Mitterharthof

 

 

von Cornelia Landstorfer und Claudia Heigl

 

 

In verschiedenen Veröffentlichungen wird im 12. und 13. Jahrhundert immer wieder auf einen Mitterharthof Bezug genommen.

In einer Übersicht der Oberalteicher Klostergüter wird der Besitz im Jahr 1274 als „Hard iuxta Cheznah“  (Hart bei Kössnach) bezeichnet1. Er besteht aus „1 curia, 2 predia und agri“ (ein Hof, zwei Ländereien und Äcker).

 

Hier handelt es sich um den Oberharthof, während der Unterharthof in den Salbüchern des Klosters Windberg aufgeführt ist:

1392 sind drei „curia in Hart“ und ein Ort, der auch später immer wieder als „Huba aufm Hart“ bezeichnet wurde, im Urbarsbuch vom Kloster Windberg erwähnt2.

Ob es sich hier wirklich um drei „Höfe“ handelte, ist fraglich. Es könnte sich hier um sog. Hoffuße gehandelt haben. Ein Hof (curia) umfasste etwa 100 Tagwerk Grundbesitz.

Bei der Hube auf dem Hart dürfte es sich um reinen Grundbesitz ohne Hofstelle gehandelt haben. Sie wechselt im Laufe der Jahrhunderte immer wieder ihren Besitzer und gehörte bis zur Säkularisation ebenfalls dem Kloster Windberg3.

 

In allen vorliegenden Quellen finden wir in Oberharthof nur das Kloster Oberalteich als Besitzer und den Unterharthof, der im Eigentum des Klosters Windberg stand.

Ein „Mitterharthof“ findet in keiner Urkunde Erwähnung.

Dies lässt die Vermutung zu, dass es sich bei den Höfen in Hart immer um den Oberharthof und den Unterharthof handelte, die jeweils einen sehr großen Grundbesitz von über 300 Tagwerk hatten.

 

Erst um 1855 entstand durch einen Ausbruch aus dem Oberharthof ein Mitterharthof.

Der Oberharthofer Bauer Martin Zirngibl veräußerte 1855 ca. 45 Tagwerk Grundbesitz an Josef und Maria Schreiner, früher Wirtseheleute in Kalteck, die den Besitz später nochmals um fünf Tagwerk erweiterten.

Auf Schreiner folgte als neuer Besitzer der Privatier Späth von München. Nach dessen Tod war seine Schwester, Oberin von St. Klara in Regensburg Haupterbin.

Schließlich erwarb Franz Xaver Kapfer das Anwesen, der es auch wieder gegen das Gehöft in Pilgramsberg an den Rauchwarenhändler Franz Xaver Wenninger aus Straubing vertauschte.

Es folge 1887 der Immobilienhändler Franz Limbrunner

und 1890 tauschten Alois und Maria Biller von Wolfessen hierher.

1891 tauschten Johann und Maria Kiesl von Asser ihr Anwesen gegen den Mitterharthof.

 

Schließlich erwarb wiederum der Schloss- und Gutsbesitzer Karl August von Schmieder den Hof.

Die Gebäude wurden abgebrochen und die Felder zum Teil aufgeforstet.

 

Nachdem 1948 der Gutsbesitzer Max von Schmieder der Siedlungsgesellschaft ca. 20 Tagwerk Grund zur Verfügung stellte, siedelten sich 1948 und 1950 zwei heimatvertriebene Familien an der Stelle des ehemaligen Mitterharthofes an.

 

 

1 BayHStA München, Kloster Oberalteich Urkunden 23, 24.09.1274
2 BayHStA München, Kloster Windberg Amtsbücher und Akten 157, fol. 11, Urbar des Klosters Windberg 1392
3 BayHStA München, Kloster Windberg Amtsbücher und Akten 404, fol 53, Briefprotokolle 1667-1667, Am 22.November 1666 verkaufen Wolf und Maria Scherer von Reibersdorf ihren „Hubbau aufm Hardt, das Khollische Hubbau genannt“ an Georg Pachmair und Wolf Enzendorfer, beide zu Unterparkstetten.

 

Weitere Quellen:
StA Landshut, Grundsteuerkataster Unterzeitldorn Bd.7/45-1
StA Landshut, Grundsteuerkataster Unterzeitldorn Bd.7/45-13
BZAR Pfarrmatrikel der Pfarrei Kirchroth
BZAR Pfarrmatrikel der Pfarrei Sossau
BZAR Pfarrmatrikel der Pfarrei Pfaffmünster

 

Stand: 01.03.2024