Der halbe Ingerl- oder Landstorfer-Hof

 

alte Hs.Nr. 70, heute Trudendorf 8

 

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

trudendorf 70

Der Landstorfer-Hof in Trudendorf

aufgenommen um 1910

 

Im Steuerbuch des Kasten Straubing finden wir 1578 ein Gilg Schneider als Besitzer von zwei Viertelbau. Er hat den Hof von seinem Vater erkauft und wird mit 28 Pfund Reg.Pfg. bewertet1.

Darauf hat er Erbrecht vermög eines Übergabebriefs aus dem Jahr 1558.

Dazu gehört eine hölzerne Behausung mit einem Stall, Stadel mit einer Tenne und einem Backofen, alles mittelmäßig erbaut2.

 

 

15973 wird Gilg Schneider im Steuerbuch noch aufgeführt. Der Hof wird mit 70 Pfund Reg. Pfennige bewertet. Außerdem besitzt er ein Pferd, ein Fohlen und zwei Kühe.

 

15994 hat den Hof aber bereits ein Kaspar Hartberger erkauft.

1640 werden Georg und Ursula Gruber auf den Hof als Besitzer geführt. 1642 treffen wir die gleichen Grubers in Steinach auf dem Gerstl-Hof Hs.Nr. 11 an.

 Gruber Besitzer

 

 

1643 folgen Simon und Eva Hartberger als Hofbesitzer. Ggf. besteht hier eine verwandtschaftliche Verbindung zu den Vorgängern. Sechs Kinder kommen von dem Ehepaar in Trudendorf zu Welt, von denen nur bei der Tochter Barbara der weitere Lebensweg bekannt ist:
* Barbara *1643 heiratet 1669 in Steinach Lorenz Bründl von Münster und beide werden als Tagelöhner in Agendorf ansässig.

Nach dem Tod der Ehefrau heiratet Simon Hartberger 1668 Margaretha Klein von Hunderdorf. Auch in dieser Ehe kommen nochmals drei Kinder zur Welt.

 

Hartberger Besitzer

 

 

Ca. 1670 kommen Jakob und Ursula Engl auf den Hof. Das Ehepaar war vorher in Muckenwinkling ansässig. Ursula ist eine Bauerstochter von Reibersdorf.

Den Hof übernimmt 1687 die Tochter Maria Engl, die sich als Bauer den bereits verwitweten Mathias Wacker von Furth auf den Hof holt. Höchstwahrscheinlich stammt Mathias ebenfalls von Reibersdorf ab.

Nach einem Jahr Ehe stirbt jedoch der 32jährige und die junge Witwe heiratet Michael Schießl vom Thurnhof.

Der Sohn aus erster Ehe, Kaspar Wacker, heiratet 1711 eine Katharina Karl von Kanetsberg (Oberkanetsberg) und wohnt als Saliter die nächsten Jahre in Trudendorf.

 

Auch der zweite Ehemann stirbt bereits nach sechs Jahren und Maria verheiratet sich ein drittes Mal mit dem Nachbarssohn Martin Lehner. Dem Paar ist jedoch kein Glück beschieden, denn bereits nach einem knappen Jahr stirbt Maria selbst mit 36 Jahren.

Martin heiratet in zweiter Ehe Maria Hofmann von Taußersdorf.

Aus der Ehe gehen fünf bekannte Kinder hervor:
- Ursula *1707 Hoferbin
- Sebastian *1708, übernimmt 1729 den Hof Hs.Nr. 72 in Trudendorf von seiner Großmutter Eva Lehner.
- Peter *1711
- Joseph *1716
- Katharina heiratet 1739 in Münster den Häusler Mathias Jagendeufl

 

Nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau geht Martin Lehner 1726 eine dritte Ehe mit der Bauerstochter Katharina Wurm von Breitenweinzier ein.

 

Den Hof übernimmt 1727 Ursula Lehner, eine Tochter aus der zweiten Ehe des Martin und heiratet Mathias Haslbeck, der vom Schwaigbauern in Aholfing abstammt.

 

 

Engl Lehner Besitzer

 

 

1738 kommen Christopher und Katharina Ingerl auf den Hof. Christopher stammt von Unteröbling ab und seine Ehefrau Katharina ist eine geborene Engl von Unteröbling.

Vier Kinder kommen in Trudendorf zur Welt, bis Christopher 1745 im Alter von 50 Jahren stirbt. Die Witwe heiratet zwei Monate später den Bauerssohn Johann Georg Streißl von Sollach.

Katharina bringt nochmals fünf Kinder zur Welt, von denen drei im Kindsalter sterben:
- Maria *1747
- Anna *1749, Hoferbin

 

Den Hof übernimmt die jüngste Tochter Anna, die 1779 eine Ehe mit dem Bauerssohn Sebastian Landstorfer von Thurasdorf b. Wiesenfelden eingeht.

 

Ingerl Landstorfer Besitzer

 

 

1803 folgt Sohn Johann Landstorfer als Hofnachfolger, der sich mit Anna Maria Stadler von Niederwinkling vermählt.

 

1838 übernimmt den Hof Michael Landstorfer, der mit der Bauerstochter Anna Maria Pellkofer von Sand verheiratet ist.

Das Ehepaar hat drei Söhne:
- Joseph *1836 heiratet 1867 Kreszenz Kellner von Freundorf und übernimmt mit seiner Ehefrau den Hof der Schwiegereltern in Freundorf. Einer ihrer Söhne, Johann Landstorfer (1883-1949) wird Priester. Von ihm stammen die ersten Veröffentlichungen über den Mühlhiasl in der Straubinger Zeitung vom 28. Februar 1923.
- Michael *1842 Für seinen zweitältesten Sohn kauft Michael Landstorfer sen. 1858 den Nachbarhof Hs.Nr. 71. 1867 übernimmt Michael jun. den Hof und vermählt sich mit Anna Weber von Sollach.
- Franz Xaver *1848, Hoferbe

 

1874 geht der Hof an Sohn Franz Xaver Landstorfer, der Kreszenz Karl von Rammersberg heiratet.

 

1920 übergibt die Mutter Kreszenz Landstorfer den Hof an ihren Sohn Michael, der eine Ehe mit der Bauerstochter Rosina Groß von Mitterschida eingeht.
Sein Bruder Peter (*1883) heiratet in den Stubenhofer-Hof in Gschwendt ein.
Rosina Landstorfer ist 1929 Fahnenmutter bei der Fahnenweihe der Feuerwehr Agendorf.

 

 

landstorfer michael rosina

Michael und Rosina Landstorfer

 

Michael Landstorfer stirbt bereits 1932 mit 45 Jahren und die Witwe bewirtschaftet mit ihren Kindern den Hof alleine weiter.

 

Letzte Hofbesitzer sind Xaver und Anna Landstorfer, dann wird der Hof in andere Hände verkauft.

 

 

1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1578
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 89
3 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B 100, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1597
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B 101, fol. 80, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1599

 

Stand: 18.04.2024