Das Badhaus in Gschwendt - später Kramerei Biendl

 

von Cornelia Landstorfer

 

 

Der Grundherr des ehemaligen Badhauses in Gschwendt, erstmals erwähnt im Jahr 1630, war das Bürgerspital Straubing.

Der Bader in Gschwendt verfügte über ein Wohnhaus mit Badstube in der Ortsmitte gegenüber dem Amtshaus. Eine Badstube erfüllte nicht nur die Funktion der Wundbehandlung, sondern auch die der vorbeugenden hygienischen Maßnahmen zur Vermeidung von Krankheiten. Die Dorfbewohner waren verpflichtet, die Badstube zu benutzen.
Der Bader war für den ordnungsgemäßen Zustand seiner Badstube verantwortlich und musste etwaige Mängel umgehend melden. Die entsprechende Vorschrift ist im Ehehaftbuch der Hofmark Gschwendt nachzulesen: „Zum Vierzehenten, von der Ehehaft Padtstuben, soll durch die Untertanen besucht werden und dem Pader seinen Sold zustellen, wie vor alters ist herkommen, wann aber bei dem Pader ain Mangel sein würde, solches mag wieder ime vor dem Ehehaftrechten angezeigt werden.“

 

uraufnahme

Das Badhaus und spätere Kramerei hatte die Hs.Nr. 10
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

In dem Salbuch des Straubinger Bürgerspitals aus dem Jahre 1630 findet sich eine detaillierte Beschreibung des Badhauses sowie der Entlohnung des Baders und seiner Gehilfin: „…gelegen bei der Mühle am Bach gegenüber dem Amtshaus. Ist mit Ein- und Zugehörung beschrieben, item auch was ein Pader für Besoldung“1 

Das Badhaus, welches mit Balkon, Wohnstube, Schlafkammer, Männer- und Frauenbadstube ausgestattet war, gehörte der Gemeinde und lag neben der Mühle. Aufgrund des Wasserbedarfs befand es sich in der Nähe des Baches. Früher war es dem Bader in Gschwendt gestattet, Wurzeln und Stöcke für die Beheizung der Badstube zu sammeln.

Erwachsene zahlten dem Bader für das Schröpfen einen Heller und der Baddirn einen Pfennig. Der Aderlass kostete sechs Kreuzer und das Haareschneiden zwei Pfennige.
Bei Jugendlichen durfte der Bader für das Schneiden der Haare nur einen Kreuzer verlangen, während den Kindern die Haare umsonst gekürzt wurden.  

 

salbuch badhaus

 schroepfkopf

Mittelalterliche Darstellung eines Baders. Die Schröpfköpfe werden angesetzt (Holzschnitt um 1481)
Von unbekannt - gescannt, Kalender Blaubierer, Bild-PD-alt, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=1426359

 

 

Es kam leider auch vor, dass der Bader Wunden versorgen musste, die auf Fremdverschulden zurückzuführen waren.
Im Jahr 1754 hatte ein Bauer in Gschwendt eine Dienstmagd derart geschlagen, dass sie vom Bader behandelt werden musste: „Vorkommen den 31. Dezember 1754: Ursula Seidlin lediges Dienstmönsch von Herrnfehlburg hat Daniel Löffler Paur zu Gschwendt von darumben anheut zur Klage citiern lassen, weillen derselbe sie dergestalten mit Schlägen traktiert, dass die Armb und Füss groß verschwollen, dann blau und blutmahlig unterlaufen gewesen.“
Der Bauer zahlte der Frau einen Betrag von einem Gulden und 39 Kreuzern für die erlittenen Schläge und Schmerzen, sowie ihren ausstehenden Lohn. Dem Bader gab er einen Gulden und 30 Kreuzer für die Behandlung der Frau.

Auch die Köchin des Wirtes in Gschwendt wurde von einem Gast derart zugerichtet, dass sie schließlich beim Bader in Behandlung war. Die Geschädigte erhielt vom Verursacher eine finanzielle Entschädigung für den Arbeitsausfall, die Schmerzen und den Sold, den sie dem Bader gegeben hatte.3

 

 ansichtskarte kramerei

 Die Krämerei Gschwendt um 1900
(Bild aus Zirngibl Willi: Geschichte und Geschichten vom alten Ascha
Auszug aus der Ansichtskarte)

 

 

 

badhaus gschwendt 

Krämerei Biendl in Gschwendt, das Haus steht unter Denkmalschutz
Von Elcom.stadler - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=59996168

 

 

 

1831 wird das Anwesen als "1/32 Wolfenhäusel, beim Weber" beschrieben.

 

Die Besitzerfolge

 

Bei der Beschreibung des Badhauses in Gschwendt im Jahr 1630 wird leider der Name des Baders nicht genannt.

Im Jahr 1672 war das Haus im Besitz des Webers Christopher Fuchs, der zu dieser Zeit kein Badhaus mehr betrieb. Christopher Fuchs war in erster Ehe mit Maria Söldner aus Bärnzell verheiratet. Er war der Neffe des wohlhabenden Handelsmannes Christoph Wagner, von dem er auch ein Haus geerbt hatte. Im Jahr 1716 heiratete der Witwer Christopher Fuchs die Witwe Ursula Hauser, geb. Eichinger aus Au bei Ascha.

 

Im Jahr 1702 folgte Maria Fuchs, die Tochter aus erster Ehe von Christopher Fuchs. Sie heiratete Joseph Rudolph aus Gschwendt.

 

Fuchs Besitzer

 

Am 05.08.1738 erwarben Leonhard und Barbara Grill das Anwesen.

 

Im Jahr 1747 erwerben Nikolaus und Maria Kiefel, geb. Miller, die „Behausung mit Gärtl“ um den Betrag von 120 Gulden. Im Jahr 1760 wird Niklas Kueffel als Schneider genannt. 1764 stirbt Maria, der Witwer ehelicht eine Witwe Walburga Seidl von Aign bei Konzell.

„Der Witwer Niklas Kiefel, Schneider zu Gschwendt und seine Kinder, Johann Kiefel, Schneider und Häusler zu Steinach, Franz 17, Magdalena 15, Niclas 11, Jakob 9 und Simon 7jährig.
Nach dem Ableben seiner Ehefrau bleibt dem Witwer die Behausung in Gschwendt, die er am 6. April 1747 erworben hatte.“ 4

 

Im Jahr 1774 übernahm die Tochter Magdalena aus erster Ehe des Nikolaus Kiefel den Besitz. Sie war mit dem Schuster Wolfgang Wolf verheiratet.

Das Ehepaar Wolf übergab sein „Leerhäusl“ am 22. Januar 1800 an Sohn Georg und Ehefrau Anna, geb. Echinger.5

 

Im Jahre 1809 heiratete der Zimmermannssohn  Michael Schuheder die Schweter Anna Wolf. Beide erwerben das Anwesen um 300 Gulden von Bruder bzw. Schwager Georg Wolf6.

 

Kiefel Wolf Besitzer

 

1844 folgten Sohn Georg Schuheder und Maria, geb. Agsteiner aus Münster.
Deren Sohn Franz Xaver wurde 1872 zum Priester geweiht. Als Pfarrer von Pondorf wurde er 1898 zum Dekan gewählt. 1908 erhielt er eine Chorherrenstelle beim Stift St. Johann in Regensburg. 1917 erfolgte seine Wahl zum Dekan dieses Stifts. Verdienste erwarb er sich um den Jugendfürsorgeverein.

 

pfarrer schuheder

 

 

Am 12. Mai 1853 verkaufte Georg Schuheder das Haus für 800 Gulden an Jakob und Anna Biendl.

 

 

1885 übergibt Georg Schuheder an Sohn Jakob, der mit Anna Scheubeck verheiratet war. Jakob übte den Beruf des Maurers aus, wird aber später als Gütler und Krämer in Gschwendt genannt.

Das Ehepaar verlor sechs Kinder aufgrund von Fraisen, einer sehr verbreiteten Todesursache bei Kindern.
Der Sohn Joseph verstarb am 20. Mai 1875 im Alter von 16 Wochen an dieser Krankheit.
Am 24. November 1876 folgte die Tochter Anna im Alter von 27 Wochen ebenfalls aufgrund von Fraisen.
Auch die Tochter Karolina überlebte nur 15 Wochen, sie verstarb 1882 an Fraisen und Husten.
1883 verstarb Sohn Ludwig im Alter von 13 Wochen.
Tochter Emilie starb nach 15 Wochen ebenfalls an Fraisen.
Im Jahr 1887 verstarb auch Sohn Otto im Alter von drei Wochen an Fraisen.

 

Anna Biendl meldet am 8. Juni 1893 ein Gewerbe an: „Krämerei im Hause mit Geschirrhandel im Hause“

1907 meldet Anna ein weiteres Gewerbe an: „Aufkauf von Eiern und Schmalz, Abgabe Brot im Orte Gschwendt“

 

Ab 1908 führt Sohn Jakob, der mit Johanna Kronfelder verheiratet war, die Krämerei weiter.
Das Paar hatte drei Töchter: Theres, Maria *12.09.1911 und Johanna. Letztere war Ordensschwester. Sohn Jakob war 1918 im Alter von 2 ½ Jahren ertrunken.

Die letzte Krämerin auf dem Haus war Theres Biendl, die nicht verheiratet war.

 

Biendl Besitzer

 

 

 

 

 

 

1 Stadtarchiv Straubing, Salbuch 1630 von Gschwendt, fol. 858‘
2 StA Landshut, Kommunalarchive (Rep. 219) 1609, fol 67
3 StA Landshut, Kommunalarchive (Rep. 219) 1609, fol 36
4 Vgl. StA Landshut, Kommunalarchive (Rep. 219) 1589, Vertragsbrief 1764
5 StA Landshut, Kommunalarchive (Rep. 219) 1589, Kaufübergabe 162 fl 1774
6 StA Landshut, Kommunalarchive (Rep. 219) 1600, Kaufbrief 1809

Das Binderleerhaus in Münster Hs.Nr.66

 

1890: Hs.Nr. 78, heute Falkenfelster Str. 29

 

von Claudia Heigl

 

 

1827 errichtet der Kufner (Binder) Georg Wagner auf seinem Grundstück auf dem Berg ein neues Haus.

Sein bisheriges Kufneranwesen Hs.Nr. 9 im Dorf (Brunnen Str. 4) verkauft er an seinen Schwager Johann Hagenhofer, der mit seiner Schwester Katharina verheiratet ist.

 

ortskarte muenster 186b

 Ortskarte Münster Nr. 186b
(Vermessungsamt Straubing)

 

Das neue Haus wird als „Binderleerhaus“ bezeichnet und erhält die neue Hs.Nr. 66.

Leerhaus bedeutet, dass zu dem Besitz ansonsten keine landwirtschaftlichen Grundstücke gehören.

 

1846 übernimmt das Kufneranwesen sein Sohn Franz Xaver Wagner, der die Lehrerstochter Josepha Neumayer von Münster heiratet.

Nach fünfjähriger Ehe stirbt Xaver Wagner und die Witwe nimmt den Kufnerssohn Joseph Achatz zum Ehemann, der das Gewerbe weiterbetreibt.

 

1861 verkauft das Ehepaar das Kufneranwesen an Joseph Wagner, dem Bruder des verstorbenen Xaver Wagner.

 

 Wagner Besitzer

 

Sohn Franz Xaver Wagner übernimmt 1890 den Betrieb. Aber bereits nach einem Jahr tauscht er seinen Besitz  in Münster gegen ein Anwesen in Unterparkstetten Hs.Nr. 66 mit Georg und Elise Beck (+1892).
Damit wandert auch das Kufner-Gewerbe von Münster ab.

 

Am 05.09.1892 tauschen Georg und Therese Urban ihr Anwesen Nr. 34 in Oberwalting mit Georg Beck.

Am 02.12.1896 erwirbt Josef Wagner das Anwesen bei einer Zwangsversteigerung um 4502 Mark.

Am 28.03.1898 erwerben Johann und Katharina Janker das Anwesen um 3800 Mark.

Johann stammt von Geßmannszell und ist mit der Söldnerstochter Katharina Scheubeck von Höhenberg verheiratet.

Janker Besitzer

 

 


muenster 2023

aufgenommen 2023
(Bild: Claudia Heigl)

 

 

1937 übernimmt ihre Tochter Katharina das Haus, die sich mit Xaver Heigl von Lederdorn vermählt.

 

 

 

 

Weitere Quellen:
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-6, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 60 bis Ende von 1843 – 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-9, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 69 von 1859-1893
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-14, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 82 von 1893 – 1960
Bischöfliches Zentralrarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster

 

Stand: 15.03.2024

 

Das Kufner-Anwesen in Münster Hs.Nr. 9

 

1890: Hs.Nr. 14, heute Brunnenstr. 4

 

von Claudia Heigl

 

 

 

In der heutigen Brunnenstr. 4 befand sich in Münster das alte Kufner-Anwesen.

 

uraufnahme wagnerguetl

Das Kufner-Anwesen hatte die alte Hs.Nr. 9

Uraufnahme um 1827
Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

1736 wohnt ein Georg Schmid mit seiner Ehefrau Maria in dem Haus.

 

Schmid Besitzer

 

Am 09.11.1748 verkaufen sie die Erbrechtsbehausung mit dem Garten dem ledigen Faßbinderssohn Vitus Wagner von Oberellenbach1, der ein paar Tage später Walburga Krieger von Wiesing heiratet.

Von der Familie bekommt das Anwesen auch die spätere Bezeichnung "Wagnergütl".

 

Vitus Wagner übt das Kufnergewerbe auf dem Anwesen aus. Kufner stellen Holzgefäße her, vor allem Bütten und Fässer.
Weitere Bezeichnungen für dieses Gewerbe sind: Küfer, Böttcher, Binder, Schäffler

 

boettcher 1880

 Quelle: Was willst du werden?: Bilder aus dem Handwerkerleben. Berlin: Winckelmann 1880

 

 

1786 übernimmt Sohn Dionysius Wagner, der sich mit der Einwohnerstochter Maria Anna Spießl von Münster verheiratet.

Zwei Kinder sind bekannt:
- Katharina (1789-1861)
- Johann Georg (*1793)

 

1816 folgt der 23jährige Sohn Johann Georg Wagner, der die Jägerstochter Anna Zäch zur Ehefrau nimmt. Nachdem Anna im Kindsbett stirbt, heiratet der Witwer 1820 die Söldnerstochter Katharina Fendl von Altrandsberg.

 

Um 1827 errichtet Johann Georg Wagner auf seinem Grundstück auf dem Berg ein neues Haus und zieht mit seiner Familie dort hinauf (heute Falkenfelser Str. 29).

 

Das alte Kufner-Anwesen im Dorf verkauft er 1828 an seine ältere Schwester Katharina und deren Ehemann Johann Hagenhofer, der als Weber seinen Lebensunterhalt verdient.

 

Wagner Besitzer

 

Nach dem Tod des Ehemannes veräußert Katharina Hagenhofer im Mai 1857 das Haus mit 2,26 Tagwerk Grund 1857 an Andreas Krebl.
Doch bereits im August erwirbt des ein Josef Hagenhofer, wahrscheinlich ein Verwandter des Vorgängers.

 

Nachdem auch Katharina im Jahr 1861 stirbt, veräußert es Josef Hagenhofer im Oktober 1862 an Jakob und Anna Frohnauer aus Rattiszell.

 

1872 trägt man den 41jährigen zu Grabe und das Gütl erbt sein 11jähriger Sohn Franz Xaver Frohnauer. 1888 heiratet er die Bauerstochter Theresia Lehner von Eggersberg.

Das junge Ehepaar erwirbt ein neugebautes Haus im heutigen Hohlweg und zieht dort ein.

 

Frohnauer Besitzer

 

 

1889 wird das als Kufner-Haus mit 794 qm Grund versteigert. Neuer Eigentümer ist Johann Geier.

1892 kauft Helena Janker das Haus. Sie ist die unverheiratete Tochter des benachbarten Söldners Wolfgang Janker von Hs.Nr. 10.

 

1893 übergibt sie das Haus an ihren Cousin Josef Janker der gleichzeitig auch die Nachbarsölde von Helenas Vater Wolfgang Janker erbt.

 

Ab diesem Zeitpunkt sind beide Häuser – Hs.Nr. 9 und Nr. 10 – im Eigentum des Josef Janker.

 

wagnerguetl 2023

 aufgenommen 2023
(Bild: Claudia Heigl)

 

1 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 645 I, fol.111‘   Kauf 132 fl 09.11.1748

 

Weitere Quellen:
BayHStA München, Hofanlagsbuchhaltung 248, Steuerkonskription der Hofmark Münster 1752
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster von 1838
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser u Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach rev Duplikat 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibbuch zum Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1814-1843
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-5, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 3-59 von 1843 – 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-9, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 69 von 1859-1893
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-10, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 70 bis Ende von 1859-1893
Bischöfliches Zentralrarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster

 

Stand: 15.03.2024

 

Mitterharthof

 

 

von Cornelia Landstorfer und Claudia Heigl

 

 

In verschiedenen Veröffentlichungen wird im 12. und 13. Jahrhundert immer wieder auf einen Mitterharthof Bezug genommen.

In einer Übersicht der Oberalteicher Klostergüter wird der Besitz im Jahr 1274 als „Hard iuxta Cheznah“  (Hart bei Kössnach) bezeichnet1. Er besteht aus „1 curia, 2 predia und agri“ (ein Hof, zwei Ländereien und Äcker).

 

Hier handelt es sich um den Oberharthof, während der Unterharthof in den Salbüchern des Klosters Windberg aufgeführt ist:

1392 sind drei „curia in Hart“ und ein Ort, der auch später immer wieder als „Huba aufm Hart“ bezeichnet wurde, im Urbarsbuch vom Kloster Windberg erwähnt2.

Ob es sich hier wirklich um drei „Höfe“ handelte, ist fraglich. Es könnte sich hier um sog. Hoffuße gehandelt haben. Ein Hof (curia) umfasste etwa 100 Tagwerk Grundbesitz.

Bei der Hube auf dem Hart dürfte es sich um reinen Grundbesitz ohne Hofstelle gehandelt haben. Sie wechselt im Laufe der Jahrhunderte immer wieder ihren Besitzer und gehörte bis zur Säkularisation ebenfalls dem Kloster Windberg3.

 

In allen vorliegenden Quellen finden wir in Oberharthof nur das Kloster Oberalteich als Besitzer und den Unterharthof, der im Eigentum des Klosters Windberg stand.

Ein „Mitterharthof“ findet in keiner Urkunde Erwähnung.

Dies lässt die Vermutung zu, dass es sich bei den Höfen in Hart immer um den Oberharthof und den Unterharthof handelte, die jeweils einen sehr großen Grundbesitz von über 300 Tagwerk hatten.

 

Erst um 1855 entstand durch einen Ausbruch aus dem Oberharthof ein Mitterharthof.

Der Oberharthofer Bauer Martin Zirngibl veräußerte 1855 ca. 45 Tagwerk Grundbesitz an Josef und Maria Schreiner, früher Wirtseheleute in Kalteck, die den Besitz später nochmals um fünf Tagwerk erweiterten.

Auf Schreiner folgte als neuer Besitzer der Privatier Späth von München. Nach dessen Tod war seine Schwester, Oberin von St. Klara in Regensburg Haupterbin.

Schließlich erwarb Franz Xaver Kapfer das Anwesen, der es auch wieder gegen das Gehöft in Pilgramsberg an den Rauchwarenhändler Franz Xaver Wenninger aus Straubing vertauschte.

Es folge 1887 der Immobilienhändler Franz Limbrunner

und 1890 tauschten Alois und Maria Biller von Wolfessen hierher.

1891 tauschten Johann und Maria Kiesl von Asser ihr Anwesen gegen den Mitterharthof.

 

Schließlich erwarb wiederum der Schloss- und Gutsbesitzer Karl August von Schmieder den Hof.

Die Gebäude wurden abgebrochen und die Felder zum Teil aufgeforstet.

 

Nachdem 1948 der Gutsbesitzer Max von Schmieder der Siedlungsgesellschaft ca. 20 Tagwerk Grund zur Verfügung stellte, siedelten sich 1948 und 1950 zwei heimatvertriebene Familien an der Stelle des ehemaligen Mitterharthofes an.

 

 

1 BayHStA München, Kloster Oberalteich Urkunden 23, 24.09.1274
2 BayHStA München, Kloster Windberg Amtsbücher und Akten 157, fol. 11, Urbar des Klosters Windberg 1392
3 BayHStA München, Kloster Windberg Amtsbücher und Akten 404, fol 53, Briefprotokolle 1667-1667, Am 22.November 1666 verkaufen Wolf und Maria Scherer von Reibersdorf ihren „Hubbau aufm Hardt, das Khollische Hubbau genannt“ an Georg Pachmair und Wolf Enzendorfer, beide zu Unterparkstetten.

 

Weitere Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster Unterzeitldorn Bd.7/45-1
StA Landshut, Grundsteuerkataster Unterzeitldorn Bd.7/45-13
BZAR Pfarrmatrikel der Pfarrei Kirchroth
BZAR Pfarrmatrikel der Pfarrei Sossau
BZAR Pfarrmatrikel der Pfarrei Pfaffmünster

 

Stand: 01.03.2024

 

 

Unterharthof

 

von  Cornelia Landstorfer und Claudia Heigl

 

 

Der Name des Hofes führt auf die Lage an den Hartwäldern zurück, die sich einst über ein großes Areal von der Donau bis nach Münster und Steinach erstreckten1.

Besitz in Hart finden wir bereits sehr früh in den Urkunden des Klosters Windberg, wie auch beim Kloster Oberalteich.

 

Während der Unterharthof bis zur Säkularisation zum Kloster Windberg gehörte, war der Oberharthof im Eigentum des Klosters Oberalteich.

 

luftaufnahme

Die Lage der Höfe auf einer aktuellen Karte. Heute sind sie von einer Seenlandschaft umgeben.

Quelle: Uraufnahme von ca. 1830, Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

1205 duas partes predii nostri in Harde (Ankunftsbuch Windberg fol. 4r)2

1305 ist Plebanus de Hard im Windberger Urbar zu finden3.

1392 sind drei „curia in Hart“ und ein Ort, der auch später immer wieder als „Huba aufm Hart“ bezeichnet wurde, im Urbarsbuch vom Kloster Windberg erwähnt4.

 

Ob es sich hier wirklich um drei „Höfe“ gehandelt hat, ist fraglich. Es könnte sich hier um sog. Hoffuße gehandelt haben. Ein Hof (curia) umfasste ca. 100 Tagwerk Grundbesitz.

Im Grundsteuerkataster von 1838 hatte der Unterharthof eine Größe von ca. 324 Tagwerk, in etwa genau so viel wie der Oberharthof.

 

Bei der Hube auf dem Hart dürfte es sich um reinen Grundbesitz ohne Hofstelle gehandelt haben. Sie wechselt im Laufe der Jahrhunderte immer wieder ihren Besitzer und gehörte bis zur Säkularisation ebenfalls dem Kloster Windberg5.

 uraufnahme harthoefe gefaerbt

Der ursprüngliche Ortharthof gelb eingefärbt und der Unterharthof grün eingefärbt

Quelle: Uraufnahme von ca. 1830, Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Seelsorgerisch wurde der Unterharthof von der Pfarrei Sossau versorgt. Durch die Auflösung der Pfarrei Sossau 1805 kam der Unterharthof in die Pfarrei Pfaffmünster. 1874 wurde der Unterharthof von der Pfarrei Pfaffmünster nach Parkstetten umgepfarrt.

 

Unterharthof wurde 1811 dem Steuerdistrikt Hornstorf einverleibt. 1821 wurde die Gemeinde Zeitldorn aus Teilen der Steuerdistrikte Hornstorf und Parkstetten gebildet, zu der auch Unterharthof kam. Seit 1951 trug die Gemeinde den Namen Unterzeitldorn.

Nach der Auflösung der Gemeinde Unterzeitldorn 1976 wurde der Gemeindeteil Unterharthof nach Parkstetten eingegliedert.

 

 

 

 Uraufnahme Unterharthof

Bei dem Unterharthof sehen wir noch heute deutlich einen Wassergraben um den Hof, der wohl zum Schutz des Hofes diente.

Quelle: Uraufnahme von ca. 1830, Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

 

1322 erhält das Kloster Windberg den Hof als Eigentum, nachdem seine vorherigen Besitzer auf ihre Ansprüche verzichten6.

1327 verzichtet der Schwiegersohn des Albrecht von Hard im Namen seiner Ehefrau gegen das Kloster Windberg ebenfalls auf alle Forderungen und Ansprüche7.

1330 verleiht das Kloster an Hartwig und Andreas, Söhne des Hanslein, der zu Rincham gesessen, das Leibgeding auf den Hof8.

1403 verzichtet „Konrad der Hardmair zum Hardhof“ auf alle Ansprüche gegenüber dem Kloster, insbesondere auf dem Harthof gegen eine Abfindung von 10 Regensburger Pfennige9.

1404 entsagt Ulrich Hardmair, Wirt in Parkstetten, gegenüber dem Kloster auf alle Ansprüche und Forderungen, die er wegen dem Hardhof erhoben hatte10.

1407 entsagt Fridel Tobhandel zu Fischerdorf allen Ansprüchen und Forderungen dem Kloster Windberg gegenüber, die er wegen dem See und des zugehörigen Baues zu Fischerdorf, des Zehnten auf der Hard und des Hauses zu Fischerdorf gestellt hat11.

1437 geben Philipp Stolczenchener und Andre Furtter, beide Bürger zu Straubing, dem Kloster Windberg einen Reversbrief über das Baurecht der Güter zu Hardt gelegen bei Steinach, das sie von Lienhart Pekken, Bürger zu Straubing gekauft haben12.

1467 tritt Hans Zawner zu Hard als Zeuge bei einer Verzichtsurkunde auf13.

1475 verkauft Hans Zawn [Zaun] zu Hard seine freieigene Sölde zu Hard, auf der er bisher gesessen, an Wolfgang Warter zu Steinach14.

 

1499 wird ein Hans Engelperger von Hard als Zeuge bei einer Verkaufsurkunde benannt15.

1523 wird das Erbe des verstorbenen Jörg Guntzkofer von Fischerdorf und dessen Ehefrau Elspet verteilt. Als deren Kinder werden Hans, Wolfgang, Mahtes, Michel, Peter, Gangolf, Wastl, Margret, Hausfrau des Michel Engelperger von Hart und Katherinen, Hausfrau des Andre Furman von Kagers, benannt. Genannt wird hierbei u.a. ein Hof zu Thurasdorf16.

Dieser Michael Englberger wird in dem Anlagsregister von 1538 ebenfalls aufgeführt17. Neben Englberger sind auch seine Dienstleute genannt, nämlich Hans sein Menknecht18, die beiden „Pueb“ Wolfl und Thoman. Vermutlich waren dies Knechte. Lorenz der Oberschäffler und Hänsl der „ander Schäffler“, Asm der Huetman, sowie die beiden Dirnen Els und Käterl sind noch auf dem Harthof genannt. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Michael Englberger zwei Schäffler beschäftigt hatte.

1545 treten Hans Englberger von Oberparkstetten und Michael Englberger vom Hart, beide Brüder und über 60 Jahre alt, als Zeugen bei einem Streit bzgl. eines Blumbesuches auf19.

 

1562 ist Sebastian Gräsl auf dem Harthof „gegen Parkstetten und in Sossauer Pfarr gelegen“, genannt. Im selben Jahre wurde dieser Hof allerdings an Michael Englberger von „Hardt“ und dessen Ehefrau Margareth verliehen20.

 

1579 sitzt auf dem Unterharthof ein Alexander Englberger und auf dem Oberharthof ein Georg Englberger21.

1602 besitzt wieder ein Sebastian Gräsl den Hof. Beim Hof sind zwei Gärten, einer beim Haus, einer hinter dem Stadl. Zwei weitere Gärten waren vor dem Forst, davon bekommt der Pfarrer den vollen Zehent22.

 

 

 

 

 

Der 30jährige Krieg

Es ist zwar leider keine schriftliche Überlieferung dazu bekannt, aber die Bewohner vom Unterharthof, wie auch vom Oberharthof, dürften mit ziemlicher Sicherheit während des 30jährigen Krieges den Schwedenüberfällen zum Opfer gefallen.

Im November 1633 zieht Bernhard von Weimar mit seinen schwedischen Soldaten nach dreitägiger Belagerung in Straubing ein. Von dort aus terrorisieren sie die Landbevölkerung, rauben sie aus und töten oder vertreiben die Menschen. Bis April 1634 bleiben 800 Soldaten als Besatzer in der Stadt23.

Im Januar 1641 ziehen nochmals 600 Reiter von Regensburg kommend an der nördlichen Donauseite herab, die plündern, morden und vieles niederbrennen.

 

Auf dem Hof ist heute noch ein Balken vorhanden, der die Jahreszahl 1643 trägt. Ein Hinweis darauf, dass es in diesem Jahr einen Neubau eines Ökonomiegebäudes gab. Der Balken wurde in der Vergangenheit immer wieder in neuere Gebäude eingesetzt.

 balken

 Der Balken trägt neben der alten Jahreszahl 1643
auch ein neueres Datum, an dem er wieder verbaut wurde.

 

 

1663 verkauft der Bauer Hofmeister von Harthof Korn auf dem Markt in Straubing24.

 

 

Die Familie Geiger auf dem Unterharthof

Ende 1666 verkauft das Kloster Windberg die „ewig durchgehende Erbgerechtigkeit mit der alten Dienstbarkeit, samt einer jährlichen Weinfuhre“ an dem Unterharthof an Wolfgang Geiger aus Tiefenbach bei Haselbach. Dazu gehören noch halb große und kleine Kraut- und Sulzfässer (Salzfässer) und die vorhandenen Bretter25.

Nochmals der Hinweis, wie wir ihn schon 1538 finden, dass das Schäfflergewerbe (Küfer, Fassbinder) auf dem Hof ausgeübt wurde.

 

Wolfgang Geiger ist mit einer Barbara verheiratet.
Das Ehepaar hatte mindestens sieben Kinder, die vom Unterharthof abstammen:
- Johann  (*1653 in Tiefenbach) heiratete 1676 die Wirtswitwe Anna Brunner von Kirchroth (heute Gastwirtschaft „Zur Lake“) und wird als Wirt in Kirchroth sesshaft
- Martin (*1656 in Tiefenbach), Hofnachfolger

- Maria (*1659 in Tiefenbach) heiratet 1679 den Bauern Christoph Gmeinwieser von Herrnberg
- Magdalena (*1663)
- Christoph (*1664 in Tiefenbach)
- Eva (*1666 in Tiefenbach)
- Wolfgang heiratet 1691 die Witwe des Mathias Käpel, Bauer vom Sackhof b. Steinach und wird Bauer auf dem Sackhof

 

1674 stirbt Barbara Geiger und der Witwer heiratet die Bauerstochter Maria Stöckl von Pittrich.
Aus der Ehe gehen nochmals fünf Kinder hervor:
- Maria *1675
- Walburga *1677
- Sebastian * 1679
- Katharina *1681
- Thomas *1685

 

Sohn Martin übernimmt um 1687 den Hof. Aus der Ehe mit seiner Ehefrau Eva gehen fünf Kinder hervor:
- Johann (*1688), Hoferbe
- Eva (*1692) heiratet 1712 den Bauern Mathias Söldner von Bärnzell
- Maria (1695-1731) heiratet 1715 den Bauern Andreas Foidl von Rotham
- Jakob (*1697)
- Martin (1700-1701)

 

Sohn Johann heiratet 1716 die Bauerstochter Margaretha Wenninger von Geltolfing.
Das Ehepaar hat sechs Kinder, von denen vier das Erwachsenenalter erreichen:
- Paul (*1717)
- Maria (*1718)
- Margaretha (*1720)
- Johann (*1726), Hoferbe

 

Der jüngste Sohn Johann übernimmt 1746 den Hof und vermählt sich mit Ursula Knott, einer Wirtstochter von Kößnach.

Als die Bäuerin 1787 stirbt, wird zwischen dem Witwer und den fünf noch lebenden Kindern das Erbe geregelt. Vier Töchter sind bereits verstorben:
- Kaspar Geiger, Bauer am Bielhof. Kaspar hatte 1772 in den Bielhof eingeheiratet, in dem er die verwitwete Anna Maria Wolf (geb. Köll) heiratete.
- Martin Geiger (*1749), Bauer am Scheftenhof. Martin hatte 1777 die Bauerswitwe Maria Groß (geb. Wacker) vom Scheftenhof geheiratet.
- Jakob Geiger (*1753), Wirt zu Pfaffmünster. Jakob hatte 1781 die Wirtswitwe Anna Maria Lermer von Münster geehelicht.
- Joseph Geiger (*1757), Müller auf der Scheftenmühl. Joseph hatte 1784 die Bauerstochter Katharina Schäffler von Thurasdorf b. Parkstetten geheiratet und die Scheftenmühle erworben.
- Johann Geiger (*1761), 22 Jahre, noch ledig.

 

Der jüngste Sohn Johann Geiger übernimmt 1788 den Hof und heiratet Theresia Wolf. Sie ist die Tochter seiner Schwägerin Anna Maria, verw. Wolf, geb. Köll aus ihrer ersten Ehe mit dem Bielhofer Bauern Georg Wolf.
Aus der Ehe gehen sieben Kinder hervor;
- Johann (*1789)
- Joseph (*1791)
- Anna Maria (1792-1800)
- Jakob (*1794)
- Lorenz (*1796)
- Joseph *1798)
- Maria Theresia (1800-1877), bleibt ledig

 

 

Geiger Hien Besitzer

 

 

Familie Hien

Am 16. März 1801 stirbt der Unterharthofer Bauer Johann Geiger mit 40 Jahren und hinterlässt die 32jährige Witwe mit den sechs kleinen Kindern.

Zwei Monate später ehelicht sie den 21jährigen Bauerssohn Martin Hien von Neudau.

Sechs Kinder kommen nochmals in der Ehe zur Welt.
- Martin Hien (*1802)
- Anna Maria (*1803)
- Maria Theresia Hien (*1804)
- Peter Hien (*1807)
- Maria Anna Hien (*1808)
- Mathias Hien (*1811)

 

1831 kann die Familie den Hof nicht mehr halten. Am 05.05.1831 verkaufen sie den Hof mit insgesamt 324 Tagwerk Grundbesitz an Johann und Katharina Groll.

Martin und Theresia Hien dürften nach dem Verkauf des Hofes das Wohnrecht für ihren Lebensabend behalten haben. 1842 sterben sie innerhalb von zwei Wochen in Unterharthof.

 

 

Familie Groll – der Hof wird zerschlagen

Michael Groll war der Sohn der Bauerseheleute Michael und Genofeva Groll von Kay.
Der 24jährige wollte die Bauerstochter Katharina Burgstaller von Metting heiraten, deren Eltern verweigerten jedoch ihre Einwilligung hierzu. Aufgrund des damaligen Ansässigmachungsgesetzes war es jedoch nur mit Grundbesitz möglich eine Heiratserlaubnis zu erhalten. Um schnell heiraten zu können, erwarb er kurzfristig ein Häusl auf dem Singberg und erhielt so von der Herrschaft in Steinach die Heiratserlaubnis. Er entführte in der Nacht seine Braut und ließ sich am 22.12.1830 mit ihr in Münster trauen. Der Vater der Braut kam mit seinem Protest zu spät.
Wenige Monate später kaufte Michael Groll jun. um 7.000 Gulden den Unterharthof, der damals 324,76 Tagwerk umfasste. Da er "nur" als Häusler heiratete, brauchte er bei der Hofmarksherrschaft in Steinach bei seiner Hochzeit nicht so viel Laudemium zu zahlen.

 

Groll Besitzer

 

 

Drei Kinder des Ehepaares sind bekannt:
- Michael Joseph (*1832) heiratete 1854 die Bauerstochter Katharina Petzkofer von Steinach und übernahm den Hof der Schwiegereltern in Steinach Nr. 30. 1863 tauschten sie den Hof gegen das Anwesen Nr. 55 in Thurasdorf b. Parkstetten ein. Später kauften sie sich in Aschham ein, verkaufen dort aber wieder und zogen nach Straubing.
- Katharina (*1833) heiratete Mathias Winzelmeier von Hacka b. Neukirchen
- Michael (*1835) heiratete 1859 die Wirtstochter Helena Klingeisen von Kirchroth und machte sich als Wirt in Unterzeitldorn anässig.

 

Der Unterharthof wird damals wie folgt beschrieben:
Wohnhaus und Pferdestall unter einem Dache, Rindvieh-, Schaf- und Schweinestallungen unter einem Dache, angebauter Getreidekasten und Backofen, Holzschupfe, Wurzgärtchen.
Dazu gehörte noch ein Zubauhaus mit Stallung unter einem Dach.

Groll zertrümmert den 325 Tagwerk großen Hof und verkauft diverse Grundstücke.

Den Restkomplex mit ca. 140 Tagwerk vertauscht er 1860 an die Bauerseheleute Joseph und Maria Haselbeck gegen deren Anwesen in Aholfing.

 

fo umkr 193

 Die Hofstelle des ursprünglichen Unterharthofes
aufgenommen ca. 1960
Bild: Familie Haselbeck, Unterharthof

 

 

 

Der Unterharthof wird zertrümmert

 

Unterharthof Nr. 28 1/3 – heute Unterharthof Hs.Nr. 29, 30, 31

1857 verkaufen die Bauerseheleute Groll 28 Tagwerk an den Privatier und Geldspekulanten Birkl von Straubing. Der erbaut zwischen dem Unterharthof und Parkstetten ein neues Anwesen – Unterharthof Nr. 28 1/3

1858 erwirbt es der Gütlerssohn Jakob Richter von Parkstetten. Nach 16 Jahren zieht er mit seiner Familie nach Straubing

1874 wird Franz Xaver Bielmeier aus Englmar Besitzer, der mit der Stieftochter von Jakob Richter, Anna Maria Hiedl, verheiratet ist.

1878 erwerben Johann und Anna Wagner von Öbling das Anwesen

1890 tauscht es Georg Weber gegen sein Anwesen in Münster Nr. 50

1892 tauschen Jakob und Theresia Schmidmaier von Rutzenbach hierher

1896 erbt es der Sohn Johann Schmidmaier

1900 erwirbt es Johann Ankerl

1906 erwerben es Xaver Kapfer jun. und dessen Ehefrau Martha

 

Unterharthof Nr. 31 (Schmiedererwiese) – heute erloschen

1866 erwirbt Franz Eisenharter, ein Söldnerssohn von Parkstetten ca. 12 Tagwerk Grund und erbaut ebenfalls ein neues Anwesen – Unterharthof Nr. 31

1899 erben Xaver und Walburga Kapfer das Anwesen

1903 erwirbt es der Steinacher Schloss- und Gutsbesitzer Karl August von Schmieder und lässt das Haus abbrechen.

 

Unterharthof Nr. 32 (Schützenhaus) – heute Unterharthof Hs.Nr. 32

1880 baut der Gasthofbesitzer Schäfer von Straubing auf dem abgetrennten Holzgrund ein Wohnhaus zu dem 6 Tagwerk Grundbesitz gehören.

1886 ist ein Wolfgang Riedl der Eigentümer.

Schließlich erwirbt der Steinacher Schloss- und Gutsbesitzer Karl August von Schmieder auch dieses Haus. Es wird von verschiedenen Pächtern bewohnt.

Nach dem zweiten Weltkrieg geht auch dieses Haus an die Siedlungsgesellschaft, von der es die Familie Kapfer erwirbt.

 

 

 

Unterharthof Hs.Nr. 27 - Haselbeck

Die Familie Haselbeck war vorher in Aholfing ansässig.

Josef Haselbeck ist mit der Bauerstochter Maria Ankerl von Niederachdorf verheiratet.

Vier Kinder sind bekannt:
- Rosina (*1846) heiratet 1871 den Landwirt Georg Richter von Unterparkstetten
- Johann Baptist (1849-1929) heiratet 1872 in das Hösl-Anwesen in Münster Nr. 17 ein.
- Joseph Haselbeck (1852-1896) Bauer in  Unterharthof Nr. 27
- Franz Xaver Haselbeck (1854-1933) Bauer in Unterharthof Nr. 28

Joseph Haselbeck trennt den Hof für seine beiden jüngeren Söhne Joseph jun. und Franz Xaver.

 

1876 übernimmt Joseph Haselbeck jun. die Hofstelle des „Haupthofes“ Hs.Nr. 27 und ehelicht die Bauerstochter Katharina Englram von Alkofen.

Joseph sen. erbaut ca. 1876 ein neues Haus und trennte 18 ha vom ursprünglichen Unterharthof ab. 1887 übergibt er diese neue geschaffene Hofstelle (Unterharthof Nr. 28) an den jüngsten Sohn Franz Xaver Haslbeck.

 

 Haslbeck Besitzer

 

 

 

 

1 Mondschein Johannes, Die Ortsnamen der Straubinger Gegend, In:  Jahresbericht d. Hist. Vereins Straubing u. Umgebung 5. Jhg. 1902, Straubing 1903
2 Prinz Michael, Regensburg, Straubing, Bogen: Studien zur Mittelalterlichen Namenüberlieferung im ostbayerischen Donauraum 1. Unkomponierte Namen (Materialien zur bayerischen Landesgeschichte: 20), München 2007, S. 219
3 dito. (Urbar Windberg D, fol. 37r, 54v)
4 BayHStA München, Kloster Windberg Amtsbücher und Akten 157, fol. 11, Urbar des Klosters Windberg 1392
5 BayHStA München, Kloster Windberg Amtsbücher und Akten 404, fol 53, Briefprotokolle 1667-1667, Am 22.November 1666 verkaufen Wolf und Maria Scherer von Reibersdorf ihren „Hubbau aufm Hardt, das Khollische Hubbau genannt“ an Georg Pachmair und Wolf Enzendorfer, beide zu Unterparkstetten.
6 BayHStA München, KU Windberg, 55, 13.02.1322
Chvnrad der Wisentaer von Gmoss(1) beurkundet, dass Marchart sein Propst, dessen Bruder Heinrich, Laevtwein von Dechsendorf, Chvnrad der Gv{e}sterl und ihre Freunde ihre Ansprüche auf den Hof zu Hard(2) aufgegeben haben, sodass ihn das Kloster Winwerg als ledigen Hof haben mag. Taidinger: Chvnrad der iung Mair von Visscherdorf(3) und sein gswei Chvnrad der Snaeidaer von Strawbing(4) und V{e}lrich der Vogel auz dem Pv{e}treich.
7 BayHStA München, KU Windberg 58, 12.08.1327
8 BayHStA München, KU Windberg 60, 12.03.1330
9 BayHStA München, KU Windberg 284, 29.10.1403
10 BayHStA München, KU Windberg 294, 26.08.1404
11 BayHStA München, KU Windberg 317, 18.04.1407
12 BayHStA München, KU Windberg 449, 24.06.1437
13 BayHStA München, KU Windberg 603, 03.03.1467
14 BayHStA München, KU Windberg 656, 11.11.1475
15 BayHStA München, KU Windberg 777, 05.05.1499
16 BayHStA München, KU Windberg 877, 29.12.1523
17 BayHStA München, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1124, Grenz, Güter- und Volksbeschreibungen des Landgerichts Mitterfels, fol. 156‘
18 zuständig für die Zugtiere
19 Staatsarchiv Landshut, Regierung Straubing A5610, Die Gemeinde Rotham gegen die Dorfschaft Steinach wegen strittigen Blumbesuchs auf dem sog. Riebmoos 1545
20 BayHStA, Kloster Windberg Amtsbücher und Akten 5, fol. 362´, Kopialbuch des Kloster Windberg über urkunden, Privilegien, Freiheiten, Rezesse, Urteile, Vergleiche, Verträge, Kauf- und Donationsbriefe 1633 - 1756
21 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B38, fol. 611, Salbuch Rentkastenamt Straubing 1579
22 BayHStA, Kloster Windberg, Akten und Amtsbücher 161, Zehntbuch des Klosters Windberg und seiner inkorporierten Pfarreien 1602
23 Fink Leo, Straubings Schwedenzeit, in Jahresbericht des Historischen Vereins für Straubing und Umgebung. 35. Jahrg. (1932), S. 44
24 BayHStA München, Kloster Windberg Akten und Amtsbücher 82, fol. 1, Geld- und Kastenrechnung des Windberger Klosterkastens zu Straubing 1663
15 BayHStA München, Kloster Windberg Amtsbücher und Akten 404, fol 53, Briefprotokolle des Klosters Windberg 1666-1667

 

Weitere Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster Unterzeitldorn Bd.7/45-1
StA Landshut, Grundsteuerkataster Unterzeitldorn Bd.7/45-13
BZAR Pfarrmatrikel der Pfarrei Kirchroth
BZAR Pfarrmatrikel der Pfarrei Sossau
BZAR Pfarrmatrikel der Pfarrei Pfaffmünster

Stand: 01.03.2024

 

Oberharthof

 

 

von  Cornelia Landstorfer und Claudia heigl

 

 

Der Name des Hofes führt auf die Lage an den Hartwäldern zurück, die sich einst über ein großes Areal von der Donau bis nach Münster und Steinach erstreckten1.

Besitz in Hart finden wir bereits sehr früh in den Urkunden des Kloster Windberg, wie auch beim Kloster Oberalteich.

 

Bis zur Säkularisation gehörte der Oberharthof dem Kloster Oberalteich als Obereigentum.

Im Gegensatz dazu war der Unterharthof Eigentum des Klosters Windberg.

 

 

luftaufnahmeDie Lage der Höfe auf einer aktuellen Karte. Heute sind sie von einer Seenlandschaft umgeben.
Der ursprüngliche Oberharthof ist verschwunden.

Quelle: Uraufnahme von ca. 1830, Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Ein Harthof wird bereits um 1086 in den Klosterurkunden von Oberalteich erwähnt.
Adelheid, die Mutter des Domvogts Friedrichs III., überträgt je eine Hube in Dammersdorf und in Harthof dem Kloster Oberalteich2.

1147 wird ein Ritter Gozpert von Harthof genannt. Er überträgt bei seinem Aufbruch zum Kreuzzug König Konrads Besitz in Roithof als Seelgerät an das Kloster Oberalteich.

In einer Übersicht der Oberalteicher Klostergüter wird der Besitz 1274 als „Hard iuxta Cheznah“  (Hart bei Kössnach) bezeichnet3. Er besteht aus „1 curia, 2 predia und agri“ (ein Hof, zwei Ländereien und Äcker).

Dies könnte die Vermutung zulassen, dass es sich hier nur um einen großen Hof handelte, genauso wie beim Unterharthof.

Ein Hof (curia) umfasste ca. 100 Tagwerk Grundbesitz, dazu kommen noch die „zwei Ländereien“.

Im Grundsteuerkataster von 1838 hatte der Oberharthof eine Größe von ca. 331 Tagwerk, in etwa genau so viel wie der Unterharthof.

 

 

 uraufnahme harthoefe gefaerbt

Der ursprüngliche Ortharthof gelb eingefärbt und der Unterharthof grün eingefärbt

Quelle: Uraufnahme von ca. 1830, Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

Seelsorgerisch wurde der Oberharthof von der Pfarrei Sossau versorgt. Durch die Auflösung der Pfarrei Sossau kam Oberharthof 1805 in die Pfarrei Münster. 1874 wurde der Oberharthof von der Pfarrei Pfaffmünster nach Parkstetten umgepfarrt.

Oberharthof wurde 1811 dem Steuerdistrikt Hornstorf einverleibt. 1821 wurde die Gemeinde Zeitldorn aus Teilen der Steuerdistrikte Hornstorf und Parkstetten gebildet, zu der auch Oberharthof kam. Seit 1951 trug die Gemeinde den Namen Unterzeitldorn.
Nach der Auflösung der Gemeinde Unterzeitldorn 1976 wurde der Gemeindeteil Oberharthof nach Parkstetten eingegliedert.

 

 Uraufnahme Oberharthof

Uraufnahme ca. aus dem Jahr 1830
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

1369 Abt Eberwein und der Konvent von Oberaltaich überlassen ihren Hof zu Harthof dem Heinrich Wogner und seiner Frau Margret als Leibgeding4.

1445 Kristan Frawnberger zu Haidenburg, Pfleger zum Natternberg, und Heinrich Nothaft zu Wernberg, Pfleger zu Kirchberg, entscheiden im Streit zwischen Abt Johann von Oberaltaich und Conradt Hartmair zum Harthof, daß die offene Feindschaft zwischen ihnen aufhören soll und der Abt die Forderungen des Hartmair erfüllen soll5.

1447 Conrad Hartmair vom Harthof verzichtet auf alle weiteren Forderungen, nachdem er sich mit dem Abt Johannes von Oberaltaich in der Streitsache wegen einer Geldsumme verglichen hat6

1510 Elisabeth, Witwe des Jorg Schonstainer zu Münster, übergibt ihrem Schwiegersohn Hans Rainer und dessen Frau Margreth das Erbrecht auf dem Harthof bei Münster mitsamt den Erbrechtsbriefen darüber7.

 

1579 sitzt auf dem Oberharthof ein Georg Englberger und auf dem Unterharthof ein Alexander Englberger8.

1597 wird Georg Englberger von Oberharthof mit zwei „Holzwachsen“ besteuert9.

1602 ist in Oberhart Hans Englperger mit einem Hof und einem Garten, der sich „gegen den Helmberg“ befindet, verzeichnet10.

 

 

Der 30jährige Krieg

Es ist zwar leider keine schriftliche Überlieferung dazu bekannt, aber die Bewohner vom Unterharthof, wie auch vom Oberharthof, dürften mit ziemlicher Sicherheit während des 30jährigen Krieges den Schwedenüberfällen zum Opfer gefallen.

Im November 1633 zieht Bernhard von Weimar mit seinen schwedischen Soldaten nach dreitägiger Belagerung in Straubing ein. Von dort aus terrorisieren sie die Landbevölkerung, rauben sie aus und töten oder vertreiben die Menschen. Bis April 1634 bleiben 800 Soldaten als Besatzer in der Stadt11.

Im Januar 1641 ziehen nochmals 600 Reiter von Regensburg kommend an der nördlichen Donauseite herab, die plündern, morden und vieles niederbrennen.

 

 

Die Familie Haimerl kommt auf den Hof

Als erste Bauerseheleute werden ab 1655 Thomas und Barbara Haimerl wieder auf dem Oberharthof genannt. Das Ehepaar ist vorher in Kößnach ansässig.

Sechs ihrer Kinder kommen in Kößnach zur Welt, die restlichen sieben Kinder erblicken auf den Oberharthof das Licht der Welt:
- Barbara (*ca 1646 – 1677) heiratet 1675 in Kirchroth den Bauern Kaspar Hilmer von Altenhof
- Margaretha (*1647) heiratet 1670 in Kirchroth den Bauern Andreas Hien von Thalstetten, später in Rotham ansässig.
- Juliana (*1650)
- Ursula (*1651) heiratet 1678 in Kirchroth Ägid Gaissinger von Sünching
- Mathias (*1653)
- Maria (*1654)

in Oberharthof geboren:
- Katharina (*1655)
- Johann (*1656), Hoferbe
- Ambros (*1658)
- Maria (*1661)
- Michael (*1664)
- Eva (*1666)
- Adam (*1668)

 

Sohn Johann übernimmt ca. 1687 in Hof. Er und seine Ehefrau Eva haben neun Kinder, von denen zwei im Säuglingsalter sterben:
- Martin (*1686)
- Mathias (*1688)
- Walburga (*1689)
- Jakob (*1690), Hoferbe
- Eva (1692-1762) heiratet 1711 in Haibach den Wirt Alexander Zollner von Sicklasberg
- Vitus (*1693)
- Katharina (*1698) heiratet 1715 in Haibach den Bauern Alexander Thanner von Leimbühl

 

Jakob Haimerl ehelicht 1713 die Schmiedstochter Maria Gmeinwieser von Kößnach. Die junge Frau stirbt jedoch, ohne Kinder zu hinterlassen.

Jakob geht eine zweite Ehe mit der Wirtstochter Regina Rössl von Oberparkstetten ein. Fünf Kinder gehen aus dieser Ehe hervor, von denen zwei im Kindsalter sterben:
- Maria Anna (*1719)
- Johann Jakob (*1722)
- Maria (*1724)

 

Haimerl Besitzer

 

 

Die Familie Haimerl zieht nach Straubing und als Nachfolger kommen ca. 1750 Jakob und Margaretha Hien auf den Hof.

Die Hiens waren vorher in Rotham ansässig. Jakob Hien hat aus zwei Ehen elf Kinder.
- Simon (*1739)
- Maria (*1742)
- Jakob (1746-1801) heiratet 1770 die Bauerstochter Katharina Aman von Neudau
- Joseph (*1749)
- Johann (*1750)
- Maria Anna (1754) heiratet 1783 Wolfgang Krä von Wolferkofen
- Johann Kaspar (*1759), Hoferbe

 

Der jüngste Sohn Johann Kaspar übernimmt 1783 den Hof und ehelicht die Bauerstochter Anna Maria Knott von Pichsee.

Das Ehepaar hat sieben Kinder, zwei sterben als Säuglinge:
- Lorenz (*1784)
- Johann Georg (1786-1864) heiratet die Bauerstochter Anna Riedl von Pittrich und wird dort Bauer
- Jakob (*1788)
- Johann (*1790)
- Kaspar (*1792)

1797 stirbt der 38jährige Bauer. Die 38jährige Witwe heiratet ein Jahr später den 36jährigen Bauerssohn Johann Georg Zirngibl von Haidenkofen.

Aus der Ehe gehen nochmals zwei Söhne hervor, von denen einer jedoch als Säugling stirbt.

Als der jüngste Sohn Martin elf Jahre alt ist, stirbt Anna Maria Zirngibl. Der Witwer vermählt sich nicht wieder.

 

Hien Zirngibl Besitzer

 

Sohn Martin Zirngibl übernimmt am 20.01.1823 den Hof mit 331 Tagwerk Grundbesitz. Er hat bereits ein Kind mit seiner Cousine Magdalena Jagenlauf von Dengling, die er zwei Wochen nach der Hofübergabe heiratet.

Es kommen nochmals drei Kinder in der Ehe zur Welt:
- Georg (*1820) erschießt sich versehentlich 1867 mit 47 Jahren
- Walburga (1824-1877) verh. Bachl in Kößnach
- Martin (*1826), Hoferbe
- Josef (*+1830)

 

Magdalena Jagenlauf nimmt sich mit 57 Jahren das Leben und der Witwer heiratet die verwitwete Magdalena Holzer von Moosham.

Der Bauer stirbt jedoch bereits mit 45 Jahren an einer Lungensucht. Die Witwe heiratet daraufhin Anton Käufl, der als Baumeister im Schloss Steinach beschäftigt ist.

 

Zirngibl Besitzer

 

 

Nach dem Tod des Vaters übernimmt Martin Zirngibl jun. den Hof mit 331 Tagwerk Grundbesitz.

Als Bäuerin holt er sich Katharina Streißl vom Sandhof b. Degernbach auf den Hof.

Es kommen sieben Kinder zur Welt, von denen ein Sohn mit neun Monaten stirbt:
- Martin (*1847)
- Katharina (1848-1891), stirbt als ledige Dienstmagd in Ergoldsbach
- Walburga (*1852)
- Sebastian (*1854)
- Rupert (*1856)
- Kreszenz (*1857)

 

Pater Gerard Wieselhuber von Sossau schreibt über ihn12:
„ Martin Zirngibl, ein guter Gesellschafter, aber ein schlechter Hauswirt, ging gänzlich zu Grunde, obwohl ihm sein Eheweib mehr als 10.000 Gulden Heiratsgut ins Haus brachte und auch seine Kinder fleißig arbeiteten.

Er verkaufte bei 45 Tagwerk zur Errichtung des jetzigen Mitterharthofes; er richtete die Waldung zu Grunde; ließ alle Gebäulichkeiten herunterkommen. Der gegenwärtige Zustand bietet ein trauriges Bild dar; die Stallungen sind eingefallen, das Wohnhaus teilweise abgebrochen. Der Stadel droht der Einsturz. Die Felder sind verödet. Seit dem Abzug des letzten Besitzers war es nicht mehr bewohnt. Nur im Ausnahmshause hielt sich manchmal eine Familie auf.
Im Oktober 1875 zog die Familie Zirngibl vom Harthof ab. Er zog nach Ergoldsbach, wo er jetzt in Armut lebt.“

 

Zusätzlich fügte er noch folgenden Nachtrag hinzu:

„Der total ruinierte Oberharthof vom Zirngibl in kurzer Zeit an 5 Besitzerherrn; keiner tat etwas für denselben, jeder spekulierte, wie er ohne Schaden dessen loswerden könnte. Er wurde verpachtet, um mehrere tausend Gulden Schulden abzuschütteln.
Im Januar 1878 wurde er neuerdings zur Versteigerung ausgeschrieben. Als Käufer tat sich hervor G.. Bauer, Metzgermeister in Straubing, um circa 20.000 Gulden bekam er ihn. Dieser kann und will ihn aufrichten – Ja er richtete den Hof auf, scheute keine Kosten u. Anstrengungen. Führte viele hundert Fuhren Dünger aus Straubing nach dem Harthof. Kultivierte mehrere, früher öd gelassene Grundstücke, baute 1880 an das frühere Inhaus ein neues zweistöckiges Wohnhaus, wandelte das Inhaus in eine geräumige Stallung um, richtete einen großen Viehstand ein, wie er früher kaum da war. Die Felder sind wieder aufgerichtet und bergen viel Frucht; in den Waldungen ließ er die öden Plätze mit jungen Setzlingen ausfüllen. (Bauer fhatte einige Jahre zuvor schon 18 Tagwerk Waldung von Limbrunner in Pst. gekauft. Diese stoßen an die Harthofwaldung an) Bilden mit ihnen und den anderen Grundstücken des Harthofes einen selbständigen Jagdbezirk.

Wenn man nach den Kosten fragen würde, die der Harthof dem Hr. Bauer schon verursacht hat, so würde man kaum weniger als 22.000 Gulden hören. Wäre also nebst Ankauf eine Summe von 43.000 Gulden.

 

1891 erwerben Xaver und Therese Röhrl den Hof

1892 tauschen Eidenschink Josef und Therese, geb. Schwarzfischer hierher

1894 erwirbt Johann Schedlbauer aus der Gegend von Rattenberg den Hof.

Am 23.02.1897 ersteigert Anna Stautner den Hof, die ihn

am 26.04.1897 an Schöberl Lorenz und Maria, geb. Nistl, weiterveräußert. Später, nach dem Verkauf des Oberharthofes, zieht die Familie nach Muckenwinkling und erwirbt dort einen Hof.

 

Am 05.01.1904 erwirbt der Steinacher Schloss- und Gutsbesitzer Karl August von Schmieder den kompletten Oberharthof.

Er lässt die verhältnismäßig guten Gebäude abbrechen und die Felder größtenteils anpflanzen und aufforsten.

 

Der Gutsherr bindet die Grundstücke des ehemaligen Oberharthofes in seinen Gutsbetrieb mit ein und nutzt die Fläche vor allem für seine herrschaftlichen Jagden.

 

Heute ist durch den Kiesabbau aus den ehemaligen Grundstücken des Oberharthofes eine großen Seenlandschaft entstanden.

Nur die Hof-Kapelle ist das letzte Überbleibsel dieses jahrhundertalten Hofes.

 

 oberharthof kapelle

 Hinter der Kapelle befand sie die Hofstelle des Oberharthofes
Bild: Claudia Heigl

 

 

 

1 Mondschein Johannes, Die Ortsnamen der Straubinger Gegend, In:  Jahresbericht d. Hist. Vereins Straubing u. Umgebung 5. Jhg. 1902, Straubing 1903
2 Vgl. Mohr, Cornelia: Die Traditionen des Klosters Oberalteich, München 1979, 38.
3 BayHStA München, Kloster Oberalteich Urkunden 23, 24.09.1274
4 BayHStA München, Kloster Oberalteich Urkunden 164, 04.04.1369
5 BayHStA München, Kloster Oberalteich Urkunden 546, 24.08.1445
6 BayHStA München, Kloster Oberalteich Urkunden 560, 06.03.1447
7 BayHStA München, Kloster Oberalteich Urkunden 1017, 13.10.1510
8 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B38, fol. 611, Salbuch Rentkastenamt Straubing 1579
9 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing (Rep. 210) B100, Steuerbuch 1597
10 BayHStA, Kloster Windberg, Akten und Amtsbücher 161, Zehentbuch 1602 und Stiftregister 1628
11 Fink Leo, Straubings Schwedenzeit, in Jahresbericht des Historischen Vereins für Straubing und Umgebung. 35. Jahrg. (1932), S. 44
12 BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Sossau, Band 5 Familienbuch, Geschichte derjenigen Familien und Häuser, welche einst zur Pfarrei Sossau gehörten; entnommen aus den Pfarrbüchern von Sossau u. Pfaffmünster etc. und aus den Aussagen der älteren glaubwürdigen Leute von Zeitldorn und Sossau, zusammengestellt  von Gerard Wieselhuber Ord. Karmeliten, Expositus von Sossau, im Jahre 1877

 

Weitere Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster Unterzeitldorn Bd.7/45-1
StA Landshut, Grundsteuerkataster Unterzeitldorn Bd.7/45-13
BZAR Pfarrmatrikel der Pfarrei Kirchroth
BZAR Pfarrmatrikel der Pfarrei Sossau
BZAR Pfarrmatrikel der Pfarrei Pfaffmünster

 

Stand: 01.03.2024

 

Der halbe Fischerhof

 

heute Mühlenweg 2

 

von Claudia Heigl

 

 

Dieser ehemalige Hof direkt an der Straße nach Cham ist eines der uralten Anwesen in Wolferszell.

Der Hof gehörte zum umfangreichen Besitz der Grafen von Bogen. Durch die Heirat der Grafenwitwe Ludmilla von Bogen 1204 mit dem bayerischen Herzog Ludwig I. kam er in das Eigentum der Wittelsbacher und wurde daher vom Rentkastenamt Straubing verwaltet.

 miedaner hof

Die Hofstelle des Hofes aufgenommen 2016
Bild: Claudia Heigl

 

 

15791 ist der Hof im Besitz von Georg Grimb.
Das sog. Leibgeding läuft aber auf die Khurn-Geschwister. Deren Eltern dürften das Leibrecht auf den Hof für sich und ihre Kindern käuflich erworben haben.

Dieses Leibrecht ist eine Lehensform, die an bestimmte Personen gebunden ist und mit deren Tod endet. Das Leibrecht kann auch "weiterverkauft" werden, endet aber mit dem Tod der ursprünglich Berechtigten dann auch für den Käufer. Durch eine "Kaufsumme" kann das Recht erneuert werden, wenn der Grundherr diesem zustimmt.
Im Salbuch von 1579 ist der Hof mit den Rechten ausführlich beschrieben.
Aufgrund eines durchgehenden fürstlichen Leibgedingsbrief, ausgestellt vom Herzog Wilhelm und seinem Bruder Ludwig im Jahr 1544, haben Wolfgang Khurn von Zerspenzell (Kaspernzell?), Georg Khurn von Straubing, Elisabeth, Hansen Haslpeckhens zu Straßkirchen eheliche Hausfrau und Margaretha, Georgen Steckhens zu Stippich Hausfrau, alle fünf Geschwister, Leibgeding. Zum Hof gehört „eine hilzerne Behausung, ein Stadl mit einer Tenne, Stall und ein Backofen, alles mittelmäßig erbaut.“

Auf der Mühle in Wolferszell finden wir um diese Zeit ebenfalls die Familie Grimm. Ggf. ist Georg ein Bruder des Müllers Sigmund Grimm.

 

Als Besitznachfolger wird 1597 ein Jakob Rormair genannt2, gefolgt von Andreas Grimm, dann dessen Witwe, die in zweiter Ehe mit einem Wolf Feuerl (Foidl) verheiratet ist.

 

Nach ihm ist Konrad Liebhaber auf dem Hof. Dieser Konrad Liebhaber wird mit seiner Ehefrau Eva von 1640 bis April 1647 in den Kirchenbüchern von Steinach als Bauer in Wolferszell genannt.

Vier Liebhaber-Kinder werden in Wolferszell geboren:
- Katharina + 20.05.1640
- Georg * 03.01.1641
- Maria * 02.05.1643
- Johann * 01.04.1647

 

Als das Schwedenheer ab Juli 1647 drei Monate in der Gegend haust wird der Hof verwüstet und die Einwohner entweder vertrieben oder getötet.

Die nächsten Jahre sind auf dem Hof kein Bewirtschafter mehr zu finden und die Äcker und Wiesen veröden3.

 

Ab 1651 folgt ein Georg Wollerstorfer und dessen Ehefrau Maria Katharina geb. Irlmayer4.

Aus einem Geburtsbrief für Sohn Bartholomäus geht hervor, dass sich Georg mit seiner Ehefrau zuerst in Weingarten häuslich niedergelassen hatte, bevor er nach Wolferszell kam5.

Bartholomäus Wallerstorfer von Wolferszell möchte sich in Pilsen, Böhmen, sesshaft machen und bitten um einen Geburtsbrief. Andreas Irhlmayer von Schoppihel 65 J und Sebastian Kornprobst zu Wolferszell 63 J. bezeugen glaubhaft das er ehelicher Geburt ist. Bartholomäus Wallerstorfers Vater, Georg Wallerstorffer hat vor 37 oder 38 Jahren Katharina weil. Stephan Ihrlmayer gew. Bauer in Wollersdorf und Eva ehelich erzeugte Tochter in der Pfarrkirche Kreuzkirchen geheiratet und die Hochzeit Mahllzeit bei Georg Heibl Wirt am Pürgl gehalten und sich im Dorf Weingarten häuslich niedergelassen und neben anderen Kindern auch den Bärtl von ungefähr 24 Jahren, ehelich erworben.

ausgestellt am 29.10.1683

 

Georg Wollerstorfer und alle weiteren Hofnachfolger werden ab 1651 gleichzeitig auch auf dem „1/16 Webergütl“ Haus Nr. 11 (Chamer Str. 8) als Besitzer aufgeführt.

Auch dessen Besitzer dürften den 30jährigen Krieg nicht überlebt haben. Das Webergütl gehörte als Leibgedingshäusl bis 1791 zum Hof.

 

Uraufnahme Fischerhof

Der Fischerhof hatte die Hs.Nr. 21, die Webersölde die Hs.Nr. 11

Uraufnahme ca. aus dem Jahr 1830
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Der Hof bleibt nun 220 Jahre, von 1651 bis 1875, in der Familie, auch wenn sich in den sieben Generationen durch Heirat und Übergabe der Familienname immer wieder ändert.

 

Wollersdorfer Wartern Besitzer

 

Nach dem Tod von Georg Wollerstorfer heiratet die Witwe 1668 den Bauerssohn Markus Wartner von Scheibelsgrub.

Den Hof übernimmt 1680 die Tochter aus erster Ehe, Walburga Wollerstorfer. Sie ist in erster Ehe mit Johann Schmidbauer von Wolferszell verheiratet, der jedoch bereits nach acht Jahren Ehe stirbt.

Die Witwe nimmt daraufhin 1684 Gregor Wacker von Anning zum Ehemann.

Hofnachfolger wird 1727 Sohn Mathias Wacker der sich mit Anna Maria Schleinkofer von Haibach vermählt.

 

Der Hof geht 1763 wieder an einen Sohn, Andreas Wacker, der die Bauerstochter Ursula Hilmer von Münster zur Ehefrau nimmt.

Als der erst 34jährige Bauer stirbt, holt sich die Witwe Michael Stubenhofer von Hof bei Stallwang als Bauern auf den Hof.

 

Den Hof übernimmt 1784 wiederum eine Tochter aus erster Ehe – Katharina Wacker, die sich mit Josef Weber von Aufroth vermählt.

 

Nach dem Tod der Mutter übernimmt Jakob Weber den Hof von seinen Geschwistern.

Er heiratet 1831 die Bauerstochter Anna Geiger von Thurasdorf. Die 32jährige stirbt 1833 an den Folgen einer Geburt. Der Witwer nimmt daraufhin die Schmiedstochter Anna Maria Zwickenpflug aus Wolferszell zur zweiten Ehefrau.

Als zusätzlichen Nebenerwerb errichtet Weber auf seinem Grund zwischen Steinach und Wolferszell einen Ziegelstadel, in dem er Ziegel brennt.

 

Tochter Therese aus dieser zweiten Ehe erbt den Hof und heiratet 1856 den Bauerssohn Joseph Hilmer von Niederkinsach.

 

 Wacker Hilmer Besitzer

 

Der Hof bekommt innerhalb von zwei Jahren vier Besitzer

Am 23.08.1875 verkauft Joseph Hilmer den Hof mit 96,46 Tagwerk Grund an Jakob Götz um 25.300 Gulden. Ein Jahr vorher kam es zwischen Hilmer und dem Aichmüller Alois Hartberger noch zu einer Auseinandersetzung wegen einer Beleidigung.

 

 

 Beleidigung Hilmer Hartberger 1874

Straubinger Tagblatt 1874

 

 

 bavarikon

 So könnte das Haus bereits beim Verkauf 1875 ausgesehen haben.
aufgenommen 1939
Quelle: Archiv für Hausforschung des Instituts für Volkskunde, München, Inventarnummer: r0013001
Fotografen Helmut Stecher/Helmut Prechter, 1939
veröffentlich in Bavarikon

Das Haus hatte noch einen Schrot (Balkon).
Der Schrot war ein geschützter, luftiger Wirtschaftsraum, der z.B. zum Trocknen von Flachs, zum Aufstellen von Bienenkörben oder ggf. zum Einbau von Taubenverschlägen diente.

 

 

 

 Am 25.10.1875 verkauft Götz die Hofstelle mit 26,57 Tagwerk Grund an Anton Ring um 6.500 Gulden. Den Ziegelstadel veräußert er getrennt vom Hof.

Ring tauschte jedoch die Hofstelle am 24.02.1876 mit Wolfgang und Anna Maria Miedaner gegen das Anwesen Nr. 15 in Wolferszell.

 

 Miedaner Besitzer

 

Am 11.10.1887 übernimmt den Hof Sohn Wolfgang Miedaner, der 1891 Anna Schickl von Tragenschwand heiratet. Von ihren dreizehn Kindern sterben zwei im Säuglingsalter.

 

fo wolf 167

 Wolfgang und Anna Miedaner mit neun ihrer elf Kindern
Karolina, Maria, Peter, Ottilia, Rosina, Therese, Kreszenz, Alois, Johann
aufgenommen ca. 1915
Bild: Familie Brielbeck, Ascha

 

 

Als nächster Hofbesitzer folgt sein Sohn Peter (1898-1959), der sich mit der Bauerstochter Maria Steger (1899-1975) von Haselbach vermählt.

 fo wolf 160

Familie Miedaner um 1950
(Bild: Familie Brielbeck, Ascha)

 

 

miedaner hof 1990

Der Schrot war schon ca. 1950 nicht mehr vorhanden. Später wurde der erste Stock in der Mitte auch nochmals erhöht.
 Das alte Bauernhaus wurde im März 1990 abgerissen.
(Bild: Familie Brielbeck, Ascha)

 

 

 

 

 

1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B38, Sal- und Urbarsbuch des Rentkastenamts Straubing, Band II 1579-1807, fol 128
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B100, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1597
3 StA Landshut,  Rentkastenamt Straubing B90, Schmalzbuch des Kasten Straubing 1641-1650
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P59,  fol.127  Heiratsvertrag vom 25.10.1662
5 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P65 II,  fol. 156  Geburtsbrief für Bartholomäus Wallerstorfer aus Wolferszell ausgestellt am 29.10.1683

 

Weitere Quellen:
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Agendorf von 1836
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/2-7 Umschreibeheft von Agendorf 1843 - 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/2-10 Umschreibeheft von Agendorf 1859 - 1894
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/2-14 Umschreibeheft von Agendorf 1894 - 1960
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach

 

Stand: 17.02.2024

 

Das Wagner-Anwesen in Steinach

 

heute Wolferszeller Weg 1

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Die Einöde, nordöstlich von Steinach, wurde erst 1892 von Martin Urban erbaut.

 

80 wagner

Das ursprüngliche Haus wurde inzwischen durch einen Neubau ersetzt.
aufgenommen im Februar 2024
Bild: Claudia Heigl

 

Martin Urban stammte aus Schorndorf und hatte 1880 das Ring-Haus in Steinach Hs.Nr. 69 ½ ersteigert.
1882 verkaufen Urban und seine Ehefrau Katharina das Haus in Steinach und errichten in Wolferszell Hs.Nr. 78 (Kreuzstr. 8, heute Kinzkofer) ein neues Anwesen.

 

Nach der Übergabe des Besitzes 1892 an seine Stieftochter erbaut er für sich nochmals ein Haus in der Nähe seines alten Hofes zwischen Steinach und Wolferszell. 

Das Grundstück, auf dem er das Haus baute, war die sog. „Degellohe“ und gehörte früher zu den Steinacher Gemeindegründen. Hier holten sich die Steinacher Hafner ihren Degel.

 

Uraufnahme 1827

Lage des Anwesens, in der sog. Degellohe.
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas überlagert mit den Gebäuden

 

 

Am 1894 heiratet der Witwer die Söldnerstochter Helena Fischl von Agendorf.

Die 44jährige bekommt nochmals eine Tochter, die ebenfalls auf den Namen Helena getauft wird.

 

1929 stirbt Helena Unger im Alter von knapp 78 Jahren.

1930 heiratete ihre Tochter Joseph Wagner von Gschwendt und übernimmt das elterliche Anwesen.

 

 Wagner Besitzer

 

 

 

 

Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-7, Umschreibehefte zum 1. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 56 - Ende, 1859 – 1906
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-12, Umschreibehefte zum 2. Renov. Kataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 66-Ende, 1906 – 1960
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach

 

Stand: 13.02.2024

 

Das Hafnerhäusl in Münster Hs.Nr. 44 ½

 

ab 1890: Hs.Nr. 69, heute Tassilostr. 13

 

von Claudia Heigl

 

 

Das Grundstück auf dem das Haus steht, gehörte ursprünglich zum sog. „Gregorigütl“ (heute Tassilostr. 11) in Münster.

 

 

Uraufnahme Hafnerhaus

 Das Hafnerhäusl erhielt die Hs.Nr. 44 1/2
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Thomas Platzer erwirbt 1831 den vorderen Teil des Gartens und baut darauf ein Gebäude.

Platzer stammte aus Hengersberg und hatte das Hafnerhandwerk erlernt. Bereits 1820 hatte der Hafner den Ingerl-Hof (alte Hs.Nr. 48) von der Hafnerswitwe Anna Maria Wiesinger erworben, den er 1827 weiterveräußerte. Thomas und seine Ehefrau Maria erwerben im Laufe der Jahre noch Grundbesitz dazu.

 

1866 übernimmt sein Sohn Anton Platzer das Anwesen, der ebenfalls als Hafnermeister tätig ist.
Er vermählt sich mit der Söldnerstochter Kreszenz Geith von Münster.

Das Hafnerhandwerk ist jedoch ein aussterbendes Gewerbe. Die Töpferwaren werden immer mehr von den Metallwaren abgelöst.

 

Als der Sohn Joseph Platzer 1910 den Hof übernimmt, ist dieser nicht mehr als Hafner tätig.

Neun Jahre später nimmt er die Söldnerstochter Franziska Zens von Münster zur Ehefrau.

Als Joseph Platzer im Alter von 47 Jahren an einer Lungentuberkulose stirbt, vermählt sich die Witwe mit Johann Wagner aus Alburg.

 

 

Platzer Besitzer

 

 

 

Weitere Quellen:
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-5, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 3-59 von 1843 – 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-10, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 70 bis Ende von 1859-1893
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-14, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 82 von 1893 – 1960
Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster

 

Stand: 13.02.2024

Das Jägergütl in Münster Hs.Nr. 49

 

ab 1890: Hs.Nr. 82, heute Falkenfelser Str. 1

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Bei diesem Anwesen handelt es sich um das frühere Jägerhaus in Münster.

Das Chorherrenstift besaß umfangreichen Grundbesitz in Münster, darunter 320 Tagwerk Wald und hatte das Jagdrecht.
Für die Ausübung der Jagd war ein Jäger angestellt, der in einem Haus wohnte, das dem Stiftskapitel gehörte.

Als erster bekannte Jäger wird 1696 ein Christoph Eisenzapf in Münster genannt.

Zwischen 1728 und 1730 ist ein Franz Karl Hofinger als Jäger in Münster urkundlich erwähnt.

 

Hofinger Besitzer

 

Ca. 1750 ist der Jäger ein Johann Georg Käpel, gefolgt 1765 von seinem Schwager Stephan Rueland.

 

Kaepel Rueland Besitzer

 

Seit ca. 1793 ist ein Michael Zäch Jäger in Münster.

Durch die Säkularisation werden sie Besitztümer des Chorherrenstifts St. Tiburtius und St. Jakob verstaatlicht, dazu gehört auch das Jägerhaus.

Uraufnahme Ziegelstadel Muenster

Das Jägerhaus hatte die Hs.Nr. 49
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

Ab 1809 Privateigentum

1809 erwirbt Michael Zäch das Jägerhaus vom Bayerischen Staat.

Direkt neben dem Jägerhaus lag auch der Ziegelstadel mit dem Brennofen des Chorherrenstifts, der im Rahmen der Säkularisation ebenfalls in Staatseigentum überging.
Als ihn am 20. Juni 1811 der Staat meistbietend versteigern ließ, bekam der pensionierte königliche Revierförster Michael Zäch um 1515 Gulden den Zuschlag1.
An Gründen gehörte noch dazu: zwei Tagwerk Tegelgrund, vier Tagwerk Lehmgrund und vier Tagwerk am Buchberg zum Kalksteingraben.

Der Ziegelstadel wurde von Zäch’s Sohn und Enkel, wenn auch in verkleinertem Umfang, weiterbetrieben, die ebenfalls auch noch die Jägerei ausübten.

 

Zaech Besitzer

 

1891 übernimmt Rupert Zäch jun. das Anwesen und baut das Wohnhaus neu, während die Nebengebäude abgerissen werden. Die Ziegelei dürfte wohl um diese Zeit wegen Unrentabilität eingestellt worden sein.

Am 15.11.1896 vertauschen Rupert und Therese Zäch ihr Anwesen in Münster mit Max Spranger gegen dessen Anwesen Hs.Nr. 47 in Bogen.
Nach dem Tod von Max Spranger wird das Anwesen versteigert. Höchstbietender ist Xaver Petzenhauser, Privatier in Straubing. Spranger’s Witwe heiratet den Münsterer Bauern Franz Xaver Geith.

 Spranger Besitzer

 

 

Am 27.01.1902 kauft die Tochter Maria Spranger das Anwesen um 9.500 Mark zurück und vermählt sich mit Johann Huber.

Am 15.06.1908 verkauft das Ehepaar den Hof an die Immobilienhändler Mann Moses Josef in Rothenburg u. Starck Ferdinand in Emertshofen um 23.500 Mark.

Der Hof wird zertrümmert und die Grundstücke an verschiedene Käufer veräußert.

 

Am 22.06.1908 erwerben Josef und Anna Wagner (vorher Münster alte Hs.Nr. 50, heute Falkenfelser Str. 17) das Haus und transferieren ihre Grundstücke von ihrem alten Anwesen hierher.

 Wagner Bachl Besitzer

 

Ihre Tochter Kreszenz Wagner übernimmt das Anwesen und vermählt sich mit Josef Bachl von Steinach.

 

 

1 Agsteiner Hans, Ziegel aus Münster für den Wiederaufbau, veröffentlicht in der Straubinger Zeitung am 21.10.1991

Weitere Quellen:
BayHStA München, Hofanlagsbuchhaltung 248, Steuerkonskription der Hofmark Münster 1752
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster von 1838
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser u Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach rev Duplikat 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibbuch zum Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach 1814-1843
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-5, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 3-59 von 1843 – 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-10, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 70 bis Ende von 1859-1893
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-14, Umschreibehefte Münster Hs.Nr. 1 - 82 von 1893 – 1960
Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster
bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Parkstetten

 

Stand: 13.02.2024