Haus Nr. 9 „Die Webersölde“

 in Oberniedersteinach

 

von Claudia Heigl

 

 Uraufnahme Webersoelde

Uraufnahme aus dem Jahr 1827
(Quelle: Bay. Vermessungsverwaltung München, Bayernatlas)

 

Dieser Hof gehörte im 16. Jahrhundert grundherrlich zum Kloster Windberg, war aber wie auch der Peselhof zur  Hofmark Haunkenzell zinsbar.

 

Als erster Bauer wird ein Leonhard Hunger auf der Sölde genannt.
Das Kloster Windberg stellt für Leonhard Hunger und seine Ehefrau Clara eine Erbbrief für den Hof in „Innern Steinach“ aus1 und Leonhard wird 1541 in einem Steuerbuch des Klosters erwähnt2.

16023 und 16214 wird ein Andre Hochfeldner als Söldner aufgeführt.

 

Auch dann schweigen die Quellen wieder während des 30jährigen Krieges und auch dieser Hof dürfte brach liegen bis 1648 die Familie Grandsberger einzieht.
Johann Grandsberger ist der Sohn des Leinwebers Georg Grandsberger von Apoig5.

Sechs Generationen der Familie Grandsberger bewirtschaften den Hof und verdienen sich als Weber ein zusätzliches Einkommen.

 

 9 Grandsberger Besitzer Webersoelde

 

Nach 210 Jahren im Familienbesitz verkauft 1858 Johann Grandsberger die Sölde mit 65 Tagwerk Grundbesitz an Michael Irrgang von Haderstadl.

 

9 Irrgang Besitzer Webersoelde

 

Die nächsten Jahrzehnte wechselt auch diese Hofstelle, wie alle in Oberniedersteinach, dann häufig den Besitzer.

 

9 Buchner Besitzer Webersoelde

 

1863 tauscht Mathias Buchner gegen sein Anwesen in Aiterhofen hierher und nimmt eine Tochter des „Bauern auf der Wies“ Anna Maria  Leibl zur Ehefrau.

1870 vertauscht Georg Laschinger sein Anwesen in Kay gegen den Hof der Buchner’s.

Bereits 1872 kauft ein Franz Wolf den Hof, der ihn aber gleich zwei Monate später mit den Immobilienhändler Fischold Josef und Anna und Fischold Alois gegen ein Anwesen in Mallersdorf (Hs.Nr. 127) eintauscht.

 

Im Januar 1873 tauschen schließlich Michael und Anna Maria Dobmeier ihr Anwesen in Blaibach gegen den 75 Tagwerk großen Besitz in Oberniedersteinach.

Das Ehepaar bringt drei Töchter mit und zwei kommen noch in Oberniedersteinach zur Welt:
- Karolina (*ca. 1862) stirbt mit 22 Jahren an Lungenschwindsucht (+05.08.1884)
- Maria (*1865) erbt den Hof
- Anna (*1871) stirbt mit 12 Jahren an Diphterie (+15.09.1883)
- Philomena (*1873)
- Therese (*1876) stirbt mit 4 Jahren an Scharlach (+03.07.1880)

 

Nach dem Tod der älteren Schwester erbt Maria den Hof und heiratet 1884 auf Druck ihrer Eltern Johann Baptist Leibl vom Leibl-Hof in Unterniedersteinach.

Als im Hof daneben 1889 neue Nachbarn einziehen, beginnt eine Romanze zwischen der jungen Frau und dem Nachbarssohn. Sie endet schließlich damit, dass die Bäuerin 1897 ihre fünf Kinder, Mann, Mutter und Hof verlässt und zu ihrem Geliebten nach Amerika durchbrennt.

Diese filmreife Geschichte wurde von Josef Schlicht in seinem Aufsatz „Mutterlos“ festgehalten.

Nach einem Jahr kehrt sie reumütig zurück und wird von ihrem Ehemann wieder aufgenommen.
Es kommen nochmals vier Kinder zu Welt, von denen jedoch zwei im Kindsalter sterben.

- Rupert (1885 -1886)
- Rupert (1887-1964), Landwirt in Agendorf
- Kreszenz (1888-1949) heiratert Ludwig Gierl von Steinach
- Otto (*1892), ist Kutscher in Steinach und später Gestütarbeiter in Köln
- Johann Baptist (*+1893)
- Johann Baptist (1895-1967), Hoferbe, später Landwirt in Steinach
- August (1896-1917) vermisst in Frankreich im 1. Weltkrieg
- Karl (*1900) Knecht in Alburg
- Emilie (1902-1903)
- Joseph (1904-1905)
- Joseph (*1907), Arbeiter im Gestüt Steinach

 

1911 übernimmt Sohn Johann Baptist Leibl den Hof, der ihn jedoch bereits nach einem Jahr wieder an den Steinacher Schloss- und Gutsbesitzer Karl August von Schmieder verkauft und 1923 in ein Anwesen in Steinach einheiratet.

 

9 Dobmeier Leibl Besitzer

 

Schmieder lässt die Gebäude abreißen und die Grundstücke werden in den Gutshof integriert. Damit verschwindet die alte Hofstelle in Oberniedersteinach.

 

 

 

1 BayHStA, Kloster Windberg Amtsbücher und Akten 6
2 BayHStA, Kloster Windberg Amtsbücher und Akten 160, Salbuch 1541, fol. 54
3 BayHStA, Kloster Windberg Amtsbücher und Akten 161, Zehentbuch 1602 fol. 170
4 BayHStA, Kloster Windberg Amtsbücher und Akten 161, Zehentbuch 1628 fol. 89
5 Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Kloster Windberg OA 13 Nr. 17, fol. 112, Am 01.03.1657 verkaufen Hans Grandsperger, Weber zu Innersteinach und Walburga, Ehefrau des Sebastian Pelkofer zu Oberhunderdorf, beide Kinder und Erben des Georg Grandsperger, gewester Leinweber von Apois das Gnad- und Baurecht auf die Sölde zu Apois an ihre Stiefmutter Magdalena Grandsberger um 165 Gulden.

 

weitere Quellen:
- Vermessungsamt Straubing, Liquidationsprotkoll der Steuergemeinde Bärnzell vom April 1839
- StA Landshut, Grundsteuerkatater 1/ 4, Band 4, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster der Gemarkung Bärnzell 1842 - 1858
- StA Landshut, Grundsteuerkatater 1/ 4, Band 7, Umschreibehefte zum Grundsteuerkataster der Gemarkung Bärnzell 1858 - 1960
- Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg, Matrikel der Pfarrei Steinach und der Pfarrei Kirchroth