Unterniedersteinach und Oberniedersteinach mit dem Thanhof

 

von Claudia Heigl

 

 

 

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 Im Vordergrund Unterniedersteinach, im Hintergrund Oberniedersteinach und der Thanhof
im Oktober 2021
(Bild: Claudia Heigl)

 

 

Die beiden kleinen Weiler Unter- und Oberniedersteinach liegen nördlich vom Gemeindegebiet Steinach. Sowohl Unterniedersteinach, wie auch das etwas höher gelegene Oberniedersteinach bestanden ursprünglich aus jeweils drei Höfen mit je einem Hirtenhaus.

 

An „Innersteinach“, wie die sechs Höfen in den alten Urkunden bezeichnet werden, führte eine alte Handelsstraße vorbei, die sich nach Falkenfels oder Gschwendt verzweigte. Etwa 100 Meter weiter nördlich, ebenfalls an dieser Straße, liegt der Einödhof „Thanhof“.

 

Bei diesem Gebiet handelt es sich um ein uraltes Siedlungsgebiet. Hinter dem Thanhof im Wald finden wir eine frühgeschichtliche Wallanlage, die darauf hinweist.

Bereits im 12. Jahrhundert1 wird „Untersteinach“ in einem Verzeichnis und 13052 im Salbuch des Klosters Windberg urkundlich erwähnt.

 

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Uraufnahme aus dem Jahr 1827
(Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas)

 

Die Höfe hatten alle verschiedene Grundherren

Unterniedersteinach:
- „Den ganzen Ungerhof“ nannten die Warter von der Wart ihr Eigentum, den sie dann im 15. Jahrhundert an den Straubinger Handelsmann Herrmann Zeller verkauften und der durch Erbschaft schließlich zur Hofmark Schönstein kam.
- „Das halbe Peselgut“ gehörte dem Kloster Oberalteich
- Der ganze „Leiblhof“ war im Eigentum des Bürgerspital Straubing
- Das Hirtenhaus, im Besitz der drei Bauern von Unterniedersteinach und ab 1818 im Eigentum der Gemeinde Bärnzell, wurde 1855 abgebrochen.

 

Oberniedersteinach:
- „Der halbe Peselhof“ gehörte zur Alten Kapelle in Regensburg, zinste jedoch auch zur Hofmark Haunkenzell
- „Die ¼ Webersölde“ war im Eigentum des Kloster Windberg, der auch zur Hofmark Haunkenzell zinste
- Der ganze „Lanzingerhof“ war Eigentum des Chorherrenstift St. Tiburtius und St. Jakob in Münster, die 1581 nach Straubing zogen
- Das Hirtenhaus, im Besitz der Bauern von Oberniedersteinach und ab 1818 im Eigentum der Gemeinde Bärnzell, wurde 1882 abgebrochen.

 

Thanhof:
Der Thanhof gehörte im 15. Jahrhundert zur Pfarrei Aiterhofen. 1507 wird das Kloster Oberalteich als Grundherr aufgeführt.

 

Interessanterweise gehörten alle Höfe seelsorgerisch zur Pfarrei Kirchroth. Erst 1849 wurden sie, zusammen mit dem Sackhof, der Pfarrei Steinach zugewiesen, wo sie bis heute dazugehören.
Das heißt die dortigen Bauern mussten ihre Kinder zur Taufe zur wesentlich weiter entfernten  Pfarrkirche Kirchroth tragen, dort heiraten und wurden auch auf dem Kirchrother Friedhof zur letzten Ruhe gebettet. Vereinzelt findet man auch in den Steinacher Kirchenbücher Taufeinträge der Kinder, wenn der Weg nach Kirchroth mit den frisch geborenen und ggf.  schwächlichen Kinder zu weit war.
Üblicherweise wurden die Säuglinde ja am Tag der Geburt, spätestens jedoch am nächsten Tag getauft. Egal wie die Wetterverhältnisse waren, war der Gang zur Kirche von höchster Priorität.

 

Zur Schule gingen die Kinder nach Steinach. Auch heute noch gehören Unter- und Oberniedersteinach, sowie der Thanhof zum Grundschulsprengel Steinach.

 

Als August von Schmieder 1901 das Schloss Steinach mit seinem Gutshof erwirbt, plant er auch den Bau eines Gestütes für seine Vollblutpferde. Die Wahl fällt letztendlich auf Unterniedersteinach, wo er 1902 und 1903 die drei Bauernhöfe der Familien Leibl, Niemaier und Hofbauer mit zusammen etwa 75 ha Grund erwerben kann. In den Jahren 1906 – 1908 entsteht das moderne „Gestüt Steinach“. Die Gebäude der alten Bauernhöfe werden dafür komplett abgetragen. Als einzige Gebäude bleiben nur das Niemaier-Wohnhaus stehen, dass für die Gestütswärter umgebaut wird und die Scheune des ehemaligen Leibl-Hofes.

 

Während es sich bei den Ackerflächen südlich von Steinach, um den leicht zu bearbeitenden und  fruchtbaren Lössboden handelt, sind die Böden nördlich, also in Unter- und Oberniedersteinach, schwere und saure Urgesteinverwitterungsböden.
Das war auch der Ausschlag dafür, dass der damalige Gutsverwalter Ludwig Niggl von seinem Arbeitgeber August von Schmieder den Auftrag bekam, die dort liegenden Weiden und Wiesen für die wertvollen Vollblutpferde zu verbessern, um qualitativ hochwertigeres Futter erzeugen zu können.  Aus diesen Bemühungen entstand die Grünlandbewegung, die sich schließlich über die Grenzen von Deutschland ausweitete und auch zur Gründung der Saatzucht Steinach führte.
siehe hierzu auch „Grünlandverein“.

 

Beim ersten Gemeindeedikt 1808 wurden die Weiler und der Einödhof dem Steuerdistrikt Falkenfels zugeschlagen und 1818 schließlich in die neu gegründeten Gemeinde Bärnzell eingegliedert.

Am 1. Januar 1971 erfolgte im Zuge der Gebietsreform der freiwillige Anschluss der Gemeinde Bärnzell an Ascha. Damit kamen auch Unterniedersteinach, Oberniedersteinach und der Thanhof zur Gemeinde Ascha.

 

 

 

 

1 GODEFRIDUS, VITERBIENSIS: GOTFRIDI VITERBIENSIS PANTHEON [U.A.] - BSB CLM 22237

2 BayHStA, Kloster Windberg Amtsbücher und Akten 156, Urbar von 1305, fol. 37