Haus Nr. 14 „Das Schmidbauern-Nebengütl“

 

von Claudia Heigl

 

 

Das Schmidbauern Nebengütl gehörte ursprünglich zum Schmidbauer-Hof Nr. 13 (heute Bauer) und diente als Ausnahmshaus.

 

Am 06.11.18301 kauft der Wagner Christoph Schmid von Untergrafenried das Nebengütl und das Wolfsbergholz, alles zusammen mit ca. 10 Tagwerk Grund, von dem Bauern Jakob Schmidbauer um 600 Gulden. 1830 heiratete er die Wagnerstochter Maria Füchsl von Konzell.

 

Ortskarte beschriftet

 Ortskarte Wolferszell Nr.188c
Quelle: Vermessungsamt Straubing

 

 

 

1838 wird das Anwesen wie folgt beschrieben: „Erbrechtsweise grundbar mit Maierschaftsfristen zum Rentamt Straubing, Wohnhaus und Stallung unter einem Dache, angebauter Stadel und Hofraum“

 

Um 1840 rodet Christopher einen Teil des Wolfsberger Waldes und errichtet dort ein Wohnhaus mit Stall, Stadel, Wagnerwerkstatt und siedelt mit seiner Familie um.

 

Zum 01.06.1866 übergibt Christoph Schmid das Häusl in Wolferszell mit Grundstücke an seine Tochter Rosalia, die  Joseph Füchsl von Forst bei Falkenfels zum Ehemann nimmt.

Schmid Besitzer

 

Das junge Ehepaar baut ebenfalls ein Haus außerhalb der Ortschaft (Hs.Nr. 23 ¼, heute Kreuzstr. 7, Anwesen Wolf) und verkauft das Haus Nr. 14 in Wolferszell am 18.02.1867 um 450 Gulden an Georg und Anna Brunner.

 

Als Georg Brunner 1885 stirbt, erbt die Tochter Maria das Anwesen, die eine Ehe mit dem Kufnerssohn Johann Baptist Wagner von Münster eingeht.

Wagner Johann übt ebenfalls das Kufnerhandwerk in Wolferszell aus. Am 31.05.1889 tauschen sie mit dem Immobilienhändler Xaver Petzenhauser ihr Haus gegen das alte Löffler-Gut Hs.Nr. 15 (heute Zimmerer, Mühlenweg 9) in Wolferszell.

 

Brunner Besitzer

 

 

Das kleine Haus veräußert der Makler gleich weiter an eine Maria Rackl.

Am 08.04.1904 kaufte eine Maria Spandl von Kößnach das Haus mit 1,4 Tagwerk Grund um 1.400 Mark und schließlich erwirbt den Besitz die Nachbarn Josef und Franziska Bauer vom Nachbar-Anwesen Nr. 13. Somit wird das frühere Schmidbauer-Nebenhäusl nach 80 Jahren wieder mit dem ursprünglichen Haupthof zusammengelegt.
Das als Nebenhaus wird 1910 abgerissen, die alte Hausnummer erlischt.

 

 

1937 baut die Tochter Franziska, geb. Bauer, mit ihrem Ehemann Johann Rothammer ein neues Haus in den rückwärtigen Garten des Hofes. Dieses erhält wieder die Hausnummer 14.

 

 fo wolf 43 ausschnitt2

 Vorne das Bauer-Anwesen, dahinter das neu erbaute Rothammer-Haus in dem Johann Rothammer das Zimmerer Handwerk ausübt.
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

 

1 StA Landshut, Rentamt Straubing B139, Umschreibbuch zum Häuser und Rustikalsteuerkataster Wolferszell 1814 - 1843

 Der Hien- oder Foidlhof Hs.Nr. 38

heute Kettl-Hof

 

1760: ½ Pabstbau – 1808: Hs.Nr. 4

 

von Claudia Heigl

 

 

 

Dieser Hof in Agendorf setzt sich aus zwei uralten Höfen zusammen. Wie bei allen Höfen in Agendorf besaß hier das Domkapitel Augsburg das Obereigentum.

1535 verkauft das Domkapitel Augsburg die Rechte an der Stadt Straubing und von diversen Gütern, u.a. auch von dem Dorf Agendorf, an Herzog Ludwig X. von Bayern. Der Grundherr des Hofes ist damit bis ins 19. Jahrhundert der Herzog von Bayern. Der Besitz wird vom Rentkastenamt Straubing verwaltet und die Steuern eingezogen.

 

fo agdf 170

 Der Foidl-Hof aufgenommen ca.1910
vorne stehen die fünf Dienstboten, im Hintergrund Maria Foidl, geb. Kienberger mit ihrer Tochter Karolina
Hinter dem Gatter an der Haustüre, das als Absperrung für das herumlaufende Federvieh angebracht worden war, steht ihre Schwiegermutter Karolina Foidl
Im Granitsturz über der Haustür ist "18 Georg Dietl 65", eingraviert, der Name des Erbauers diesen stattlichen Bauernhauses.
Bild: Familie Kettl, Agendorf


 

 

Im Salbuch von 15791 besitz ein Andre Paur „zwei Viertlbau“. Er hat darauf Erbrecht aufgrund eines Kaufbriefes aus dem Jahr 1552. Hierzu gehört eine hölzerne Behausung, ein Stadl mit einer Tenne, Stall und ein Backofen, alles mittelmäßig erbaut. Sein Wert wird auf 20 Gulden geschätzt2.

Gleichzeitig besitzt ein Mathes Jobst ebenfalls zwei Viertel, dem ein Kaufbrief aus dem Jahr 1553 zugrunde liegt. Darauf stehen ebenfalls eine hölzerne Behausung, ein Stadl mit einer Tenne, Stall und ein Backofen, allerdings alles baufällig. Dieser Hof wird 1578 mit 23 Gulden bewertet3.

Dieses Anwesen kommt in den Besitz des Agendorfer Wirts Georg Schindlmair und dessen Ehefrau Anna, geb. Pabst.

Nach ihm ist ein Christoph Pichlmayer Bewirtschafter, dem ein Paul Kellner nachfolgt.

 

Schließlich ist ab 1599 ein Michael Pabst Bewirtschafter beider vorgenannter Höfe4. Der Gesamtwert des Besitzes beläuft sich auf 50 Gulden. Ab diesem Zeitpunkt sind beide Anwesen zu einem Hof zusammengeführt und in einer Hand.

 

uraufnahme

 Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Hier steht das Bauernhaus noch quer zur Straße
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Als nächster Bauer ist uns ein Thomas Luttner und seine Ehefrau Barbara bekannt. Im Juni 1633 leihen sich beide 200 Gulden von Georg Schäffler von Gschwendt5.
Höchstwahrscheinlich stammt Thomas Luttner vom Kindlasberg und ist ein Halbbruder des Michael Foyerl.

Nach dem Schwedeneinfall vom Nov. 1633 bis April 1634 wird der Hof auf dem Kindlasberg geplündert und abgebrannt.
Auch die Bauern in Agendorf werden von den Soldaten drangsaliert und ihre Höfe geplündert.

Ob Thomas Luttner durch die Soldaten umkam oder aus anderer Ursache gestorben ist, bleibt ein Rätsel. Jedenfalls heiratet die Witwe Barbara Luttner den ehemaligen Bauern auf dem Kindlasberg, Michael Foyerl/Foidl, der auch der Halbbruder von Thomas Luttner gewesen sein dürfte.

Nach der Zerstörung des Hofes auf dem Kindlasberg bewirtschaften die Foidl’s den Hof in Agendorf.
Ein Sohn namens Georg kommt dort am 18.04.1640 zur Welt, der jedoch noch am gleichen Tag stirbt.

Nachdem Michael Foidl sieben Monate später ebenfalls auf dem Steinacher Friedhof beerdigt wird, ehelicht die Witwe Barbara im Mai 1641 in dritter Ehe Melchior Dellinger (Döllinger) von Nerling (oder auch Nörling)6. Doch bereits ein halbes Jahr später stirbt sie selbst.

Es dauert eineinhalb Jahre bis Melchior eine zweite Ehefrau findet - Anna Jobst, eine Müllerstochter von „Limberg in der jungen Pfalz“7. Er verkauft den Hof in Agendorf und zieht mit seiner Ehefrau auf den Kindlasberg in den inzwischen wiederaufgebauten Hof.

 

Auch der Hof in Agendorf dürfte schwer in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Michael Foyerl musst 1641 nur für „zwei Viertel“, also den halben Hof, fünf Gulden Abgaben an das Rentkastenamt Straubing entrichten.
Für die beiden anderen Viertel fällt nichts an. 1642 – 1644 werden für den ganzen Hof überhaupt keine Abgaben erhoben8.

 

 

Luttner Besitzer

 

Am 5. Juni 1643 erwerben Georg und Ursula Schäffler von Gschwendt den Agendorfer Hof.
Nun scheint der Hof wieder bewirtschaftet zu werden, denn 1645 und 1646 entrichtet Schäffler jährlich 20 Gulden nach Straubing9.

Aber bereits 1647 reißen die Abgaben wieder ab. Zuerst auf 9 ½ Gulden und dann wird 1648 und 1649 wieder nichts nach Straubing abgeführt.
Wahrscheinlich ist der Hof 1647 wieder geplündert worden, so dass kein Zugtier und Saatgut mehr vorhanden waren, um die Felder zu bestellen.

 

164910 veräußert die inzwischen verwitwete Ursula Schäffler den Besitz an Sebastian Wintermayr von Weingarten bei Mitterfels11.
Der junge Bauer nimmt die Wirtstochter Elisabeth Schink von Wolferszell zur Ehefrau.

Nun beginnen sich die Zeiten nach dem 30-jährigen Krieg wieder zu normalisieren und die Bauern mit ihren Höfen erholen sich von den Verwüstungen.
1650 führt Wintermayer wieder 20 Gulden an das Kastenamt ab.

Sechs Kinder kommen in Agendorf zur Welt von denen zwei bereits im Kindsalter sterben:
- Simon *1651
- Thomas *1652
- Urban *1655
- Katharina *1656

 

Wintermayer Besitzer

 

 

1662 verkauft das Ehepaar den Hof in Agendorf und erwirbt hierfür den „Drechslerhof“ in Unterparkstetten (heute Kandler).

Neue Besitzer werden Johann Joachim Rothamer und dessen Ehefrau Maria geb. Hien12. Beide stammen von den Höfen in Rotham heraus.
Auch diese Bäuerin bringt sechs Kinder zur Welt, von denen wir bei zwei Sterbeeinträge finden:
- Johann (*+ 1662)
- Georg (*1663)
- Johann (*1665)
- Georg (*+1667)
- Georg (*1668)
- Georg Adam (*1669) Georg Adam wird 1684 Lehrling bei dem Steinacher Hafner Simon Müller13

Das Ehepaar hat sich für den Kauf Geld geliehen und scheint mit der Rückzahlung in Schwierigkeiten gekommen zu sein. 1671 kommt der Hof „auf die Gant“, d.h. er wird versteigert.

 

 

Rothamer Besitzer

Zunächst erwerben ihn die benachbarten Agendorfer Bauerseheleute Georg und Elisabeth Scherzer14, die ihn schließlich 167215 um 450 Gulden an Georg und Barbara Riedl von Aufroth16 veräußern.

Das Ehepaar hat sechs Kinder, von denen die ersten vier in Aufroth geboren werden:
- Anna (*1667) heiratet 1686 Gregor Foidl von Agendorf Nr. 34
- Georg (*1668)
- Maria (*1670)
- Georg (1672-1674)
- Maria (*1674)  Hoferbin
- Adam (*1678)

 

1699 übergibt die Witwe Barbara Riedl den Hof an ihre Tochter Maria, die den Bauerssohn Adam Hien von Rotham zum Ehemann nimmt.
Barbara Riedl heiratet nach der Übergabe den ebenfalls verwitweten Hoerabacher Bauern Martin Bründl und zieht zu ihm auf den Hof in den Ausnahm.

Maria schenkt mindestens sieben Kindern das Leben:
- Maria *10.01.1700
- Adam *23.12.1700, Hoferbe
- Vitus *06.06.1706
- Georg *+1708
- Maria *06.09.1709
- Martin *06.11.1714 heiratet am 1747 in Mitterfels die Bauerstochter Ursula Rothamer von Wolferszell Nr. 15 und wird Halbbauer in Mitterfels (Hien-Sölde)
- Georg *ca. 1709 heiratet 1742 die Bauerswitwe Maria Magdalena Berger, geb. Deblinger von Steinach Nr. 55

 

1724 wird Sohn Adam Hien jun. der Hofnachfolger, der sich mit der benachbarten Bauerstochter Walburga Foidl von Agendorf Nr. 35 (heute Stelzl) verheiratet.
Vier Mädchen kommen zur Welt:
- Maria (*1725)
- Maria (*1727)
- Maria Magdalena (*1729)
- Anna Maria (*1730), Hoferbin

 

 

Riedl Besitzer

 

Die jüngste Tochter Anna Maria übernimmt den Hof und heiratet 1759 den Bauerssohn Martin Foidl von Rotham.
Die Bäuerin wird Mutter von fünf Kindern, die alle in große Höfe in der Umgebung einheiraten:
- Johann Georg *1760 , Hoferbe
- Maria Magdalena *1762 heiratet 1756 den Bauern Johann Georg Zeindlmayer von Agendorf Nr. 34 (heute Schötz)
- Anna Maria *1765 heiratet 1796 den Bauern Johann Georg Rothamer von Rotham
- Josef *1768 heiratet 1793 die Bauerstochter und Hoferbin Anna Maria Schütz von Steinach Nr. 14 (Hilmer-Sieber-Hof)
- Maria Katharina *1772 heiratet 1798 Jakob Stubenhofer, Bauer in Gschwendt

 

Hoferbe wird der älteste Sohn Johann Georg der am 02.07.1796 seine Hochzeit mit der Bauerstochter Barbara Rothamer von Rotham feiert. Drei Tage später heiratet übrigens seine Schwester Maria den Bruder seiner Ehefrau Johann Georg Rothamer.

Die Ehe von Johann Georg und Barbara Foidl bleibt kinderlos. 1813 übergeben sie den Hof an ihren Neffen Josef Zeindlmayer und ziehen von Agendorf weg.
Der nimmt die Bauerstochter Maria Magdalena Erndl von Pellham zur Ehefrau.
In der Ehe kommen vier Kinder zur Welt:
- Walburga (1812-1866) heiratet 1842 Josef Foidl, Bauer in Rotham (heute Dietl)
- Johann Georg (1820-1901), ledig
- Magdalena (1822-1888), ledig
- Therese (1825-1901), ledig

1830 stirbt der Bauer mit 43 Jahren. Der Pfarrer schreibt ihm ins Sterbebuch: „starrsinnig gelebt, so den Arzt nicht beachtet“.

Die Witwe holt sich den acht Jahre jüngeren Bauerssohn Michael Zeindlmayer von Hoerabach (heute Hiegeist) als neuen Bauern auf den Hof. Sieben Jahre später trägt man sie selbst mit 48 Jahren auf den Friedhof.
Erst eineinhalb Jahre später nimmt der Witwer die 35-jährige Anna Maria Landstorfer von Trudendorf zur Ehefrau.

Aus der Ehe geht 1844 nochmals eine Tochter hervor, die den Namen Maria erhält und auch Hoferbin wird.

 

Als Maria 1863 den Bauerssohn Georg Dietl von Steinach heiratet, suchen sich ihre drei älteren Halbgeschwister ein neues Zuhause und erwerben von ihrem Erbe den Grüneisl-Hof in Wolferszell. Alle drei bleiben jedoch unverheiratet.

Georg Dietl schreitet gleich tatkräftig voran. Er reißt das alte Bauernhaus ab und errichtet ein neues stattliches Wohnhaus mit Stallungen, dass nun mit der Giebelseite zur Straße steht. Dadurch wird der Hofraum wesentlich erweitert. Hinzu kommt noch ein neuer Stadel und Schupfe.

 

Aus dieser Zeit stammt auch die Inschrift auf der Stirnseite des Hauses:

 

Georg und Maria Dietl
Im Jahre erbaut 1865
Gott zum Danke!
Vollendet ist das Werk, das wir begonnen
Mit Gottes Hilf ist es nun vollbracht
Gedenken glücklich hier zu wohnen
Doch überlaßen ist's des Herrschers Macht
Möge Gottes Segen gehen uns voran
Und der Schutz St. Flori und Sebastian

 

 

 

ortskarte agendorf 174b

Durch den Neubau von 1865 wurde der Hofraum wesentlich geräumiger
Quelle: Vermessungsamt Straubing, Ortskarte Agendorf Nr. 174b

 

Maria Dietl bringt drei Kinder in Agendorf zur Welt, die jedoch alle drei entweder nach der Geburt oder nach ein paar Wochen sterben:
- Maria *20.03.1866 + 01.05.1866
- Joseph *05.09.1868 + 26.09.1868
- Georg *+19.05.1874 (Frühgeburt)

Die Kinderlosigkeit mag das Ehepaar bewogen haben, den 77 Tagwerk großen Hof schließlich am 05. Juni 1878 an ihren Neffen den Rothamer Bauern Johann Baptist Foidl zu verkaufen, der auch mit einer Schwester des Georg Dietl verheiratet war.

Maria und Georg Dietl bauen sich in Steinach ein neues Haus (Kirchweg 11) und ziehen als Privatiers dorthin. Am 18.12.1881 bringt die inzwischen 37-jährige erneut eine Tochter zur Welt, die ebenfalls auf den Namen Maria getauft wird. Das Kind überlebt und heiratet 1905 den Kammerdiener Robert Mohl der mit dem Steinacher Gutsherrn von Schmieder nach Steinach kam.

Johann Baptist und Karolina Foidl haben neun Kinder, von denen die letzte Tochter Karolina in Agendorf zur Welt kommt:
- Franz Xaver (1871-1906), stirbt unverheiratet in Agendorf
- Johann Baptist (*+1872)
- Johann Baptist (1873-1956) heiratet 1896 die Bauerstochter und Hoferbin Maria Kneitinger von Wolferszell Nr. 22 1/2
- Joseph (1874-1953), verheiratet mit Katharina Wittmann, Landwirt in Atting
- Karl (*1876), Hoferbe
- Georg (*+1877)
- Maria (*+1878)
- Ludwig (*+1879)
- Karolina (1880-1961) heiratet 1908 den Bauern Wolfgang Handwerker vom Schwarzholz

 

Foidl Besitzer

Zeindlmayer Besitzer

 

 

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Der Hof aufgenommen ca. 1940
Bild: Max Hiegeist, Hoerabach


Der jüngste Sohn Karl übernimmt 1902 den Hof und nimmt die Bauerstochter Maria Kienberger von Kleinwieden zur Ehefrau.
Von ihren vier Kindern erreichen drei Töchter das Erwachsenenalter.

 

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 Foidl Karl und Maria Kienberger an ihrem Hochzeitstag am 18.11.1902
Bild: Familie Kettl

 

 

Tochter Karolina (1907-1976) übernimmt 1930 den Hof und vermählt sich mit Sebastian Kettl (1900-1991) von Haunpolding.
Von 1960 bis 1974 wählen ihn die Dorfbewohner zum Bürgermeister der Gemeinde Agendorf, bis diese im Zuge der Gebietsreform in die Gemeinde Steinach eingegliedert wird.

 

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 Sebastian Kettl

 

Trotz mehrmaligen Besitzwechsel innerhalb der Familie, sind die jetzigen Eigentümer nun seit 250 Jahren in elfter Generation auf den Hof und Nachfahren von Georg und Barbara Riedl, die den Hof 1672 erworben haben.

 

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 Der Kettl-Hof aufgenommen 2018
Inzwischen ist noch ein großer Freilaufstall hinzugekommen.
Bild: Claudia Heigl

 

 

1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 48‘ und fol. 58‘
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1578
3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1578
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B101, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1599
5 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P47,  fol.119‘   Quittung vom 15.06.1633
6 Der Ort Nörling ist unbekannt. Ebenso ist der Familienname Dellinger und Döllinger in der Gegend vorher nicht vorhanden. Vielleicht kam Melchior in den Wirren des 30-jährigen Krieges in die Gegend.  Siehe Trauung am 29.05.1641 in Steinach
7 Auch dieser Ort konnte bisher nicht lokalisiert werden. Siehe Trauung am 09.06.1643 in Steinach.

8 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B90, Schmalzbuch des fürstl. Kasten Straubing 1641 - 1650
9 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B90, Schmalzbuch des fürstl. Kasten Straubing 1641 - 1650
10 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P54 II,  fol. 206‘  Kaufbrief vom 21.04.1649 Die Witwe Ursula Schäffler wohnt inzwischen in Roßhaupten. In dem Kaufbrief ist vermerkt, dass ihn Ehemann Georg Schäffler sel. den Hof 1643 von Paul Klein von Unterparkstetten und Jobst Foyerl von Agendorf erworben hatte. Die der Hof von dem Dellinger an die beiden kam, kann nicht nachvollzogen werden.
11 Sebastian‘s Mutter Maria war eine geborene Schiedermayer und stammte von Mitterschida ab.
12 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P59,  fol.26  Kaufbrief vom 11.03.1662
13 Stadtarchiv Straubing, Rep. II, Abt. 1dd1, Nr. 15, Protokollbuch der Hafner

14 Georg Scherzer besaß das sog. „Kappengut“ Hs.Nr. 39, heute Leibl-Hof
15 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P61 III, fol.294  Kaufbrief über 450 fl vom 03.12.1672
16 Barbara stammt von den Söldner-Hof in Bärnzell.

 

Weitere Quellen:
BayHStA Kurbayern Hofkammer 515, Konskription des Hauptkastenamts Straubing Amt Trudendorf von 1760

StA Landshut, Rentamt Straubing B130, Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf incl Agendorf 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B131, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster Trudendorf incl Agendorf 1814 - 1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Agendorf von 1836
StA Landshut, Grundsteuerkataster 9932 Umschreibeheft zum Grundsteuerkataster von Agendorf 1843 - 1859
StA Landshut, Grundsteuerkataster 9935 Umschreibeheft zum Grundsteuerkataster von Agendorf 1859 - 1894
StA Landshut, Grundsteuerkataster 9939 Umschreibeheft zum Grundsteuerkataster von Agendorf 1894 - 1960
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel der Pfarrei Steinach

 

 

Stand: 28.06.2024

Ehemaliges Dietl-Haus Nr. 77 

 

heute Kirchweg 11, Spanner

 

von Claudia Heigl

 

 

Dieses Haus im Kirchweg wurde 1877 von dem Agendorfer Bauern Georg Dietl erbaut.

Aus diesem Grund wurde der heutige Kirchweg zeitweise auch als „Dietlgasse“ bezeichnet.

 

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Aufnahme aus dem Jahr 1904
In der Kirchgasse stand ansonsten noch kein Haus
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte, Nachlass Niggl

 

 

Georg Dietl stammte aus dem großen Dietl-Hof in Steinach.
1863 heiratete er die Hoferbin Maria Zeindlmayr von Agendorf. Gleich nach der Hochzeit reißt er das alte Bauernhaus in Agendorf ab und errichtet 1865 ein neues Wohnhaus mit Stallungen. Auch die Ökonomiegebäude werden von ihm erneuert.

Nachdem ihre drei Kinder im Säuglingsalter verstorben sind, verkaufen die kinderlosen Bauerseheleute Georg und Maria Dietl schließlich 1878 ihren 77 Tagwerk großen Hof in Agendorf (heute Kettl)  an den Neffen bzw. Schwägerin Foidl Johann Baptist und Karolina, geb. Dietl von Rotham.

Bereits 1875 und 1877 haben sie von der Steinacher Bauerswitwe Walburga Pellkofer (Hs.Nr. 55) ein Teil ihres Gartengrundstückes in der sog. „Kirchgasse“ erworben und darauf das zweistöckige Haus errichtet.

 

 

ortskarte steinach 187c ausschnitt

Das neu erbaute Haus erhielt die Hs.Nr. 77
Quelle: Vermessungsamt Straubing, Ortskarte Steinach Nr. 187c

 

 

1881 bringt die inzwischen 38jährige Maria erneut eine Tochter zur Welt, die auf den Namen Maria getauft wird.

1905 heiratet die junge Frau den Kammerdiener Robert Mohl. Dieser war mit dem neuen Gutsherrn August von Schmieder von Karlsruhe nach Steinach gekommen und ist der Sohn der Tuchmacherseheleute Christian Mohl und Anna geb. Wagner von Geislingen in Württemberg.

 

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Eine Pilgergruppe bei einem Bittgang  in der Kirchgasse 1936
Der Weg verschmälerte sich weiter unten nur noch zu einem Fußweg
Bild: Archiv für Heimatgeschichte, Fotoalbum Freudel

 

 

1911 verkaufen Maria Mohl und ihre verwitwete Mutter das Anwesen an die Bäckerseheleute Johann Röckl und Karolina geb. Häuslbetz, die es als Ausnahmhaus nutzen.

Maria Mohl zieht mit ihrem Ehemann und ihrer Mutter von Steinach weg.

 

 

Dietl Besitzer

 

 

 

Über verschiedene Erbfolge kommt es schließlich in den Besitz der Familie Spanner.

 

fo stei 1661

 1945 stand auch das neu erbaut Niggl-Haus in der Kirchgasse
Bild: Archiv f. Heimatgeschichte Steinach, Bilder Max Hiegeist

 

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aufgrund der heutigen Bebauung ist ein Bild nur noch von der Luft aus möglich
aufgenommen im März 2020
Bild: Claudia Heigl

 

 

 

 

 Stand: 30.06.2024

 

 

 

Das ehemalige Häusleranwesen Hs.Nr. 31

 

1760: Großhözl Häusl - 1808: Hs.Nr. 56 „Rößl Hof“  -  heute Götzstr. 12 und 11

 

 von Claudia Heigl

 

 

Wie viele Häusler-Anwesen dürfte auch dieses Haus Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut worden sein.

 

uraufnahme haus31

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Als ersten Besitzer finden wir darin den Bauerssohn Johann Thurner (Durmayer) vom Thanhof. 1723 heiratete er die Zimmermannstochter Anna Maria Artmann von Dunk.

Aus der Ehe gehen vier Kinder hervor:
- Mathias *1724
- Sebastian *1730
- Mathias *1733
- Andreas (1737-1763)

thurmayer Besitzer

 

 

Aber keines der Kinder scheint das Gütl übernommen zu haben.

Ab 1753 finden wir darauf den Maurer und Weber Kaspar Stubenhofer. Er ist mit der Zimmermannstochter Katharina Scherhäufl von Steinach verheiratet.

 

Tochter Barbara übernimmt das Haus und vermählt sich 1780 mit dem Weber Wolfgang Rößl von Gschwendt.
Nach dem Tod der Ehefrau heiratet der Witwer noch zweimal:
1793 die Häuslerstochter Ursula Hitzinger von Münster und
1808 Theresia Hanbrunner vom Nachbarhof Nr. 29

 

Sohn Johann Rößl aus erster Ehe übernimmt 1807 das Haus und ist ebenfalls als Weber tätig. Seine Ehefrau ist eine Anna Maria Graßl von Thalstetten.

 

1838 übergibt das kinderlose Ehepaar das Häusleranwesen an Bartholomäus Gstettenbauer von Thananger, einem Neffen der Anna Maria Graßl. Der geht eine Ehe mit der Nachbarstochter Anna Maria Hien vom Wastlbauerngut ein.

 

Von dem großen Brandunglück im Jahr 1849, bei dem in der Götzstrasse fünf Anwesen niederbrannten, scheint das Häusleranwesen verschont geblieben zu sein.

 

1866 übernimmt die Tochter Anna Maria Gstettenbauer das Anwesen und vermählt sich mit dem Söldnerssohn Jakob Helmbrecht von Steinach Nr. 45.
Das Ehepaar hat vier Töchter:
- Maria (1867-1893) heiratet 1893 den Tagelöhner Joseph Billinger von Steinach
- Anna (*1867) Hoferbin
- Helena (1869-1951) heiratet 1910 Michael Axinger, dem herrschaftlichen Kutscher der Familie von Schmieder
- Theresia (*1875)

 

 

1900 heiratet die Tochter Anna den Söldnerssohn Joseph Bauer von Eggerszell und übernimmt das Anwesen vom Vater.

 

1920 verkauft das Ehepaar das Gütl und zieht von Steinach weg.

 

Besitzer Stubenhofer Bauer

 

Neue Eigentümer sind die Bauerseheleute Alois und Maria Knott vom gegenüberliegenden Ammerbauerngut.

1926 teilen die nächsten Bauerseheleute auf dem Ammerbauerngut, Josef und Therese Griesbeck, einen Teil des Grundstückes ab und veräußern es an Josef Jobst, der darauf ein neues Haus (neue Hs.Nr. 95, heute Götzstr. 11) errichtet.

 

fo stei 577 auszug

Das neu erbaute Jobst-Haus
aufgenommen 1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

Die alte Hausnummer 31 erlischt.

 

 

Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach 1843 - 1960, Sig.17/42-4, 17/42-7, 17/42-11
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach

 

Das „Kraus-Häusl“ Hs.Nr. 29 1/2

 

 heute Götzstr. 7

 

von Claudia Heigl

 

Das kleine Grundstück gehörte ursprünglich zum Gmeinwieser-Hof Hs.Nr. 27.

Nach dem großen Brand von 1849, bei dem vier Höfe und eine Sölde in der Götzstraße zerstört wurden, baute die Bauersfamilie Bogner ihren Hof etwas außerhalb des Ortes wieder auf.

 

Der benachbarte Bauer Hien vom Wastlbauernhof erwirbt daraufhin das ehemaligen Hofgrundstück in der Götzstraße von der Familie Bogner und errichtet darauf ein kleines Ausnahmshaus.

Nach dem Verkauf des Wastlbauernhofes an die Darlehenskasse erwirbt 1915 die Gutsarbeiterin Kreszenz Kraus das ehemalige Ausnahmshaus Haus von der Bank.

 

 

 ak stei 118 ausschnitt

Das ehemalige Ausnahmshaus des Wastlbauernhofes, der im Hintergrund zu sehen ist.

 Ansichtskarte gelaufen 1902

 

Das „Ammerbauerngut“ Hs.Nr. 32

 

 1760: 2/8 Richterhof - 1808: Hs.Nr. 57 „Knotten Hof“  -  heute Götzstr. 12

 

von Claudia Heigl

 

Der Hof gehörte zu den zehn großen Höfen in Steinach. Eigentümer und Grundherr war bis Anfang des 19. Jahrhunderts immer der jeweilige Hofmarksherr und Schlossbesitzer von Steinach.

Der Hof liegt im unteren Dorf, in der sog. „Götzgasse“ (heute Götzstraße). Von hier aus konnten die dazugehörigen fruchtbaren Felder südlich und östliche des Dorfes mit dem Fuhrwerk gut erreicht werden.

 

Die damalige Götzgasse (heute Götzstraße) endete bei diesem Hof und verengte sich dann auf einen schmalen Fußweg, der zwischen dem späteren Kiefel-Anwesen und Foidl-Anwesen in die alte „Herrengasse“ (heute August-Schmieder-Straße) mündete.

 

uraufnahme ammerbauerngut

Das Ammerbauerngut erhielt die Hs.Nr. 32
Der breite Weg endete bei diesem Hof.
quelle: Bayer. Vermessungsverwaltung München, BayernatlaQ

 

 

15831 wird das Anwesen als Vilsergut bezeichnet. Andrä Hagn hat darauf das Leibrecht, d.h. das Nutzungsrecht endet mit dem Tod der Person auf die das Leibrecht ausgestellt ist und wird dann wieder neu vergeben.

 

16232 ist Bartholomäus Göz auf dem Anwesen als Bauer ansässig. Das Leibrecht läuft aber noch auf Wolf Hagn zu Münster und Barbara Inkofer, Metzgerin in Straubing. Hier dürften es sich um die Kinder des Andrä Hagn gehandelt haben, auf denen das Nutzungsrecht noch geschrieben und nun an Bartholomäus Göz „verstiftet“ worden war.

Die Götzgasse, spätere Götzstraße, hat auch von diesem Bartholomäus Göz ihren Namen bekommen.

 

16413 finden wir auf der „Hagn Sölde“ Mathias und Ursula Pizelmayr, die darauf ebenfalls das Leibrecht besitzen.
Zwei Kinder des Ehepaares sind bekannt:
- Hieronymus (*26.09.1642) heiratet 1667 die Bauerstochter Maria Rothamer. Er lässt sich als Müller und Bäcker zunächst in Wolferszell, dann in Gschwendt und schließlich ab 1678 in Rißmannsdorf nieder.
- Walburga (*25.08.1644) heiratet 1664 den verwitweten Kramer Georg Bergmaier von Münster.

 

Pizelmayer Besitzer

 

Als nächste Bauerseheleute ziehen Andreas und Maria Wirth (Würth) auf den Hof ein. Andreas stammt aus der „Regener Pfarrei“ und heiratet 1653 Maria Zimmermann von Ascha. Der junge Mann dürfte nach den Wirren des 30jährigen seine Heimat in Steinach gefunden haben.

Fünf Kinder des Paares sind bekannt:
- Johann (*1656)
- Wolfgang heiratet 1679 die Bauerstochter Magdalena Deblinger von Pellham und übernimmt mit ihr den Hof in Pellham.
- Magdalena (*1661)
- Johann (1663-1695), Hoferbe
- Ursula (*1665) heiratet 1690 den Bauerssohn Johann Apoiger von Niedermenach

 

Hoferbe Johann Wirth nimmt 1691 die Kramerstochter Magdalena Berger von Hs.Nr. 55 in Steinach zu Ehefrau.

Zwei Töchter kommen zur Welt:
- Anna Magdalena (*1691)
- Anna Elisabeth (*1693) heiratet 1719 den Weber Andreas Schmidbauer von Au bei Ascha und lässt sich mit ihrem Ehemann in Steinach nieder.

1695 stirbt der 31jährige Bauer und die Witwe holt sich als neuen Ehemann den Bauerssohn Stephan Kirschner von Geßmannszell auf den Hof. Der Familienname Kirschner dürfte eine Abwandlung von „Gürster“ sein.

Vier Kirschner-Kinder kommen nochmals zur Welt:
- Katharina (*1696), Hoferbin
- Anna Maria (*1698) heiratet 1722 den Bauern Simon Fuchs von Steinach Nr. 12
- Jakob (*1699) heiratet 1721 die Bauerstochter Barbara Geith von Münster Nr. 30 und übernimmt den Hof der Schwiegereltern
- Ursula (*1704) heiratet 1728 den Bauerssohn Johann Artmann von Dunk und lässt sich mit ihrem Ehemann in Steinach Nr. 39 nieder

 

Nachdem Stephan Kirschner 1717 mit 50 Jahren stirbt heiratet 1719 die älteste Tochter Katharina den Bauerssohn Joseph Pösl von Unterniedersteinach und übernimmt mit ihm den Hof.

Sie hat mit ihrem Bräutigam bereits eine vorehelich geborene Tochter und bringt in der Ehe nochmals sechs Kinder zur Welt:
- Anna Maria (*1718) in Oberniedersteinach
- Barbara (*1719) als Kind verstorben
- Johann Georg (*1721)
- Johann (*1822)
- Joseph (1725-1772) heiratet 1758 die Tagelöhnerstochter Therese Holzer von Schönstein und erwirbt ein Häusleranwesen in Steinach Nr. 5
- Georg (*1731)
- Maria Magdalena (*1732)

 

Wirth Poesl Besitzer

 

 

Das Ehepaar scheint in finanzielle Schwierigkeiten gekommen zu sein, denn 1738 finden wir Andreas Kirschner auf dem Hof. Auch er stammt von Geßmannszell. Wahrscheinlich war er ein Cousin der Katharina Pösl. Der neue Besitzer nimmt die Bauerstochter Maria Eva Reichersdorfer von Steinach Nr. 17 zur Ehefrau.

Von ihren fünf Kindern entspringen der Ehe:
- Mgdalena (*1738)
- Anna Maria (*1741)
- Therese (*1741), Hoferbin
- Johann Michael (*1747)
- Johann Michael (*1756)

 

Ihre Tochter Therese wird die Hoferbin, die 1770 eine Verbindung mit dem Bauerssohn Wolfgang Knott von Altenhof eingeht.

Die Bäuerin schenkt fünf Kindern das Leben, von denen eines im Kindsalter stirbt:
- Maria Theresia (*1774)
- Joseph (*1778)
- Michael (*1781)
- Peter (*1786), Hoferbe

 

Hofnachfolger wird 1806 der jüngste Sohn Peter Knott, der Katharina Wolf von Weingarten zur Ehefrau nimmt.

Aus der Ehe gehen zwei Kinder hervor:
- Martin (1814-1910), der Hoferbe
und die neun Jahre jüngere Tochter  Anna Maria (1823-1892) Sie heiratet 1841 in Kirchroth den Bauern Joseph Leibl von Unterniedersteinach Nr. 6

 

 

 

Die Abgaben des Hofes

Jahrhundertelang mussten von jedem Hof, neben dem Zehent von der Ernte und der jährlichen Stift (Geldbetrag,) auch Frondienste und Naturalabgaben an die Steinacher Gutsherrschaft geleistet werden, die im Jahr 1838 in Geldbeträge umgewandelt worden waren:
An Abgaben musste vom Hof 1838[4] sieben Gulden „Scharwerkgeld“ und zwei Gulden „Hundgeld“ bezahlt werden. Dazu kamen noch 8 Gulden 14 Kreuzer an „Mäh- oder Bauernscharwerk“.

Das „Schwarwerkgeld“ dürfte der Ablösebetrag für die Spanndienste[5] gewesen sein, die von diesem Hof für die Gutsherrschaft geleistet werden mussten.
Außerdem mussten die größeren Höfe des Ortes Hunde halten und füttern, die für die alljährlichen gutsherrschaftlichen Treibjagden benötigt wurden. Dies wurde durch das „Hundgeld“ abgelöst.

Und schließlich hatten die Bauern des Ortes bei der Ernte und. Heuernte der Gutsherrschaft auszuhelfen. Auch dies wurde durch einen Geldbetrag abgelöst.

Zu diesen Beträgen kam noch die jährliche Stift in Höhe von 5 Gulden.

An die Pfarrkirche Steinach war der Pfennigzins in Höhe von 2 Kreuzer 3 Heller jährlich fällig.

Und der Mesner von Steinach (der zugleich der Schullehrer war) erhielt für seine Dienste von diesem Hof jährlich zwei Weizen- und zwei Korngabe. Die war noch nicht in Geld umgewandelt und musste als Naturalabgabe weiterhin geleistet werden.

Bei jedem Besitzwechsel bekam die Gutsherrschaft ein sog. Laudemium, dass für diesen Hof 10 Prozent vom Hofwert waren.

 

Sohn Martin übernimmt 1844 das Anwesen und ehelicht Anna Maria Zwickenpflug von Wolferszell Nr. 6, die sieben Kinder das Leben schenkt, von denen zwei im Säuglingsalter sterben:
- Martin (1845-1913), Hoferbe
- Helena (*1846 + 26.06.1872), ledig
- Anna (*1848)
- Therese (*1850)
- Joseph (*+1852)
- Kreszenz (*1854 +29.07.1872), ledig
- Michael (*+1861)

 

Fünf Jahre später brennt der Hof nieder. Mit ihm werden noch weitere drei Höfe und eine Sölde in der Götzstraße ein Raub der Flammen.

Martin und Anna Maria Knott bauen den Hof neu auf. 1869 wird das Anwesen wie folgt beschrieben:
Wohnhaus Umfassung Stein, Dach Taschen,  gemauerter Schweinestall, Stadel u. Holzlege Umfassung Bretter, Dach Taschen, Backofen mandatmässig

 

Im August 1872 stirbt die Bäuerin im Alter von 50 Jahren an Typhus. Kurz vorher hat man bereits ihre beiden Töchter Helena, 26 Jahre und Kreszenz 18 Jahre wegen der gleichen Todesursache auf den Friedhof getragen. Auslöser hierfür könnte ein verseuchtes Brunnenwasser gewesen sein. Der Gutsverwalter Niggl bemängelt dies Jahrzehnte später, was zu einer zentralen Wasserversorgung in Steinach führt.

Martin erreicht das hohe Alter von 95 ½ Jahren und dürfte damit der ältesten Einwohner in Steinach gewesen sein.

 

fo stei 577 ausschnitt

Der Ammerbauernhof  aufgenommen 1956
Quelle: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

Sohn Martin jun. übernimmt 1877 den 55 Tagwerk großen Hof und heiratet die Bauerstochter Kreszenz Hiegeist von Hoerabach.
Ein Sohn namens Alois kommt 1881 zur Welt. Die beiden weiteren kleinen Söhne, die auf den Namen Franz Xaver getauft werden, sterben 1883 und 1884.

 

1908 übernimmt Alois Knott das Anwesen, der die Söldnerstochter Maria Amann von Steinach Nr. 66 aus Bäuerin auf den Hof holt.
Vier Kinder kommen in Steinach zur Welt, von denen nur zwei überleben:
- Ignaz *1912
- Maria Kreszenz *1921

 

Kirschner Knott Besitzer

 

 

fo stei 709

Der Pferdestall des Hofes
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Nachlass Ludwig Niggl

 

 

1926 veräußern die Bauerseheleute das Anwesen an Josef und Therese Griesbeck. Ein Jahr wird die Bayerische Siedlungs- und Landesbank in München neue Eigentümerin, nachdem die Griesbeck den Hof gegen ein Anwesen in Neuhofen (Hs.Nr. 13) eingetauscht haben.

 

Schließlich erwerben 1928 Max und Rosa Bachner den Besitz, indem sie ihren bisherigen Hof Nr. 51 in Pilling dafür eintauschen.

 

 

Bachner Besitzer

 

 

 

 

 

 

1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
4 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
5 Der Bauer musste einen Wagen mit Rößer oder Ochsen der Gutsherrschaft eine bestimmte Zeit zur Verfügung stellen.

 

 

Weitere Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach 1843 - 1960, Sig.17/42-4, 17/42-7, 17/42-11
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach

 

Stand: 26.05.2024

 

Der halbe „Wieden- oder Schröderhof“ Hs.Nr. 30

 

 1808: Hs.Nr. 55 „Ungerer Hof“  -  heute Götzstr. 10

 

von Claudia Heigl

 

 

Ursprünglicher Eigentümer dieses Hofes war die Pfarrkirche Steinach, daher auch der Name „Wiedenhof“.

Der Hof liegt im unteren Dorf, in der sog. „Götzgasse“ (heute Götzstraße). Von hier aus konnten die dazugehörigen fruchtbaren Felder südlich und östliche des Dorfes mit dem Fuhrwerk gut erreicht werden.

 

Der Schlossbenefiziat und Heimatforscher Josef Schlicht schreibt über den Hof:

Dann aber ebenfalls vom Hofmarksherrn in Streit und Besitz gebracht, und belastet mit jährlich 16 Gulden Stiftgeld, 4 Schaff Getreide, 10 Pfund Schmalz, 1 Kalb, 2 Gänsen, 10 Hühnern, 60 Eiern, 1 Herrnhund und „ungemessener“ Scharwerk, das heißt nach Gutdünken und Willkür.
Diese Hofmarkslast konnte kein Widenbauer zu Steinach auf die Länge tragen. Der Hof hatte deshalb 1583 – 1884 nicht weniger als 12 Besitzer. Und der Widenbauer von 1774 ließ seinen Hof ganz öd liegen, ging flüchtig nach Ungarn, kam jedoch mit Weib und Kind wieder zurück wie er ging: „mit leeren Händen.“

Im Salbuch der Pfarrkirche St. Michael ist 16181 auf dem „Wieden und Zachlhof“ ein Michael Hitzinger als Bauer genannt.

 

uraufnahme wiedenhof

Der Hof erhielt die Hs.Nr. 30
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

16232 wird der Hof auch im Stiftregister der Hofmark Steinach aufgeführt. Hier heißt es: „Hofmarksherrschaft Erbrecht, aber Pfarrei Steinach Grundherrschaft“. Ein Andreas Schretter hat demnach vom Hofmarksherrn das Erbrecht auf dem Hof erworben. Dazu hat er noch ein Leibrecht auf den „Rothamer Bau“.

Das bedeutet wohl, dass der Hof zwar der Pfarrkirche Steinach gehört, aber der Hofmarksherr das Nutzungsrecht hierzu an Andreas Schretter verkauft hat und dafür auch Zins erhält.

Dieser Andre Schretter ist auch einer der Feldgeschworenen, von denen der Hofmarksherr Christoph Höwarth von Hohenburg nach dem ersten Schwedeneinfall (November 1633 bis April 1634) die Hofmark Steinach neu vermessen hat lassen3.

 

16414, im Giltregister der Hofmarksherrschaft, wird der Hof als „Prölsen oder Sixt Ziflinger Sölde“ bezeichnet. Ein Wolfgang Grimm hat inzwischen darauf das Erbrecht.

Dieser Wolfgang Grimm dürfte um 1601 geboren worden sein und ist mit Sicherheit der Sohn des Bauern Wolfgang Grimm.

Seine Schwester Maria hat am 19.02.1635 den Tagelöhner Georg Aukofer geheiratet5.

 

Wolfgang jun. ist mit einer Eva verheiratet. Die Taufen von sechs Kindern sind im Kirchenbuch von Steinach verzeichnet:
- Ursula (*07.07.1640)
- Maria (*28.09.1642) heiratet 1667 den verwitweten Söldner Sebastian Sieber von Steinach Nr. 53
- Ursula (*07.02.1644 + 31.10.1644)
- Wolfgang (*20.09.1645), Hoferbe
- Georg (*11.01.1648) heiratet ca. 1678 eine Margaretha und wird Bauer und Weber in Steinach Nr. 64
- Eva (*03.12.1650)

 

 

Hoferbe ist wiederum ein Wolfgang Grimm, der 1666 die Bauerstochter Maria Kratzer vom Nachbarhof Nr. 27 zur Ehefrau nimmt.

Wolfgang ist fünfmal verheiratet und wird Vater von insgesamt 15 Kindern:
In der Ehe mit Maria Kratzer kommen acht Kinder zur Welt:
- Johann (*1667-1669)
- Ursula (*1668)
- Maria (1669-1734) heiratet 1705 den Tagelöhner und Totengräber Markus Echinger
- Magdalena (*1671)
- Anna (1673-1689)
- Johann (*1677) heiratet 1711 die Tagelöhnerstochter Walburga Rimmerl von Grub. Bis 1720 kommen fünf Kinder in Steinach zur Welt. Tochter Magdalena (*1762) heiratet 1737 den Häusler August Holzer von Steinach Nr. 38
- Barbara (*1679)
- Walburga (*1682-1683)

In der zweiten Ehe mit Barbara Sigl von Obermiethnach kommt am 09.01.1684 nur ein Sohn namens Sebastian zur Welt, der jedoch nur sechs Wochen alt wird.

Die dritte Ehefrau Maria Menauer von Zisterhof bringt drei Kinder zur Welt:
- Johann (*1685)
- Johann Sebastian (*1687)
- Barbara (*1689)

Die vierte Ehe mit der Müllerstochter Barbara Aigner aus Aiterhofen bleibt kinderlos.

Die fünfte Ehefrau Ursula Hien von Pellham bringt nochmals drei Kinder auf die Welt:
- Maria (*1700) heiratet 1730 in Steinach Andreas Rödl von Haunkenzell
- Nikolaus (*1702)
- Michael (*1705)

 Grimm Besitzer

 

 

Aber keines der Kinder übernimmt den Hof. Ab ca. 1700 finden wir Andreas Hitzinger als Wiedenbauer auf dem Anwesen. Er ist mit der Weberstochter Barbara Leutner verheiratet.

Nach der Hochzeit verdiente er zunächst als Tagelöhner den Lebensunterhalt, bis er den Hof erwarb.

Von ihren acht Kindern, finden wir bei fünf keine Sterbeeinträge im Kirchenbuch:
- Wolfgang (*1687)
- Andreas (*1689)
- Michael (*1691) Hoferbe
- Joseph (*1700)
- Ursula (*1701)

 

Sohn Michael übernimmt 1716 den Hof und vermählt sich mit Maria Deblinger. Deren Vater hatte 1692 eine Sölde in Wolferszell (Hs.Nr. 5) besessen, wird aber dann Hofbauer im Schloss Steinach.

Von den sieben Kindern erreichen drei das Erwachsenenalter:
- Anna Maria (*1722) heiratet 1747 den Zimmermann Joseph Schöpf von Unterparkstetten und wird mit ihm in Steinach Nr. 20 sesshaft
- Michael (1723-1807), Hoferbe
- Mathias (*1731)

 

Sein Sohn gleichen Namens übernimmt 1747 den Hof. Michael Hitzinger jun. ist in erster Ehe mit Anna Maria Unger von Hagnzell verheiratet. Die junge Frau stirbt aber bereits fünf Monate nach der Hochzeit.
Seine zweite Braut Maria holt er sich aus dem Hahn-Hof in PIttrich.
Sie schenkt ihm fünf Kinder, von denen jedoch nur von einem Sohn der weitere Lebensweg bekannt ist:
- Johann Georg (1756-1801) ist Tagelöhner in Wolferszell und mit der Einwohnerstochter Josephine Fritsch aus Grün bei Englmar verheiratet.

Nach dem Tod der Ehefrau geht der Witwer 1766 erneut eine Ehe mit der Halbbauerstochter Walburga Thanner von Oberzeitldorn ein. Die 41jährige bringt keine Kinder mehr zur Welt.

 

Hitzinger Michael dürfte auch der Wiedenbauer gewesen sein, der 1774 den Hof öd liegen lassen hat und mit seiner Familie nach Ungarn gegangen ist. Ob es wirklich die hohen Abgaben oder doch schlechtes wirtschaften war, ist nicht zu klären. Die Ehefrauen stammten jedoch aus größeren Anwesen und dürften eine gute Mitgift mit eingebracht haben.
Jedenfalls kam Michael und seine Familie wieder mittellos aus der Ferne zurück.

Als Walburga Hitzinger 1793 in Steinach stirbt, wird sie als Hirtenehefrau bezeichnet.

 

Hitzinger Besitzer

 

 

Nachdem Michael Hitzinger den Hof verlassen hat, zieht mit Albert Unger ein neuer Bauer ein. Er und seine Ehefrau Elisabeth, geb. Stamm, waren vorher als Häuslerseheleute in Furth ansässig.

Von ihren sechs Kindern erreichen fünf Töchter das Erwachsenenalter:
- Anna Maria heiratet 1794 den Halbbauern Erberl Lorenz von Steinach Nr. 8
- Katharina (1774-1854) heiratet 1792 den Söldner Joseph Dietl von Agendorf Nr. 37
- Maria Walburga (*1779)
- Elisabeth (*1784), Hoferbin
- Magdalena (1787-1822) heiratet 1813 den Kufner Sebastian Haindl in Steinach Nr. 42

 

 

Die Hoferbin Elisabeth Unger nimmt sich ebenfalls einen Unger zum Ehemann – Andreas Unger, Bauerssohn aus Hierlbach.

Der junge Bauer stirbt jedoch bereits mit 29 Jahren und hinterlässt seine Ehefrau mit zwei Söhnen:
- Joseph Unger (1807-1898) heiratet 1839 die Wirtstochter Helene Klingeisen von Kirchroth und übernimmt mit ihr das Krone-Wirtshaus in Steinach.
- Johann Andreas Unger (1808-1884) heiratet 1854 die Bauerstochter Therese Weber von Münster und macht sich als Krämer in Wolferszell Nr. 22 ½ sesshaft. 1877 erwirbt er ein Söldenanwesen in Steinach Nr. 9

 

Die Witwe geht erneute eine Ehe mit dem Bauerssohn Franz Hilmer von Pellham ein. Aber auch der zweite Ehemann stirbt nach nur 9monatiger Ehe mit 34 Jahren.

Schließlich heiratet sie 1818 den Bauerssohn Anton Petzkofer von Hundsschweif.

 

Die Abgaben des Hofes im Jahr 1838

Im Liquidationsprotokoll von 18386 wurden die Abgaben des Hofes nochmals genau aufgeführt.
An Abgaben musste vom Hof 8 Gulden 14 Kreuzer an „Mäh- oder Bauernscharwerk“ an die Steinacher Gutsherrschaft bezahlt werden. Dies war der gleiche Betrag wie bei den neun anderen großen Höfen des Ortes. Das „Schwarwerkgeld“ war der Ablösebetrag für die Spanndienste7, die von diesem Hof für die Gutsherrschaft geleistet werden mussten.


Außerdem forderte die Gutsherrschaft 7 Gulden Mähscharwerk und 2 Gulden Hundsgeld.

Als Begründung führte der Hofmarksherr auf: „da es in einer Aufstellung von 1802 heißt: 1. haben die 10 Mähmatscharwerker jährlich bei der Michaelistift 7 Gulden Schwarwerkgeld und 2 Gulden Hundsgeld zu entrichten. So habe der Liquidant (Hofbesitzer) dies zu entrichten, da er der 10. Mähmatscharwerker sei.“

Allerdings stellte die Kommission fest, dass dieses Geld weder vom Hofinhaber von seinen Vorbesitzern je bezahlt wurde, so dass die Gutsherrschaft kein Anrecht darauf hat.

 

An die Pfarrkirche Steinach, dem Grundherrn des Hofes, kam eine jährliche Stift in Höhe von 12 Gulden und der Küchendienst von zwei Hühner, das einem Gegenwert von 12 Kreuzer entsprach.

Und der Mesner von Steinach (der zugleich der Schullehrer war) erhielt für seine Dienste von diesem Hof jährlich zwei Weizen- und zwei Korngaben. Die war noch nicht in Geld umgewandelt und musste als Naturalabgabe weiterhin geleistet werden.

Als Laudemium bekam die Pfarrkirche Steinach 7 ½ Prozent vom Hofwert (im Gegensatz zu den Höfen, die zur Gutsherrschaft gehörten, hier waren es 10 %). Das Laudemium war die Abgabe bei jedem Besitzwechsel.

Rechnet man die Abgaben zusammen, so sind vom dem Wiedenhof zu dieser Zeit weniger Abgaben abzuführen, als bei den ähnlich großen Höfen des Ortes.

 

 

1849 kommt es in der Götzstrasse zu einer großen Brandkathastrophe, bei der vier Höfe und eine Sölde ein Raub der Flammen werden. Darunter auch der Wiedenhof. Dies dürfte die Familie Petzkofer vor eine große finanzielle Herausforderung gestellt haben, gab es zu dieser Zeit doch noch keine Brandversicherung.

 

fo stei 390

Das Haus aufgenommen 1920.
So dürfte es nach dem Brand erbaut worden sein.
Bild: Familie Reimann

 

 

Katharina Petzkofer, eine Tochter aus dritter Ehe übernimmt 1855 den Hof der Eltern. Sie geht eine Ehe mit dem Bauerssohn Michael Joseph Groll vom Unterharthof ein. Er dürfte eine angemessene Mitgift miteingebracht haben, die nach dem finanziellen Schaden vonnöten war.

 

1863 tauscht das Ehepaar ihren 67 Tagwerk großen Hof in Steinach mit den Immobilienhändlern Philip und Leopold Held gegen das Anwesen Nr. 55 in Thurasdorf bei Parkstetten.

Später kaufen sie sich im Aschham ein, verkaufen dort aber wieder und ziehen nach Straubing.

 

Unger Groll Besitzer

 

Der Hof wird zerschlagen – fünf Besitzer in zwei Jahren

Philip und Leopold Held zerschlagen den Hof, d.h. sie verkaufen Grundstücke und verkaufen den Rest mit 21 Tagwerk Grund am 20.01.1864 an Xaver Foidl, wohl ebenfalls ein Makler.
Denn bereit drei Monate später veräußert Foidl den Hof weiter an den Immobilienhändler Herman Maier Loewi, der ihn am gleichen Tag an Michael Fuchs weiterverkauft.

Doch bereits ein Jahr später veräußert Fuchs den Hof an die Bauerseheleute Xaver und Franziska Binder, die vorher in Oberkogl bei Neukirchen ansässig waren. Das Ehepaar bleibt nun die nächsten 30 Jahre auf dem Anwesen.

 

Binder Besitzer

 

Durch die vielen Verkäufe wurde das Anwesen immer wieder verkleinert und hatte nur noch acht Tagwerk Grundbesitz mit dabei, als ihn am 18.06.1894 Johann Evangelist Hirschauer erwirbt. Und nochmals verkauft dieser Grundstücke und veräußert die Hofstelle allein am 17.12.1894 an Anton und Walburga Zollner, die sie schließlich einen Monat später an Wolfgang und Magdalena Schlenger weiterverkaufen.

 

Zählt man die Immobilienhändler mit, hatte der Hof zwischen 1583 und 1884 sogar 16 Besitzer. Jedoch war die Ursache des Besitzwechsels bis Mitte des 19. Jahrhunderts nicht viele Verkäufe, sondern etliche Schicksalsschläge, die die Bauersfamilien erleiden mussten. Eigentlich hatten in diesen 300 Jahren nur fünf Bauersfamilien den Hof in ihrem Besitz: Schretter – Grimm - Hitzinger – Unger (hier wechselte sich der Name durch Heirat innerhalb der Familie) und Binder.

 

Das ist nicht ungewöhnlich und wir finden das auch bei anderen Höfen. Gerade im 19. Jahrhundert sind fast alle großen Höfe in Steinach und Münster von Immobilienhändler zerschlagen worden.

 

fo stei 577 ausschnitt

Der Hien-Hof aufgenommen 1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

Der neue Eigentümer Wolfgang Schlenger stammt aus Haselbach und war vorher als Mühlknecht auf der Mühle in Wenamühl und Gschwendt tätig. 1895 erwerben er und seine zweite Ehefrau Magdalena Erndl das Anwesen in Steinach.

Nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau geht der Witwer in Haibach noch ein drittes Mal mit der Witwe Therese Niedermeier eine Ehe ein und zieht zu seiner Ehefrau.

 

Die Tochter aus erster Ehe, Anna Schlenger, übernimmt 1912 das Gütl und verheiratet sich mit dem Nachbarsohn Ludwig Hien.

 

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 Familie Hien aufgenommen ca. 1934
Ludwig und Anna Hien mit ihren Kindern Anna, Ludwig, Xaver, Johann und Adolf

Bild: Familie Reimann

 

 

fo stei 394

Ludwig Hien war als Musiker im Dorf beliebt und spielte bei vielen Festen auf.
Bild: Familie Reimann

 

 

 Schlenger Besitzer

 

 

fo stei 396

 Das Hien-Haus aufgenommen 1990
Bild: Familie Reimann

 

Das Haus ist inzwischen abgerissen worden.

 

 

 

 

1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B157, Sal- und Stiftbuch der St. Michaels-Pfarrkirche in Steinach mit Abschriften der Kaufbriefe u.a. Urkunden der Kirche undatiert (Mitte des 16. Jg., Besitzvermerk der Pfarrei Steinach von 1618) mit Nachträgen bis Ende 18. Jh
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, S.104
4 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
5 BZA Regensburg, Dekanatsakten Pondorf P7 Heiraten Januar bis Februar 1635, Pfarrei Steinach
6 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
7 Der Bauer musste einen Wagen mit Rößer oder Ochsen der Gutsherrschaft eine bestimmte Zeit zur Verfügung stellen.

 

 

 

 

 

Weitere Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach 1843 - 1960, Sig.17/42-4, 17/42-7, 17/42-11
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach

 

Stand: 26.05.2024

 

Das „Wastlbauerngut“ Hs.Nr. 29

 

1760: 2/8 „Gez-Hof“ - 1808: Hs.Nr. 29 „Hien Hof“ -  heute Götzstr. 9

 

von Claudia Heigl

 

Der Hof gehörte zu den zehn großen Höfen in Steinach. Eigentümer und Grundherr war bis Anfang des 19. Jahrhunderts immer der jeweilige Hofmarksherr und Schlossbesitzer von Steinach.

Der Hof liegt im unteren Dorf, in der sog. „Götzgasse“ (heute Götzstraße). Von hier aus konnten die dazugehörigen fruchtbaren Felder südlich und östliche des Dorfes mit dem Fuhrwerk gut erreicht werden.

 

uraufnahme wastlhof

Der Hof erhielt die Hs.Nr. 29
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bayer. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

15831 wird das Anwesen als Omasmairgut bzw. Ortbauernsölde bezeichnet. Balthasar Omasmaier hat darauf das Erbrecht, d.h. er kann das Nutzungsrecht am Hof an seine Nachkommen weitervererben.

 

16232 hat ein Hans Haydauer darauf das Erbrecht.

 

16413 finden wir Georg Pächl auf dem Anwesen. Hier wird der Hof auch als „Khornprobstenhof“ bezeichnet.   Wahrscheinlich sind die Vorgänger beim Schwedenüberfall 1637 getötet oder vertrieben worden.

Georg Bachl und seine Ehefrau Maria, geb. Schmidbauer, waren vorher als Bauersehelaute in Hoerabach (Hiegeist-Hof) und von 1638 bis 1639 auf dem Geiger-Hof Nr. 41 (heute Spanner) in Agendorf ansässig. Aus dem Agendorfer Hof stammte Maria Schmidbauer ursprünglich ab4.

1640 erwerben sie das Erbrecht auf der Sölde in Steinach.

Zwei Kinder des Ehepaares sind bekannt:
- Maria (*07.12.1640)
- Johann (*25.05.1642)

 Bachl Besitzer

 

 

Die Spuren der Familie Bachl verlieren sich und erst ca. 1653 zieht mit Michael Kumpfmüller wieder Leben in den Hof ein. Am 05.02.1653 heiratet er die Bauerstochter Maria Wagner vom Richtergut (heute Fellinger-Anwesen). Doch bereits zwei Monate später trägt man den 24jährigen Bauern auf den Friedhof. Er hinterlässt seine Witwe mit einem ungeborenen Kind. Maria heiratet bereit im Juni des gleichen Jahres Bartholomäus Schweikl von Mundlfing.

Im Oktober bringt sie einen Sohn des verstorbenen ersten Ehemannes zur Welt, der auf den Namen Kaspar getauft wird. Der kleine Bub stirbt aber bereits nach wenigen Tagen.

Es folgend noch weitere neun Schweikl-Kinder:
- Ursula (*1655), erste Hoferbin
- Katharina (*1657)
- Maria (*1661)
- Georg (*1663), Hoferbe
- Andreas (*1666)
- Philipp (*1668)
- Christopher (*1671)
- Johann (*1674)
- Paul (*1678)

 

 

ak stei 118

 Das Wastlbauerngut aufgenommen ca.1903
Ansichtskarte gelaufen 1903

 

 

Die älteste Tochter Ursula heiratet 1686 den Bauerssohn Wolfgang Rothamer von Rotham und übernimmt zunächst den Hof mit ihrem Ehemann.

Drei Töchter kommen zur Welt:
- Katharina (*1687) heiratet 1712 in Hunderdorf Simon Kurz
- Magdalena (*+ 1691)
- Anna (*1691)

Im April 1692 stirbt Wolfgang Rothamer im Alter von 39 Jahren und die Witwe geht sechs Wochen später mit dem verwitweten Bauern Andreas Bielmeier von Riglberg eine neue Ehe ein.

 

Den Hof in Steinach erwirbt nun ihr Bruder Georg Schweikl, der sich mit der Wirtstochter Barbara Schink von Wolferszell vermählt.
Zwei Söhne entspringen der Verbindung:
- Johann (*03.02.1694) heiratet 1759 in Steinach die Maurerstochter Maria Echinger
- Lorenz (*05.07.1695), Hoferbe

 

Die Geburt des zweiten Sohnes erlebt der junge Bauer nicht mehr. Auch er wird im April 1695 zu Grabe getragen. Im Oktober desselben Jahres ehelicht die Witwe Michael Höpfl von Blumern.

 

Den Hof übernimmt 1718 Lorenz Schweikl, ein Sohn aus erster Ehe. Der holt sich als Braut Maria Dietl von Unterniedersteinach Nr. 6 auf den Hof.

Von den vier Kindern überleben zwei:
- Anna Maria *1723
- Michael *1725

 

Nach dem Tod der ersten Ehefrau nimmt Lorenz die Bauerstochter Maria Weinfurtner von Reibersdorf zur Ehefrau.

Aus der Ehe dürften nochmals zwei Kinder das Erwachsenenalter erreicht haben:
- Maria (1731-1767)
- Jakob (*1735)

 

Ca. 1742 veräußern Maria und Lorenz Schweikl das Erbrecht auf ihren Hof und erwerben hierfür das Bäckeranwesen Nr. 21 (später Gasthaus Thanner) in Steinach.

 

Kumpfmueller Schweikl Besitzer

 

 

 

Als neue Hofinhaber ziehen Kaspar und Anna Habrunner/Hanbrunner ein. Die Herkunft der beiden ist leider nicht feststellbar.

 

1746 heiratet ihr Sohn Johann Georg die Häuslerstochter Elisabeth Strasser von Oberniedersteinach und übernimmt das Anwesen. Als man den Bauern 1769 mit 53 Jahren auf den Friedhof trägt, nimmt die Witwe Martin Rauscher von Zirnberg zum zweiten Ehemann.

Die Bäuerin hat acht Habrunner-Kinder zur Welt gebracht:
- Johann Georg (*ca. 1741, evtl. vorehelich geboren),  heiratet 1785 die Bauerswitwe Katharina Krieger von Steinach Nr. 53
- Joseph (*1748)
- Anna Maria (1756-1794), Hoferbin
- Maria Eva (*1759)
- August (*1762)
- Katharina (*1764), Hoferbin nach der Schwester Anna Maria
- Magdalena (*1766)
- Theresia (1768-1831) heiratet 1808 den Weber Wolfgang Rösl von Steinach Nr. 31

 

 

Den Hof übernimmt 1782 zunächst die Tochter Anna Maria, die eine Ehe mit dem Bauerssohn Andreas Gmeinwieser von Herrnberg eingeht.
Die Eheleute sterben im Dezember 1793 und Januar 1794 kurz hintereinander.

Daraufhin übernimmt 1794 die Schwester Katharina Habrunner und ihr Bräutigam Sebastian Hien von den Erben den Hof um 1.200 Gulden.

Sebastian Hien stammt von dem Hien-Hof in Münster Nr. 1. Nach ihm bekommt der Hof auch den Namen „Wastlbauerngut“.

Katharina bringt eine Tochter namens Katharina zur Welt (*1797), die 1828 den Häusler Georg Knott von Kragenroth heiratet und sich mit ihm in Steinach Nr. 47 niederlässt.

1808 stirbt Katharina und Sebastian Hien und es zieht die Nachbarstochter Walburga Bogner von Steinach Nr. 27 als neue Bäuerin ein.

Diese schenkt nochmals sechs Kindern das Leben:
- Walburga (*1810)
- Johann Baptist (1811) als Kind verstorben
- Anna Maria (1812-1871) heiratet 1839 den Weber Bartholomäus Gstettenbauer von Steinach Nr. 31
- Maria Anna (*1815)
- Jakob (*1817) Hoferbe
- Magdalena (*1820)

 

Habrunner Hien Besitzer

 

Die Abgaben des Hofes

Jahrhundertelang mussten von jedem Hof, neben dem Zehent von der Ernte und der jährlichen Stift (Geldbetrag,) auch Frondienste und Naturalabgaben an die Steinacher Gutsherrschaft geleistet werden, die im Jahr 1838 in Geldbeträge umgewandelt worden waren:
An Abgaben musste vom Hof 18385 sieben Gulden „Scharwerkgeld“ und zwei Gulden „Hundgeld“ bezahlt werden. Dazu kamen noch 8 Gulden 14 Kreuzer an „Mäh- oder Bauernscharwerk“.

Das „Schwarwerkgeld“ dürfte der Ablösebetrag für die Spanndienste6 gewesen sein, die von diesem Hof für die Gutsherrschaft geleistet werden mussten.
Außerdem mussten die größeren Höfe des Ortes Hunde halten und füttern, die für die alljährlichen gutsherrschaftlichen Treibjagden benötigt wurden. Dies wurde durch das „Hundgeld“ abgelöst.

Und schließlich hatten die Bauern des Ortes bei der Ernte und. Heuernte der Gutsherrschaft auszuhelfen. Auch dies wurde durch einen Geldbetrag abgelöst.

Zu diesen Beträgen kam noch die jährliche Stift in Höhe von 2 Gulden 8 Kreuzer 4 Heller und diverse Getreideabgaben von Weizen, Korn, Gerste und Hafer, die inzwischen auch mit Geld abgegolten wurden.

Und nicht fehlen durfte der Küchendienst. Hier hatte vom Hof jährlich sechs Hühner und 12 ½  Pfund Schmalz an die Gutsherrschaft abgeliefert werden müssen. Dies entsprach 1838 umgerechnet eine jährliche Summe von 5 Gulden 4 Kreuzer.

An die Pfarrkirche Steinach war der Pfennigzins in Höhe von 27 Kreuzer 1 Heller jährlich fällig.

Und der Mesner von Steinach (der zugleich der Schullehrer war) erhielt für seine Dienste von diesem Hof jährlich zwei Weizen- und zwei Korngaben. Die war noch nicht in Geld umgewandelt und musste als Naturalabgabe weiterhin geleistet werden.

Bei jedem Besitzwechsel bekam die Gutsherrschaft ein sog. Laudemium, dass für diesen Hof 10 Prozent vom Hofwert waren.

 

1842 übernimmt Jakob Hien den Hof vom Vater zum Anschlag von 2.000 Gulden. Ein Jahr später heiratet er die Häuslerstochter Walburga Wartner von Steinach Nr. 38.
Zwei Kinder sind aus der Ehe bekannt:
- Johann Baptist (1851-1936)
- Kreszenz (1858-1897) heiratet 1879 den Gütler Sebastian Holmer von Steinach Nr. 74

 

1849 gibt es einen großen Brand in der Götzstrasse und es brennen 4 Höfe und 1 Sölde komplett nieder, darunter auch der Hien-Hof.

Der Hof wird neu aufgebaut. 1869 wird er wie folgt beschrieben7: Wohnhaus Umfassung Stein, Dach Taschen,  gemauerter Schweinestall, Stadel u. Holzlege Umfassung Bretter, Dach Taschen, Backofen mandatmässig.

 

 

Im April 1878 übernimmt Sohn Johann Baptist den Hof mit 50 Tagwerk Grundbesitz zum Anschlag von 22.564 Mark. Einen Monat später geht er eine Ehe mit der Bauerstochter Kreszenz Sieber vom Atzlhof in Münster ein.

Vier Kinder sind von dem Ehepaar bekannt:
- Maria
- Johann Baptist (1880-1917), Wirt in Münster, Johann erwirbt mit seiner Ehefrau Kreszenz, geb. Heigl das Wirtshaus in Münster, verkauft es jedoch1914 an die Eltern. Johann stirbt an den Folgen des Krieges und seine Ehefrau betreibt in ihrem Elternhaus eine Kramerei in Steinach.
- Ludwig (1886-1974) heiratet 1912 die Nachbarstochter Anna Schlenger und übernimmt den Wiedenhof-Hof Nr. 30 der Schwiegereltern
- Otto (1890-1865), Wirt in Münster

 

Als 1914 der Sohn Johann zum Wehrdienst wegen des Krieges eingezogen wird, verkauft er das Wirtshaus in Münster an seine Eltern. Die veräußern im Gegenzug das Anwesen in Steinach.

 

Hien Besitzer

 

 

 

Am 10.02.1914 kaufen Hastreiter Alois u. Katharina den Hof um 5.600 Mark. und tauschen ihn im gleichen Jahr mit der Bay. Zentraldarlehenskasse

Am 06.10.1914 tauschen Schreiner Maria und Jakob ihr Anwesen Nr. 817 1/82 in Straubing für den Hof ein. Die Schreiners waren vorher als Bauerseheleute auf dem Oberhartberg ansässig.

Am 02.05.1919 kaufen schließlich den Hof mit 21 Tagwerk Grund Max und Franziska Maxreiter.

 

Maxreiter Besitzer

 

 

 fo stei 577 ausschnitt

 Der Maxreiter-Hof aufgenommen  1956
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach

 

 

 

1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
4 BZA Regensburg, Dekanatsakten Pondorf P7, Pfarrei Steinach, Trauung am 12.02.1635 in Steinach
5 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
6 Der Bauer musste einen Wagen mit Rößer oder Ochsen der Gutsherrschaft eine bestimmte Zeit zur Verfügung stellen.
7 Gemeinde Steinach: Baulinien-Plan von Steinach, Blatt 2. Erstellt am 5. März 1869 vom Königlichen Bezirksamt Straubing

 

 

Weitere Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach 1843 - 1960, Sig.17/42-4, 17/42-7, 17/42-11
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach

 

Stand: 25.05.2024

 

Das ehemalige "Arbeiterhaus" Hs.Nr. 28

 

 

1760: Pruck Häusl -  1808: Hs.Nr. 52 „Pruckbauerr Hof“  - heute Götzstr. 8 und 8a

 

 

von Claudia Heigl

 

 

Das Haus dürfte erst Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut worden sein.

 

uraufnahme arbeiterwohnhaus

Das erhielt die Hs.Nr. 28
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

 

Als ersten Besitzer finden wir darin Simon Bruckbauer. 1719 heiratete der Tagelöhnerssohn aus Irschenbach Maria Deblinger, die Tochter des Hofbauern im Schlossgut -  Benedikt Deblinger. Ihre Schwester ist mit dem Nachbarn Michael Hitzinger verheiratet.

Bei den Taufen der neun Kinder wird er als Einwohner und Tagelöhner bezeichnet. Mit großer Sicherheit war er im Schlossgut von Steinach beschäftigt.
- Maria Katharina (*1719)
- Michael (*1722)
- Anna Maria (*1725)
- Maria Anna (1726-1796) heiratet 1753 Mathias Habrunner von Unterzeitldorn
- Simon (*1729)
- Magdalena (*1732) als Kind verstorben
- Joseph (*1734)
- Anna (*1737)
- Johann (1740-1789)

 

17521 wird er als Besitzer des „Pruck-Häusl“ bezeichnet, abgeleitet vom Namen des Besitzers Bruckbauer.

1760 besitzt das Häusl sein Schwiegersohn Mathias Habrunner, der 1753 die Bruckbauer Tochter Maria geheiratet hatte. Auch er dürfte für das Schlossgut tätig gewesen sein.

 

1783 erwerben Mathias und Maria Habrunner ein größeres Anwesen in der heutigen Bachstraße 2 (später Sieber, alte Hs.Nr. 16) und das Haus übernimmt Maria’s jüngster Bruder Johann Bruckbauer. Der ist mit der Häuslerswitwe Katharina Schöpf verheiratet.

Die Witwe bringt eine Tochter mit in die Ehe: Barbara Schöpf (1781-1822), die 1800 den Maurer Georg Holzer von Steinach Nr. 22 heiratet.

In der Ehe kommen nochmals zwei Kinder zur Welt:
- Johann Bruckbauer (1783-1856), Hoferbe
- Anna Bruckbauer (1788-1790)

 

Nachdem Johann Bruckbauer mit 49 Jahren stirbt, heiratet die Witwe 1790 Josef Kieninger von Denkzell.

 

Bruckbauer Besitzer

 

1815 übergibt der Stiefvater Johann Bruckbauer das Anwesen, der Katharina Maier von Unterzeitldorn heiratet.

Das Ehepaar hat fünf Kinder:
- Anna Maria (*1816)
- Johann Georg (*1818)
- Walburga (*1821)
- Joseph (*1823)
- Katharina (*1827)

 

Bei dem großen Brandunglück im Jahr 1849, bei dem in der Götzstrasse fünf Anwesen niederbrannten, dürfte dies die Sölde gewesen sein, die Opfer des Feuers wurde. Für die Familie Bruckbauer ein großer Schaden, da es um diese Zeit noch keine Brandversicherung gab.

 

 

1856 übernimmt Sohn Josef Bruckbauer das Anwesen, der als Zimmermann tätig ist und die Söldnerstochter Katharina Geith von Münster Nr. 2 zur Ehefrau nimmt..

Doch bereits im Januar 1855 erliegt der 31jährigen der Lungensucht. Nach dem Tod des Schwiegervaters nimmt die Witwe Alois Sagmeister zum Ehemann. Beide veräußern kurz darauf das Anwesen an die Schwägerin Walburga und deren Ehemann Michael Haindl und ziehen von Steinach weg.

 

Haindl übt das Schneiderhandwerk aus. Das Ehepaar wohnt vorher in einem kleinen Anwesen in der heutigen Wittelsbacher Straße 3 (alte Hs.Nr. 19, Zäch).

Das Ehepaar hat zwei Kinder:
- Helena (*1843)
- Michael (1845-1895)

 

Sohn Michael übernimmt 1878 das Haus und vermählt sich mit Katharina Popp von Wolferszell Nr. 13.
Katharina und Michael sterben innerhalb von neun Monaten in den Jahren 1894 und 1895.

Erben des Hauses sind die sechs Kinder zwischen 15 und 4 Jahre:
- Maria (*1879)
- Joseph (*1882) heiratet 1903 Franziska Christl von Hinterstocka. 1930 erwirbt der Schneidermeister das Haus Nr. 79 in Steinach
- Rupert (*1883)
- Johann Evangelist (*1885)
- Margaretha (*1889)
- Justina (*1891)

 

 

Bruckbauer Besitzer 2

 

 

Das Haus wird mit dem Garten wird im Oktober 1895 von den Vormündern an den Immobilienhändler Xaver Kapfhammer verkauft.

 

Im November 1895 erwerben es Xaver und Therese Rauscher.  Diese verkaufen das Haus ein Jahr später, am 15.12.1896, an Johann Popp, einem Bruder o.g. Katharina Popp, der ebenfalls das Schneiderhandwerk ausübt.

Der junge Mann stirbt jedoch bereit mit 25 Jahren. Seine junge Witwe Karolina, geb. Dengler, eine Gütlerstochter von Rattiszell heiratet daraufhin Joseph Schwarz.

 

 Popp Besitzer

 

 

Am 26.10.1904 ersteigert das Haus Alois Aigner.

Schließlich erwirbt am 14.05.1906 das kleine Anwesen August von Schmieder.
Ein Teil des Gartens wird an Simmel Xaver, Hs.Nr. 36 verkauft.

Der Gutsbesitzer erweitert das Haus und baut es um, um Platz für sechs Wohnungen für seine Gutsanstellte zu erhalten.

 

fo stei 105

 Das Arbeiterhaus nach dem Umbau 1906
Bild: Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Nachlass Ludwig Niggl

 

 

 

bauplan

StA Landshut, Baupläne Steinach Nr. 3729

 

 

 

Bewohner des Arbeiterwohnhauses:

1923:    Renner Jakob (3)

             Heubeck Michael (2)

             Heubeck Wolfgang (2)

             Meier Karl (4)

             Axinger Michael, herrschaftl. Kutscher (2)

             Leserer Josef (3)

 

1926:    Meier Karl (5)

             Leserer Josef (3)

             Axinger Helena 1

             Renner Jakob (3)

             Heubeck Wolfgang (2)

             Heubeck Michael (2)

 

1929:    Heubeck Wolfgang (2)

             Heubeck Josef (5) Keller

             Heubeck Michael (2)

             Renner Jakob (2)

             Meier Karl (5)

             Eckbauer (2)

             Schaffner (4)

             Wein Peter (2)

 

1936:    Renner Jakob (2)

             Fischer Ludwig (4)

             Riedl Otto (4)

             Eckbauer Johann (2)

             Heubeck Michael (2)

             Schaffner Jakob (3)

             Heubeck Josef (3)

 

 

 

1 BayHStA München, Kurbayern Hofkammer Hofanlagsbuchhaltung 248, Hofmark Steinach 1752

 

 

 

Weitere Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach 1843 - 1960, Sig.17/42-4, 17/42-7, 17/42-11
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach

 

Der „Geigenbauernhof“ oder “Gmeinwiesergut“ Hs.Nr. 27

später „Bachner-Anwesen“

 

1760: ½ Götzhof  -  1808: Hs.Nr. 53 „Bogner Hof“  - heute Straubinger Str. 23

 

 

von Claudia Heigl

 

 

Der Hof gehörte zu den zehn großen Höfen in Steinach. Eigentümer und Grundherr war bis Anfang des 19. Jahrhunderts immer der jeweilige Hofmarksherr und Schlossbesitzer von Steinach.
Wie auch bei vielen anderen Höfen, ist in  der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Verkäufe etwas an Grundbesitz abgegangen.

 

Der Hof lang ursprünglich ebenfalls im unteren Dorf, in der sog. „Götzgasse“ (heute Götzstraße). Von hier aus konnten die dazugehörigen fruchtbaren Felder südlich und östliche des Dorfes mit dem Fuhrwerk gut erreicht werden.

 

uraufnahme geigenbauernhof

 Der Hof hatte die alte Hs.Nr. 27
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
(Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas)

 

Nach einer Brandkatastrophe im Jahr 1848, bei dem noch weitere drei Höfe und eine Sölde in der Götzstraße abbrennen, wird der Hof außerhalb des Ortes wieder aufgebaut.

 

uraufnahme 1827

 

 

 

fo stei 247

Rechts der ausgesiedelte Bogner-Hof.
Die linke große Wiese mit den vielen Heuhütten gehörte zum Schlossgut - Bognerwiese genannt.
Heute befindet sich hier der Sportplatz.
Bild: Archiv für Heimatgeschichte, Nachlass Ludwig Niggl

 

 

15831 wird das Anwesen als Gmeinwieserhof bezeichnet. Paul Gmeinwieser hat darauf das Erbrecht, d.h. er kann das Nutzungsrecht am Hof an seine Nachkommen weitervererben.

 

16232 hat ein Wolf Gmeinwieser darauf das Erbrecht.

 

16413 finden wir Georg Trägl auf dem Anwesen. Wahrscheinlich sind die Vorgänger beim Schwedenüberfall 1637 getötet oder vertrieben worden.

Dieser Georg Trägl ist einer der wohlhabendsten Dorfbewohner von Steinach.

 

Traegl Besitzer

 

Lt. dem Giltregister aus dem Jahr 1641 besitzt er das Erbrecht auf drei Höfe im Dorf:
- dem Gmeinwieserhof (Hs.Nr. 27)
- der „Pihelmayr Sölde“ (Hs.Nr. 17) (heute Bachstr. 4)
- der „Sölde dieshalb des Baches unter den Linden“ Hs.Nr. 18 (heute August-Schmieder-Str. 8, Heimerl-Anwesen)

 

Der Sohn des Steinacher Metzgers Andreas Trägl war in Münster ebenfalls als Metzger ansässig.

Aus erster Ehe hat er zwei bekannte Kinder:
- Eva Trägl heiratete 1641 in Kirchroth Christopher Hainz von Niedersteinach. Das Ehepaar wohnte in Münster.
- Markus Trägl wird ab 1641 als Metzger und Halbbauer in Münster genannt.

 

1635 hatte Georg Trägl die Wirtswitwe Ursula Bergmaier von Münster geheiratet. Im Kirchenbuch von Kirchroth finden wir neben dem Hochzeitseintrag auch einen Ehevertrag4. Hier vereinbaren die Brautleute, dass sie jeweils 50 Gulden mit in die Ehe bringen. Desweiteren haben beide das Nutzungsrecht der jeweiligen Güter5 des anderen, auch noch bis ein Jahr nach dem jeweiligen Tod des Partners. Stirbt einer der Eheleute, so erhalten seine Erben zehn Gulden und die besten zwei Halskleider des Verstorbenen. Die Immobilienbesitztümer erhalten die jeweiligen Kinder des verstorbenen Partners.

1636 übergibt Ursula das Wirtshaus an die Tochter bzw. Stieftochter Barbara Bergmaier, die sich mit dem Wirtssohn Johann Stubenhofer von Gschwendt vermählt.

Georg zieht mit seiner Ehefrau Ursula nach Steinach und ist die nächsten Jahre hier als Metzger tätig.

 

1641 übernimmt er auch noch die Hoftafern in Steinach, nachdem die Hofwirtin Elisabeth Schmid im Mai 1641 stirbt.

 

Zwischen 1644 und 1656 treten Georg Trägl und seine Ehefrau bei 13 verschiedenen Familien als Paten von deren Kindern auf und ist etliche Male Trauzeuge bei Hochzeiten.

 

 

1653 veräußert er das Erbrecht des Gmeinwieser-Hofes an Kaspar und Ursula Kratzer. Das Ehepaar war vorher in Wolferszell Nr. 22 (heute Chamer Str. 4, Haimerl-Anwesen) ansässig.

Das Ehepaar Kratzer hat drei Töchter, die das Erwachsenenalter erreichen:
- Margaretha (1640-1663)
- Maria (1643-1682) heiratet 1666 den Bauern Wolfgang Grimm von Steinach Nr. 30
- Ursula (1651-1691), die Hoferbin

Nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau heiratet Georg Trägl die inzwischen ebenfalls verwitwete Ursula Kratzer.

 

Den Hof erbt die jüngste Tochter bzw. Stieftochter Ursula Kratzer, die 1678 den Bauerssohn Georg Rothamer von Rotham zum Ehemann nimmt.

Sechs Kinder kommen in der Ehe zur Welt:
- die Zwillinge Georg *1679 und Michael *1679
- Maria (1681-1691)
- Anna (1683-1691)
- Georg (*1685)

 

Nach dem Tod des 35jährigen Bauern geht die Witwe 1686 erneut eine Ehe mit dem Bauerssohn Jodokus Deblinger von Pellham ein.

Es kommen nochmals drei Kinder zur Welt:
- Walburga Deblinger *1687
- Johann Deblinger *+1688
- Martin Deblinger (*1689) heiratet 1727 Walburga Billinger von Steinach Nr. 53. Beide wirtschaften auf der Helmbrecht-Sölde Hs. Nr. 45

 

1691 stirbt die 40jährige Bäuerin und der verwitwete Jodokus Deblinger nimmt die 20jährige Bauerstochter Maria Schuhbauer von Wolferszell Nr. 8 zur zweiten Ehefrau.
Die junge Bäuerin bringt nochmals sieben Kinder zur Welt:
- Maria (1683-1773) heiratet 1711 den Hafner Christopher Miller von Steinach Nr. 69
- Maria Magdalena (1693-1758) heiratet 1722 den Kramer und Halbbauern Johann Georg Berg von Steinach Nr. 55
- Kaspar (*1695)
- Magdalena (*1698)
- Anna Maria (1701-1742) Hoferbin
- Katharina (*1703)
- Maria Eva (*1707) +

 

 

Kratzer Besitzer

 

 

Tochter Anna Maria aus zweiter Ehe erbt den Hof und holt sich 1728 den Bauerssohn Johann Stubenhofer von Gschwendt als Ehemann auf den Hof.

Johann zeugt drei Kinder. Die Geburt des dritten Kindes erlebt der 31jährige jedoch nicht mehr.
- Anna Maria (*11.05.1728 +10.11.1762) heiratet 1750 den Bauern Simon Hien von Steinach Nr. 17
- Sebastian (* 08.08.1729) stirbt als Säugling
- Maria Katharina (*05.05.173 +03.06.1794) heiratet 1755 in Münster den Bauern Martin Wolf von Pürstenberg.

 

Sechs Wochen nach der Geburt der Tochter heiratet die Witwe Johann Georg Geiger von Agendorf Nr. 41.

 

Als Anna Maria Geiger mit 41 Jahren stirbt, geht der Witwe erneute eine Ehe mit der Söldnerstochter Maria Katharina Aichinger von Steinach Nr. 56 ein.

 

Hoferbin wird Walburga Geiger, die Tochter aus der zweiten Ehe. Sie nimmt 1774 den Bauerssohn Mathias Bogner von Rotham zum Ehemann.
Sieben Kinder kommen in der Ehe zur Welt:
- Anna Maria (1774-1842) heiratet 1802 den Bauern Andreas Foidl von Rotham Nr. 33
- Anna Maria (1756-1832) heiratet 1800 den Halbbauern Joseph Waas von Steinach Nr. 55
- Maria Walburga (1779-1844) heiratet 1794 den Halbbauern Sebastian Hien von Steinach Nr. 29
- Joseph (1781-1856), Hoferbe in Steinach
- Mathias (1784-1803)
- Maria Magdalena (*1789) heiratet 1817 den Söldner Joseph Schirmbrand von Agendorf Nr. 39
- Maria Theresia (*1792) heiratet 1820 den Bauerssohn Anton Wolf von Kruckenberg und erbt den Hof in Rotham

 

Mathias Bogner übernimmt auch den elterlichen Kirchhof in Rotham. Nach dem Tod seiner Mutter übergibt er am 09.06.1800 den Hof in Steinach an seinen ältesten Sohn Joseph und zieht mit der restlichen Familie nach Rotham.

Wahrscheinlich war der zweite Sohn Mathias als Hoferbe in Rotham vorgesehen. Als dieser jedoch 1803 mit 18 Jahren stirbt, übernimmt 1820 die jüngste Tochter Maria Theresia den Kirchhof in Rotham.

 

 

Joseph Bogner heiratet 1806 die Bauerstochter Katharina Wolf vom Sackhof.
Die Ehe ist mit acht Kindern gesegnet:
- Johann Evangelist (*1807)
- Joseph (1808-1886), bleibt ledig
- Mathias (*1810)
- Sebastian (*1813)
- Anna Maria (1815.1878) heiratet 1843 den Müllerssohn Johann Georg Fischl von der Bruckmühle und wird mit ihrem Ehemann in Agendorf Nr. 46 1/3 ansässig.
- Georg (1817-1898), stirbt als lediger Einwohner in Wolferszell
- Magdalena (1820-1882), bleibt ledig
- Michael (1823-1883), Hoferbe

 

 

Stubenhofer Bogner Besitzer

 

Die Abgaben des Hofes

Jahrhundertelang mussten von jedem Hof, neben dem Zehent von der Ernte und der jährlichen Stift (Geldbetrag,) auch Frondienste und Naturalabgaben an die Steinacher Gutsherrschaft geleistet werden, die im Jahr 1838 in Geldbeträge umgewandelt worden waren:
An Abgaben musste vom Hof 18386 sieben Gulden „Scharwerkgeld“ und zwei Gulden „Hundgeld“ bezahlt werden. Dazu kamen noch 8 Gulden 14 Kreuzer an „Mäh- oder Bauernscharwerk“.

Das „Schwarwerkgeld“ dürfte der Ablösebetrag für die Spanndienste7 gewesen sein, die von diesem Hof für die Gutsherrschaft geleistet werden mussten.
Außerdem mussten die größeren Höfe des Ortes Hunde halten und füttern, die für die alljährlichen gutsherrschaftlichen Treibjagden benötigt wurden. Dies wurde durch das „Hundgeld“ abgelöst. Und schließlich hatten die Bauern des Ortes bei der Ernte und. Heuernte der Gutsherrschaft auszuhelfen. Auch dies wurde durch einen Geldbetrag abgelöst.

Zu diesen Beträgen kam noch die jährliche Stift in Höhe von 5 Gulden 49 Kreuzer 4 Heller und diverse Getreideabgaben von Weizen, Korn, Gerste und Hafer, die inzwischen auch mit Geld abgegolten wurden.

Und nicht fehlen durfte der Küchendienst. Hier hatte vom Hof jährlich sechs Hühner und 12 ½  Pfund Schmalz an die Gutsherrschaft abgeliefert werden müssen. Dies entsprach 1838 umgerechnet eine jährliche Summe von 5 Gulden 4 Kreuzer.

Und der Mesner von Steinach (der zugleich der Schullehrer war) erhielt für seine Dienste von diesem Hof jährlich zwei Weizen- und zwei Korngaben. Die war noch nicht in Geld umgewandelt und musste als Naturalabgabe weiterhin geleistet werden.

Bei jedem Besitzwechsel bekam die Gutsherrschaft ein sog. Laudemium, dass für diesen Hof 10 Prozent vom Hofwert waren.

 

Wie damals üblich übernimmt 1848 der jüngste Sohn Michael den Hof. Er heiratet die Wirtstochter Katharina Bayer von Oberparkstetten. Katharinas Vater, Peter Bayer, hatte 1838 den Kirchhof in Rotham von Michaels Tante und Onkel Maria Theresia und Anton Wolf erkauft und ist seit ca. 1842 als Wirt in Oberparkstetten ansässig.

1849 kommt es zu einer Brandkatastrophe. Vier Höfe und eine Sölde brennen in der Götzstraße ab. Darunter ist auch der Bogner-Hof. Die jungen Bauerseheleute bauen „außerhalb“ des Dorfes, auf ihrem Grund, die Hofstelle wieder auf. Durch die Bautätigkeit in den letzten Jahrzehnten, liegt der Hof inzwischen wieder innerhalb der Dorfgrenzen.

Aus der Ehe gehen zehn Kinder hervor, von denen sechs im Säuglingsalter sterben:
- Helena (*1852)
- Joseph (*1854)
- Kreszenz (*1859)
- Michael (1863-1915), Hoferbe

 

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Das ursprüngliche Wohnhaus mit Stall wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts aufgestockt und war vorher niedriger.
(Bild: Familie Bachner-Hahn, Steinach)

 

 


Im Oktober 1882 bringt die erst 16jährige Bauerstochter Theresia Hartmann vom Helmberg einen Sohn von dem 19jährigen Bauerssohn Michael Bogner zur Welt. Nachdem Michael Bogner sen. im Mai 1883 mit knapp 60 Jahren stirbt, kann der jüngste Sohn Michael den Hof übernehmen und heiratet im Juli 1883 seine junge Braut.

Die Bäuerin bringt noch weitere 16 Kinder zur Welt. Von den insgesamt 17 Kindern erreichen acht das Erwachsenenalter:
- Joseph (*1882) heiratet 1912 in Steinach Rosina Hien von Moos und wird Wirtspächter in Falkenfels
- Michael (*1888)
- Franz Xaver (*1892) heiratet 1920 Maria Wagner von Obermotzing und wird Wirtspächter in Steinach
- Ludwig (1896-1952), Hoferbe
- Ferdinand (1897-1918) vermisst in der Schlacht südl. von Soissous/Frankreich
- Theresia (1900-1970) heiratet 1926 Konrad Lutz, Gastwirt in Steinach
- Johann Evangelist (*1903)
- Karl (1904-1968) heiratet Franziska Ring von Oberhof und wird bei Bärnzell sesshaft.

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Michael und Theresia Bogner mit ihren Kindern Joseph, Michael, Franz Xaver, Ludwig, Ferdinand, Theresia, Johann, Karl und Max (1907-1909)
aufgenommen ca. 1908

 (Bild: Familie Bachner-Hahn, Steinach)

 

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Rechts die Brüder Josef und Michael Bogner mit dem Pferdegespann des Hofes. Der zweite Mann von links mit dem Maßkrug der Vater Michael Bogner
Auf dem Zugschlitten steht aufrecht ein Laubbaum samt einem großen gefrorenen Wurzelballen.
Der Baum war mühsam ausgegraben worden und war für den Park des Neuen Schlosses bestimmt - eine lukrative Winterarbeit.
aufgenommen ca. 1910
 (Bild: Familie Bachner-Hahn, Steinach)

 

bogner Besitzer

 

Den Hof übernimmt Ludwig Bogner, der eine Ehe mit Maria Heigl von Bayerichbühl eingeht.

 

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 Ludwig und Maria Bogner mit Tochter Dorothea
 (Bild: Familie Bachner-Hahn, Steinach)

 

 

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 Das Bauernhaus wurde 2016 abgerissen.
Hier kurz vor dem Abriss.

 (Bild: Familie Bachner-Hahn, Steinach)

 

 

Der Hof wurde seit 1653 durch Heirat oder Übergabe in der Familie weitergegeben. Die jetzigen Hofbesitzer können ihre Vorfahren bis 1733 sin direkter Linie auf den Hof zurückverfolgen.

 

 

 

1 Schlicht Josef, Die Geschichte von Steinach, 1908, „Stift-, Kasten- und Salbuch über Schloß und Hofmarch Steinach 1583“
2 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Untertanen der Hofmark Steinach 1623
3 Archiv für Heimatgeschichte Steinach, Gilt und Ausstandregister der Untertanen zu Steinach 1641
4 Kirchenbuch Kirchroth Bd.1/12, S. 61 und Bd.1/13, S. 63 Sponsalia 12.12.1635
5 Ursula Bergmaier, geb. Grimm war eine Müllerstochter von Wolferszell und besaß noch eine Sölde in Wolferszell.
6 Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokoll der Steuergemeinde Steinach von 1838
7 Der Bauer musste einen Wagen mit Rößer oder Ochsen der Gutsherrschaft eine bestimmte Zeit zur Verfügung stellen.

 

Weitere Quellen:
BayHStA München, Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Band 514, Hofanlagsbuch der Hofmark Steinach 1760
StA Landshut, Rentamt Straubing B78, Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1808
StA Landshut, Rentamt Straubing B79, Umschreibebuch zum Häuser- und Rustikalsteuerkataster d. Steuerdistriktes Münster incl. Steinach 1814-1843
Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotokolle der Steuergemeinde Steinach von 1838
StA Landshut, Grundsteuerkataster (Rep.127), Umschreibehefte zum Urkataster  der Gemarkung Steinach 1843 - 1960, Sig.17/42-4, 17/42-7, 17/42-11
BZA Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach

 

Stand: 25.05.2024