Haus Nr. 10 „Der Lanzingerhof“
in Oberniedersteinach
von Claudia Heigl
Uraufnahme aus dem Jahr 1827
(Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas)
Dieser große Hof mit ca. 100 Tagwerk Grundbesitz gehörte dem Chorherrenstift St. Tiburtius und St. Jakob in Münster. Auch als das Stift 1581 nach Straubing verlegt wurde, behielten sie den Hof bis zur Säkularisation.
15381 wird der Hof, auf dem der Bauer Jörg Vilreicher sitzt, mit 54 Pfund bewertet und 15582 sitzt ein Leonhard Hunger als Bauer auf dem Hof. (Hunger ist eine ältere Schreibweise von Unger.)
Auch bei diesem Hof gibt es in den Quellen eine Lücke, bis die Familie Resch in Erscheinung tritt.
Am 14.01.1635 wird ein Wolfgang Resch von Niedersteinach mit Ursula Has von Niedersteinach in Kirchroth getraut. Sie ist die Tochter des Paul Has (=Haas) von Niedersteinach. Ob Wolfgang Resch in den Hof eingeheiratet hat, oder die Familie Haas auf einem anderen Hof war, lässt sich nicht feststellen.
Jedenfalls heiratet 1666 ihre Tochter Maria den Bauerssohn Georg Hien von Rotham. Aus der Ehe scheinen keine lebenden Kinder hervorgegangen zu sein, denn am 18.02.1693 verkauft der verwitwete Georg Hien den Hof an seinen Schwager und seine Schwester Georg und Anna Maria Prindl von Pellham3.
Ca. 1711 übernimmt deren Sohn Georg Prindl den Hof.
1740 finden wir neben dem Sterbeeintrag des Bauern Johann Thannbichl (+31.05.1740) auch die seiner zwei Kinder
- Rosina + 27.10.1740 mit 18 Jahren und
- Georg + 23.11.1740 mit 10 Jahren
in den Sterbebüchern von Kirchroth. Beim Tod des kleinen Georg vermerkt der Pfarrer im Eintrag „Sohn einer armen Witwe“.
Ob hier die finanziellen Verhältnisse gemeint sind, ist fraglich, da die Tochter Maria Anna Thannbichl 1738 den reichen Gutsbesitzer Johann Wolfgang Lanzinger von Machtenhof geheiratet hatte und im Gegenzug sein Bruder Johann Georg Lanzinger in den Hof nach Oberniedersteinach einheiratete.
Die Lanzinger waren sog. Freisassen, d.h. sie waren ihre eigene Herren und besaßen die Hofmark Machtenhof selbst und mussten keinem Grundherren Abgaben leisten.
Der Hochzeitseintrag von Johann Thannbichl und seiner Ehefrau Anna Maria lässt sich in Kirchroth nicht finden, so das nicht geklärt ist, ob Johann Thannbichl in den Hof einheiratete oder ihn gekauft hat.
Genauso verhält es sich mit dem Hofnachfolger Urban Knott. Auch hier lässt sich nicht klären, wie er auf den Hof gekommen ist.
Johann Georg und Anna Maria Lanzinger werden 1757 als Söldnerseheleute in Zinzenzell erwähnt4.
Sein Sohn Thomas Knott übernimmt jedenfalls 1761 den Hof und übergibt ihn ca. 1799 an seinen Sohn Johann Knott.
Es kommt ein Michael Aumer auf den Hof, dessen Witwe Anna 1821 Wolfgang Urban von Hötzelsdorf heiratet.
Wolfgang Urban verkauft am 31.05.1831 an Adam und Anna Holz von Tragenschwand den Hof mit 95 Tagwerk Grundbesitz5.
Das Austragshaus daneben (Hs.Nr. 10b) verkauft er an Georg Geith und seine Stieftochter Anna Aumer.
1842 übernimmt Joseph Holz den „Lanzingerhof oder Holzhof“ mit dem Ausnahmshaus und 95 Tagwerk Grundbesitz vom Vater.
1854 verkauft er den nur mehr 70 Tagwerk großen Hof weiter an Jakob Amann und zieht mit seiner Familie nach Wiesenfelden.
Zwei Jahre später, am 29.03.1856 verkauft Jakob Amann die Hofstelle mit 30 Tagwerk Grund an Stumvoll (oder auch Stubenvoll) Georg von Schwimmbach um 3.000 Gulden.
Amann behält sich das neu errichtete Ausnahmshaus des Hofes mit 36 Tagwerk Grund zurück. (Hs.Nr. 10a)
Am 27.03.1895 kaufen die Kaufleute von Roding, Lindinger Johann u. Kollmann Peter, den Hof mit 33 Tagwerk Grund um 7.000 Mark von der Familie Stumvoll.
Diese verkaufen nochmals Felder und tauschen schließlich am 13.03.1896 die Hofstelle mit 7 Tagwerk Grund mit Josef und Maria Neidl gegen deren Anwesen Nr. 28 in Ascha zum Anschlag von 4.764 Mark.
Maria und Joseph Neidl mit ihrem Sohn Franz Xaver ca. 1920
(Bild: Familie Neidl, Oberniedersteinach)
Das Bauernhaus wurde ca. 1925 aufgestockt.
Anna und Franz Xaver Neidl mit den Eltern Joseph und Maria Neidl ca. 1926
(Bild: Familie Neidl, Oberniedersteinach)
... und ein paar Jahre später nochmals erweitert. (ca. 1931)
(Bild: Familie Neidl, Oberniedersteinach)
Die Familie ist heute noch in Oberniedersteinach ansässig.
1 BayHStA, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1124, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibungen des Kurpfalzbayrischen Landgerichts Mitterfels, Steuer und Anlagregister Landgericht Mitterfels 1538, S. 53‘
2 StA Landshut, Landschaft Unterlands Nr. 1181/3, Untertanen im Landgericht und Kasten Mitterfels 1558, fol 2
3 StA Landshut, Pfleggericht Mitterfels, P22, Fol. 23 Kaufbrief vom 18.02.1693
4 1751 und 1757 wird Anna Maria Lanzinger als Taufpatin von zwei Töchtern der Bauerseheleute Jakob und Anna Maria Kienberger von Kienberg aufgeführt. 1751 ist sie Bäuerin in Niedersteinach, 1757 Söldnerin in Zinzenzell.
5 Liquidationsprotkoll der Steuergemeinde Bärnzell vom April 1839, Vermessungsamt Straubing
weitere Quellen:
- StA Landshut, Grundsteuerkatater 1/ 4, Band 4, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster der Gemarkung Bärnzell 1842 - 1858
- StA Landshut, Grundsteuerkatater 1/ 4, Band 7, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster der Gemarkung Bärnzell 1858 - 1960
- Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Matrikel der Pfarrei Steinach und der Pfarrei Kirchroth