann das Erbrechtsbehausung mit Garten an die Tochter Walburga und ihrem angehenden Ehemann Wolfgang Hilmer, einem ledigen Bauerssohn von Arrach, um 150 Gulden. Der Bräutigam bringt 90 Gulden an Heiratsgut mit in die Ehe4.

Nach 17-jähriger stirbt die 39-jährige und der Witwer nimmt die Häuslerstochter Katharina Pummer von Münster Nr. 8 (heute Brunnenstr. 6) zur Ehefrau.

1803 übernimmt der 27-jährige Sohn Martin Hilmer von der Mutter Katharina den Besitz. Er heiratet die bereits 43-jährige Anna Maria Schönbeck, ein lediges Kind des Peter Schönbeck, Schmiedsknecht in Steinach und von Stallwang gebürtig und Anna Knott von Münster5.

 

Gschoepf Hilmer Besitzer

 

1830 stirbt der 54-jährige an Leberverhärtung und die kinderlose Witwe veräußert das Anwesen 1831 an Georg und Anna Huber um 800 Gulden.

Georg Huber stammt aus Fahrnhaus bei Wiesenfelden und ist mit der Bauerstochter Maria Anna Foidl von Münster Nr. 41 (Tassilostr. 1) verheiratet.

 

Nach der Auflösung des Kollegiatstiftes im Rahmen der Säkularisation wurden viele Grundstücke verkauft. Außerdem kam es zur Zertrümmerung der größeren Höfe in Münster. Dadurch gab es größeren Besitzverschiebungen. Die bisher kleineren Häusler hatten die Möglichkeit Grundstücke hinzuzukaufen, soweit sie die finanziellen Mittel dazu hatten.

 

1865 übernimmt Michael Huber das Gütl mit 18,89 Tagwerk Grundbesitz. Dieser geht eine Verbindung mit der Gütlerstochter Therese Schütz von Niedermotzing ein.
1884 stirbt Michael Huber mit 56 Jahren an einem Lungenleiden, die Witwe wirtschaftet alleine weiter. Nach dem Tod der Mutter erben die beiden 19-jährigen und 15-jährigen Söhne Johann und Joseph den Hof.

 

Huber Besitzer

 

 

September 1891 wird das Anwesen von den Vormündern der Huber-Buben um 7.134 Mark an Anton und Maria Schneider verkauft.

 

Der Hof ereilt das gleiche Schicksal, wie viele in Münster um diese Zeit - er geht innerhalb von 14 Jahren von Hand zur Hand und wird schließlich zerteilt.

Am 24.03.1892 vertauschen die Familie Schneider den Besitz mit Santl Wolfgang und Carolina gegen deren Anwesen in Pondorf Nr. 18.

Am 05.05.1892 erwirbt das Haus mit 7,183 ha Grund Anna Maria Biederer um 9.000 Mark.

Am 23.02.1894 geht er auf einen Biederer Georg und Theres durch Kauf um 6.000 Mark über (mit Sicherheit eine Verwandtschaft der Anna Maria.)

Am 18.10.1894 erbt ihn die Witwe Biederer Therese und verkauft ihn am 21.09.1895 um 7.000 Mark an Georg Brunner, der die Felder separat verkauft und das Haus mit 0,205 ha Grund am 04.12.1895 an Josef Schneider, Metzger in Münster Nr. 23, um 1.590 Mark veräußert.

 

Schließlich erwerben am 27.09.1906 Fürst Josef und Magdalena das Haus mit Garten um 2.800 Mark.

Die Familie Fürst wohnte vorher auf dem Anwesen Nr. 34 in Münster (heute Bergstr. 7), dass sie 1884 um 9.257 Mark erworben hatten. Beim Kauf nehmen die Fürsts noch 5 ha Grund von ihrem bisherigen Besitz mit, so dass der Gesamtbesitz nun wieder  5,286 ha (≙ 15,5 Tagwerk) umfasst.

 

Josef Fürst ist mit Magdalena Probst von Hirschberg verheiratet.
Das Ehepaar hat zwölf Kinder, von denen drei im Kindsalter sterben.
- Maria (1885-1891) stirbt mit sechs Jahren an Halsbräune
- Georg *1887 verheiratet mit Helena Müller, 1914 Fabrikarbeiter in Fürth
- Josef *1888
- Ottilie *1889
- Helena (*+ 1891)
- Franz (1892-1894) gestorben an Scharlach
- Maria *1893 heiratet am 02.03.1919 Johann Fuchs von Kirchroth
- Johan Baptist *1895 heiratet am 24.12.1928 in Trostberg Theres Loibl
- Regina * (1897-1969) heiratet 1933 Anton Hahn
- Anna (1898-1974), ledig
- Peter (*1902) heiratet 1933 Kreszenz Klingeis (1904-1986) von Münster Nr. 55
- Magdalena (1907-1974) heiratet 1935 Ferdinand Schmid, Gutsinspektor in Donauwörth und Sohn des Söldners Ferdinand und Maria Schmid von Steinach Nr. 81

Zusätzlich zur Landwirtschaft betrieb das Ehepaar noch eine Kramerei.

 

FO MUEN 171 2

 Magdalena Fürst, geb. Probst, als junge Ehefrau und als Greisin
Bild: Familie Hahn, Münster

 

 

Josef Fürst stirbt 1926 mit 67 Jahren. Seine Witwe Magdalena überlebt ihn um 25 Jahre und ist 1951 mit 89 Jahren die älteste Einwohnerin von Münster6.

1933 übernimmt die Tochter Regina Fürst den Besitz, die eine Ehe mit dem Söldnerssohn Anton Hahn von Steinach Nr. 55 (heute August-Schmieder-Str. 40) eingeht. Anton Hahn ist neben der Landwirtschaft, als Postbote tätig.

 

hahn fuerst 2Regina Fürst und Anton Hahn
Bilder: Familie Hahn Münster

 

 

Durch die Heirat ändert sich der Familienname auf Hahn. Die Familie ist noch heute auf dem Anwesen ansässig.

 

 

 

 

1 Agsteiner Hans, Ein historisches Chorherrenhaus
2 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 640 I b, fol 124‘    Kaufbrief 1.5.1676
3
BayHStA München, Straubing Kollegiatstift St. Jakob und Tiburtius KL 3, Zins- und Stiftbuch, fol. 124
4 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 I, fol.205‘   Übergabsbrief 150 fl 07.05.1753
5 Bis ca. 1825 bekamen die unehelichen Kinder den Familiennamen des Vaters, soweit dieser bekannt war.

6 Straubinger Zeitung, 1951, Die vier ältesten Einwohner von Münster – Magdalena Fürst 89 Jahre, Ludwig Magerl 88 Jahre, Johann Bauer 82 Jahre, Johann Zäch 82 Jahre.

 

 

Weitere Quellen:
Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 248, Hofmark Münster 1752
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1808
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Münster von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster, Umschreibehefte Münster 17/22-5, 17/22-9, 17/22-14

 

 

 

Das Fischer-Gütl Hs.Nr. 34

 

ab 1890: Hs.Nr. 49, heute Bergstr. 7

 

von Claudia Heigl

 

 

 

 uraufnahme

 Das Haus erhielt 1838 die Hs.Nr. 34

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

1685 ist ein Johann Pilgram erstmals auf dem Haus erwähnt. Lt. dem Zins- und Stiftbuch zahlt er an das Kollegiatstift St. Jakob und Tiburtius dafür jährlich folgende Abgaben1:
- für das Haus 18 Kreuzer 4 Heller
- 30 Eier
- 1 Henne
- 2 Rauchsemmel (oder 6 Kr.)
- vom Ried 20 Kr. 3 Hl.
- vom Weingarten 3 Fl. (Gulden) 

 

 

ak muen 44 ausschnitt

Das Anwesen war das letzte Haus oberhalb Münster.
Die Häuser weiter oben, wurden erst später erbaut.
Auszug aus einer Ansichtskarte, gelaufen 1962
(Archiv für Heimatgeschichte Steinach)

 

 

Johann, der seinen Lebensunterhalt als Weber verdient, ist der Sohn der Häuslerseheleute Sebastian und Anna Pilgram, die auf dem Anwesen Hs.Nr. 45 (heute Falkenfelser Str. 4) wohnen. In erster Ehe ist er mit Margaretha Zettl, einer Tagelöhnerstochter von Steinach verheiratet. Aus der Ehe sind keine Kinder bekannt. Als die 34-jährige 1693 stirbt, nimmt er die Bäckerstochter Barbara Hauer von Oberzeitldorn zur Ehefrau.
Aus dieser Ehe gehen acht Kinder hervor:
- Eva (1696-1771)
- Maria (1697-1703)
- Sebastian (*1699)
- Nikolaus (1700-1751) heiratet 1745 Margaretha Edbauer von Neukirchen und lässt sich ebenfalls als Weber in Münster nieder.
- Maria Jakobe (*1703)
- Maria (1705-1708)
- Margaretha (1708-1747), bleibt ledig
- Martin (1712-1713)

 

1725 übergeben die Eltern das Anwesen an ihre älteste Tochter Eva, die den Müllerssohn Michael Lehner von der Scheftenmühle zum Ehemann nimmt.
In der Ehe kommen drei Kinder zu Welt:
- Katharina (*1728), Hoferbin
- Johann Michael (1730-1788) heiratet 1760 die Häuslerswitwe Barbara Weinzierl von Münster Nr. 20
- Walburga (1735-1791) heiratet 1765 den Zimmermann Johann Michael Speiseder von Münster Nr. 8

 

1752 übergeben die Häuslerseheleute den Besitz an ihre älteste Tochter Katharina, die den Müllerssohn Joachim Hallmayr von der Kumpfmühl zum Ehemann nimmt.
Der Müllerssohn ist als Mühlknecht tätig. Auf welcher Mühle ist fraglich, da in Münster selbst keine Mühle vorhanden ist. Ggf. ging er in dem Müller in Thalstetten zur Hand.
Zu der Erbrechtsbehausung samt Garten gehört noch ein Weingarten (dem sog. Höpfl, an das Öttinger Holz stoßend). Der Bräutigam bringt 66 Gulden an Heiratsgut mit in die Ehe2.

Von dem Ehepaar ist nur ein Sohn namens Jakob bekannt, der am 07.07.1753 geboren wird.

 

Um ihre Einkünfte aufzubessern verstiftet (vermietet) das Ehepaar 1757 für drei Jahre ihr Wohnzimmer und Kammer, die Hälfte des Stadl und Bodens, wie auch den Garten, Sebastian Hazerer, Weber in Münster. Er muss hierfür jährlich 5 Gulden an Miete bezahlen3.

 

 

Pilgram Besitzer

 

 

1765 verkauft die Familie die Erbrechtsbehausung, Stald und Garten dem Schuster und bisherigen Einwohner Martin Fischer und dessen Ehefrau Katharina, geb. Freundorfer, um 285 Gulden4 .

Martin ist der Sohn des Bauern Sebastian Fischer von Münster Nr. 47 (heute Falkenfelser Str. 19).
Das Ehepaar hat vier bekannte Kinder, von denen der erste Sohn nicht in Münster geboren ist:
- Mathias
- Bartholomäus (*1764)
- Maria Theresia (*1767)
- Joseph (*1770)

 

Zunächst übernimmt der jüngste Sohn Joseph das Gütl. 1810 kauft ihm den Besitz jedoch seine 43-jährige Schwester Theresia und deren Ehemann Stephan Mühlbauer um 1.000 Gulden ab.

 

Fischer Besitzer

 

 

Am 28.10.1839 verkauft die inzwischen verwitwete Theresia Mühlbauer den 1/16 Hof um 900 Gulden an den Einwohnerssohn Peter Wolf von Oberhof.
Noch am gleichen Tag heiratet er die Söldnerstochter Therese Fritsch von Geßmannszell.

Tochter Therese übernimmt 1868 das Gütl mit 13,64 Tagwerk Grundbesitz und nimmt den Schustersohn Johann Schreiner von Falkenfels zum Ehemann.

Ein Jahr später, am 22.03.1869 verkaufen sie das Haus ihrer Schwester Katharina und deren Ehemann Jakob Agsteiner um 900 Gulden.


Therese und Johann Schreiner erwerben im Gegenzug am gleichen Tag von den Immobilienmaklern Mai und Hoechstetter das Wohnhaus vom ehemaligen Weiherhilmergut Hs.Nr. 28 (Weiherstr. 3) um 1.200 Gulden und noch div. Grundstücke um 600 Gulden.

Zusammen mit ihren bisherigen Grundstücken vom Hs.Nr. 34 beläuft sich der Gesamtbesitz schließlich auf 14,95 Tagwerk.

 

Wolf Schreiner Agsteiner Besitzer

 

 

Jakob und Katharina Agsteiner behalten das Haus drei Jahre und veräußern es dann 1872 an die 21-jährige Katharina Sieber, geb. Vogl.

Katharina stammt aus einem Hof in Göttlingerhöfen. 1872 heiratet sie den Gütlerssohn Peter Sieber von Münster Nr. 38.
Zu dem Haus erwirbt Katharina noch 3,2 ha an Grund dazu.

 

Sieber Besitzer


Die junge Frau bringt zehn Kinder zur Welt, von denen die jüngsten vier klein sterben.
- Maria (*1872) heiratet 1902 Ludwig Bauer, erbt das Anwesen es Vaters in Münster Nr. 26
- Georg (1872-1954) heiratet 1902 Franziska Bornschlegl, er wird Söldner in Münster Nr. 44 (heute Tassilostr. 11)
- Katharina (*06.01.1875)
- Martin (*07.12.1875) heiratet 1904 Maria Ameismeier und wird Viehhändler und Gütler in Steinach Nr. 16 (Bachstr. 2)
- Joseph (*1877)
- Franziska (*1879)
- Theresia (*29.03.1880 + 09.09.1880)
- Adolf (*14.05.1881 + 15.09.1882)
- Johann Baptist (*13.05.1882 + 20.07.1883)
- Johann (*06.10.1883 + 19.10.1883)

 

Bei der letzten Geburt verblutet die 32-jährige und hinterlässt sechs Kinder zwischen vier und elf Jahre.

Nach dem Tod der Ehefrau erbt der Witwer Peter Sieber das Anwesen. Ein Jahr später verkauft es im Oktober 1884 an Joseph Fürst von Wäscherszell und dessen Braut Magdalena Probst von Hirschberg.

Peter Sieber lässt sich in Münster Nr. 26 (Chorherrenstr. 14) mit seinen Kindern nieder.

 

Fuerst Besitzer

 

Am 17.11.1909 erwerben Fürst Joseph und Magdalena das Haus Nr. 36 (Chorherrnstr. 5) in Münster. Das Ehepaar behält sich aber ca. 5. ha Grund zurück und verkauft nur das Wohnhaus Nr. 34 mit 0,089 ha Garten am gleichen Tag an Heitzer Michael und Helena um 2.150 Mark.

Bereits ein Monat später verkauft das Ehepaar Heitzer das Haus wieder an Soller (richtig Soier) Max und Therese um 2.200 Mark.

 

 

Sojer Besitzer

 

 

fo muen 2 ausschnitt

 aufgenommen ca. 1972
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

 

1 BayHStA München, Straubing Kollegiatstift St. Jakob und Tiburtius KL 3, Zins- und Stiftbuch, fol. 141
2 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 I, fol.180‘   Übergabsbrief 150 fl 14.01.1752
3 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 II, fol.297    Stiftsverbriefung 20.06.1757
4 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 646 fol.2    Kaufbrief 285 fl   03.06.1765

 

 

 

 

Weitere Quellen:
Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 248, Hofmark Münster 1752
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1808
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Münster von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster, Umschreibehefte Münster 17/22-5, 17/22-9, 17/22-14

 

 

 

Haus Nr. 13 „Das halbe Schmidbauerngut“

heute Bauer - Mühlenweg 5

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Bei diesem Anwesen handelt es sich um einen der ehemaligen fünf halben Höfe in Wolferszell, der direkt neben der Mühle in Wolferszell angrenzt.
Er gehörte zum Herrschaftsgebiet der Grafen von Bogen und ist durch die Heirat der Grafenwitwe Ludmilla in den Besitz der Bayerischen Herzoge gekommen. Bis ins 19. Jahrhundert wurde er daher vom Rentkastenamt Straubing verwaltet.

 

 

fo wolf 239 2 Der Hof aufgenommen in den 1960er Jahren
Bild: Familie Bauer

 


15791 besitzt den Hof ein Paulus Khürmair, aufgrund eines Kaufbriefes vom Jahr 1574, ausgestellt von Christopher Nusser, Rentmeister zu Straubing. Ein Wolfgang Pronner von Rotham hatte darauf Leibgeding. Zum Hof gehörte „eine hölzerne Behausung, ein Stadl mit einer Tenne, Stall und ein Backofen, alles mittelmäßig erbaut. Davon dient er jährlich an den fürstlichen Kasten in Straubing 1 Pfund 22 Regensburger Pfennige und Stift 4 Regensburger Pfennige.“

 

15902 kauft Hans Khürmair für sich und seine Ehefrau Walburga die Leibgerechtigkeit und zahlte 1599 für 2 Pferde und 2 Kühe Steuer3.
Die Leibgerechtigkeit bedeutet, dass das Nutzungsrecht auf dem Hof nur die Erwerber, in diesem Fall die beiden Eheleute haben und nach deren Tod erlischt.

 

Als nächste Besitzer werden Jakob Permaier, Sebastian Hofsteter, Georg Stokhmair und Michael Geysperger genannt.

1607 kaufen Andreas Sauer und seine Ehefrau Anna den Hof, ebenfalls wieder auf „Leibgerechtigkeit“. Der Brief wird auf ihn, seine Ehefrau Anna und seine zwei Töchter Walburga und Barbara ausgestellt. Der Hof geht an die Tochter Walburga, die als Hansen Söldners Weib bezeichnet wird. Walburga hat in den großen Söldnerhof in Bärnzell Nr. 3 eingeheiratet.

 

Am 16.07.16374 verkaufen Hans Söldner und seine Ehefrau Walburga den Hof an Michael Häller und seiner Ehefrau Elisabeth um 100 Gulden.

 

Im Schmalzbuch des Rentkastenamts Straubing wird ab 1641 einen Fuchs Michael als Hofinhaber genannt. Inwieweit dieser mit den beiden Michael Fuchs‘ von Anwesen Nr. 8 (Kreuzstr. 1) und Nr. 16 (Mühlenweg 15) in Verbindung steht, lässt sich an Hand der bisher vorliegenden Quellen nicht feststellen.

 

Bereits 1643 ist wieder ein Besitzwechsel eingetreten.  Maria, die Tochter der Bauerseheleute Georg und Sabina Roßmann wird in Steinach zur Taufe getragen. Taufpatin ist eine Haider Elisabeth, Ehefrau des Leonhard Haider, Söldner in Saulburg.  Dies ist vor allem auffällig, da ansonsten meist immer Taufpaten in der Nähe gewählt wurden. Roßmann schien es ist nicht gut gegangen zu sein, 1646 zahlte er schon keine Steuer mehr und am 04.02.1647 stirbt er. Ab dann liegt der Hof zunächst verödet.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde er durch die Schwedendurchzüge ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Seine Witwe Sabina Roßmann heiratete erst 7 ½ Jahre später, am 05.10.1654, den ebenfalls verwitweten Andreas Berneder, Bauer in der Au5.

 

 

Rossmann Besitzer

 

 

Ab 1654 wird ein Georg Meindl auf dem Anwesen als Bewirtschafter genannt. Diesen Georg und seine Ehefrau Maria findet man vorher als Bauerseheleute auf dem Sackhof bei Steinach. Sie stammen „von der Linden“ und hatten am 22.11.1638 den Sackhof von Georg Sterr gekauft.

 

Am 07.03.16646 übergeben Georg und Maria Meindl „ihren besitzenden Leibgedingshof zu Wolferszell, worauf sie seit dem 12. Juli 1663 Leibrecht haben, ihrem Sohn Hans, noch ledig doch vogtbaren Stands“. Georg Meindl war schon so krank, dass er selber nicht mehr bei der Übergabe nach Straubing kommen konnte.

 

Sohn Johann Meindl heiratet am 15.06.1664 Dorothea, Tochter der Bauerseheleute Johann und Anna Märkl/Märgl von Pöslasberg. Beide werden jedoch nur einmal als Bauerseheleute in Wolferszell in den Kirchenbüchern genannt, nämlich bei der Taufe der Tochter Elisabeth am 12.09.1665. die drei weiteren Töchter, Maria (*1670), Walburga (*1673) und Barbara (*1676) werden in Steinach geboren, wo die Eltern als „Bauerseheleute“ auf dem heutigen Fischeranwesen leben.

 

Meindl Besitzer

 

 

Die Familie Schmidbauer kommt für die nächsten 170 Jahre auf den Hof

Am 07.04.1668 kaufen Georg Schmidbauer und seine Ehefrau Anna Maria das Leibrecht auf dem Hof.

Georg hatte bereits 1643 Anna Maria Haas von Kienberg geheiratet. Im Heiratseintrag wird Georg als „ledig von Wolferszell“ bezeichnet, ohne Angabe von Eltern. Seine Eltern dürften jedoch Johann und Margaretha Schmidbauer vom Jägerhof Nr. 19 (Schuhbauer-Hof) gewesen sein. Zuerst ist er als Tagelöhner in Wolferszell ansässig (Taufen der Töchter Margaretha 1644 und Maria Magdalena 1651). 1654, bei der Taufe des Sohnes Johann, lebt das Ehepaar in Trudendorf. 1667 werden er und seine Ehefrau Maria als Bauerseheleute in Kienberg bei einer Taufe als Paten genannt und schließlich erwerben sie den Hof in Wolferszell.

 

 

1679 heiratete Sohn Blasius Schmidbauer zunächst in den Hof der Witwe Maria Permayer von Wolferszell (Nr. 4, Zens-Anwesen) ein. 16817 verkauften beide diesen an Blasius‘ Schwester Magdalena und deren Ehemann Mathias Stubenhofer und übernehmen den Hof vom Vater. Die Witwe bringt zwei Kinder mit in die Ehe, Katharina (*1677 und Georg (*1678) Permayer.

Aus der Ehe mit Blasius Schmidbauer gehen nochmals sechs Kinder hervor:
Simon (*1679)
Michael (*1681)
Ursula (*1683)
Maria (*1685)
Katharina (*1687)
Magdalena (*1693)

 

Blasius stirbt bereits 1694 und die Witwe heiratet 1695 erneut den Pellhamer Bauerssohn Johann Hien. In dieser Ehe kommt nochmals ein Sohn namens Bartholomäus Hien (*1697) zur Welt.

 

1712 übernimmt Michael Schmidbauer den Hof von Stiefvater und Mutter. Dessen Nachfolger wird 1744 Sohn Johann. Er und seine Ehefrau Eva hatten nur zwei Kinder, von denen nur Sohn Franz das Erwachsenenalter erreichte.

 

Schmidbauer Besitzerfolge 1

 

 

Franz Schmidbauer war mit der Bauerstochter Anna Maria Grimm von Steinach verheiratet. Die Mutter von elf Kindern stirbt im Alter von 38 Jahren und der Witwer heiratete im Februar 1798 Anna Maria Groß von Höhenberg. Die Ehe dauert nur acht Monate, da im Oktober gleichen Jahres Franz Schmidbauer im Alter von 49 Jahren stirbt. Die Stiefmutter wirtschaftete noch vier Jahre auf den Hof, bevor sie das „Schmidbauerngut“ an den Stiefsohn Jakob Schmidbauer übergibt und den Witwer Johann Besold, Bauer in Oberascha heiratete.

 

 Schmidbauer Besitzerfolge 2

 

 

Das Schmidbauerngut wird zertrümmert

 

1820 verkaufen Jakob und seine Ehefrau Katharina das Nebenhaus des Hofes mit ca. 11 Tagwerk Grund um 600 Gulden an Christoph Schmid, Wagner aus Untergrafenried8. Das neue abgetrennte Haus erhält die Hs.Nr. 14.

Den Haupthof mit ca. 36 Tagwerk Grund und Boden verkaufte er an einen Michael Eberl. Von diesem kaufte Sebastian Gürster den Hof am 10.06.1834 um 2.300 Gulden. Die Herkunft von Sebastian Gürster ist nicht bekannt.

 

Uraufnahme Beschriftet 2

 Uraufnahme von 1827
Quelle: Bay. Vermessungverwaltung München

 

 

 

Den Hof bekommt die Tochter Katharina Gürster, die 1854 den Bruder von Georg Popp vom Mayerhofgütl Nr. 10 (heute Landstorfer-Anwesen), Johann Baptist Popp, heiratet.

Von den acht Kindern sterben vier im Kindesalter. Die Eltern übergeben ihrem ältesten Sohn Joseph Popp den Hof mit ca. 30 Tagwerk Grund am 17.12.1883 zum Anschlag von 9.868,29 Mark.
- Tochter Katharina Popp heiratet den Steinacher Schneider Michael Haindl. Sie und ihr Mann sterben jedoch kurz hintereinander unter hinterlassen sechs unmündige Kinder.
- Anna Maria Popp heiratet den Krämerssohn Joseph Hilmer von Wolferszell Nr. 22 ½ (Foidl-Anwesen).
- Sohn Johann Popp kauft 1896 das Häusleranwesen seiner verstorbenen Schwester Katharina Haindl in Steinach Nr. 28, stirbt jedoch zwei Jahre später mit erst 25 Jahren. Sein einziges Töchterlein Amalie war bereits mit sieben Wochen verstorben.

 Guerster Popp Besitzer

 

 

Joseph Popp und seine Ehefrau tauschen das Anwesen bereits am 21.07.1890 mit Michael Wanninger und dessen Ehefrau Anna gegen deren Anwesen in Au Nr. 30 zum Anschlag von 12.000 Mark.  Am 24.02.1894 verkaufen die Wanninger‘s den Hof mit 29,17 Tagwerk Grund um 12.200 Mark an den Immoblienhändler Xaver Kapfhammer und kaufen drei Wochen später diesen mit nur mehr 17,53 Tagwerk um 7.000 Mark wieder zurück.

Michael Wanninger stirbt am 06.04.1900 im Alter von 45 Jahren an einem Magenleiden. Den Hof erbte seine Stieftochter Anna Rabenbauer9. Diese heiratet 1901 Joseph Babel von Kirchroth.

 

Rabenbauer Babel Besitzer

 

 

 

Familie Bauer kauft den Hof

Am 15.02.1904 veräussert das junge Ehepaar den Hof an Josef Bauer von Forst b. Michelsneukirchen und dessen Braut Franziska Himmelstoß von Momansfelden um 5.900 Mark. Josef und Franziska Bauer kaufen am 01.10.1904 auch das ehemalige Nebenhaus des Hofes wieder zurück, dass 1910 abgebrochen wird.

 

Bauer Besitzer

 

 

1930 stirbt Josef Bauer mit 51 Jahren.1939 übergibt die Witwe Franziska Bauer am 18.02.1939 den Hof an Sohn Karl Bauer.
Tochter Franziska (1910-2002) heiratet den Zimmermann Johann Rothammer von Wolferszell und baut mit ihrem Ehemann ein Haus in den Garten, dass wieder die Nr. 14 als Hausnummer erhält.
Zwei weitere Töchter werden Ordensschwestern: Theresia (Perpetua)  (1914-1961) und Rosina (Aleydis) (1916-1999) und sterben in den USA.

 

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 vorne das Bauer-Anwesen, dahinter das neue Rothammer-Haus
aufgenommen ca. 1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

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1970 wird das alte Bauernhaus um ein Stockwerk erhöht.
Bild: Familie Bauer

 

 

 

 

1 StaLa, Rentkastenamt Straubing B38, Sal- und Urbarsbuch des Rentkastenamts Straubing, Band II 1579-1807, fol 135‘
2 ebenda, fol. 139
3 StaLa, Rentkastenamt Straubing B 101, Steuerbuch des Kasten Straubing 1599
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P50,  fol.100‘   Kaufbrief vom 17.06.1637
5 ooKB Steinach/Bd. 9, S.48, FN 166,  Trauung am 05.10.1654 in Steinach

6 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P59 III,  fol.339‘  Übergabevertrag Pr. 163 fl vom 07.03.1664
7 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P64 I,  fol. 93‘  Kaufbrief über 220 fl vom 26.04.1681
8 Christoph Schmid’s Sohn hat sich auf dem Wolfsberg sesshaft gemacht, deren Nachfahren heute noch dort leben.

9 Geboren am 30.11.1879 in Hagnberg als Tochter der Bauerseheleute Johann Rabenbauer und Anna Maria, geb. Schütz

 

 

Stand: 08.08.2024

Haus Nr. 23 1/4 - Wolf-Anwesen

 

heute Kreuzstraße 7

 

 

von Claudia Heigl

 

 

Das Grundstück gehörte ursprünglich zum Schmidbauern-Hof bzw. später zum Nebengütl Hs.Nr. 14 in Wolferszell.

 

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Das Wolf-Anwesen aufgenommen 1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

Am 01.06.1866 übernimmt das Häusl Hs.Nr. 14 in Wolferszell mit 6 Tagwerk Grund Rosalia Schmid von ihren Eltern und heiratet Joseph Füchsl von Forst.  Das Ehepaar errichtet ein neues Haus außerhalb von Wolferszell, dass die Haus Nr. 23 ¼ erhält. 1867 verkaufen sie das alte Häusl in Wolferszell.

 

Rosalia stirbt im Alter von 35 Jahren, einen Tag nach der Geburt ihres dritten Kindes, dass ebenfalls die Geburt nicht überlebte.

Sie hinterlässt zwei kleine Söhne – Joseph mit 21 Monaten und Johann Baptist mit 2 ½ Jahren. Der kleine Joseph stirbt jedoch eine Woche nach der Mutter an einem Katharr.

 

Der Witwer heiratete sechs Monate später Anna Dengler von Obermiethnach. Doch auch Joseph Füchsl stirbt im jungen Alter von knapp 40 Jahren und macht so seinen Sohn Johann mit 10 Jahren zum Vollwaisen.

 

Seine Stiefmutter Anna heiratete ein Jahr später Joseph Stöberl von Tragenschwand und bewirtschaftete mit ihrem zweiten Ehemann das Gütl.

 

1894 übernimmt  Johann Baptist Füchsl das Anwesen und heiratet die Häuslerstochter Maria Erndl von Wolfsberg. Als Maria 1902 stirbt geht der Witwer eine zweite Ehe mit der Schmiedstochter Kreszenz Meier von Gossersdorf ein.

 

 

Besitzer Schmid Fuechsl

 

 

Als Xaver Wolf die Füchsl-Tochter Maria heiratet, ändert sich der Name auf dem Anwesen.

 

 

1991 9 ausschnitt

Links das Anwesen im September 1991
beim Neubau der B20
Bild: Pfarrer Gerhard Mass

 

 

 

 

Stand: 09.08.2024

Haus Nr. 14 „Das Schmidbauern-Nebengütl“

 

von Claudia Heigl

 

 

Das Schmidbauern Nebengütl gehörte ursprünglich zum Schmidbauer-Hof Nr. 13 (heute Bauer) und diente als Ausnahmshaus.

 

Am 06.11.18301 kauft der Wagner Christoph Schmid von Untergrafenried das Nebengütl und das Wolfsbergholz, alles zusammen mit ca. 10 Tagwerk Grund, von dem Bauern Jakob Schmidbauer um 600 Gulden. 1830 heiratete er die Wagnerstochter Maria Füchsl von Konzell.

 

Ortskarte beschriftet

 Ortskarte Wolferszell Nr.188c
Quelle: Vermessungsamt Straubing

 

 

 

1838 wird das Anwesen wie folgt beschrieben: „Erbrechtsweise grundbar mit Maierschaftsfristen zum Rentamt Straubing, Wohnhaus und Stallung unter einem Dache, angebauter Stadel und Hofraum“

 

Um 1840 rodet Christopher einen Teil des Wolfsberger Waldes und errichtet dort ein Wohnhaus mit Stall, Stadel, Wagnerwerkstatt und siedelt mit seiner Familie um.

 

Zum 01.06.1866 übergibt Christoph Schmid das Häusl in Wolferszell mit Grundstücke an seine Tochter Rosalia, die  Joseph Füchsl von Forst bei Falkenfels zum Ehemann nimmt.

Schmid Besitzer

 

Das junge Ehepaar baut ebenfalls ein Haus außerhalb der Ortschaft (Hs.Nr. 23 ¼, heute Kreuzstr. 7, Anwesen Wolf) und verkauft das Haus Nr. 14 in Wolferszell am 18.02.1867 um 450 Gulden an Georg und Anna Brunner.

 

Als Georg Brunner 1885 stirbt, erbt die Tochter Maria das Anwesen, die eine Ehe mit dem Kufnerssohn Johann Baptist Wagner von Münster eingeht.

Wagner Johann übt ebenfalls das Kufnerhandwerk in Wolferszell aus. Am 31.05.1889 tauschen sie mit dem Immobilienhändler Xaver Petzenhauser ihr Haus gegen das alte Löffler-Gut Hs.Nr. 15 (heute Zimmerer, Mühlenweg 9) in Wolferszell.

 

Brunner Besitzer

 

 

Das kleine Haus veräußert der Makler gleich weiter an eine Maria Rackl.

Am 08.04.1904 kaufte eine Maria Spandl von Kößnach das Haus mit 1,4 Tagwerk Grund um 1.400 Mark und schließlich erwirbt den Besitz die Nachbarn Josef und Franziska Bauer vom Nachbar-Anwesen Nr. 13. Somit wird das frühere Schmidbauer-Nebenhäusl nach 80 Jahren wieder mit dem ursprünglichen Haupthof zusammengelegt.
Das als Nebenhaus wird 1910 abgerissen, die alte Hausnummer erlischt.

 

 

1937 baut die Tochter Franziska, geb. Bauer, mit ihrem Ehemann Johann Rothammer ein neues Haus in den rückwärtigen Garten des Hofes. Dieses erhält wieder die Hausnummer 14.

 

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 Vorne das Bauer-Anwesen, dahinter das neu erbaute Rothammer-Haus in dem Johann Rothammer das Zimmerer Handwerk ausübt.
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

 

1 StA Landshut, Rentamt Straubing B139, Umschreibbuch zum Häuser und Rustikalsteuerkataster Wolferszell 1814 - 1843

 Der Hien- oder Foidlhof Hs.Nr. 38

heute Kettl-Hof

 

1760: ½ Pabstbau – 1808: Hs.Nr. 4

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Dieser Hof in Agendorf setzt sich aus zwei uralten Höfen zusammen. Wie bei allen Höfen in Agendorf besaß hier das Domkapitel Augsburg das Obereigentum.

1535 verkauft das Domkapitel Augsburg die Rechte an der Stadt Straubing und von diversen Gütern, u.a. auch von dem Dorf Agendorf, an Herzog Ludwig X. von Bayern. Der Grundherr des Hofes ist damit bis ins 19. Jahrhundert der Herzog von Bayern. Der Besitz wird vom Rentkastenamt Straubing verwaltet und die Steuern eingezogen.

 

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 Der Foidl-Hof aufgenommen ca.1910
vorne stehen die fünf Dienstboten, im Hintergrund Maria Foidl, geb. Kienberger mit ihrer Tochter Karolina
Hinter dem Gatter an der Haustüre, das als Absperrung für das herumlaufende Federvieh angebracht worden war, steht ihre Schwiegermutter Karolina Foidl
Im Granitsturz über der Haustür ist "18 Georg Dietl 65", eingraviert, der Name des Erbauers diesen stattlichen Bauernhauses.
Bild: Familie Kettl, Agendorf


 

 

Im Salbuch von 15791 besitz ein Andre Paur „zwei Viertlbau“. Er hat darauf Erbrecht aufgrund eines Kaufbriefes aus dem Jahr 1552. Hierzu gehört eine hölzerne Behausung, ein Stadl mit einer Tenne, Stall und ein Backofen, alles mittelmäßig erbaut. Sein Wert wird auf 20 Gulden geschätzt2.

Gleichzeitig besitzt ein Mathes Jobst ebenfalls zwei Viertel, dem ein Kaufbrief aus dem Jahr 1553 zugrunde liegt. Darauf stehen ebenfalls eine hölzerne Behausung, ein Stadl mit einer Tenne, Stall und ein Backofen, allerdings alles baufällig. Dieser Hof wird 1578 mit 23 Gulden bewertet3.

Dieses Anwesen kommt in den Besitz des Agendorfer Wirts Georg Schindlmair und dessen Ehefrau Anna, geb. Pabst.

Nach ihm ist ein Christoph Pichlmayer Bewirtschafter, dem ein Paul Kellner nachfolgt.

 

Schließlich ist ab 1599 ein Michael Pabst Bewirtschafter beider vorgenannter Höfe4. Der Gesamtwert des Besitzes beläuft sich auf 50 Gulden. Ab diesem Zeitpunkt sind beide Anwesen zu einem Hof zusammengeführt und in einer Hand.

 

uraufnahme

 Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Hier steht das Bauernhaus noch quer zur Straße
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Als nächster Bauer ist uns ein Thomas Luttner und seine Ehefrau Barbara bekannt. Im Juni 1633 leihen sich beide 200 Gulden von Georg Schäffler von Gschwendt5.
Höchstwahrscheinlich stammt Thomas Luttner vom Kindlasberg und ist ein Halbbruder des Michael Foyerl.

Nach dem Schwedeneinfall vom Nov. 1633 bis April 1634 wird der Hof auf dem Kindlasberg geplündert und abgebrannt.
Auch die Bauern in Agendorf werden von den Soldaten drangsaliert und ihre Höfe geplündert.

Ob Thomas Luttner durch die Soldaten umkam oder aus anderer Ursache gestorben ist, bleibt ein Rätsel. Jedenfalls heiratet die Witwe Barbara Luttner den ehemaligen Bauern auf dem Kindlasberg, Michael Foyerl/Foidl, der auch der Halbbruder von Thomas Luttner gewesen sein dürfte.

Nach der Zerstörung des Hofes auf dem Kindlasberg bewirtschaften die Foidl’s den Hof in Agendorf.
Ein Sohn namens Georg kommt dort am 18.04.1640 zur Welt, der jedoch noch am gleichen Tag stirbt.

Nachdem Michael Foidl sieben Monate später ebenfalls auf dem Steinacher Friedhof beerdigt wird, ehelicht die Witwe Barbara im Mai 1641 in dritter Ehe Melchior Dellinger (Döllinger) von Nerling (oder auch Nörling)6. Doch bereits ein halbes Jahr später stirbt sie selbst.

Es dauert eineinhalb Jahre bis Melchior eine zweite Ehefrau findet - Anna Jobst, eine Müllerstochter von „Limberg in der jungen Pfalz“7. Er verkauft den Hof in Agendorf und zieht mit seiner Ehefrau auf den Kindlasberg in den inzwischen wiederaufgebauten Hof.

 

Auch der Hof in Agendorf dürfte schwer in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Michael Foyerl musst 1641 nur für „zwei Viertel“, also den halben Hof, fünf Gulden Abgaben an das Rentkastenamt Straubing entrichten.
Für die beiden anderen Viertel fällt nichts an. 1642 – 1644 werden für den ganzen Hof überhaupt keine Abgaben erhoben8.

 

 

Luttner Besitzer

 

Am 5. Juni 1643 erwerben Georg und Ursula Schäffler von Gschwendt den Agendorfer Hof.
Nun scheint der Hof wieder bewirtschaftet zu werden, denn 1645 und 1646 entrichtet Schäffler jährlich 20 Gulden nach Straubing9.

Aber bereits 1647 reißen die Abgaben wieder ab. Zuerst auf 9 ½ Gulden und dann wird 1648 und 1649 wieder nichts nach Straubing abgeführt.
Wahrscheinlich ist der Hof 1647 wieder geplündert worden, so dass kein Zugtier und Saatgut mehr vorhanden waren, um die Felder zu bestellen.

 

164910 veräußert die inzwischen verwitwete Ursula Schäffler den Besitz an Sebastian Wintermayr von Weingarten bei Mitterfels11.
Der junge Bauer nimmt die Wirtstochter Elisabeth Schink von Wolferszell zur Ehefrau.

Nun beginnen sich die Zeiten nach dem 30-jährigen Krieg wieder zu normalisieren und die Bauern mit ihren Höfen erholen sich von den Verwüstungen.
1650 führt Wintermayer wieder 20 Gulden an das Kastenamt ab.

Sechs Kinder kommen in Agendorf zur Welt von denen zwei bereits im Kindsalter sterben:
- Simon *1651
- Thomas *1652
- Urban *1655
- Katharina *1656

 

Wintermayer Besitzer

 

 

1662 verkauft das Ehepaar den Hof in Agendorf und erwirbt hierfür den „Drechslerhof“ in Unterparkstetten (heute Kandler).

Neue Besitzer werden Johann Joachim Rothamer und dessen Ehefrau Maria geb. Hien12. Beide stammen von den Höfen in Rotham heraus.
Auch diese Bäuerin bringt sechs Kinder zur Welt, von denen wir bei zwei Sterbeeinträge finden:
- Johann (*+ 1662)
- Georg (*1663)
- Johann (*1665)
- Georg (*+1667)
- Georg (*1668)
- Georg Adam (*1669) Georg Adam wird 1684 Lehrling bei dem Steinacher Hafner Simon Müller13

Das Ehepaar hat sich für den Kauf Geld geliehen und scheint mit der Rückzahlung in Schwierigkeiten gekommen zu sein. 1671 kommt der Hof „auf die Gant“, d.h. er wird versteigert.

 

 

Rothamer Besitzer

Zunächst erwerben ihn die benachbarten Agendorfer Bauerseheleute Georg und Elisabeth Scherzer14, die ihn schließlich 167215 um 450 Gulden an Georg und Barbara Riedl von Aufroth16 veräußern.

Das Ehepaar hat sechs Kinder, von denen die ersten vier in Aufroth geboren werden:
- Anna (*1667) heiratet 1686 Gregor Foidl von Agendorf Nr. 34
- Georg (*1668)
- Maria (*1670)
- Georg (1672-1674)
- Maria (*1674)  Hoferbin
- Adam (*1678)

 

1699 übergibt die Witwe Barbara Riedl den Hof an ihre Tochter Maria, die den Bauerssohn Adam Hien von Rotham zum Ehemann nimmt.
Barbara Riedl heiratet nach der Übergabe den ebenfalls verwitweten Hoerabacher Bauern Martin Bründl und zieht zu ihm auf den Hof in den Ausnahm.

Maria schenkt mindestens sieben Kindern das Leben:
- Maria *10.01.1700
- Adam *23.12.1700, Hoferbe
- Vitus *06.06.1706
- Georg *+1708
- Maria *06.09.1709
- Martin *06.11.1714 heiratet am 1747 in Mitterfels die Bauerstochter Ursula Rothamer von Wolferszell Nr. 15 und wird Halbbauer in Mitterfels (Hien-Sölde)
- Georg *ca. 1709 heiratet 1742 die Bauerswitwe Maria Magdalena Berger, geb. Deblinger von Steinach Nr. 55

 

1724 wird Sohn Adam Hien jun. der Hofnachfolger, der sich mit der benachbarten Bauerstochter Walburga Foidl von Agendorf Nr. 35 (heute Stelzl) verheiratet.
Vier Mädchen kommen zur Welt:
- Maria (*1725)
- Maria (*1727)
- Maria Magdalena (*1729)
- Anna Maria (*1730), Hoferbin

 

 

Riedl Besitzer

 

Die jüngste Tochter Anna Maria übernimmt den Hof und heiratet 1759 den Bauerssohn Martin Foidl von Rotham.
Die Bäuerin wird Mutter von fünf Kindern, die alle in große Höfe in der Umgebung einheiraten:
- Johann Georg *1760 , Hoferbe
- Maria Magdalena *1762 heiratet 1756 den Bauern Johann Georg Zeindlmayer von Agendorf Nr. 34 (heute Schötz)
- Anna Maria *1765 heiratet 1796 den Bauern Johann Georg Rothamer von Rotham
- Josef *1768 heiratet 1793 die Bauerstochter und Hoferbin Anna Maria Schütz von Steinach Nr. 14 (Hilmer-Sieber-Hof)
- Maria Katharina *1772 heiratet 1798 Jakob Stubenhofer, Bauer in Gschwendt

 

Hoferbe wird der älteste Sohn Johann Georg der am 02.07.1796 seine Hochzeit mit der Bauerstochter Barbara Rothamer von Rotham feiert. Drei Tage später heiratet übrigens seine Schwester Maria den Bruder seiner Ehefrau Johann Georg Rothamer.

Die Ehe von Johann Georg und Barbara Foidl bleibt kinderlos. 1813 übergeben sie den Hof an ihren Neffen Josef Zeindlmayer und ziehen von Agendorf weg.
Der nimmt die Bauerstochter Maria Magdalena Erndl von Pellham zur Ehefrau.
In der Ehe kommen vier Kinder zur Welt:
- Walburga (1812-1866) heiratet 1842 Josef Foidl, Bauer in Rotham (heute Dietl)
- Johann Georg (1820-1901), ledig
- Magdalena (1822-1888), ledig
- Therese (1825-1901), ledig

1830 stirbt der Bauer mit 43 Jahren. Der Pfarrer schreibt ihm ins Sterbebuch: „starrsinnig gelebt, so den Arzt nicht beachtet“.

Die Witwe holt sich den acht Jahre jüngeren Bauerssohn Michael Zeindlmayer von Hoerabach (heute Hiegeist) als neuen Bauern auf den Hof. Sieben Jahre später trägt man sie selbst mit 48 Jahren auf den Friedhof.
Erst eineinhalb Jahre später nimmt der Witwer die 35-jährige Anna Maria Landstorfer von Trudendorf zur Ehefrau.

Aus der Ehe geht 1844 nochmals eine Tochter hervor, die den Namen Maria erhält und auch Hoferbin wird.

 

Als Maria 1863 den Bauerssohn Georg Dietl von Steinach heiratet, suchen sich ihre drei älteren Halbgeschwister ein neues Zuhause und erwerben von ihrem Erbe den Grüneisl-Hof in Wolferszell. Alle drei bleiben jedoch unverheiratet.

Georg Dietl schreitet gleich tatkräftig voran. Er reißt das alte Bauernhaus ab und errichtet ein neues stattliches Wohnhaus mit Stallungen, dass nun mit der Giebelseite zur Straße steht. Dadurch wird der Hofraum wesentlich erweitert. Hinzu kommt noch ein neuer Stadel und Schupfe.

 

Aus dieser Zeit stammt auch die Inschrift auf der Stirnseite des Hauses:

 

Georg und Maria Dietl
Im Jahre erbaut 1865
Gott zum Danke!
Vollendet ist das Werk, das wir begonnen
Mit Gottes Hilf ist es nun vollbracht
Gedenken glücklich hier zu wohnen
Doch überlaßen ist's des Herrschers Macht
Möge Gottes Segen gehen uns voran
Und der Schutz St. Flori und Sebastian

 

 

 

ortskarte agendorf 174b

Durch den Neubau von 1865 wurde der Hofraum wesentlich geräumiger
Quelle: Vermessungsamt Straubing, Ortskarte Agendorf Nr. 174b

 

Maria Dietl bringt drei Kinder in Agendorf zur Welt, die jedoch alle drei entweder nach der Geburt oder nach ein paar Wochen sterben:
- Maria *20.03.1866 + 01.05.1866
- Joseph *05.09.1868 + 26.09.1868
- Georg *+19.05.1874 (Frühgeburt)

Die Kinderlosigkeit mag das Ehepaar bewogen haben, den 77 Tagwerk großen Hof schließlich am 05. Juni 1878 an ihren Neffen den Rothamer Bauern Johann Baptist Foidl zu verkaufen, der auch mit einer Schwester des Georg Dietl verheiratet war.

Maria und Georg Dietl bauen sich in Steinach ein neues Haus (Kirchweg 11) und ziehen als Privatiers dorthin. Am 18.12.1881 bringt die inzwischen 37-jährige erneut eine Tochter zur Welt, die ebenfalls auf den Namen Maria getauft wird. Das Kind überlebt und heiratet 1905 den Kammerdiener Robert Mohl der mit dem Steinacher Gutsherrn von Schmieder nach Steinach kam.

Johann Baptist und Karolina Foidl haben neun Kinder, von denen die letzte Tochter Karolina in Agendorf zur Welt kommt:
- Franz Xaver (1871-1906), stirbt unverheiratet in Agendorf
- Johann Baptist (*+1872)
- Johann Baptist (1873-1956) heiratet 1896 die Bauerstochter und Hoferbin Maria Kneitinger von Wolferszell Nr. 22 1/2
- Joseph (1874-1953), verheiratet mit Katharina Wittmann, Landwirt in Atting
- Karl (*1876), Hoferbe
- Georg (*+1877)
- Maria (*+1878)
- Ludwig (*+1879)
- Karolina (1880-1961) heiratet 1908 den Bauern Wolfgang Handwerker vom Schwarzholz

 

Foidl Besitzer

Zeindlmayer Besitzer

 

 

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Der Hof aufgenommen ca. 1940
Bild: Max Hiegeist, Hoerabach


Der jüngste Sohn Karl übernimmt 1902 den Hof und nimmt die Bauerstochter Maria Kienberger von Kleinwieden zur Ehefrau.
Von ihren vier Kindern erreichen drei Töchter das Erwachsenenalter.

 

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 Foidl Karl und Maria Kienberger an ihrem Hochzeitstag am 18.11.1902
Bild: Familie Kettl

 

 

Tochter Karolina (1907-1976) übernimmt 1930 den Hof und vermählt sich mit Sebastian Kettl (1900-1991) von Haunpolding.
Von 1960 bis 1974 wählen ihn die Dorfbewohner zum Bürgermeister der Gemeinde Agendorf, bis diese im Zuge der Gebietsreform in die Gemeinde Steinach eingegliedert wird.

 

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 Sebastian Kettl

 

Trotz mehrmaligen Besitzwechsel innerhalb der Familie, sind die jetzigen Eigentümer nun seit 250 Jahren in elfter Generation auf den Hof und Nachfahren von Georg und Barbara Riedl, die den Hof 1672 erworben haben.

 

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 Der Kettl-Hof aufgenommen 2018
Inzwischen ist noch ein großer Freilaufstall hinzugekommen.
Bild: Claudia Heigl

 

 

1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 48‘ und fol. 58‘
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1578
3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1578
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B101, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1599
5 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P47,  fol.119‘   Quittung vom 15.06.1633
6 Der Ort Nörling ist unbekannt. Ebenso ist der Familienname Dellinger und Döllinger in der Gegend vorher nicht vorhanden. Vielleicht kam Melchior in den Wirren des 30-jährigen Krieges in die Gegend.  Siehe Trauung am 29.05.1641 in Steinach
7 Auch dieser Ort konnte bisher nicht lokalisiert werden. Siehe Trauung am 09.06.1643 in Steinach.

8 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B90, Schmalzbuch des fürstl. Kasten Straubing 1641 - 1650
9 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B90, Schmalzbuch des fürstl. Kasten Straubing 1641 - 1650
10 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P54 II,  fol. 206‘  Kaufbrief vom 21.04.1649 Die Witwe Ursula Schäffler wohnt inzwischen in Roßhaupten. In dem Kaufbrief ist vermerkt, dass ihn Ehemann Georg Schäffler sel. den Hof 1643 von Paul Klein von Unterparkstetten und Jobst Foyerl von Agendorf erworben hatte. Die der Hof von dem Dellinger an die beiden kam, kann nicht nachvollzogen werden.
11 Sebastian‘s Mutter Maria war eine geborene Schiedermayer und stammte von Mitterschida ab.
12 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P59,  fol.26  Kaufbrief vom 11.03.1662
13 Stadtarchiv Straubing, Rep. II, Abt. 1dd1, Nr. 15, Protokollbuch der Hafner

14 Georg Scherzer besaß das sog. „Kappengut“ Hs.Nr. 39, heute Leibl-Hof
15 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P61 III, fol.294  Kaufbrief über 450 fl vom 03.12.1672
16 Barbara stammt von den Söldner-Hof in Bärnzell.

 

Weitere Quellen:
BayHStA Kurbayern Hofkammer 515, Konskription des Hauptkastenamts Straubing Amt Trudendorf von 1760

StA Landshut, Rentamt Straubing B130, Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf incl Agendorf 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B131, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf incl Agendorf 1814 - 1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Agendorf von 1836
StA Landshut, Grundsteuerkataster 9932 Umschreibeheft zum Grundsteuerkataster von Agendorf 1843 - 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 9935 Umschreibeheft zum Grundsteuerkataster von Agendorf 1859 - 1894
StA Landshut, Grundsteuerkataster 9939 Umschreibeheft zum Grundsteuerkataster von Agendorf 1894 - 1960
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach

 

 

Stand: 28.06.2024

Ehemaliges Dietl-Haus Nr. 77 

 

heute Kirchweg 11, Spanner

 

von Claudia Heigl

 

 

Dieses Haus im Kirchweg wurde 1877 von dem Agendorfer Bauern Georg Dietl erbaut.

Aus diesem Grund wurde der heutige Kirchweg zeitweise auch als „Dietlgasse“ bezeichnet.

 

fo stei 106 pfeil

Aufnahme aus dem Jahr 1904
In der Kirchgasse stand ansonsten noch kein Haus
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte, Nachlass Niggl

 

 

Georg Dietl stammte aus dem großen Dietl-Hof in Steinach.
1863 heiratete er die Hoferbin Maria Zeindlmayr von Agendorf. Gleich nach der Hochzeit reißt er das alte Bauernhaus in Agendorf ab und errichtet 1865 ein neues Wohnhaus mit Stallungen. Auch die Ökonomiegebäude werden von ihm erneuert.

Nachdem ihre drei Kinder im Säuglingsalter verstorben sind, verkaufen die kinderlosen Bauerseheleute Georg und Maria Dietl schließlich 1878 ihren 77 Tagwerk großen Hof in Agendorf (heute Kettl)  an den Neffen bzw. Schwägerin Foidl Johann Baptist und Karolina, geb. Dietl von Rotham.

Bereits 1875 und 1877 haben sie von der Steinacher Bauerswitwe Walburga Pellkofer (Hs.Nr. 55) ein Teil ihres Gartengrundstückes in der sog. „Kirchgasse“ erworben und darauf das zweistöckige Haus errichtet.

 

 

ortskarte steinach 187c ausschnitt

Das neu erbaute Haus erhielt die Hs.Nr. 77
Quelle: Vermessungsamt Straubing, Ortskarte Steinach Nr. 187c

 

 

1881 bringt die inzwischen 38jährige Maria erneut eine Tochter zur Welt, die auf den Namen Maria getauft wird.

1905 heiratet die junge Frau den Kammerdiener Robert Mohl. Dieser war mit dem neuen Gutsherrn August von Schmieder von Karlsruhe nach Steinach gekommen und ist der Sohn der Tuchmacherseheleute Christian Mohl und Anna geb. Wagner von Geislingen in Württemberg.

 

fo stei 1275

Eine Pilgergruppe bei einem Bittgang  in der Kirchgasse 1936
Der Weg verschmälerte sich weiter unten nur noch zu einem Fußweg
Bild: Archiv für Heimatgeschichte, Fotoalbum Freudel

 

 

1911 verkaufen Maria Mohl und ihre verwitwete Mutter das Anwesen an die Bäckerseheleute Johann Röckl und Karolina geb. Häuslbetz, die es als Ausnahmhaus nutzen.

Maria Mohl zieht mit ihrem Ehemann und ihrer Mutter von Steinach weg.

 

 

Dietl Besitzer

 

 

 

Über verschiedene Erbfolge kommt es schließlich in den Besitz der Familie Spanner.

 

fo stei 1661

 1945 stand auch das neu erbaut Niggl-Haus in der Kirchgasse
Bild: Archiv f. Heimatgeschichte Steinach, Bilder Max Hiegeist

 

fo stei 1236 ausschnitt

aufgrund der heutigen Bebauung ist ein Bild nur noch von der Luft aus möglich
aufgenommen im März 2020
Bild: Claudia Heigl

 

 

 

 

 Stand: 30.06.2024

 

 

 

Das ehemalige Häusleranwesen Hs.Nr. 31

 

1760: Großhözl Häusl - 1808: Hs.Nr. 56 „Rößl Hof“  -  heute Götzstr. 12 und 11

 

 von Claudia Heigl

 

 

Wie viele Häusler-Anwesen dürfte auch dieses Haus Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut worden sein.

 

uraufnahme haus31

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Als ersten Besitzer finden wir darin den Bauerssohn Johann Thurner (Durmayer) vom Thanhof. 1723 heiratete er die Zimmermannstochter Anna Maria Artmann von Dunk.

Aus der Ehe gehen vier Kinder hervor:
- Mathias *1724
- Sebastian *1730
- Mathias *1733
- Andreas (1737-1763)

thurmayer Besitzer

 

 

Aber keines der Kinder scheint das Gütl übernommen zu haben.

Ab 1753 finden wir darauf den Maurer und Weber Kaspar Stubenhofer. Er ist mit der Zimmermannstochter Katharina Scherhäufl von Steinach verheiratet.

 

Tochter Barbara übernimmt das Haus und vermählt sich 1780 mit dem Weber Wolfgang Rößl von Gschwendt.
Nach dem Tod der Ehefrau heiratet der Witwer noch zweimal:
1793 die Häuslerstochter Ursula Hitzinger von Münster und
1808 Theresia Hanbrunner vom Nachbarhof Nr. 29

 

Sohn Johann Rößl aus erster Ehe übernimmt 1807 das Haus und ist ebenfalls als Weber tätig. Seine Ehefrau ist eine Anna Maria Graßl von Thalstetten.

 

1838 übergibt das kinderlose Ehepaar das Häusleranwesen an Bartholomäus Gstettenbauer von Thananger, einem Neffen der Anna Maria Graßl. Der geht eine Ehe mit der Nachbarstochter Anna Maria Hien vom Wastlbauerngut ein.

 

Von dem großen Brandunglück im Jahr 1849, bei dem in der Götzstrasse fünf Anwesen niederbrannten, scheint das Häusleranwesen verschont geblieben zu sein.

 

1866 übernimmt die Tochter Anna Maria Gstettenbauer das Anwesen und vermählt sich mit dem Söldnerssohn Jakob Helmbrecht von Steinach Nr. 45.
Das Ehepaar hat vier Töchter:
- Maria (1867-1893) heiratet 1893 den Tagelöhner Joseph Billinger von Steinach
- Anna (*1867) Hoferbin
- Helena (1869-1951) heiratet 1910 Michael Axinger, dem herrschaftlichen Kutscher der Familie von Schmieder
- Theresia (*1875)

 

 

1900 heiratet die Tochter Anna den Söldnerssohn Joseph Bauer von Eggerszell und übernimmt das Anwesen vom Vater.

 

1920 verkauft das Ehepaar das Gütl und zieht von Steinach weg.

 

Besitzer Stubenhofer Bauer

 

Neue Eigentümer sind die Bauerseheleute Alois und Maria Knott vom gegenüberliegenden Ammerbauerngut.

1926 teilen die nächsten Bauerseheleute auf dem Ammerbauerngut, Josef und Therese Griesbeck, einen Teil des Grundstückes ab und veräußern es an Josef Jobst, der darauf ein neues Haus (neue Hs.Nr. 95, heute Götzstr. 11) errichtet.

 

fo stei 577 auszug

Das neu erbaute Jobst-Haus
aufgenommen 1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

Die alte Hausnummer 31 erlischt.

 

 

Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach 1843 - 1960, Sig.17/42-4, 17/42-7, 17/42-11
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach