Der ganze Söldnerhof - heute Hilmer

 

von Claudia Heigl

 

 

Wahrscheinlich handelt es sich bei diesem Hof um den Rest des ursprünglichen Ministerialsitzes der Grafen von Bogen, die den „Pernzeller“ verliehen worden waren und auf dem 1446 noch die Familie Pernzeller saß.

1446 verpflichtet sich ein Michael Pernzeller von Bärnzell jährlich ein Pfund Wachs an die Pfarrkirche St. Michael zu geben, die sein seliger Vater gestiftet hat, als er ihm die Hofwiese und Hofmühle in Gschwendt vermacht hat1.

15252 wird die Familie Söldner erstmals urkundlich in Bärnzell genannt. Der Familienname leitet sich von dem Bewirtschafter einer „Sölde“ ab.

Sie könnten ggf. Nachfahren der Pernzeller gewesen sein, denn der große Hof in Bärnzell war „freilediges“ Eigentum. D.h. es war ein freies voll nutzbares Eigentum und von keinem Grundherrn abhängig. In ganz Ober- und Niederbayern waren nur 4 % der Höfe freieigen. Diese Bauern wurden auch „Freisassen“ genannt. Das war für Bauernfamilien sehr ungewöhnlich und dürfte noch auf die ursprünglichen „Ministeriale“ der Grafen von Bogen zurückgehen.

Der große Hof umfasste in etwa 265 Tagwerk an Grundbesitz, davon waren in etwa 168 Tagwerk Wald.
Neben diesem freien Hof, hatten die Söldner noch
- eine Zubausölde auf Erbrecht vom Chorherrenstift Pfaffmünster verliehen bekommen. Es hatte ein Innhaus und umfasste nochmals ca. 30 Tagwerk an Grundbesitz.
- Dazu kamen noch ein „Holzwachs“, also ein Wald, am Haidenberg und
- 7 Tagwerk Wiese, die beide dem Chorherrenstift in Münster gehörten.
Die Söldner bewirtschafteten also insgesamt 300 Tagwerk Grundbesitz. Dies war mit Abstand der größte Hof im ganzen Umkreis.

 

 

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 Das Hilmer-Anwesen aufgenommen ca. 1965
(Bild: Familie Hilmer, Bärnzell)

 

 

1525 verkaufen Georg und Katharina Söldner ihr Erbrecht auf der Sölde in Bärnzell (hier ist die Seidl-Sölde Hs.Nr. 1 gemeint) an den Steinacher Pfarrer Wolfgang Hofer.

1558 besitzt ein Hans Söldner den großen Hof, der mit einem Wert von 60 Regensburger Pfennige veranschlagt wird. Dazu gehört noch die Zubausölde mit einem Wert von 10 Reg. Pfg.
Im Vergleich: Die Seidlsölde (Hs.Nr. 1) in Bärnzell hat einen Wert von 14 Reg.Pfg. und der benachbarte Foidl-Hof (Hs.Nr. 2) einen Wert von 30 Pfg.


15733 und 15734 zahlt wieder ein Hans Söldner (evtl. der gleiche oder ein Sohn?) Steuer für die Sölde, für 7 Tagwerk Wiese und dem Wald am „Haidenberg“ an das Chorherrenstift.

1586 sitzt ein Wolf Söldner (Söllner) auf dem Hof5.
16126 wird der Hof mit einem Wert von 140 Pfund Pfg. bewertet. Wolf Söldner besitzt sechs Rösser, zwei Fohlen, sieben Kühe, drei Jungrinder, sechs alte Schafe, vier junge Lämmer und zwei Frischlinge.
Desweiteren besitzt er noch die Sölde, den Wald am Haidenberg und sieben Tagwerk Wiese.

Nachfolger wird ein Andreas Söldner, der 1636 bereits verstorben ist. Er hatte die Witwe Maria Kropf geheiratet, die den „Kirchhof“ in Rotham zunächst in die Ehe mitbringt. 1636 übergibt sie ihrer Tochter Eva Kropf aus erster Ehe und deren Ehemann Michael Hien den Hof in Rotham7.

 

Soeldner Georg Besitzer

 

1640 sind Johann Söldner und dessen Ehefrau Walburga, geb. Sauer Hofbesitzer8. Sie bekommen vom Prior des Karmelitenklosters zusätzlich zu ihrem umfangreichen Besitz auch noch die verwaiste „Seidlsölde“ in Bärnzell auf Erbrecht verliehen.


Beide haben einen Sohn:
- Johann *27.01.1640 heiratet 1672 die Söldnerstochter Walburga Resch von Münster Nr. 30 und wird dort zwischen 1672 und 1678 als Tagelöhner genannt9.

Um 1645 ist Johann mit Anna Kirchdorfer von Matting verheiratet. Aus dieser Ehe gehen nochmals sechs Kinder hervor:
- Barbara *1646
- Christoph (1650-1712), Hofnachfolger
- Maria heiratet 1672 den Weber und Söldner Christopher Fuchs von Gschwendt Nr. 10
- Ursula *1656
- Georg *1658
- Christopher heiratet 1683 die Pellhamer Bauerstochter Elisabeth Deblinger. Er ist als Tagelöhner in Auhof und Bärnzell anzutreffen. Nach einjähriger Ehe stirbt Christoph 1684 und die Witwe verheiratet sich mit dem Söldner Paul Käpel von Bärnzell Nr. 2

 

Im 17. Jahrhundert war es nicht ungewöhnlich, dass ein Ehepaar mehrere lebende Kinder gleichen Namens hatte. Ausschlaggebend war hier der Taufpaten, dessen Vorname die Kinder immer erhielten. Bei den Söldner-Kindern war der wohlhabende Gschwendter Handelsmann Christoph Wagner und seine Ehefrau Barbara Taufpaten.

1651 verkaufen Hans und Anna Söldner die „Seidlsölde“ in Bärnzell wieder an Anna’s Eltern Georg und Dorothea Kirchdorfer10.

 

 

Sohn Christopher Söldner übernimmt etwa 1673 den Hof von den Eltern. Er heiratet die Bauerstochter Maria Foidl von Agendorf.
Das Ehepaar hat mind. sechs Kinder:
- Maria (1674-1736) heiratet 1694 den Rothamer Bauern Georg Hien
- Barbara (1677-1742) heiratet 1699 den Gschwendter Bauern Georg Stubenhofer
- Simon (*1679)
- Magdalena (*1682)
- Mathias (*1688) Hoferbe
- Ursula (+1727) heiratete 1716 den Bauern Johann Pösl von Oberniedersteinach Nr. 8

 

Es folgt ca. 1712 Mathias Söldner, der sich als Bäuerin die Bauerstochter Eva Geiger vom Unterharthof auf den Hof holt.
Das Ehepaar hat mind. neun Kinder, von denen vier das Erwachsenenalter erreichen:
- Georg Joseph (1714-1718)
- Anna Maria heiratet 1736 den Bauern Wolfgang Haimerl von Rattiszell
- Walburga (*1716) heiratet den Hornstorfer Bauern Wolfgang Loichinger
- Andreas (*1718)
- Andreas (1719-1720)
- Katharina (*1721)
- Maria Eva (*1723) heiratet 1745 den Bauern Franz Hartberger von Steinach Hs. Nr. 24
- Michael Georg (1724-1797), Hoferbe
- Anna (*1725)

 

Soeldner Johann Besitzer

 

Michael Georg Söldner übernimmt ca. 1750 den Hof und vermählt sich mit Magdalena Eberl von Grabmühl. Aus der Ehe gehen mind. vier Kinder hervor:
- Anna Maria (*1748)
- Simon (*1751)
- Johann Georg (*1756) Hoferbe
- Anna Maria (1777-1850) heiratet 1802 den Müller Martin Lang von Wolferszell

 

Es folgt Johann Georg Söldner ca. 1778 seinem Vater als Hofnachfolger nach. Als Ehefrau nimmt er die Gschwendtner Bauerstochter Maria Löffler zur Frau.
Das erste Kind kommt bereits zwei Monate nach der Hochzeit zur Welt. Weitere sechs folgen:
- Johann Michael (*14.03.1778)
- Georg heiratet 1804 die Agendorfer Bauerstochter Anna Maria Zeindlmeier (1776-1822) und wird als Bauer in Wolferszell Nr. 15 sesshaft.
- Walburga (1783-1809) heiratet Martin Hien, den lebenslustigen Berghofbauern, der schließlich den ganzen Berghof durchbringt. Die junge Bäuerin stirbt jedoch bereits nach sechs Jahren Ehe an Wassersucht.
- Joseph (*1788)
- Anna (*1790)
- Martin (*1791) heiratet Katharina Hierl von der Kumpfmühl b. Konzell und erwirbt 1825 dem „1/2 Gmeinwieserhof“ in Unterzeitldorn. 1835 vermählt er sich in zweiter Ehe mit Anna Ittlinger aus Mallersdorf.
- Jakob (*1794), Hoferbe

 

Am 15.11.1821 übergibt Georg Söldner den insgesamt 300 Tagwerk großen Hof an seinen Sohn Jakob Söldner, der zwei Wochen später Walburga Rothamer von Rotham zur Frau nimmt.
Es kommen insgesamt elf Kinder in Bärnzell zur Welt:
- Martin (*1822)
- Jakob (*1823)
- Magdalena (*1824)
- Anna Maria (*1826)
- Walburga (1828-1901) heiratet 1855 den Bauern Johann Baptist Heisinger von Hoerabach
- Joseph (*1830)
- Franz Xaver (*1831 +)
- Johann Evangelist (1831-1832)
- Johann Georg (*1833)
- Franz Xaver (1835-1836)
- Theresia (*1840)

 

Am 31.08.1841 verkaufen Georg und Walburga Söldner ihren ganzen Besitz in Bärnzell um 43.000 Gulden dem Steinacher Schloss- und Gutsbesitzer Eduard Freiherr von Berchem und erwerben hierfür einen Hof in Schambach.
Damit endet die jahrhundertelange Geschichte der Familie Söldner in Bärnzell.

 

 Soeldner Michael Besitzer

 

 

Am 17.02.1848 verkauft der Gutsbesitzer die Hofstelle, zusammen mit 46 Tagwerk Grund an Hilmer Johann Georg und Therese, geb. Obermayer. Den gesamten umfangreichen Waldbesitz (das sog. Söldnerholz) behält der Baron jedoch für das Gut Steinach zurück. Der spätere Gutsbesitzer August von Schmieder wird ihn zusammen mit weiterem Waldgrundstücken an den Wittelsbacher Ausgleichsfond verkaufen.

Georg Hilmer stammt von dem Bauernhof aus Wiesenzell und seine Ehefrau Theresia Obermayer von dem Hof auf dem Herrnberg bei Ascha. Beide hatten 1842 geheiratet und von da ab den Hof in Bärnzell bewirtschaftet. 1848 können sie ihn von dem Gutsherrn kaufen.
Zwölf Kinder gehen aus der Verbindung hervor, die alle in Bärnzell geboren sind:
- Theresia (*1843 +)
- Theresia (*1844)
- Joseph (1846-1919) heiratet 1879 die Wirtstochter Kreszenz Loichinger von Wolferszell und übernimmt das Wirtshaus der Schwiegereltern
- Helena (1847-1915) heiratet 1878 den Hafner Jakob Echinger von Steinach Nr. 65
- Anna Maria (*1849)
- Karolina (1851-1935) heiratet 1881 den Söldner Franz Xaver Bachl von Steinach Nr. 8
- Maria (*1853)
- Xaver (1855-1917), Hoferbe
- Anna Maria (*+1857)
- Anna Maria (1861-1861)
- Anna Maria (*1862)
- Johann Baptist (*1865) heiratet 1892 die Baderstochter Helena Hagenauer von Steinach und erwirbt mit ihr das sog. Schneidergütl Hs.Nr. 8 in Wolferszell

 

Hilmer Besitzer

 

 

Sohn Xaver übernimmt 1879 den Hof in Bärnzell und heiratet die Steinacher Bauerstochter Maria Dietl.

Das Ehepaar hat zehn Kinder:
- Joseph (1881-1957) heiratet 1919 in den Hof der Witwe Magdalena Sieber von Steinach Nr. 14 ein.
- Franz Xaver (*+1882)
- Maria (1884-1952) heiratet den Nachbarn Franz Xaver Retzer von Bärnzell
- Theresia (*1885)
- Franz Xaver (*1886)
- Johann Baptist (*1889)
- Karl (*1890), Hoferbe
- Theodor (*1892)
- Katharina (1897-1972) heiratet 1928 den Steinacher Schmied Xaver Hierl
- Ludwig (1898-1936), blieb ledig auf dem Hof

 

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Maria Hilmer und Xaver Hilmer mit seinem Ochsen- und Pferdegespann
(Bilder: Familie Hilmer, Bärnzell)

 

 

1928 übernimmt Sohn Karl Hilmer den Hof, der die Bauerstochter Therese Heisinger von Hoerabach heiratet.

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 Therese und Karl Hilmer
(Bild: Familie Edenhofer, Steinach)

 

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v.l. Karl Hilmer, Therese Hilmer (geb. Heisinger), Maria Retzer (geb. Hilmer), Katharina Hierl (geb. Hilmer), ?,?, Ludwig Hilmer
vorne liegend Xaver Hierl, Schmied in Steinach
aufgenommen ca. 1930
(Bild: Familie Edenhofer, Steinach)

 

 

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 Der Hilmer-Hof aufgenommen 1980
(Bild: Familie Hilmer, Bärnzell)

 

 

 

 

1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B157, fol. 19, Sal- und Stiftbuch der St. Michaels-Pfarrkirche in Steinach mit Abschriften der Kaufbriefe u.a. Urkunden der Kirche undatiert
2 BayHStA, Karmelitenkloster Straubing, Urkunden 218
3 BZA Regensburg, KL 5 Nr. 111, Salbuch des Chorherrenstifts St. Tiburtius zu Pfaffmünster 1573, fol 6
4 BZA Regensburg, KL 5 Nr. 110, Salbuch des Chorherrenstifts St. Tiburtius zu Pfaffmünster 1578, fol 17
5 BayHStA, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1124, Grenz-, Güter- und Volksbeschreibungen des Kurpfalzbayrischen Landgerichts Mitterfels, Scharwerksregister 1586, S. 282
6 StA Landshut, Landschaft Unterlands Nr. 1224, Steuerbuch LG Mitterfels 1612, fol 1‘
7 StA Landshut, Regierung Straubing A3983, Michael Hien, Bauer zu Rotham, gegen das Kastenamt Straubing bzw. Georg Brindl, Bauern ebenda, wegen Blumbesuchs für einen ganzen Hof, in der Akte  Übergabebrief des Khropf-Hof in Rotham vom 29.03.1636
8 BayHStA, Karmelitenkloster Straubing, Urkunden 402
9 Taufen der Kinder Maria *1672, Christina *1673, Ursula *1676; Kunigunde *1678
10 BayHStA, Karmelitenkloster Straubing, Urkunden 431