Haus Nr. 6 „Der Leiblhof“ oder „der Hof auf der Wies“

 in Unterniedersteinach

 

von Claudia Heigl

 

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Der Hof lag auf einer kleinen Anhöhe über den beiden anderen Höfen in Unterniedersteinach
Im Vordergrund das "Gestüt Steinach"

(Bild: Claudia Heigl, aufgenommen im Oktober 2021)

 

Grundherr dieses alten Hofes war das Bürgerspital in Straubing. Der Erbrechtshof wird im Salbuch des Spitals von 1429 erwähnt und soll eine Stiftung der Schmaissers sein1.

In den alten Urkunden wird er auch als „Hof auf der Wies“ bezeichnet.

 

 

uraufnahme leiblhof

Der Leiblhof hatte in der Uraufnahme von 1827 die Hs.Nr. 7
später im Grundsteuerkataster erhielt er die Hs.Nr.. 6
Quelle: bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas

 

 

Familie Bergmaier (weitere Schreibweisen: Permer, Permair, Permayer)

Als erste Besitzer finden wir die Familie Bergmaier oder auch Permer (Permayer), wie der Familienname in den alten Urkunden geschrieben wird.

 

15382 sitzt ein Wolf Permair darauf. Der Hof wird mit 84 Pfund Regensburger Pfennige bewertet.

15583 wird wieder ein Wolf Permair genannt.

15864 ist wieder ein Wolf Permair als Bauer genannt.

Dieser Wolf Permair muss um 1598 gestorben sein. Seine Witwe Ursula verkauft am 06.06.1598 zusammen mit ihren Kindern den Hof an ihren Sohn Hans Permair.
Als Geschwister des Hans Permair werden dabei aufgeführt: Georg Permair zu Bärnzell, Walburga, Ehefrau des Simon Schreiners zu Innersteinach und den noch unmündigen Geschwister Wolf, Ambros, Michael, Barbara, Rosina und Elisabeth, die durch ihre Vormünder Wolf Auer zu Kainsberg und Wolf Bauer zu Hagnzell vertreten werden5.

 

1630 ist auch Hans Permair bereits verstorben. Seine Witwe Apolonia wird als Eigentümerin im Salbuch des Spital Straubing aufgeführt5.

Dabei wird der stattliche Hof auch wie folgt beschrieben:
Zu dem Hof gehört eine Behausung, eine Roßstallung, ein Stadel mit einer Tenne, Viehstallung, eine Wagenschupfe, ein Ausnahmshäusl, ein Hennenkabel ein Backofen, ein Brunnen, ein großer Weiher außerhalb des Hofes. Alles ganz neu und stattlich von Grund auf gezimmert. Der Hof ist schön groß und eben, vor dem Haus eine schöne Gred und ist, soweit nicht von Gebäuden eingeschlossen, mit einem Zaun eingemacht.

 

16406 sind Andreas Permayr und seine Ehefrau Margaretha Bauerseheleute auf dem Anwesen.

Von dem Ehepaar sind fünf Kinder bekannt:
- Elisabeth (*1640) heiratet Johann Wirt, Bauer in Wollersdorf
- Georg (*1643) übernimmt den Hof
- Andreas (*1648)
- Margaretha heiratet ca. 1670 den Bauern Wolfgang Holmer von Euersdorf
- Paul übernimmt nach seinem Bruder Georg den Hof

 

Ca. 1673 übernimmt Sohn Georg Permayr den Hof und heiratet die Bauerstochter Maria Bornschlegl von Gnadendorf.

 

Doch bereits 1677 stirbt der junge Bauer und seine Witwe Maria verkauft den Hof am 28.04.1677 an ihren noch ledigen Schwager Paul Permayr um 600 Gulden7, der sich 1681 mit der Steinacher Krämerstochter Anna Berger vermählt.

Als Anna Permayr nach neunjähriger Ehe ebenfalls Witwe wird, holt sie sich mit Georg Dietl einen neuen Bauern auf den Hof. Die Hochzeit der beiden ist weder in Steinach noch in Kirchroth verzeichnet, daher kann die Herkunft des zweiten Ehemannes nicht belegt werden.

 

Den Hof übernimmt ca. 1711 der Sohn aus erster Ehe – Christopher Permayer, der mit einer Maria verheiratet ist.

Das Ehepaar hat zehn bekannte Kinder:
- Johann Josef (*1711)
- Maria Magdalena (*1712) heiratet 1730 den Bauern Christopher Sieber von Münster
- Maria Katharina (*1714) heiratet 1736 den Bauern Mathias Pollmann von Höfling
- Maria Walburga (*1717) heiratet den Bauerssohn Johann Michael Foidl von Rotham und kauft mit ihrem Ehemann den Sackhof.
- Johann Jakob (1719-1739) stirbt ledig
- Maria Ursula (*1721)

- Christoph (*1722) übernimmt als Wirtshaus in Wolferszell
- Johann (*1724)
- Markus
- Barbara

 

Permaier Besitzer

 

 

Am 03.09.1733 verkaufen Christopher und Maria Permayer ihren ganzen Erbrechtshof an einen Josef Schuhbauer um 1.150 Gulden8.

Zu dem Hof gehören 2 Rößer, 4 Ochsen, 4 junge Rinder, 3 heurige Kälber, 2 Lamperl, 2 beschlagene Wagen, 2 Pflüge.
Die Familie Permayer erwirbt zunächst den Hof auf dem Pürstenberg und 1746 schließlich das Wirtshaus in Wolferszell.

 

 

Die Familie Leibl

Schuhbauer behält den Hof nicht lange, denn bereits am 17.10.1735 erwerben ihn Johann und Walburga Leibl von Schillertswiesen9.

Von diesem Ehepaar stammen alle Leibl ab, die wir nun auf den Höfen in Unter- und Oberniedersteinach finden. siehe hierzu auch Familie Leibl

 

Das Paar hat sieben Kinder:
- Johann wird Söldner in Riederszell
- Magdalena heiratet den Bauern Johann Berghauser von Siegenstein
- Magdalena10 übernimmt den elterlichen Hof in Schillertswiesen und heiratet Ulrich Fuchs von Starzenbach
- Johann Georg (*ca. 1717) heiratet 1741 die Nachbarstochter Maria Unger. Er übernimmt den „Rödlhof“ in Ascha von seinem Vater. Diesen haben seine Eltern wohl schon vorher für ihren Sohn erworben.11
- Georg (*ca. 1719)
- Mathias (*ca. 1721) übernimmt den Hof in Unterniedersteinach
- Anna (*ca. 1726) heiratet 1749 den Bauern Georg Labermayr von Kienberg Nr. 16

 

Als Hofnachfolger folgt Sohn Mathias, der mit der Bauerstochter Katharina Bachl von Trudendorf verheiratet ist.

- Sohn Wolfgang Joseph heiratet 1771 in den Weinzierl-Hof in Gschwendt ein.
- Sohn Johann Georg (1756-1832) heiratet 1778 in den Hof seiner Ehefrau  Maria Barbara Karl von Kößnach ein.

 

Sohn Lorenz Leibl übernimmt den Hof „auf der Wies“ in Niedersteinach. Sechs Kinder sind von ihm und seiner ersten Ehefrau Barbara Rosenhamer bekannt:

- Anna Maria (1766-1833) heiratet 1792 den Bauern Josef Dengler von Geßmannszell. In zweiter Ehe heiratet sie 1801 den Bruder ihres Schwagers Johann Baptist Lutter von Hagnzell.
- Elisabeth (*1768) heiratet den Bauern Joseph Luttner von Hagnzell
- Johann Georg (1745-1848), bleibt ledig und auf dem Hof in Unterniedersteinach
- Andreas (*1774) heiratet 1803 die Bauerswitwe Magdalena Holzapfel von Oberniedersteinach Nr. 8
- Michael (*1777) übernimmt den elterlichen Hof
- Barbara (*1780) heiratet 1807 den Halbbauern Georg Piendl von Jägershöfen

 

Hofnachfolger wird 1812 Michael Leibl.

Normalerweise holten sich die Hoferben oder auch Erbinnen ihre Bräute oder Bräutigame aus gleichwertigen Höfen. Dies lag schon daran, dass mit der mitgebrachten Mitgift die verbliebenen Geschwister ausbezahlt werden konnte. Aus großen Höfen war diese natürlich auch umfangreicher, als bei kleinen Häuslerkinder.

 

Die Ehefrau des Michael Leibl war jedoch eine Tagelöhnerstochter von Wiesenfelden, was für einen großen Bauern ungewöhnlich war. Es mag wohl daran gelegen haben, das bereits zehn Tage nach der Hochzeit Sohn Mathias Leibl zur Welt kam. Aber auch eine Schwangerschaft, war in solchen Fällen normalerweise kein Heiratsgrund.

Es dürfte sich also um eine wirkliche Liebesheirat gehandelt haben.

Leibl Besitzer 1

 

Dieser älteste Sohn Mathias erwarb am 13.10.1830 von Martin Pellkofer den benachbarten „Ungerhof“ in Unterniedersteinach mit 102 Tagwerk Grundbesitz und ist Stammvater der Straubinger Leibl-Familie.

Sein Bruder Joseph übernahm den elterlichen „Leibl-Hof“ in Unterniedersteinach.
Und die Schwester Anna Maria (1818-1878) heiratete 1836 den Bielhof-Bauern Franz Xaver Hien.

 

Joseph Leibl war zweimal verheiratet. Die drei Kinder aus erster Ehe sterben alle im Säuglingsalter an der Frais.

Aus der zweiten Ehe mit der Steinacher Bauerstochter Anna Maria Knott gehen dreizehn Kinder hervor:
- Joseph (*+1841)
- Theresia (1842-1913) heiratet 1860 den Nachbarn Joseph Niemair
- Helena (*1843)

- Anna Maria (*1844) heiratet 1864 den Bauern Mathias Buchner von Oberniedersteinach Nr. 9
- Joseph (1845-1867) stirbt mit 21 Jahren an der Lungensucht
- Franz Xaver (1847-1933) heiratet 1874 in den Greindl-Hof nach Unterparkstetten Nr. 32 (heute Bogner Str. 34) ein.
- Rupert (1849-1852) stirbt mit drei Jahren an Scharlach
- Johann Baptist (1851-1924) heiratet 1884 in den Dobmeier-Hof in Oberniedersteinach Nr. 9 ein
- Florian Alois (*+1852) stirbt mit drei Monaten an der Frais
- Karolina (*1853)
- Kreszenz (1857-1928) heiratet 1879 den Bärnzeller Bauern Franz Xaver Retzer
- Rupert (*1858) übernimmt den elterlichen Hof
- Johanna (1860-1890) heiratet 1884 den Söldner Josef Pellkofer von Steinach Nr. 55 (August-Schmieder-Str. 40) und in zweiter Ehe Franz Xaver Hahn (1858-1938)

 

 

Leibl Besitzer 2 

Der jüngste Sohn Rupert Leibl übernimmt am 19.09.1884 den Hof.  Einen Monat später heiratet er die Bauerstocher Kreszenz Rothamer von Rotham. Bis 1902 kommen acht Kinder in Unterniedersteinach zur Welt, von denen vier im Kindsalter sterben.

 

familie leibl

Rupert Leibl und Kreszenz geb. Rothamer mit ihren vier Kindern
Johann, Franz Xaver, Maria und Josef
(Bild: Familie Altschäffel)

 

 

 

Der Steinach Gutsherr Karl August von Schmieder zeigt großes Interesse an dem Hof um hier sein neues Gestüt anzusiedeln.

Schließlich verkaufen Rupert und Kreszenz Leibl den 114 Tagwerk großen Hof am 24.07.1902 um 60.000 Mark an ihn und erwerben hierfür ein Anwesen in Niederharthausen, wo die Nachfahren der Familie noch heute ansässig sind.

 

 

Die kompletten Gebäude des Hofes werden abgetragen. Heute erinnert nichts mehr daran, dass hier einmal jahrhundertelang ein stattlicher großer Hof gestanden war.

 

1 Laschinger J., Geschichte der Spitalstiftungen in Straubing, erschienen im Jahresbericht des Hist. Vereins für Straubing und Umgebung, 87. Jahrgang, 1985, S.236
2 BayHStA, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1124, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibungen des Kurpfalzbayrischen Landgerichts Mitterfels, Steuer und Anlagregister Landgericht Mitterfels 1538, S. 53‘
3 StA Landshut, Landschaft Unterlands Nr. 1181/3, Untertanen im Landgericht und Kasten Mitterfels 1558, fol 2
4 BayHStA, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1124, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibungen des Kurpfalzbayrischen Landgerichts Mitterfels, Scharwerksregister 1586, S. 282‘
5 Stadtarchiv Straubing, Salbuch von Gschwendt von 1630, Fol. 539ff  "Innersteinach"
6 Diverser Einträge in den Pfarrmatrikel
7 StA Landshut, Pfleggericht Mitterfels, Briefprotokolle P 6 (1677), S.47'
8 StA Landshut, Pfleggericht Mitterfels P77, Kaufsbrief vom 03.09.1733
9 StA Landshut, Pfleggericht Mitterfels P222, fol. 184 Inventarium des weil. Hansen Leibl, 02.01.1741
10 Es gab zwei Töchter namens Magdalena. Dies war nicht ungewöhnlich und kam im 17. Jahrhundert öfters vor.
11 Er war ihm lt. dem vorgenannten Inventarium bereits vorab versprochen worden
.


weitere Quellen:
- Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotkoll der Steuergemeinde Bärnzell vom April 1839
- StA Landshut, Grundsteuerkatater 1/ 4, Band 4, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster der Gemarkung Bärnzell 1842 - 1858
- StA Landshut, Grundsteuerkatater 1/ 4, Band 7, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster der Gemarkung Bärnzell 1858 - 1960
- Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Matrikel der Pfarrei Steinach und der Pfarrei Kirchroth