Das halbe Englgut oder Semmelmann-Hof

 

alte Hs.Nr. 69, heute Trudendorf 9

 

 

 

von Claudia Heigl

 

 

 

 

Im Steuerbuch des Kasten Straubing ist 1578 ein Michael Feuerl aufgeführt. Der Hof wird mit 30 Pfund Reg.Pfg. bewertet1. Er hat Erbrecht auf zwei Viertlbau, vermög eines Kaufbriefes aus dem Jahr 1565.

Dazu gehört eine hölzerne Behausung mit einem Stall, Stadel mit einer Tenne und einem Backofen, alles mittelmäßig erbaut. Davon dient er jährlich an den fürstlichen Kasten nach Straubig an Geld mit 2 Schilling 15 Pfennige2.

 

Es handelte sich also um einen halben Hof. Dies entsprach ca. 50 bis 60 Tagwerk Grundbesitz.

 

Ihm folgen nachstehende Besitzer:

1587 Sebastian Herzog3

 

1597 - 1602 Sebastian Klöpfer4 5
Dieser besitzt 1597 zwei Rößer, vier Kühe und zwei Jungrinder. Der Hof hat schon einen Wert von 75 Pfund Reg. Pfg.

 

Hans Poiger

Lorenz Poiger

 

Am 19.11.16226 verkauft Hans Menauer und seine Ehefrau Margaretha, dem Wolf Fux von Kohlham (Hofmark Pürgl) die Erbgerechtigkeit auf dem Hof um 400 Gulden. Dazu kommt noch „das Holz an der Straß gelegen“, welches freies Eigentum ist und diverses Inventar um 250 Gulden.

 

Im November 1633 wird Oberalteich von dem schwedischen Soldaten überfallen und die Wochen danach durchstreifen die Männer die umliegenden Höfe. Dabei wird Maria, die Tochter der Bauerseheleute Wolf und Barbara Fux von dem „anwesenden Kriegsvolk entführt“ und die Eltern wahrscheinlich getötet.
Erbin ist die überlebende minderjährige Schwester Ursula der Mutter Barbara Fux.

Nachdem der Hof wohl einige Jahre öd gelegen war, verkaufen 1637 die Vormünder (Hans Prindl und Wolf Perger von Muckenwinkling) der unmündigen Schwester der Mutter und Erbin, den Hof an Georg und Eva Pächl von Trudendorf Hs.Nr. 737.

 

Das Ehepaar besitzt bereits einen Hof in Trudendorf. Bis 1647 bewirtschaften sie beide Höfe.

1641 führen sie kein Schmalzgeld von diesem Hof ab. Was bedeute, dass beim Schwedenüberfall im Januar 1641 der Hof wieder in Mitleidenschaft gezogen sein dürfte. 1642 sind es 2 ½ Gulden Schmalzgeld und in den Folgejahren dann 10 Gulden jährlich.

Allerdings dürfte 1647 der Hof wieder von den schwedischen Reitern schwer heimgesucht worden sein, da in diesem Jahr und im Folgejahr kein Schmalzgeld mehr abgeführt wird. 1649 wird ein kleiner Steuerbetrag in Höhe von 1 ½ Gulden bezahlt. Ab 1650 wieder die normalen 10 Gulden jährlich8.

 

Der Hof kommt dann wohl in andere Hände.

1668 verkaufen Wolfgang und Maria Hofstetteter den Hof an Georg und Eva Prindl von Muckenwinkling um 275 Gulden9.

 

Hofstetter Besitzer

 

 

Brndl Besitzer

 

Von dem Ehepaar finden wir acht Taufen von Kindern, die in Trudendorf geboren wurden, in dem Kirchenbuch von Steinach:
- Elisabeth *1671 heiratet 1696 Durmayr (Thurmayer) von vom Thanhof
- Katharina *+ 1671
- Maria *1673 heiratet 1696 in Steinach den Bauern Georg Löffler von Zachersdorf
- Rosina *1675 heiratet 1699 Johann Bogner, Tagelöhner in Gschwendt und Bärnzell
- Adam *1678
- Wolfgang 1680
- Ursula *1682
- Christoph *1684

 

 

1683 tauschen Georg und Eva Prindl den Hof mit Paul und Anna Eginger (Egner oder Aigner) von Gschwendt10. Hier ist der Thurnhof in Gschwendt Hs.18 gemeint.

Vier Kinder kommen in Trudendorf zur Welt, dann vertauschen die Eginger’s 1690 ihren Hof erneut mit dem Hof von Hans und Maria Pichelmayr in Reibersdorf11.

 

Piechlmayer Besitzer

 

 

1703 heiratet Johann Groß von Unterhartberg in den Hof ein.

 

Ab 1729 finden wir Peter Pogner von Dörfling und seine Ehefrau Gertrud, geb. Geyer von Unteröbling auf dem Hof.

 

Bogner Gross Besitzer

 

1755 heiratet der Bauerssohn Mathias Groß von Vorderschida die Pogner-Tochter Barbara und übernimmt mit ihr den Hof. Als Barbara 1762 stirbt, holt sich der Witwer die Bauerstochter Maria Wacker von Reibersdorf als zweite Ehefrau ins Haus.

1764 ziehen Mathias und Maria Groß auf den Scheftenhof und Hans und Walburga Semmelmann folgen als nächste Bauerseheleute auf den Trudendorfer-Hof.

 

1817 übernimmt Sohn Georg Semmelmann den halben Hof und heiratet die Bauerstochter Anna Maria Ring von Edenhofen.

 

1849 folgt Sohn Lorenz, der sich mit Anna Schindlmayer vom Dunkhof vermählt.

 

Semmelmann Besitzer

 

Das Ehepaar bewirtschaftet den Hof jedoch nur zehn Jahre, dann erwirbt 1859 ein Joseph Weber das Anwesen.

 

1918 kaufen Josef Engl (+27.03.1924 mit 52 Jahren) und Maria geb. Bergbauer, von Obergrub bei Haibach den Besitz.

 

 

 

 

 

 

 

1 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B99, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1578
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B39, Sal- und Urbarsbuch über die propsteiischen Lehengüter des Rentkastenamts Straubing, 1579, fol. 89
3 BayHStA München, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1198, fol. 162, Scharwerkbuch der propsteiischen Untertanten 1587
4 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B 100, Steuerbuch des fürstl. Kasten Straubing 1597
5 BayHStA München, Kurbayern Geheimes Landesarchiv 1198, fol. 376, Scharwerkbuch Kastenamt Straubing 1602
6 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, 39, fol.84‘  Kaufvertrag vom 19.11.1622
7 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P50,  fol. Kaufvertrag vom 18.04.1637
8 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing B90, Schmalzbuch Kastenamt Straubing 1641-1650
9 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing P60 II, fol 215‘, Briefprotokolle 1667-1669, Kaufvertrag vom 26.11.1668
10 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P65 II, fol. 109  Tauschbrief vom 20.03.1683
11 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P67 I, fol. 13  Tauschbrief vom 01.04.1690

 

 

Stand: 23.07.2023