Der halbe „Niederharthof“ oder „Unterharthof“ Hs.Nr. 74 in Unterhartberg
1827: Hs.Nr. 68; 1842: Hs.Nr. 74, später Hs.Nr. 202, heute Unterhartberg 9
von Claudia Heigl
Jahrhundertelang gehörten die drei Höfe in Oberhartberg und Unterhartberg zur Pfarrei Steinach, bis sie 1838 in die Pfarrei Mitterfels umgepfarrt wurden.
In Unterhartberg finden wir bis ca. 1858 zwei halbe Höfe:
Den „Forsterhof“ Hs.Nr. 73 (spätere Hs.Nr. 198), heute Unterhartberg 8
und den „Niederharthof“ Hs.Nr. 74 (spätere Hs.Nr. 202), heute Unterhartberg 6
In der Uraufnahme hatte der "Unterhartberger Hof" die Hs.Nr. 68
Uraufnahme ca. aus dem Jahr 1830
Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas
Der „Niederharthof“ gehörte zur Herrschaft Brennberg. Gerichtlich war er dem Landgericht Mitterfels unterstellt.
Wie alle drei Höfe in Ober- und Unterhartberg, musste auch dieser Hof noch zusätzlich Abgaben an das Steinacher Benefizium abführen.
Bei der Inventur des Nachlasses des Steinacher Benefiziaten Eggenhover wird 1612 aufgeführt, dass ein „Leonhart Hartberger“ Schulden für den Zehentausstand von 10 Vierling Korn in Höhe von 5 1/2 Gulden hat1.
1640 stirbt der Bauer Johann Schiechl von Unterhartberg und seine Witwe Katharina heiratet 1653 den Witwer Sebastian Foidl von Agendorf.
1648 wird ein Wolfgang Kädersbeck auf den Niederhartberger Hof genannt.
1649 und 1663 finden wir einen Mathias Jäger in den Urkunden. Er ist mit Walburga Linger von Scheibelsgrub verheiratet2, die jedoch 1649 bereits stirbt.
1670 wird Mathis Groß Bauer auf dem Hof. Er ist der Sohn der Bauerseheleute Andreas und Maria Magdalena Groß vom Oberhartberg. Im gleichen Jahr heiratet er die Bauerstochter Maria Straßmayr vom Straßhof. 1685 stirbt der 44jährige und die Witwe nimmt den Nachbarssohn Andreas Engl zum Ehemann.
Den Hof übernimmt 1710 ein Sohn aus erster Ehe - Jakob Groß. Er ist mit Barbara Obermayer von Herrnberg verheiratet.
Sohn Johann Groß studiert Theologie und wird Kooperator in der Pfarrei Steinach. 1766 stirbt er im Alter von 37 Jahren in Unterhartberg bei der Familie seines Brudern Michael.
Sein Grabstein befindet sich im Vorbau des Leichenhauses von Steinach.
1750 hatte Michael Groß den Hof übernommen und 1785 folgt dessen Sohn Paul Groß als Hofnachfolger nach.
Paul Groß ist dreimal verheiratet.
Hoferbe wird 1796 ein Sohn aus erster Ehe, Johann Groß. Johann Groß ist mit der Bauerstochter Walburga Löffler von Wolferszell verheiratet.
Eine Tochter von ihnen, Walburga, heiratet 1828 in den Nachbarhof in Unterhartberg ein.
Eine weitere Tochter namens Magdalena vermählt sich 1831 mit dem Bauerssohn Joseph Hirtreiter von Miething und übernimmt den elterlichen Hof in Unterhartberg.
Vier Kinder kommen noch auf dem Hof zur Welt.
Ca. 1837 verkaufen die Bauerseheleute den Hof an einen Jakob Schlecht.
Der zertrümmert den Hof und es entstetn dadurch ein neues Anwesen:
- Hs.Nr. 74 1/3 (Hs.Nr. 204), heute verschwunden
1839 erwirbt Martin Wirth Grundstücke und errichte ein Haus
Nächste Besitzer sind: Rothammer, Kronfeldner, Haimerl
1839 verkauft Schlecht den Resthof weiter an Joseph Zollner, der bis 1846 in Unterhartberg bleibt und nochmals Grundstücke vom Hof verkauft.
Familie Kräh
1846 erwirbt Joseph Kräh den Rest des Unterhartberger Hof.
Joseph's Vater Christoph Kräh stammte von Gossersdorf und war mit der Binderstochter Therese, geb. Schneider von Konzell verheiratet3.
Christoph und Therese Kräh erwerben das Weberhäusl in Scheibelsgrub Nr. 12. Joseph Kräh ist zunächst nach seiner Heirat mit der Häuslerstochter Walburga Färber als Maurer im Elternhaus ansässig.
1846 erwirbt er den Rest des Unterhartberger Hofes.
Am 12.01.1858 stirbt Walburga Kräh mit knapp 46 Jahren an einer Lungenentzündung, nachdem sie noch einen Tag vorher einen zu früh geborenen Knaben zur Welt bringt.
1860 übergibt Joseph Kräh den Hof an seine Tochter Therese und zieht mit seiner zweiten Ehefrau, der Bauerswitwe Margaretha Miedaner von Willersberg, wieder nach Scheibelsgrub.
Vorher verkauft er noch ein Grundstück an Johann Gruber, der darauf ein neues Haus errichtet:
- Hs.Nr. 74 ½ (Hs.Nr. 203), Unterhartberg 11
1858 kauft Johann Gruber Grundstücke von dem Hofbesitzer und errichte ein Haus
Nächste Besitzer sind: Schmid, Pielmeier, Weber, Strauß, Weismeier, Maurer, Deuschl
1860 übernimmt Therese Kräh den Hof.
Sie veräußert 1861 Grundstücke an Franz Haggn, der 1862 darauf ein neues Wohnhaus errichtet. Ein neues Anwesen entsteht: Hs.Nr. 74 1/4, heute Unterhartberg 9
1861 verkauft Therese Kräh an die zwei Brüder Joseph und Georg Kräh den Unterhartberger Hof.
1863 wird Joseph Kräh Alleineigentümer.
Es folgen 1898 Anton Kräh und 1931 Xaver Kräh.
1 Schlicht Josef, Steinach ein niederbayerisches Geschichtsbild, Nr. 39. (Hier ist kein Ortsname dabei. Er steht jedoch gleich hinter Hans Hartberger und vor Hans Hochfellner von Oberhartberg.)
2 StA Landshut, Rentkastenamt Straubing, P56, fol.5 Heiratsbrief vom 03.10.1656
3 Pfarrmatrikel Konzell/Bd.6, S. 376, Trauung am 10.02.1801 in Konzell
Weitere Quellen:
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-2, Urkataster Mitterfels 1842
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-6, Umschreibehefte zum Urkataster 1842 - 1858
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-7, Renovierter Kataster Mitterfels 1858
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-9, Umschreibehefte zum Kataster 1858 - 1876
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-10, Renovierter Kataster Mitterfels 1876
- StA Landshut, Grundsteuerkataster Sig. 1/29 I-15 und 16, Umschreibehefte Mitterfels 1876 - 1960
BZAR Regensburg, Pfarrmatrikel Steinach
Bzar Regensburg, Pfarrmatrikel Mitterfels
Stand: 22.10.2023