Wolfsberg Hs.Nr. 77 - Ameismeier
von Claudia Heigl
Johann und Maria Ameismeier
mit den Kindern Maria, Albert und den Zwillingen Johann und Franz Xaver
um 1913
Bild: Familie Ameismeier, Wolfsberg
1875 hatte der Gschwendter Bauer Joseph Christl ein Grundstück am Wolfsberg von Andreas Raab (Wolferszell Nr. 19, heute Mühlenweg 6, ehem. Schuhbauer) gekauft und teilte es auf zwei Parzellen auf. Nachdem er den ersten Teil bereits 1875 verkauft hatte, veräußerte er 1876 die zweite Hälfte an eine Theres Schmucker um 214,29 Mark, die darauf einen Neubau errichtete.
Die ehemalige Pellhamer Bäuerin und Witwe Josepha Erndl kaufte ihr 1884 das Haus um 685 Mark ab. Nachdem der 120 Tagwerk große Erndl-Hof 1868 in Pellham versteigert wurde, zog die Erndl-Familie nach Agendorf. 1877 war Josepha bereits Witwe und wohnte als Inwohnerin in Wolferszell. Am 30.12.1884 kaufte sie dann in Wolfsberg das Häusl von Theres Schmucker und heiratete vier Wochen später den Häuslerssohn Joseph Buchs von Weinfurth.
Tochter Maria Erndl, die 1894 den Gütler Johann Füchsl von Wolferszell Nr. 23 ¼ geheiratet hatte, starb bereits 1902 mit 38 Jahren. Nach dem Tod ihres zweiten Ehemannes verkaufte Witwe Josepha Buchs das Haus und 5,37 Tagwerk Grund um 3.700 Mark am 25.05.1905 an Hermann Maier und zog als Inwohnerin wieder nach Wolferszell Hs.Nr. 5, wo sie auch starb.
Zwei Wochen später, am 06.06.1905, erwarben Johann Ameismeier von Münster und seine Braut Maria Maier von Hundsschweif das Gütl um die gleiche Summe von Hermann Maier, wahrscheinlich einem Verwandten von Maria.
Johann Ameismeier war, wie vorher sein Nachbar Michael Altschäffl, als Viehhändler tätig und kaufte Grundstücke zum Anwesen hinzu. Das Paar hatte sieben Kinder, von denen zwei im Kindesalter verstarben.
Das Anwesen um 1950
Das alte Haus wurde ca. 1974 durch einen Neubau ersetzt
Bilder: Familie Ameismeier, Wolfsberg
Wolfsberg Hs.Nr. 90 - Füchsl
von Claudia Heigl
Das Füchsl-Haus um 1955 und 1960
Der Müller Wilhelm Füchsl aus Loitzendorf arbeitete seit seiner Lehrzeit bei der Dorfner-Mühle in Wolferszell und wohnte mit seiner Familie in einer Wohnung bei der Mühle.
Als sich die Gelegenheit ergab, erwarben er und seine Frau Elisabeth, geb. Weinzierl 1951 von Johann Haimerl von Wolferszell (Hs.Nr. 12, heute Mühlenweg 3) ein Grundstück am Wolfsberg und errichteten dort ein Haus.
Im Laufe der Jahre wurde das Haus immer wieder umgebaut und erweitert.
aufgenommen ca. 1971 und 2020
Bilder: Familie Mühlbauer, Wolfsberg
Wolfsberg Hs.Nr. 84 - Winterl
von Claudia Heigl
1935 hatten Liborius Winterl sen. (1887-1963) und seine Ehefrau Rosina, geb. Haberl (1887-1953), Schneiderseheleute aus Schorndorf, das "Schneidergütl" in Wolferszell Hs.Nr. 8 (heute Kreuzstr. 1) erworben. Zu dem Anwesen gehörte auch ein Grundstück auf dem Wolfsberg.
1947 begann Sohn Liborius Winterl jun. auf dem Wolfsberg ein Haus zu errichten und heiratete die Nachbarstochter Rosa Amberger aus Wolferszell.
In dem neuen Haus betrieben Liborius Winterl sen und jun., ein Schneidergewerbe mit zwei Angestellten.
Direkt an der alten B20 gelegen, war das Haus mit der Werbung gut sichtbar.
Die Schneiderei Winterl
von links: Liborius Winterl sen., Piendl, Schenker Toni, Liborius Winterl jun.
Das Haus in den 1970er Jahren
Bilder: Familie Winterl/Berl, Wolfsberg
Hofkapelle und Wegekapelle in Hoerabach
An der Straße neben Hoerabach stand eine uralte Kapelle die zum Hiegeist-Hof gehörte, deren Ursprung nicht bekannt ist. Es dürfte sich jedoch auch um eine Wegekapelle gehandelt haben.
Beim Straßenausbau in den 1960er Jahre stand das Gebäude im Weg und wurde abgerissen.
Bild: Familie Heisinger, Hoerabach
Links die Kapelle um 1920, flankiert von zwei mächtigen Bäumen. Rechts die Kapelle ca. 1950 bei einem Flurumgang.
In der Kapelle war ursprünglich die Figur "Heiland auf der Rast" aufgestellt, wie sie auch in der Hohen-Kreuz-Kapelle zu finden war.
Zusätzlich war noch eine Marienfigur in der Kapelle.
Bilder: Familie Hiegeist, Hoerabach
Die Totenbretter der beiden jung gestorbenen Hiegeist-Bäuerinnen waren an der Kapelle angebracht.
Das rechte Totenbrett ist heute im Heimatmuseum in Mitterfels ausgestellt.
Bilder: Familie Hiegeist und Claudia Heigl
Nach dem Abriß der Kapelle errichteten die Hofbesitzer Josef und Maria Heisinger auf ihrem Grund, ebenfalls an der Straße, 1967 wieder ein Wegekreuz.
aufgenommen im November 2020
Bild: Claudia Heigl
Hoeramoos
von Claudia Heigl
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas, 2020
Zwischen Hoerabach und Muckenwinkling befand sich bis ins 20. Jahrhundert noch ein kleines Häusleranwesen – Hoeramoos oder Mooshäusl.
Das kleine Häusl am Hoeramoos war ursprünglich das Ausnahmshaus des sog. Weiherhofes in Hinterschida (auch Schweighof genannt).
Schon 15791 gehörte diese Wiese zu dem Hof. Hier heißt es: „An Wismadt... der in der Öd, aufm Hörmoß ein Tagwerk einmädig.“
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Hoeramoos aufgenommen November 2020
Bild: Claudia Heigl
18032 kauft Peter Pellkofer, vorher Bauer in Eisenhart, den Hof in Hinterschida von Josef und Anna Maria Hallmayr. Für das Ausnahmshäusl, weit ab vom Hof, dürfte er keine Verwendung mehr gehabt haben und verkauft es 1805 an seinen Tagelöhner Georg Lindmayr.
Die sogenannten Weiherhöfe, Vorder-, Mitter- und Hinterschida gehörten, genau wie Trudendorf und Muckenwinkling, bis 1838 zur Pfarrei Steinach. Daher hat sich ggf. ein Ausnahmsbauer hier auf seinem vorhandenen Grund ein Ausnahmshaus errichtet. Der Weg zur Kirche und auch zu den Dörfern Agendorf und Muckenwinling war nicht mehr so weit wie vom ursprünglichen Haupt-Hof.
Georg Lindmayr wohnte mit seiner Familie in Hoeramoos und holte auch seine Eltern, die Inwohnersleute in Wolferszell waren, zu sich ins Haus.
Am 09.12.1825 verkauft Georg Lindmayer sein Häusl mit 4 Tagwerk Grund an Kaspar Weinberger.
Kaspar Weinberger verkauft das kleine Anwesen am 20.09.1828 an Joseph Engelmann um 500 Gulden und siedelt sich auf den Berghof b. Steinach mit seiner Familie an.
Jakob Englmann verkauft das Häusl mit 4,25 Tagwerk Grund, nachdem er es von seinem verstorbenen Vater geerbt hat, am 13.12.1894 um 3.000 Mark an Xaver und Maria Hiegeist, Hofbesitzer in Hoerabach.
Die Bauerseheleute behalten die Mooswiese und den Moosackerl mit Fl.Nr. 337 ½ (0,64 ha) (die Grundstücke hatte vorher Englmann von Hiegeist erkauft) und verkaufen die ursprüngliche Hofstelle gleich wieder mit 0,8 ha an Johann Baier, Bauer in Muckenwinkling Nr. 67 um 1.800 Mark weiter. (Dieser besaß auch das Nachbarfeld).
Johann Baier bricht die Gebäude 1901 ab. Die Hofstelle erlischt.
Quelle:
1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, fol. 83', Salbuch propsteiische Lehengüter 1579
2 ebd. fol. 80'
Der ganze Zeindlmayerhof – Hiegeist-Hof
von Claudia Heigl
Dieser Hof wird bereits ca. 1300 erstmals urkundlich erwähnt. Beide Höfe in Hoerabach dürften jedoch in etwa gleich alt sein.
links der Hiegeist-Hof mit der Nr. 51
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
im Vordergrund der Hiegeist-Hof im Hintergrund der Heisinger-Hof in Hoerabach
aufgenommen ca. 1940
Quelle: Familie Hiegeist, Hoerabach
ca. 13001 besitzt ein "senior Bvoberger 5 Viertel in Hvrnbach" und zahlt hierfür 5 Schilling Pfennig an das Domkapitel an Abgaben. Dies ist somit die erste urkundliche Erwähnung eines Hofes in Hoerabach.
13112 wird „Hurnpah“ im Niederbayrischen Salbuch mit 5 Viertl aufgeführt. Hier ist ebenfalls der „Hiegeist-Hof“ gemeint.
Der Hof dürfte im 14. Jahrhundert in den Besitz des Klosters Oberalteich gekommen sein, denn im Salbuch von 14443 heißt es:
Der Hof zu Hurnbach, den der Abt von Obern Altach mit Kaufen zu dem Gotteshaus daselbst gekauft hat. Zu merken, daß der Utz Puchberger zu Lehen genommen hat, als ein Zinslehen 5 Viertel Baues zu Hurnbach, und wer das innehat, soll das zu Lehen nehmen, ... Martini 5 Schill. Pfg.
1490 wird der Hof in Hoerabach niedergebrannt.
21.02.14904: Ulrich Muelner, ehemals zu Lenach, jetzt zu Klattau und dessen Bruder Hans Millner zu Strakonitz, die wegen einer Fehde gegen das Kloster Oberalteich in das Gefängnis zu Mitterfels gekommen sind, wo Ulrich Muelner geblendet wurde und die geschworene Urfehde gebrochen habe, wonach beide gegen Stellung von Bürgschaft und das Versprechen, das Land nicht zu verlassen, aus dem Gefängnis entlassen wurde, vergleichen sich mit Abt Christian von Oberalteich, nachdem sie trotzdem aus dem Land gezogen und aus Rache zwei Höfe des Klosters zu Hoerabach und Schergenhofen und einen Stadel in Lenach niedergebrannt haben.
Ende des 16. Jahrhunderts ist eine Familie Walterstorffer auf dem Hof. Im Salbuch von 15795 heißt es:
Michael Walterstorffer besitzt ein Gut, welches fünf Viertel Bau und Propsteiisches Lehen ist, so dem Kloster Oberalteich zugehörig ist und von der Probstei erkauft wurde. Und solches an jetzt mit Herrn Rentmeister zu Straubing wegen der Verfertigung strittig und dient demnach auf den fürstl. Kasten Straubing an Geld 5 Schilling Pfennige.
Der Hof hat also noch die gleiche Größe und zahlt auch die gleiche Abgabe, wie im Jahr 1300.
15786 und 15877 wird in den Steuerbüchern ein „Michael Paur“ als Hofbesitzer aufgelistet. Bei dem „Paur“ und „Walterstorffer“ handelt es sich jedoch um die gleiche Person. Oft wurden die Hofbesitzer größerer Höfe nur als „Bauer“ bezeichnet.
Vier Viertl entsprechen einem ganzen Hof mit ca. 100 Tagwerk Grund. Der Hof war also etwas größer als ein ganzer Hof.
1635 finden wir einen Georg Bachl auf dem Hof.
Ab 16378 ist ein Erhard Häckl mit seiner Ehefrau Maria Hofbesitzer. 1667 heiratet die Tochter Maria den Bauerssohn Georg Zaun von Muckenwinkling und beide übernehmen nach dem Tod des Vaters 1669 den Hof in Hoerabach.
16859 tauscht das Ehepaar Zaun ihren Hof in Hoerabach mit Sebastian und Ursula Zeitlmayr (weitere Schreibweise Zeindlmayer) gegen deren Hof in Unterparkstetten.
Sebastian Zeitlmayr zu Unterparkstetten und Ursula dessen Eheweib, vertauschen dem erbaren Georgen Zaun zu Hörabach und Balburga dessen Eheweib, nähmlich ihr ein zeither ingehabtes und Vermög de dato 14. Febr. 1665 von Vattern und respectine Schwechern sel. übernommenen Viertlbau so Erbrecht und alhiesig Churfrtl. Kasten urbar ist , dagegen und zu erbetener Vergleichung dessen hat ermelter Zaun und dessen Eheweib demselben iren besitzenden und vermög Übergabsbrief de dato 16. März 1669 von seinr Schwigerin Maria Häckhlin sel. überkommenen ganzen Hof so mit der Grundherrschaft zum lobl. Kloster Oberalteich, mit der Vogteilichkeit aber zum alhiesigen churfrtl. Kastenamt gehörig, vertauscht. Zeitlmayr übernimmt die auf Zauns Hof liegenden Schuld von 300 fl Kapital, dagegen Zaun auch die auf Zeintlmayers Hof in Parkstetten liegenden Schuld in Höhe von 120 fl übernommt. geschehen am 13.01.1685
176010 wird der Hof als „Lenzlhof“ bezeichnet und gehört als „propsteiisches Lehen“ dem Kloster Oberalteich.
Vier Generationen der Familie Zeindlmayer bewirtschaften den Hof. Als Andreas Zeindlmayer 1803 mit 56 Jahren stirbt, heiratet seine 41jährige Witwe und zweite Ehefrau den 32jährigen Paul Hiegeist aus Sarching. Nach sechs Jahren Ehe stirbt die Bäuerin und Paul Hiegeist vermählt sich mit der 24jährigen Theresia Lehner, einer Bauerstochter aus Riedling. Aus der Ehe gehen nochmals neun Kinder hervor, von denen drei im Kindsalter versterben. Bei der Geburt ihres letzten Kindes stirbt Theresia Hiegeist im Alter von 41 Jahren an Kindbettfieber.
Im Liquidationsprotokoll von 183811 wird der ganze Zeindlmayrhof wie folgt beschrieben: „Wohnhaus und Stallung unter einem Dache, Getreidestadel, Heustadel, Wagenschupfe, Backofen, Schweinestallung und Hofraum“
Franz Xaver Hiegeist (1883-1936) mit drei seiner acht Kinder
v.l. Maria (*1885, verh. Bauer), Karl (1895-1923), Katharina (1888-1963)
aufgenommen um 1918
Xaver Hiegeist war 1879 Gründer der FFW Agendorf und
von 1900-1917 Bürgermeister der Gemeinde Agendorf
Quelle: Familie Hiegeist, Hoerabach
Der Hof aufgenommen ca. 1915
Quelle: Familie Hiegeist, Hoerabach
Das Bauernhaus wurde um 1920 aufgestockt.
Quelle: Familie Hiegeist, Hoerabach
In den 1970er Jahren ist das alte Bauernhaus durch einen Neubau ersetzt worden.
Quelle: Familie Hiegeist, Hoerabach
Max Hiegeist und seine erste Ehefrau Maria Foidl von Agendorf.
Quelle: Familie Hiegeist, Hoerabach
Nachdem zwei seiner älteren Brüder früh gestorben waren, übernahm 1930 der jüngste Sohn Max Hiegeist den Hof. Max wollte ursprünglich Fotograf werden und hatte in Altötting bereits eine Lehrstelle.
Neben der Arbeit auf dem Hof blieb die Fotografie die Leidenschaft des Landwirtes. Neben zahlreichen Landschaftsaufnahmen fotografierte Max Hiegeist Kirchen, Häuser, Dörfer, Familien und Ereignisse in der Umgebung. Dabei experimentierte er mit verschiedenen Belichtungszeiten und Perspektiven. Viele Bilder im Besitz der Agendorfer und Steinacher Familie von ihren Familien und Häusern stammen von ihm.
Er hatte ein Auge für reizvolle Motive, hielt aber auch die alltäglichen Tätigkeiten und landwirtschaftlichen Arbeiten fest.
Er hinterließ zahlreiche Bilder seiner Familie und viele wertvolle historische Dokumentationen zur Ortsgeschichte.
Die Familie Hiegeist bewirtschaftet nun in sechster Generation den Hof in Hoerabach.
Hoerabach 2019
vorne der Hiegeist-Hof
der Stadel gegenüber der Straße gehört zum Hof
Das Einfamilienhaus, rechts hinten, ist das "Ausnahmshaus" des Hofes
Bild: Daniel Wirth
Quellen:
1 Jahresbericht d. Hist. Vereins f. Straubing u. Umgebung, 8. Jhg. 1905, S.45 Rechte und Besitz des Domkapitels Augsburg in und um Straubing am Anfang des XIV. Jahrhunderts.
2 BayHStA München, Kurbayern Äußeres Archiv 4744/2, S. 64, Niederbayerisches Salbuch ca. 1311
3 Jahresbericht Hist. Verein f. Straubing u. Umgebung 65 (1962), Straubinger Salbuch des Augsburger Domkapitels von 1444, S. 47
4 BayHStA München, Kloster Oberalteich Urkunden 881
5 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579
6 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des Kastenamts Straubing 1578
7 StA Landshut, Rentkastenamt straubing B104, Scharwerksbuch Propsteiische Untertanen, fol 28‘
8 Ein "Leonhardt Häckhel von Hierpach" liefert 1637 Weizen an das Weisse Brauhaus nach Kehlheim. Quelle: www.Schneider-Archiv.de, Rechnungsbuch von 1637, S.42
9 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P65 III, fol. 150 Tauschbrief vom 13.01.1685
10 BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 515, S. 96 Hofanlagsbuch des Rentkastenamts Straubing 1760
11 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Agendorf vom 09.10.1838
Die Personendaten wurden alle aus den Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach entnommen.
Hoerabach
von Claudia Heigl
Hoerabach Juni 2019
Bild: Daniel Wirth, Steinach
Der Name Hoerabach wird aus dem althochdeutschen „horac“ oder „horig“ (Sumpf) – also am Sumpf gelegener Bach – abgeleitet.
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Die beiden Höfe in Hoerabach liegen in einer Senke am Bach, jedoch höher als die Mooswiesen, inmitten von Ackerflächen
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Die Gegend ist uraltes Siedlungsgebiet. Hügelgräber zwischen Muckenwinkling und dem Weiler Hoerabach beweisen, daß hier in der Bronzezeit vor etwa 3500 Jahren Menschen lebten, die ihre Toten meist verbrannten und die Reste in Grabhügeln bestatteten.
Zwischen Hoerabach und Muckenwinkling verlief eine uralte Handelsstraße, von Straubing kommend, nach Cham.
1029 vermacht der Sohn des bayerischen Herzogs Heinrich II - Bruno Bischof von Augsburg - das Gut Straubing (zu dem auch die Stadt Straubing u.a. mit Steinach, Agendorf, Muckenwinkling, Kindlasberg, Bruckmühle, Pellham, Rotham, Hoerabach, Berghof, Sackhof, gehörten) dem Domkapitel Augsburg.
Am 23.06.12991 verkauft der Viztum Albrecht von Straubing, der auch die Burgherr in Steinach war, mit Zustimmung des Augsburger Domkapitels seine Lehensgüter, darunter auch den „ silva Huernbach“ (Wald Hoerabach) an den Regensburger Bürger Hermann Tuendorfer. 13212 ist er wieder im Besitz von Albrecht von Steinach. Evtl. handelte es sich hierbei um den heutigen "Heisinger-Hof", bzw. dem Wald. Sicher ist jedoch, dass bereits zu dieser Zeit die Steinacher Burgherren Besitz in Hoerabach hatten.
ca. 13003 besitzt ein "senior Bvoberger fünf Viertel in Hvrnbach" und zahlt hierfür 5 Schilling Pfennig an das Domkapitel an Abgaben. Dies ist die erste urkundliche Erwähnung eines Hofes in Hoerabach. Es handelt sich hier um den heutigen „Hiegeist-Hof“.
Hoerbach aufgenommen im September 1991
links der Hiegeist-Hof, rechts hinten der Heisinger-Hof
rechts vorne das Ausnahmshaus des Hiegeist-Hofes
Quelle: Pfarrer Gerhard Mass+ von Steinach
Im 14. Jahrhundert dürfte das Kloster Oberalteich den Hof mit 5 Viertl (heutiger Hiegeist-Hof) vom Domkapitel Augsburg gekauft haben. Bereits 1444 wird es im Salbuch als deren Besitz aufgeführt. Mit der Vogtei, also der Rechtssprechung, gehörte er jedoch weiterhin zum Domkapitel.
1436 besitzt die Familie Warter von der Wart den Heisinger-Hof in Hoerabach. Er dürfte jedoch auch bereit um 1300 existiert haben. Zwischen 1583 und 1623 verkaufen die Steinacher Hofmarksherren den Hof an das Kloster Oberalteich.
Beide Höfe gehörten ab dem 15. Jarhundert mit Grundherrschaft zum Kloster Oberalteich, wo sie bis zur Säkularisation im Jahre 1803 blieben.
1808 wurde Hoerabach zum Steuerdistrikt Trudendorf zugerechnet und 1821 der Gemeinde Agendorf zugewiesen. Als am 01.07.1974 die Gemeinde Agendorf aufgelöst wurde, kam der Weiler zur Gemeinde Steinach.
Hoerabach gehörte schon seit Urzeiten zur Pfarrei Steinach.
Quellen:
1 Regesta Boica 4, S. 690,692, (in Hist. Atlas von Bayern, Landgericht Straubing, S. 241)
2 Regesta Boica 6, S. 53 (in Hist. Atlas von Bayern, Landgericht Straubing, S. 241)
3 Jahresbericht d. Hist. Vereins f. Straubing u. Umgebung, 8. Jhg. 1905, S.45 Rechte und Besitz des Domkapitels Augsburg in und um Straubing am Anfang des XIV. Jahrhunderts.
Der ganze Brähof - heute Heisinger-Hof
von Claudia Heigl
Im Hofanlagsbuch von 17601 wird der heutige „Heisinger-Hof“ als „Littichgut“ bezeichnet.
Im Urkataster von 18082 ist er mit der Hs.Nr. 1 als „der ganze Brehof“ bzw. im Liquidationsprotokoll aus dem Jahr
18383 ist er mit der Haus Nr. 49 als „Der ganze Brähhof“ und mit Hs. Nr. 50 „Nebenhaus“ aufgeführt.
Brähhof bzw. Brehof dürfte vom Namen Bründl abgeleitet worden sein.
rechts der Heisinger-Hof mit der Hs.Nr. 49 und dem Nebenhaus Nr. 50
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungverwaltung München, Bayernatlas
Die frühen Besitzverhältnisse des Hofes sind unbekannt. Er dürfte jedoch genauso alt wie der Nachbarhof sein.
14364 ist er im Besitz der Familie Warter von der Wart, den Steinacher Burgherren. (In einer Urkunde von 1410 wird er nicht aufgeführt.)
Die Brüder Pankratz und Hans Warter zu der Wart und der Neffe Jorg Warter (Sohn des Erasm Warter) verkaufen das Dorf Steinach, ein Gut in Rotham wo der Hansel Hie sitzt, ein Gut genannt Sakkarn, wo Pez Ullmair aufsitzt, ein Gut genannt Perg, wo Pergmair aufsitzt, ein Gut genant Schergenhofen und ein Gut genant Hürenpach wo Anderl Mair aufsitzt.... an Alram Graf von Ortenburg und Frau Agnes geborene von Walpurg.
Ob dieser Kauf überhaupt zu Stande kam, ist nicht nachgewiesen und wird vom Schlossbenefiziaten Schlicht auch bezweifelt, da zwei identische Kaufurkunden im ehemaligen Schlossarchiv von Steinach liegen. (Normalerweise bekam eine Urkunde der Verkäufer und eine der Käufer.)
Am 23. April 1583 verkauft der Steinacher Hofmarksherr Hans Wolfgang von der Wart seinen Besitz in Steinach an Wiguleus Hund zu Sulzemoos und Lenting. Darunter ist auch der Hof in Herrenpach (Hoerabach).
16235 war der Hof schon nicht mehr im Besitz der Steinacher Hofmarksherren. Die Familie Hundt dürfte den Hof zwischen 1583 und 1623 an das Kloster Oberalteich verkauft haben.
1569 wird ein Michael Feuerl (andere Schreibweise für Foidl) in Hoerabach genannt. Er dürfte damit er erste bekannte Bauer auf dem Hof sein.
10.01.15696: Steffan Haitzer zu Weingarten verkauft sein Erbrecht auf dem Widemgütl zu Weingarten samt Ackerteilen in der mittern Reudt u.a. an Michael Feurl zu Hörabach und dessen Frau Margaretha.; S: Abt Johann Baptista zu Oberaltaich
15787 ist ein Georg Wenzl auf dem Hof im Steuerbuch verzeichnet, der 15838 auch Kirchenprobst von Steinach auftritt, d.h. er verwaltete neben dem Pfarrer das Vermögen der Steinacher Pfarrei.
16109 ist ein Michael Wenzl und dessen Ehefrau Walburga auf dem Hof ansässig.
Den Hof übernimmt Sohn Peter Wenzl, der ca. 1638 die Wirtstochter Barbara Schleinkofer von Agendorf heiratet.
Beim dritten Schwedeneinfall zwischen Juli und September 1647 wird der Hof zerstört. Bis 1647 zahlt hierauf Peter Wenzl noch Steuer, ab dann wird der Hof als „öd“ bezeichnet10. Auch Josef Schlicht, der das Salbuch von Steinach aus dem Jahr 1648 noch eingesehen hatte schreibt hierzu11: „Hörabach, zwei Höfe, der des Wenzl ist ganz verbrennt und meistenteils in Feldern öd.“
Peter Wenzl und seine Ehefrau überleben den Angriff und sind dann weiterhin als Wirtseheleute auf dem Agendorfer Wirtshaus anzutreffen.
Die Familie Bründl kommt auf den Hof
Nach den verehrenden Verwüstungen im Kloster Oberalteich und in der Umgebung dauerte es meist Jahre die zerstörten Höfe wieder zu vergeben und aufzubauen. Auch der verwüstete Hof in Hoerabach lag ca. 16 Jahre brach.
Erst 1663 werden erstmals Georg und Apollonia Bründl als Bauerseheleute auf dem Hof in Hoerabach (Hierabach) genannt.
Die Bründl’s hatten eine Sölde in Muckenwinkling (alte Hs.Nr. 58, heute Agendorfer Str. 16). Bei den Taufen von drei Kindern (1654,1655 und 1659) werden sie als Söldner in Muckenwinkling aufgeführt. Die Sölde in Muckenwinkling übernimmt Sohn Simon Bründl, während die Eltern den Hof in Hoerabach wieder aufbauen.
Erstmals wird am 23.10.1663 - bei der Hochzeit des Vitus Zeindlmayer von Parkstetten und der Bauerstochter Maria Kellner von Weidenhofen - bei denTrauzeugen Georg Bründl (Prindl) von Hirabach genannt12.
Ca. 1673 übergibt das Ehepaar den Hof in Hoerabach an ihren Sohn Martin und erwirbt in Agendorf ein Gütl, das sog. "Kappengut" (alte Hs.Nr. 39, heute Mitterfelser Str. 5). Nach dem Tod der Eltern kommt das Agendorfer Gut auch in den Besitz ihres Sohnes Martin Bründl. Es bleibt bis 1717 im Besitz der Hoerabacher Bauern.
Von der Familie Bründl hat der Hof in Hoerabach auch seinen Namen erhalten. Drei Generationen der Familie Bründl bewirtschaften ihn. Ihre Nachkommen heiraten in umliegende Höfe ein. Die Familie Bründl aus Niedermenach hat ebenfalls ihren Ursprung in Hoerabach.
Als weitere Schreibweisen des Familiennamens Bründl finden sind in den Urkunden auch zu finden: Pründl, Prindl, Brinel, Prinl
Als der Enkel des ersten Hofbesitzers, ebenfalls namens Georg Bründl, 1725 im Alter von 50 Jahren stirbt hinterlässt er fünf unmündige Kinder, die später zum Teil in umliegende Bauernhöfe einheiraten. Die 49jährige Witwe vermählt sich ein Jahr später mit dem 35jährigen Johann Heisinger von Hundldorf.
Nach dem Tod der 65jährigen Bäuerin nimmt der 52jährige Witwer Johann Heisinger knapp ein halbes Jahr später die 20jährige Eva Kandler von Hochstetten zur Frau. Aus dieser Ehe gehen nochmals neun Kinder hervor, von denen fünf das Erwachsenenalter erreichen.
1783 stirbt Johann Heisinger im hohen Alter von 92 Jahren. Die 60jährige Witwe übergibt den Hof den Hof im selben Jahr an ihren Sohn Michael Heisinger und heiratet den Witwer Johann Rothamer von Agendorf. Beide ziehen in das Inhäusl auf den Hof.
Michael Heisinger heiratet ebenfalls noch im selben Jahr die Bauerstochter Barbara Fruhstorfer von Dörfling. Barbara’s Mutter war übrigens eine geborene Bründl von Hoerabach und stammte vom gleichen Hof ab, in der ihre Tochter nun wieder einheiratete. Somit sind die Heisinger durch diese mütterliche Linie auch Nachfahren des ersten Bründl-Hofbesitzers von ca. 1663.
Der Hof wird 183813 wie folgt beschrieben:
„Wohnhaus und Stallung unter einem Dache, Stadel, Getreidekasten, Backofen und Hofraum“
Beim Nebenhaus heißt es: „Wohnhaus und Stallung unter einem Dache“. Dazu gehörte noch ein „Weihergarten mit einem Waschhaus“
Familie Heisinger von Hoerabach ca. 1913
von links: Tochter Therese (*1899) mit Schwester Rosina (1910-1914), Franziska Heisinger, geb. Schreiner, Franziska (*1908), Hofbesitzer Josef Heisinger, Sohn Joseph jun. (*1901) und zwei Dienstleute
Quelle: Familie Heisinger, Hoerabach
Die Familie Heisinger bewirtschaftet nun in achter Generation den Hof. Zählt man die Familie Bründl noch mit, so sind es bereits elf Generationen.
der Hof aufgenommen in den 1970er Jahren
Bild: Familie Heisinger, Hoerabach
rechts der Heisinger-Hof
die Maschinenhalle links vorne gehört noch zum Hof
im Hintergrund Steinach
aufgenommen November 2019
Bild: Daniel Wirth
Quellen:
1 BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 515, S. 96 Hofanlagsbuch des Rentkastenamts Straubing 1760
2 StA Landshut, Rentamt Straubing B130, S.11, Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf incl. Agendorf 1808
3 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Agendorf vom 09.10.1838
4 Schlicht Josef, Steinach ein niederbayerisches Geschichtsbild, 5 u. 6..älteste Schlossurkunde von 1436, veröffentlicht in der Straubinger Zeitung im Jahr 1881 Nr. 34
5 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
6 BayHStA München, Kloster Oberalteich Urkunden 1228
7 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des Kastenamts Straubing 1578
8 Schlicht J., Die Geschichte von Steinach, 1908, S.100 (die Seitenzahl bezieht sich auf den Nachdruck von 1996)
9 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P28, fol.71 Kaufvertrag über zwei Tagwerk Wiesmad vom 10.07.1610
10 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B90, Schmalzbuch des Kastenamt Straubing 1641-1650
11 Schlicht J., Steinach - Ein niederbayerisches Geschichtsbild. veröffentlich im Straubinger Tagblatt 16.01.1882 Nr. 3
12 Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Matrikel Pfarrei Oberalteich, Bd. 1, S.77, FN 8
13 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Agendorf vom 09.10.1838
Die Personendaten wurden alle aus den Pfarrmatrikel Steinach entnommen.
Wiedenhof bei Münster
von Claudia Heigl
Bei dem heutigen Weiler Wiedenhof handelte es sich ursprünglich um einen einzigen ganzen Hof.
Die Hofstelle lag am Fuße des Helmberg und wurde bis ins 18. Jahrhundert auch als Helmhof bezeichnet1.
Der Weiler Wiedenhof
vorne links ist noch die Hofstelle des alten Einödhofes zu sehen
im Hintergrund Münster
aufgenommen im November 2020
Bild: Claudia Heigl
Hof am Helmberg oder Helmhof war die alte Bezeichnung für den Wiedenhof
Der Hof gehörte ebenfalls zum umfangreichen Grundbesitz des Domkapitels von Augsburg. Es liegt nahe, dass es sich bei den urkundlichen Nennungen des Hofes „am oder zu Helmberg“ im 14. und 15. Jahrhundert um den Wiedenhof handelte.
Der ab dem 17. Jahrhundert bezeichnete „Helmberger-Einödhof“, der später zum Gärtnerhaus des Neuen Schlosses umgewandelt wurde, liegt eigentlich auf dem Singberg (Gerhartsberg) und war nur ein „halber Hof“.1695 hatte Hans Spießl die Bausölde vom dem ursprünglichen Hof abgetrennt und sie an seine Tochter Eva und deren Ehemann Jakob Achatz veräußert2.
Seitdem wird der nördlichere Hof als „Helmberghof“ bezeichnet, während der südöstliche Hof am Fuße des Helmberg den Namen Wiedenhof erhielt. In den Kirchenbüchern findet sich parallel dazu immer noch die Bezeichnung „Helmhof“ für den Wiedenhof.
Die Bezeichnung „Wiedenhof“ lässt sich auf „Widdumgsgut oder -hof“ zurückführen. Das war ein Bauernhof, der dem persönlichen Unterhalt des Pfarrers diente und von diesem verpachtet wurde.
Neben den üblichen Abgaben an das Kollegiatstift musste der Hofbesitzer noch zusätzliche jährliche Leistungen entrichten:
- an den Ortslehrer von Münster von jeder Getreidegattung zwei Läutgarben
- an den Ehehaftsbader und Ehehaftsschmied jeweils ein Vierling Korn im Straubinger Maß
Karte zum Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster von 1838
Der Wiedenhof erhielt die Hs.Nr. 59
Vermessungsamt Straubing
Die Weinberge am Helmberg
Der „Helmperg“ wird im Jahr 1271 in einem Revers des Ritters Otto von Straubing als Weinberg erwähnt3. Dies ist die erste urkundliche Nennung des Ortes.
Weitere Schreibweisen sind Helnperg (1313,1444) , Helenperg (1324), Hellnperg (1458), Helbmperg (1498), Helmberg (ab 1583).
Im Urbarsbuch des Domkapitels aus dem Jahr 1280 wird vermerkt, dass der Hofmarksherr Albrecht von Steinach zwei Viertelgüter „am Helmberg“ zum Lehen erhalten hatte. Hier handelte es sich um einen Weinberg3.
Lt. einem Salbuch von 14444 besitzen Hans und Anna Zaun ein Viertelbau zu Helnperg als Lehen vom Domkapitel von Augsburg, dass sie von Conrad Chundlingsperger erkauft haben.
Die Warter von Steinach (Hans von Steinach und seine Vorderen) haben ein halbes Viertelbau zu Helmperg als Hoflehen erhalten, das kaufweise an sie gekommen ist.
Außerdem wird in dem Salbuch aufgeführt, dass „Maister Peter, der Dechant von Münster, die Weingärten am Helnperg zu Lehen genommen hat und dass er die Weingärten mit zaunen, misten und mergeln und allem Zugehören fürsehen soll, ohne dem Domherren von Augspurg zu schaden….“
Der Weinanbau dürfte vom Kollegiatstift bereits im 16. Jahrhundert eingestellt worden sein. In einem Salbucheintrag von 1579 findet sich folgender Vermerk: „Erstlich von fünff Weingärten zwischen Stainach und Münster an gemeltem helm Perg gelegen… Die … Yetz ödt ligen und alles ain holzwachs ist…“.5
Die Weingärten befanden sich an der südlichen Seite des Berges. Die Flurbezeichnung „Weingartenwiese“ (Fl.Nr. 1095) am südlichen Fuße des Berges weist noch heute darauf hin.
Am südlichen Hang des Helmberges befanden sich die Weinberge
aufgenommen im November 2020
Bild: Claudia Heigl
Die Bauern auf dem Hof
Der Grundherr des Wiedenhofes war bis zur Säkularisation im Jahr 1803 das Kollegiatstift Pfaffmünster, dass seit 1581 seinen Sitz in Straubing hatte.
Als erster Bauer wird 1573 ein Wolf Engelperger namentlich auf dem Hof genannt6. Hier wird der Besitz in dem Salbuch des Chorherrenstifts St. Tiburtius unter Helmberg als „curia“ (= ganzer Hof) bezeichnet. 1578 folgt ein Thomas Gierl7.
Der Hof dürfte wahrscheinlich im 30jährigen Krieg (1618-1648) von den Schweden geplündert worden sein. In den Kirchenbüchern von Münster bis 1665 finden sich keine Aufzeichnungen eines Helmberg- oder Wiedenhofbauern.
Nach dem 30jährigen Krieg ist eine Familie Widmann Besitzer des Hofes.
Am 17.06.1665 wird in der Münsterer Kirche ein Mädchen namens Eva getauft. Hier wird als Vater Mathias Widmann "Bäcker zur Zeit auf dem Wiedenhof" genannt
Es kommt nochmals 1671 ein Kind von ihm und seiner Ehefrau Elisabeth auf dem Wiedenhof zur Welt. Das dritte Kind wird bereits im Münster geboren.
- Mathias *25.02.1671 a.d. Wiedenhof
- Johann *07.06.1673 in Münster +04.06.1673
Am 21.03.1673 verkaufen "die Widmannschen Erben" Barbara und deren Sohn Mathias Widmann den Erbrechtshof an das Stiftskapitel Straubing um 220 Gulden8.
Uraufnahme des Wiedenhofes aus dem Jahre 1827
Bayerische Vermessungsverwaltung, Bayernatlas
Familie Spießl
Am 08.01.1674 verkauft das Stiftskapitel den "halben Erbrechtshof aufm Helmberg" um 250 Gulden dem ehrbaren Hans Spießl den Mittern zu Münster9.
Damit ist der Hof um 30 Gulden teuerer, als ihn das Kollegiatstift von den Widmann's gekauft hat.
Johann Spießl "der Ältere oder Mitterne" (kommt drauf an, ob man den Vater als Älteren bezeichnet) ist seit ca. 1666 mit einer Maria verheiratet. Er war der älteste Sohn von Johann Spießl, der als Söldner und Pfeiffer in Münster Hs.Nr. 29 wohnte. Ein Bruder gleichen Namens, genannt Johann Spießl der Jüngere (geb. 18.02.1646), erbt den Hof des Vaters in Münster.
Bei den Taufen der ersten drei Kinder war Johann noch Tagelöhner und Spieler in Münster.
Er und seine Ehefrau besaßen das spätere "Hofreiter-Gütl" Hs.Nr. 18 (heute Chorherrenstr. 8) in Münster. Zwei Monate nach den Kauf des Wiedenhofes verkaufen sie das kleinere Anwesen in Münster an Johann Söldner von Bärnzell10.
Bei der Taufe des ersten Kindes auf dem Hof, wird er als "Johann Spiesl, Majoris (der Ältere), Bauer auf dem Widenhoff" bezeichnet. Dies ist auch das erste Mal, dass der Hof den Namen „Wiedenhof“ erhält. Die Spießl-Bauern werden dann abwechselnd bis 1719 immer wieder als Bauern „auf dem Wiedenhof“, „zum Helmberg“ oder „auf dem Helmhof“ bezeichnet.
Das Ehepaar hat insgesamt zehn Kinder:
- Barbara (1666-1700) heiratet 1690 in Münster Johann Kornprobst, Bäcker in Kößnach (*1664)
- Katharina (*1668)
- Eva (1669-1724) heiratet 1694 in Münster Jakob Achatz von Thalstetten. Sie kaufen 1694 vom Vater Johann Spießl die Bausölde des Wiedenhofes, der nun zum Helmberghof wird.
- Maria (*1674) heiratet 1699 in Sossau Georg Graßl, Bauer in Bielhof
- Ägid (*1676) heiratet 1700 in Münster die Wirtstochter Anna Barbara Wiest und lässt sich als Häusler in Münster Nr. 45 nieder.
- Barbara (*1677)
- Ursula (*1680) heiratet 1711 in Steinach den Hafner Sebastian Schuhbauer (1645-1712) von Wolferszell Nr. 16 und in zweiter Ehe 1712 den Hafner Simon Miller
- Anna heiratet 1702 in Münster den Bauerssohn Michael Holz von Wäscherszell
- Simon (1682-1757), Hoferbe
- Jakob (1683-1759) heiratet 1707 in Münster Katharina Reichersdorfer und wird Bauer in Münster Nr. 2
Sohn Simon übernimmt den Wiedenhof. Er heiratet 1710 die Bauerstochter Katharina Weigl von Asham.
Aus der Ehe gehen zehn Kinder hervor, von denen fünf im Kindsalter sterben:
- Maria Eva (1711-1768) heiratet 1734 in Ascha den Hafner Bartholomäus Wiedinger und 1743 den Hafner Joseph Miller von Ascha.
- Maria Magdalena (*1713) heiratet 1737 in Münster Johann Jakob Färber, Halbbauer in Aufroth
- Simon (*1714) heiratet 1743 in Kirchroth Mria Pösl, Bauerstochter von Oberniedersteinach Nr. 8 und übernimmt den Hof der Schwiegereltern
- Georg (1719-1772), Hoferbe
- Johann (1734-1797), bleibt unverheiratet auf dem Hof
Nach dem Tod der ersten Ehefrau geht Simon 1750 nochmals eine Ehe mit Walburga, der Witwe des Bauern Lorenz Wacker von Unteröbling ein.
Nächster Bauer wird Georg Spießl, der sich 1746 die Bauerstochter Elisabeth Kirschner von Münster Nr. 30 als Bäuerin auf den Hof holt.
Sie schenkt ebenfalls zehn Kindern das Leben, von denen drei das Kindsalter nicht überleben:
- Joseph (1746-1814), Hoferbe
- Maria Anna (*1748)
- Johann Simon (1752-1790) heiratet 1774 in Münster die Bauerstochter Maria Theresia Zeindlmaier von Agendorf Nr. 34. Simon übernimmt den Kirschner-Hof Hs.nr. 30 in Münster von seinem Onkel Johann Michael Kirschner.
- Anna Maria (*1755) heiratet 1771 den Schuster Andreas Echinger von Oberparkstetten Nr. 8
- Theresia (*1757)
- Magdalena (1762-1784) stirbt unverheiratet mit 22 Jahren
- Katharina (*1765)
Elisabeth Spießl stirbt bereits 1769 mit 46 Jahren. Sie hinterlässt sieben zum Teil unmündige Kinder. Drei Jahre später folgt Ehemann Georg mit 53 Jahren ihr ins Grab.
Den Hof hat er bereits 1771 an seinen ältesten Sohn Joseph übergeben. Der geht eine Ehe mit Anna Maria Hahn von PIttrich ein.
Die Bäuerin bringt neun Kinder zu Welt, von denen fünf das Erwachsenenalter erreichen:
- Anna Maria (*1774) heiratet den Jakob Söldner von PIttrich
- Katharina (1774-1849) heiratet 1799 in Steinach Jakob Färber von Steinach Nr. 53
- Martin (1779-1850) heiratet 1812 in Münster Magdalena Hitzinger und übernimmt das Anwesen der Schwiegereltern in Münster Nr. 6
- Joseph (*1781)
- Tiburtius (1785-1860), Hoferbe
Den Hof erhält wieder, wie normalerweise üblich, der jüngste Sohn Tiburtius. Dieser nimmt 1810 die Bauerstochter Katharina Färber von Münster zur Ehefrau.
Die Bäuerin schenkt sechs Kindern das Leben, von denen jedoch nur eine Tochter überlebt.
Am 04.07.1846 übergibt Tiburtius Spießl seinen 123 Tagwerk großen Hof an seine einzige Tochter Anna Maria und deren Ehemann Joseph Geith.
Zwei Kinder des Ehepaares werden noch auf dem Wiedenhof geboren:
- Joseph *1844
- Martin *1845
Der Wiedenhof wird zertrümmert
Doch auch an diesem Hof gehen die turbulenten Zeiten nach der Säkularisation und Bauernbefreiung in Bayern nicht spurlos vorüber. Am 27.09.1861, 10 Monate nach dem Tod des Vaters, verkaufen Anna Maria und Joseph Geith den Hof mit 120 Tagwerk (≅ 40 ha) Grund um 25.400 Gulden an Michael Gampel aus Regensburg, nachdem er über 187 Jahre im Besitz der Familie gewesen war.
Der Immobilienhändler zertrümmert den Hof und verkauft die Hofstelle am 30.07.1863 mit 43 Tagwerk Grund an Andreas und Maria Bucher um 11.975 Gulden. Am 17.05.1890 übernimmt Sohn Johann Bucher den Hof mit insg. 52 Tagwerk (≅ 17,7 ha) und verkauft ihn im September 1902 an den Immobilienhändler Bernhard Buxbaum aus Regensburg um 17.000 Mark.
Weitere Grundstücke werden verkauft und am 05.01.1903 erwerben Anna und Alois Wagner von Laichstätt Gde. Thierlstein b. Cham die Hofstelle mit 12 ha Grund um 12.000 Mark. Am 20.11.1908 tauschen sie das Anwesen zum Anschlag von 14.000 Mark mit den Immobilienhändlern Schwarzhaupt Nathan von Regensburg und Petzenhauser Xaver von Straubing gegen das Anwesen Nr. 2 1/2 in Unterzeitldorn.
Am 17.12.1908 erwirbt Simmel Josef den Hof mit nur mehr 6 ha Grund und am 10.05.1910 kaufen ihn schließlich Schütz Josef und Maria geb. Dobmaier.
Ab den 1950er Jahren entstanden rund um die alte Hofstelle, auf den zum Teil schon früher wegverkauften Grundstücken, weitere neue Wohnhäuser und der Wiedenhof entwickelte sich zum Weiler.
Wiedenhof mit den rot eingezeichneten Neuansiedlungen Anfang der 1950er Jahre.
Quelle: Vermessungsamt Straubing, Ortsplan Münster NOXXXIX 32 172d
Die alte Hofstelle im November 2020
Bild: Claudia Heigl
1808 wurde Wiedenhof im Steuerdistrikt von Münster aufgeführt11 und 1821 in die Gemeinde Münster eingegliedert.
Bei Einführung der Hausnummern erhielt die Hofstelle die Hs.Nr. 5912, bei der Neuorganisation der Hausnummern in Münster im Jahr 1890 wurde die neue Hs.Nr. 95 vergeben.
Im Rahmen der Gebietsreform 1978 wurde Wiedenhof, zusammen mit Münster, ein Teil der vergrößerten Gemeinde Steinach.
1 Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster, Bd. 2, S. 389, 29.06.1717 Sterbeeintrag der Maria Spießl, Ehefrau des Johann Spiesl, Bauer auf dem Helmhof
2 BayHStA München, Straubing Kollegiatstift St. Jakob und Tiburtius KL 3, Zins- und Stiftbuch, fol. 147
3 Solleder Fridolin, Urkundenbuch der Stadt Straubing 1911-1918, Urkunde Nr. 1, Revers des Otto von Straubing, Prokurators des Herzogs Heinrich von Bayern, über die ihm und seinen Söhnen Albert, Karl und Leutwein von Propst und Kapitel zu Augsburg zu Leibgeding verliehenen Weinberg zu Sneitweg, Helmberg und Sacker. 21.03.1271
4 Salbuch des Augsburger Domkapitels von 1444, nach Keim in Jahresheft des Hist. Vereins Straubing und Umgebung 1965, S.35-38
5 BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Cons. Cam. Nr. 247
6 Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, KL 5, Nr. 111, Salbuch des Chorherrenstifts St. Tiburtius zu Pfaffmünster von 1573
7 Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, KL 5, Nr. 110, Salbuch des Chorherrenstifts St. Tiburtius zu Pfaffmünster von 1578
8 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 640 Ib, fol 47 Kauf 21.03.1673
9 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 640 Ib, fol 56 08.01.1674
10 BayHStA München, Briefprotokolle Straubing 640 Ib, fol 69‘ Kauf 30.03.1674
11 StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster Münster 1808
12 Vermessungsamt Straubing ,Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster 1838
Weitere Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-5, Umschreibehefte Münster 1843 – 1859 Hs.Nr. 3 - 59
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-10, Umschreibehefte Münster 1859– 1893 Hs.Nr. 70 - Ende
StA Landshut, Grundsteuerkataster 17/22-15, Umschreibehefte Münster 1893 - 1960 Hs.Nr. 84 - Ende
Bischöfliches Zentralarchiv, Pfarrmatrikel der Pfarrei Pfaffmünster
letzte Änderung: 16.09.2024
Vom Helmberger Einödhof zum Gärtnerhaus des Neuen Schlosses
von Claudia Heigl
Auf dem Singberg, dem Baugelände des Neuen Schlosses Steinach, befanden sich ursprünglich zwei Einöd-Höfe: ein kleiner Hof – das Singberg-Anwesen auf der Bergspitze und das etwas tiefergelegene sog. Helmberg-Anwesen, das August von Schmieder zum heute noch bestehenden Gärtnerhaus umgestaltet hat.
Nach Josef Schlicht hieß der Singberg bis 1634 noch Gerhartsberg, d.h. Berg bzw. Bergsiedlung eines Gerhart. Weshalb sich die Bezeichnung „Singberg“ eingebürgert hat, ist nicht bekannt. Schlicht vermutet, dass der nahe gelegene Vogelherd für die Umbenennung maßgeblich war.
1324 wird der „Gehertzperg“ bereits urkundlich erwähnt. Das kleine Anwesen auf dem Gerhartsberg war dem Augsburger Domkapitel grundbar, wie die zahlreichen Höfe in und um Steinach.
Lt. einem Salbuch von 14441 hat „Maister Peter, der Dechant von Münster, ein Viertel Bau, genannt Gebhartsberg zu Lehen genommen“. Hier handelte es sich um den Dekan des Kollegiatstifts Pfaffmünster. Die Bauern auf dem Hof waren von nun da an dem Kollegiatstift Münster als Grundherren unterstellt.
Südlich der Helmberg, versetzt in nördlicher Richtung der Singberg, späterer Standorf des Neuen Schloss Steinach
Positionsblätter ca. aus dem Jahr 1848
Quelle Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Bei dem früher bezeichneten „Hof am Hellenberg“ handelt es sich wahrscheinlich um den Wiedenhof
In den alten Salbüchern aus dem 14. bis 16. Jahrhundert wird ein Hof am „Hellenberg“ bzw. „Helmberg“ erwähnt. Bis jetzt war man der Annahme, dass es sich hier um den "Helmberg-Hof" handelte.
Bei dem bis ins 17. Jahrhundert so bezeichneten „Hof am Hellenberg“ kann es sich jedoch nur um den „Wiedenhof“ handeln. Dieser war am östlichen Fuße des Helmberg gelegen. Die Wiedenhofbauern wurden in den Kirchenbüchern bis Anfang des 18. Jahrhunderts abwechselnd als Bauer auf dem Wiedenhof, auf dem Helmperg oder als Bauern auf dem Helmhof2 bezeichnet.
Der Helmberger-Einödhof gehörte zur Steuergemeinde Münster, während der Singberg-Hof zur Steuergemeinde Steinach gehörte
Im Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Münster aus dem Jahr 1838 wird der Hof als "1/8 Helmberger Einödhof" mit der Hs.Nr. 61 aufgeführt.
Karte: Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll aus dem Jahr 1838 der Steuergemeinde Münster
Die Bauern auf dem Hof
Der Grundherr des Helmberg-Hofes war bis zur Säkularisation im Jahr 1803 das Kollegiatstift Münster, dass seit 1581 seinen Sitz in Straubing hatte.
Zwischen 1601 und 1604 gab es einen Streit zwischen dem Kollegiatstift Straubing gegen den Steinacher Gutsbesitzer Wiguleus Hundt wegen des Zehents am Geratsberg3.
Der Hof gehörte wohl als Bausölde zu dem Wiedenhof. Den in einem Zins- und Stiftbuch aus dem jahre 1685 finden wir beim Wiedenhof folgenden Vermerk4:
"Das Baugütl hatte 1695 Hans Spiessl dem Jakob Achaz rediert (verkauft oder übertragen) und pactiert (und darüber eine vertragliche Vereinbarung getroffen).
Achatz zum dem Spiessl jährlich dafür 3 Gulden 5 Kreuzer und 20 Heller, 20 Eier, 3 Pfund Schmalz, ebenso 1/2 Scheffel Korn und Futter beibringen."
Jakob Achatz war der Schwiegersohn des Johann Spießl und mit dessen Tochter Eva verheiratet. Bei der Heirat überträgt der Vater die Bausölde, damit sich das junge Paar eine Existenz aufbauen konnte. Vorher dürfte der Hof also noch nicht bestanden haben.
1718 übernahm die Tochter Walburga mit ihrem Ehemann Joseph Kiefl (auch Kiefel, Küfel) das Anwesen. Die Familie musste jedoch 1724 den Hof aufgeben und sie zogen als Einwohner, ohne Grundbesitz, nach Münster, wo Joseph Kiefl als Tagelöhner seine Familie fortbringen musste.
Der Hof wurde vom Kollegiatstift an Johann Wolf von Öd bei Wiesenfelden vergeben. Aber auch Wolf blieb mit seiner Familie nur sieben Jahre auf dem Hof und erwarb 1732 den Hof auf dem Pürstenberg, wo seine Nachkommen noch heute ansässig sind.
Ihm folgte Andreas Türck als Hofbesitzer. Andreas und Apollonia Türck waren vorher in Münster Nr. 17 ansässig und verdiente sich noch zusätzlich seinen Lebensunterhalt als Zimmermann. Nach dessen Tod verkaufte seine Witwe das Anwesen 1753 an Wolfgang und Barbara Schaller, die jedoch bereits drei Jahre später, am 25.08.1756, das Erbrechtsgütl am Helmberg mit Johann und Barbara Hartmann gegen deren Erbrechtshäusl in Furth vertauschten.
Die Schicksalsschläge der Familie Hartmann
Vier Generationen der Familie Hartmann bewirtschafteten den Hof, der schließlich 1862 insgesamt 51 Tagwerk (17,38 ha) an Grundbesitz umfasste.
Johann und Barbara Hartmann hatten mindestens zehn Kinder, von denen acht im Kindalter oder in jungen Jahren starben. Nur die Söhne Mathias (*1758) und Franz (*1767) überlebten.
Der jüngere Sohn Franz übernahm 1793 den Hof und heiratete Maria Anna Soller von Kreuzkirchen.
Von deren elf Kindern erreichten fünf Kinder das Erwachsenenalter:
- Anna Maria (*1795) heiratete 1824 den Steinacher Halbbauern Joseph Waas.
- Katharina (*1797)
- Andreas (*1800), Hoferbe
- Theresia (*1804)
- Anna Maria (*1812)
Sohn Andreas übernahm 1831 den Hof und vermählte sich mit der Bauerstochter Katharina Scherer von Thalstetten.
Das Paar hatte acht Kinder, von denen vier das Erwachsenenalter erreichten:
- Therese (*1834)
- Katharina (*1837)
- Andreas (*1838) Hoferbe
- Josef (*1840)
1841 wurde die Bäuerin Katharina Hartmann Opfer eines Raubüberfalles über den der Münsterer Pfarrer Peter Knott in der Pfarrchronik berichtete:
„Sonntag den 17. Jänner 1841 brachen während des Gottesdienstes drei Räuber am Helmberg ein, misshandelten die eben erst entbundene Hausmutter Katharina Hartmann grausam, zerschlugen ihr unter anderem die Ellenbogenbeine, banden sie, warfen sie in einen kalten Winkel und raubten die bedeutende Barschaft von 100 Gulden. Sie machten sich davon und wurden nicht mehr entdeckt.“
Zu diesem Vorfall gibt es noch eine weitere, etwas abgeänderte Aufzeichnung5 unter dem Titel:
Wie der Räuber Matzeder eine Steinacher Bäuerin federte
Der Räuber Franz Matzeder aus Matzöd, Landgericht Landau, wurde am 23. Juni 1851 in Straubing hingerichtet. Als Metzeder auf dem Schinderkarren gebunden und gefolgt von vielem Volk zur Richtstätte gefahren wurde, brach er plötzlich zur Verwunderung aller in unbändige Heiterkeit aus. vom Henker befragt, wie er angesichts des Todes noch so herzhaft lachen könne, erzählte der Delinquent sein schandbares Schelmenstück, wie er einmal bei Steinach eine Bäuerin gefedert hatte.
Er drang an einem Sonntagmorgen in einen Bauernhof bei Steinach ein, dessen Bewohner alle zum Gottesdienst gegangen waren mit Ausnahme der Bäuerin, die sich in gesegneten Umständen befand. Wie erschrak sie, als sie in dem frechen Eindringling den berüchtigten Räuber erkannte! Weinend bat sie um Erbarmen. Matzeder beschwichtigte sie – sie brauche nichts zu befürchten, wenn sie tue, was er sie heiße. Erleichtert ging die Bäuerin darauf ein, worauf er ihr befahl, sich zu entkleiden und ihre langen Haare zu lösen und wallen zu lassen. Widerstrebend gehorchte sie; hierauf ließ er sich von ihr einen Kübel Honig geben, schüttete diesen der gepeinigten Frau über den Kopf, schnitt ein Federbett auf und zwang die Bäuerin, sich darin zu wälzen.
Daraufhin musste sie in dieser unfreiwilligen Verkleidung ihrem aus der Kirche heimkehrenden Mann entgegengehen. Matzeder ging mit geladenem Gewehr hinter ihr her, damit sie den Befehl getreulich vollziehe. Als die Arme ihren Ehemann mit anderen Bauern aus dem Wald herankommen sah, ließ sie ihm laut jammernd entgegen. Bei diesem ungewohnten Anblick ergriffen die abergläubischen Landleute die Flucht im Glauben, der leibhaftige Teufel jage hinter ihnen her.
Katharina Hartmann hatte am 30. Dezember 1840 einen Sohn namens Josef entbunden. Nach der damaligen Sitte nahm eine Wöchnerin erst nach sechs Wochen wieder an einem Gottesdienst teil.
Doch auch ihr Sohn Andreas musste mit seiner Ehefrau Katharina, geb. Bachl, viele Schicksalsschläge hinnehmen.
Von den insgesamt zwölf Kindern, überlebten nur die ersten beiden, alle weiteren zehn Kinder wurden nicht älter als zwei Monate.
Tochter Therese (*1866) wurde mit 17 Jahren schwanger und heiratete 1883 in den Hof des Steinacher Bauern Michael Bogner ein.
Der Hoferbe Sohn Josef (*1867) wurde im Alter von 22 Jahren von einem Pferd erschlagen und starb am 13.06.1889.
Als 1891 der 52jährige Bauer Andreas Hartmann an Typhus starb, bewirtschaftete die Witwe den Hof noch drei Jahre alleine weiter. Am 27.02.1894 verkaufte sie schließlich den 17 ha großen Besitz um 17.800 Mark an den Immobilienhändler Johann Amonn. Zwei Jahre später heiratete sie den Steinacher Witwer und Gütler Wolfgang Sieber und zog, nach dem Verkauf des Steinacher Gütl im Jahr 1902, mit ihm nach Straubing, wo sie im Alter von 63 Jahren schließlich auch verstarb.
Einen Monat nach dem Verkauf tauschten Georg und Maria Füchsl ihr Anwesen in Voglsang Nr. 26 1/3 mit Johann Amonn gegen den Helmberg-Hof.
Als der Steinacher Gutsbesitzer August von Schmieder seine Schlosserweiterung des Alten Schlosses Steinach nicht gleich wie gewünscht durchführen konnte, entschied er sich ein Neues Schloss an anderer Stelle zu errichten. Nachdem auf dem auf dem Berghof nicht alle Grundstücke von ihm erworben werden konnte, kam als nächste Wahl der Helmberg als erste Erhöhung am Rande des Donau-Randbruches mit famosem, unverwehrtem Blick hinaus in die Donauebene und der etwas versetzt liegende Singberg in Frage. Da auch hier nicht alle Grundstücke zum Verkauf standen, fiel die Wahl schließlich auf dem Singberg. Am 3. November 1902 erwarb August von Schmieder das „Singberg-Anwesen“ von Xaver und Kreszenz Holmer.
Am 07. Juli 1903 kaufte er schließlich auch den Helmberg-Hof um 43.141,30 Mark von Georg und Maria Füchsl.
Das Helmberg-Anwesen kurz vor Baubeginn des Neuen Schlosses 1905
(Foto: Limbrunner, Straubing)
Die zusammenhängenden Flächen der beiden Betriebe auf bzw. am südlichen Hang des Singberges wurden zum insgesamt gut 25 ha großen Areal für den Bau des Neuen Schlossen zusammengefasst.
Während das Singberg-Anwesen abgetragen wurde, gestaltete man das ehemalige Wohnhaus des Helmberg-Anwesens als Gärtnerhaus komplett um.
Das noch nicht umgebaute Wohnhaus und spätere Gärtnerhaus im Winter 1905 mit den bereits entstehenden Gewächshäusern
(Foto: Limbrunner, Straubing)
Das als Gärtnerhaus umgebaute Wohnhaus des ehemaligen Helmberganwesen im April 1907
(Foto: Limbrunner, Straubing)
Das Gärtnerhaus beherbergte zwei Wohnungen für „Verheiratete“, vier Zimmer für die Gartengehilfen und eines für den „Eselbuben“, einen Eselstall, ein Samenzimmer, Lagerräume und ganz im Westen die Wäscherei.
Das Gärtnerhaus, Ansicht von Osten, Juni 1907
(Foto: Limbrunner, Straubing)
Das ehemalige Gärtnerhaus des Neuen Schlosses Steinach im August 2019
Bild: Claudia Heigl
Nach der wechselhaften Geschichte des Helmberg-Hofes und des Neuen Schlosses dient das ehemalige Bauernhaus und spätere Gärtnerhaus heute als Wohnhaus.
1 Salbuch des Augsburger Domkapitels von 1444, nach Keim in JHVS 1965, S.34-38
2 Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel Pfaffmünster, Bd. 2, S. 389, 29.06.1717 Sterbeeintrag der Maria Spießl, Ehefrau des Johann Spiesl, Bauer auf dem Helmhof
3 StA Landshut, Regierung Straubing, A. 5708
4 BayHStA München, Straubing Kollegiatstift St. Jakob und Tiburtius KL 3, Zins- und Stiftbuch, fol. 147
5 Agsteiner Hans, Chronik der Gemeinde Steinach mit den Gemeindeteilen Münster, Agendorf und Wolferszell, 1996, S.389. Entnommen aus „Straubinger Hefte“, Nr. 35 (1985) mit dem Titel „Historisches Mosaik aus Niederbayern“ von Hans Schlappinger (1882-1951). Herausgegeben von Johannes-Turmair-Gymnasium.
weitere Quellen:
Agsteiner Hans, Das Baugelände für das Neue Schloss Steinach am Singberg/Helmberg, erschienen als Beilage zum Gemeindeboten im Juni 2008 der Gemeinde Steinach
Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Münster
aktualisiert: 16.09.2024
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