Das verschwundene Anwesen Hs.Nr. 90, später Moos Nr. 3

 

von Claudia Heigl

 

 

Mitten im neuen Gewerbegebiet Steinach-Süd an der Autobahn A3 befand sind rund 100 Jahre lang ein Bauernhof, von dem heute keine Spuren mehr sichtbar sind.

Das Grundstück, auf dem der Hof errichtet wurde, gehörte ursprünglich zum Dietl-Hof Hs.Nr. 17 in der heutigen Bachstraße, in Steinach. Als Josef und Theresia Dietl ihren Steinacher Hof am 17.01.1898 an den Immobilienhändler Adolf Stein verkaufen, trennt der Kaufmann ca. 10 ha Grundbesitz von dem Dietl-Hof ab und errichtet darauf südlich von Steinach ein neues Wohnhaus mit Stall, Keller, Stadel, Backofen und Brunnen. Das neue Anwesen erhält die Hs.Nr. 90 und gehörte zur Gemarkung Steinach1. 1961 bekommt es die Bezeichnung Moos 3.

 

Ortskarte Steinach

Das Anwesen wurde später noch erweitert.
Vermessungsamt Straubing, Ortskarten von Steinach Nr. 173 u. 173b

 

 

Lange hält sich jedoch vorerst keiner auf dem Hof. Im Laufe der Jahre wechselte die Hofstelle oftmals den Eigentümer:

Am 01.08.1898 tauschen Reiter Johann und Maria ihr Anwesen in Zulling Nr. 45 gegen das neu geschaffene Steinacher Anwesen ein.

Am 01.12.1901 tauschen Kammermaier Josef und Josefa ihr Anwesen in Thalham Nr. 31 hierfür ein.

Am 01.07.1902 tauschen Müller Franz und Anna ihr Anwesen Nr. 918 1/81 in Straubing dagegen.

Am 10.09.1902 kauft Mandl Johann von Hagenau das Anwesen um 12.000 Mark mit 10,285 ha. Grund.
Am 27.02.1903 verkauft Johann Mandl das Anwesen jedoch wieder und erwirbt hierfür 1905 den Hof in Pellham, auf dem die Familie noch heute lebt.

 

Neue Eigentümer sind Xaver und Kreszenz Holmer, die den Hof mit 10,285 ha um die gleiche Summe von 12.000 Mark erwerben.  Die Holmer waren vorher auf dem Singberg ansässig. 1902 kaufte August von Schmieder ihre dortige Hofstelle mit 6,455 ha Grund um 11.975 Mark. Der alte Holmer-Hof war Teil des Grundstückes, auf dem das Neue Schloss errichtet werden sollte. Da der Steinacher Gutsbesitzer den Hof der Familie Holmer unbedingt haben wollte, gab der neue Schlossherr der Familie Holmer damit den Anreiz, ohne Aufzahlung eine größere Hofstelle in guter Lage zu erwerben.

 

Holmer Besitzer

 

 

Am 03.04.19122 kauft schließlich Josef Schambeck von Salmannsgrub das Anwesen um 27.000 Mark und Xaver und Kreszenz Holmer ziehen mit ihrer jüngsten Tochter Amalia nach Straubing.

 

Schambeck Riedl Besitzer

 

 

Als Josef Schambeck mit 53 Jahren stirbt, vermählt sich dessen Witwe mit Karl Himmelstoß von Kleingeraszell.
Nach dem Tod von Therese Himmelstoß, geb. Riedl, erbt 1945 das Anwesen Max Riedl, Gastwirt in Sattelbogen.

Ab 1948 bis 1956 wohnt eine Familie Wanninger, wohl Verwandte der Riedl’s, auf dem Hof.

Am 16.01.1952 übergibt Max Riedl das 10,9 ha große Anwesen an seine Tochter Frieda Riedl und deren Ehemann Josef Landstorfer. Josef stammt aus dem Landstorfer-Hof in Gschwendt. Da Josef durch einem Motorradunfall ein verkürztes und steifes Bein hatte, konnte er die Landwirtschaft nicht mehr betreiben.
Als die Planung für die Trasse der neuen Autobahn A3 nahe am Hof vorbeigeht, verkaufen die Landstorfer’s ca. 1972 die landwirtschaftlichen Grundstücke rund um den Hof an die Autobahndirektion und bauen hierfür ein Sechs-Familienhaus in Straubing. Schließlich veräußern sie auch noch die Hofstelle an den Steinacher Gastwirt Erwin Herrnberger und ziehen in ihr Haus nach Straubing, wo Frieda Landstorfer ein Jahr später im Alter von 44 Jahren stirbt.

 

 

Landstorfer josef frieda

Frieda (1929-1973) und Josef Landstorfer (1925-1992)
Bild: Cornelia Landstorfer

 

Die Felder, die nicht vom Autobahnbau betroffen waren, werden im Rahmen der Flurbereinigung an die Landwirte der Gemeinde Steinach und Agendorf später neu verteilt.

Da Erwin Herrnberger die Hofstelle, zusammen mit seinem Neffen Peter Meier, als Stallung für Western-Pferde nutzt, bekommt sie die Bezeichnung „die Ranch“. Peter Meier ist übrigens der geistige Vater und Mitbegründer der späteren Westernstadt Pullman City in Eging am See.

 

moos3 1991

 Das Anwesen in Moos 3 aufgenommen im September 1991
Quelle: Pfarrarchiv Steinach, Luftbilder Pfarrer Mass

 

Nach dem frühen Tod von Erwin Herrnberger (+1977), wechselt das Haus später noch mehrmals den Besitzer, bis es schließlich die Gemeinde Steinach erwirbt und die Gebäude abreißt, da es inmitten des neu geplanten Gewerbegebietes liegt.

 

 gewerbegebiet 2019

Die aufgelassene Hofstelle inmitten des zukünftigen Gewerbegebietes im Jahre 2019.
Im Hintergrund Steinach.
Bild: Claudia Heigl

 

 

2020 errichtet die Firma Sennebogen auf dem früheren Areal dieses Aussiedler-Hofes ihr neues Customer Service Center.

 

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Inmitten der Sennebogen-Baustelle erkennt man am oberen Rand noch die Grundrisse des alten Hofes
aufgenommen April 2020
Bild: Claudia Heigl

 

 

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 Die Sennebogen-Baustelle aufgenommen November 2020
Bild: Claudia Heigl

 

 

 

 

1 StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-8, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 56 – Ende Steinach, 1859 - 1906
2 StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-12, Umschreibehefte zum Urkataster der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 66 – Ende Steinach, 1906 - 1960

 

Der verschwundene „Lehmoos-Hof“

weitere Schreibweisen: Leimos, Lehmoos, Lemmeshof, Hof im Lehmoos

 

von Claudia Heigl

 

 

In der viertältesten Urkunde des ehemaligen Schlossarchivs von 1410 wird der Hof im „Leimos“ bereits erwähnt, der im Eigentum der Warter von Steinach war1.
Er war nach Schloss und Pfarrhof, das drittgrößte Anwesen in Steinach.

Der stattliche Hof lag an der Grenze zum Steinacher Moos, inmitten des fruchtbaren Lössbodens südlich von Steinach, „etwa eine 1/8 Stunde vom Dorf entfernt“, wie Josef Schlicht schreibt.

15832 wird er als  Lemmeshof oder Hof im Lehmoos bezeichnet, auf dem ein Hans Schuhbauer Leibrecht hat.
Schuhbauer dient jährlich mit 2 Schaff Weizen,  2 Schaff Korn, 2 Schaff Gerste, 2 Schaff Hafer, Wiesengilt 25 kr 2 Pfg, 2 Gänse, 10 Händl, 30 Eier und einem Kalb an die Steinacher Schlossherrschaft.

16233 hat ein Michael Wolf, der Stiefsohn von Wolf Schuhbauer das Leibrecht auf dem Hof. Bewirtschaftet wird er jedoch von einem Hans Haas. Der Bauer zahlt Steuer für ein Roß, vier Ochsen, drei Kühe, einem Fohlen und vier Schweine.

 

 

Steinach LehmoosDie rot eingezeichneten Felder werden höchstwahrscheinlich zum Lehmoos-Hof gehört haben
Beim "Lehmosgartenfeld" dürfte der Standort der Hofstelle gewesen sein.
Quelle: Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

Danach wird der Hof in keinem Steuerregister mehr erwähnt.

Vermutlich sind die Besitzer bereits beim ersten Schwedeneinfall im November 1633 umgekommen und der Hof wurde zerstört.
Nachdem das Schwedenheer dreimal in der Gegend waren – 1633, 1641, 1647 – und dabei viele Höfe zerstört und ihre Bewohner getötet haben, dauerte es Jahrzehnte bis die Höfe wieder alle bewohnt waren und die Felder wieder bewirtschaftet werden konnten.

Der Name erscheint erst wieder im Hofanlagsbuch von 17524. Jedoch bei einem Hof an ganz anderer Stelle – nämlich bei dem Hof des Simon Hien am Ortsrand von Steinach (alte Hs.Nr. 17, an der Bachstraße)

 

Schaut man sich das Liquidationsprotokoll von 18385 an, so findet man bei diesem Hof u.a. auch die Felder mit den Flurnamen:

  • Lehmosacker (Fl.Nr. 424-426)
  • Lehmoswiese (Fl.Nr. 481)
  • Lehmosgartenfeld (Fl.Nr. 482) (Hier könnte der Standort der Hofstelle gewesen sein.)
  • Lehmosacker (Fl.Nr. 483)
  • Lehmoosflecken (Fl.Nr. 484)
  • unteres Lehmosfeld (Fl. Nr. 493a)

 

Wie es scheint, wurde die alte Hofstelle im Lehmoos nicht mehr aufgebaut und die Felder dem späteren Dietl-Hof in Steinach Nr. 17 zugeschlagen

Ein Nachfahre des Simon Hien, Josef Dietl (*1812) erzählte dem Steinacher Schloßbenefiziaten und Heimatforscher Josef Schlicht noch, „dass er selbst die ursprüngliche Hofstelle mitten im Dietlfeld noch gekannt und den Hügel und Urbau in vielen hundert Wagenladungen abgefahren hatte.“

 

Nach dem 30jährigen Krieg (1618 – 1648) sind in Steinach, gerade im unteren Dorf, einige Hofstellen verschwunden, bzw. verwaist gewesen.

Damit wurde der Dietl-Hof, wie er später genannt wurde, einer der größten Höfe in Steinach, der 1838 die Haus Nr. 17 erhielt.

 

2020 benannte die Gemeinde Steinach die neue Straße von der Kreisstraße SR 8 zum Gewerbegebiet Steinach Süd „Zum Lehmoos“, zur Erinnerung an die uralte Hofstelle und Flurbezeichnung.

 

 

 

lehmoos mit strassenZur besseren Orientierung die ursprüngliche Hofstelle, überlappt mit einer aktuellen Karte und den heutigen Straßenverläufen.

Quelle: Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

1 Schlicht Josef, „Steinach – ein niederbayerisches Geschichtsbild“, veröffentlicht im Straubinger Tagblatt Nr. 39 am 01.08.1881, Lfd.Nr. 9 der Reihe, Hans von Warter verkauft seinen Anteil vom Schlossgut an seinen Bruder Ersasmus von Warter. Dazu gehörter auch der Hof zu Leimos
2 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, S. 96
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
4 BayHStA München, Hofanlagsbuchhaltung 248, Hofmark Steinach 1752
5 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach 1838

 

 

Das Nebenhaus des Wirtshauses in Agendorf

neue Anwesen Hs.Nr. 46

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Das heutige Anwesen in der Mitterfelser Str. 10 in Agendorf gehörte ursprünglich zum Wirtsanwesen in Agendorf.

 

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 Links vom Wirtshaus das ehemalige Nebenhaus und heutige Stautner-Anwesen
aufgenommen Oktober 2018
Bild: Claudia Heigl

 

 

Die Bierbrauerseheleute Hedwig und Jakob Dietl von Straubing erwerben 1876 das Wirtsanwesen von Anna Maria und Franz Xaver Stierstorfer mit insgesamt 76 Tagwerk Grundbesitz.

 

1876 wird aus der Fl.Nr. 5 eine Teilfläche weggemessen und die Fl.Nr. 5 ½ gebildet, worauf die Dietl’s ein neues zweistöckiges Wohnhaus errichten – dass die neue Hs.Nr. 46 erhält.

 

 

Ortsplan Agendorf174bRechts vom Wirtshaus das Nebenhaus
Quelle: Vermessungsamt Straubing, Ortsplan Agendorf Nr. 174b

 

Es diente als Wohnung für Dienstboten. Das neue Haus hatte mit dem Wirtshaus gemeinsame Rechte: Brunnenrecht, Backofenrecht, und eine gemeinsame Ein- und Ausfahrt mit dem Wirtsanwesen Nr. 45.

 

fo agdf 161 Das Stautner-Anwesen um 1940
(Bild: Familie Stautner, Agendorf)

 

 

Am 06.07.1880 verkaufen die Bierbrauerseheleute das Haus zusammen mit 8 Hektar Grundbesitz um 16.457 Mark an Michael und Franziska Stautner von Grafenkirchen.

Bei dem Anwesen handelte es sich um das zweistöckige Wohnhaus mit Stallung unter einem Dache und Stadel.  1889 kommt noch ein neuer Kuhstall hinzu.


1908 übernimmt Josef Stautner den Grundbesitz von seinen Eltern. 1910 vermählt er sich mit der Bauerstochter Theres Alt von Grafenkirchen.

 

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Besitzer Stautner

 

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Josef und Theres Stautner um 1915
(Bild: Familie Stautner, Agendorf)

 

 

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Josef Stautner mit Tochter Therese (*1912) auf dem Gäuwagerl
aufgenommen ca. 1915
(Bild: Familie Stautner, Agendorf)

 

 

 

 

 

Quellen:
Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep. 127), Sig. 17/2-10, Umschreibeheft zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1859 - 1894
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep. 127), Sig. 17/2-14, Umschreibeheft zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1894 - 1960

 

Stand:
23.05.2021

 

Die Schmiede in Agendorf

 

 

von Claudia Heigl

 

 

Das Dorf Agendorf bestand ursprünglich nur aus den Bauernhöfen und dem Wirtshaus.

 

 

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 aufgenommen im Oktober 2018
(Bild: Claudia Heigl)

 

 

Erst als am 08.03.1831 die Wirtswitwe Maria Anna Lehner den sog. kleinen Zeindlacker hinter dem Wirtshaus an die Eheleute Johann und Anna Maria Hierl von Ascha verkauft, wird ein Schmied in Agendorf ansässig.

 

 

 

ortsplan agendorf174b

Fl.Nr. 4 ist die neue Schmiede mit der Hs.Nr. 46 1/2
Vermessungsamt Straubing, Ortsplan Agendorf Nr. 174b

 

Das Ehepaar errichtet ein kleines Haus auf dem Grundstück, das die Hs.Nr. 46 ½ erhält. Von den sieben Kinder, überleben sechs:
- Theresia (*1823) heiratet 1851 Joseph Räß, Söldner in Agendorf Nr. 39
- Andreas (*1828) Hoferbe
- Anton (*1830)
- Johann Baptist (*1832)
- Jakob (*1838) heiratet 1872 Katharina Färber und macht sich als Schmied in Steinach Nr. 53 1/2 ansässig
- Anna Maria (*1840)

 

 Besitzer Hierl

 

 

Sohn Andreas übernimmt 1856 die Schmiede in Agendorf und heiratet die Schneiderstochter Therese Bugl von Neuvielreich. Ihr einziges Kind, Sohn Xaver, stirbt jedoch schon mit zwei Tagen am 10.08.1859.

 

Am 21.06.1881 verkaufen die Schmiedseheleute das Schmiedanwesen an Josef Lankes von Landorf um 5.142 Goldmark. Es umfasst damals Wohnhaus, Stallung, Schmiede, Streuschupfe, Stadel und Hofraum mit insgesamt 2,3 Tagwerk Grund.

1882 heiratet der Schmied Josef Lankes die Bauerstochter Theresia Laumer von March bei Loitzendorf. Das Ehepaar erweitert ihren Besitz laufend durch Zukäufe von Grundstücken.

1920 übergeben sie die Schmiede an ihren Sohn Xaver, der sich mit der Söldnerstochter Theresia Heimerl von Steinach vermählt.

 

 

Besitzer Lankes

 

 

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Das Lankes-Anwesen, vorne links die Schmied-Werkstätte
Das Wohnhaus wurde 1950 errichtet, die Werkstätte stammt aus dem Jahr 1920
(Bild: Familie Bogenberger, Agendorf)

 

 

 

1953 heiratet Tochter Therese Lankes den Schmiedemeister Johann Bogenberger aus Steinach und übernimmt den Besitz von den Eltern.

 

 

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 Das Bogenberger-Anwesen aufgenommen 1980/1985
(Bild: Familie Bogenberger, Agendorf)

 

 

 

 

Quellen:
Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach
StA Landshut, Rentamt Straubing B130, Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf incl. Agendorf 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B131, Umschreibebuch zum Häuser- und rustikalsteuerkataster Trudendorf incl. Agendorf 1814 - 1843
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep. 127), Sig. 17/2-6, Umschreibeheft zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1843 - 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep. 127), Sig. 17/2-10, Umschreibeheft zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1859 - 1894
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep. 127), Sig. 17/2-14, Umschreibeheft zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1894 - 1960

 

 

Stand: 24.08.2022

 

Das Wirtshaus in Agendorf Hs.Nr. 45

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Das Wirtsanwesen in Agendorf dominierte jahrhundertelang den kleinen Ort. Strategisch an einer alten mittelalterlichen Fernstraße gelegen, bot es Unterkunft auf der mühevolle und gefahrenvolle Reise. Die alte Handelsstraße zog sich, südlich kommend von den Alpen, über Mitterfels ins Chamer Becken bis nach Böhmen hinein. Wie lange genau das Wirtshaus schon bestand, lässt sich aufgrund der Quellenlage nicht genau bestimmen. Sein Ursprung dürfte jedoch weit ins Mittelalter zurückgehen.

 

 

Die Familie Babst als älteste Familie in Agendorf bekannt

Bereits in einem Sal- und Urbarsbuch des Hochstifts Augsburg aus dem Jahr 1324 wird ein Ulrich Bapst als Lehensträger in Agendorf genannt1. Neben einem Viertel Bau im Dorf Agendorf, hat er noch bei der Bapstfurt (wird heute als "Paßbruck" bezeichnet).2, im Nazzenvrst (Nassenforst) und im Moze (Moos) Grundbesitz als Lehen verliehen bekommen.

 

1446 tritt ein Marthan Babst von Agendorf als Zeuge auf3.

1529 bewertet Hans Babst seinen Besitz in Agendorf mit 26 Pfund Pfennige und zahlt dafür 6 Schilling 28 Pfennige an Steuer an das Domkapitel Augsburg4.

1535 verkauft das Domkapitel Augsburg die Rechte an der Stadt Straubing und von diversen Gütern, u.a. auch von dem Dorf Agendorf, an Herzog Ludwig X. von Bayern. Der Grundherr des kleines Ortes ist damit bis ins 19. Jahrhundert der Herzog von Bayern. Der Besitz wird vom Rentkastenamt Straubing verwaltet und die Steuern eingezogen.

Bis dahin wird in Agendorf noch kein Wirtshaus erwähnt, was aber nicht heißen muss, dass keines vorhanden war. Auch steht die Familie Babst (weitere Schreibweise Pabst) vorerst nicht in Zusammenhang mit dem Wirtsanwesen. Aber spätestens 1550 haben sie das Schenkrecht verliehen bekommen. Was auch bedeutet, dass es dann urkundlich nachweisbar ein Wirthaus gab.

 

 

 

Uraufnahme 1827

 Das Wirtshaus in Agendorf mit der alten Hs.Nr. 45
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bayerische Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

Im Salbuch von 15795 wird explizit das Schenkrecht erstmals beschrieben. Hier heißt es:

Wilhelm Schleinkhover hat das Schenkrecht alda zu Agendorf. Darauf Andre Babst zu Deggendorf, Wolf Babst und Anna, Paulus Prambs zu Steinach Hausfrau, alle drei Geschwister, weiland Hannßen Babst und Katharina seiner Hausfrau, beide seligen verlassen Kinder, Leibgeding haben. Ausgehend von einem durchgehenden Leibgedingsbrief ausgefertigt vom Herzog Albrecht in Bayern im Jahr 1550.

 

Das bedeutet, dass Hans und Katharina Babst, bzw. dann deren drei Kinder, ein persönliches Schenkrecht verliehen bekommen hatten. Dieses Recht konnte zwar „verpachtet“ werden, endete jedoch mit dem Tod des Nutznießers. Gerade bei Gewerberechten finden man diese Verleihform öfters.

 

Neben dem Schenkrecht besitzt Wilhelm Schleinkofer seit 1551 noch einen Viertel Bau, zu dem weder Haus noch Hof gehört. Also einen reinen Grundbesitz darstellt.
Und er besitzt einen Viertel Bau aufgrund eines Kaufbriefes von 1580. Zu diesem gehört eine hölzerne Behausung, ein Stadel mit einer Tenne, Stall und ein Backofen, alles wohlerbaut.

 

Hierbei handelt es sich bereits um das bekannt Wirtsanwesen in Agendorf, deren Besitzer bis heute durchgehend bekannt sind.

Dieser Wilhelm Schleinkofer dürfte wahrscheinlich die Witwe des Hans Babst geheiratet haben, die jedoch 1579 auch bereits verstorben war.

15826 heiratet die Tochter des ehemaliges Wirtes Hans Babst,  Anna Babst einen Georg Schindlmayer und übernimmt mit ihm das Wirtshaus in Agendorf.

16027 sind beide wahrscheinlich Tod, denn in diesem Jahr erkauft sich Georg Schleinkofer mit seiner Ehefrau Barbara erneut das Leibrecht auf das Schankrecht. Georg dürfte der Sohn des Wilhelm Schleinkofer gewesen sein.

 

 

Besitzerfolge Babst

 

 

Ab 1639 ist Peter Wenzl als Wirt in Agendorf nachgewiesen, der mit Barbara Schleinkofer, einer Tochter des Vorgängers verheiratet ist.  Peter stammt von Hoerabach und hat auch den dortigen elterlichen Hof übernommen. Zwischen Juli und September 1647 wird der Wenzl-Hof in Hoerabach jedoch von den schwedischen Soldaten abgebrannt.

 

 

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Das stattliche Gasthaus ist das Zentrum von Agendorf
aufgenommen am 10.10.2018
(Bild: Claudia Heigl)

 

1652 bis 1654 sind auf dem Agendorfer Wirtshaus Georg und Rosina Stubenhofer als Wirtsleute anzutreffen. Georg ist der Sohn des sehr vermögenden Wirtes Georg Stubenhofer sen. von Gschwendt, der vielen Bauern in der Umgebung Geld leiht. Vielleicht hatten Peter und Barbara Wenzl bei ihm Schulden, so dass sein Sohn vorübergehend das Wirtshaus in Agendorf übernimmt.

1654 verkaufen Peter und Barbara Wenzl nämlich den Agendorfer Besitz. Als Peter Wenzl 1660 im Alter von 45 Jahren stirbt, vermerkt der Pfarrer im Sterbeeintrag „armer Witwer“.1654 wird ein Georg Hausinger als Wirt in Agendorf genannt. Er ist mit einer Margaretha verheiratet, die ebenfalls eine Tochter des vorigen Georg Schleinkofer gewesen sein dürfte. Bei einer Erbverteilung im April 1654 wird er als einer von „Georg Schleinkofer’s 15 Erben“ bezeichnet8. Leider ist der Vertrag nur noch in Fragmente vorhanden, so dass näheres nicht mehr herauszulesen ist.

Georg Hausinger dürfte aus der Bierbrauersfamilie Hausinger in Bogen stammen.

Von ihm sind sechs Kinder bekannt:
- Regina, Bäuerin in Niedermenach. Drei mal verheiratet – 1659 mit Apoiger Adam, 1676 mit Hilmer Simon und 1680 mit Sagstetter Martin. Durch die Heirat mit der Witwe ist Martin Sagstetter auf den Hof in Niedermenach gekommen, wo die Familie Sagstetter noch heute ansässig ist.
- Walburga, Söldnerin in Pittrich heiratete 1663 Johann Söldner von Pittrich
- Maria verheiratet mit Kaspar Kagermaier, Müller von Kößnach
- Jakob, 1684 Bierbrauer in Bogen
- Agatha heiratet 1671 Mathias Turl, Bäcker in Bogen
- Sebastian, Erbe des Wirtshauses in Agendorf

 

 

Besitzerfolge Hausinger

 

 

Sohn Sebastian Hausinger folgt ihm als Wirt in Agendorf nach. 1665 verheiratet sich Sebastian mit Maria Straßmayer von Taxberg (hier wird wohl das heutige Weißendachsberg gemeint sein).

Maria Hausinger bringt zehn Kinder zur Welt, von denen vier sicher das Erwachsenenalter erreichen:
- Christoph (*24.12.1665) stirbt ledig am 02.05.1695 in Steinach als Bierbrauer
- Georg (*30.12.1671), Nachfolger
- Maria (*28.02.1674) heiratet am 02.08.1694 in Steinach dem Witwer und Wirt Kaspar Miller von Aiterhofen
- Johann (*22.06.1675) wird evtl. Wirt in Schönstein

Sebastian Hausinger finden wir in den Kirchenbüchern des öfteren als Trauzeuge. Außerdem tragen er und seine Ehefrau die Kinder der Wirtseheleute Schink und der Schmidseheleute Zwickenpflug von Wolferszell als Paten zur Taufe. Durch den wohlhabende Wirt Sebastian Hausinger ist das Wirtshaus auch als gemauerter Bau um 1695 neu errichtet worden9. Wahrscheinlich an Stelle des alten hölzernen Hauses von 1579. Vorbild könnte hierfür der bereits 1630 neu errichtete vollkommen gemauerte Wirtsbau in Gschwendt gewesen sein. Dem wollte man nicht nachstehen.

 

Der zweite Sohn Georg (*1671) übernimmt 1703 das Wirtsanwesen und heiratet die Bauerstochter Katharina Stegbauer von Niedermenach. Aus der Ehe entsprießen ebenfalls nochmals fünf Kinder, von denen jedoch nur die Tochter Anna Maria das Erwachsenenalter erreicht.

Am 21.05.1726 stirbt Katharina Hausinger mit nur 45 Jahren, drei Tage nach ihrer 20jährigen Tochter Anna Maria. Der nun kinderlose Witwer Georg Hausinger heiratet ein Jahr später die 53jährige Katharina Regler von Ingolstadt.

Das Wirtsanwesen übernimmt schließlich 1735 ein Johann Hausinger von Schönstein, bei dem es sich höchstwahrscheinlich um seinen Neffen handelte.

Nach dem Tod des 53jährige Wirts Johann Hausinger vermählt sich die Witwe Maria Anna 1753 mit dem Bauerssohn Bartholomäus Pösl von Oberniedersteinach. Als Maria Anna 1779 mit 66 Jahren stirbt, nimmt der Wirt Pösl die Bauerstochter Anna Maria Krieger von Straubing zu Frau.

 

Am 8. Mai 1807 verkauft Anna Maria Pösl das Wirtsanwesen an ihren Vetter Josef Lehner von Riedling. Bartholomäus Pösl muss also bereits gestorben sein. 1809 nimmt Josef Lehner die Bauerstochter Maria Anna Heisinger von Hoerabach zur Frau. Theresia Lehner, eine Schwester des Josef Lehner heiratet 1810 in den Hiegeist-Hof von Hoerabach ein.
Aus der Ehe gehen fünf Kinder hervor, von denen eins im Kindsalter stirbt: Joseph (*1811), Franz Xaver (*1813), Michael (*1815) , Alois (*+1816) und Maria (*1818)

Durch die Wirtseheleute Josef und Maria Anna Lehner dürfte das Wirtshaus auch einen neuen Dachstuhl bekommen haben. Bei Untersuchungen wurde ein Dachbalken mit der eingeritzten Jahreszahl 1821 gefunden10.

Am 07. Dezember 1830 wird der 48jährige Wirt Josef Lehner von dem Bauerssohn Bartholomäus Brandl von Alburg im eigenen Wirtshaus erstochen.

Drei Monate später, am 08.03.1831 verkauft die Wirtswitwe den sog. Zeindlacker an die Schmiedseheleute Johann und Anna Maria Hierl von Ascha, die darauf ein Haus mit Schmiede errichten.

 

Am 23. März 1832  veräußert Maria Anna Lehner schließlich das komplette Wirtsanwesen an die Eheleute Wurm Johann und Therese, geb. Loichinger, von Perkam. Zwei Wurm-Kinder kommen in Agendorf zur Welt, die jedoch schon bald wieder versterben.

 

Besitzerfolge Wurm

 

 

Am 29. August 1839 erwirbt Johann Wurm sen. von seinem Sohn den „halben Wirtshof“, zusammen mit drei Äcker und 4 Tagwerk Wiese, um 12.500 Gulden und übergibt ihn am 3. September 1839 an seinen weiteren Sohn Peter Wurm. Dieser heiratet zwei Wochen später die Bierbrauerstochter Josepha Schmidhuber von Landau.

Josepha bringt zwei Kinder zur Welt:
- Josepha (*12.07.1840), heiratet 1861 Georg Erndl, Bauer in Pellham, und macht sich später als Gütlerin auf dem Wolfsberg ansässig
- Peter (*15.09.1841 + 06.10.1841)

Die junge Mutter ist jedoch gesundheitlich angeschlagen und stirbt vier Wochen nach der zweiten Geburt mit 23 Jahren an einer Lungensucht. Kurz vorher muss sie noch den Tod des kleinen Sohnes miterleben. Der Steinacher Pfarrer schreibt ihr ins Sterbebuch: „Schade das diese gute Person ins Wirtshaus nach Agendorf gekommen ist.“ Was genau damit gemeint war, geht hieraus nicht hervor.

Knapp ein halbes Jahr später heiratet der Witwer Peter Wurm die Söldnerstochter Magdalena Eyerer von Agendorf und holt für seine kleine Tochter wieder eine Mutter ins Haus.
In der zweiten Ehe kommen nochmals elf Kinder zur Welt, von denen nur sechs das Erwachsenenalter erreichen.
- Wurm Anna Maria (*1842), übernimmt das Wirtshaus
- Wurm Helena  (*1846)
- Wurm Joseph (*1848)
- Wurm Karl (*1849)
- Wurm Kreszenz (*1855)
- Wurm Ludwig (*1857)

 

Bereits am 28. Juni 1864 übergibt der 47jährige Wirt Peter Wurm das Wirtsanwesen mit 76 Tagwerk Grundbesitz an die 22jährige Tochter aus zweiter Ehe, Anna Maria Wurm. Dieser Vorgang ist ungewöhnlich, da noch die fünf unmündigen Geschwister von der Übernehmerin im Haus waren und auch die Eltern noch relativ jung sind.

Sechs Jahre später heiratet Anna Maria den Bauerssohn Franz Xaver Stierstorfer von Alburg. Das Ehepaar bleibt jedoch nur noch sechs Jahre auf dem Wirtshaus.

 

Am 26. Oktober 1876 verkaufen sie das Wirtshaus zusammen mit 76 Tagwerk Grundbesitz (≙ 26 ha) um 50.281 Mark an die Bierbrauerseheleute Jakob und Hedwig Dietl von Straubing. Das Wirtsanwesen wird wie dabei folgt beschrieben:
Zweistöckiges Wohnhaus mit realer Wirtsgerechtigkeit, Pferde- und Rindviehstallung unter einem Dache, Stadel, Schweinestallungen, Kegelbahn und Hofraum.

Kurz nach dem Kauf errichten die Bierbrauerseheleute neben dem Wirtshaus ein Nebenhaus für die Dienstboten.
Am 06.07.1880 veräußern die Bierbrauerseheleute Dietl das Nebenhaus, zusammen mit acht Hektar vom Wirtsanwesen, um 16.457 Mark an Michael und Franziska Stautner. Bei dem Haus handelte es sich um ein zweistöckiges Wohnhaus mit Stallung unter einem Dache und Stadel.

 

Drei Jahre später, am 04.06.1883 erwerben das restliche Wirtsanwesen mit 17 Hektar und dem Gasthaus Alois und Therese Lermer um 37.714,29 Mark.

Am 09.04.1885 tauschen Kaspar und Maria Gerstl ihr Anwesen in Wallersdorf Nr. 60 gegen das Wirtsanwesen mit den Lermer’s.

Kurz darauf kauft am 30.04.1885 Johann Huber von Niedersunzing das Anwesen um 32.000 Mark. Noch im gleichen Jahr vermählt er sich mit der Bauerstochter Amalia Bachmaier von Frauenhofen. Die Wirtin stirbt jedoch bereits 1904 mit 42 Jahren an einem Halsleiden und hinterlässt vier Kinder:
Johann (*1886), Hedwig (*1888), Otto (*1890) und Kreszenz (*1896)

Der 48jährige Witwer Johann Huber heiratet vier Monate später die 17 Jahre jüngere Bauerstochter Therese Selbeck von Kleinpinning, hat jedoch aus dieser Ehe keine Kinder mehr.

 

 

huber wirt

Huber Johann und seine zweite Ehefrau Therese
(Auszug aus einem Gruppenbild des Fahrradvereins von 1908)

 

 

Huber 

 

 

Am 26.03.1911 wird in dem Gasthaus die erste öffentliche Telefonstelle in Agendorf eingerichtet11.

 

Nach dem Tod von Johann Huber, verkauft die Witwe Therese Huber das Wirtsanwesen am 25.03.1919 mit 10 ha Grund um 67.000 Mark an Johann und Anna Ostermeier.
Selbige verkaufen noch im gleichen Jahr am 25.08.1919 das Anwesen um 75.000 Mark weiter an Johann und Theres Spanner.

 

 

 

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 Die Gastwirtseheleute Spanner Johann und Therese, geb. Schedlbauer
mit ihren Kindern Theodor (1915-1941) und Maria (1920-1976)
aufgenommen ca. 1925
(Bild: Max Hiegeist, Hoerabach)

 

 

 

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Die Gast- und Tafernwirtschaft Joh. B. Spanner
aufgenommen beim Gründungsfest des Radfahrer-Vereins Agendorf 1923
(Bild: Familie Meier, Agendorf)

 

spanner wirt

Therese und Johann Spanner
(Ausschnitt aus einem Gruppenbild des Fahrradvereins von 1923)

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Gasthof Joh. Bapt. Spanner
aufgenommen ca. 1940
(Bild: Max Hiegeist, Hoerabach)

 

 

 

Der einzige Sohn Theodor Spanner fällt 1941 mit 26 Jahren in Weißrußland. Er hinterlässt eine Ehefrau und einen zwei Monate alten Sohn.

Die Tochter Maria Spanner verehelicht sich 1947 mit dem Bauerssohn Karl Handwerker von Rotham/Schwarzholz und übernimmt mit ihm das Gasthaus. Maria Handwerker stirbt 1976 und der Witwer schließt die Wirtschaft 1977 endgültig.

 

 

Besitzerfolge Spanner

 

 

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 Der Gasthof zum Kinsachtal
aufgenommen ca. 1960
(Bild: Max Hiegeist, Hoerabach)

 

 

 

 

 

1 Jahresbericht des Hist. Vereins für Straubing u. Umgebung, Band 8. Jhg. 1905, Rechte und Besitz des Domkapitels Augsburg in und um Straubing am Anfang des XIV. Jahrhundert (um 1324), S.41
2 Die Brücke über die Kinsach auf der Straße von Parkstetten nach Agendorf, bei der Abzweigung nach Scheften, heißt heute noch "Paßbruck". Hier wurde der Bach wohl früher an einer Furt überschritten. Die "Paßbruck" dürfte sich von der alten Bezeichnung "Bapstfurt" ableiten. die urkundlich erwähnt wurde.
3 Solleder Fridolin, Urkundenbuch der Stadt Straubing, 1918, S.301, Urkunde Nr. 392, Hans Hien zu Rotham verkauft an Friedrich Meindl zu Wolferszell sein Erbrecht auf dem Gut zu Wolferszell, darauf seit alters die Taferne gewesen ist. Zeugen: Marthan Pabst von Agenndorf, Hanns Pabst von Gswendt, Jorg Mullner von Wolfferzell und Steffann Paillstainer von Stannach
4 StA Landshut, Landschaft Unterlands Nr. 1180/3, Steuerregister Hofmarken Rentkastenamt Straubing 1529
5 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 42 ff.
6 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing P 28, fol. 40, Herkunftsbrief und Quittung f. Hans Schindlmayer 23.04.1610. In diesem wird bestätigen vier Zeugen, dass sich Anna Babst, Tochter des Hans Babst, vor 28 Jahren mit Georg Schindlmayer verheiratet hat. Getraut wurden sie in der Pfarrkirche Steinach von Pfarrer Georg Aittlinger und die Hochzeitsfeier bei Leonhard Deinhart, Wirt in Konzell gehalten.
7 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 47‘
8 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P55,  fol.161  Quittung vom 2.12.1654
9
Zeitungsartikel im Straubinger Tagblatt vom 10.11.1993, Neues Leben in 300 Jahre altem Wirtshaus
10
Kulturkreis Josef Schlicht e.V., Jahresheft 1993/94, S. 114 Die dendrochronologische Untersuchung hat für einen Randunterzug der Rauchküche im Erdgeschoss eine mögliche Datierung von 1695 ergeben. 
11 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Protokollbuch der Gemeinde Agendorf 1872-1925

Weitere Quellen:
Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach
StA Landshut, Rentamt Straubing B130, Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf incl. Agendorf 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B131, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf incl. Agendorf 1814 - 1843
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep. 127), Sig. 17/2-6, Umschreibeheft zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1843 - 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep. 127), Sig. 17/2-10, Umschreibeheft zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1859 - 1894
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep. 127), Sig. 17/2-14, Umschreibeheft zum Urkataster der Gemarkung Agendorf 1894 - 1960

 

 

Stand 24.08.2022

Die Besitzer des „Innhaus vom Kirchengut Hs.Nr. 24“  Hs.Nr. 72

 (heute August-Schmieder-Str. 13) in Steinach

 

 

von Claudia Heigl

 

 

Bei dem Haus handelte es sich um das ehemalige „Nebenhaus“ vom dem Bergbauern-Hof Hs.Nr. 24 (August-Schmieder-Str. 15).

 

Foerg Besitzer

 

Johann Förg heiratet 1810 die Hoferbin Magdalena Hartberger vom dem ca. 50 Tagwerk großen Bergbauern-Hof in Steinach. Ab 1818 fängt Förg an Grundstücke von dem Hof zu verkaufen.

 

Uraufnahme 1827 beschriftet

Das Ausnahmhaus des Hofes hat die neue Hs.Nr. 72 bekommen. Auf dieser Karte ist hier
irrtümlicherweise die Hs.Nr. 73 eingetragen.
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

Als erstes wird das Austragshäusl am 10.12.1818 zusammen mit 2 ¾ Tagwerk Acker vom Hof wegverkauft. Käufer ist der Steinacher Hafnerssohn Johann Georg Grüneisl. Georg stammt aus einer langen Linie von Hafner ab. Sein Elternhaus in der Hafnerstraße 6 (heute Echinger) übernimmt sein Bruder Michael. Auch Georg übt das Hafnerhandwerk aus. Das Handwerk hat jedoch seine Blütezeit bereits hinter sich, denn die Tonware wird immer mehr vom Eisengeschirr verdrängt. Als Georg 1848 im Alter von 53 Jahren stirbt, führt keiner seiner drei Söhne das Handwerk weiter. Die älteste Tochter Magdalena bleibt bei der Mutter und verheiratet sich nach deren Tod mit Peter Beutl von Sand.
Da das Haus nun vom Haupthof getrennt wird, erhält es eine eigene Hausnummer. Da die Steuergemeinde Steinach 71 Häuser hat, wird einfach weitergezählt und es bekommt die Hausnummer 72.

 

 

Grueneisl Besitzer

 

 

1884 erwerben Johann und Helena Kürzinger das Häusleranwesen.  Helena stirbt bereits im Alter von 46 Jahren. Der Witwer verkauft das Anwesen mit nun 13,22 Tagwerk Grund 1907 an den Schlossbesitzer Dr. August von Schmieder, der mit seiner Schlossanlage direkt daran angrenzt.

Johann Kürzinger zieht mit seinen Kindern zuerst nach Pfatter und erwirbt 1910 das Gütleranwesen Hs.Nr. 52 1/5 (Parkstettener Str. 22, heute Kiermeier) in Münster.

 

Kuerzinger Besitzer

 

 

Der Schlossbesitzer verkauft das Haus fünf Jahre später, am 20.01.1912, an seinen Schlossbaumann Michael Berger, der mit der Steinacherin Maria Kerscher verheiratet war. Michael stammt vom direkten Nachbarhaus Nr. 23, das sein Bruder Joseph Berger übernommen hat.

 

 fo stei 578

 

Rechts vorne das Haus von Michael Berger mit dem neu erbauten Stadel, links daneben direkt
angebaut das Haus seines Bruders Joseph Berger (Hs.Nr. 23).
Davor der „Bergbauer-Hof“ Hs.Nr. 24, zu dem das Haus ursprünglich gehörte.
aufgenommen 1956
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

 

Berger Besitzer

 

 

 

 

Quellen:
Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach

Vermessungsamt Straubing, Liqudiationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster Umschreibehefte der Gemarkung Steinach, Sig. 17/42-4, 17/42-8, 17/42-12

 

 

 

Die Besitzer des Hauses Hs.Nr. 24 1/2,

(August-Schmieder-Str. 14) in Steinach

 

 

von Claudia Heigl

 

 

1858 erwirbt der Bergbauer-Anwesenbesitzer (Hs.Nr. 24) und Angrenzer Georg Sagstetter die freie Fläche von der Gemeinde Steinach und errichtet hierauf ein Ausnahmhaus.

 

Karte 1867

Ortsplan von Steinach um 1867  Nr. 187b
Quelle: Vermessungsamt Straubing

 

 

Sagstetter Besitzer Ausnahmhaus

 

 

Kurz vor dem Tod von Anna Sagstetter verkaufen die Erben das Haus am 07.09.1878 an Xaver und Helena Heigl.

 

 

Heigl Hien Besitzer

 

 

Xaver Heigl ist als Viehhändler tätig. Als weitere Einnahmequelle richtet das Ehepaar noch eine kleine Krämerei ein.

 

AK STEI 72

Die Handlung Heigl im unteren Dorf Hs.Nr. 24 1/2 (August-Schmieder-Str. 14)
Auszug aus einer Ansichtskarte von ca. 1910
Quelle: Sammlung Haimerl

 

 

Tochter Kreszenz Heigl heiratet 1907 den Steinacher Johann Hien und beide erwerben das Wirtsanwesen in Münster. Als Johann Hien in den Ersten Weltkrieg eingezogen wird, kaufen dessen Eltern 1914 den Besitz den jungen Eheleuten wieder ab und bewirtschaften das Wirtshaus weiter. Im Gegenzug verkaufen sie ihren Hof in Steinach (Hs.Nr. 29, Götzstr. 9, heute Maxreiter).

Kreszenz Hien zieht wieder zu ihren Eltern Xaver und Helene Heigl. Johann Hien jun. kehrt krank vom Krieg zurück und stirbt 1917 an einer Lungenkrankheit. Seine Ehefrau Kreszenz Hien führt mit ihren Eltern den Kramerladen in Steinach und übernimmt ihn 1924. Das Haus erbt Sohn Johann Hien, der auch als Musiker in Steinach bekannt ist.

 

 

fo stei 573

 vorne links das Haus der Familie Hien
aufgenommen 1956
Bild: Archiv Heimatgeschichte Steinach

 

 

 

Quellen:
Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach
Vermessungsamt Straubing, Liqudiationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster Umschreibehefte der Gemarkung Steinach, Sig. 17/42-7, 17/42-11

 

 

Die ehemalige Steinacher Hoftafern im unteren Dorf

Hs.Nr. 24 "Das Bergbauernanwesen"

 

 

von Hans Agsteiner und Claudia Heigl

 

 

Die erste Steinacher Hoftafern bereits 1398 urkundlich erwähnt

Das erste und ursprüngliche Wirtshaus von Steinach war die sogenannte Hoftafern.

Alle größeren Höfe, sowie die Schmiede und Mühle waren im unteren Dorf angesiedelt und die Tafern befand sich in deren Zentrum am Fuße des Schlosses in Steinach.

 

 

uraufnahme 1827

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung Bayern, Bayernatlas

 

 

Die Hoftafern wird bereits im Jahre 1398 urkundlich erwähnt, und zwar in der ältesten Urkunde1 des von Josef Schlicht entdeckten Steinacher Schlossarchivs, das später verbrannt worden ist. Es ist ein Kaufvertrag, mit dem die Ritter Pankraz, Hans und Jörg von der Wart den Edelsitz Steinach an ihre Schwester bzw. Tante Kathrin von der Wart, die kinderlose Witwe des jungen Leupold von Buchberg zum Schöllenstein verkaufen: „unser Slos Steinach mitsambt dem Hofgepaw, der Tafern, dem Dorff und Weyer..."

 

Die zweite Hoftafern - 1549 von Anna von der Wart erbaut

Diese erste urkundlich fassbare Steinacher Hoftafern war Mitte des 16. Jahrhunderts abgewirtschaftet und wurde um 1549 durch einen Neubau ersetzt. Von besonderem Interesse ist dabei eine heute leider verschollene Bauinschrifttafel am Alten Schloss Steinach, die in einer Abschrift aus dem 17. Jahrhundert im Schlossarchiv erhalten war und von Josef Schlicht ausgewertet und beschrieben worden ist. In die Tafel war folgender Text eingemeißelt:

„Witwe Anna von der Wart, geborene Freiberg, baute von Grund auf die herrschaftli­che Tafern und Mühle und das Schloß von 1549..."

 

Aus dieser Inschrift ist ersichtlich, dass Anna von der Wart, die Erbauerin des Alten Schlosses Steinach, auch die Hoftafern neu erbauen ließ. Da ihr Ehemann Christoph von der Wart 1548 verstorben ist und sie als Bauherrin von Tafern, Mühle und Schloss mit dem Jahr „1549" genannt ist, erfolgte der Bau der gutsherrlichen Hoftafern etwa gleichzeitig mit dem Schloss. Dieser Neubau der Hoftafern erfolgte anstelle der 1398 erwähnten gutsherrlichen Hoftafern.

Annas Sohn Hans-Wolfgang musste das Schlossgut Steinach samt Hofmark, vor allem wegen seiner lutherischen Gesinnung, im Jahr 1583 verkaufen und Bayern verlassen. In einem Gefällsregister, das dem Kaufvertrag von 1583 beigefügt war und aus dem hernach der Schlosskäufer Dr. Wiguläus Hundt von „schönschreibender Hand" ein „Stift-, Kasten und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach" fertigen ließ, wird auch die Hoftafern beschrieben. Josef Schlicht berichtet dazu in seiner Geschichte von Steinach:

„Die Hoftafern, die ehemals im Unterdorf Steinach lag. Besitzer Martin Groß jedoch nur auf „Freistift", daß der Herr im Schloß kraft seines Grundherrenrechts in jedem Jahr nach freiem Ermessen seine Tafern zurücknehmen konnte".

Im Jahre 1583 war also Martin Groß der Hofwirt. Sein Leiherecht war aber das Schlechteste, das es gab, nämlich die „Freistift" oder „Herrengunst", bei welchem der Inhaber jederzeit vom Grundherrn abgemeiert, d.h. entfernt werden konnte. Schlicht führt weiter aus:

„Den Wein und das Bier, das die Herrschaft vorlegte, mußte der Tafernwirt nach Ei­mern ausschenken und verrechnen".

Tafernwesen entwickelte sich vor allem im 11. und 12. Jahrhundert mit dem Ziel vorhande­ne Weinüberschüsse zu vermarkten. Dementsprechend rangierten damals Wein und Obstwein deutlich vor dem Bier. Das Herbergsrecht erlangten die Tafern meist im Zeitraum vom 14. bis 16. Jahrhundert. Im ländlichen Raum war es in Bayern bis 1702 verboten, anderswo als in der grundherrlichen Schenke (Hoftafern, Notwirt)  Bier zu kaufen oder zu trinken (Tafernzwang), auch die Zehrungen und das Kindlmahl mussten dort abgehalten werden.

 

schlosstaverne 1

Das Alte Schloss Steinach mit dem darunter liegenden ersten gutsherrlichen Bräuhaus.
Bei dem weiter darunter liegenden eingeschossigen stilisierten Gebäude mit einem Fenster handelt es sich vermutlich um die von Anna von der Wart um 1549 erbaute Hoftafern im unteren Dorf
(Ausschnitt aus dem Kupferstich von Michael Wening aus dem Jahr 1726)

 

Zu den Abgabenverhältnissen des Hofwirts vermerkt Schlicht: „Von dieser Tafern und den zugelegten Feldern gab er nichts, dagegen aber die Herrschaft einen jährlichen Lohn, so wie eben der Spaltzettel oder das Vertragsbuch lauteten".

Danach hatte der Hofwirt keine Abgaben zu leisten, im Gegenteil, er bekam sogar einen jährlichen Lohn. Der Hofwirt befand sich in seinem Verhältnis zum Schloss­herrn insoweit sogar in einem unselbständigen Abhängigkeitsverhältnis mit Lohn­empfang. Natürlich musste der Wirt das Bier vom herrschaftlichen Bräuhaus in Stei­nach beziehen und verrechnen.

 

„Ein angesehener Fürsten- und Hofmarksuntertan..."

In der „Geschichte von Steinach" berichtet Schlicht nochmals über die Steinacher Hofwirte:
„Der 1. steinachische Hofmärkler war dem Rang nach der ehemalige „Hofwirt". Er ist in einem landesherrlichen Aktenstück genannt „angesehener Fürsten- und Hofmarksuntertan". Er hatte die schloßherrliche Tafern vom Unterdorf in der Stift und zahlte darin sogenanntes „Zapfenrecht": vom ausgeschenkten Eimer Wein 1 fl (= 1 Gulden), Met ebenfalls 1 fl., Bier aber 2 fl."

Im Gegensatz zu früher, wo der Hofwirt nichts zu geben hatte musste er nun die Abgabe des Zapfenrechts leisten. Darüber hinaus musste er nach Schlicht um einen „wohlfeilen Schenkpfennig" den Trunk an Wein, Met und Bier auf die herrschaftliche Tafel liefern. Diese Last konnte aber 1722 abgeschüttelt werden.

Josef Schlicht führt folgende Steinacher Hofwirte im 16. Jahrhundert an:
1534 Peter Leitner von Herrenfehlburg
1583 Martin Groß
1596 Johann Groß
1600 Georg Grimm

 

 

Die Hofwirtsehegatten Hans und Anna Lenger

Vom nächstfolgenden Hofwirt schreibt Josef Schlicht:
Johann Lenger 1612, ein Bruder zum Pfarrer von Pfaffmünster, in seinem Familien­gedenkstein die ehemalige Hofmarkstracht zu schauen".

Dieser „Familiengedenkstein" ist in der Steinacher Pfarrkirche St. Michael an der rückwärtigen seitlichen Innenwand noch erhalten.

 

lenger epitaph

Epitaph für die Steinacher Hofwirtsehegatten Hans und Anna Lenger
gest. 1613 und 1614, in der Pfarrkirche St. Michael
(Foto Albert Lindmeier)

 

 

Die Inschrift des kostbaren Epitaphs lautet:

„Als man zeit. 1614 . Jar. Nach der Geburt
Christi den .  28. Decemb:. Starb der Erbar
 
unnd Wolgeachtete Hanns Lennger Hoff-
markhs Wiert zu Stainach Seeliger.
Im Jar 1613, den., 2. tag Octob: Starb die Er­-
bar und tugentsame Anna Lenngerin, sein
eheliche Hausfrau sambt 3 Ihren Khindern
Denen Allen Gott genad Amen.

 

Das Epitaph der Hofwirtsehegatten Lenger ist kulturgeschichtlich und kostümgeschichtlich von besonderem Interesse, zeigt es doch, wie ein begüterter Hofwirt und seine Ehefrau zu Beginn des 17. Jahrhunderts, wenige Jahre vor Ausbruch des schrecklichen Dreißigjährigen Krieges, gekleidet waren. Die Gewänder der Abgebildeten stellen die die einer höheren bürgerlichen Schicht dar. Beide mit Halskrause, Anna trägt einen Topfhut.

 

ehegatten lenger

 

Hans Lenger stammte wie sein Bruder Christoph Lenger, der das hohe Amt eines Stiftsdekans im benachbarten Chorherrenstift Pfaffmünster bekleidete, aus Gerzen bei Vilsbiburg, von der heute noch benannten „Längermühle“ in Hungerham.2
Als das Stift im Jahre 1581 im Rahmen der Gegenreformation von Münster nach Straubing St. Jakob verlegt wurde, wollte der Stiftsdekan Christoph Lenger nicht in die Gäubodenstadt umziehen und bat um die Pfarrei Pfaffmünster, die nun zum Straubinger Stift gehörte. Der Wunsch wurde ihm bewilligt und er ist - wie sein Grabstein im südlichen Seitenschiff der ehem. Stiftskirche St. Tiburtius ausweist -1597 als Pfarrer von Pfaffmünster verstorben.
Auf beiden Epitaphien ist das Lenger-Wappen dargestellt, das auf einem Dreiberg einen stehenden Bär zeigt, der mit der Tatze ein Mühlrad hält. Auch die Hofwirtsgattin Anna ist mit ihrem Wappen (drei Lilien) dargestellt. Dieses Wappen ist der Müllersfamilie Rampf zuzuordnen.3

 

 

Wappen

links das Lenger-Wappen, rechts das Rampf-Wappen

 

 

Der Wohlstand der Hofwirtsehegatten Hans und Anna Lenger könnte möglicherweise auch auf eine Erbschaft des 1597 verstorbenen hohen geistlichen Bruders bzw. Schwagers Christoph Lenger zurückzuführen sein.

Das Steinacher Lenger-Epitaph berichtet in kurzen prägnanten Worten vom tragischen Tod der Hofwirtin am 2. Oktober 1613 „sambt 3 Ihren Khindern". War es die Pest, die um diese Zeit bei uns grassierte, der sie zum Opfer fielen? Welch grausamer Schicksalsschlag für den Hofwirt, der ein Jahr später den Seinen ins Grab folgte.
1643 finden wir einen Christoph Lenger in Falkenfels als Bäcker. Dieser könnte ein Sohn der Hofwirtseheleute gewesen sein.

 

Danach wurde die Hoftafern von der „Herrschaft selbst“ bewirtschaftet.4 Erst 1630 wird mit Lorenz Freinhuber wieder ein Hofwirt genannt.5

1634 ist ein Wolfgang Schmid auf der Tafern.6 1637 erwerben er und seine Ehefrau Elisabeth das Leibrecht auf die Hoftafern.7 Im Januar 1641 fallen die Schweden in Steinach ein, bei dem der Amtmann Paul Kumpfmüller erschossen wird. Die Wirtsleute scheinen den Überfall überlebt zu haben, jedoch im Mai 1641 stirbt die Wirtin Elisabeth Schmid.

 

Schmid Wirt

 

Die Hoftafern übernehmen die Steinacher Metzgerseheleute Georg und Ursula Trägl.

Traegl Wirt

 

Ihnen folgt  1659 der Steinacher Hafner Joachim Ämerling und nach dessen Tod ein Georg Pämer.

 

Amerling Wirt

 

Georg Pämer ist seit 1663 als Kramer in Münster anzutreffen. Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau Jakobe heiratet er 1664 die 22jährige Bäckerstochter Walburga Pizelmayr von Steinach.
In der zweiten Ehe kommen neun Kinder zur Welt, von denen fünf das Erwachsenenalter erreichen. Ab ca. 1675 übernehmen Georg und Walburga Pämer die Hoftafern in Steinach.
Doch Georg Pämer stirbt im März 1676 mit 54 Jahren und die Witwe vergleicht sich mit ihren fünf Kindern wegen dem Erbe:
- Simon *1666 in Münster
- Maria *1668 in Münster (Maria heiratet 1699 den Kramer Johann Berger von Steinach Nr. 55)
- Johann Georg *1669 in Münster
- Elisabeth *1674 in Münster
- Walburga *1675 in Steinach

Die verwitwete Walburga Pämer übernimmt die "Erbrechtsbehausung in Münster mit der Krambstatt" und die "Leibgerechtigkeit auf der Hoftafern in Steinach".8 Ihre fünf Kinder erhalten hierfür jeweils 12 Gulden als väterliches Erbe an ihrem 12 Lebensjahr ausbezahlt. Noch im gleichen Jahr heiratet sie den ebenfalls verwitweten Michael Hartberger.

1677 verkauft der neue Steinacher Hofwirt Hartberger das Münsterer Anwesen mit Krämerei an Adam Lohringer von Hundsschweif.9
In der Ehe mit Michael Hartberger bringt Walburga nochmals fünf Kinder zur Welt von denen eines im Kindsalter stirbt. Doch keines ihrer neun überlebenden Kinder übernimmt die Hoftern.
Die Nachfolge tritt Johann Hartberger, ein Sohn Michael's aus dessen erster Ehe, an.

 

Ein „Gang aus der Ehe kam ihm teuer zu stehen“

Von dem Hofwirt Michael Hartberger, weiß Schlicht zu berichten: „Michael Hartenberger 1682. Bekam vom Freiherrn Karl Herwart von Hohenburg die Hoftafern zu kaufen um „ein Spottgeld" von 200 fl. (= Gulden)".10

Und weiter: „Jedoch ein Gang aus der Ehe zog ihm einen langwierigen und sehr bösen Strafprozeß auf den Nacken. Er wurde vom steinachischen Hofmarksgericht verurteilt: mehrere Wochen in Stock und Eisen bei nur Wasser und Brot, dazu eine Geldstrafe von 47 Gulden, sämtliche Prozeßkosten, und am Kirchenberg die Ausstellung im „Brecher". Das war die Schandsäule für die Ehebrecher. Wurde hernach abgeschubt nach Ingolstadt „auf die Schanz".

Hartberger ließ sich diese Behandlung aber nicht länger gefallen. Schlicht berichtet über den weiteren Verlauf:
„Trug 1707 seine Prozeßsache vom hofmärkischen zum landesfürstlichen Gericht, hatte jedoch 1726 noch keinen Freispruch, aber bereits den Vermerk: „sonst nit übel beschreit".

Als letzten „Hofwirt" im unteren Dorf nennt Schlicht seinen Sohn Johann Hartberger. 1699 hatte er die Tafern auf Leibrecht und besaß noch zusätzlich den „Georg Scheibenkhrugs Erbrechtsbau“.11 D.h. er hatte noch zusätzlichen Grundbesitz auf Erbrecht verliehen bekommen.
1722 konnte er die oben erwähnte Last abschütteln, gegen einen geringen Schenkpfennig den Trunk an Wein, Met und Bier auf die herrschaftliche Tafel zu liefern.

 

Hartberger1 Wirt

 

Mit dem Bau des neuen Wirtshauses im oberen Dorf im Jahr 1737 entstand rund um die Kirche ein neuer Ortskern und die untere alte Taferne wurde allmählich geschlossen.

Der Hofnachfolger Franz Hartberger wird bei seiner Hochzeit 1745 nur noch als Bauer eingetragen. 1760 wird der Hof als „½ Orthof“ bezeichnet12, das Wirtsgeschäft war bereits eingestellt. Der „halbe Hof“ hatte ca. 50 Tagwerk Grund mit dabei und gehörte zu den drei größten Anwesen im Dorf.

 

 

Hartberger2 Wirte

 

 

Der Hof wird zertrümmert

Die Enkelin Magdalena Hartberger heiratete 1810 einen Johann Förg aus Straubing. Ihr 19 Jahre jüngerer Halbbruder Michael Hartberger übernimmt 1822 den Hof seines Stiefvaters in Wolferszell und erwirbt 1834 die Aichmühle.

Magdalena und Johann Förg beginnen 1818 das Hofgut zu zertrümmern:

Das Innhäusl oder Austragshäusl des Hofes (Hs.Nr. 72, August-Schmieder-Str. 13, heute Berger) und 2 ¾ Tagwerk Acker kauft der Steinacher Hafnerssohn Georg Grüneisl. Weitere Äcker werden an 13 verschiedene Bauern verkauft.

 

Uraufnahme Wirtshaus 1827

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Das Innhäusl bzw. Austragshaus hat auf dieser Karte die Hs.Nr. 73
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung Bayern, Bayernatlas

 

 

Am 21.01.1831 veräußert Johann Förg den Rest der Hartberger Sölde (insgesamt von 33 Tagwerk) um 2.200 Gulden an Georg Bergbauer. Von ihm bekommt der Hof auch den Namen „Bergbaueranwesen“.

Georg Bergbauer sen. übergibt am 12.04.1844 den Hof an seinen Sohn Georg jun. zum Anschlag von 2.000 Gulden, der ihn jedoch bereits am 12.11.1844 an Georg Sagstetter von Apoig um 3.500 Gulden verkauft.  Georg Sagstetter erwirbt 1858 die freie Fläche zwischen seinem Hof und dem Nachbarhaus Nr. 22 von der Gemeinde und errichtet hierauf ein Ausnahmhaus bzw. Inhäusl.

 

Karte 1867

 Ortsplan von Steinach um 1867  Nr. 187b
Quelle: Vermessungsamt Straubing

 

 

Sagstetter Besitzer

 

 

Als Georg Sagstetter sen. 1864 das Anwesen an seinen Sohn Georg jun. übergibt, behält sich der alte Sagstetter das Ausnahmshaus (neue Haus Nr. 24 ½, heute August-Schmieder-Str. 14)  und bleibt dort mit seiner zweiten Ehefrau wohnen.
- Sohn Joseph (*1836 in Apoig) heiratet 1862 in Münster Anna Leiderer und macht sich dort ansässig (Hs.Nr. 55)
- Sohn Franz Xaver (*1838 in Apoig) heiratet 1865 die Gütlerstochter Maria Hirtreiter von Aign Hs.Nr. 75 1/2

 

1869 verkaufen Georg jun. und Kreszenz Sagstetter den Hof  mit 25 Tagwerk Grund  an Michael und Anna Niefanger um 6.300 Gulden.

 

Niefanger Besitzer

 

 

Weitere Grundstücke werden von den Niefanger‘s verkauft und 1882 erwerben Alois und Walburga Schermeier den Hof mit 4 Tagwerk Grund um 5.486 Mark. Alois Schermaier stirbt jedoch im Jahr 1883 und die Erbin Walburga Schermeier verkauft das Gütl am 02.07.1884 an Adam Schütz um 5.486 Mark.

Der behält das Gütl auch nicht lange und verkauft es 1886 an Wolfgang und Helena Sieber um 5.000 Mark. Nach dem Tod von Helena Sieber heiratet der Witwer die ebenfalls verwitwete Helmberg-Bäuerin Katharina Hartmann. Katharina hatte nach dem Tod ihres ersten Ehemannes den Helmberg-Hof verkauft.  Das Anwesen wurde später Teil des Baugeländes des Neuen Schloss Steinach.

 

Sieber Bergbauer Besitzer

 

 

1902 zieht das Sieber-Ehepaar nach Straubing und Wolfgang Sieber verkauft das Gütl in Steinach an Georg und Therese Hien vom Berghof. Georg war ein Enkel des letzten großen Berghof-Bauern Martin Hien, der mit seinem verschwenderischen Lebensstil den schönen großen Berghof durchbrachte.

Georg Hien erleidet etliche Schicksalsschläge. Seine erste Ehefrau Maria bringt sechs Kinder zur Welt von denen vier bereits im Kindsalter an der gefürchteten „Frais“ versterben. Der kleine Sohn Franz Sohn erkrankt 1892 mit vier Jahren an Scharlach und überlebt die Krankheit nicht. Seine Ehefrau Maria wird 1900 mit 45 Jahren durch eine Lungenentzündung hinweggerafft.
Georg heiratet am 26.11.1901 die Schwester seiner ersten Ehefrau, Therese Fischer und verkauft den Rest des Berghofes am 28.11.1901 an den Steinacher Schlossbesitzer Carl Lang-Puchhof.
Der einzige überlebende Sohn aus erster Ehe und Hoferbe, Josef Hien (*13.01.1890), stirbt mit knapp 25 Jahren am Beginn des Ersten Weltkrieges in Lombartzyde (Flandern/Belgien).

Aus der Ehe mit Therese Fischer gehen keine Kinder mehr hervor.

 

 

Hien Besitzer

 

 

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Bei dem Gebäude auf dem Foto von ca. 1912 handelt es sich vermutlich um die zweite von Anna von der Wart um 1549 erbaute Hoftafern,
die 1963 abgebrochen und 1964 durch das heutige Zweifamilienhaus ersetzt wurde.
links Familie Dorfner (Mieter des linken Hausteils) und rechts Familie Hien
Bild: Familie Heimerl, Steinach

 

 

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von links: Therese Hien mit Pflegetochter Rosa, Georg Hien und im Hintergrund Anna Fischer, Schwester von Therese Hien

 

 

Nachdem ihr Ehemann Georg verstorben war, verkauft Therese Hien das Anwesen mit Kaufvertrag vom 25. Januar 1926 an ihr ehemaliges Pflegekind, die nun neunzehnjährige Rosina Bachl. Rosinas Mutter ist bei der Geburt verstorben und so nahmen die Hiens das Kind bei sich auf. Da Rosina beim Kauf noch minderjährig ist, nimmt ihr leiblicher Vater Georg Bachl als gesetzlicher Vertreter an der Verbriefung teil. Kurz danach heiratete Rosa den Steinacher Söldnerssohn Michael Heimerl.

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Heimerl Michael und Rosina
aufgenommen ca. 1950
Bild: Familie Heimerl, Steinach

 

1963 übergeben Rosina und Michael Heimerl das Anwesen an ihren Sohn Josef und dessen Ehefrau Mathilde.

 

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Rechts unten der „Bergbauern-Hof“, links davon das ehemalige Inhäusl Hs.Nr. 24 ½ aus dem Jahr 1858
dahinter rechts das ursprüngliche Ausnahmhaus des Hofes Hs.Nr. 72 
aufgenommen 1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte

 

Josef und Mathilde Heimerl brechen 1963 das veraltete historische Wohngebäude - wohl noch die alte von Anna von der Wart um 1549 erbaute Hoftafern - ab und errichten an der gleichen Stelle im Jahr 1964 das heutige Zweifamilienhaus. Beim Abbruch zeigte sich, dass das uralte Gebäude, welches eine Mauerstärke von rd. 1,20 m aufwies, aus mächtigen Bruchsteinen bestand. Sie wurden im aufgelassenen Löschteich im Baugebiet Steinach-Ost entsorgt. Diese Bruchsteine stammen wahrscheinlich noch von der mittelalterlichen Steinacher Burg auf der Schlossbergspitze, die Anna von der Wart abgebrochen und damit das Alte Schloss Steinach und wohl auch die Hoftafern erbaut hat.

 

Seit 1993 sind Sohn Tobias und Schwiegertochter Waltraud Heimerl Eigentümer des Zweifamilienhauses, das an dieser Stelle mit seinen Vorgängerbauten auf eine uralte Steinacher Geschichte und Wirtshaustradition zurückblicken kann.

 

 

 

1 Schlicht Josef, Steinach – Ein niederbairisches Geschichtsbild, erschienen in der Unterhaltungsbeilage des Straubinger Tagblattes 1881 – 1883, Nr. 5
2 Käser Peter, Pfarrer Christoph Lenger – in Gerzen geboren, Stiftsdekan und erster Pfarrer von Pfaffmünster bei Straubing
3 In Siebmachers Wappenbuch, Band 5, Abt. 3, Bürgerliche Wappen S. 52 Tafelnr. 55 Das Rampf-Wappen wird wie folgt beschrieben: in B. eine aufsteigende g. Spitze, mit 3 Lilien gewechselter Tinktur.
4 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Stift- und Dienstbare Untertanen und Güter der Hofmark Steinach vom 18.01.1623
5 Schlicht Josef, Steinach – Ein niederbairisches Geschichtsbild, erschienen in der Unterhaltungsbeilage des Straubinger Tagblattes 1881 – 1883, Nr. 5
6 Nach Josef Schlicht wurden beide im Grundbuch von 1634 aufgeführt. Dieses konnte Schlicht noch einsehen und wurde mit dem Schlossarchiv vernichtet.
7 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Der Underthanen zu Steinach Gült und Ausständt Register von 1641
8 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 640, fol. 3 Vertrag 1677
9 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 640, fol. 15' Kaufvertrag 1677
10 Michael Hartberger dürfte hier demnach nur das Erbrecht auf der Hoftafern gekauft haben. Das Leibrecht hatte er bereits, daher ist die Kaufsumme auch nicht so hoch.
11 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Landsteuer der freyherl. Hörwarthischen Hofmarch Steinach 1699
12 BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung 514, Hofmark Steinach 1760

Weitere Quellen:
Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach und Pfarrei Pfaffmünster
Vermessungsamt Straubing, Liqudiationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster Umschreibehefte der Gemarkung Steinach, Sig. 17/42-4, 17/42-7, 17/42-11

 

Die Besitzer des „Häusler Anwesens“ Hs.Nr. 4  in Steinach

(heute verschwunden)

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

4 haeusleranwesen 1827

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

An dem Weg zum ehemaligen Abdeckeranwesen an der Abzweigung zum Berghof stand ein kleine Haus mit der Haus Nr. 4, das heute nicht mehr vorhanden ist.

 

1765 bringt die Hafnerstochter Apollonia Wiesinger eine uneheliche Tochter namens Anna Maria zur Welt. Vater ist der Hafnersgeselle Simon Nickl.  Als Beruf wird bei den Taufen der weiteren Kinder des Paares ein Simon Maurer angegeben. Höchstwahrscheinlich war er im Ziegelstadel der Hofmarksherrschaft angestellt und mit für Ziegelbrennerei zuständig. Der Ziegelstadel lag am unteren Ende der heutigen Riedstraße in Steinach.

 

 

Nickl Sorg

 

 

Ihr Sohn Joseph Nickl, in Haidhausen - München als Maurer tätig, heiratet 1794 die Steinacher Schusterstochter Katharina Billinger. Er möchte sich ebenfalls in Steinach niederlassen und beantragt 1795 den Bau eines "Leerhäusl". Das ist ein Haus ohne größeren Garten oder weiteren Grundbesitz1.

Der Bau wird ihm genehmigt und er errichtet ein kleines Häuschen für seine Familie. 1832 übergibt er das Häusl, zusammen mit ¼ Tagwerk Ackergrund und das Schnellinger Ackerl zu 58 Dezimale, an seine Tochter Anna Nickl, die den Maurer Vitus Sorg von Wiesenfelden heiratet.

1852 erwirbt der Nachbar Kaspar Sagmeister vom Nachbarhaus (Hs.Nr. 75) das Haus und die Grundstücke, der es 1856 an Georg Michl und dessen Ehefrau Theresia weiterverkauft.

 

Michl

 

 

Am 22.04.1883 übergibt die Witwe Theres Michl das kleine Häuschen an ihren Sohn Xaver Michl, der es noch im Juli 1883 mit 1,38 Tagwerk Grund an den Steinacher Gutsherrn und Schlossbesitzer Eduard von Berechem-Königsfeld verkauft.

 

Das Haus wird bis Anfang des 20.Jahrhundert noch als Wohnhaus für die Schlossarbeiter genutzt und dann abgerissen. Die Hofstelle ist komplett verschwunden.

 

4 haeusleranwesen
Ortsplan von Steinach um 1915
Hier wurde die Straße zum Berghof begradigt und das Haus abgerissen.
Quelle: Vermessungsamt Straubing, Ortsplan Steinach Nr. 187f

 

 

 ak stei 37 ausschnitt
Der Pfeil zeigt auf die Stelle, an der das Haus früher stand
Ausschnitt aus einer Ansichtskarte von 1938
Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

1 BayHStA, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Akten 3112, Gesuch des Joseph Nickl, Maurer zu Haidhausen, um Genehmigung zum Bau eines Leerhäusls in Steinach, 1795-1796

 

 

Weitere Quellen:
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, 1814-1843 Umschreibbuch zum Häuser und Rustikalsteuerkataster Münster incl Steinach
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-4, Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 72, 1843-1859

StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Sig. 17/42-7, Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach Hs.Nr. 1 – 55, 1859 - 1906
Bischöf. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach

 

 

 

 

Stand: 18.04.2021

 

 

Die Schidahöfe -

Vorderschida, Mitterschida und Hinterschida

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Was haben die Schidahöfe mit der Heimatgeschichte Steinach zu tun?

Die Höfe liegen weit weg vom Steinacher Gemeindegebiet an der Straße zwischen Furth und Mitterfels und gehörten zur Gemeinde Oberalteich, die seit der Gebietsreform in Bayern 1978 in die Stadt Bogen eingegliedert wurde.

 

 Karte 1860

Positionsblatt um 1860
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Trotz der weiten Entfernung gehörten die drei Höfe jahrhundertelang, zusammen mit Trudendorf und Muckenwinkling, bis 1838 zur Pfarrei Steinach und waren mit deren Geschick verbunden. Erst mit der Neuorganisation der Pfarreien wurde diese drei Orte in die viel näher gelegene Pfarrei Oberalteich umgepfarrt. Sehr zum Leidwesen des Steinacher Pfarrers Pentner, denn gerade hier waren die großen Bauernhöfe angesiedelt, die für den Pfarrherrn in Steinach eine gute Einnahmequelle waren.

Dies bedeutet, dass die Schiedahof-Bauern ihre Kinder zur Taufe in die Pfarrkirche nach Steinach brachten, dort heirateten und auf dem Steinacher Friedhof auch zur letzten Ruhe gebettet wurden.

Bis 1838 finden sich fast all diese Einträge zu ihren Lebensdaten in den Pfarrmatrikel von Steinach. Zusammen mit den Archivalien, die größtenteils im Staatsarchiv Landshut lagern, lassen sich die Geschichte der Höfe mit ihren Bewohnern darstellen.

 

schiederhoefe 2

Die Schidahöfe
aufgenommen im April 2021
Bild: Claudia Heigl

 

 

Die Höfe waren an der äußersten östlichen Grenze des Gebietes nördlich der Donau, dass seit 1029 dem Domkapitel Augsburg gehörte.

Daher auch der Name Schidahöfe - Schied ist ein altes Wort für Grenze oder Grenzweg1.

Die Straße entlang der Höfe zwischen Furth und Mitterfels bildete die Grenze zwischen dem Gebiet des Augsburger Domkapitel, zu dem auch Steinach gehörte und dem Herrschergebiet der Grafen von Bogen. Hier dürfte es sich um uraltes Siedlungsgebiet handeln.

 

Schida - oder auch Schitter (als ältere Schreibweise) - wird in dem alten Salbuch des Domkapitels Augsburg aus dem Jahre bereits  1444 aufgeführt2.

1535 verkaufte das Domkapitel die Rechte an diversen Gütern an Herzog Ludwig X. von Bayern. Hierzu gehörten auch die Schidahöfe, die fortan vom Kastenamt Straubing verwaltet und als  „propsteiische Güter“ bezeichnet wurden.

 

1579 gibt es ein umfangreiches Salbuch dieser „propsteiischen Güter“, in dem alle drei Höfe - Vorderschida, Mitterschida und Hinterschida -  genauestens beschrieben wurden3.

Als „Urbarsbauern“4 fühlten sich diese Bauern bessergestellt, als ihre Kollegen, die Untertanen der Klöster Windberg, Oberalteich oder eines adligen Hofmarksherren waren.

Abgaben mussten sie dennoch leisten.

 

1811 wurden die drei "Schiederhöfe", wie sie auch genannt werden, dem Steuerdistrikt Mitterfels zugeteilt. Bei der Gemeindebildung 1821 kamen sie zur Gemeinde Oberalteich.

 

Siehe hierzu auch die Hofgeschichte der einzelnen Höfe: Vorderschida, Mitterschida und Hinterschida

 

 

 

 Schieder 1827

 Uraufnahme ca. aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

 

1 „schied“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Erstbearbeitung (1854–1960), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb/schied>, abgerufen am 15.04.2021
2 Straubinger Salbuch des Augsburger Domkapitels von 1444, erschienen im Jahresbericht d. Hist. Vereins von Straubing, 65. Jhg. 1962, S. 46

3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 80‘ ff
4 Urbarsbauer ist eine weitere Bezeichnung der herzoglichen Untertanen, da sie in sog. Urbarsbücher verzeichnet waren.