Gschwendt
von Cornelia Landstorfer
Der Name des Ortes leitet sich vermutlich vom Roden ab. „Schwenden“ ist eine langsame Form der Rodung, bei der die Rinde der Bäume eingekerbt wird; dadurch sterben die Bäume ab und trocknen aus.
Luftaufnahme von Gschwendt 1956
Gschwendt war, wie auch Wolferszell, ein Ministerialensitz der Grafen von Bogen.
1119/20 wird Englmar de Geswente in der Zeugenreihe einer Traditionsnotiz des Klosters Oberalteich genannt.
1125 ist Pabo de Geswenta im Gefolge des Grafen Berthold II. von Bogen als Inhaber gesichert.
Nach einer Überlieferungslücke von mehr als 250 Jahren ist der Ort 1381 in einer Kaufurkunde erneut dokumentiert.
Anna die Poxauerin, Wittwe des Hans Poxauer von Feldkirchen und deren Sohn Kaspar verkaufen einen Hof in Niedersteinach und einen Hof in Gschwendt an das Stift Unsere Liebe Frau zur Alten Kapelle in Regensburg. Die Urkunde beschreibt neben dem Verkauf des Besitzes in Niedersteinach, damals Innersteinach genannt, die Veräußerung des heutigen Landstorfer-Hofes. Erwähnt wird in dem Dokument auch die „Taverne“ und ein weiterer Hof in Gschwendt, der Anna Poxauers Vetter Friedrich dem Sattelboger gehörte.
Bei den Sattelbogern handelt es sich um ein mittelalterliches Adelsgeschlecht, das vor allem im Hochmittelalter als Ministerialen der Grafen von Bogen und auch der bayerischen Herzöge Bedeutung erlangte.
1435 erwarb das Heilig-Geist-Spital in Straubing das freieigene Dorf Gschwendt mit Hofmark, Gericht, Gütern und Gülten von Christoph Schönsteiner zum Schönstein und seiner Frau Balburg.
Die Kaufurkunde nennt sieben Höfe (darunter auch der Pielhof), Fischwasser und einige Wälder, nämlich das Oberholz, die Mossleiten und vier Hölzer Am Aigen, in Gschwendt.
Neben dem Bürgerspital finden sich die Kirchen von Steinach und Parkstetten, sowie das Karmelitenkloster Straubing als Grundherren in Gschwendt. Als Hofmarksherren stand dem Spital jedoch auch bei diesen Gütern das Besiegelungsrecht zu. Der Spitalwald in Gschwendt ist heute noch im Besitz des Bürgerspitals Straubing.
Wohlstand durch den Fuhrhandel
Die direkte Lage an der seit langer Zeit bestehenden vielbefahrenen Landstraße war für Gschwendt von großer Bedeutung.
Die Tatsache, dass es in dem Ort auch mehrere Fuhrgewerbe gab, lässt vermuten, dass neben dem bekannten Salz- und Hopfenhandel noch andere Waren gehandelt und transportiert wurden.
Das Wirtshaus war eine bedeutende Raststätte für die durchfahrenden Händler.
Im 16. Jahrhundert bezeichnete Philipp Apian Gschwendt als Dorf und Hofmark. Damals gab es im Ort noch keine Kirche.
Im Jahr 1675 wird mit der Hinterlassenschaft des wohlhabenden Christoph Wagner die Christophorus-Kirche in Gschwendt erbaut.
Als Salz- und Hopfenhändler konnte Wagner durch seine Geschäftsreisen nach Böhmen ein sehr großes Vermögen anhäufen.
1838 sind in Gschwendt 22 Häuser erwähnt, einschließlich der Einöden „Pühel“ (Pielhof) und Weingraben.
Gschwendt war von 1821 bis 1946 eine eigene Gemeinde, kirchlich sind die Einwohner allerdings schon immer der Pfarrei Steinach eingegliedert. Zum Stichtag 01.01.1946 teilte die amerikanische Militärregierung Gschwendt der Gemeinde Ascha zu. Einen Wechsel gab es immer wieder wegen der Schule, teilweise mussten die Kinder die Schule in Steinach besuchen, meist wurden sie jedoch in Ascha eingeschult.
Die Höfe in Gschwendt
Hs. Nr. 1838 |
Besitzer 1838 | Hofname | Hofname 1838 | Strasse und Hs.Nr. | |
1 | Leibl Leonhard | beim Leibl | 1/4 Stubenhofer Sölden oder Traglgütlsrest |
Hauptstraße | 1 |
2 | Kieninger Joseph | beim Schmied | 1/16 Schmiedanwesen mit realer Schmidgerechtigkeit |
Hauptstraße | 5 |
3 | Leibel Jakob | beim Dorfleibl | 1/2 Leibelhof | Kinsachstraße | 3 |
4 | Freindorfer Matthias | beim Schneider | 1/4 Zollnergutsrecht | Kinsachstraße | 1 |
5 | Foierl Georg | beim Foierl | 1/4 Hafnergütl | Kinsachstraße | 5 |
6 | Lang Jakob | beim Wagner | 1/16 Kelnergütl | Kinsachstraße | 4 |
7 | Stubenhofer Joseph | beim Bauer | der ganze Stubenhoferhof oder Hällingmayrhof |
Hauptstraße | 13 |
8 | Lehner Georg | beim Barthel | 1/16 Barthelgütl | Hauptstraße | 15 u. 17 |
9 | Brandstetter Lorenz | beim Wirth | 1/4 Wirtshof | Hauptstraße | 7 |
9 | Brandstetter Lorenz | 1/2 Durmairhof | Hauptstraße | 7 | |
10 | Schuheder Michael | Badhaus / Kramer | 1/32 Wolfenhäusl | Kinsachstraße | 7 |
11 | Fuchs Sebastian | beim Schuster | das ehemalige Gerichtsdienerhaus |
Kinsachstraße | 6 |
12 | Hallmayer Franz | Mühle | 1/4 Ritznermühlgut | Kinsachstraße | 9 |
12 | Hallmayer Franz | 1/8 Barthel oder Stubenhofersölde |
Kinsachstraße | 9 | |
13 | Hallmayer Franz | Müller | die Schmellmer oder Zeindelmaier Sölde |
Kinsachstraße | 8 |
14 | Holmer Matthias | beim Zimmermann | 1/16 Schustergütl | Ortsfeldweg | 2 |
15 | Hallmayer Martin | Schneiderhofstatt | 1/6 Schneidergütl | Kinsachstraße | 10 |
16 | Hirte | Hirthaus mit Gemeindegründe | aufgelöst | ||
17 | Zeindlmayr Martin | beim Götzenbauer | der Rest des ganzen Götzbauernhofes, auch Thurnhof |
Kinsachstraße | 18 |
18 | Leibel Georg | beim Thurnleibl | der ganze Thurn oder Rauschenhoferhof |
Kinsachstraße | 20 |
19 | beim Eirer | 1/8 Schützenhöfl | Im Moos | 1 | |
20 | Filialkirche St. Christopher | Hauptstraße | 10 | ||
21 | Weichselgartner Georg | aufm Pühelhof | Der 1/2 Pühelhof | Pielhof | 1 |
22 | Duschl Peter | beim Duschl | Ausbrüche aus dem Götzbauerngut Nr. 17 |
Weingraben | 3 |
Die Besitzer der Höfe sind bis ins 17. Jahrhundert zurück lückenlos bekannt und können im Heimatarchiv eingesehen werden.
Bilder: Archiv für Heimatgeschichte